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Als Militarismus wird die Dominanz militärischer Wertvorstellungen und Interessen in der Politik und im gesellschaftlich

Militarismus

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Als Militarismus wird die Dominanz militärischer Wertvorstellungen und Interessen in der Politik und im gesellschaftlichen Leben bezeichnet, wie sie etwa durch die einseitige Betonung des Rechts des Stärkeren und die Vorstellung, Kriege seien notwendig oder unvermeidbar, zum Ausdruck kommen oder durch ein strikt hierarchisches, auf Befehl und Gehorsam beruhendes Denken vermittelt werden.

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Nürnberg 1934, NSDAP-Reichsparteitag, Marsch der deutschen Reichswehr
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Rekrutierungsplakat der Panzerschule der Kaiserlich Japanischen Armee von 1939

Die gegensätzliche Haltung zum Militarismus wird als Antimilitarismus bezeichnet.

Definitionen und Modelle

Nach dem Politologen und Militarismusforscher Wilfried von Bredow ist der Militarismus, den er als „die Dominanz des Militärs als Organisation in Staat und Gesellschaft“ bezeichnet und der „das Vorherrschen militärisch-kriegerischer Denkkategorien in Staat, Gesellschaft und Politik“ beinhaltet, von „zwei verschiedenen Modellen für das zivil-militärische Verhältnis“ abhängig, die sich nach der Industriellen Revolution entwickelten:

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Militärparade 1983 in Moskau zum Jahrestag der Oktoberrevolution
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Militärparade zum 75. Jahrestag der Arbeiterpartei in Nordkorea, am 10. Oktober 2015
  • Im ersten Modell erhalten die Streitkräfte im „gesellschaftlichen Alltagsleben“ keine übergroße Bedeutung, bleiben „virtuell“ und erst „im Falle einer Bedrohung“ werden sie „aktuell“ bedeutsam: „Im militärischen Ernstfall erscheint es den Bürgern als patriotische Pflicht, die Uniform anzuziehen und ihren Staat zu verteidigen.“ Nach von Bredow kann dieses Modell zu Militarismus führen, muss aber nicht. Im Falle der USA könnte „der auf dieses Modell zurückzuführende Waffenkult im Zivilleben als eine Schrumpfform des Militarismus bezeichnet werden“.
  • Im zweiten Modell stellen die Streitkräfte selbst den „Motor der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung“. Die Streitkräfte gelten als „Schule der Nation“ und greifen auch in sogenannten Friedenszeiten massiv in politische Entscheidungsprozesse ein: „Militärische Werte und soldatische Verhaltensweisen bestimmen zivile Handlungen und Entscheidungsprozesse“. Dieses Modell befördert den Militarismus grundsätzlich. Als geschichtliches Beispiel hierfür nennt von Bredow den deutschen Militarismus unter Kaiser Wilhelm II (vgl. auch Unterabschnitt Militär im Artikel Deutsches Kaiserreich).

Nicht nur, aber auch mit Blick auf die nationalsozialistische Gewaltherrschaft charakterisiert den Militarismus als „häufig auftretende Neigung oder eine kulturelle Voreingenommenheit zugunsten des Krieges, auf die ein Kriegsführender zurückgreifen kann“. In dieser Form „verursacht der Militarismus zunächst Kriege und diktiert dann ihre rücksichtslose Durchführung“.

Bei der Entnazifizierung zählten Militaristen zu den sogenannten Belasteten (Art. 8 des Gesetzes zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus, kurz „Befreiungsgesetz“ genannt, bzw. Art. III der Kontrollratsdirektive Nr. 38), für die erhebliche Sühnemaßnahmen vorgesehen waren (Art. 16 des Befreiungsgesetzes bzw. Art. IX der Kontrollratsdirektive Nr. 38).

Dem deutschen Militärhistoriker und Friedensforscher Wolfram Wette zufolge ist ein Kriterium für einen nicht militaristisch orientierten Staat, dass er von seinen Soldaten verlange, „einem Befehl, der ein Vergehen oder Verbrechen beinhalte“, keinen Gehorsam zu leisten. Eine Gehorsamsverweigerung ist beispielsweise gem. § 22 Abs. 1 Satz 1 WStG in Deutschland nicht strafbar, wenn durch das Befolgen eines Befehls eine Straftat begangen würde.

