Spätantike ist eine moderne Bezeichnung für das Zeitalter des übergangs von der Antike zum Frühmittelalter im Mittelmeer
Spätantike

Spätantike ist eine moderne Bezeichnung für das Zeitalter des Übergangs von der Antike zum Frühmittelalter im Mittelmeerraum und dem Vorderen Orient. In der neueren Forschung werden auch die an das Römische Reich angrenzenden Kulturräume, besonders der sassanidische Iran, als Teil der spätantiken Welt betrachtet.
Wenngleich die genaue zeitliche Abgrenzung der Spätantike in der Forschung umstritten ist, gilt als Beginn dieser Übergangsepoche meist der Regierungsantritt des römischen Kaisers Diokletian 284 n. Chr. Als grober Rahmen für das Ende der Epoche kann gelten, dass die Spätantike im Westen des Römischen Reiches mindestens bis zur Absetzung des letzten Kaisers in Italien im Jahre 476 dauerte; in der heutigen Forschung wird aber eher der Einfall der Langobarden in Italien im Jahr 568 als Einschnitt betrachtet. Der römische Westen zerfiel dabei bereits im 5. Jahrhundert in eine Reihe faktisch unabhängiger germanisch-romanischer Reiche (regna), die die kaiserliche Oberhoheit zumindest formal noch längere Zeit anerkannten. Im Osten des Reiches reicht die Epoche entweder bis zum Tod des oströmischen Kaisers Justinian 565 oder bis zur arabischen Expansion im 7. Jahrhundert.
Neben politikgeschichtlichen und militärgeschichtlichen werden hierbei kulturelle, wirtschaftliche, religiöse, soziale und neuerdings auch ökologische Aspekte betrachtet. Teilweise wird der zeitliche Rahmen im kulturgeschichtlichen Kontext und im Hinblick auf den östlichen Mittelmeerraum und den Vorderen Orient bis ins späte 8. Jahrhundert ausgedehnt (long Late Antiquity, „lange Spätantike“). In diesem Sinne hat sich die aktuelle Forschung davon gelöst, Beginn und Ende der Spätantike als starres chronologisches Gebilde zu begreifen, um stattdessen vielmehr unterschiedlich lange (regional verschiedene) Übergangszeiträume zu betrachten.
Die Spätantike weist ein eigenständiges kulturhistorisches Profil mit einer Vielzahl von wechselseitigen Einflüssen auf. In diesem Sinne war die spätantike Welt, die vom Mittelmeerraum bis nach Zentralasien reichte, von vielfältigen und dynamischen Entwicklungen geprägt. Überlappende Handelsnetzwerke verbanden die spätantiken Großreiche Rom und Persien direkt oder indirekt mit Zentralasien, Indien und dem chinesischen Kulturraum, wobei neben Waren auch technische, kulturelle und religiöse Ideen ausgetauscht wurden. In der neueren Forschung wird entsprechend den Entwicklungen jenseits des Mittelmeerraums im Vorderen Orient (vor allem Persien) und in Zentralasien, aber auch im südarabischen Raum Beachtung geschenkt.
Der Begriff Spätantike hat sich seit Max Weber in der Forschung durchgesetzt. Der Kulturhistoriker Jacob Burckhardt hatte bereits 1853 die Wendung spätantike Zeit gebraucht, die am Ende des 19. Jahrhunderts vom österreichischen Kunsthistoriker Alois Riegl übernommen wurde. Die Bezeichnung hat den Vorteil, auf den gesamten Mittelmeerraum anwendbar zu sein, während der ebenfalls gebräuchliche Terminus frühbyzantinisch nur den Osten treffend charakterisiert. Im Verlauf der ausgehenden Spätantike durchlief Ostrom/Byzanz einen Transformationsprozess und musste zuletzt im 7. Jahrhundert große territoriale Verluste hinnehmen. Die zweite spätantike Großmacht, das neupersische Sassanidenreich, das vier Jahrhunderte lang Roms großer Rivale gewesen war (Römisch-Persische Kriege), ging mit dem Tod des letzten persischen Großkönigs im Jahr 651 sogar ganz unter.
Ein herausragendes Ereignis dieser Epoche stellt der Siegeszug des Christentums dar und damit verbunden das langsame Verschwinden vorchristlicher Kulte und Traditionen. In der Kunst und der Literatur entsteht durch die Ablösung bzw. Überformung klassischer griechisch-römischer durch christlich geprägte Formen und Themen ein eigener, charakteristischer Stil, der auch orientalische Einflüsse aufweist. Die Spätantike steht außerdem unter den Zeichen der Reformierung von Heer und Verwaltung durch Diokletian und Konstantin, der Zementierung der sakralen Stellung des Kaisers, vollendet unter Justinian, der sogenannten Völkerwanderung und in deren Folge schließlich der Transformation des westlichen Teils des Römischen Reiches in jene germanisch-romanische Welt, die das europäische Mittelalter prägen sollte. Sowohl der Westen als auch der Osten waren ab Mitte des 6. Jahrhunderts von den Folgen der sogenannten Justinianischen Pest betroffen.
Die Spätantike bildet den letzten Abschnitt des Altertums, der zwar nicht mehr der „klassischen“ Antike angehört, aber auch noch nicht dem Mittelalter zugerechnet werden kann. Sie ist durch ein Neben- und oft Ineinander von antiken Traditionen und christlich-germanischer Überformung gekennzeichnet. Statt wie früher von einem Niedergang, spricht man dabei heute für die Jahre von etwa 300 bis 600 von einer Transformation des antiken Erbes und betont die Kontinuitätslinien („Kontinuitätstheorie“).
Zeitliche Abgrenzung
Allgemeines
Die zeitliche Abgrenzung der Spätantike ist – wie Epocheneinschnitte allgemein – Gegenstand der geschichtswissenschaftlichen Diskussion und bis zu einem gewissen Grad willkürlich, da sie nicht zuletzt von den definierten Kriterien abhängt. Die Jahrhunderte zwischen Diokletian und Mohammed stellen eine Übergangsepoche dar, bei der es schwerfällt, eindeutige Schnitte zu setzen. Nicht alle Forschungsrichtungen gewichten die verschiedenen politik-, kunst-, kultur- und religionshistorischen Faktoren des allmählichen Wandels gleich. Zudem gibt es erhebliche regionale Unterschiede, im östlichen Mittelmeerraum hielten sich antike Strukturen fraglos länger als etwa am Rhein oder in Britannien. Für den Beginn wird meist das Jahr 284 n. Chr. (Herrschaftsantritt Diokletians) angegeben, aber auch die Zeit Konstantins mit ihrer religiösen Neuorientierung kann als entscheidender Einschnitt gelten. Hingegen ist das Ende der Spätantike weitgehend offen, da je nach Lehrmeinung und Forschungsinteresse verschiedene Ansätze möglich sind; die meisten diskutierten Daten liegen zwischen 476 und 641 n. Chr., es wurden aber auch noch spätere Zeitpunkte vorgeschlagen. Insgesamt hat es sich als sinnvoller erwiesen, von Übergangszeiträumen in den unterschiedlichen Regionen auszugehen statt von starren Jahreszahlen.
Die Frage nach dem „Ende der Antike“
In der älteren Forschung wurde das Ende der Antike oft mit der Absetzung des Romulus Augustulus und dem faktischen Ende des Römischen Reiches im Westen 476 n. Chr. gleichgesetzt, so beispielsweise von Otto Seeck, der eine einflussreiche Darstellung der Spätantike verfasste (für einen deutlich späteren Zeitpunkt plädierten dagegen bereits früh Wilhelm Enßlin und Ernst Kornemann). Diese Vorstellung lässt sich in den Quellen, etwa bei Marcellinus Comes, aber erst gut 40 Jahre später fassen. Es erscheint heute als mehr als fraglich, ob die Menschen des Jahres 476 dieses ebenfalls als Zäsur begriffen haben: Es gab zwar fortan in Ravenna keinen Kaiser mehr, aber das bedeutete nur, dass die Herrschaftsrechte im Westen nun auf den zweiten römischen Kaiser in Konstantinopel übergingen. Noch Justinian hat diese Ansprüche auch tatsächlich verwirklichen wollen. In der heutigen Forschung wird dem Jahr 476 daher in der Regel nicht mehr so viel Gewicht beigemessen wie früher (siehe im deutschsprachigen Raum etwa Alexander Demandt, Heinz Bellen, Jochen Martin, Mischa Meier, Hartmut Leppin, Roland Steinacher, Henning Börm, Rene Pfeilschifter oder Hartwin Brandt).

In der deutschsprachigen althistorischen Forschung wird heute vielmehr in der Regel erst das Ende der Herrschaft Justinians im Jahre 565 als entscheidende Zäsur gewählt. Justinian stand noch klar in der Tradition der antiken römischen Kaiser, was unter anderem in seiner universalen Herrschaftsauffassung deutlich wird. Er war überdies der letzte Kaiser, dessen Muttersprache Latein war, und betrieb zudem eine Politik, die wohl auf die Wiederherstellung des Reiches in seinen alten Grenzen abzielte (Restauratio imperii), was in Teilen sogar gelang. Der letzte große Zug der spätantiken „Völkerwanderung“, der Einfall der Langobarden in Italien, erfolgte 568, nur drei Jahre nach Justinians Tod, so dass die 560er Jahre für den ganzen Mittelmeerraum einen deutlichen Einschnitt markieren. Damit ergeben sich also die Jahre von 284 bis 565 als die derzeit in der (deutschsprachigen) Forschung gängigste Begrenzung der Epoche. Sie waren bereits im Humanismus vorgeschlagen worden, so insbesondere von Carlo Sigonio in seinen 1579 erschienenen Historiae de occidentali imperio a Diocletiano ad Iustiniani mortem.
Nicht wenige Historiker, insbesondere im anglo-amerikanischen Raum, setzen das Ende der Epoche aber deutlich später an, und zwar häufig mit dem Einbruch der Araber in den Mittelmeerraum (sogenannte Pirenne-These). Diese Einschätzung der Bedeutung des arabischen Vormarsches ist für den Osten zweifellos berechtigt, kaum aber für das Fränkische Reich, denn Pirennes Annahme, islamische Seeräuber hätten die antike „Einheit der Mittelmeerwelt“ als Kultur- und Wirtschaftsraum zerstört, ist spekulativ und gilt heute allgemein als widerlegt. Andererseits: Dass die Kontakte zwischen Ost und West noch zu Beginn des siebten Jahrhunderts recht eng waren, wird heute kaum mehr bestritten; und da Ostrom sich nach den persischen und arabischen Invasionen ab etwa 610 weitgehend aus dem Westen zurückziehen musste, waren diese zumindest indirekt auch für den Westen bedeutsam. Das letzte antike Monument auf dem Forum Romanum ist die Säule des oströmischen Kaisers Phokas (602–610). Für das Oströmische Reich stellt die arabische Expansion einen massiven Einschnitt dar, da das Imperium nun im Wesentlichen auf Kleinasien und den Balkan beschränkt war und sich unter dem äußeren Druck auch im Innern vieler römisch-antiker Traditionen entledigte. Die spätrömische Phase des Ostreiches endete somit unter Kaiser Herakleios (610–641). Dementsprechend betrachten viele Forscher 284 und 641 als die Epochengrenzen der Spätantike.
Zu den anglo-amerikanischen Forschern, die in ihrer Behandlung der Spätantike über die Herrschaft Justinians hinausgreifen, gehören etwa John Bagnell Bury und – mit einer etwas eigenwilligen Epochengrenze beim Tod des Kaisers Maurikios 602 – Arnold Hugh Martin Jones. Die letzten beiden Bände der neuen Cambridge Ancient History behandeln die Jahre von 337 bis 600; die Prosopography of the Later Roman Empire die Zeit von (etwa) 260 bis 641. Averil Cameron behandelt in der 2011 erschienenen Neuauflage ihres Standardwerkes The Mediterranean World in Late Antiquity sogar die Zeit bis 700 (die Erstauflage von 1993 hatte noch 600 als Endpunkt gewählt). Vertreter dieser Ansätze, die zumeist kulturgeschichtliche Fragen in den Mittelpunkt rücken, sprechen oft von einer Long Late Antiquity, die ungefähr von 200 bis 800 gedauert habe. In Hinblick auf die politische Geschichte ist dieser Ansatz hingegen kaum haltbar.
Eine Ausweitung der Epoche bis 632/641 erscheint für Ostrom aber in der Tat sinnvoll und setzt sich zunehmend durch, da wie gesagt erst der Einfall der Araber (siehe dazu Islamische Expansion) den entscheidenden Einschnitt markierte. Die arabischen Truppen eroberten damals nicht nur den römischen Orient, sondern vernichteten auch das Neupersische Reich der Sassaniden. Das Sassanidenreich war die gesamte Spätantike hindurch als zweite Großmacht neben Rom ein bedeutender Machtfaktor und wird von einer wachsenden Zahl von Althistorikern (so etwa Josef Wiesehöfer, Erich Kettenhofen, Udo Hartmann, Andreas Luther, Henning Börm, Geoffrey B. Greatrex, Zeev Rubin oder Michael Whitby) in die Erforschung der Epoche mit einbezogen (vgl. auch Römisch-Persische Kriege).
Betrachtet man nur den römischen Westen, so stellt 476/480 zwar nach wie vor eine wichtige Zäsur dar – unabhängig davon, ob die Zeitgenossen das Ende des westlichen Kaisertums nun als Einschnitt empfanden oder nicht –, dennoch muss man die Zeit Theoderichs des Großen eher zur Antike als zum Mittelalter zählen, so dass es fast unmöglich ist, ein exaktes Datum festzulegen. Mindestens bis zum Langobardeneinfall 568 lässt sich antike Kultur in Italien nachweisen: Der Hof in Ravenna wurde erst 554 abgeschafft, und der weströmische Senat verschwindet sogar erst Anfang des siebten Jahrhunderts aus den Quellen. In ähnlicher Weise knüpften auch die frühen Merowinger an das antike Erbe an. Chlodwig (482–511) legte großen Wert auf römische Ehrentitel und die Anerkennung durch den Kaiser. Man muss so von einer Übergangsphase sprechen, die je nach Region unterschiedlich lange andauerte.
In Gallien markierte der Übergang der Franken zum Christentum unter Chlodwig und seinen Nachfolgern, in Italien der Einfall der Langobarden insgesamt betrachtet die Anfänge des Mittelalters in diesen Regionen. Das Problem lässt sich auch umkehren: So greifen auch viele Mediävisten, die sich mit dem Frühmittelalter beschäftigen (etwa Friedrich Prinz, Hans-Werner Goetz, Walter A. Goffart, Patrick J. Geary, Chris Wickham, Peter J. Heather, Herwig Wolfram, Ian N. Wood, Roger Collins und andere) „rückwärts“ auf die Spätantike zurück, um die Veränderungen im frühen Mittelalter zu erklären. So gehört die Spätantike zwar vornehmlich in den Zuständigkeitsbereich der Althistoriker, doch während diese eher am Fortbestand und langsamen Auslaufen antiker Strukturen interessiert sind, achten Mediävisten und Byzantinisten naturgemäß eher auf jene Entwicklungen, die in dieser Zeit ihren Anfang nahmen. Blickrichtung und Fragestellungen unterscheiden sich dementsprechend.
Die Problematik liegt letztlich darin begründet, dass die Spätantike eine Epoche des Um- und Aufbruchs und der beschleunigten Transformation in diversen regionalen Räumen war. Einerseits war noch eine starke Kontinuität zur Antike gegeben, andererseits zeichnete sich bereits die Welt des Mittelalters ab. Diese war mit der Spätantike vor allem durch die Verklammerung der Gesellschaft mit der christlichen Kirche verbunden. Kulturell kann als wichtiger Unterschied zur späteren Zeit der in der Spätantike noch vorhandene Zugriff auf die meisten klassischen Traditionen gelten. Noch im 6. Jahrhundert blühte die spätantike, an klassischen Vorbildern orientierte Literatur (Boethius, Cassiodor, Gorippus, Prokopios von Caesarea, Agathias). Die mittelalterliche Welt mit ihrer weitaus geringeren Arbeitsteilung verfügte nicht mehr über die Kapazität, die gesamte klassische Bildung zu bewahren, so dass viele Werke im lateinischen Westen verlorengingen (Bücherverluste in der Spätantike) und auch die Bildungsinstitutionen ab dem 7. Jahrhundert verfielen. Die besagte geringere Arbeitsteilung führte zudem zu einem gesunkenen Lebensstandard und dem Verlust vieler Spezialfähigkeiten, über die die (spät-)antike Gesellschaft noch verfügt hatte und über die Byzanz weiterhin prinzipiell verfügte. Allerdings hat die neuere Forschung gezeigt, dass man die einzelnen Regionen separat betrachten muss und das Frühmittelalter keineswegs eine reine Niedergangszeit war.
Die Existenz von Byzanz in einer „intakten Spätantike“
Das Oströmische bzw. Byzantinische Reich existierte in einer relativ intakten „Spätantike“ bis zum Fall Konstantinopels 1453, da es im Osten zu einem weniger radikalen Abreißen der antiken Tradition kam als im Westen. Die Bewohner des Reiches sahen sich selbst weiterhin als „Römer“ (dagegen ist „Byzantiner“ ein moderner Begriff). Die Byzantinistik und viele Archäologen dieses Kulturraumes bezeichnen daher in etwa den gleichen Zeitraum, der auf dem Boden des Weströmischen Reichs als Spätantike gilt, in Ostrom zugleich auch als frühbyzantinisch. Für den Osten des Imperiums sind beide Begriffe mithin praktisch gleichbedeutend.
Allerdings waren auch in Ostrom trotz größerer Kontinuität die Unterschiede zwischen den Zuständen im vierten bis sechsten Jahrhundert und der dann folgenden mittel- und spätbyzantinischen Zeit sehr erheblich. Das 7. Jahrhundert war eine entscheidende Umbruchszeit. Im Ostreich ist dabei neben der arabischen Expansion auch die endgültige Verdrängung der lateinischen Amtssprache durch das Griechische unter Kaiser Herakleios als signifikanter Einschnitt zu betrachten.
Die Angriffe der Araber führten in Ostrom zudem zum Untergang der spätantiken Senatsaristokratie und zu einem erheblichen Rückgang an antiker Bildung. Zudem brachte der weitgehende militärische und ökonomische Zusammenbruch des Reiches nach 636 auch das endgültige Ende der klassischen Städte (Poleis) mit sich, die seit der Archaik den Mittelmeerraum geprägt hatten. Die Entwicklung der byzantinischen Themenordnung schließlich bedeutete auch im administrativen Bereich einen deutlichen Bruch mit der spätrömischen Tradition. All dies führt viele Forscher dazu, erst ab dieser Zeit des beschleunigten Wandels, als die Spätantike ihr Ende fand, vom „Byzantinischen“ Reich des Mittelalters zu sprechen.
Zeitleiste
- 284: Regierungsantritt Diokletians. Reichsreform und erfolgreiche Stabilisierung der Grenzen.
- 285: Ernennung Maximians zum Caesar.
- 286: Maximian wird zum Augustus im Westen ernannt.
- 293: Constantius Chlorus wird im Westen, Galerius im Osten zum Caesar erhoben (Römische Tetrarchie).
- 298: Galerius gelingt ein wichtiger Sieg über die Sassaniden, der im Frieden von Nisibis zu erheblichen Gebietsgewinnen für die Römer führt.
- 1. Mai 305: Rücktritt Diokletians, der auch Maximian zu diesem Schritt zwingt.
- 306: Tod des Constantius Chlorus. Konstantin der Große wird in York zum Kaiser ausgerufen. Zusammenbruch der tetrarchischen Ordnung.
- 308: Kaiserkonferenz von Carnuntum, die jedoch keine dauerhafte Lösung bringt.
- 311: Galerius toleriert im Osten des Reiches offiziell die Christen (Toleranzedikt des Galerius).
- 28. Oktober 312: Schlacht an der Milvischen Brücke; Sieg Konstantins über Maxentius und Bekehrungserlebnis.
- 313: Mailänder Vereinbarung: Die Christen werden durch Licinius und Konstantin offiziell toleriert.
- 324: Alleinherrschaft Konstantins nach dem Sieg über Licinius in der Schlacht von Chrysopolis.
- 325: Erstes Konzil von Nicäa.
- 337: Taufe und Tod Konstantins in Achyrona, einer Vorstadt von Nikomedia. Im Anschluss daran kommt es zu einer Reihe von Morden, die die konstantinische Dynastie dezimieren. Constantius II. erhält 338 den Ostteil des Reiches, seine Brüder Constans und Konstantin II. den Westen.
- 337/38: Zwischen Rom und Persien brechen erneut Kampfhandlungen aus, die sich über Jahre hinziehen. 350 kommt es zu einer Waffenpause, die von den Persern 359 gebrochen wird.
- 340: Constans ist im Westen Alleinherrscher, wird aber 350 von Magnentius umgebracht.
- um 350: Auftauchen der Chioniten im Nordosten des Perserreichs, die Bedrohung durch nomadische Angreifer nimmt wieder zu.
- 351: Sieg Constantius’ II. bei Mursa über den Usurpator Magnentius. Nach dem Selbstmord des Magnentius 353 ist Constantius II. Alleinherrscher.
- 361: Kaiser Julian zieht gegen Constantius, der jedoch vor dem Zusammenstoß stirbt, und Julian angeblich zu seinem Nachfolger ernannt hat. Letzte Renaissance des Heidentums.
- 363: Tod Julians während seines Persienfeldzugs. Jovian folgt ihm nach und schließt einen Friedensvertrag mit den Sassaniden, durch den die unter Galerius eroberten Gebiete wieder an Persien fallen.
- 364: Valentinian I. wird Kaiser. Er führt erfolgreich Feldzüge gegen die Germanen am Rhein und setzt seinen Bruder Valens als Kaiser im Osten ein.
- Ab 375: Beginn der „Völkerwanderung“ im engeren Sinne. Die Hunnen vernichten das Reich der Ostgoten in Südrussland. Gratian wird Kaiser im Westen.
- 376: Donauübergang der Goten und Aufnahme ins Römische Reich.
- 9. August 378: Schlacht von Adrianopel. Strategische Fehler führen zur Vernichtung des Großteils des oströmischen Heeres und zum Tod des Valens.
- 379: Gratian setzt Theodosius I. als Kaiser im Osten ein.
- 382: Gotenvertrag. Theodosius siedelt die Donaugoten als Foederaten auf römischem Boden an.
- 384: Streit um den Victoriaaltar in Rom.
- 388: Theodosius lässt den Usurpator Magnus Maximus, der sich nach der Ermordung Gratians 383 im Westen behaupten konnte, hinrichten und überträgt Valentinian II. den Westen.
- 392: Valentinian II. stirbt unter unklaren Umständen, Eugenius wird von Arbogast zum Kaiser im Westen erhoben.
- 394: Theodosius marschiert in den Westen und wirft die Erhebung des Eugenius in der blutigen Schlacht am Frigidus nieder. Dies bedeutet zugleich den endgültigen Triumph des Christentums. Ein letztes Mal wird die Reichseinheit auch faktisch verwirklicht.
- 17. Januar 395: Tod Theodosius’ des Großen und anschließende „Reichsteilung“. Sein Sohn Arcadius erhält den Osten, sein anderer Sohn Honorius den Westen. Es kommt in der Folgezeit zu latenten Spannungen zwischen den beiden Reichsteilen, da die Höfe um den Vorrang streiten. Raubzüge meuternder Goten unter Alarich I. auf der Balkanhalbinsel.
- Neujahrsnacht 406/407: Rheinübergang von 406 und Zusammenbruch der Rheingrenze. Germanische Gruppen ziehen in großer Zahl nach Gallien und Spanien (nach Ansicht einiger Forscher geschah dies bereits ein Jahr früher).
- 408: Ermordung Stilichos. Die Konflikte im Westreich eskalieren.
- 24. August 410: Plünderung Roms durch Alarichs Krieger. Endzeitstimmung im Westreich.
- 418: Ansiedlung der Westgoten als römische Foederaten in Aquitanien.
- um 420: zunehmende Angriffe nomadischer Gruppen auf die Nordostgrenze des Sassanidenreichs (Iranische Hunnen).
- 439: Einnahme Karthagos durch die Vandalen unter Geiserich und damit für fast 100 Jahre Verlust der Provinz Africa.
- 451: Einbruch der Hunnen in den Westen des Römischen Reiches. Der Heermeister des Westens, Aëtius, stoppt Attila in Gallien.
- 453: Tod Attilas. Zusammenbruch des Hunnenreichs an der Donau (454/55).
- 454: Valentinian III. versucht sich vom Einfluss seines mächtigen Heermeisters Aëtius zu befreien und ermordet ihn. Der Kaiser fällt nur wenige Monate später einem Attentat zum Opfer. Ende der theodosianischen Dynastie.
- 455: Plünderung Roms durch die Vandalen. Westrom wird in den folgenden Jahren von eher schwachen „Schattenkaisern“ regiert und verliert endgültig die Kontrolle über die verbliebenen Provinzen außerhalb Italiens.
- 468: Eine gemeinsame Aktion west- und oströmischer Truppen gegen das Vandalenreich scheitert katastrophal.
- Anfang September 476: Absetzung des Romulus Augustulus durch meuternde Truppen unter Odoaker. Ende des weströmischen Kaisertums.
- 480: Tod des letzten von Ostrom anerkannten Westkaisers, Julius Nepos.
- 481/82–511: Chlodwig I. begründet das merowingische Frankenreich.
- 493–526: Der Ostgote Theoderich der Große herrscht über Italien.
- 502: Beginn erneuter Kampfhandlungen mit Persien unter Kavadh I., unterbrochen von kurzen Pausen bis zum sogenannten „ewigen Frieden“ im Jahr 532.
- 527–565: Kaiser Justinian herrscht über Ostrom.
- 529: Schließung der athenischen Akademie und Gründung des Benediktinerordens (Kloster Monte Cassino).
- 533: Rückeroberung Nordafrikas durch oströmische Truppen.
- 535–552: Rückeroberung Italiens durch kaiserliche Armeen im verlustreichen Gotenkrieg; die einstige Kernprovinz Westroms ist ausgeblutet.
- 540: Chosrau I. bricht den Frieden mit Ostrom, Beginn eines jahrzehntelangen Ringens zwischen Ostrom und Persien, unterbrochen von kurzen Friedenszeiten.
- 541: Ausbruch der Pest im Mittelmeerraum. Die folgenden verheerenden Krankheitswellen dauern bis ins 7. Jahrhundert an.
- 552: Rückeroberung Südspaniens durch oströmische Truppen.
- 554: Abschaffung des weströmischen Hofes durch Justinian.
- 568: Einfall der Langobarden in Italien. Ende der Völkerwanderungszeit.
- 572: Erneuter Ausbruchs des Kriegs zwischen Ostrom und Persien; die Römer nehmen Kontakt zu den Türken in Zentralasien auf (Sizabulos); der Krieg dauert bis 591 an.
- Um 580: Beginn der slawischen Landnahme auf dem Balkan.
- 602/3–628: Letzter und größter Krieg zwischen Ostrom und den Sassaniden. Der Perserkönig Chosrau II. leitet die Eroberung der orientalischen Provinzen Ostroms ein. Kaiser Herakleios gelingt es schließlich mit größter Mühe, die Perser zu schlagen, die die besetzten Territorien um 630 räumen.
- Um 625: In Ostrom löst Griechisch endgültig Latein als Amtssprache ab.
- ab 628: Persien versinkt für Jahre in innenpolitischen Wirren. Die Folgen sind rasche Thronwechsel und eine Destabilisierung der staatlichen Ordnung.
- 632: Tod Mohammeds und Beginn der islamischen Expansion, die durch die Erschöpfung Ostroms und Persiens erheblich begünstigt wird.
- 636: Die Schlacht am Jarmuk führt in der Folge zum Verlust des römischen Orients (Syrien und 642 Ägypten) an die Araber.
- 651: Ermordung des letzten sassanidischen Großkönigs Yazdegerd III. und Ende des Perserreiches.
- 662/63: Kaiser Konstans II. verlegt die oströmische Residenz vorübergehend nach Sizilien; nach seiner Ermordung 668 wird dies rückgängig gemacht.
- 693: In den für den Islam eroberten Gebieten werden erstmals neue Münzen geprägt, nun mit islamischen Motiven. Bald darauf wird Griechisch als Amtssprache offiziell durch Arabisch ersetzt.
- 698: Karthago fällt an die Araber.
- um 700: Die Araber beginnen nach der Eroberung Irans mit dem Angriff auf Zentralasien, wo ihnen aber jahrzehntelang erbittert Widerstand geleistet wird
- 711: Untergang des Westgotenreichs in Spanien, Ende der Herakleischen Dynastie in Byzanz.
- 750: Die Abbasiden stürzen im Kalifat die Umayyaden.
- 751: Absetzung des letzten Merowingers Childerich III. im Frankenreich. Im selben Jahr ereignet sich die Schlacht am Talas (Ende der chinesischen Expansion nach Zentralasien) und die Langobarden erobern das Exarchat von Ravenna.
- 800: Karl der Große wird zum Kaiser gekrönt.
Politische Geschichte
Voraussetzungen: Die Zeit der Reichskrise im 3. Jahrhundert
Die sogenannte Reichskrise des 3. Jahrhunderts (235–284/85) hatte das Römische Reich destabilisiert. Im Inneren flackerten immer wieder Bürgerkriege auf, denn die auf Augustus zurückgehende römische Monarchie, das Prinzipat, erwies sich bereits seit dem Tod des Commodus 192 als zunehmend instabil. Von außen war das Imperium seit den 220er Jahren zudem verstärkt der Gefahr eines Mehrfrontenkrieges ausgesetzt: Durch die fast zeitgleich stattfindende Errichtung des persischen Sassanidenreichs, des großen Gegners Roms im Osten (siehe Römisch-Persische Kriege), sowie die Formierung tribaler germanischer Großverbände in der Rheinregion (gentes wie die Alamannen und Franken) verkomplizierte sich die außenpolitische Lage Roms.
Die Römer verloren seit etwa 240 – erstmals seit Jahrhunderten – wohl zeitweilig die militärische Initiative: Das Sassanidenreich gilt gemeinhin als schlagkräftiger und aggressiver als das Partherreich, das es ablöste; allerdings ist diese herkömmliche Ansicht in der neueren Forschung teils auch bezweifelt worden. Dem Perserkönig Schapur I. gelangen im Rahmen seiner Feldzüge mehrere Erfolge; der größte war sicherlich der Sieg über Kaiser Valerian im Jahr 260, der sogar in persische Gefangenschaft geriet, in der er auch starb.
Fest steht, dass vor allem die militärische Sicherung des von Septimius Severus annektierten Nordmesopotamien in den folgenden vier Jahrhunderten dauerhaft ein Problem für die Römer darstellen sollte. Die daher notwendige Verlegung von Einheiten von Rhein und Donau in den Orient verschlechterte zugleich die Lage an der Nordgrenze des Imperiums. Denn auch die Schlagkraft der neuen germanischen Großverbände lag höher als die der kleineren Stammesgruppen früherer Zeit; zudem scheint es hier bereits im späten 2. Jahrhundert zur Zuwanderung aggressiver, kaum romanisierter Gruppen aus dem Inneren Germaniens gekommen zu sein. An der Donau bedrohten unter anderem die Goten und Sarmaten den römischen Balkanraum. In den 250er und 260er Jahren unternahmen Goten, Heruler und Boraner Plünderungszüge bis nach Griechenland und (per Schiff) in das nördliche Kleinasien. Eine wichtige Quelle für diese Geschehnisse stellen die (fragmentarisch erhaltenen) Schilderungen des Dexippos dar.
Der äußere Druck hinterließ deutliche Spuren, denn ganze Legionen wurden an den Fronten im Norden und Osten förmlich aufgerieben. Die verschlechterte geopolitische Lage des Imperium Romanum verlangte nach einer Vergrößerung der kaiserlichen Armee; die Finanzierung dieser Maßnahme machte wiederum eine intensivere Nutzung der Ressourcen – vor allem also Steuererhöhungen – notwendig. Bereits die Severer (193–235) hatten den Sold der Armee massiv erhöht, um sich der Loyalität der Truppen zu versichern, und damit den Finanzbedarf des Staates stark vergrößert. Zugleich sank das Ansehen des Kaisertums. Die Soldatenkaiser hatten seit 235 notgedrungen Wege suchen müssen, diese Probleme zu meistern. Im Inneren war es unter ihnen teilweise zu einer Handlungsunfähigkeit der zentralen Verwaltung gekommen sowie zur zeitweiligen Loslösung von Teilgebieten des Imperiums (siehe Gallisches Sonderreich und Palmyra). Speziell der zeitweise Verlust der orientalischen Provinzen erwies sich als problematisch, zumal Persien weiterhin eine potentielle Bedrohung darstellte.

