Phonotaktik ist das Teilgebiet der Lautlehre das die Kombination von Lautsegmenten zu umfassenderen Einheiten betrifft D
Phonotaktik

Phonotaktik ist das Teilgebiet der Lautlehre, das die Kombination von Lautsegmenten zu umfassenderen Einheiten betrifft. Dabei ist mit 'Lautlehre' sowohl Phonologie als auch Phonetik gemeint, da die Phonotaktik auf beiden Ebenen analysiert werden kann. Die umfassenderen Einheiten können sowohl rein lautliche Einheiten wie die Silbe und das phonologische Wort als auch bedeutungstragende Einheiten wie das Morphem sein.
Der Terminus Phonotaktik wurde in der Linguistik des 20. Jahrhunderts geprägt. Das Adjektiv phonotaktisch ist zusammengesetzt aus den Elementen griechischer Herkunft phono- "Laut" und taktisch "die Stellung/Anordnung betreffend". Daraus ist das Substantiv Phonotaktik abstrahiert. Daneben kommen die Ausdrücke Phonotagmatik und Phonosyntax vor.
In der Phonologie steht die Phonotaktik neben der Phonematik, die sich mit den Phonemen als kleinsten Lautsegmenten des Sprachsystems beschäftigt. Gelegentlich werden diese beiden Subdisziplinen durch das Kriterium voneinander abgegrenzt, dass sich die Phonematik mit den paradigmatischen, die Phonotaktik mit den syntagmatischen Beziehungen lautlicher Einheiten befasse. Eine solche Auffassung ist im Wort Phonotaktik zwar angelegt. Tatsächlich aber haben sprachliche Einheiten aller Komplexitätsebenen – also unter anderem Phoneme und Silben – sowohl paradigmatische als auch syntagmatische Beziehungen zu anderen Einheiten. Der Unterschied zwischen Phonematik und Phonotaktik besteht also eher in der Komplexitätsebene (Phoneme vs. größere Einheiten), auf die sie sich konzentrieren.
Einheiten einer bestimmten phonologischen Ebene, z. B. Phoneme, kombinieren sich miteinander zu Einheiten der nächsthöheren Ebene, hier also der Silbe oder den Silbenbestandteilen Ansatz, Nukleus und Koda. Über diesen Kombinationen walten Regeln bzw. Beschränkungen. Im Hochdeutschen z. B. kann auf ein /k/ am Silbenanfang ein weiterer Konsonant einer bestimmten Kategorie folgen, insbesondere ein /r/ wie in Krug oder ein /l/ wie in klug. Es könnte auch ein /n/ sein, denn zwar gibt es kein knug; aber wie man an Knust sieht, könnte es das, rein phonotaktisch betrachtet, geben (es ist eine mögliche Silbe und mithin ein mögliches Wort). Dagegen kann auf das initiale /k/ kein /t/ folgen, und folglich kann es kein ktug geben. Das Beispiel zeigt gleichzeitig, dass /l/ und /r/ im Deutschen eine ähnliche Distribution haben, /t/ jedoch eine andere.
Phonotaktische Beschränkungen über die Struktur der Silbe sind Silbenstrukturbedingungen (engl. „syllable structure conditions“). Die Sprachverarbeitung ist für Verletzungen der phonotaktischen Beschränkungen (insbesondere der Sonorität) sensitiv. Sonorität bezeichnet dabei das Prinzip, nach dem die Klangfülle von Lauten in einer Silbe von den Rändern zur Mitte der Silbe ansteigt.
Phonotaktische Beschränkungen über die Struktur des Morphems sind Morphemstrukturbedingungen (engl. „morpheme structure conditions“.). Die Silbenstrukturbedingungen einer Sprache sind oft lockerer als die Morphemstrukturbedingungen. Im Deutschen z. B. ist die Konsonantengruppe /dl/ im Silbenanlaut zugelassen, etwa in Wörtern wie handle. Aber es gibt kein Morphem, das so beginnt; die Morpheme von handle sind {handl-} und {-e}. Auch gibt es Silben wie /ists/, deren Koda aus der Konsonantengruppe /sts/ besteht. Aber es gibt kein Morphem mit dieser Struktur; ist's besteht aus mindestens zwei Morphemen.
Siehe auch
- Graphotaktik
Literatur
- T. Alan Hall: Phonologie. Eine Einführung. de Gruyter, Berlin & New York 2000, ISBN 3-11-015641-5.
- Richard Wiese: The Phonology of German. Oxford University Press, Oxford, 1996.
Einzelnachweise
- Joan B. Hooper: An introduction to natural generative phonology. Academic Press, New York NY u. a. 1976, ISBN 0-12-354750-4.
- George N. Clements, Samuel Jay Keyser: CV Phonology. A generative theory of the syllable (= Linguistic Inquiry Monographs. Bd. 9). MIT Press, Cambridge, MA u. a. 1983, ISBN 0-262-03098-5.
- Christiane Ulbrich, Phillip M. Alday, Johannes Knaus, Paula Orzechowska, Richard Wiese: The role of phonotactic principles in language processing. In: Language, Cognition and Neuroscience. Band 31, Nr. 5, 24. Februar 2016, ISSN 2327-3798, S. 662–682, doi:10.1080/23273798.2015.1136427.