Geschichte

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Die Pickelhaube gilt als Symbol des preußischen Militarismus
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Militärgeistliche vereidigen am 23. November 1914 im Lübecker Dom die neuen Rekruten

Immer wieder wurden ganze Gesellschaften durch eine lang anhaltende und viele Gesellschaftsbereiche umfassende Militarisierung geprägt (z. B. Sparta). Im deutschen Kulturraum bildete der Militarismus vom 18. bis Ende des 20. Jahrhunderts eine bedeutende gesellschaftliche Erscheinung. Seit der frühen Neuzeit kam es durch die Zwangsrekrutierung von Söldnern oder die Militärdienstpflicht beim Aufbau stehender Heere in den protestantischen Ländern Europas zu einer starken Militarisierung. Emmanuel Todd weist darauf hin, dass die jüngeren Söhne in protestantischen Gesellschaften, die nach dem Prinzip der Stammfamilie organisiert waren (der älteste Sohn erbt den Hof und wohnt bei den Eltern, die jüngeren Söhne gehen weitgehend leer aus), zu „Instrumenten einer wahrhaftigen Militarisierung der Gesellschaft“ wurden. Die in katholischen Ländern mögliche Lösung des Wechsels in ein Kloster blieb ihnen verschlossen. So erreichte das katholische Frankreich zum Höhepunkt der Militarisierung unter Ludwig XIV. um 1710 nur eine Heeresstärke von 1,5 % der Bevölkerung, im protestantischen Preußen 1740 hingegen waren es infolge der Rekrutierung nicht erbender Söhne 3,7 % und 1760 7,1 %. Im protestantischen Schweden standen 1709 sogar 7,7 % der Bevölkerung im Militärdienst, und in Hessen-Kassel, das seine Soldaten im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg an die Briten auslieh, erreichte die Militarisierungsquote ebenfalls 7,7 %. England bildete eine Ausnahme unter den protestantischen Staaten: Hier herrschte früh die Kernfamilie vor, in der die Landwirte als Pächter nicht an den Boden fixiert waren und der Erbstatus der Kinder nicht festgelegt war, und die Rekrutierungsquote erreichte 1710 ihr Maximum mit nur einem Prozent; sie sank bis 1783 auf 0,3 % ab.

Auch der Nationalismus, eine Begleiterscheinung der Militarisierung sei im Protestantismus angelegt: „Jedes calvinistische Volk, das die Bibel liest, hält sich zu irgendeiner Zeit für ein neues von Gott auserwähltes Israel.“ Später wurde auch der Lutheranismus zu einem Vehikel der Militarisierung der deutschen Gesellschaft. So bemerkte Ernst Troeltsch vor dem Ersten Weltkrieg, dass das Luthertum sich „verband [...] mit der Reaktion des monarchischen Gedankens, des agrarischen Patriarchalismus, der militärischen Machtinstinkte“ und damit der „Restauration ideellen und ethischen Rückhalt“ gab. Es wurde daher „von den sozial und politisch reaktionären Mächten mit allen Gewaltmitteln gestützt, heiligte den realistischen Machtsinn und die dem preußischen Militarismus unentbehrlichen ethischen Tugenden des Gehorsams, der Pietät und des Autoritätsgefühls.“

Preußisch-deutscher Militarismus

Der preußisch-deutsche Militarismus wird immer wieder als Prototyp und historisches Musterbeispiel von Militarismus beschrieben. Er wird von einigen Historikern als eine Erscheinung angesehen, die seit den Deutschen Einigungskriegen den deutschen Nationalstaat prägte und den Humus für den Ersten und den Zweiten Weltkrieg bildete und trotz verschiedener Militarismustypen zwischen 1871 und 1945 eine militaristische Kontinuität gebildet hat. So zog z. B. Friedrich Meinecke eine Kontinuitätslinie von Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. zum Dritten Reich unter Hitler. Als Kernorgan des preußisch-deutschen Militarismus wird der Große Generalstab angesehen, dessen Mitglieder von der Bevölkerung als Halbgötter betrachtet wurden, und von denen man in einer Mischung aus Bewunderung und Furcht sprach. Mit dem Tag von Potsdam im März 1933, stellten sich Hitler und die NSDAP vor den Augen der deutschen und internationalen Öffentlichkeit in die Tradition des preußisch-deutschen Militärstaates. Die Alliierten beschränkten die Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg nicht auf das Führungspersonal des NS-Staates, sondern sahen strukturelle Zusammenhänge mit dem für Deutschland charakteristischen System des Militarismus. Sie hielten die Potsdamer Konferenz in der symbolbeladenen Hauptstadt des preußischen Militarismus ab.