Immer wieder hatten zudem einzelne Heeresabteilungen eigene Kaiser ausgerufen; diese Usurpatoren hatten dann Bürgerkriege mit dem jeweils amtierenden princeps geführt, die die Verteidigungskraft des Reiches gegen die äußeren Feinde noch weiter schwächten. Insgesamt ist umstritten, ob die inneren Konflikte und Bürgerkriege eine militärische Schwäche hervorriefen, die die zeitweiligen Erfolge der äußeren Feinde Roms überhaupt erst möglich machte, oder ob umgekehrt die Bedrohungen von außen die inneren Probleme des Reiches verursachten – da beides untrennbar miteinander verknüpft war, lässt sich kaum eine eindeutige Antwort geben. Allerdings war es den Kaisern seit 268 langsam gelungen, der Krise (die keineswegs alle Bereiche des Imperiums gleichermaßen betroffen hatte) Herr zu werden. Ab 270 konnte die Herrschaft der Zentralregierung über das Gesamtreich gewaltsam wiederhergestellt werden; anschließend stabilisierten sich auch die Außengrenzen wieder, da die römischen Truppen nicht mehr durch ständige Bürgerkriege gebunden waren. Als schwieriger erwies es sich, die schwer erschütterte Autorität des Kaisertums wieder dauerhaft zu festigen.
In den drei Jahrhunderten seit der Begründung der römischen Monarchie durch Augustus (27 v. Chr.) war die staatliche Organisation des Imperiums im Wesentlichen stets dieselbe geblieben; erst seit den späten 250er Jahren hatten die Soldatenkaiser hier notgedrungen nach neuen Ansätzen gesucht und dabei vielfach improvisiert. Wesentliche Weichenstellungen nahmen dabei die Kaiser Gallienus, Aurelian und Probus vor, die das Imperium Romanum schrittweise wieder konsolidierten, die Legitimitätskrise der Monarchie aber noch nicht überwinden konnten.
Trotz aller außen- und innenpolitischen Probleme in der Zeit der sogenannten Reichskrise sollten die Krisensymptome aber auch nicht übertrieben herausgestellt werden. Denn während manche Teile des Reiches von den folgenden Ereignissen hart getroffen wurden, prosperierten andere weiterhin. In diesem Sinne dürfen einzelne Krisensymptome nicht verallgemeinert und überbewertet werden – zumal fraglich ist, ob selbst auf dem Höhepunkt der Krise um 260 von einer wirklich existentiellen Bedrohung gesprochen werden kann.
Diokletian – Stabilisierung und Reform
Mit dem Regierungsantritt Diokletians im Jahr 284 trat das Römische Reich in seine Spätphase ein. Diokletian, im Grunde selbst ein Soldatenkaiser, bemühte sich nun, den römischen Staat weiter zu stabilisieren und systematisch zu reformieren. Dabei griff er zahlreiche Ansätze auf, die bereits von seinen Vorgängern als Antwort auf die Krise entwickelt worden waren. Mit seinen Reformen lässt die Forschung traditionell und mit gutem Grund den Prinzipat enden, da sie in vielerlei Hinsicht einen Neuanfang bedeuteten, obwohl sie zugleich keineswegs einen vollständigen Bruch mit der Vergangenheit darstellten. Die Maßnahmen waren für die folgenden drei Jahrhunderte prägend; die von Diokletian und Konstantin (s. u.) geschaffenen Strukturen wurden erst am Ende der Antike wieder aufgegeben.

So kam es unter Diokletian zu einer grundlegenden Reform der Verwaltung, zu einer stärkeren Zentralisierung und Bürokratisierung. Die Provinzen wurden verkleinert. Der zivile Sektor wurde grundsätzlich vom militärischen getrennt, an diesem Prinzip wurde dann bis zum Ende der Epoche festgehalten. Das Reich wurde in Diözesen eingeteilt, um so eine bessere Verwaltung zu garantieren; gleichzeitig wurden die Provinzen verkleinert. Um dem Staat stetig fließende Steuereinnahmen zu sichern, wurde das Capitatio-Iugatio-System (im Wesentlichen handelt es sich um eine Kombination von Kopf- und Grundsteuer, die regelmäßig geschätzt wurde) geschaffen, das die Berechnung der Abgaben erleichterte. Es wurde eine Währungsreform in Angriff genommen – um der grassierenden Inflation noch entgegenzutreten, hatte Diokletian auf einschneidende Maßnahmen zur Preiskontrolle gesetzt –, der jedoch wohl kein durchschlagender Erfolg beschieden war.
Zentrales Element der Heeresreform war die Aufteilung in ein Feldheer (Comitatenses) und ein Grenzheer (Limitanei) mit dem Ziel, dass Durchbrüche an der Grenze leichter mit dem Bewegungsheer abgefangen werden konnten (die Trennung zwischen ihnen war allerdings wohl nicht so strikt, wie die Forschung lange annahm). Diese Reformen sollten sich insgesamt bewähren und dem Chaos, das teils noch in der Zeit der Soldatenkaiser geherrscht hatte, ein Ende bereiten sowie die Grenzverteidigung an Rhein und Donau stärken. Im Osten behauptete sich Rom nun auch gegen die Sassaniden, die 297/98 von Diokletians Caesar Galerius geschlagen und 298/99 zu einem für sie unvorteilhaften Frieden gezwungen wurden, der bis 337 hielt.
Weniger Erfolg hatte Diokletian allerdings mit dem von ihm erdachten Regierungssystem der Tetrarchie (Viererherrschaft), das je zwei Seniorkaiser (Augusti) und zwei Juniorkaiser (Caesares) vorsah und zudem religiös durch die künstliche Adoption durch die Götter zementiert wurde: So nahm etwa Diokletian selbst, der als senior Augustus auch in diesem System weiterhin die bestimmende Figur war, den Beinamen Iovius an (etwa = Schützling und Abkömmling des Gottes Jupiter). Die Überhöhung und sakrale Legitimation des Kaisertums sollte offensichtlich dazu dienen, den Verlust an Ansehen und Autorität, den es während der Reichskrise erlitten hatte, zu kompensieren. Dieser Ansatz sollte später von Konstantin unter ganz anderen – christlichen – Vorzeichen aufgegriffen werden.
Vermutet wird, dass die demonstrative Bindung der Kaiser an die traditionellen Kulte ein Grund für die Durchführung der letzten großen Christenverfolgung war, die 303 begann. Nach über vier Jahrzehnten der faktischen Duldung traf diese Attacke die Gemeinden hart und überraschend. Allerdings erwies sich die kirchliche Struktur bereits als derart gefestigt, dass sie durch eine Verfolgung nicht mehr zu zerstören war. Zudem scheinen die Maßnahmen nur im Osten des Reiches in aller Härte umgesetzt worden zu sein. 311 beendete Galerius in einem Toleranzedikt endgültig die Christenverfolgung und sanktionierte die Ausübung der christlichen Religion.
Die Auflösung der Tetrarchie nach Diokletians freiwilligem Rücktritt im Jahr 305 zeigte, dass sich deren System letztlich nicht gegen die dynastische Idee durchsetzen konnte, die vor allem Konstantin der Große wieder intensiv propagierte. Das diokletianische Konzept eines Mehrkaisertums hingegen sollte sich bewähren: außer zwischen 361 und 364 gab es fortan bis 476/80 immer mehr als einen Kaiser (Augustus oder Caesar) im Römischen Reich, zwei Kaiserhöfe sogar noch bis 554.
Konstantin der Große und der Durchbruch des Christentums
Konstantin der Große, der Sohn des Tetrarchen Constantius Chlorus, setzte sich in dem blutigen Machtkampf durch, der kurz nach dem Rücktritt Diokletians 305 entbrannt war. 306 war er nach dem Tod seines Vaters von dessen Soldaten in York zum Kaiser ausgerufen worden, wurde von den anderen Tetrarchen aber nicht akzeptiert. Zuerst bekämpfte Konstantin Maxentius, den Sohn des Tetrarchen Maximian, der sich ebenfalls gegen die diokletianische Ordnung gestellt hatte und Italien kontrollierte. Im Zuge des Machtkampfes zwischen Konstantin und Maxentius kam es schließlich 312 zur Schlacht an der Milvischen Brücke, die ersterer für sich entschied. Damit hatte Konstantin den Westen des Imperiums für sich gewonnen.
Ab 324 war Konstantin dann Alleinherrscher des Römischen Reiches (mit seinen Söhnen als Caesares), nachdem er auch seinen letzten Konkurrenten Licinius, mit dem er sich 313 noch verständigt hatte (Mailänder Vereinbarung, in der die ungestörte Ausübung des Christentums reichsweit legalisiert wurde), in zwei Kriegen ausgeschaltet hatte. Konstantin baute anschließend die Reformen Diokletians weiter aus. In der Verwaltung schuf er neue Hofämter, wandelte den praefectus praetorio in den höchsten Zivilbeamten um und führte zusätzliche Steuern ein, wobei er den Solidus als neue Leitwährung etablierte. Im militärischen Bereich gehen das Amt des magister militum (Heermeister) und die endgültige Teilung des Heeres in ein Bewegungs- und ein Grenzheer auf ihn zurück.
Unter seiner Herrschaft erfolgte auch der am weitesten reichende Schritt eines römischen Kaisers seit der Begründung des Prinzipats durch Augustus: die Förderung des nur Jahre zuvor noch verfolgten Christentums als staatlich anerkannte und sogar privilegierte Religion (Konstantinische Wende). Es hieß, ihm sei bereits vor der Schlacht an der Milvischen Brücke das Zeichen des Kreuzes erschienen, und er habe seinen anschließenden Sieg unter diesem Zeichen errungen. Ab 324 setzte er diese neue Religionspolitik reichsweit um.
Konstantins Verhältnis zum Christentum – das er keineswegs schon zur Staatsreligion erhob – ist in der Forschung weiterhin umstritten. Am ehesten kann man ihn vielleicht als Anhänger des Christengottes und Förderer des Christentums bezeichnen, ohne dass dies etwas über seine Beziehung zu den anderen Kulten aussagen muss; allerdings betonen manche Forscher durchaus die persönliche Religiosität des Kaisers. Heiden konnten jedoch weiterhin ihre Kulte ausüben und hatten Zugang zu hohen und höchsten Staatsämtern, wenngleich Christen nun oft bevorzugt wurden. Uneins ist sich die Forschung vor allem in Hinblick auf die Motive hinter der veränderten Religionspolitik. Mehrere Historiker nehmen an, dass das Bekenntnis des Kaisers zum neuen Glauben religiös-persönlichen, nicht politischen Motiven entsprang und daher ernst zu nehmen sei. Andere dagegen sehen in Konstantins Wendung zum Monotheismus christlicher Prägung eine eher rationale Entscheidung, nämlich eine flankierende Maßnahme, die sein Streben nach der alleinigen Macht legitimieren und die prekäre römische Monarchie auf eine solidere Grundlage habe stellen sollen: So wie es nur einen Gott gebe, so solle es auch auf Erden nur einen Kaiser geben. Diese gezielte Verflechtung von Herrschaft und Religion wird teils als „imperialer Monotheismus“ bezeichnet. Ebenso ist es möglich, dass beide Aspekte eine Rolle gespielt haben. Fest steht jedenfalls, dass Konstantin seine Söhne im christlichen Glauben erziehen ließ, der Kirche reiche Geschenke machte und die Macht der Bischöfe stärkte. Er sicherte außerdem die Rhein- und Donaugrenze, konnte die Goten in die Schranken weisen und schloss 332 einen Vertrag mit ihnen ab. Außenpolitisch stand das Reich unter ihm zuletzt so gut da wie seit dem frühen 3. Jahrhundert nicht mehr.
Ein weiteres in die Zukunft weisendes Ereignis in seiner Regierungszeit war die Errichtung einer neuen Residenz: Konstantinopel, die „Stadt des Konstantin“, das Neue Rom, das 330 eingeweiht wurde, entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zur Hauptstadt des östlichen Reichsteils. Damit verlagerte sich der Schwerpunkt nach Osten, in die ökonomisch stärkere Hälfte des Imperiums. Kurz vor dem Beginn eines geplanten Feldzugs gegen das Sassanidenreich verstarb Konstantin im Mai 337 in der Nähe von Nikomedia. Er ließ sich, wie zur damaligen Zeit keineswegs unüblich, erst kurz vor seinem Tod taufen.
Das Ende der konstantinischen Dynastie

Nach dem Tod Konstantins 337 entbrannte ein blutiger Machtkampf, der die konstantinische Dynastie dezimierte (siehe Morde nach dem Tod Konstantins des Großen). Konstantins Sohn Constantius II., seit 337 Kaiser im Osten, setzte sich schließlich 353 als Alleinherrscher durch, nachdem er den Usurpator Magnentius in einem sehr verlustreichen Bürgerkrieg geschlagen hatte. Magnentius hatte zuvor 350 den Bruder des Constantius, Constans, ermordet. Der dritte überlebende Sohn Konstantins des Großen, Konstantin II., war bereits 340 im Kampf gegen Constans gefallen. Constantius II. setzte nach seinem Sieg zunächst seinen Vetter Gallus als Caesar ein, nach dessen Hinrichtung dann 355 dessen Bruder Julian (siehe unten). Der Kaiser förderte im sogenannten arianischen Streit die Homöusianer. Die durch den christologischen Streit entstandene Kluft innerhalb der Reichskirche konnte er aber nicht überbrücken.
Constantius II. war bei der Stabilisierung der Grenzen recht erfolgreich, wenngleich die seit 338 andauernden Kämpfe gegen die Perser unter Schapur II. für beide Seiten wechselhaft verliefen (Sieg der Römer bei Singara 344, persische Großoffensive 359 und Fall der römischen Festung Amida), wobei Schapur zwischenzeitlich einige Jahre an seiner Nordostgrenze im Kampf gegen die Chioniten gebunden war. Für die Zeit von 353 bis 378 steht uns das letzte große in Latein abgefasste Geschichtswerk der Antike zur Verfügung, die Kaisergeschichte des römischen Offiziers Ammianus Marcellinus. Sein Werk ist aber nicht völlig frei von Parteinahme, vor allem für Julian, den Vetter und Caesar des Constantius. Dieser war auch bei dem von ihm geführten gallischen Heer sehr beliebt, sodass es bald zu Spannungen zwischen ihm und Constantius kam. Julian, der die Rheingrenze wenigstens vorläufig wieder gesichert hatte, wurde 360 von den Truppen in Paris zum Augustus ausgerufen, und nur der natürliche Tod des Constantius im November 361 bewahrte das Reich vor einem neuen Bürgerkrieg.
Den neuen Alleinherrscher Julian (361 bis 363), der hochgebildet und auch literarisch aktiv war, nannten später christliche Polemiker Julian Apostata („Julian den Abtrünnigen“), da er kurz nach seinem Herrschaftsantritt im Jahre 361 eine Renaissance des „Heidentums“ einleitete. Diese hatte jedoch keinen nachhaltigen Erfolg, zumal Julians Versuch, aus den vielen Kulten eine vereinheitlichte pagane („heidnische“) Staatskirche zu schaffen, um so das Christentum zurückzudrängen, misslang. Nach dem Tod Kaiser Julians auf einem Feldzug gegen die Sassaniden im Jahr 363, der gleichzeitig eine der größten Militäroperationen der Spätantike darstellte und in einem Fiasko für die Römer endete, blieb das Christentum die beherrschende Religion.
Alle nachfolgenden Kaiser waren Christen, auch Julians direkter Nachfolger, der nur kurze Zeit regierende Jovian. Dieser konnte mit den Persern nach dem missglückten Feldzug seines Vorgängers Frieden schließen. Die unter Galerius eroberten Gebiete um Nisibis fielen im Frieden von 363 wieder an die Sassaniden; damit wurde in Mesopotamien eine Grenze festgelegt, die für beide Seiten grundsätzlich akzeptabel war und bis 591 Bestand hatte. Der Osten wurde nun immer stärker christianisiert, aber auch der Westen, vor Konstantin weitgehend von den alten Götterkulten geprägt, öffnete sich mehr und mehr dem Christentum, wenngleich es in der Folgezeit zu einer ganzen Reihe von schweren innerkirchlichen Krisen kam. Bereits zur Zeit Konstantins kam es zum Streit bezüglich der Donatisten und der Arianer, später kam im Osten noch das Problem des Monophysitismus hinzu. Allerdings hielten sich pagane Kulte noch bis zum Ende der Spätantike, befanden sich aber seit dem 4. Jahrhundert freilich auf dem Rückzug (siehe unten „Religiöse Entwicklungen außerhalb des Christentums“).
Außenpolitisch kam das Reich nicht mehr zur Ruhe. Am Rhein und entlang der Donau wurde es von Germanen und später von den Hunnen bedrängt, während im Osten die Gefahr durch die Sassaniden weiter bestand. Trotz des Rückschlags von 363 verloren die Römer allerdings zunächst noch nicht die militärische Initiative – hier sollte erst 378 ein Paradigmenwechsel eintreten.
Von Valentinian I. bis zum Tod Theodosius’ des Großen: der Beginn der „Völkerwanderung“

Das Reich wurde seit Kaiser Valentinian I. (364 bis 375), der Jovian 364 nachfolgte, wieder von je zwei Kaisern regiert. Offenbar sah man sich ansonsten nicht in der Lage, der äußeren Bedrohung Herr zu werden. Valentinian setzte seinen Bruder Valens (364 bis 378) im Osten ein und widmete sich selbst intensiv der Grenzverteidigung. Es gelang ihm denn auch, die Rhein- und Donaugrenze nachhaltig zu stabilisieren und mehrere militärische Erfolge zu verbuchen. Währenddessen ereigneten sich im Osten umwälzende Veränderungen.
In den 70er Jahren des 4. Jahrhunderts setzte die sogenannte Völkerwanderung in Europa ein. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass im Gegensatz zur älteren Forschung heute auf die Problematik des Begriffs Völkerwanderung und des damit verbundenen Geschichtsbildes hingewiesen wird. Nicht ganze Völker „wanderten“, es waren vielmehr unterschiedlich große, heterogen zusammengesetzte Kriegergruppen mit Anhang, die im Laufe der Zeit zu Verbänden zusammenwuchsen und schließlich eine gewisse eigene Identität beanspruchten (siehe Ethnogenese, in der neueren Forschung wird der Identitätsbegriff betont). Diese Verbände waren in erster Linie an einer Teilhabe am Reichtum des Imperiums interessiert und zielten keineswegs auf dessen Zerstörung ab. Vielfach wurden die Krieger angeheuert, um in den römischen Bürgerkriegen zu kämpfen. Der Begriff „Völkerwanderung“ gilt einer wachsenden Zahl von Forschern daher als ungeeignet und überholt.
Die Hunnen, eine heterogen zusammengesetzte Kriegergruppe aus Zentralasien (Hunne war wahrscheinlich ein Prestigename für Gruppen aus der eurasischen Steppenregion und wurde so auch von einigen oströmischen Geschichtsschreibern später noch als ethnographischer Gattungsbegriff für ganz verschiedene Reitervölker aus dem Steppenraum benutzt), überrannten zunächst das Reich der Alanen am Kaspischen Meer und vernichteten um 375 das Gotenreich (Greutungen) Ermanarichs in der heutigen Ukraine. Anschließend drängten sie andere Gruppen, darunter auch die Donaugoten (Terwingen), nach Westen ab.
Die vor den Hunnen über die Donau geflüchteten Goten unter Fritigern wurden zunächst vom Imperium aufgenommen, revoltierten dann aber aufgrund unzureichender Versorgung. Sie fügten dem Ostkaiser Valens am 9. August 378 in der Schlacht von Adrianopel eine vernichtende Niederlage zu, in der auch Valens fiel und mit ihm einige der besten Offiziere und Einheiten der östlichen Feldarmee. Von manchen Zeitgenossen wurde diese Niederlage bereits als Zeichen des Niedergangs Roms interpretiert, und bis heute ist diese Sicht weit verbreitet. Auch wenn dem inzwischen mehrere Forscher widersprechen, ist zu konstatieren, dass die Niederlage von 378 wohl mittelfristig eine militärische Wende einleitete: Fortan versuchte das Imperium kaum noch, die Barbaren durch verlustreiche Präventiv- und Vergeltungskriege unter Kontrolle zu halten, sondern die Kaiser setzten jetzt immer öfter auf die Zahlung von als Hilfsgelder geschönten Tributen an Germanen, Hunnen und Perser.
Unmittelbar nach der Katastrophe von Adrianopel war die Lage Roms im Osten dramatisch, aber keineswegs unrettbar. Gratian (375 bis 383), der älteste Sohn Valentinians I. und seit dessen Tod 375 Kaiser im Westen, setzte 379 den aus Hispanien stammenden Theodosius, dessen Vater ein erfolgreicher General gewesen war, als Kaiser im Ostteil des Imperiums ein. Theodosius übernahm dann die schwierige Aufgabe, den Osten des Reiches wenigstens vorläufig wieder zu stabilisieren. 380 erklärte dieser im Edikt Cunctos Populus das katholische Christentum zur offiziellen Konfession des Reiches und ließ dies im folgenden Jahr durch ein Ökumenisches Konzil bestätigen. 382 schloss er einen Vertrag mit den Goten. Sie konnten im Reich bleiben und sollten dem Kaiser als vertraglich gebundene Soldaten (foederati) dienen, durften aber autonom bleiben und wurden keine römischen Bürger. Dieser – in Inhalt und Bedeutung umstrittene – Gotenvertrag ebnete nach Ansicht einiger Forscher den Weg für die Reichsbildungen der Germanen innerhalb des Imperiums, stabilisierte aber zunächst vor allem die sehr heikle Lage im Osten, da Theodosius nun wieder über ausreichend Truppen verfügen konnte.
387 folgte ein Vertrag mit Persien in Bezug auf den alten Zankapfel Armenien, das seit Jahrhunderten zwischen den beiden Großmächten umstritten war. Rom erhielt etwa ein Fünftel (Römisches Armenien), Persien den Rest des Landes (das sogenannte Persarmenien). Mit dieser Lösung waren beide Seiten offensichtlich zufrieden, denn abgesehen von zwei kurzen Konflikten (421/22 und 441) herrschte bis 502 Frieden zwischen Römern und Sassaniden. Auch die Perser waren an anderen Fronten durch Attacken hunnischer Gruppen gebunden. Die Ruhe an der Euphratfront sollte ein wesentlicher Grund dafür sein, dass die östliche Reichshälfte das fünfte Jahrhundert überstehen konnte. Darüber hinaus betrieb Theodosius eine formal anti-pagane Politik (die in der Umsetzung jedoch sehr maßvoll war), für die ihm von den Christen später der Beiname der Große gegeben wurde.