- T. Alan Hall: Phonologie. Eine Einführung. de Gruyter, Berlin u. a. 2000, ISBN 3-11-015641-5, S. 211
Autor: www.NiNa.Az
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Phonotaktik ist das Teilgebiet der Lautlehre das die Kombination von Lautsegmenten zu umfassenderen Einheiten betrifft Dabei ist mit Lautlehre sowohl Phonologie als auch Phonetik gemeint da die Phonotaktik auf beiden Ebenen analysiert werden kann Die umfassenderen Einheiten konnen sowohl rein lautliche Einheiten wie die Silbe und das phonologische Wort als auch bedeutungstragende Einheiten wie das Morphem sein Der Terminus Phonotaktik wurde in der Linguistik des 20 Jahrhunderts gepragt Das Adjektiv phonotaktisch ist zusammengesetzt aus den Elementen griechischer Herkunft phono Laut und taktisch die Stellung Anordnung betreffend Daraus ist das Substantiv Phonotaktik abstrahiert Daneben kommen die Ausdrucke Phonotagmatik und Phonosyntax vor In der Phonologie steht die Phonotaktik neben der Phonematik die sich mit den Phonemen als kleinsten Lautsegmenten des Sprachsystems beschaftigt Gelegentlich werden diese beiden Subdisziplinen durch das Kriterium voneinander abgegrenzt dass sich die Phonematik mit den paradigmatischen die Phonotaktik mit den syntagmatischen Beziehungen lautlicher Einheiten befasse Eine solche Auffassung ist im Wort Phonotaktik zwar angelegt Tatsachlich aber haben sprachliche Einheiten aller Komplexitatsebenen also unter anderem Phoneme und Silben sowohl paradigmatische als auch syntagmatische Beziehungen zu anderen Einheiten Der Unterschied zwischen Phonematik und Phonotaktik besteht also eher in der Komplexitatsebene Phoneme vs grossere Einheiten auf die sie sich konzentrieren Einheiten einer bestimmten phonologischen Ebene z B Phoneme kombinieren sich miteinander zu Einheiten der nachsthoheren Ebene hier also der Silbe oder den Silbenbestandteilen Ansatz Nukleus und Koda Uber diesen Kombinationen walten Regeln bzw Beschrankungen Im Hochdeutschen z B kann auf ein k am Silbenanfang ein weiterer Konsonant einer bestimmten Kategorie folgen insbesondere ein r wie in Krug oder ein l wie in klug Es konnte auch ein n sein denn zwar gibt es kein knug aber wie man an Knust sieht konnte es das rein phonotaktisch betrachtet geben es ist eine mogliche Silbe und mithin ein mogliches Wort Dagegen kann auf das initiale k kein t folgen und folglich kann es kein ktug geben Das Beispiel zeigt gleichzeitig dass l und r im Deutschen eine ahnliche Distribution haben t jedoch eine andere Phonotaktische Beschrankungen uber die Struktur der Silbe sind Silbenstrukturbedingungen engl syllable structure conditions Die Sprachverarbeitung ist fur Verletzungen der phonotaktischen Beschrankungen insbesondere der Sonoritat sensitiv Sonoritat bezeichnet dabei das Prinzip nach dem die Klangfulle von Lauten in einer Silbe von den Randern zur Mitte der Silbe ansteigt Phonotaktische Beschrankungen uber die Struktur des Morphems sind Morphemstrukturbedingungen engl morpheme structure conditions Die Silbenstrukturbedingungen einer Sprache sind oft lockerer als die Morphemstrukturbedingungen Im Deutschen z B ist die Konsonantengruppe dl im Silbenanlaut zugelassen etwa in Wortern wie handle Aber es gibt kein Morphem das so beginnt die Morpheme von handle sind handl und e Auch gibt es Silben wie ists deren Koda aus der Konsonantengruppe sts besteht Aber es gibt kein Morphem mit dieser Struktur ist s besteht aus mindestens zwei Morphemen Siehe auchGraphotaktikLiteraturT Alan Hall Phonologie Eine Einfuhrung de Gruyter Berlin amp New York 2000 ISBN 3 11 015641 5 Richard Wiese The Phonology of German Oxford University Press Oxford 1996 EinzelnachweiseJoan B Hooper An introduction to natural generative phonology Academic Press New York NY u a 1976 ISBN 0 12 354750 4 George N Clements Samuel Jay Keyser CV Phonology A generative theory of the syllable Linguistic Inquiry Monographs Bd 9 MIT Press Cambridge MA u a 1983 ISBN 0 262 03098 5 Christiane Ulbrich Phillip M Alday Johannes Knaus Paula Orzechowska Richard Wiese The role of phonotactic principles in language processing In Language Cognition and Neuroscience Band 31 Nr 5 24 Februar 2016 ISSN 2327 3798 S 662 682 doi 10 1080 23273798 2015 1136427 T Alan Hall Phonologie Eine Einfuhrung de Gruyter Berlin u a 2000 ISBN 3 11 015641 5 S 211