Militarismus in der DDR-Historiographie

In der DDR wurde der Militarismus als reaktionäre Erscheinung der Klassengesellschaft betrachtet. Der Begriff „Militarismus“ avancierte zusammen mit der Kategorie des Imperialismus zu einem Schlüsselbegriff marxistisch-leninistischer Geschichtsdeutung. Das Phänomen des Militarismus wurde als untrennbar mit der Geschichte des Imperialismus betrachtet, der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus brachte den „imperialistischen Militarismus“ hervor und verschärfte gleichzeitig den Klassenkampf und damit die Repression im Innern der imperialistischen Staaten. Der 1897/98 in Deutschland beginnende Flottenbau wurde als der militärische Ausdruck des Übergangs zum Imperialismus angesehen. Die Novemberrevolution 1918 wurde als Volkserhebung gegen den deutschen Imperialismus und Militarismus gedeutet. Der Begriff wurde jedoch nicht auf das eigene Land angewendet, das doch nach Wolfram Wette eine tiefgreifende Militarisierung der Gesellschaft erlebte. Von einem proletarischen Militarismus zu sprechen lag außerhalb des Denkhorizonts.

Literatur

  • Volker Berghahn: Militarismus. Die Geschichte einer internationalen Debatte („Militarism“). Verlag Berg, Hamburg 1981, ISBN 3-608-91479-X.
  • Wilfried von Bredow: Militär und Demokratie in Deutschland: Eine Einführung (Studienbücher Außenpolitik und internationale Beziehungen). VS Verlag, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15712-2.
  • Stig Förster: Der doppelte Militarismus. Die deutsche Heeresrüstungspolitik zwischen Status-quo-Sicherung und Aggression 1890–1913 (= Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte Mainz. Bd. 118). Steiner, Stuttgart 1985, ISBN 3-515-04310-1.
  • : Militarismus des Zivilen in Japan 1937–1940: Diskurse und ihre Auswirkungen auf politische Entscheidungsprozesse (Reihe zur Geschichte Asiens; Bd. 19). Iudicium Verlag, München 2019, ISBN 978-3-86205-220-2.
  • Wolfgang Kruse: Die Erfindung des modernen Militarismus. Krieg, Militär und bürgerliche Gesellschaft im politischen Diskurs der Französischen Revolution 1789–1799. Oldenbourg Verlag, München 2003, ISBN 3-486-56684-9 (zugl. Habilitationsschrift, Universität Hagen 2001).
  • Christoph Schubert-Weller: „Kein schönrer Tod …“ Die Militarisierung der männlichen Jugend und ihr Einsatz im Ersten Weltkrieg 1890–1918. Juventa-Verlag, Weinheim 1998, ISBN 3-7799-1127-2.
  • Wolfram Wette (Hrsg.): Schule der Gewalt. Militarismus in Deutschland; 1871–1945. Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-7466-8124-3.
  • Wolfram Wette: Militarismus in Deutschland. Geschichte einer kriegerischen Kultur. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-596-18149-0 (Erstausgabe Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2008).

Weblinks

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Commons: Militarismus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
imageWiktionary: Militarismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Jugend in Deutschland 1918 bis 1945: Militarismus vor 1933 (NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln)
  • Bettina Musall: Militarismus im Kaiserreich. In: Einestages, 14. Juni 2013

Einzelnachweise

  1. Klaus Schubert, Martina Klein: Das Politiklexikon. 4., aktual. Auflage. Dietz, Bonn 2006.
  2. Wilfried von Bredow: Militär und Demokratie in Deutschland: Eine Einführung (Studienbücher Aussenpolitik und internationale Beziehungen). VS Verlag, Wiesbaden 2007, S. 66 f.
  3. A. J. Coates: The Ethics of War. Manchester University Press, Manchester 1997, ISBN 0-7190-4046-9, S. 40.
  4. Gesetz Nr. 104 zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus vom 5. März 1946, bei verfassungen.de
  5. Kontrollratsdirektive Nr. 38 vom 12. Oktober 1946. In: Amtsblatt des Kontrollrats in Deutschland, Nummer 11 vom 31. Oktober 1946, S. 184, urn:nbn:de:101:1-201301315086.
  6. Wolfram Wette: Militarismus in Deutschland. Geschichte einer kriegerischen Kultur. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2011, S. 222.
  7. Emmanuel Todd: Traurige Moderne. München 2018, S. 183.
  8. Todd 2018, S. 184.
  9. Ernst Troeltsch: Die Soziallehren der christlichen Kirchen und Gruppen. Tübingen 1912. Nachdruck Aalen 1961, S. 603; neu erschienen in: Ernst Troeltsch: Kritische Gesamtausgabe, KGA 9/1–3, hg. von F. W. Graf, Berlin 2015.
  10. Wolfram Wette: Militarismus in Deutschland. Geschichte einer kriegerischen Kultur. Frankfurt am Main 2008, S. 20 f, 23, 53, 177, und 216.
  11. Wolfram Wette: Militarismus in Deutschland. Geschichte einer kriegerischen Kultur. Frankfurt am Main 2008, S. 30 ff.
Normdaten (Sachbegriff): GND: 4039356-2 (GND Explorer, lobid, OGND, AKS)