Im Westen hatten sich währenddessen die Ereignisse überschlagen: Gratian, der einige erfolgreiche Feldzüge etwa gegen die Alamannen geführt hatte, wurde 383 infolge eines Soldatenaufstandes in Britannien, der sich rasch auf das Festland ausgebreitet hatte, in Lyon ermordet. Theodosius konnte sich mit dem Usurpator Magnus Maximus zunächst noch einigen, hat ihn aber schließlich 388 in der Schlacht bei Poetovio besiegt und hingerichtet. Daraufhin übergab er dem 17-jährigen Valentinian II., dem jüngeren Bruder Gratians, die Herrschaft im Westen. Der faktischen Macht des Heermeisters des Westens, des Franken Arbogast, hatte der junge Kaiser aber wenig entgegenzusetzen. Er fand 392 ein gewaltsames Ende durch Mord oder (wahrscheinlicher) Selbstmord.
Nach mehreren Wochen ohne westlichen Augustus ließ der pagane Heermeister Arbogast schließlich den Hofbeamten und Rhetor Eugenius zum Kaiser erheben; dieser verfolgte, obwohl selbst Christ, gegenüber den Anhängern paganer Kulte eine relativ tolerante Politik. Dies ist auch im Zusammenhang mit dem sogenannten Streit um den Victoriaaltar zu sehen. Die Usurpation des Eugenius wollte Theodosius allerdings nicht akzeptieren, so dass er wieder nach Westen marschierte, wo er das Heer des Eugenius Anfang September 394 in der blutigen Schlacht am Frigidus vernichtend schlagen konnte, in der mehrere der besten Einheiten des Westreichs vernichtet wurden, die wohl nie wieder ersetzt werden konnten. Eugenius wurde hingerichtet, woraufhin Arbogast sich das Leben nahm. Erst im Nachhinein wurde dieser Bürgerkrieg zu einem religiösen Konflikt umgedeutet. Dennoch: Die pagane Kultausübung, die Theodosius bereits 380/81 in mehreren Gesetzen empfindlich beeinträchtigt und durch weitergehende Gesetz in Jahren 391 und 392 verboten hatte, erhielt damit den endgültigen politischen Todesstoß bzw. verlor im Grunde alle Hoffnung auf offizielle Duldung. Es sollte aber noch mindestens 200 Jahre lang eine recht beachtliche, allerdings stetig abnehmende Zahl von Anhängern der alten Götterkulte im Römischen Reich geben.
Theodosius einte das Reich faktisch noch einmal für kurze Zeit, bevor es nach seinem überraschenden Tod unter seinen Söhnen Honorius (im Westen) und Arcadius (im Osten) 395 zur faktisch endgültigen Reichsteilung kam. Die Zeitgenossen nahmen diese Teilung der Herrschaft, die nur zufällig die letzte in einer ganzen Reihe war, allerdings nicht als besondere Zäsur wahr, war man doch längst an ein Nebeneinander mehrerer Kaiser gewöhnt. Und tatsächlich wurde die prinzipielle Reichseinheit auch weiterhin betont: Nicht das Imperium Romanum war geteilt worden, sondern die Herrschaft über das unteilbare Reich war wieder, wie unter Valentinian I., auf zwei Brüder verteilt worden. Arcadius agierte dabei als der senior Augustus.
Die prinzipielle Reichseinheit sollte offiziell nie aufgegeben werden. Die Gesetze der Kaiser galten jeweils im ganzen Reich, und der Westkonsul wurde bis zum Erlöschen des Konsulats unter Justinian (541) ebenso in Ostrom anerkannt wie umgekehrt der östliche im Westreich. Dennoch kam es seit 395 faktisch zu einer langsamen kulturellen und administrativen Auseinanderentwicklung der beiden Hälften. Der Westen stand dabei offenbar bereits bald nach 400 ökonomisch schlechter da als der Osten.
Von der Reichsteilung von 395 bis zur Eroberung Roms 410

Im Osten begann eine Periode relativen Friedens, der nur von gelegentlichen Kämpfen an der Donaufront (Hunnen und Germanen) sowie 420–422 und 441 durch zwei kurze Kriege gegen das Sassanidenreich gestört wurde. Erst in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts musste sich auch das Ostreich wieder verstärkt der Verteidigung seiner Grenzen zuwenden. Der Osten war wirtschaftlich weiterhin der stärkere Reichsteil und konnte noch immer große Summen Geldes mobilisieren. Der oströmischen Diplomatie gelang es offenbar auch, mehrere Angriffswellen nach Westen „umzuleiten“. Allerdings ist sehr fraglich, ob Ostrom bewusst den Westen geopfert hat; eher gehören die Vorgänge in den Zusammenhang zeitweiliger Konflikte zwischen den beiden Kaiserhöfen: Herrschte hingegen Frieden zwischen den Reichshälften, half der Osten dem Westen wiederholt.
Vor allem konnte im Osten der Einfluss der Heermeister, die oft barbarischer Abstammung waren, teils eingedämmt und schließlich zurückgedrängt werden. Arcadius (395 bis 408) und sein Sohn Theodosius II. gelten zwar traditionell nicht als besonders fähige Herrscher, doch funktionierte die Verwaltung des Reiches weiterhin relativ reibungslos. Der zu Beginn der Regierungszeit des Arcadius mit dem Westreich aufgebrochene Konflikt um den Besitz des Illyricum konnte beigelegt werden, und die lange Dauer der Herrschaft des Theodosius, der den Osten von 408 bis 450 regierte, sorgte für Stabilität.
Dagegen kam das Westreich nicht mehr zur Ruhe. Der Westkaiser Honorius (395 bis 423) hatte eine Zeit lang, vom mächtigen Heermeister Stilicho gedrängt, erwogen, gegen das Ostreich militärisch vorzugehen, um Ansprüche auf eine Oberhoheit im Gesamtreich durchzusetzen. Der zivilen Reichsadministration im Westen entglitt vor allem in der Folgezeit immer mehr die Kontrolle über den ranghöchsten westlichen magister militum, so dass spätestens seit den 430er Jahren die Heermeister die wahre Macht im Westen waren, gestützt auf ihre militärische Verfügungsgewalt. Die Reichsgrenze am Rhein kollabierte zum Jahreswechsel 406/7 (siehe Rheinübergang von 406) und sich ganze Stammesverbände Zutritt zum Westreich verschafften (so etwa Vandalen, Sueben und Alanen, später auch Burgunden). Ob die fremden Krieger vor den Hunnen flohen oder, wie einige Quellen behaupten, von den Römern selbst ins Land gerufen worden waren, ist unklar und umstritten. Fest steht, dass seit 406 die inneren Konflikte im Westreich zu neuen Bürgerkriegen führten. 408 wurde Stilicho – der einerseits ein fähiger Militär war und sich zudem durchaus loyal gegenüber dem Kaiser verhielt, andererseits aber die politische Rolle des Heermeisteramts im Westen weiter aufgewertet hatte – mit dem Wissen seines Schwiegersohnes Honorius gestürzt und umgebracht. Doch da der Kaiser unfähig war, selbst tatkräftig die Regierung zu übernehmen, eskalierte die Krise immer weiter. Zum einen kämpfte man am Kaiserhof um Einfluss auf den schwachen Herrscher, zum anderen versuchten Militärführer römischer und nichtrömischer Herkunft, sich gewaltsam Einfluss im Reich zu verschaffen.
In Britannien erhoben sich 406/7 kurz nacheinander mehrere Usurpatoren (siehe Marcus und Gratian), zuletzt Konstantin III. (411 folgte die Usurpation des Jovinus in Gallien). Nicht ganz zu Unrecht bezeichnete der Kirchenvater Hieronymus Britannien denn auch als „eine an Tyrannen (Usurpatoren) fruchtbare Provinz“. Konstantin führte 407 den größten Teil des noch bestehenden britannischen Feldheeres nach Gallien, wo er in Kämpfen mit den dort eingefallenen Germanen und loyalen weströmischen Truppen aufgerieben wurde. Die wenigen in Britannien zurückgebliebenen Verbände dürften sich im Laufe der Zeit aufgelöst haben, als die Insel faktisch sich selbst überlassen wurde, weshalb es dort 409 zum Aufstand gegen die römische Autorität kam. Es bildete sich lokale romano-britische Herrschaften (Sub-Roman Britain), doch sind kaum Details bekannt. Die im Laufe des 5. Jahrhunderts eingewanderten Angelsachsen drängten die Romano-Briten bis ins 7. Jahrhunderts immer weiter zurück. Es bildeten sich nun angelsächsische Herrschaften, einzelne romano-britische Gebiete konnten jedoch ihre Unabhängigkeit bewahren (so Wales und das heutige Cornwall).
Da eigene Truppen immer schlechter finanziert werden konnten, musste man in Westrom verstärkt auf weitaus billigere Foederaten zurückgreifen, also reichsfremde Krieger, die als Verbündete galten und nur indirekt römischem Befehl unterstanden. Dies war eine Folge des zunehmenden Verlusts von Ansehen und Mittel der kaiserlichen Regierung im Westen. Einer dieser Befehlshaber von foederati war der Gote Alarich, der schon zuvor im Ostreich aktiv gewesen, teils auf eigene Faust, teils als Verbündeter Stilichos. Alarich wollte für seine Männer vor allem die Zuweisung von Land erkämpfen, um dem Kriegerverband eine dauerhafte Versorgung (annona) zu sichern. Als die Verhandlungen mit dem weströmischen Kaiser Honorius scheiterten, sah sich Alarich zu einem radikalen Schritt gezwungen.
Ende August 410 kam es zur Plünderung Roms durch Alarichs westgotische Truppen. Die Stadt war zwar längst nicht mehr hauptsächlicher Regierungssitz des Westreiches, aber immer noch wichtiges Symbol des Gesamtreichs. Diese dreitägige, systematische Plünderung war ein Fanal – für die Altgläubigen war dies ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Götter das Reich für die Abkehr vom alten Glauben bestrafen wollten. Augustinus von Hippo schrieb daraufhin sein großes Werk De civitate Dei („Über den Gottesstaat“), als direkte Antwort auf diesen Vorwurf, und auch Orosius versuchte zu beweisen, dass die Katastrophe nichts mit der neuen Religion zu tun habe, sondern dass es den Römern unter den christlichen Kaisern im Gegenteil sogar besser gehe als früher. Sicher ist, dass das Ansehen der weströmischen Regierung durch die Vorgänge schweren Schaden nahm. Die neuere Forschung betont dabei vermehrt, dass es sich bei der Plünderung nicht um eine Eroberung Roms durch fremde Barbaren handelte, sondern um Ereignisse, die eher in den Kontext eines Bürgerkrieges gehören, an dem Alarich und seine foederati beteiligt waren.
Das fünfte Jahrhundert im West- und Ostreich
Der Zusammenbruch des Westreichs
Der Zusammenbruch der Rheingrenze 406 hatte das Westreich für mehrere Jahre gelähmt, auch wenn die germanischen Kriegergruppen (die nun vor allem unter der Führung von Heerkönigen bzw. reges auftraten) in der Regel nach wie vor primär an einer Integration in das Imperium und an verlässlichen Einkünften interessiert waren. Ihre Absicht bestand nie darin, das Imperium zu zerstören, vielmehr wollten sie an der römischen Zivilisation teilhaben. In diesem Zusammenhang kam es jedoch wiederholt zum Konflikt mit der immer schwächer werdenden weströmischen Zentralregierung.
Der Westen erlebte im 5. Jahrhundert einen Kreislauf von finanziell-ökonomischem und politischem Niedergang, der die Wehrkraft des Reiches verringerte, und daraus folgenden Plünderungszügen, die zu ökonomischen Einbußen führten, die es den Kaisern noch schwerer machten, Soldaten zu bezahlen. Von Germanen und Hunnen bedroht, oft von Bürgerkriegen zerrissen, zudem immer der Gefahr eines Putsches durch einen ehrgeizigen Heermeister ausgesetzt (die durch ihre Kontrolle der Armee die wahre Macht hinter dem westlichen Kaiserthron waren und durch ihren Einfluss auf die Kaiser herrschten) und teils von unfähigen Kaisern regiert, verlor die weströmische Regierung nach und nach die Kontrolle über ihre wichtigsten Provinzen. Zeitweilig konkurrierten im Westen bis zu sechs Kaiser gleichzeitig um die Macht. Die Kontrolle über einige der wichtigsten Provinzen des Reiches ging dem seit Ende 402 in Ravenna residierenden weströmischen Kaiser Honorius verloren, aber zunächst (mit Ausnahme Britanniens) noch nicht dauerhaft. Denn ab 411 gelang unter dem Heermeister und kurzzeitigen späteren Kaiser Constantius III. eine vorläufige Stabilisierung. Dieser setzte sich nacheinander skrupellos gegen seine Rivalen durch und brachte Honorius und die Zentralregierung unter seine Kontrolle. 421 erzwang er seine eigene Kaisererhebung und rüstete anschließend zum Bürgerkrieg gegen Theodosius II., der ihn als Usurpator ansah. Die Westgoten waren besiegt und 418 in Aquitanien angesiedelt worden, sie kämpften als Söldner im Auftrag des Kaisers gegen Bagauden, brachten später auch den Sueben eine schwere Niederlage bei und standen noch 451 auf römischer Seite. Erst 469 sollten sie das foedus mit Rom brechen.

Nach dem überraschenden Tod von Constantius III. (421) und Honorius kam es 423 erneut zu inneren Wirren und einer Usurpation, bis der Ostkaiser Theodosius II. seinen jungen Vetter Valentinian III. mit Truppen nach Italien schickte und Ende 425 als neuen Kaiser des Westens installierte. Sowohl Honorius als auch Valentinian III. waren Kindkaiser, die bei der Regierung von anderen (vor allem dem obersten Heermeister im Westen) abhängig waren. Mitten in diese scheinbare Erholungsphase fiel aber die nächste Katastrophe: Der Verband der Vandalen setzte unter ihrem rex Geiserich 429 von Spanien nach Africa über und eroberte 439 unter Bruch eines foedus Karthago. Geiserich entriss damit unter Ausnutzung erneuter innerrömischer Machtkämpfe die reichste Provinz des Westreiches dem Zugriff der weströmischen Zentralregierung, die danach effektiv nur noch über Italien, Dalmatien und Noricum sowie Teile Galliens, Hispaniens und Mauretaniens herrschte. Alle Versuche, das für den Westen überlebensnotwendige Africa zurückzugewinnen, waren vergebens. Damit verlor Westrom den Großteil seiner Einnahmen und den Hauptlieferanten seines Getreides, und Geiserich besaß mit Kartago zudem eine Machtbasis, die ihm Eingriffe in die Innenpolitik des Reiches ermöglichte. 442 musste man seine Stellung durch ein neues foedus anerkennen.

Der neue starke Mann in Ravenna war der magister militum und patricius Aëtius, der sich 433 dank hunnischer Militärhilfe in einem blutigen Machtkampf durchgesetzt hatte und der nun die Regierungsgeschäfte leitete, so dass Valentinian III. weiterhin ohne reale Macht war. Aëtius war durchaus fähig, doch konnte er den Verfall der Zentralgewalt nur sehr bedingt und vorläufig aufhalten, aber nicht umkehren – zu groß waren die militärischen und (vor allem nach dem Verlust der reichen Provinz Africa) die wirtschaftlich-fiskalischen Probleme. Der weströmische Herrschaftsbereich schmolz im Wesentlichen auf Italien, Teile Galliens und Hispaniens zusammen, doch selbst diese Gebiete konnte nicht dauerhaft gehalten werden, wobei das weströmische Heer zunehmend „barbarisiert“ wurde. Aëtius stütze sich sowohl bei internen Machtkämpfen als auch bei der Abwehr äußerer Angriffe teils auf angeworbene hunnische Kontingente.
Die Bedrohung durch den mächtigen Hunnenkönig Attila, der an der mittleren Donau ein Steppenreich errichtet hatte, betraf grundsätzlich West- und Ostrom, von denen sich Attila dringend benötigte Geldmittel erpresste. In den 440er Jahren gelang es Attila, dem Ostreich mehrmals empfindlichen Schaden zuzufügen, als Konstantinopel die Geldzahlungen an die Hunnen vorübergehend einstellte. Die Folge waren hunnische Angriffe auf oströmisches Gebiet 441/42 und 447, bevor der Ostkaiser Theodosius II. einlenkte und im sogenannten Anatoliusfrieden erheblichen Zahlungen zustimmen musste.
Die Hunnen waren aber nicht nur Gegner, sondern agierten auch als Partner Roms. Die Kaiserhöfe im West- und Ostreich waren grundsätzlich bestrebt, möglichst gute Beziehungen zu den Hunnen zu unterhalten, um so die Gefahr von Angriffen der Hunnen oder ihnen untergebenen gentes aus dem Barbaricum zu reduzieren. Attilas Vorgänger Rua agierte mehrmals als Gegner und Partner Roms und erhielt dafür offenbar Zahlungen. Die Hunnen konnten ihr Ziel, am Wohlstand des Imperiums zu partizipieren, im Grunde als angeworbene Söldner, als plündernde Kriegergruppen oder durch indirekten Druck und Erpressung von Tributen erreichen. Die materielle Abhängigkeit der Hunnen ist durchaus typisch für das Beziehungsgeflecht zwischen Reitervölkern und den an sie grenzenden sesshaften und staatlich organisierten Gemeinwesen: Infolge einer oft prekären Existenzgrundlage waren Reitervölker auf die Ressourcen sesshafter Gesellschaften angewiesen, wodurch sich eine Spannungssituation ergab, die die Forschung als „endemischen Konflikt“ bezeichnet.
Die Hunnen waren ökonomisch stets auf erzwungene römische Tributleistungen bzw. auf Beute angewiesen, um mit diesen Mitteln die eigene Gefolgschaft an den Herrscher zu binden und so den nur locker aufgebauten Herrschaftsverband zusammenzuhalten. Diese Gefolgschaft umfasste neben hunnischen Gruppen auch mehrere germanische Verbände, die unter hunnischer Herrschaft ihre eigene Identität behielten. Bis 450 attackierte Attila vor allem Ostrom und hatte durch seine Hegemonie über viele barbarische gentes Westrom eine kleine Ruhepause verschafft. Für die Zeit Attilas ist die wichtigste erzählende Quelle das (nur fragmentarisch erhaltene) Werk des Priskos, der als Mitglied einer oströmischen Gesandtschaft im Jahr 449 selbst an den Hunnenhof reiste (wo ein vom oströmischen Hof dilettantisch geplanter Mordversuch an Attila scheiterte). Bis zu diesem Zeitpunkt war das Verhältnis zwischen Attila und dem mächtigen Heermeister Aëtius im Westreich nicht frei von Spannungen, aber insgesamt besser als das Verhältnis Attilas zum Ostreich. 451 jedoch griff Attila wohl auf Bitten der Augusta Honoria in weströmische Machtkämpfe ein und attackierte Aëtius in Gallien; dort konnte der Heermeister ihn im Juni 451 in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern abwehren. Aëtius musste dabei aber bezeichnenderweise massiv auf zumeist westgotische foederati zurückgreifen. Die reguläre weströmische Armee, die wegen fehlender Mittel kaum noch finanziert werden konnte, war bereits im Verschwinden begriffen; sie erlitt in der Schlacht hohe Verluste, die sich nicht mehr ausgleichen ließen. Attila führte 452 einen wenig erfolgreichen Feldzug in Italien, doch die Macht der Hunnen befand sich bereits im Niedergang.
Mit Attilas Tod endete 453 der Machtkampf zwischen ihm und Aëtius um die Kontrolle des Westens. Der patricius schien auf dem Höhepunkt seiner Macht zu sein, doch hatte er sich wohl überschätzt, als er dem Kaiser eine Heiratsverbindung zwischen seinem Sohn Gaudentius und einer Tochter Valentinians vorschlug. Ende 454 erschlug Valentinian III., der letzte Kaiser der theodosianischen Dynastie, eigenhändig den übermächtigen Heermeister, um sich von seinem Einfluss zu befreien und wieder selbst die Regierung zu übernehmen. Diesen Mord musste der Kaiser bald darauf selbst mit seinem Leben bezahlen: Er wurde im März 455 von früheren Gefolgsleuten des Aëtius ermordet. Anschließend brach ein neuer Bürgerkrieg aus, in den auch Geiserich eingriff, der, herbeigerufen von den Feinden des neuen Kaisers Petronius Maximus, im Mai 455 Rom plünderte. Das nur locker aufgebaute Hunnenreich löste sich derweil nach der Schlacht am Nedao 454/55 auf, wobei verschiedene gentes die Gunst der Stunde nutzten und eigene Reiche auf vormals weströmischen Boden errichteten. Der Zerfall des Attilareichs, das große Teile des Barbaricums kontrolliert hatte, hätte das Eingreifen der Römer als Ordnungsmacht erfordert, was aber Ostrom nur bedingt und Westrom überhaupt nicht mehr leisten konnte.
Nach dem Tod des überaus ehrgeizigen Aëtius, der seine Stellung als Heermeister durch eine offene Konfrontation mit dem weströmischen Hof erlangt hatte, beschleunigte sich der staatliche Erosionsprozess im Westreich. Die nachfolgenden Kaiser im Westen waren durchweg glücklos und eher Schattenkaiser, wenngleich einige tatkräftige Herrscher wie Majorian oder Anthemius durchaus bemüht waren, wieder die Initiative zu gewinnen. Doch die eigentliche Macht im Westreich lag nun endgültig bei den Anführern der Armeen statt bei der Zivilverwaltung. Das Verhältnis zwischen den Heermeistern und den Kaisern war seit der Reichsteilung von einer zunehmenden Interaktion geprägt, womit der Einfluss der Heermeister stieg. Die hohen Militärs im Westen erlagen schließlich der „Versuchung der Macht“. Im Ostreich sollte es den Kaisern hingegen gelingen, das Militär wieder unter kaiserliche Kontrolle zu bringen (siehe unten).
Von 456 bis 472 führte in Westrom der magister militum Ricimer faktisch die Regierungsgeschäfte. Er war für den Tod mindestens zweier Kaiser verantwortlich, die sich ihm widersetzten; 472 kam es zwischen ihm und Anthemius zu einem regelrechten Bürgerkrieg, in dem der Kaiser dem Heermeister unterlag. In der neueren Forschung wird allerdings auf den eingeengten Handlungsspielraums des Heermeisters hingewiesen, da ihm nach dem Verlust der reichen Provinz Africa, dem faktischen Verlust Hispaniens und mit der fragilen Situation in Gallien kaum militärische und finanzielle Ressourcen zur Verfügung standen. Die Sicherung Italiens war der zentrale Punkt in Ricimers Reichspolitik, womit er aber die gallischen Eliten verlor, da Gallien faktisch aufgegeben wurde. Ricimer konnte zwar durchaus einige kleinere Erfolge im Abwehrkampf Westroms verbuchen. Eine große, gemeinsame Operation des West- und Ostreiches gegen Geiserich scheiterte jedoch 468, was 474 zur faktischen Anerkennung des nordafrikanischen Vandalenreiches durch Ostrom führte. Um 469 lösten dann die Westgoten das formale Abhängigkeitsverhältnis zum Kaiser endgültig auf, nachdem sie schon zuvor im weitgehenden Einvernehmen mit der gallorömischen Aristokratie einen Staat im Staate errichtet hatten.
Festzuhalten bleibt, dass sich alle Westkaiser nach 455 in einer prekären Situation befanden, mit einem immer weiter zusammenschmelzenden Herrschaftsbereich, mit instabilen politischen Verhältnissen sowie immer geringer werdenden finanziellen und militärischen Ressourcen. Ihr Handlungsspielraum wurde zunehmend kleiner, woran der Einfluss des obersten Heermeisters (magister utriusque militiae) einen nicht geringen Anteil hatte. Westrom fiel letztlich einem politischen Desintegrationsprozess zum Opfer. Spätestens seit dem frühen 5. Jahrhundert nahm der politische Einfluss der hohen Militärs im Westreich derart zu, dass die Heermeister die wahre Macht ausübten. Neben dem Militär entglitten aber auch zusehends wichtige Provinzen (vor allem Africa, bald darauf aber auch große Teile Hispaniens und Galliens) der kaiserlichen Kontrolle. Die Westkaiser (die von sehr unterschiedlicher Qualität waren) waren bei schwindenden Ressourcen mit erheblichen strukturellen Problemen konfrontiert, die sich schließlich als nicht mehr lösbar erwiesen.
Andere Militärführer oder auch Anführer diverser gentes agierten währenddessen als Warlords auf eigene Rechnung und profitierten so von der politischen Erosion im Westreich. Die gentes traten schrittweise an die Stelle der zerfallenden weströmischen Zentralgewalt, ohne dass dies – so zumindest die Ansicht von Forschern wie Walter Goffart – zunächst spürbare Folgen für die Bevölkerung der Gebiete gehabt zu haben scheint. Die exakten Modalitäten der Ansiedlung (erhielten die foederati Land oder nur einen Anteil an den Steuereinnahmen?) werden noch in der Forschung diskutiert. Die Westgoten nahmen in den Jahrzehnten ab 450 schrittweise auch den größeren Teil Hispaniens in Besitz, während sich die Franken in der Belgica im Norden Galliens einrichteten. Die römischen Verwaltungsstrukturen wurden dabei zunächst übernommen, da die Generäle der föderierten Truppen auf sie angewiesen waren, um die annona militaris für ihre Krieger eintreiben zu können. Sie wollten den römischen Staat nicht zerstören, sondern mit ihren Truppen an die Stelle der römischen Armee treten.
Mit der Absetzung des Usurpators Romulus Augustulus am 4. September 476 durch Odoaker, den Anführer der föderierten Truppen in Italien (reguläre weströmische Truppen existierten zu diesem Zeitpunkt kaum noch, nachdem 471 der letzte weströmische Verband in Gallien unter dem Kommando des Anthemiolus von den Westgoten vernichtet worden war), erlosch de facto das weströmische Kaisertum. Der letzte legitime Kaiser des Westens war allerdings Julius Nepos, der 475 zur Flucht aus Italien gezwungen war und erst 480 in Dalmatien verstarb. Das Westreich war jedoch bereits seit dem Verlust von Africa ökonomisch kaum noch lebensfähig gewesen, wenn man auch die Bedeutung des Zusammenbruchs der kaiserlichen Herrschaft in Italien vielleicht nicht unterschätzen sollte. Die Zeit des Mehrkaisertums war vorüber, da der Westen keines eigenen Augustus mehr bedurfte: Die machtlosen Kaiser in Ravenna hatten zuletzt eher destabilisierend gewirkt, die wahre Macht lag im 5. Jahrhundert bei den weströmischen Militärbefehlshabern, die untereinander um das oberste Heermeisteramt konkurrierten.
Dass es im 6. Jahrhundert noch einmal kurzzeitig gelingen sollte, Italien, Nordafrika und Südspanien mit dem Ostreich zu vereinen, war um 480 kaum abzusehen. Es ist denn auch bezeichnend, dass bereits vor 476 mit dem Dahinschwinden der staatlichen Autoritäten die Kirche im Westen eine zunehmende gesellschaftliche Rolle spielte. In Nordgallien hielt sich zunächst noch ein vom ehemaligen weströmischen Feldherrn Aegidius 461 (vielleicht im Bündnis mit dem Frankenkönig Childerich I.) gegründetes gallorömisches Restreich unter Syagrius, bevor dieses 486/87 von den Franken erobert wurde (siehe unten). Im Moselraum konnte sich der gebildete Arbogast der Jüngere noch bis etwa 480 in Trier halten, wo er Reste der römischen Verwaltungsordnung bewahrte, bevor die Stadt an die Franken fiel. Im Alpenraum (wie in Noricum, siehe Severin von Noricum und Limes Noricus) brach die römische Herrschaft etwa zeitgleich mit der Herrschaftsübernahme Odoakers zusammen.
Um nicht selbst als Usurpator zu gelten, erkannte Odoaker den Kaiser des Ostens offiziell als seinen Herren an. Auch die Könige der übrigen „barbarischen“ Föderatenreiche auf weströmischem Boden sahen nun den oströmischen Kaiser als ihren nominellen Oberherren an. Und in der Tat verlor Konstantinopel den Westen in den folgenden Jahrzehnten keineswegs aus den Augen.
Ostrom: Stabilität in schwieriger Zeit
Der Osten des Imperiums, ökonomisch reicher und stabiler als der Westen, erwehrte sich weitaus erfolgreicher der äußeren Bedrohung. Vor allem gelang es der Zentralregierung (trotz einiger Probleme) im Unterschied zum Westen, die Kontrolle über das Reich und die Armee zu behalten. Der Einfluss der Heermeister konnte eingedämmt werden, zumal in Konstantinopel der Senat, der Patriarch und die Zirkusparteien politisch relevante Faktoren blieben. Anders als Westrom wurde der Osten nicht durch endlose Bürgerkriege geschwächt; erst nach 470 kam es zu einer Krisenphase, die aber überwunden werden konnte.
In seiner langen Regierungszeit hat Kaiser Theodosius II. (408 bis 450) seit 424 verstärkt den Gedanken der Einheit des Imperium Romanum vertreten und auch dafür gesorgt, dass der Codex Theodosianus von 438 im Gesamtreich Gültigkeit erlangte. Als senior Augustus beanspruchte er grundsätzlich das letzte Wort auch in Fragen, die den Westen betrafen. 425 ließ er beispielsweise Truppen in den Westen verlegen, um gegen den Usurpator Johannes den Anspruch Valentinians III. durchzusetzen. Im Inneren konnte Theodosius, den die neuere Forschung positiver bewertet als die ältere, die Vorrangstellung des Kaisers gegenüber den hohen Militärs bewahren. Zwei kurze Kriege mit den Sassaniden 421/22 (gegen Bahram V.) und 441 (gegen Yazdegerd II.) sowie Konflikte mit dem Hunnenherrscher Attila an der Donaugrenze stellten keine existentielle Gefahr für das Ostreich dar.
Kaiser Markian (450 bis 457), der 450 (ohne Zustimmung Valentinians III.) die Nachfolge von Theodosius II. angetreten hatte, verweigerte Attila den Tribut, den man seit 447 zu zahlen hatte. Markian sicherte sowohl die Donaugrenze als auch die Wüstengrenze in Syrien und dem südlichen Ägypten gegen feindliche Stämme. Des Weiteren betrieb er eine recht erfolgreiche Finanzpolitik. Eine von ihm in der Religionspolitik angestrebte dogmatische Einigkeit gelang allerdings nicht. Im Gegenteil: Das Konzil von Chalcedon im Jahr 451 vertiefte vielmehr die Gräben zwischen der monophysitischen Kirche in den orientalischen Provinzen und der orthodoxen Kirche in Rom und Konstantinopel.
Außen- wie innenpolitisch stand das Ostreich in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts trotz mancher Probleme relativ gut da. Attila richtete seine Angriffe 451, wie gesagt, gegen das Westreich – wohl auch deshalb, weil der Hunne wusste, dass die oströmischen Balkanprovinzen bereits verwüstet und ausgeblutet waren. Die übrigen Provinzen des Ostens befanden sich aber nicht in Reichweite von Hunnen oder Germanen, da die starke Festung Konstantinopel den Hellespont kontrollierte und ein Übersetzen von Europa nach Asien verhinderte; um seine auf Erfolg beruhende Herrschaft zu wahren, musste Attila daher fast zwangsläufig nach Westen ausweichen. Den traditionellen Vorwurf, Ostrom habe den Westen bewusst den Barbaren ausgeliefert, hat die moderne Forschung angesichts der wiederholten Hilfsversuche Konstantinopels, das auf dem Balkan und insbesondere an der Perserfront selbst militärisch gebunden war, inzwischen aber in der Regel fallen gelassen: Mindestens in den Jahren 410, 425, 441, 452, 456, 468 und 472 schickten die Ostkaiser Heere nach Westen, um dort einzugreifen bzw. ihren Mitherrschern zu helfen; doch all diese Versuche scheiterten.
An der römischen Ostgrenze konnte mit den Sassaniden, die selbst an ihrer Nordostgrenze gegen nomadische Invasoren kämpften (Iranische Hunnen), von 441 bis 502 weiter Frieden gehalten werden, was eine große Entlastung darstellte, da die Regierung in Konstantinopel daher ungestört auf die Einkünfte der reichen Orientprovinzen zurückgreifen konnte. Das im Inneren ebenso wie nach außen befriedete, deshalb ökonomisch leistungsfähigere und dichter bevölkerte Ostreich konnte sich darum im Gegensatz zum Weströmischen Reich behaupten. Offenbar gelang es dem Staat hier zudem bereits früh, weitaus besser auf seine Ressourcen zurückzugreifen. Im fünften Jahrhundert betrugen die östlichen Staatseinnahmen ein Vielfaches der westlichen.

Kaiser Leo I. (457 bis 474) schaltete zudem 471 den mächtigen Heermeister Aspar aus, der versucht hatte, eine ähnlich dominante Stellung zu erlangen wie Aëtius oder Ricimer im Westen. Durch diesen Befreiungsschlag gelang es Leo, die Handlungsspielräume des Ostkaisers gegenüber dem Militär wieder entscheidend zu erweitern. Nicht wenige „barbarische“ Soldaten in oströmischen Diensten wurden in der Folge erschlagen, und die Kaiser griffen bei der Rekrutierung fortan wieder stärker auf Reichsangehörige zurück. Diese stammten zwar meist aus jenen Gebieten, die am wenigsten romanisiert waren, waren aber insgesamt loyal.
Zeno (474 bis 491), der selbst Isaurier war, konnte dann nicht zuletzt mit Hilfe von Soldaten aus diesem als halbbarbarisch geltenden Volk die Lage des Oströmischen Reiches verbessern. Er legte damit den Grundstein für die Vormachtstellung, die die Kaiser des folgenden Jahrhunderts im Mittelmeerraum einnehmen sollten. Andererseits war die Legitimität seiner Herrschaft bis zuletzt umstritten, weshalb seine Regierungszeit von Bürgerkriegen und Usurpationsversuchen (siehe Basiliskos und Illus) geprägt war und sich erst gegen Ende stabilisierte. Kirchenpolitisch brachte das 482 erlassene Edikt (Henotikon) nicht das erhoffte Ende der theologischen Streitigkeiten im Ostreich.
Auf dem Balkan sah sich der Kaiser zudem mit der Gefahr durch gotische Kriegergruppen konfrontiert. Zeno schloss 488 einen Vertrag mit dem rex der Ostgoten, Theoderich, und schickte ihn im Jahre 489 mitsamt seinen gotischen foederati nach Italien. Die Hintergründe sind allerdings trotz scheinbar eindeutiger Aussagen der Quellen umstritten. Der Kaiser profitierte jedenfalls insofern, als er eine potentielle Gefahr umleitete, während Theoderich Zugriff auf neues und reiches Siedlungsland erlangte. Theoderich, den man später aufgrund seiner Leistungen „den Großen“ nannte, gelang es binnen vier Jahren, das gesamte Land unter seine Kontrolle zu bringen. 493 ermordete er Odoaker und regierte fortan formal als Statthalter des Kaisers in Italien, wobei er jedoch eine sehr eigenständige Politik betrieb. Im Ostgotenreich hielt man allerdings an der römischen Verwaltungspraxis fest und hielt auch den Senat weiterhin in Ehren, während das Land kulturell eine späte Blütezeit erlebte (siehe auch Boethius).
Die Mittelmeerwelt im sechsten Jahrhundert: Oströmische Hegemonie
Anastasios I. (491 bis 518) befreite den oströmischen Staat kurz vor 500 vom Einfluss der Isaurier und erwies sich auch ansonsten als tatkräftiger Kaiser. Anastasios hinterließ aufgrund einer klugen Wirtschaftspolitik und der konsolidierten Finanzen seinen Nachfolgern den gewaltigsten Staatsschatz in der römischen Geschichte (angeblich 320.000 Goldpfund). Er bekämpfte erfolgreich Usurpationsversuche, so den Staurotheis-Aufstand der ohnehin oft unruhigen Zirkusparteien in Konstantinopel im Jahr 512 und die Revolte Vitalians im Jahr 513. In der Religionspolitik betonte er die Unterschiede zur päpstlichen Position. Der Kaiser hatte, anders als seine Vorgänger und Nachfolger, Sympathien für die Monophysiten, ging aber nicht aktiv gegen chalcedonensische Christen vor. Im Osten befand sich Ostrom seit 502 wieder im Krieg mit Persien, wo schwere Kämpfe um Amida ausbrachen. 506 konnte ein befristeter Waffenstillstand mit Kavadh I. geschlossen werden, der sogar 20 Jahre hielt. Im Westen scheinen die germanischen Herrscher die zumindest formale Oberhoheit Konstantinopels weitgehend akzeptiert zu haben, wenngleich weiterhin gewisse Spannungen bestehen blieben; dies gilt vor allem für die Beziehungen zum Ostgotenreich in Italien.
Kaiser Justin I. (518 bis 527) beendete 519 das Akakianische Schisma, das die Kirchen von Konstantinopel und Rom etwa 30 Jahre lang getrennt hatte. Er verschärfte durch diese Wiederannäherung an den Westen aber den Konflikt mit den Monophysiten. Des Weiteren nahmen die Spannungen mit dem Ostgotenreich zu, zumal die Goten arianische Christen waren. Justin unterstützte das Vorgehen Ella Asbehas, des Negus von Aksum, im südarabischen Raum, was den oströmischen Handelsinteressen diente und gleichzeitig den Einfluss der Perser (für einige Jahre zumindest) zurückdrängte. Im Osten brach jedoch 526 erneut ein Krieg mit Persien aus, nachdem der iberische König Gurgenes Justin um Hilfe gebeten hatte und Justin bereits zuvor den oströmischen Einfluss im kleinen Reich Lasika verstärkt hatte. Der Krieg dauerte noch nach dem Tod Justins bis 532 an.

Justins Neffe und Nachfolger Justinian (527 bis 565), der als eine der großen Herrschergestalten der Spätantike angesehen wird, gelangte 527 an die Macht. Seine Regierungszeit ist aufgrund der recht reichhaltigen Quellenlage (Geschichtswerke, Gesetzestexte und archäologische Funde etc.) besonders gut dokumentiert, wobei vor allem die Werke des Prokopios von Caesarea hervorzuheben sind, speziell dessen Historien in acht Büchern. Der 532 ausgebrochene Nika-Aufstand wurde blutig unterdrückt, anschließend kam es nicht mehr zu einer innenpolitisch bedrohlichen Machtprobe. Justinian betrieb seit 533/34 eine offenbar großangelegte Restaurationspolitik, die auf Rückgewinnung ehemals weströmischer Gebiete abzielte. Diesem Versuch der Wiederherstellung des Imperiums war ein zwar nur beschränkter, aber dennoch zunächst erstaunlicher Erfolg beschieden: Mit Nordafrika (Vernichtung des Vandalenreichs, siehe auch oströmische Herrschaft im Maghreb), Italien (Eroberung des Ostgotenreichs) und Südspanien (Eroberung einiger westgotischer Gebiete, siehe Spania) wurden zwischen 533 und 552 die Kerngebiete des Reiches wieder der römischen Herrschaft unterworfen. Dies war vor allem den Leistungen von Justinians fähigen Generalen (Belisar, Sittas und Narses) zu verdanken. Allerdings gingen wichtige Teile Italiens, das erst nach harten Kämpfen im Gotenkrieg erobert worden war, an die Langobarden verloren, als diese 568 in Italien einfielen.
Zudem wurde das Reich seit 541 von einer verheerenden Pestepidemie heimgesucht, was offenbar zu einer demografischen und – daraus folgend – ökonomischen Krise führte. Hinzu traten seit 536 schwere klimatische Probleme. Im Osten musste sich Justinian außerdem (nachdem es 532 zu einem Friedensvertrag gekommen war) seit 540 wieder gegen die Perser zur Wehr setzen, deren König Chosrau I. sich zum großen Gegenspieler des Kaisers entwickelte und ab 540 mehrmals auf oströmisches Gebiet vorstieß. Der Perserkrieg, für den Prokopios die wichtigste Quelle ist, band erhebliche Kräfte und sollte bis 562 andauern – und schon zehn Jahre später wieder aufflammen.

Dennoch erlebte die spätantike Kultur unter Justinian einen letzten Höhepunkt. Innenpolitisch stützte sich der Kaiser zu Beginn seiner Regierungszeit unter anderem auf Tribonianus (der 542 an Folgen einer Pesterkrankung verstarb) und Johannes den Kappadokier (der 541 in Ungnade fiel). Bis zu ihrem Tod im Jahr 548 gehörte auch seine Ehefrau Theodora I. zum engeren Beraterkreis des Kaisers, wogegen Prokopios in seiner Geheimgeschichte polemisierte. Justinian kümmerte sich persönlich intensiv um die Religionspolitik, dennoch konnten mehrere der schwierigen theologischen Probleme nicht gelöst werden, so dass die Durchsetzung eines einheitlichen christlichen Glaubensbekenntnisses für das gesamte Reich nicht gelang. Der Kaiser betrieb des Weiteren eine energische Bau- und Rechtspolitik (siehe Corpus iuris civilis). Die auf seinen Befehl hin vorgenommene Kodifikation des römischen Rechts erwies sich als dauerhafte Errungenschaft und der kaiserliche Machtanspruch wurde auch von den meisten verbliebenen Germanenreichen (möglicherweise mit Ausnahme des Frankenkönigs Theudebert I.) akzeptiert. Als Justinian 565 nach 38-jähriger Herrschaft starb, war Ostrom ungeachtet aller Krisensymptome die Vormacht der Mittelmeerwelt. Allerdings hatte die Restaurationspolitik Justinians letztlich auch die Ressourcen Ostroms bis an die Grenze strapaziert, zumal das Reich nun einen wesentlich größeren Herrschaftsbereich sichern musste, was sich militärisch und fiskalisch bemerkbar machte.

Justinians Nachfolge trat sein Neffe Justin II. an (565 bis 574/78), der leere Kassen und ein von den Kriegen und Pestwellen erschöpftes Reich übernahm. Das kulturelle Leben im Osten erfuhr in dieser Zeit einen zunehmenden Wandel und das Reich ging schon recht bald nach Justinian, der als letzter römischer Kaiser Latein zur Muttersprache hatte, eigene Wege als der Westen. Eine Reihe innerer Reformen ließen das Reich langsam seinen römischen Charakter verlieren. Hinzu kam der stetig zunehmende äußere Druck. Zwischen 540 und 630 befand sich Ostrom die meiste Zeit in einem immer verbissener geführten Krieg mit dem Sassanidenreich, der nur von zwei kurzen Friedensperioden (562 bis 572 und 591 bis 602) unterbrochen wurde (siehe Römisch-Persische Kriege). 572 brach der Krieg erneut aus, nachdem Justin fällige Tributzahlungen verweigert hatte und es generell zu weiteren Spannungen kam. Bereits zuvor hatten die Oströmer Kontakt zu Sizabulos, einem Herrscher der Kök-Türken aufgenommen, wobei es zu einem zeitweiligen Bündnis kam, das aber nicht die erhoffte Wirkung hatte und nach 576 zerbrach.
Der Krieg mit Persien verlief zäh, kostete erhebliche Ressourcen und war mit Rückschlägen verbunden. Justin II. erwies sich dem nicht gewachsen, so dass Tiberios I. (574/78 bis 582) Ende 574 in seiner Rolle als Caesar faktisch die Regierungsgeschäfte übernahm, wenngleich Justin formal bis 578 weiterhin als übergeordneter Kaiser fungierte. In seiner Regierungszeit konnten die Römer zwar in der Schlacht bei Melitene 575/76 einen Sieg über die Perser verbuchen, bei dem Chosrau I. fast in Gefangenschaft geraten wäre, doch blieb die Kriegslage ansonsten unverändert. Friedensgespräche des Kaisers mit Chosraus Sohn und Nachfolger Hormizd IV. brachten kein Ergebnis. Am Nordrand des Schwarzen Meeres war Ostrom zudem in einen kurzen militärischen Randkonflikt mit den Kök-Türken unter Turxanthos verwickelt. Aufgrund der kritischen Lage an der Ostgrenze war Tiberios auf dem Balkan bestrebt, Konflikte mit den mächtigen Awaren durch Diplomatie und Zahlungen zu verhindern. Die Awaren waren vor den Kök-Türken nach Westen geflohen und hatten ein Reich mit dem Schwerpunkt im heutigen Ungarn gegründet. Währenddessen drangen Gruppen von Slawen, die um die Mitte des 6. Jahrhunderts erstmals in spätantiken Quellen belegt sind und weitgehend unter awarischer Oberherrschaft lebten, bereits nach Griechenland vor. Im Inneren verfolge Tiberios wie Justin II. vor ihm die Gegner der Beschlüsse des Konzils von Chalcedon, doch blieb die religiöse Spaltung im Reich bestehen.

Die Nachfolge des Tiberios trat 582 Maurikios (582 bis 602) an, der zuvor als General recht erfolgreich an der Perserfront gekämpft hatte. Für seine Regierungszeit steht das letzte erhaltene spätantike Geschichtswerk zur Verfügung, die Historien des Theophylaktos Simokates. Der Perserkrieg dauerte zu diesem Zeitpunkt immer noch an und keiner Seite gelang ein entscheidender Erfolg. Maurikios konnte jedoch 591 einen günstigen Frieden mit Persien schließen, nachdem er dem geflüchteten Perserkönig Chosrau II. gegen den Usurpator Bahram Tschobin auf den Thron verhalf – ein einmaliger Vorgang in der römisch-persischen Geschichte. Maurikios agierte auch gegen Awaren und Slawen auf dem Balkan, nachdem diese zu einer stetigen Gefahr für Ostrom geworden waren. 582 war das strategisch wichtige Sirmium an die Awaren gefallen, doch nach dem Ende des Perserkriegs konnten die nun frei gestellten römischen Truppen auf dem Balkan eingesetzt werden, wo den Römern einige Siege gelangen. Allerdings gingen die Balkanprovinzen dennoch nur wenige Jahre später weitgehend verloren (siehe Landnahme der Slawen auf dem Balkan). Zur Sicherung der oströmischen Besitzungen im Westen wurden die Exarchate eingerichtet, in denen (im Gegensatz zur bisherigen spätantiken Praxis seit Konstantin) die militärischen und zivilen Befugnisse zusammengefasst wurden. Innenpolitisch verhielt sich Maurikios in religiösen Fragen gegenüber den Monophysiten ebenso ablehnend wie seine Vorgänger. Aufgrund weitgehend leerer Kassen betrieb er zudem eine rigorose und recht unbeliebte Finanzpolitik.
Die östliche Mittelmeerwelt im siebten Jahrhundert: Der „Untergang“ der Alten Welt

Der 591 abgeschlossene Frieden zwischen Ostrom und Persien hielt nur ein gutes Jahrzehnt. 602 wurde Kaiser Maurikios im Rahmen eines Putsches ermordet und der Offizier Phokas gelangte an die Macht, der in den meisten Quellen als unbeliebter Herrscher geschildert wird. Der persische Großkönig Chosrau II., einer der schillerndsten Sassanidenherrscher, nahm die Ermordung seines Gönners Maurikios zum Vorwand, um in römisches Gebiet einzufallen. Von 603 bis 628 tobte der „letzte große Krieg der Antike“ (James Howard-Johnston), der Ostrom – im Gegensatz zu allen vorherigen römisch-persischen Kriegen – an den Rand des Untergangs brachte. Die Sassaniden eroberten von 603 bis 619 Syrien, Ägypten (die Kornkammer Ostroms und die Provinz mit dem höchsten Steueraufkommen) und Teile Kleinasiens.
Das Ostreich schien kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen, zumal die Perser nun offenbar entschlossen waren, die eroberten Territorien dauerhaft in ihr Reich einzubinden. Nur unter größten Anstrengungen gelang es schließlich Herakleios (reg. 610–641), der Phokas im Jahr 610 gestürzt hatte und als einer der bedeutendsten oströmisch-byzantinischen Kaiser gilt, ab dem Jahr 622 eine erfolgreiche Gegenwehr einzuleiten. In einer Reihe von Feldzügen im Osten drang der Kaiser mit seinen Truppen tief in persisch besetztes Gebiet vor. Es gelang ihm zudem, ein Bündnis mit den Kök-Türken zu schließen, die die Sassaniden nun in ihren iranischen Kerngebieten bedrohten. Die Perser, deren awarische Verbündete noch 626 erfolglos Konstantinopel belagert hatten, wurden Ende 627 in der Schlacht bei Ninive geschlagen. Der Sieg hatte wohl weniger militärische als politische Folgen, denn Chosrau II. verfiel nun in Panik. Er wurde im Februar 628 von seinem Sohn Kavadh II. entthront und kurz darauf ermordet, der auch alle seine Brüder töten ließ (darunter den potentiellen Thronfolger Chosraus von seiner Lieblingsfrau Schirin, Mardanschah). Chosraus Nachfolger traten nun mit Herakleios in sich längere Zeit hinziehende Friedensverhandlungen ein. Die Sassaniden räumten bis 630 die besetzten Gebiete und stellten damit den status quo ante von 602 wieder her, während Persien bis 632 in inneren Wirren versank.

Herakleios feierte den Sieg, dessen Dimensionen er wohl übertrieb (er hatte lediglich unter großen Mühen die Grenzen des Reiches wiederhergestellt, den Persern aber keine zusätzliche Territorien abnehmen können). Doch sogar im fernen Frankenreich wurde sein Triumph positiv wahrgenommen. Dieser Erfolg war aber nicht von Dauer, zumal die Kampfhandlungen offenbar unerbittlich geführt worden waren. Im Inneren misslang der Versuch des Kaisers, mit der von ihm favorisierten Formel des Monotheletismus die theologischen Streitigkeiten im Reich zwischen Monophysiten und den Anhängern der orthodoxen Kirche beizulegen. Des Weiteren waren die Finanz- und Wirtschaftslage am Ende des Krieges kritisch. Staat und Kultur des sich verstärkt gräzisierten Reiches wandelten sich derweil immer mehr zum mittelalterlichen Byzanz.
Das von jahrzehntelangen Kämpfen militärisch und ökonomisch erschöpfte Oströmische Reich konnte der in den 30er Jahren des 7. Jahrhunderts beginnenden Expansion der Araber nur noch wenig entgegensetzen. Die Frühgeschichte des Islams (für die die Quellenlage sehr komplex ist) wird in der neueren Forschung verstärkt diskutiert. In diesem Zusammenhang ist festzuhalten, dass sich die Entwicklung der neuen, von Mohammed gestifteten Religion im geschichtlichen Kontext der ausgehenden Spätantike vollzog und diese von diversen zeitgenössischen intellektuellen Strömungen beeinflusst wurde. Die Oströmer unterlagen 636 den Muslimen in der Schlacht am Jarmuk und verloren in den folgenden Jahren wiederum ihre Ost- und Südprovinzen, diesmal aber endgültig. Ein zeitgenössischer Text fasst die damalige Stimmung, in der viele das Weltende nahen sahen, eindrucksvoll zusammen:
„Vom Ozean, von Britannien, Hispanien, Francia und Italien bis Hellas, Thrakien, Ägypten und Afrika waren bis in unsere Tage römische Grenzsteine und die Standbilder der Kaiser zu sehen, denn auf Gottes Geheiß waren ihnen all diese Völker untertan. Doch nun sehen wir das Römerreich geschrumpft und erniedrigt.“
Syrien und Ägypten wurden bis 642 von den Arabern erobert, zuletzt fiel 698 auch das oströmische Karthago, womit die oströmische Herrschaft im Maghreb endgültig endete. Damit waren die reichsten oströmischen Provinzen dem Zugriff Konstantinopels dauerhaft entzogen. Besonders kritisch war der Verlust Ägyptens, der Kornkammer des Reiches und die Provinz mit dem höchsten Steueraufkommen. Allein die Einkünfte Ägyptens betrugen im späten 5. und im 6. Jahrhundert etwa zwischen 1,4 und 2,6 Millionen Solidi, womit die Provinz mindestens zu 35/40 % der Gesamteinkünfte der östlichen Präfektur beitrug. Es wurde geschätzt, dass die jährlichen Gesamteinkünfte Ostroms um die Mitte des 7. Jahrhunderts nur etwa 1,5 Millionen Solidi betrugen, während Justinian auf dem Höhepunkt seiner Macht über etwa 5 bis 6 Millionen Solidi verfügte. Einen derartigen finanziellen Einbruch konnte Ostrom nicht kompensieren. Bei den arabischen Eroberungen haben wiederum wirtschaftliche Faktoren durchaus eine Rolle gespielt.
Das Oströmische Reich befand sich zudem in den folgenden Jahrzehnten in einem verzweifelten Abwehrkampf, so dass die Kaiser den Westen weitgehend sich selbst überlassen mussten. Um die Mitte des 7. Jahrhunderts (nicht jedoch unter Herakleios, wie noch die ältere Forschung annahm) entstand aufgrund der unablässigen Abwehrkämpfe die Themenordnung, in der militärische und zivile Aufgaben gebündelt wurden. Auch das kulturelle Leben veränderte sich: So gingen viele Städte unter, andere wandelten sich zu wesentlich kleineren, befestigten Siedlungen – das kastron stellte nun in vielen Teilen des Reiches den einzigen urbanen Lebensmittelpunkt dar.