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 25 May 2025 / 07:52

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Als Militarismus wird die Dominanz militarischer Wertvorstellungen und Interessen in der Politik und im gesellschaftlichen Leben bezeichnet wie sie etwa durch die einseitige Betonung des Rechts des Starkeren und die Vorstellung Kriege seien notwendig oder unvermeidbar zum Ausdruck kommen oder durch ein strikt hierarchisches auf Befehl und Gehorsam beruhendes Denken vermittelt werden Nurnberg 1934 NSDAP Reichsparteitag Marsch der deutschen ReichswehrRekrutierungsplakat der Panzerschule der Kaiserlich Japanischen Armee von 1939 Die gegensatzliche Haltung zum Militarismus wird als Antimilitarismus bezeichnet Definitionen und ModelleNach dem Politologen und Militarismusforscher Wilfried von Bredow ist der Militarismus den er als die Dominanz des Militars als Organisation in Staat und Gesellschaft bezeichnet und der das Vorherrschen militarisch kriegerischer Denkkategorien in Staat Gesellschaft und Politik beinhaltet von zwei verschiedenen Modellen fur das zivil militarische Verhaltnis abhangig die sich nach der Industriellen Revolution entwickelten Militarparade 1983 in Moskau zum Jahrestag der OktoberrevolutionMilitarparade zum 75 Jahrestag der Arbeiterpartei in Nordkorea am 10 Oktober 2015Im ersten Modell erhalten die Streitkrafte im gesellschaftlichen Alltagsleben keine ubergrosse Bedeutung bleiben virtuell und erst im Falle einer Bedrohung werden sie aktuell bedeutsam Im militarischen Ernstfall erscheint es den Burgern als patriotische Pflicht die Uniform anzuziehen und ihren Staat zu verteidigen Nach von Bredow kann dieses Modell zu Militarismus fuhren muss aber nicht Im Falle der USA konnte der auf dieses Modell zuruckzufuhrende Waffenkult im Zivilleben als eine Schrumpfform des Militarismus bezeichnet werden Im zweiten Modell stellen die Streitkrafte selbst den Motor der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung Die Streitkrafte gelten als Schule der Nation und greifen auch in sogenannten Friedenszeiten massiv in politische Entscheidungsprozesse ein Militarische Werte und soldatische Verhaltensweisen bestimmen zivile Handlungen und Entscheidungsprozesse Dieses Modell befordert den Militarismus grundsatzlich Als geschichtliches Beispiel hierfur nennt von Bredow den deutschen Militarismus unter Kaiser Wilhelm II vgl auch Unterabschnitt Militar im Artikel Deutsches Kaiserreich Nicht nur aber auch mit Blick auf die nationalsozialistische Gewaltherrschaft charakterisiert den Militarismus als haufig auftretende Neigung oder eine kulturelle Voreingenommenheit zugunsten des Krieges auf die ein Kriegsfuhrender zuruckgreifen kann In dieser Form verursacht der Militarismus zunachst Kriege und diktiert dann ihre rucksichtslose Durchfuhrung Bei der Entnazifizierung zahlten Militaristen zu den sogenannten Belasteten Art 8 des Gesetzes zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus kurz Befreiungsgesetz genannt bzw Art III der Kontrollratsdirektive Nr 38 fur die erhebliche Suhnemassnahmen vorgesehen waren Art 16 des Befreiungsgesetzes bzw Art IX der Kontrollratsdirektive Nr 38 Dem deutschen Militarhistoriker und Friedensforscher Wolfram Wette zufolge ist ein Kriterium fur einen nicht militaristisch orientierten Staat dass er von seinen Soldaten verlange einem Befehl der ein Vergehen oder Verbrechen beinhalte keinen Gehorsam zu leisten Eine Gehorsamsverweigerung ist beispielsweise gem 22 Abs 1 Satz 1 WStG in Deutschland nicht strafbar wenn durch das Befolgen eines Befehls eine Straftat begangen wurde GeschichteDie Pickelhaube gilt als Symbol des preussischen MilitarismusMilitargeistliche