Konstans II. (641 bis 668) führte die unter seinem Großvater Herakleios begonnenen Abwehrkämpfe gegen das Kalifenreich fort. 655 unterlag die römische Flotte in der Schlacht von Phoinix den Arabern, die nun den maritimen Lebensnerv von Byzanz bedrohten. Konstans konnte den weiteren Vormarsch der Araber nicht stoppen, aber die Front im Osten Kleinasiens halten, wenngleich Armenien verlorenging. Der Kaiser schloss 657/58 einen Waffenstillstand mit Muʿāwiya I., als im Kalifat ein Bürgerkrieg herrschte. Nachdem Muʿāwiya allerdings 661 im Bürgerkrieg gesiegt hatte, nahm dieser die Angriffe gegen Byzanz wieder auf. Konstans, der auch gegen die Slawen in Griechenland vorgegangen war, verlegte 662/63 den Sitz der Regierung nach Syrakus auf Sizilien, doch blieb dies eine Episode, die mit seinem Tod 668 endete. Er war der letzte oströmische Kaiser, der Rom besuchte (663).
Die ersten Angriffe auf Konstantinopel werden traditionell auf 674 bis 678 datiert, doch handelte es sich hierbei der neueren Forschung zufolge um keine regelrechte Belagerung, da in der betreffenden Hauptquelle (der Chronik des Theophanes) unterschiedliche Aussagen vermischt wurden. Den Römern/Byzantinern gelang es, diese ersten Angriffe und vor allem die Belagerung der Hauptstadt 717–718 abzuwehren; diese war der letzte ernsthafte Versuch der Araber, den byzantinischen Staat zu vernichten. Im 8. Jahrhundert sollte Byzanz unter den Kaisern der syrischen Dynastie wieder erfolgreich in die Offensive gehen, wenngleich fast zeitgleich der sogenannte Bilderstreit ausbrach. Als sich die Lage im späten achten Jahrhundert wieder stabilisiert hatte, war aus dem spätantiken Ostrom endgültig das mittelalterliche, griechische Byzanz geworden, das sich noch Jahrhunderte behaupten konnte.
Das von dem langen Krieg gegen Ostrom und zusätzlich von Bürgerkriegen geschwächte Sassanidenreich erlitt zwei schwere Niederlagen gegen die Araber (638 in der Schlacht von al-Qādisīya und 642 in der Schlacht bei Nehawand). Zwar leisteten die Perser teils sehr erbittert Widerstand, doch brach ihr Reich schließlich zusammen. Der letzte Großkönig Yazdegerd III. wurde 651 ermordet, seine Söhne flohen an den chinesischen Kaiserhof der Tang-Dynastie. Die Araber drangen anschließend bis an die Grenzen Indiens und nach Zentralasien vor. Persien konnte seine kulturelle Identität unter der islamischen Herrschaft aber weitgehend bewahren und wurde relativ langsam islamisiert, ähnlich wie die christlichen Gebiete in Ägypten und Syrien.
Die alte Weltordnung im Mittelmeerraum und Vorderen Orient, die die gesamte Spätantike zwischen Ostrom und Persien bestanden hatte, war damit zerstört. Diese wurde infolge der arabischen Eroberungen durch eine neue Ordnung ersetzt, in der das Kalifat den Platz des Sassanidenreichs einnahm und gegen das Ostrom-Byzanz um die reine Existenz kämpfen musste.
Elemente der spätantiken Kultur blieben jedoch sowohl im Westen wie vor allem im Osten lebendig. In der Umayyadenzeit entstanden sogar prächtige Jagdschlösser im spätantiken Baustil (so Chirbat al-Mafdschar nördlich von Jericho und Qasr al-Heir asch-Scharqi in Syrien). In der Verwaltung des Kalifenreichs waren noch lange Zeit Christen tätig, die mit der effektiven spätrömischen Verwaltungspraxis vertraut waren. Sie bekleideten auch hochrangige Posten, wie etwa der einflussreiche Sarjun ibn Mansur und sein Sohn, der später als Johannes von Damaskus bekannt wurde. Erst um 700 wurden Christen aus der Verwaltung weitgehend verdrängt.
Der Westen in der ausgehenden Spätantike: Von der antiken Welt ins Mittelalter

Im Verlauf des sechsten und siebten Jahrhunderts kam es im Westen zu einer langsamen Transformation hin zu einer germanisch-romanischen Welt. Dieser Prozess verlief nicht geradlinig oder zwangsläufig, sondern war vielmehr geprägt von Kontingenzerfahrungen für die damalig handelnden Personen.
In Britannien ging die römische Kultur allerdings wohl schon bald nach der Eroberung durch die Angeln, Sachsen und Jüten unter, die ursprünglich nach dem Abzug der kaiserlichen Truppen um 407 von der römischen Bevölkerung als Föderaten ins Land gerufen worden waren. Nur in Wales wurden noch im 6. Jahrhundert lateinische Inschriften gesetzt. Das nach der Hauptstadt Tolosa (Toulouse) benannte Tolosanische Reich der Westgoten, das sich seit dem späten 5. Jahrhundert auch auf ganz Hispanien ausbreitete, ist hingegen in vielerlei Hinsicht ein Beispiel für die Symbiose von spätrömischer Gesellschaft und germanischer Herrschaft. Die Westgoten verloren den größten Teil Galliens bereits 507 an die Franken und zogen sich weitgehend auf die Iberische Halbinsel zurück. Hauptstadt wurde nun Toledo (Toledanisches Reich). Ihr Reich wurde indes im frühen 8. Jahrhundert von den nach Norden drängenden Muslimen überrannt und ausgelöscht. Das von Geiserich in Nordafrika begründete Reich der Vandalen erlebte im 5. Jahrhundert eine Blüte, geriet dann aber unter immer stärkeren Druck durch maurische Stämme und fiel 533 dem Angriff einer oströmischen Armee unter Belisar zum Opfer.
In Italien hatte der Ostgote Theoderich der Große sein Reich weiterhin nach römischem Muster führen lassen, doch verschwand das Ostgotenreich um die Mitte des 6. Jahrhunderts im Zuge der von Justinian I. eingeleiteten Restauratio imperii (siehe Gotenkrieg). Als die Langobarden dann 568 große Teile Italiens eroberten, war dies die letzte postimperiale Reichsgründung auf weströmischem Boden und zugleich das Ende der großen „Völkerwanderung“. Der weströmische Senat verschwand um das Jahr 600 aus den Quellen. Nur eine einzige der germanischen Reichsgründungen der ersten Stunde hatte letztlich dauerhaften Bestand, das Frankenreich der Merowinger, das sich Ende des 5. Jahrhunderts herausbildete und zunächst durchaus auf spätantike Strukturen aufbaute. Um 500 hatte sich der Frankenkönig Chlodwig I. taufen lassen und damit das römische Erbe in Gallien angetreten. Die Geschichte des Frankenreiches geht bereits fließend ins Mittelalter über, sodass es schwerfällt, hier einen klaren Schnitt zu setzen (siehe auch Gallorömische Kultur).

Noch lange akzeptierten die germanischen reges in der Regel die oströmische Oberhoheit. Sie bemühten sich um kaiserliche Anerkennung und die Verleihung römischer Titel. Ein Symbol dafür, dass nur der Kaiser und der sassanidische Großkönig wahrhaft souveräne Monarchen waren, war unter anderem das Privileg, das Herrscherbild auf Goldmünzen zu prägen. Im sechsten Jahrhundert wurde dies auch noch von den meisten Germanenkönigen akzeptiert. Sie setzten ihr eigenes Porträt nur auf die Silbermünzen. Nur der Merowingerkönig Theudebert I. ließ Goldmünzen mit seinem Bildnis prägen und distanzierte sich vom kaiserlichen Vorrangsanspruch. All dies änderte sich erst grundlegend, als die Kaiser seit etwa 600 durch die Angriffe der Perser und Araber zu sehr geschwächt waren, um weiter im Westen aktiv zu werden. Der Fernhandel im Mittelmeerraum nahm dann im 7. Jahrhundert an Bedeutung rapide ab; ob dies direkt oder indirekt eine Folge der islamischen Expansion war, ist in der Forschung nach wie vor umstritten. Die arabischen Invasionen zerstörten jedenfalls endgültig die freilich nur noch bedingt gegebene Einheit der Mittelmeerwelt (siehe auch Islamische Expansion und vgl. Pirenne-These). Auch die Kontakte zwischen Konstantinopel und dem Westen lockerten sich nun zusehends. Um 700 bildeten sich aber auch neue Handelsrouten heraus und entgegen der älteren Lehrmeinung kam es bereits im späten 8. Jahrhundert zu einem nicht unerheblichen wirtschaftlichen Aufschwung. Auch im Mittelmeerraum ist in dieser Zeit ein reger Warenaustausch zwischen den lateinisch-christlichen Reichen, Byzanz und dem Kalifat nachweisbar.
Das Frühmittelalter nahm in den folgenden Jahrzehnten langsam Gestalt an. Im Westen kam es parallel zu einem schleichenden kulturellen Niedergang, wie unter anderem am Rückgang der Schriftlichkeit oder dem Verfall mehrerer Städte ersichtlich. Oft wurde antikes Schriftgut nur in Klöstern wie Cassiodors Vivarium gerettet, wobei der Schwerpunkt in der Regel auf dem Erhalt christlicher Werke lag, wenngleich auch antike pagane Werke weiterhin kopiert und benutzt wurden. Mehrere Regionen des ehemaligen Reichs fielen dennoch zunächst in fast völlige Überlieferungslosigkeit zurück, wenngleich es große regionale Unterschiede gab. In der neueren Forschung wird zudem verstärkt betont, dass durchaus Kontinuitätslinien vorhanden waren.
In der aktuellen Forschung spielt das Konzept von „Romanness“ im Hinblick auf den Übergang von der Spätantike ins Frühmittelalter eine zunehmend wichtige Rolle. Mit diesem Begriff, der sich vielleicht am ehesten als „Römertum“ übersetzen lässt, soll verdeutlicht werden, dass die soziale Identität von Angehörigen des Imperiums sehr vielschichtig sein konnte, keineswegs nur ethnisch definiert und auch nicht unveränderlich war. Nicht zu unterschätzen ist die soziale Integrationskraft des römischen Imperiums, das einerseits einen politisch-überregionalen Bezugsrahmen bot und andererseits soziokulturelle Vielfalt akzeptierte, wobei der Prozess der Romanisierung integrativ wirkte. Auf einer Grabinschrift aus der Region Aquincum heißt es denn auch: „Ich bin ein Franke, römischer Bürger, Soldat in Waffen“ (Francus ego cives Romanus miles in armis).
Dieser Aspekt ist speziell für den Übergang ins beginnende Frühmittelalter von Bedeutung, als im Westen die zentralen Strukturen des Imperiums zusammenbrachen und durch neue germanisch-romanische Herrschaftsbildungen ersetzt wurden. Innerhalb relativ kurzer Zeit brach der politisch-wirtschaftliche Bezugsrahmen weg, der für Jahrhunderte den westlichen Mittelmeerraum geprägt hatte, auch wenn dies in verschiedenen Regionen in unterschiedlichen Zeiten und Intensitäten passierte. Im Kontext der Erosion des Westreichs agierten einige ehemalige römische Befehlshaber nun auf eigene Rechnung als Warlords. Währenddessen orientierten sich die germanischen reges in den römischen Nachfolgereichen im Westen einerseits noch längere Zeit am Ostkaiser in Konstantinopel und emanzipierten sich andererseits politisch zunehmend vom Imperium; sie wurden nun als „postimperiale Könige“ zum neuen Bezugspunkt der Eliten und Gemeinschaften in ihren jeweiligen Reichen. In diesen post-römischen Kontext gehört der Aufstieg der Merowinger in Gallien unter Childerich I. und Chlodwig I., die in Kooperation mit der gallorömischen Elite ihre Herrschaft etablieren und ausbauen konnten, wobei sie die noch vorhandenen spätantiken Strukturen nutzten.
„Romanness“ als dominierender kultureller Faktor erlosch damit nicht, sondern bestand in den überschaubareren politischen Gemeinschaften weiterhin längere Zeit fort, bevor der Wegfall des Imperiums von den Zeitgenossen mehr und mehr als Einschnitt verstanden wurde und sich so der Bezugsrahmen verschob. Von nun an war im Westen das Verständnis, sich als „römisch“ zu verstehen, nicht mehr primär politisch definiert, wenngleich dies nicht für den Osten gilt, wo weiterhin der Kaiser in Konstantinopel über das fortbestehende Imperium herrschte. Um 600 gewann, neben der kulturellen römischen Identität, das „korrekte“ christliche Bekenntnis (d. h. die Zugehörigkeit zur Reichskirche und nicht etwa zum Arianismus) an Bedeutung. Dies war eine Zeit, in der die alten und einflussreichen senatorischen Eliten langsam, aber erkennbar verschwanden, also die Gruppe, die ein wichtiger Träger der Romanitas gewesen ist. In Gallien etwa war der gallorömische Senatsadel noch bis ins 7. Jahrhundert einflussreich gewesen, speziell im Hinblick auf hohe Kirchenposten. Gregor von Tours, Bischof und bedeutender Geschichtsschreiber, stammte aus solch einer Familie und war erkennbar stolz auf seine römische Abstammung; er mochte im Frankenreich leben, sich selbst verstand er jedoch als Römer. Diese Identität beruhte auf verschiedenen Aspekten, so seiner Abstammung, seinem religiösen Bekenntnis und seiner kulturellen Prägung als literarisch Gebildeter. Eine römische Identität in der spätantiken-frühmittelalterlichen Umbruchsphase konnte denn auch auf multiplen Faktoren basieren (etwa ethnische, religiöse, kulturelle und politisch-militärische) und war zudem wandlungsfähig.
Völlig entschwunden waren die Antike und die klassische Zivilisation dem Mittelalter nie, wenngleich es schließlich unbestreitbar zu einem teilweise dramatischen Verlust an Kulturgütern und einem Niedergang der materiellen Kultur kam, der jedoch regional unterschiedlich ausgeprägt war und im Westen früher auftrat als in Ostrom. In Italien, im südlichen Gallien und in Hispanien waren antike Elemente zudem noch längere Zeit stärker präsent; so war die Laienschriftlichkeit in mehreren italienischen Städten relativ verbreitet. Ein deutlicher Niedergang setzte nicht vor dem 7. Jahrhundert ein. Im späten 8. und im frühen 9. Jahrhundert wandte man sich aber im Westen wieder stärker dem antiken Erbe zu. Die sogenannte Karolingische Renaissance, die Karl der Große aktiv förderte, führte dann um 800 wieder zu einer verstärkten Beschäftigung und Bewahrung antiker Werke, worunter mehrere Schriften paganer Autoren waren.
Vor allem die Kirche fungierte als Übermittler des (freilich nun christlich tradierten und oft gefilterten) antiken Bildungsguts, wobei man sich vor allem auf Isidor von Sevilla und Martianus Capella stützte. Es kam zwar zu einer deutlichen Umorientierung der Bildung (weg von der klassischen Paideia und hin zu biblischen Inhalten), doch bewirkte dies gleichzeitig eine relative kulturelle Einheitlichkeit der frühmittelalterlichen Welt. Diese Einheitlichkeit erstreckt sich freilich fast nur auf jene Zeugnisse der spätantiken christlich-mönchischen „Hochkultur“, die spätere Jahrhunderte der Überlieferung würdig fanden.
Andererseits ist für die nachfolgende Zeit oft nicht einmal das Fortbestehen der wichtigen Bistümer gesichert. Köln weist etwa eine Lücke in seiner Bischofsliste zwischen etwa 400 bis in die Mitte des 6. Jahrhunderts auf. Dennoch scheint die materielle und wirtschaftliche antike Kultur mancherorts auch im Norden, zum Beispiel in Trier, länger weitergelebt zu haben, als dieses Dunkel der Geschichte erwarten lässt. Schon der Umstand, dass viele römische Ortsnamen gebräuchlich blieben, ist ein Zeichen für Kontinuität. Das Mittelalter erhob sich nicht überall zur gleichen Zeit aus diesem relativen Dunkel. Das fränkische Mittelalter mit der merowingischen Reichsgründung und dynastischen Konsolidierung auf den Fundamenten der spätrömischen Verwaltungsstrukturen setzte bereits sehr früh ein. Römische Städte weiter im Norden und Nordosten hatten dagegen oft ein anderes Schicksal. So wird Wien (spätantik Vindomina oder Vindomana) zuletzt bei Jordanes in seiner Gotengeschichte genannt und erst 881 ist von der Stadt (nun Wenia) wieder die Rede.
Im Zusammenhang neuerer Untersuchungen wird deutlich, wie verhältnismäßig eingeschränkt die Gestaltungskraft der Nachfolgereiche im lateinischen Westen verglichen mit anderen Großreichen dieser Zeit war. Das gilt auch für das Karolingerreich, das immerhin das mächtigste Herrschaftsgebilde im Westen seit dem Fall Westroms war, was schon an einem einfachen Beispiel deutlich wird: 792 ordnete Karl der Große den Bau eines 3 km langen Kanals in Mittelfranken an, der die Flusssysteme Rhein und Donau verbunden hätte. Die Bauarbeiten blieben jedoch bald stecken, so dass 793 der Bau abgebrochen wurde. 767 waren demgegenüber weitaus umfangreichere Bauvorhaben in Byzanz (wo Wasserleitungen über eine Distanz von mehr als 300 km instand gesetzt wurden) und im Kalifat (Runde Stadt Bagdad, an deren Bau über 100.000 Arbeiter beteiligt waren) ohne größere Probleme gelungen. Im China der Tang-Dynastie wiederum war 742/43 ein Kanal von rund 150 km Länge planmäßig gebaut worden. All diese Reiche hatten universale Herrschaftsansprüche, ähnlich wie das Karolingerreich nach der Kaiserkrönung Karls im Jahr 800; die Ressourcen und die darauf basierenden Gestaltungsspielräume waren jedoch im Fall der Karolinger wesentlich eingeschränkter. Den neuen Reichen im Westen standen schlicht nicht mehr die Ressourcen zur Verfügung, die der spätantike römische Staat noch recht mühelos mobilisieren konnte.
Die spätantike Welt außerhalb des Orbis Romanus
Rom und die „Barbaren“: Die Germanen und die post-römischen Reichsbildungen im Westen

Eine nicht zu unterschätzende Leistung der römischen Staatlichkeit war das Entstehen post-römischer Nachfolgereiche an der Peripherie und auf dem Boden des Imperiums im 5. Jahrhundert: Die Reiche der Ostgoten in Italien (wobei 568 auch die Langobarden in Italien einfielen) und der Westgoten in Hispanien, der Vandalen in Nordafrika sowie der Franken und Burgunden in Gallien. Die Kleinreiche der Angelsachsen in Britannien nehmen dabei in gewisser Weise eine Sonderrolle ein. Die Herrschaftsbildungen der Heruler, Rugier und Gepiden hatten nur kurzfristig Bestand.
In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass die neuere Forschung auf die Problematik des Begriffs Völkerwanderung und dem damit verbundenen Geschichtsbild verstärkt hinweist. Nicht einheitliche Völker „wanderten“ aus ihrer alten Heimat aus und siedelten sich woanders geschlossen an, es waren vielmehr unterschiedlich große, heterogen zusammengesetzte Kriegergruppen mit ihrem Anhang, die erst im Laufe der Zeit zu Verbänden zusammenwuchsen und eine eigene Identität beanspruchten. Dieser Vorgang kann nicht anhand von biologischen Kategorien erfasst werden. Die moderne Forschung hat zudem nachgewiesen, dass Gleichartigkeiten der Sprache, der Kleidung oder der Waffen allein für eine ethnische Zuordnung kaum aussagekräftig sind.
Die Entstehung von ethnischen Identitäten (Ethnizität) in der Spätantike bzw. dem beginnenden Frühmittelalter wird heute nicht mehr als biologische Kategorie verstanden, wobei die neuere Forschung begrifflich statt der Ethnogenese den Identitätsbegriff betont. Identitäten entstehen in einem wechselhaften sozialen Prozess, bei dem mehrere Faktoren eine Rolle spielen. In der Völkerwanderungszeit konnten sich so durchaus verschiedene Gruppen unter einem neuen Anführer (den man als Heerkönig oder Warlord bezeichnen kann) zusammenschließen, wobei es in der Regel ausreichte, dem Verband loyal zu dienen. Auf diese Weise hatten sich tribale Verbände wie die Franken überhaupt erst bilden können. Es handelte sich hierbei um Identitätsbildungsprozesse. Die Mitglieder dieser Gruppen einte nicht zuletzt das Bemühen, am Wohlstand des Imperiums, das sie keineswegs zerstören oder erobern wollten, teilzuhaben. Lange Zeit versuchten sie dieses Ziel zu erreichen, indem sie in die Dienste der Römer traten und für diese gegen äußere und innere Feinde kämpften. Spätantike Autoren bedienten sich oft ethnographischer Bilder, Muster und Stereotypen, um die ursprünglich von außerhalb des römisch-griechischen Kulturraums stammenden gentes zu beschreiben und in einen ethnographischen Ordnungsrahmen einzuordnen (siehe auch Origo gentis).
Die zuvor von den Römern im Westen praktizierte Strategie, sich ruhige Verhältnisse an den Grenzen des Barbaricums mit Zahlungen zu erkaufen – so speziell gegenüber den Hunnen, die diverse germanische Gruppen unterworfen hatten, die allerdings ihre Identität bewahrten und nicht in den Hunnen aufgingen, deren locker aufgebautes Reich nach dem Tod Attilas 453 rasch zerfiel – und Gruppen gegeneinander auszuspielen, war im 5. Jahrhundert nicht mehr effektiv. Vielmehr scheinen die vielfältigen Kontakte der Römer zu den „Germanen“ (wobei dieser Begriff in der neuen Forschung zunehmend kritischer betrachtet wird) den sozialen Prozess der Bildung gentiler Verbände, die seit dem 3. Jahrhundert zunehmend Druck auf die römischen Grenzen ausübten, gefördert zu haben: Wer über Kontakte ins Imperium verfügte, gewann bei den eigenen Leuten an Ansehen und konnte so seine Gefolgschaften vergrößern. In der Regel scheinen die germanisch-romanischen Reiche im Westen entstanden zu sein, als der schrittweise Zusammenbruch der weströmischen Zentralregierung vielerorts ein Machtvakuum entstehen ließ, das die Anführer bzw. reges reichsfremder Kriegergruppen füllten. Diese trugen ganz wesentlich zum Werden Europas im Mittelalter bei. Ohne das Vorbild und den Einfluss des spätantiken Römerreiches wären diese Reichsbildungen im Westen, die in vielerlei Weise unmittelbar an das spätantike Imperium Romanum anknüpften, undenkbar gewesen, wenngleich der Entstehungsprozess der neuen Reiche auch mit militärischen Konflikten verbunden war.
Nach Ansicht der jüngeren Forschung traten die germanischen Kriegerverbände nach und nach an die Stelle der kaiserlichen Regierung. Dies war allerdings kein von Beginn an geplanter Prozess; so entwickelten sich die meisten der neuen Herrschaftsgebiete erst im Verlauf der Auflösung des Westreichs (beschleunigt von internen römischen Machtkämpfen und begünstigt durch äußere Faktoren wie der Bedrohung durch das Hunnenreich unter Attila). Damit handelte es sich in erster Linie um eine Herrschaftsübernahme, wobei die neuen Herren oft bestrebt waren, die vorhandenen römischen Strukturen zu nutzen und die einheimische römische Elite nicht selten kooperierte. Andererseits wurde die Integration der Germanen oft durch das unterschiedliche christliche Bekenntnis erschwert. Die in das Imperium eingedrungenen reichsfremden Krieger nahmen, sofern vorher Heiden, recht rasch den christlichen Glauben an, oft aber in Form des Arianismus: Dieser galt zunehmend als das wichtigste Merkmal, um einen „barbarischen“ Krieger von einem römischen Soldaten zu unterscheiden. Die verhältnismäßig kleinen germanischen Kriegerverbände (keiner dürfte wesentlich größer als 20.000 Krieger gewesen sein) mit ihrem familiären Anhang bildeten eine verschwindend geringe Minderheit gegenüber der römischen Provinzbevölkerung, füllten aber die Leerstelle, die das Verschwinden der weströmischen Armee hinterlassen hatte.
Ein Beispiel für den gleitenden gesellschaftlichen Wandel von der römischen in die post-römische Zeit ist die Darstellung in der erhaltenen Vita des Severin von Noricum, die das Ende der römischen Herrschaft in Noricum Ende des 5. Jahrhunderts beschreibt. Römische Bildung und kulturelle Traditionen, die eng mit der spätantiken urbanen Gesellschaft zusammenhingen, gingen im Westen während des 6. Jahrhunderts allerdings zunehmend zurück. Währenddessen füllte auf gesellschaftlicher Ebene vor allem die Kirche die Lücke der sich in Auflösung befindlichen römischen staatlichen Strukturen aus und bildete in diesem Zusammenhang über Grenzen hinweg eine ideelle Einheit. Politisch präsentierten sich viele der germanischen Herrscher in der Nachfolge der römischen Staatsgewalt und akzeptierten bis ins 6. Jahrhundert die Oberherrschaft des Kaisers im fernen Konstantinopel zumindest formal weitgehend. Sie ließen die jeweiligen Stammesrechte lateinisch kodifizieren und gingen zu einer (wenigstens bedingten) Kooperationspolitik mit den zivilen Eliten über, da es ihr Ziel war, das überlegene spätrömische Staats- und Steuerwesen zu nutzen. Die wichtigsten Verwaltungsposten wurden deshalb auch unter germanischer Herrschaft überwiegend von Römern bekleidet, wie das Amt des referendarius, der als Leiter der königlichen Kanzlei fungierte. Die Vorstellung, es habe sich bei den neuen Herren nur um gewalttätige „Barbaren“ ohne Bezug zur römischen Kultur gehandelt, hat sich längst als falsch erwiesen, trotz manch topisch geprägter Barbarenkritik in den Quellen (allerdings stellt Britannien in diesem Kontext einen Sonderfall dar). „Römisch“ und „barbarisch“ sind in diesem Prozess unzureichend klare Begriffe. Die germanisch-romanischen Reiche waren ebenso wie Ostrom ein fester Bestandteil der post-römischen Welt um 500, die trotz mancher Brüche immer noch starke Kontinuitätslinien aufwies.

Die wohl erfolgreichste Reichsbildung im Westen stellte das Frankenreich der Merowinger dar. Die fränkischen foederati nutzten die instabilen Verhältnisse in Gallien und agierten seit Mitte des 5. Jahrhunderts weitgehend selbstständig. Nach dem Fall Westroms hatte sich in Nordgallien, gestützt auf die Reste der Rheinarmee und vielleicht zunächst noch im Bündnis mit dem Frankenkönig Childerich I., bis 486/87 ein nordgallische Sonderreich gehalten. Dieses war 461 vom römischen Feldherrn Aegidius gegründet worden, nachdem dieser sich mit der weströmischen Regierung überworfen hatte. Im Kern handelte Aegidius nun als ein Warlord, der von den zeitgenössischen Umständen profitierte und aus dem zerfallenen weströmischen Reich einen Teil nun für sich beanspruchte. Nach seinem Tod 464 herrschte wohl kurzzeitig ein gewisser Paulus (der aber vielleicht auch eigenständig agierte) und anschließend Aegidius’ Sohn Syagrius. Letzterer scheint, wiewohl Römer, ähnlich wie Odoaker und andere Heerführer von seiner Armee angesichts der Erosion der Macht der weströmischen Zentralregierung zum rex, zum faktisch unabhängigen Territorialherren, erhoben worden zu sein. Er wurde nach seiner Niederlage 486/87 gegen Chlodwig I. (gest. 511), den fränkischen administrator der römischen Provinz Belgica secunda und Sohn Childerichs, von diesem in dieser Rolle beerbt.
Nacheinander schaltete Chlodwig seine fränkischen Konkurrenten aus und ließ sich zu einem nicht genau datierbaren Zeitpunkt gegen Ende seiner Regierungszeit katholisch taufen. Die Franken vermieden mit der Annahme des katholischen Bekenntnisses die innenpolitischen Probleme, die die arianischen Herrscher plagten. Chlodwig zog die gallorömische Oberschicht und hierbei speziell die Bischöfe (wie Gregor von Tours, dessen Geschichtswerk die wichtigste Quelle zur fränkischen Geschichte des 6. Jahrhunderts ist) heran. Nicht zufällig hat Gregor den Frankenherrscher im Rahmen der Schilderung seiner Taufe als „neuen Konstantin“ stilisiert. Chlodwig konnte sich außerdem auf das System der vor allem in Südgallien verbreiteten römischen civitates stützen, wo der gallorömisch-senatorische Adel (deren Vorfahren einst römische Staatsämter bekleidet hatten und nun als lokale und vor allem kirchliche Würdenträger fungierten) noch längere Zeit nachweisbar ist. Die Verwaltung orientierte sich zunächst noch weitgehend an spätrömischen Institutionen, bevor diese langsam verschwanden. In diesem Zusammenhang ist festzuhalten, dass Mitglieder des senatorischen Adels Galliens nach dem Ende Westroms im 5. und 6. Jahrhundert versuchten, ihre soziale Stellung nun durch die Ausübung hoher lokaler, vor allem kirchlicher Posten zu bewahren. Auch in anderen Teilen der post-römischen Welt spielte die Kirche als ein Erbe des römischen Imperiums im Westen eine wichtige gesellschaftliche und politische Rolle. Nach dem Sieg über die Westgoten 507 war Chlodwig neben dem Ostgotenherrscher Theoderich der mächtigste Herrscher im Westen. Seine Nachfolger sollten das Reich 531/32 noch um die Gebiete der Thüringer und Burgunden erweitern, doch waren die inneren Verhältnisse recht instabil, so wurde das Frankenreich auch durch Bruderkriege zerrissen. Dennoch zerbrach es nicht und sollte unter den Karolingern im späten 8./frühen 9. Jahrhundert eine neue Blütezeit erleben.
Die Geschichte der Goten vom späten 4. Jahrhundert, nachdem die Hunnen das Reich Ermanarichs in der heutigen Ukraine vernichtet hatten und diverse germanische Gruppen unterworfen hatten, bis ins späte 5. Jahrhundert war davon geprägt, sich Siedlungsland und damit verbunden eine ausreichende Existenzgrundlage zu sichern. Die Westgoten, die teils als Gegner, teils als Verbündete Roms agiert hatten, wurden 418 im südwestlichen Gallien angesiedelt, bevor sie 466 den Vertrag mit Westrom brachen (siehe oben). Das neue Westgotenreich umfasste neben Südgallien auch Teile Hispaniens. Nach der schweren Niederlage in der Schlacht von Vouillé gegen die Franken 507, mussten die Westgoten Gallien bis auf die Region um Narbonne räumen.Toledo wurde die neue Hauptstadt der Westgoten (Toledanisches Reich) und im Laufe des 6. Jahrhunderts entwickelte sich eine westgotische Reichsidee. Das Verhältnis zwischen König und einflussreichen Adeligen war nicht selten angespannt und es kam wiederholt zu Auseinandersetzungen. Die Westgoten waren zudem Arianer, was zu Konflikten mit der katholischen Mehrheitsbevölkerung führte. Leovigild eroberte 585 das Suebenreich im Nordwesten Hispaniens, scheiterte jedoch bei seinem Versuch, die kirchliche Einheit des Reiches durch einen gemäßigten Arianismus herzustellen. Das Problem löste sein Sohn Rekkared I., der 587 zum katholischen Glauben übergetreten war, indem er 589 auf dem 3. Konzil von Toledo den Übertritt der Westgoten erreichte. Dies begünstigte den ohnehin recht großen Einfluss der Westgotenkönige auf ihre Reichskirche. Das Reich profitierte von der Anknüpfung an spätrömische Traditionen und erwies sich insgesamt als gefestigt, um 600 erlebte es eine kulturelle Blütezeit, deren wichtigster Repräsentant Isidor von Sevilla war. Im frühen 8. Jahrhundert wurde das Reich von den Arabern erobert, die 711 König Roderich in der Schlacht am Río Guadalete schlugen.

Die Ostgoten hatten sich Ende des 5. Jahrhunderts, nachdem sie die zuvor herrschende Oberherrschaft der Hunnen abgeschüttelt hatten, zunächst vergeblich um neues sicheres Siedlungsland bemüht und das oströmische Reich unter Druck gesetzt. Kaiser Zenon entledigte sich dieses Problems, indem er die Ostgoten nach Italien verwies, das sie für ihn erobern sollten. 489 fielen sie in Italien ein, Odoaker wurde 493 getötet. Über das italische Ostgotenreich herrschte nun Theoderich, der sich als fähiger Herrscher erwies. Obwohl selbst „arianischer“ Christ, respektierte er den Besitz und die Privilegien der katholischen Kirche in seinem Reich; das galt auch für die senatorische Elite. Unter ihm erlebte das Land ein letztes Mal ein Aufblühen der spätantiken Kultur, wie an den Philosophen Boethius und Symmachus oder den Werken Cassiodors u erkennen ist.
Theoderich zollte auch der senatorischen Elite Respekt und bemühte sich, im Einvernehmen mit den Römern zu herrschen. Er nutzte die Kenntnisse der senatorischen Führungsschicht in Italien und zog Römer für die Zivilverwaltung heran, so dass die spätrömische Verwaltung und Kanzlei weiterarbeiten konnte, trennte aber zivile und militärische Gewalt nach ethnischen Prinzipien auf. Die effiziente römische Steuerverwaltung wurde im Wesentlichen übernommen und bescherte dem Gotenkönig fließende Einnahmen. Seine Goten übten die Militärverwaltung aus und erhielten außerdem Land zugewiesen. Es scheint, als habe die Privilegierung der Ostgoten das Verschmelzen des römischen Adels mit der gotischen Führungsgruppe behindert, zumal die Ostgoten Arianer blieben. Außenpolitisch kam es durchaus zu Spannungen mit Konstantinopel, die aber nicht zum offenen Konflikt führten. 508 kam er den Westgoten gegen die Franken zur Hilfe und regierte bis zu seinem Tod das westgotische Hispanien. Nach Theoderichs Tod 526 kam es bald zu Thronwirren, wobei Ostrom die günstige Gelegenheit nutzte und in der Regierungszeit Justinians in Italien intervenierte. Der anschließende Gotenkrieg (535–552) verwüstete die Halbinsel. Diese wurde nun vorläufig wieder eine oströmische Provinz, doch schon bald darauf fielen 568 die Langobarden unter Alboin in Italien ein, eroberten weite Teile das Landes und beendeten damit endgültig die Spätantike in diesem Raum.
Die Vandalen waren durch den Rheinübergang von 406 in Gallien eingefallen, bald darauf aber weiter nach Hispanien gezogen. Sie setzte unter Geiserich im Jahr 429 von Südspanien nach Nordafrika über, wo die Krieger bis 439 ganz Africa, die reichste weströmische Provinz und die Kornkammer Westroms, eroberten. Vollkommen überraschend erwiesen sich die Vandalen als recht geschickt darin, mit einer Kriegsflotte zu operieren, womit sie zu einer ernsten Bedrohung für die weströmische Regierung wurden. Geiserich griff in der Folgezeit denn auch immer wieder in die weströmischen Machtkämpfe ein: Im Jahr 455 plünderte er Rom, 468 wehrte er eine gesamtrömische Flottenexpedition ab. Neben dem Vandalenreich existierten im ehemaligen weströmischen Nordafrika aber auch maurische Kleinreiche (siehe Masuna und Masties). Im Inneren erwiesen sich die Vandalen (ähnlich wie viele andere foederati) nicht als Barbaren, sondern durchaus als Anhänger der römischen Kultur, die weiter in Africa gepflegt wurde. Allerdings kam es zwischen den arianischen Vandalen und den katholischen Romanen zu erheblichen religiösen Spannungen, die nicht überwunden wurden, bis in den Jahren 533/534 oströmische Truppen das Vandalenreich nach einem nur kurzen Feldzug eroberten und die Provinz bis zum Einbruch der Araber um 670 zu Ostrom gehörte.

In Britannien ging die römische Ordnung bereits in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts unter. Um 440 rebellierten hier Sachsen, später auch Jüten und Angeln, die als foederati gedient hatten, und gründeten eigene Kleinreiche, nachdem Westrom die Insel zu Beginn des 5. Jahrhunderts praktisch sich selbst überlassen hatte. Nur vereinzelt gelang es römisch-britannischen Truppen, den Invasoren Widerstand zu leisten, doch ist über die Details wenig bekannt. Die lokale Verwaltung scheint anschließend zumindest teilweise noch einige Zeit funktioniert zu haben, es entstanden schließlich mehrere romano-britische Kleinreiche (Sub-Roman Britain), wobei sich die Romano-Briten in Wales und im heutige Cornwall halten konnten. Britannien wurde von allen weströmischen Provinzen am schlimmsten von den Folgen des Zerfalls Westroms getroffen. Die antike urbane Kultur, die in Britannien ohnehin weniger stark ausgeprägt war als etwa in Gallien oder in Africa, ging bald schon unter, die schriftlichen Quellen sind äußerst rar. Das Christentum befand sich auf dem Rückzug, wohingegen die Christianisierung in Irland, das nie Teil des Imperiums war und über keine urbanen Zentren verfügte, erfolgreich verlief (siehe auch Iroschottische Mission). Der späteren Christianisierung der Angelsachsen gelang im 7. Jahrhundert der Durchbruch. In dieser Zeit bildete sich die sogenannte Heptarchie aus, die sieben bis ins 9. Jahrhundert dominierenden angelsächsischen Königreiche (Essex, Sussex, Wessex, Kent, East Anglia, Mercia und Northumbria).
Das spätantike Persien – Roms Rivale im Osten

Neben Rom war die zweite spätantike Großmacht das neupersische Sassanidenreich (benannt nach der herrschenden Dynastie der Sāsāniden). Es erstreckte sich über weite Teile der heutigen Staaten Iran, Irak und Afghanistan sowie mehrere angrenzende Randgebiete.
Persien war Roms großer Rivale im Osten, militärisch und kulturell hochentwickelt. Nachdem der erste Sassanidenkönig Ardaschir I. 224/26 das Partherreich gestürzt und sich bei ersten Kämpfen gegen die Römer im Westen behauptet hatte, wurde die Königsgewalt vergleichsweise gestärkt, wenngleich die mächtigen Adelsfamilien aus parthischer Zeit weiterhin sehr einflussreich waren. Es fand eine Rückbesinnung auf ältere iranische Traditionen statt, wobei in diesem Zusammenhang die Religion des Zoroastrismus eine wichtige Rolle spielte und geschickt Propaganda betrieben wurde. Seit Schapur I. propagierten die spätantiken Perserkönige einen zumindest formal universalen Herrschaftsanspruch (šāhān šāh [König der Könige] von Ērān und Anērān), der wohl nicht zuletzt stabilisierend nach innen wirken sollte. Vor allem aber agierten die Sassaniden stärker als die Parther offensiv gegenüber Rom.
Es gelang den Persern vor allem in der Regierungszeit von Schapur I. (240/42–270), der 260 sogar Kaiser Valerian gefangen nahm, Schapur II. (309–379), Chosrau I. (531–579) und Chosrau II. (590–628) sich militärisch erfolgreich gegen Rom zu behaupten (siehe Römisch-Persische Kriege), wobei Aggressionen durchaus von beiden Seiten ausgingen und die Römer unter Herakleios im „letzten großen Krieg der Antike“ (603 bis 628) am Ende die Oberhand behielten. Außer kriegerischen Auseinandersetzungen – diese dominierten die wechselseitigen Beziehungen außer im vergleichsweise friedlichen 5. Jahrhundert, in dem es nur zu kleineren Konflikten kam – gab es aber auch zahlreiche friedliche Kontakte zwischen Römern und Persern, die sich in vielerlei Hinsicht gegenseitig beeinflussten.
Das spätantike Persien war kein barbarischer Nachbar Roms, sondern ein durchaus ebenbürtiges Reich. Im diplomatischen Verkehr wurde die Metapher von den „zwei Brüdern“ hinsichtlich dem Kaiser und dem persischen šāhān šāh bzw. von den beiden „Augen der Welt“ verwendet, um die politische und militärische Gleichrangigkeit beider Reiche zu betonen. Persien war über vier Jahrhunderte hinweg ein wichtiges Bindeglied zwischen Ost und West, über das wichtige Handelsrouten (insbesondere die Große Chorasan-Straße) verliefen, die den Westen mit Zentralasien, China und Indien verbanden (siehe auch Indienhandel). In der neueren Forschung eröffnet denn auch eine übergreifende Betrachtung des damaligen Verbindungsgeflechts zwischen der Mittelmeerwelt, Persien und Zentralasien neue Perspektiven.
Erschwerend zum Konflikt mit Ostrom kam für Persien die Bedrohungslage durch die Steppenvölker Zentralasiens hinzu, wie den iranischen Hunnen und später den Kök-Türken, die die persische Nordostgrenze bedrohten (siehe dazu das folgende Kapitel). Ērān stand in diesem Zusammenhang gegen Hrōm/Rūm (Rom) und Tūrān (Steppenraum in Zentralasien).
Neben dem iranischen Hochland war vor allem das reiche untere Mesopotamien von Bedeutung für das Sassanidenreich, wo die meisten Steuereinkünfte eingetrieben wurden und dessen landwirtschaftliche Produktion ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor war. Die Perserkönige residierten prunkvoll in Seleukeia-Ktesiphon, wo sich eine prächtige Hofkultur entfaltete. Mehrere von ihnen traten als Kulturförderer auf. In der orientalischen Überlieferung (at-Tabarī, Firdausi, Nezami u. a.) sind Herrscher wie Bahram V. (der als großer Krieger, Jäger und Liebhaber galt) und Chosrau I. (der den Beinamen Anuschirwan [„mit der unsterblichen Seele“] trug und von dessen Name die arabische Bezeichnung Kisra für König abgeleitet ist) berühmt und bis in die Moderne bekannt.
Das Reich verfügte über eine effektive Verwaltung, an deren Spitze der Wuzurg-Framadar stand. Wenngleich von der mittelpersischen Literatur fast nichts erhalten ist, zeigt die darauf beruhende spätere perso-arabische Überlieferung, wie reichhaltig diese gewesen sein muss. In Berichten wird geschildert, wie im Thronsaal Chosraus I. neben dem Thron des Königs auch drei zeremonielle Thronsessel für den Kaiser von Rom, den Kaiser von China und den Khagan der Türken standen, wenn sie als Vasallen zum König der Könige kommen sollten. Neben dem damit formulierten (zumindest formalen) Vorherrschaftsanspruch verdeutlicht dies auch auf den politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Horizont des Sassanidenreichs in dieser Zeit. Religionspolitisch war der Zoroastrismus die vorherrschende Religion (jedoch nicht Staatsreligion), doch auch große christliche Minderheiten existierten und in spätsassanidischer Zeit sind Christen im engsten Hofkreis belegt, zumal sich die Assyrische Kirche des Ostens nicht illoyal gegenüber dem Königtum verhielt.
Der Untergang des Sassanidenreichs im Verlauf der arabischen Eroberungen von 636 bis 642/51 war vor allem eine Folge der geschwächten Königsgewalt nach dem Ende eines langen Krieges gegen Ostrom im Jahr 628. Chosrau II. hatte die Römer zuvor an den Rand der Niederlage gebracht, als ab 603 persische Truppen Syrien, Ägypten und weite Teile Kleinasiens erobert hatten und 626 sogar Konstantinopel bedrohten, bevor der Gegenschlag unter Kaiser Herakleios und Angriffe der Türken an der Steppengrenze zum Sturz und der Ermordung Chosraus führten. Persien musste die eroberten Gebiete räumen und war durch folgende interne Machtkämpfe erheblich geschwächt. Nach 628 brachen mehrjährige Thronwirren aus, der letzte Großkönig Yazdegerd III. hatte keine Zeit mehr, seine Stellung ausreichend zu festigen, als die Angriffe der Araber gegen Persien 636 einsetzten. Er wurde 651 ermordet, seine Söhne flohen an den Hof der Tang-Kaiser (siehe Peroz von Persien).
Persien bewahrte jedoch viel von seinem kulturellen Erbe, wobei sich die Islamisierung (wie im christlichen Syrien und Ägypten) über lange Zeit hinzog. Die Perser behielten auch im Gegensatz zu den meisten anderen von den Arabern eroberten Völkern ihre Sprache bei, und mehrere mächtige Adelsgeschlechter, die sich rechtzeitig und notgedrungen mit den Arabern arrangiert hatten, behielten ihre Stellung noch über Jahrhunderte. Sassanidische Traditionen im Bereich der Kultur und der Verwaltungspraxis (die wiederum oft von älteren altorientalischen Elementen geprägt waren) hatten später noch großen Einfluss auf die Umayyaden, die Samaniden und vor allem die Abbasiden.
Zentralasien und der fernere Osten: Reitervölker und die chinesische Großmacht

Zentralasien war nicht erst oder nur in der Spätantike ein Raum, der (was besonders betont werden muss) politisch, wirtschaftlich, kulturell und religiös äußerst vielfältig gestaltet war. Neben (halb)nomadischen Gruppen verschiedener Reitervölker, die ihre teils weiträumigen Steppenreiche zumindest oberflächlich beherrschten (wenngleich die sehr heterogen zusammengesetzten Verbände aufgrund ihres sehr lockeren Aufbaus nur eine begrenzte Lebensdauer hatten), existierten Stadtstaaten und andere, eher regionale Herrschaftsgebilde sesshafter Kulturen. Die verschiedenen Landschaften reichten von fruchtbaren Zonen über Steppen und Wüstenregionen mit Oasen bis zu gewaltigen Gebirgszügen wie dem Hindukusch.
Ein grundlegendes Problem bei der Rekonstruktion der Geschichte Zentralasiens in der Spätantike ist der Mangel an erzählenden Quellen. Ganz im Gegensatz zur reichhaltigen Geschichtsschreibung über Ereignisse im Westen, berichten spätantike Geschichtsschreiber über Zentralasien nur sehr selten und oft sind selbst die knappen Bemerkungen eher aus zweiter Hand, wenngleich neben den Schilderungen westlicher Geschichtsschreiber auch umfassendere chinesische Berichte vorliegen. Eine eigenständige Geschichtsschreibung aus dem zentralasiatischen Raum existiert nicht, während von der mittelpersischen Literatur kaum etwas erhalten ist; nur bei einigen späteren perso-arabischen Autoren finden sich vereinzelte Informationen, die auf älteren Vorlagen zu basieren scheinen. Münzen, archäologische sowie epigraphische Befunde und Fragmente von Texten bieten zwar Einblick in die Geschichte Ostirans und Zentralasiens, wo es im Laufe der Spätantike zu dramatischen Veränderungen kam, doch sind viele dieser Ereignisse nur in Grundzügen erkennbar.

Die Perser mussten sich nicht nur mit dem Römerreich im Westen auseinandersetzen, sondern des Weiteren an der Nordostgrenze des Sassanidenreichs nach Transoxanien/Sakastan immer wieder aggressive Nomadengruppen abwehren, die oft ebenfalls eine große Bedrohung darstellten. Das einst mächtige Kuschanareich stellte im 3. Jahrhundert zwar keine ernsthafte Gefahr mehr dar, weshalb die Sassaniden im Osten ihres Reiches zum Schutz der Grenze eine Art Vizekönigreich errichten konnten (Kuschano-Sassaniden). Dann jedoch erschienen seit Mitte des 4. Jahrhunderts in mehreren Wellen neue Angreifer in Transoxanien.
Es handelte sich zunächst um die Chioniten, die Schapur II. in einem längeren Konflikt mit erheblichen Kräften banden (siehe Grumbates); im Anschluss daran erschienen verschiedene andere Gruppen in Transoxanien. Die den Chioniten nachfolgende Gruppen (halb)nomadischer Reitervölker werden in der Forschung als Iranische Hunnen bezeichnet, die aber nicht mit den um 375 im Westen auftauchenden Hunnen gleichgesetzt werden können (der Name Hunnen diente wohl als „Prestige- und Übertragungsname“ für verschiedene Gruppen und stellte keine genaue ethnische Bezeichnung dar). Es handelte sich dabei um die Kidariten, die wohl in enger Verbindung zu den Chioniten stehen und deren Erbe antraten, sowie die Alchon (die im frühen 6. Jahrhundert nach Nordindien expandierten und das Gupta-Reich empfindlich destabilisierten), die nur regional in Kabulistan herrschenden Nezak und vor allem die mächtigen Hephthaliten.
Es war die Zeit der „großen Invasion“, unter der die Region teils erheblich zu leiden hatte. Sie kann durchaus als Parallele zur Bedrohung Roms durch Invasoren wie im Rahmen der sogenannten Völkerwanderung oder der fast permanenten Gefährdung der chinesischen Nordgrenze durch Steppenvölker (wie den südlichen Xiongnu, die als Söldner angesiedelt worden waren, aber unter Liu Cong in den Jahren 311 und 316 beide chinesische Hauptstädte der Jin-Dynastie plünderten) betrachtet werden. Allerdings liegen nur verstreut schriftliche Quellen vor, so gefundene Textfragmente oder knappe Schilderungen bei westlichen Geschichtsschreibern, etwa bei Ammianus Marcellinus (zu den Chioniten), Priskos (zu den Kidariten) und Prokopios von Caesarea (über die Hephthaliten).
Während die Alchon und die Nezak wohl nicht in engeren Kontakt mit den Persern traten, zwangen Chioniten, Kidariten und besonders die Hephthaliten die Perserkönige wiederholt zu Feldzügen im Osten, die für die Sassaniden nicht immer siegreich ausgingen und teils erhebliche Kräfte banden. Bahram V. konnte sich in den 420er-Jahren behaupten, doch bereits sein Nachfolger Yazdegerd II. hatte Mühe, die Grenze zu stabilisieren. Peroz I. wiederum konnte zwar die Kidariten endgültig niederzwingen, wurde aber von den neu auftauchenden Hephthaliten geschlagen und fiel 484 sogar im Kampf gegen sie. Während die Chioniten und Kidariten eine ständige, aber noch überschaubare Bedrohung dargestellt hatten, waren die Hephthaliten ein wesentlich ernsthafterer und besser organisierter Gegner. Sie fügten den Persern nicht nur militärische Niederlagen zu, sondern mischten sich sogar in die persische Innenpolitik im Rahmen interner Thronkämpfe ein. Prokopios von Caesarea zufolge verfügten die Hephthaliten zudem über eine recht effektive Herrschaftsstruktur mit einem König an der Spitze und waren nach Abschluss ihrer Eroberungen in Baktrien und Transoxanien offenbar keine Nomaden mehr.

Die Perser sahen sich gezwungen, für die Verteidigung der Nordostgrenze ein spezielles Militärkommando einzurichten, dessen Befehlshaber (marzban) den Titel kanārang trug und seinen Sitz in Nischapur hatte. Ein grundlegendes Problem für die Perser stellte in diesem Zusammenhang die konstante Bedrohungslage durch die Halbnomaden dar. Unterschiedliche Gruppen wechselten sich ab, war ein Gegner ausgeschaltet, erschien oftmals bald ein neuer auf der Bildfläche. So wie die Chioniten von den Kidariten und diese von den Hephthaliten abgelöst wurden, traten nach Vernichtung des Hephthalitenreichs um 560 durch Perser und Kök-Türken letztere als neue und gefährliche Gegenspieler der Perser in Erscheinung. All diese Gruppen waren wie andere Reitervölker auf Beute bzw. Tributleistungen angewiesen, um ihre Lebensgrundlage zu decken und die eigene Herrschaft zu stabilisieren. Dieses Spannungsfeld in den Beziehungen zwischen Reitervölkern und den angrenzenden, wohlhabenderen sesshaften Gesellschaften wird auch als „endemischer Konflikt“ bezeichnet.
Die Perser mussten unter allen Umständen einen Zweifrontenkrieg vermeiden (im Westen gegen Rom und im Nordosten gegen die Steppenvölker) und schenkten daher der Entwicklung an ihrer Nordostgrenze, aber auch der Sicherung des Zugangs im Kaukasusraum durch Grenzfestungen, stets eine hohe Beachtung. Dennoch sah sich Persien im späten 6. und dann wieder im frühen 7. Jahrhundert mit dem Dilemma eines Zweifrontenkriegs konfrontiert, als die Türken in den 570er Jahren zeitweise römische Bündnispartner wurden und dann während des Perserkriegs des Herakleios mit ihren (mit dem Kaiser abgestimmten) Angriffen entscheidend zur persischen Niederlage 627/28 beitrugen.
Durch Zentralasien verliefen wichtige Handelsrouten, wenngleich die sogenannte Seidenstraße inzwischen nicht mehr ihre alte Bedeutung hatte. Großen Anteil daran hatten die Invasionen der iranischen Hunnen, was den wirtschaftlichen Niedergang Baktriens und eine wirtschaftliche Verschiebung herbeiführte. So belegen archäologische Befunde den wirtschaftlichen, teils auch kulturellen Verfall Baktriens, aber ebenso die wirtschaftliche und kulturelle Prosperität Sogdiens, das unter neuen Herrschern zunehmend an Bedeutung gewann. Die neuen Überlandrouten zwischen China, Zentralasien, Persien und dann weiter nach Ostrom, vermieden viele der alten, inzwischen verfallenen Regionen, so auch Baktrien. Währenddessen wurde ein Großteil des Indienhandels vor allem über die Seeroute abgewickelt (siehe folgenden Abschnitt), wobei die Perser sehr aktiv waren. Dennoch war der Überlandhandel nie ganz zum Erliegen gekommen und gewann auch wieder an Bedeutung. In diesem Zusammenhang kam dem Sassanidenreich eine wichtige Rolle als Transitland zu; so wachten die Perser streng auf die Kontrolle des lukrativen Zwischenhandels mit chinesischer Seide und verweigerten sogdischen Händlern den direkten Zugang zum persischen und letztlich dem oströmischen Markt (siehe auch Maniakh). Die sogdischen Händler vertraten dabei die Interessen der Kök-Türken, die Ende des 6. Jahrhunderts einige Zeit jährlich 100.000 Ballen Seide als chinesische Tributleistungen erhielten. Seide diente nicht nur entlang der Seidenstraße, sondern auch in China als leicht transportables Zahlungsmittel.
Konstantinopel war sich über die Bedeutung Zentralasiens vollkommen im Klaren. Dies gilt sowohl in politischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Die römische Diplomatie, die keineswegs immer erfolgreich agierte, war seit Justinian darum bestrebt, im Steppenbereich nördlich des Schwarzen Meeres und weiter nach Zentralasien Verbündete zu gewinnen; zunächst die Awaren, anschließend die Kök-Türken (deren Delegation unter Führung des einflussreichen Sogdiers Maniakh hatte zuerst Kontakt zu Kaiser Justin II. aufgenommen), was aber nicht zuletzt aufgrund der unterschiedlichen Interessen langfristig nicht gelang. Ein wichtiges Zeugnis dafür ist der ausführliche und zuverlässige Bericht des Menander Protektor über die oströmischen Gesandtschaften zu den Türken in Sogdien (die erste unternahm Zemarchos im Sommer 569).
Die Kök-Türken spielten eine wichtige Rolle in Zentralasien, nachdem sie 552 die Macht der mächtigen Stammesföderation der Rouran gebrochen hatten. Ihr Reich erstreckte sich über ein gewaltiges Territorium vom Aralsee bis in die Mandschurei und umfasste ganz unterschiedliche Bevölkerungsgruppen. Es war seit etwa 582 in zwei Khaganate (ein westliches und ein östliches) aufgeteilt: Im Westen kam es oft zu Auseinandersetzungen mit den Sassaniden, während die Türken im Osten die chinesische Reichsgrenze bedrohten. Herrscher wie Sizabulos und Tardu tauchen sowohl in westlichen als auch in (später entstandenen) orientalischen und in chinesischen Quellen auf, wenngleich viele Fragen aufgrund der dünnen Quellenlage offen sind. Offenbar war das Khaganat, deren beide Oberherrscher zur Sicherung ihrer Herrschaft auf Beute und Prestige angewiesen waren, wie viele andere Steppenreiche nicht besonders stabil. 630 wurde das östliche Khaganat von den Chinesen erobert, Mitte des 7. Jahrhunderts löste sich das westliche Khaganat faktisch auf. Im Jahr 682 erhoben sich die Türken jedoch gegen ihre chinesischen Oberherren und eroberten weite Teile ihres ersten Reiches in Zentralasien und der Mongolei zurück. Im folgenden Kampf gegen die Araber brach das zuvor neu etablierte westliche Khaganat jedoch erneut zusammen, wobei die türkischen Türgesch für einige Jahre zu einem wichtigen Machtfaktor wurden. Das östliche Khaganat, das sowohl von den Kämpfen gegen Araber und Chinesen als auch durch interne Konflikte geschwächt war, ging in den 740er-Jahren unter, nachdem die Türken von den Uiguren besiegt wurden.

Sogdien war eine Region mit mehreren wirtschaftlich bedeutenden Stadtstaaten in den Oasen und ein kultureller Schmelztiegel. Die Region stand politisch lange unter Kontrolle der verschiedenen eingebrochenen Nomadengruppen, seit der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts dann unter Herrschaft der Kök-Türken. Im Gegensatz zu Baktrien war die Fremdherrschaft für die Sogdier nicht drückend und behinderte nicht ihr wirtschaftliches und kulturelles Handeln. Vielmehr interagierten Türken und Sogdier recht intensiv und offenbar sogar weitgehend harmonisch miteinander. Sogdier spielten in der Verwaltung des Kök-Türkenreichs eine wichtige Rolle und wurden auch mit wichtigen diplomatischen Missionen betraut, wie das Beispiel des bereits erwähnten Maniakh belegt. Die türkische Militärmacht sicherte auch die weitere Entfaltung des sogdischen Handels und das Aufblühen der sogdischen Kultur, wie unter anderem archäologische Untersuchungen belegen. Von der bereits erwähnten neuen Überlandroute zwischen China und dem Westen profitierte Sogdien erheblich, zumal nun regionale Händler vor Ort den Handel weitgehend in eigenen Händen hatten. Nachdem das Kök-Türkenreich erlosch, behielten die Sogdier im Reich der Uiguren weiterhin eine führende Stellung.
In den angrenzenden Regionen Kabulistan und Zabulistan herrschte nach dem Ende der Nezak Mitte des 7. Jahrhunderts die Dynastie der Turk-Schahi, die wiederum im 9. Jahrhundert von den Hindu-Shahi abgelöst wurde, die den Buddhismus bzw. Hinduismus förderten.