vereidigen am 23 November 1914 im Lubecker Dom die neuen Rekruten Immer wieder wurden ganze Gesellschaften durch eine lang anhaltende und viele Gesellschaftsbereiche umfassende Militarisierung gepragt z B Sparta Im deutschen Kulturraum bildete der Militarismus vom 18 bis Ende des 20 Jahrhunderts eine bedeutende gesellschaftliche Erscheinung Seit der fruhen Neuzeit kam es durch die Zwangsrekrutierung von Soldnern oder die Militardienstpflicht beim Aufbau stehender Heere in den protestantischen Landern Europas zu einer starken Militarisierung Emmanuel Todd weist darauf hin dass die jungeren Sohne in protestantischen Gesellschaften die nach dem Prinzip der Stammfamilie organisiert waren der alteste Sohn erbt den Hof und wohnt bei den Eltern die jungeren Sohne gehen weitgehend leer aus zu Instrumenten einer wahrhaftigen Militarisierung der Gesellschaft wurden Die in katholischen Landern mogliche Losung des Wechsels in ein Kloster blieb ihnen verschlossen So erreichte das katholische Frankreich zum Hohepunkt der Militarisierung unter Ludwig XIV um 1710 nur eine Heeresstarke von 1 5 der Bevolkerung im protestantischen Preussen 1740 hingegen waren es infolge der Rekrutierung nicht erbender Sohne 3 7 und 1760 7 1 Im protestantischen Schweden standen 1709 sogar 7 7 der Bevolkerung im Militardienst und in Hessen Kassel das seine Soldaten im amerikanischen Unabhangigkeitskrieg an die Briten auslieh erreichte die 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Machten mit allen Gewaltmitteln gestutzt heiligte den realistischen Machtsinn und die dem preussischen Militarismus unentbehrlichen ethischen Tugenden des Gehorsams der Pietat und des Autoritatsgefuhls Preussisch deutscher MilitarismusDer preussisch deutsche Militarismus wird immer wieder als Prototyp und historisches Musterbeispiel von Militarismus beschrieben Er wird von einigen Historikern als eine Erscheinung angesehen die seit den Deutschen Einigungskriegen den deutschen Nationalstaat pragte und den Humus fur den Ersten und den Zweiten Weltkrieg bildete und trotz verschiedener Militarismustypen zwischen 1871 und 1945 eine militaristische Kontinuitat gebildet hat So zog z B Friedrich Meinecke eine Kontinuitatslinie von Friedrich Wilhelm I und Friedrich II zum Dritten Reich unter Hitler Als Kernorgan des preussisch deutschen Militarismus wird der Grosse Generalstab angesehen dessen Mitglieder von der Bevolkerung als Halbgotter betrachtet wurden und von denen man in einer Mischung aus Bewunderung und Furcht sprach Mit dem Tag von Potsdam im Marz 1933 stellten sich Hitler und die NSDAP vor den Augen der deutschen und internationalen Offentlichkeit in die Tradition des preussisch deutschen Militarstaates Die Alliierten beschrankten die Verantwortung fur den Zweiten Weltkrieg nicht auf das Fuhrungspersonal des NS Staates sondern sahen strukturelle Zusammenhange mit dem fur Deutschland charakteristischen System des Militarismus Sie hielten die Potsdamer Konferenz in der symbolbeladenen Hauptstadt des preussischen Militarismus ab Militarismus in der DDR HistoriographieIn der DDR wurde der Militarismus als reaktionare Erscheinung der Klassengesellschaft betrachtet Der Begriff Militarismus avancierte zusammen mit der Kategorie des Imperialismus zu einem Schlusselbegriff marxistisch leninistischer Geschichtsdeutung Das Phanomen des Militarismus wurde als untrennbar mit der Geschichte des Imperialismus betrachtet der Imperialismus als hochstes Stadium des Kapitalismus brachte den imperialistischen Militarismus hervor und verscharfte gleichzeitig den Klassenkampf und damit die Repression im Innern der imperialistischen Staaten Der 1897 98 in Deutschland beginnende Flottenbau wurde