Religiöse und kulturelle Vielfalt war ohnehin ein Kennzeichen des spätantiken Zentralasiens, wo Buddhisten, Hindus, Zoroastrier, Christen, Manichäer und Polytheisten lebten. Während das Römerreich seit dem 4. Jahrhundert vom Christentum und Persien stark von Zoroastrismus geprägt wurden, war die religiöse Orientierung in vielen Teilen Transoxaniens anscheinend offen. Christliche Gemeinden der assyrischen und der nestorianischen Kirche entstanden in Zentralasien, Indien und im späten 8. Jahrhundert sogar in China (siehe Nestorianische Stele). Ebenfalls rasch verbreitete sich der Manichäismus entlang der Seidenstraße; in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts wurde er sogar dominierende Religion im Uigurenreich. Sowohl Christen als auch Manichäer setzten dabei auf eine rege Missionstätigkeit. Sogdier wiederum haben in Zentralasien eine wichtige Vermittlerrolle hinsichtlich des Buddhismus gespielt.
Als die muslimischen Araber ihre Expansion nach Zentralasien ausweiteten, trafen sie dabei auf die erbitterte Gegenwehr sogdischer Regionalherrscher (siehe Dēwāštič und Ghurak), türkischer Stammesgruppen sowie der Turk- und später Hindu-Schahi. Dieser Widerstand wurde erst nach einiger Zeit gebrochen; in der Region um Kabul leisteten die dortigen Herrscher sogar noch bis weit ins 9. Jahrhundert Widerstand. Einer der Herrscher in Kabul ging um 740 sogar so weit, seine Abwehrbemühungen gegen das Kalifat besonders hervorzuheben, indem er sich als Phrom Gesar, als römischer Kaiser, bezeichnete, während er gleichzeitig die Hilfe Chinas ersuchte. Die Islamisierung Irans und Zentralasiens war denn auch keineswegs ein schneller Prozess.

Vom 7. bis Mitte des 8. Jahrhunderts war mit dem chinesischen Kaiserreich der Tang-Dynastie eine weitere Großmacht in Zentralasien aktiv. Die Tang-Kaiser hatten nicht nur die staatliche Einheit Chinas nach einer langen Zeit politischer Wirren infolge des Untergangs der Jin-Dynastie gesichert (nachdem die vorausgegangene, kurzlebige Sui-Dynastie sie wiederhergestellt hatte), die Tang-Zeit stellte auch politisch, wirtschaftlich und kulturell eine neue Hochphase der chinesischen Geschichte dar. Die wirtschaftlichen Verbindungen mit Zentralasien waren für China durchaus von Bedeutung; im Westen waren die Chinesen in der römischen Kaiserzeit als Seres zumindest vage bekannt („Seidenleute“, nach dem teuren chinesischen Luxusprodukt). Hinzu kam, dass die politischen Entwicklungen in Zentralasien oft auch chinesische Interessen tangierten. Dies hatte zu diplomatischen Kontakten mit Persien geführt; spätestens ab dem 5. Jahrhundert sind sassanidische Gesandtschaften zunächst an die Nördliche Wei-Dynastie und dann an die Sui- und schließlich die Tang-Dynastie bezeugt. Die chinesischen Quellen bezeichnen Persien als Bosi bzw. Po-ssu, die Verbindungen scheinen insgesamt gut gewesen zu sein.
Mit dem Fall des Sassanidenreichs und dem Vordringen der Araber änderten sich die politischen Bedingungen grundlegend. China unterhielt vielfältige wirtschaftliche und politische Kontakte nach Zentralasien und fungierte als zweite Ordnungsmacht, an die verschiedene Seiten Hilferufe sendeten. Kurzzeitig unterstützten die Chinesen den persischen Prinzen Peroz, der sich an den chinesischen Kaiserhof gerettet hatte; womöglich bestand am südlichen Hindukusch für einige Zeit sogar ein sassanidisches Restreich fort. Die Chinesen expandierten nun verstärkt direkt nach Zentralasien, um ihre eigenen Interessen zu schützen – nicht nur vor den Arabern, sondern auch vor ihrem älteren Feind, dem türkischen Khaganat, das China an der West- und Nordgrenze bedrohte. Bereits um die Mitte des 7. Jahrhunderts hatten die Chinesen ihre Position im Tarimbecken gefestigt und das „Generalprotektorat des befriedeten Westens“ geschaffen; Chinas Machteinfluss reichte bald bis nach Sogdien hinein.

In den chinesischen Quellen wird berichtet, wie das türkische Khaganat faktisch in sich zusammenbrach, geschwächt von arabischen Angriffen und internen Konflikten, wovon die Chinesen erheblich profitierten. Mitte des 8. Jahrhunderts kollidierte jedoch die chinesische Machtsphäre unmittelbar mit dem weiter rasch expandierenden Kalifat. 751 erlitten die Chinesen in der Schlacht am Talas eine Niederlage, die eine Umorientierung zur Folge hatte. Nunmehr konsolidierten die Chinesen ihre weiter vorhandenen westlichen Stützpunkte, griffen aber nicht mehr aktiv in Zentralasien ein. Das Kalifat wiederum war ebenfalls um Konsolidierung des neuen Weltreichs bemüht, das inzwischen vom Umsturz der herrschenden Umayyaden durch die Abbasiden erschüttert wurde (wobei die Rebellion im Osten des Iran ihren Anfang nahm), während fast zeitgleich in China die An-Lushan-Rebellion ausbrach, die beinahe zum Fall der Tang-Dynastie geführt hätte.
Neben dem Kalifat und China verfolgte das mächtige Königreich Tibet ebenfalls Interessen in Zentralasien und fungierte dabei als chinesischer Rivale. Dies führte in der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts zu militärischen Zusammenstößen zwischen Chinesen und Tibetern, was einen zeitweisen Rückzug der Chinesen aus dem Tarimbecken zur Folge hatte. Die militärischen Konflikte zwischen Tibet und China, denen es beide auch um die Kontrolle von Handelsrouten ging, setzten sich im späten 7. Jahrhundert fort, wobei die Chinesen teils empfindliche Niederlagen erlitten. Allerdings führten interne Machtkämpfe in den 690er-Jahren in Tibet zu einem Niedergang der errungenen Machtstellung, was die Tang-Kaiser nutzen konnten. Im frühen 8. Jahrhundert wurden die Tibeter wieder aktiv und verbündeten sich zeitweise mit den Türgesch. Mit dem Rückzug Chinas aus Zentralasien konnte Tibet seine Machtstellung wieder einige Zeit erneut ausbauen.
Der westliche Indische Ozean in der Spätantike: Maritimer Handel und regionale Machtpolitik
Der Bereich des Indischen Ozeans stellte bereits in der Antike einen durch maritime Handelsrouten verbundenen Handelsraum dar, dessen Verbindungen weiter über das Rote Meer bis in die Mittelmeerwelt reichten. Seit dem Hellenismus bestanden recht intensive Handelskontakte zwischen dem Westen und dem Raum des Indischen Ozeans, die sich in der römischen Kaiserzeit intensivierten. Für diese römisch-indischen Beziehungen ist der Periplus Maris Erythraei von besonderer Bedeutung.

Die Handelsroute für griechisch-römische Händler über den Seeweg verlief in der frühen und hohen Kaiserzeit von den Häfen Myos Hormos und Berenike am Roten Meer ausgehend weiter über Adulis; es ging dann die Südküste der arabischen Halbinsel entlang bis zu den Häfen am Indus und weiter die indische Malabarküste hinab, später sogar bis nach Sri Lanka. Abzweigungen der Seehandelsrouten verliefen zudem in den Persischen Golf (dessen Bedeutung für den antiken Handel oft unterschätzt wird) sowie die ostafrikanische Küste hinunter (so wird im Periplus der Hafen Rhapta in Azania erwähnt). Von entscheidender Bedeutung für den römischen Indienhandel war somit die freie Passage durch das Rote Meer in den Indischen Ozean.
In einigen spätantiken Quellen wird der gesamte Raum südlich bzw. östlich des Roten Meeres als Indien bezeichnet bzw. als „äußeres Indien“, im Gegensatz zum eigentlichen Subkontinent, dem „inneren Indien“. Bei den importierten Handelsgütern aus dem Raum des Indischen Ozeans – neben Indien ist auch der südarabische Raum zu nennen – handelte es sich überwiegend um Luxuswaren, vor allem Gewürze (darunter schwarzer Pfeffer), Seide aus dem „Land der Serer“ (China, siehe vorherigen Abschnitt), Pflanzen, Edelsteine, Perlen und Elfenbein; nach Indien exportiert wurden unter anderem Keramikprodukte, Glaswaren und Textilprodukte. Römische Händler mussten Unsummen für die im Reich gewünschten Luxusprodukte aufbringen.
Der Indienhandel war für die römischen Händler trotz aller Unkosten und Risiken offenbar ein lukratives Geschäft. Umfang und Bedeutung des Handels sollten nicht unterschätzt werden, wenngleich die Produkte freilich in erster Linie für eine entsprechend kaufkräftige Kundschaft bestimmt waren. Trotz der großen Entfernungen stellte der antike Indienhandel mit seiner zunehmenden Vernetzung verschiedener Räume durchaus eine Frühform der Globalisierung im Rahmen der damaligen Verhältnisse dar, wie die neuere Forschung betont. Die antike Welt war in diesem Sinne stärker multizentrisch ausgeprägt, als dies in der älteren Forschung zum Ausdruck kommt.
Der recht intensive Handelsverkehr zwischen Rom und Indien war im Zusammenhang mit der Reichskrise des 3. Jahrhunderts und dem Aufstieg des neupersischen Sassanidenreichs im 3. Jahrhundert zunächst rückläufig, wobei Händler aus Palmyra im 3. Jahrhundert eine zunehmende größere Rolle spielten. Der Hafen von Berenike wurde weiter benutzt, wenngleich archäologisch auch dort ein Rückgang feststellbar ist, Myos Hormos scheint seine Bedeutung weitgehend verloren zu haben; dazu passend sind römische Münzfunde in Indien aus dem späteren 3. Jahrhundert (im Gegensatz zu früheren Münzprägungen) faktisch nicht vorhanden.

In der Spätantike erholte sich der römische Indienhandel wieder. Allerdings sahen sich römische Händler nun mit neuer Konkurrenz konfrontiert, da persische und aksumitische Händler im westlichen Indischen Ozean aktiv waren, wie entsprechende Münzfunde belegen. Das Sassanidenreich kontrollierte nicht nur die iranische Seite des Persischen Golfs, persische Truppen hatten bereits relativ früh Vorstöße nach Bahrain und bis nach Mazun unternommen, so dass sich der persische Einfluss bis nach Südarabien erstreckte. An der Wüstengrenze zwischen Rom und Persien verließen sich beide Seiten teils auf arabische Verbündete: Ostrom auf die Ghassaniden, Persien auf die Lachmiden.
Es war persischen Zwischenhändlern durch Vereinbarungen mit lokalen Händlern in Indien und Sri Lanka gelungen, den Indienhandel faktisch zu monopolisieren. Dies galt nicht nur für Gewürze, auch der Seidenhandel lag weitgehend in ihren Händen und verschaffte ihnen einen Vorteil, weshalb sich die Sassaniden weigerten, ihren Markt für sogdische Seidenhändler zu öffnen (siehe vorherigen Abschnitt).
Die persische Vorrangstellung im spätantiken Indienhandel wurden sicherlich durch die geographische Nähe begünstigt, zumal die Perser gegebenenfalls in der Lage waren, die Seeroute zum Persischen Golf (später auch zum Roten Meer, siehe unten) sowie teils die Landrouten zu sperren. Die Perser unterhielten anscheinend auch Handelsstützpunkte im indischen Raum, wobei persische Christen besonders aktiv gewesen zu sein scheinen. Persische Händler waren aber nicht nur in Südarabien und Indien aktiv, sondern bereisten auch die ostafrikanische Küste und erreichten eventuell sogar Südostasien; die spätantike Welt vom Mittelmeerraum bis nach Indien und Ostasien war im 6. Jahrhundert somit miteinander verflochten.
Die handelspolitischen Interessen Ostroms und Persiens wirkten sich konkret machtpolitisch aus, denn diese befeuerten die latent ohnehin immer vorhandenen Konfliktpunkte zwischen den beiden spätantiken Großmächten (siehe Römisch-Persische Kriege). In diesem Kontext ist das oströmische Eingreifen zugunsten des christlichen Reichs von Aksum in Südarabien um 525 zu sehen (siehe unten), da hier wichtige Handelsrouten zwischen Ost und West verliefen. Die Bedeutung des Roten Meeres wurde in diesem Zusammenhang von der Forschung lange Zeit unterschätzt, da man es oft unzureichend nur als Anhängsel des antiken Mittelmeerraums wahrgenommen hat, was sich in den letzten Jahrzehnten jedoch grundlegend geändert hat.
Politisch bedeutsam waren im westlichen Indischen Ozean um 500 neben dem Sassanidenreich drei Machtzentren: das Reich von Aksum am Horn von Afrika, Himyar in Südarabien und das Gupta-Reich auf dem indischen Subkontinent.

Das Reich von Aksum im heutigen Äthiopien und Eritrea war aufgrund der Missionsarbeit des Frumentius seit der Zeit König Ezanas Mitte des 4. Jahrhunderts christlich. Die Könige Aksums ließen Münzen prägen und Inschriften als Tatenberichte aufstellen. Aksum profitierte sehr vom Indienhandel und exportierte ebenfalls Güter (so Elfenbein und Sklaven). Der Hafen von Adulis, nicht weit von der Hauptstadt Aksum entfernt, war dafür ein wichtiger Umschlagplatz und das Tor Aksums zum spätantiken Handelsnetzwerk. Dies geht etwa aus dem Bericht des Kosmas Indikopleustes hervor, der im 6. Jahrhundert in diesen Raum und eventuell sogar weiter bis nach Indien gereist war.
Die aksumitischen Herrscher, die den Titel Negus trugen, waren recht expansiv tätig und erweiterten ihren Herrschaftsbereich nicht nur in Ostafrika, sondern waren auch in Südarabien präsent, zumal beide Kulturräume in enger Beziehung zueinander standen. In Südwestarabien hatte sich im 4. Jahrhundert das Königreich Himyar mit der Hauptstadt Zafar im heutigen Jemen die Vormachtstellung gesichert, nachdem es die konkurrierenden Reiche Saba und Hadramaut erobert hatte. Aksum war bestrebt, stets politischen Einfluss im Jemen auszuüben. Hintergrund dafür waren die dort ebenfalls verlaufenen Handelsrouten, die sowohl für Aksum als auch für Himyar überaus profitabel waren. In diesem Zusammenhang kam es immer wieder zu Spannungen zwischen den beiden konkurrierenden Reichen. Hinzu kam, dass sich die Herrscher Himyars seit Ende des 4. Jahrhunderts zum Judentum bekannten und die aksumitischen Könige sich als Schutzherren der christlichen Gemeinden dort verstanden.

Der schwelende Konflikt brach 525 in einen offenen Krieg zwischen Aksum und Himyar aus. Der himyarische König Yusuf Asʾar Yathʾar war hart gegen Christen vorgegangen und hatte 518 oder (wahrscheinlicher) 523 in Najran ein Massaker unter Christen angerichtet. Zur Vergeltung bereitete der Negus Ella Asbeha (Kaleb) eine Strafexpedition vor, wobei im Hintergrund auch die oben erwähnten handelspolitischen Fragen eine Rolle gespielt haben dürften. Ella Asbeha sicherte sich auch die Unterstützung Justins I. zu, des damaligen oströmischen Kaisers. Die Oströmer stellten Transportschiffe, mit denen aksumitische Truppen im Jahr 525 in den Jemen übersetzten und die Himyaren schlugen.
Ella Asbeha ließ in Himyar eine aksumitische Garnison zurück, doch deren Befehlshaber Abraha erhob sich gegen den Negus selbst zum König in Himyar. Abraha konnte sich gegen seinen alten Herren behaupten und unternahm einige erfolgreiche Feldzüge, sein Vorstoß gegen Mekka im Jahr des Elefanten (547 oder 552) scheiterte jedoch. Er starb nach 558, woraufhin ihm zwei seiner Söhne für kurze Zeit als Herrscher nachfolgten. Um 570 besetzten jedoch die Perser den Jemen und konnten sich dort in den nächsten Jahrzehnten behaupten. Dies bedeutete eine entscheidende Machtverschiebung im südarabischen Raum, der nun unter persischer Hegemonie stand. Persien war somit in der Lage, nicht nur den Zugang zum Golf, sondern auch zum Roten Meer zu sperren. Ostrom erlitt damit einen empfindlichen Rückschlag.
Um 630 fielen die persischen Besitzungen in Arabien jedoch an die muslimischen Araber. Das Reich von Aksum konnte seine Machtstellung am Horn von Afrika vorerst bewahren, allerdings wurden seine Seeverbindungen unterbrochen und das christliche Königreich weitgehend isoliert.
In Indien existierten in der Spätantike mehrere Reiche, das größte und bedeutendste unter diesen war das Gupta-Reich, das auf dem Höhepunkt seiner Macht den Großteil des Subkontinents außer den Süden beherrschte. Die Guptazeit gilt vielen Historikern als eine goldene Zeit Indiens, in der klassische Literaturwerke in Sanskrit geschrieben wurden und sich die Kunst entfaltete. Es gibt aber auch skeptischere Einschätzungen, da etwa archäologische Untersuchungen darauf hindeuten, dass mehrere Städte in der Guptazeit verödeten bzw. kaum Anzeichen von Bauaktivitäten aufweisen, was gegen eine allgemeine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit spricht. Zumindest war das Gupta-Reich für längere Zeit das letzte indische Großreich mit einem Zentrum in Nordindien, denn in der Folgezeit begann der politische Aufstieg Zentral- und Südindiens.
Die Herkunft der Guptas liegt im Dunkeln. Um 300 gelang es ihnen jedenfalls, in Magadha eine Herrschaft zu etablieren. Der erste bedeutende Herrscher war , der um 330 regierte. Ihm gelang es, eine Licchavi-Prinzessin zu heiraten, was den Guptas Legitimation verschaffte und half, ihre politische Stellung zu stabilisieren; er nahm selbstbewusst den Titel Maharajaadhiraja („Oberkönig der Großkönige“) an. Sein Sohn und Nachfolger Samudragupta gilt als einer der großen Eroberer der indischen Geschichte und erweiterte in seiner 40-jährigen Regierungszeit das Herrschaftsgebiet der Guptas in mehreren Feldzügen ganz erheblich.Pataliputra wurde erobert und die Guptas stießen auch nach Süden vor. Samudragupta ahmte den imperialen Herrschaftsanspruch seines Vaters nach. So betonte er den Anspruch auf Oberherrschaft über weite Teile des Subkontinents durch die Annahme des Titels Chakravartin, womit er sich nach hinduistischer Tradition als Weltherrscher inszenierte. Ende des 4. Jahrhunderts gelang es den Guptas des Weiteren, ein Bündnis mit den konkurrierenden Vakataka-Dynastie zu schließen. Die Guptas beherrschten das Gangestal und Teile des Dekkan direkt, in anderen Teilen Nordindiens befanden sich aber noch Stämme und Kleinreiche, die teils Vasallen waren, teils aber nur die Oberherrschaft der Guptas anerkannten, während Nordwestindien (mit den Resten der Kuschanaherrschaft) und Südindien außerhalb ihres Herrschaftsbereichs lagen.
Ebenso wie Rom und Persien sah sich auch das spätantike Guptareich mit einer verschärften Bedrohungslage an seinen Grenzen konfrontiert. Mitte des 5. Jahrhunderts tauchten Invasoren im Nordwesten auf, die in indischen Quellen als Huna(s) (Hunnen) bezeichnet werden. Es handelte sich dabei um Teile der iranischen Hunnen (siehe vorherigen Abschnitt), die sich von ihren neuen Herrschaftszentren im heutigen Afghanistan nun nach Süden bzw. Südosten wandten.
Kumaragupta I. fiel 455 im Kampf gegen die Invasoren, sein Nachfolger Skandagupta war in seiner Regierungszeit ebenfalls in Abwehrkämpfe verwickelt. Die Hunas konnten sich Ende des 5. Jahrhunderts dennoch in Gujarat festsetzen. Bei dieser Gruppe der Hunas handelte es sich um die Alchon. Deren König Toramana unternahm zu Beginn des 6. Jahrhunderts eine erneute Invasion des Gupta-Reichs, wobei die Alchon zeitweise bis nach Magadha vorstießen, aber schließlich zurückgeschlagen wurden. Toramanas Sohn Mihirakula soll besonders brutal agiert haben und wird in indischen Quellen sehr negativ geschildert, zumal er eine Buddhistenverfolgung initiierte. In der Forschung wurde er sogar als der „Attila Indiens“ bezeichnet. Die Hauptlast der Angriffe traf die Aulikaras, ursprünglich Vasallen der Guptas, die in Malwa herrschten. Diese nutzten wie andere Lokalherrscher den zunehmenden Machtverlust der Guptas aus und erweiterten den eigenen Herrschaftsbereich. Es gelang dem Aulikaras-Fürsten Yasodharman, Mihirakula im Jahr 528 zu schlagen und zum Rückzug in den Punjab zu zwingen.
Von diesem Rückschlag sollten sich die Alchon letztlich nicht mehr erholen, doch auch die Guptas konnten ihre Herrschaft nicht mehr festigen. Der Einfall der Hunas war ein Faktor für den Zusammenbruch des Gupta-Reichs Mitte des 6. Jahrhunderts, dessen Wirtschaft, die vom Handel mit Ostrom profitierte, schwer getroffen wurde. Das Reich war aber schon zuvor durch strukturelle Mängel geschwächt und hatte seine Kräfte überdehnt.
Soziokultureller Grundriss
Kulturelles Leben

Anders als eine an klassizistischen Idealen orientierte Forschung früher oft annahm, zeigte die spätantike Literatur lange Zeit kaum Anzeichen eines qualitativen Niedergangs. Mit der weitgehenden Umstellung der Buchproduktion von Papyrus auf Pergament um 400 (ganz verdrängt wurde die Schriftrolle erst im späten 6. Jahrhundert) wurden zwar bestimmte Autoren, deren Werke nicht kopiert wurden, von der weiteren Überlieferung ausgeschlossen. Im Osten, der seit dem Hellenismus besonders stark von der griechischen Kultur geprägt war, brach die Kontinuität der klassischen Bildung aber auch im Frühmittelalter nie vollständig ab (siehe Bücherverluste in der Spätantike). In der spätantiken lateinischen und griechischen Literatur entstanden noch bis weit ins 6. Jahrhundert hinein bedeutende Werke. Deren Verfasser waren die Träger einer Elitenkultur, deren klassische Bildung (paideia) als Zeichen der Standeszugehörigkeit gepflegt wurde. Dies galt speziell für das griechisch geprägte Ostreich. Neben Christen schrieben in dieser Zeit auch noch pagane Autoren. Bis etwa 600 rissen antike literarische Traditionen kaum ab, und zugleich wurden neue begründet.
- Geschichtsschreibung
Im Bereich der lateinischen Geschichtsschreibung ragen die Res gestae des Ammianus Marcellinus (um 395) heraus, obwohl er aus dem hauptsächlich griechischsprachigen Osten stammte. Ammianus verfasste eine Kaisergeschichte in 31 Büchern, die die Zeit von 96 bis 378 abdeckten und von denen die letzten 18 Bücher erhalten sind. Es handelt sich um das letzte große und erhaltene lateinische Geschichtswerk der Antike, das sich qualitativ absolut mit den klassischen Hauptwerken der Republik und frühen Kaiserzeit messen kann. Im Bereich der lateinischen Geschichtsschreibung hat man sich in der Zeit zwischen Tacitus und Ammianus allerdings vornehmlich auf Kaiserbiographien (im Anschluss an Sueton sind hier Marius Maximus und die wohl um 400 entstandene und sehr umstrittene Historia Augusta zu nennen) und kurze Geschichtsabrisse (sogenannten Breviarien) beschränkt. Neben und nach Ammianus verfassten aber im späten 4. und frühen 5. Jahrhundert auch Virius Nicomachus Flavianus, Sulpicius Alexander, Renatus Profuturus Frigeridus sowie noch im frühen 6. Jahrhundert Quintus Aurelius Memmius Symmachus lateinische Geschichtswerke in der klassischen Tradition, die allerdings verloren gegangen sind. Außer aus dem Werk des Flavianus sind aber zumindest kurze Fragmente erhalten. Zu erwähnen sind außerdem einige weitere lokale lateinische Geschichtswerke, die nicht ohne Bedeutung waren, so die historiola des Maximus von Saragossa und die historiola des Secundus von Trient.
Des Weiteren entstanden weitere knappere lateinische Geschichtswerke und Chroniken. Im Hinblick auf die bereits erwähnten Breviarien, die als eine wichtige Hauptquelle die sogenannte Enmannsche Kaisergeschichte benutzten, sind vor allem Aurelius Victor, Eutropius und die Epitome de Caesaribus zu nennen. Jordanes schrieb Mitte des 6. Jahrhunderts in Konstantinopel eine Historia Romana und seine bekannte Gotengeschichte (Getica, auf Grundlage der verlorenen Gotengeschichte Cassiodors). Ebenso entstanden zahlreiche Chroniken, wie die des Hydatius von Aquae Flaviae, des Prosper Tiro von Aquitanien, die Chronica Gallica, des Victor von Tunnuna und des Johannes von Biclaro sowie (das griechischsprachige) Chronicon Paschale.
Die griechische Geschichtsschreibung florierte während der gesamten Kaiserzeit und auch in der Spätantike. Selbst in der Zeit der sogenannten Reichskrise im 3. Jahrhundert sind offenbar (griechischsprachige) Geschichtswerke entstanden, wenngleich von diesen nur Fragmente erhalten sind.
Die griechischsprachigen Profanhistoriker waren – wie bereits in der hohen Kaiserzeit – zumeist klassizistisch orientiert, das heißt, sie vermieden Begriffe, die nicht bei ihren Vorbildern (vor allem Herodot und Thukydides) zu finden waren; so wurden beispielsweise Goten in Anlehnung an die klassische Ethnografie als „Skythen“ bezeichnet oder die Sassaniden oft als „Meder“. Dies führte auch dazu, dass selbst christliche Profanhistoriker möglichst auf christliche Termini verzichteten. Noch Prokopios (siehe unten) gab daher vor, seinen Lesern auch längst alltägliche Termini wie „Presbyter“ oder „Mönch“ eigens erklären zu müssen. Das Bemühen der griechischen Geschichtsschreiber, sich weitgehend an den antiken Vorbildern zu orientieren und diese sprachlich auch nachzuahmen (Mimesis), führte nicht selten zu Anachronismen und gespreizten Ausdrücken. Stilistisch bewegte sich diese Historiographie zumeist auf einem hohen Niveau, wenngleich die gewählte klassizistische Kunstprosa bisweilen den Blick auf das eigentliche Geschehen versperrte (etwa durch die gewollte Anlehnung der Beschreibung an bekannte Szenen aus Herodot oder Thukydides).
Von den Historien des Eunapios von Sardes (der auch eine Biographiesammlung von Philosophen verfasste) sowie von den als weitaus zuverlässiger eingestuften Geschichtswerken des Olympiodoros von Theben, des Priskos und des Malchus von Philadelphia sind nur (teils recht ausführliche) Fragmente erhalten geblieben. Sie und andere Autoren schrieben im 5. Jahrhundert bedeutende Geschichtswerke in der klassischen Tradition. Zosimos verfasste um 500 seine Historia Nea unter Rückgriff auf Eunapios und Olympiodoros; er kam qualitativ aber nicht an seine Vorläufer heran. Im frühen 6. Jahrhundert schrieb Eustathios von Epiphaneia eine heute verlorene Weltchronik. Der bedeutendste griechische Historiker der Spätantike war sicherlich Prokopios von Caesarea, der große Chronist der Zeit Justinians. Er verfasste 8 Bücher Historien über die Kriege Justinians sowie eine Geschichte seiner Bauten und eine polemische Geheimgeschichte. In Ostrom wurde die antike Geschichtsschreibung von Agathias, Menander Protektor und schließlich von Theophylaktos Simokates noch bis ins frühe 7. Jahrhundert gepflegt, bevor sie schließlich im Zuge des Niedergangs der antiken Kultur infolge der Abwehrkämpfe Ostroms gegen die Araber erlosch (siehe Byzantinische Geschichtsschreibung).
Hinzu kommen noch die Fragmente weiterer griechischsprachiger Werke, deren Verfasser in der klassizistischen Tradition standen, so beispielsweise von Praxagoras von Athen, Helikonios von Byzanz, Kandidos, Theophanes von Byzanz, Johannes von Epiphaneia und Johannes von Antiochia.
In der Spätantike entstanden des Weiteren mehrere Kirchengeschichten, die sich in der Schilderung teils auf wertvolle profane Quellen stützten. Neben dem „Vater der Kirchengeschichtsschreibung“ Eusebios von Kaisareia, der in der Zeit Konstantins schrieb und zudem eine Chronik verfasste (die von Hieronymus fortgesetzt wurde), sind die daran anschließenden Fortsetzungen von Sokrates Scholastikos, Sozomenos und Theodoret zu nennen. Die Kirchengeschichtsschreibung im griechischen Osten florierte noch bis ins späte 6. Jahrhundert. So verfassten etwa Philostorgios (dessen Werk nur fragmentarisch erhalten ist), (Pseudo-)Gelasios von Kyzikos sowie Euagrios Scholastikos entsprechende Werke.
- Dichtung
Der bedeutendste spätantike Dichter in lateinischer Sprache war der (wie Ammianus Marcellinus) aus dem Osten des Reichs stammende Claudian, der um 400 in Italien wirkte. Der letzte antike lateinische Epiker von Rang war dann Gorippus, der im 6. Jahrhundert das stilistisch eng an Vergil orientierte Werk Johannis verfasste. In Gallien und Spanien blühte noch lange eine stark rhetorisch geprägte Dichtkunst, etwa die des Ausonius. Der aus einer vornehmen gallischen senatorischen Familie stammende Sidonius Apollinaris schrieb Lobreden und Briefe, die einen detaillierten Einblick in die Endphase der gallorömischen Kultur ermöglichen. Etwa hundert Jahre später markiert das Werk des Venantius Fortunatus dann den Übergang von der spätantiken zur frühmittelalterlichen lateinischen Dichtung.