als der militarische Ausdruck des Ubergangs zum Imperialismus angesehen Die Novemberrevolution 1918 wurde als Volkserhebung gegen den deutschen Imperialismus und Militarismus gedeutet Der Begriff wurde jedoch nicht auf das eigene Land angewendet das doch nach Wolfram Wette eine tiefgreifende Militarisierung der Gesellschaft erlebte Von einem proletarischen Militarismus zu sprechen lag ausserhalb des Denkhorizonts LiteraturVolker Berghahn Militarismus Die Geschichte einer internationalen Debatte Militarism Verlag Berg Hamburg 1981 ISBN 3 608 91479 X Wilfried von Bredow Militar und Demokratie in Deutschland Eine Einfuhrung Studienbucher Aussenpolitik und internationale Beziehungen VS Verlag Wiesbaden 2007 ISBN 978 3 531 15712 2 Stig Forster Der doppelte Militarismus Die deutsche Heeresrustungspolitik zwischen Status quo Sicherung und Aggression 1890 1913 Veroffentlichungen des Instituts fur europaische Geschichte Mainz Bd 118 Steiner Stuttgart 1985 ISBN 3 515 04310 1 Militarismus des Zivilen in Japan 1937 1940 Diskurse und ihre Auswirkungen auf politische Entscheidungsprozesse Reihe zur Geschichte Asiens Bd 19 Iudicium Verlag Munchen 2019 ISBN 978 3 86205 220 2 Wolfgang Kruse Die Erfindung des modernen Militarismus Krieg Militar und burgerliche Gesellschaft im politischen Diskurs der Franzosischen Revolution 1789 1799 Oldenbourg Verlag Munchen 2003 ISBN 3 486 56684 9 zugl Habilitationsschrift Universitat Hagen 2001 Christoph Schubert Weller Kein schonrer Tod Die Militarisierung der mannlichen Jugend und ihr Einsatz im Ersten Weltkrieg 1890 1918 Juventa Verlag Weinheim 1998 ISBN 3 7799 1127 2 Wolfram Wette Hrsg Schule der Gewalt Militarismus in Deutschland 1871 1945 Aufbau Taschenbuch Verlag Berlin 2005 ISBN 3 7466 8124 3 Wolfram Wette Militarismus in Deutschland Geschichte einer kriegerischen Kultur Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 2011 ISBN 978 3 596 18149 0 Erstausgabe Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2008 WeblinksCommons Militarismus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Militarismus Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Jugend in Deutschland 1918 bis 1945 Militarismus vor 1933 NS Dokumentationszentrum der Stadt Koln Bettina Musall Militarismus im Kaiserreich In Einestages 14 Juni 2013EinzelnachweiseKlaus Schubert Martina Klein Das Politiklexikon 4 aktual Auflage Dietz Bonn 2006 Wilfried von Bredow Militar und Demokratie in Deutschland Eine Einfuhrung Studienbucher Aussenpolitik und internationale Beziehungen VS Verlag Wiesbaden 2007 S 66 f A J Coates The Ethics of War Manchester University Press Manchester 1997 ISBN 0 7190 4046 9 S 40 Gesetz Nr 104 zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus vom 5 Marz 1946 bei verfassungen de Kontrollratsdirektive Nr 38 vom 12 Oktober 1946 In Amtsblatt des Kontrollrats in Deutschland Nummer 11 vom 31 Oktober 1946 S 184 urn nbn de 101 1 201301315086 Wolfram Wette Militarismus in Deutschland Geschichte einer kriegerischen Kultur Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 2011 S 222 Emmanuel Todd Traurige Moderne Munchen 2018 S 183 Todd 2018 S 184 Ernst Troeltsch Die Soziallehren der christlichen Kirchen und Gruppen Tubingen 1912 Nachdruck Aalen 1961 S 603 neu erschienen in Ernst Troeltsch Kritische Gesamtausgabe KGA 9 1 3 hg von F W Graf Berlin 2015 Wolfram Wette Militarismus in Deutschland Geschichte einer kriegerischen Kultur Frankfurt am Main 2008 S 20 f 23 53 177 und 216 Wolfram Wette Militarismus in Deutschland Geschichte einer kriegerischen Kultur Frankfurt am Main 2008 S 30 ff Normdaten Sachbegriff GND 4039356 2 GND Explorer lobid OGND AKS

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