- Prosa und Philosophie
In der spätantiken lateinischen Literatur entstanden eine Vielzahl bedeutender Werke sowohl von christlichen als auch von paganen Autoren. Es ist in diesem Zusammenhang falsch davon auszugehen, dass alle christlichen Autoren die klassische Bildung, die auf den Werken paganer Autoren ruhte, verachteten oder sie diese zu unterdrücken versuchten. Vielmehr weist die Spätantike zahlreiche klassisch gebildete christliche Autoren auf, denen das alte Bildungsideal weiterhin wichtig war.
Der christliche Rhetoriker und Apologet Lactantius stand mit seinen lateinischen Werken am Beginn der Spätantike. Ihm sollten mit Hieronymus, Ambrosius von Mailand, Augustinus von Hippo und Gregor dem Großen noch vier weitere berühmte lateinischen Kirchenväter folgen. Die christliche Philosophie brachte vor allem mit den Schriften des Augustinus und dem Trost der Philosophie des Boethius Werke von weltliterarischem Rang hervor. Zu nennen sind auch die Werke des Orosius. Der berühmte und hochgebildete Rhetor Gaius Marius Victorinus konvertierte 355 unter großem Aufsehen zum Christentum und widmete sich anschließend etwa der Kommentierung des Neuen Testaments. Die Literatur setzte sich vielfach auch zum Ziel, die klassischen römischen Texte durch gleichwertige christliche Gegenentwürfe zu ersetzen, wie Prudentius mit seinem Werk Psychomachia. Man schuf aber auch neue Formen (etwa die Hymnen des Ambrosius und die Werke des Arator). Im Gegenzug versuchten Vertreter der „alten“ Bildung, diese in philologischer Arbeit zu bewahren und zu sammeln, wobei aber auch Christen daran beteiligt waren. Um 600 sammelte Isidor von Sevilla, der letzte große lateinische Gelehrte der Spätantike, das ihm noch erreichbare Wissen des Altertums und vermittelte es damit in Grundzügen der mittelalterlichen Welt.
Zu den Vertretern der alten Bildung gehörte beispielsweise Quintus Aurelius Symmachus und der Symmachuskreis, zu dem unter anderem Virius Nicomachus Flavianus (siehe aus dessen Sohn, Nicomachus Flavianus der Jüngere) und Vettius Agorius Praetextatus zu rechnen sind, Aelius Donatus, Maurus Servius Honoratus und Macrobius Ambrosius Theodosius. Der Nordafrikaner Martianus Capella unternahm nach 470 einen letzten Versuch, das pagane-römische Wissen in einer großen Götterallegorie zusammenzufassen. Der absolute Wahrheitsanspruch des Christentums hatte jedoch einen nachhaltigen Einfluss auf die Überlieferung. Im Osten des Reiches sind daneben besonders die Redner Libanios und Themistios hervorzuheben.
Im Bereich des Neuplatonismus entstanden bis weit ins 6. Jahrhundert hinein eine Fülle von philosophischen, meist griechischsprachigen Werken. Neben Plotin (der zeitlich gesehen strenggenommen noch nicht zur Spätantike zählt) seien hier Porphyrios, Proklos, Iamblichos von Chalkis, Olympiodoros der Jüngere, Isidoros und Damaskios genannt. Der große Aristoteleskommentar des Simplikios (um 550) gilt als die letzte bedeutende Leistung der antiken Philosophie. Nach der Schließung der platonischen Akademie durch Justinian I. im Jahre 529 ging auch die pagane Philosophie langsam ihrem Ende entgegen. In Harran hielt sich jedoch noch über längere Zeit eine pagan-philosophische Schule, und die Alexandrinische Schule bestand bis ins frühe 7. Jahrhundert. Als letzter spätantiker Philosoph gilt der Christ Stephanos von Alexandria.
- Syrische Literatur
Gerade die syrische Literatur brachte in der Spätantike mehrere bedeutende Werke hervor (siehe beispielsweise Aphrahat, Ephräm der Syrer, Isaak von Ninive, Sergios von Resaina und Jakob von Edessa), wobei sich syrische Gelehrte auch als Übersetzer und Vermittler antiken Wissens unter den späteren arabischen Herren verdient machten. Im Hinblick auf die recht zahlreichen geschichtlichen Werken sind unter anderem die Kirchengeschichte des Johannes von Ephesos, die wertvolles Material beinhaltende Chronik des (Pseudo-)Josua Stylites und der Anonymus Guidi zu erwähnen; eine besondere Nachwirkung scheint die verlorene Chronik des Theophilos von Edessa gehabt zu haben.
- Kunst und Kultur im spätantiken Transformationsprozess

Das Buch (Kodex) setzte sich zunehmend gegenüber der Schriftrolle durch, und es entstanden neue Bautypen wie etwa die christliche Basilika, die ältere Formen aufnahm und weiterführte. Während die Zahl der öffentlichen Neubauten insgesamt langsam zurückging (auch aufgrund des Verschwindens der lokalen Eliten, die sich früher durch Stiftungen von Nutzbauten verewigt hatten), stieg die Zahl der Kirchenbauten seit der Christianisierung des Reiches naturgemäß an. Neben lokalen Aristokraten, Statthaltern und Bischöfen traten dabei auch die Kaiser als Bauherren auf. Höhepunkt war dabei zweifellos die Hagia Sophia, deren von Justinian veranlasster Neubau mit seiner gewaltigen Kuppel die letzte große Leistung der antiken Architektur war. Von Bedeutung war auch in der Spätantike die Mosaikkunst. Auf diversen Landgütern gab die reiche Oberschicht künstlerische Arbeiten wie Mosaiken zur Verschönerung der Villen in Auftrag. Auch wenn in der Kunst insgesamt (im Vergleich zur „klassischen Antike“) einfachere Formen dominierten, herrscht unter den meisten Forschern derzeit Konsens, dass man bei diesen Veränderungen auf keinen Fall von einem grundsätzlichen „Verfall“ der künstlerischen Leistung sprechen dürfe. Für die früher in der Forschung teilweise als „hässlich“ verschmähte spätantike Porträtplastik etwa ist heute eher von einem „Stilpluralismus“ die Rede.
Der in der bildenden Kunst seit etwa 300 dominierende entindividualisierte, frontale Darstellungsstil (man vergleiche etwa die Kaiserporträts Caracallas mit denen Valentinians II. oder Leos I.) wird dabei oft mit orientalischem Einfluss erklärt. Während sich das handwerkliche Niveau der Werke in den Kaiserresidenzen und oft auch in den Provinzhauptstädten noch bis ins 6. Jahrhundert weitgehend halten ließ, ist ansonsten aus archäologischer Perspektive ein Niedergang der materiellen Kultur ab etwa 400 kaum zu leugnen. Oft war man nicht mehr in der Lage, verfallene oder zerstörte Bauwerke aus älterer Zeit in alter Schönheit zu erneuern; offenbar fehlte es auf dem flachen Land hierfür nun vielfach an den entsprechenden Kenntnissen. Und obwohl auch im 5. und 6. Jahrhunderten durchaus noch Inschriften gesetzt wurden, waren diese vor allem im Westen außerhalb der Metropolen in der Regel weit entfernt vom Standard früherer Jahrhunderte. Augenscheinlich war die gebildete, wohlhabende Elite der Spätantike im Vergleich zu früheren Jahrhunderten geschrumpft.

Im Westen setzte bereits im 5. Jahrhundert ein Transformations- und Verschmelzungsprozess ein, der langsam durch die Entstehung „barbarischer“ Reiche auf dem Boden des Imperiums zum Übergang ins Frühmittelalter führte. Dieser Prozess fand spätestens im frühen 7. Jahrhundert seinen Abschluss. Die Germanen versuchten aber keineswegs, die römische Kultur zu beseitigen, wie die römische Verwaltungspraxis Theoderichs des Großen oder die Rechtspraxis der Westgoten zeigt. Dies gilt auch für andere Bereiche: Forscher wie Philipp von Rummel, Guy Halsall oder Michael Kulikowski vertreten mittlerweile zudem die These, viele scheinbar „barbarische“ Elemente der materiellen Kultur und Kleidung seien in Wahrheit Neuentwicklungen, die aus dem Imperium Romanum selbst stammten und eine neue militärische Elite kennzeichneten, die sehr wohl auch Römer umfasste. Auf der anderen Seite gab es auch gebildete Personen, die sich im Westen mit den neuen Herren arrangierten, wie unter anderem die Beispiele des Bischofs Avitus von Vienne, des Arztes Anthimus oder des Dichters Venantius Fortunatus zeigen.
Die Grenzen waren fließend. Im Osten wurden deutlich mehr Elemente der antiken Kultur bewahrt als im Westen. Noch unter Justinian war es selbst in kleineren Städten möglich, eine fundierte rhetorische und literarische Ausbildung zu genießen. Das spätantike Bildungssystem war in der Regel dreistufig (Elementarunterricht, Grammatik und Rhetorik), wobei das Bildungsideal stark konservativ geprägt war. In diesem Zusammenhang ist auch auf die Rolle der kaiserlichen Hochschule (siehe Universität von Konstantinopel) hinzuweisen.
Insgesamt waren die regionalen Unterschiede erheblich. Für Italien etwa waren besonders der zweite Gotenkrieg (seit 541) und der Einfall der Langobarden 568 von Bedeutung, für Britannien hingegen schon die angelsächsische Invasion um 440 und für das lange Zeit sehr wohlhabende Syrien erst das 7. Jahrhundert. Spätestens der Einbruch der Perser und Araber in den römischen Orient zu Beginn des 7. Jahrhunderts zerstörte dann die kulturelle Einheit der Mittelmeerwelt (siehe Islamische Expansion), die das Altertum über die Jahrhunderte seit der Errichtung des römischen Weltreiches geprägt hatte. Antike Kultur floss aber auch in die arabisch-muslimische Welt ein und prägte diese nachhaltig.
Sprachen in Ost und West
Im Westen hatte sich das Lateinische fast völlig durchgesetzt. Die griechischsprachigen Gebiete in Italien und auf Sizilien verschwanden, die Kenntnis des Griechischen ließ auch in der Oberschicht ab etwa 400 spürbar nach. Erst nach den Eroberungen Justinians I. kam es zu einer erneuten Gräzisierung einiger Regionen. In einigen Gebieten des Westens hatten neben der lateinischen Amtssprache andere Sprachen überlebt, zum Beispiel Britannisch und Baskisch. Ob aber der Kirchenvater Augustinus von Hippo um 400 wirklich die alte semitische Sprache der Karthager meinte, wenn er davon sprach, dass in Nordafrika noch immer Punisch gesprochen werde, ist umstritten.
Die lateinische Sprache des Westens begann sich während der Spätantike zu verändern. Während in der Literatur noch im sechsten Jahrhundert hochsprachliche Werke in klassischem Latein entstanden, entwickelte das einfache Volk Dialekte, die zur Grundlage der späteren romanischen Sprachen werden sollten.
Im Osten (wo daneben in weiten Gebieten Syrisch und Koptisch gesprochen wurde) war Griechisch schon seit dem Hellenismus die vorherrschende lingua franca. Im Heer, am Hof, in der Verwaltung sowie in Moesien und Illyrien sprach man aber hier daneben noch lange Latein (umstritten ist dagegen, ob es in Dakien eine Kontinuität der lateinischen Sprache gab). Im 4. Jahrhundert klagte Libanios sogar über die Tendenz vieler Oströmer, sich in lateinischer statt in griechischer Rhetorik ausbilden zu lassen, da dies damals bessere Aufstiegschancen verhieß. Allgemein ging allerdings ab etwa 400 die Verbreitung der jeweils zweiten Bildungssprache (im Westen Griechisch, im Osten Latein) in den Oberschichten zurück, wenngleich man im Osten nachweislich noch unter Justinian in vielen Städten eine fundierte Ausbildung in lateinischer Literatur und Sprache erfahren konnte. Unter den Einwohnern Konstantinopels gab es zudem um 550 noch eine bedeutende lateinische Minderheit, wie insbesondere Grabinschriften belegen. Durch die Eroberungen Justinians wurden damals überdies mit Italien, Nordafrika und Südspanien lateinischsprachige Gebiete zeitweilig wieder ins Imperium integriert. Damals entstanden im Osten auch noch wichtige lateinische Werke (Priscian, Gorippus, Jordanes, Maximianus). Doch als der spätere Papst Gregor der Große im späten 6. Jahrhundert als Gesandter in Konstantinopel weilte, hatte er bereits mit Verständigungsproblemen zu kämpfen: Er beklagte in seinen Briefen, dass viele seiner Gesprächspartner nur unvollkommen Latein beherrscht hätten.
In der Spätantike verschwammen nicht selten die Grenzen zwischen den beiden herrschenden Sprachen. Theophylaktos Simokates berichtet dennoch davon, dass noch um 595 unter Maurikios oströmische Generäle ihre Ansprachen vor den Truppen auf Latein hielten. Erst unter Herakleios wurde Griechisch im Osten zur alleinigen Amts- und Kommandosprache erhoben. Seit dieser Zeit vertiefte sich aufgrund der Sprachbarriere auch die Kluft zwischen Byzanz und dem Westen, zumal die Kaiser wenig später die Herrschaft über fast alle lateinischen Territorien (mit Ausnahme von Teilen Italiens) verloren hatten. Dabei unterschied sich das Griechisch der mittelbyzantinischen Zeit bereits in vielem (Aussprache wie Grammatik) stark vom Altgriechischen.
Gesellschaftsstruktur
Seitdem Kaiser Caracalla im Jahr 212 allen freien Reichsbewohnern das römische Bürgerrecht verliehen hatte (Constitutio Antoniniana), fiel die einstmals wichtige Unterscheidung zwischen Bürgern und Nicht-Bürgern weg. Die spätantike Gesellschaft war nun grundsätzlich unterteilt in die kleine Gruppe der honestiores oder potentes (der „Mächtigen“) und den Rest der Bevölkerung, die . Insbesondere juristisch war diese Unterscheidung von Bedeutung, da die potentes weitaus mildere Strafen zu erwarten hatten.
Unter den potentes stellten die Senatoren eine besonders privilegierte Gruppe dar. Seit Constantius II. genoss der Senat Konstantinopels dabei dieselben Vorrechte wie jener Roms. Ging man dabei früher oft davon aus, dass sich die Aristokraten auf ihre Landsitze zurückgezogen hätten, so konnte inzwischen die Existenz palastartiger Stadthäuser nachgewiesen werden. Die Senatoren unterteilten sich wiederum in verschiedene Rangstufen (clarissimi, spectabiles und illustres), die noch unter Justinian von Bedeutung waren. Ihr Sozialprestige war nach wie vor enorm, und sie sahen sich selbst als „besseren Teil der Menschheit“ (pars melior humani generis). Die Auffächerung des Senatorenstands trug nicht zuletzt dem Umstand Rechnung, dass im 4. Jahrhundert mehr Personen in die senatorische Elite aufstiegen. Gleichzeitig etablierte sich etwa in Gallien ein neuer regionaler Senatsadel (siehe Gallorömischer Senatsadel), der noch bis ins 6./frühe 7. Jahrhundert lokalen Einfluss ausübte.
Auch die uralten republikanischen Ämter des cursus honorum (Volkstribunat, Praetur, Konsulat) behielten trotz ihrer realen Machtlosigkeit noch lange eine gewisse Anziehungskraft und blieben bis ins 6. Jahrhundert bestehen. Anders als früher war die Bekleidung dieser Ehrenstellen allerdings nicht mehr der Schlüssel zur Aufnahme in den Senat: In der Spätantike war die Zugehörigkeit zum Senatorenstand erblich geworden. Als die Zahl der Senatoren daher um 450 zu groß geworden war, nahm man den clarissimi und spectabiles das Recht zur Teilnahme an Senatssitzungen. Damit wurde der Senat faktisch zu einer Versammlung der höchsten aktiven und ehemaligen kaiserlichen Beamten, er zählte fortan kaum mehr als 100 tatsächliche Mitglieder und repräsentierte die weltliche Reichselite.

Ein entscheidender Schub in der Christianisierung der Amts- und Bildungsträger erfolgte bereits nach dem Tod des letzten nichtchristlichen Kaisers Julian Apostata, in der Zeit zwischen den 60er und 90er Jahren des 4. Jahrhunderts. Der Senat in Rom wurde im Verlauf des späteren 4. Jahrhunderts immer mehr „christianisiert“, auch wenn Heiden in ihm wenigstens bis zum Beginn des 5. Jahrhunderts noch eine nicht unbedeutende Gruppe stellten. In durchaus spannungsreichen Beziehungen zwischen Antike und Christentum vollzog sich Aneignung und Wandel des paganen Kulturguts durch christliche Gebildete. Offenbar wurden Grundbesitzer und städtische Oberschicht recht gezielt missioniert. Christen sind als viri clarissimi vor allem unter Aufsteigern aus den Provinzen oder unter anderen Nutznießern kaiserlicher Protektion auszumachen; wahrscheinlich sahen sich die gesellschaftlichen Aufsteiger den paganen Traditionen kaum verpflichtet. Umgekehrt gab es noch im 5. Jahrhundert in Ost und West einige hohe Würdenträger, die sich offen als Anhänger der alten Religion geben konnten; so zum Beispiel der praefectus urbi des Jahres 402, , oder Messius Phoebus Severus, der consul ordinarius des Jahres 470. Dies wurde erst im 6. Jahrhundert unmöglich, als der Vorwurf des Heidentums zu einem politischen Kampfinstrument geworden war.
Im 4. Jahrhundert verschwand die Bezeichnung „Ritterstand“ und wurde durch neue gesellschaftliche Kategorien wie perfectissimi etc. ersetzt. Die lokale Aristokratie, die Kurialen (curiales), erlebte nach Ansicht der älteren Forschung seit dem 3. Jahrhundert einen langsamen Niedergang. Der Hauptgrund sei zunehmender staatlicher Druck und dadurch bedingt die hohe finanzielle Belastung dieser städtischen Eliten gewesen, die ehrenamtlich Verwaltungsposten bekleideten und für die Steuererhebung in ihren Gemeinden verantwortlich waren. Viele Kurialen versuchten sich demnach ihren Verpflichtungen zu entziehen, indem sie Kleriker wurden, in kaiserliche Dienste traten oder sich auf Landgüter zurückzogen („Kurialenflucht“). Der kleine Kreis der wirklich Mächtigen und Reichen dominierte nun die Politik der jeweiligen Heimatstädte, während die curiales auf dieser Ebene immer mehr an Bedeutung verloren. Jüngst wird in der Forschung allerdings auch eine andere Erklärung für die sogenannte Kurialenflucht angenommen: Es sei gerade der Aufstieg der wohlhabendsten curiales in die Reichsaristokratie gewesen, der andere, ärmere Grundbesitzer an ihre Stelle treten ließ. Demnach versuchten Kuriale sich nicht zunehmenden Aufgaben zu entziehen, sondern sie nutzten die Möglichkeiten eines sozialen Aufstiegs etwa in kaiserlichen oder kirchlichen Diensten. Die zunehmende Schwäche der lokalen Curien wäre dann ein Nebeneffekt des sozialen Aufstiegs ihrer reichsten Mitglieder gewesen.
Das Ausmaß des in der Hand weniger Aristokraten vereinigten Privatvermögens scheint im Westen sehr viel größer gewesen zu sein als im Osten. Das mag ein Grund für die höheren Steuereinnahmen im Ostreich gewesen sein, da die Mächtigen sich ihren finanziellen Verpflichtungen recht leicht entziehen konnten. Während das westliche Kaisertum nicht zuletzt aus Geldmangel unterging, arrangierte sich der reiche italische Senatsadel auch mit den Goten und verlor erst um die Mitte des sechsten Jahrhunderts seine ökonomische Grundlage. Die Oberschicht war stolz auf ihren Status und ihre klassische Bildung (paideia), die weiterhin als Zeichen der Standeszugehörigkeit galt und zuletzt zusammen mit ihr verschwand (im Westen im sechsten, im Osten erst im siebten Jahrhundert). Von mehreren Autoren (Christen wie Heiden) wird der Sittenverfall der Oberschicht und deren Verschwendungssucht beklagt, wobei ähnliche Vorwürfe bereits seit der spätrepublikanischen Zeit erhoben wurden. Nicht unterschätzt werden sollte zudem die zunehmende Bedeutung der Militäraristokratie, d. h. einer aus dem Militär hervorgegangenen neuen Elite, die besonders im Westen einflussreich war. Gerade der hohe Posten des Heermeisters bot die Möglichkeit, selbst aktiv den Kaiser und somit die Reichspolitik zu beeinflussen (siehe Magister militum#Der „Militäradel“).
Man versuchte in der Spätantike, die gesellschaftliche Hierarchie durch offizielle Maßnahmen zu zementieren. Zahlreiche kaiserliche Gesetze bestimmten, dass die Söhne an den Beruf und an den Stand des Vaters gebunden sein sollten. Im Prinzipat war es noch fast selbstverständlich gewesen, den Beruf der Vorfahren zu erben. Die in Wahrheit gesteigerte soziale Mobilität scheint durch diese Maßnahmen, die offenbar das Rad der Zeit zurückdrehen sollten, nicht wesentlich verringert worden zu sein, im Gegenteil: Die gesellschaftliche Mobilität war in der Spätantike sehr hoch; in der neueren Forschung wird sie sogar als die höchste in der gesamten römischen Geschichte angesehen. So war Kaiser Justin I. ein einfacher Bauernsohn, der es bis an die Spitze des Staates schaffte. Durch eine Gesetzesänderung ermöglichte er es überdies seinem Neffen Justinian, die ehemalige Schauspielerin Theodora zu heiraten (Schauspieler galten als ehrlos und wurden mit Prostituierten gleichgesetzt), die ihrerseits als Justinians Gattin 527 zur Augusta aufstieg. Trotz gesetzlicher Beschränkungen waren die reellen, in den Quellen fassbaren Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Gesellschaft wohl weniger dramatisch, als in der älteren Forschung oft angenommen. So kannte die gesamte Antike „keine individuellen Freiheiten vom Staat, sondern nur Privilegien einzelner Gruppen im Staat“.
Die Rolle der Frauen in der spätantiken Gesellschaft war stark von ihrer Herkunft abhängig. Bis zur Heirat war diese an den sozialen Rang ihres Vaters, anschließend an den ihres Ehemanns gekoppelt. Allerdings waren Frauen den Männern zivilrechtlich gleichgestellt, sie behielten auch Eigentum und Vermögen, wenn sie eine Ehe schlossen. Das altrömisch geprägte Frauenbild hatte sich nicht zuletzt unter hellenistischem Einfluss gewandelt, wodurch Frauen stärker in der Öffentlichkeit wirken konnten. Zwar blieben staatliche Ämter und Würden selbst hochrangigen Frauen verwehrt, besonders auf kommunaler Ebene in den Städten konnten (unverheiratete) Frauen aber eine vergleichsweise wichtige und finanziell lukrative Stellung einnehmen. Nicht nur aufgrund des christlichen Einflusses wurde das Eherecht verschärft und Untreue je nach sozialer Stellung hart bestraft; Zwangsheiraten waren untersagt, während Scheidungen rechtlich erschwert wurden.
Auch in der Spätantike glich das Imperium Romanum einer Ansammlung von Städten in ihrem Umland, wobei die urbane Kultur (wie zuvor) ein zentrales Kennzeichen der römisch-griechischen Zivilisation darstellte. Civitates mit ihrem urbanen Zentrum und lokaler Autonomie umfassten den größten Teil des Römischen Reiches: Die Notitia Galliarum listet um 400 insgesamt 122 Verwaltungseinheiten in Gallien auf, von denen nur 8 keine civitates sind; und für Ostrom sind noch unter Justinian etwa 900 poleis bezeugt. Für die Städte im ganzen Reich stellte dennoch bereits das 4. Jahrhundert einen Einschnitt dar: Constantius II. enteignete die meisten civitates und poleis, um direkten Zugriff auf die zu entrichtenden Steuern zu gewinnen; die kaiserliche Kasse (res privata) verwaltete nunmehr den einstigen Besitz der Städte, die ihr Umland bis dahin selbst fiskalisch verwaltet hatten. 374 legte Valentinian I. fest, dass ein Drittel der jeweiligen Einnahmen wieder den civitates zur freien Verfügung gestellt werden sollten, die im Gegenzug erneut die Administration der Ländereien übernahmen. Einem Teil der Städte wurde in der Folgezeit auch wieder die Erhebung der Steuern übertragen. 536 versuchte Justinian, die Städte und ihre Räte wieder zu stärken, doch am Ende des 6. Jahrhunderts war der Prozess, in dem die allermeisten poleis und civitates ihre administrative und ökonomische Unabhängigkeit weitgehend verloren hatten, abgeschlossen. Dort, wo es noch curiales gab, standen sie meist unter der Aufsicht kaiserlicher Amtsträger.
Die griechisch-römische Ökumene setzte „zivilisiertes“ Leben mehr oder weniger mit dem Leben in der Stadt gleich. Zur Zeit Justinians war Konstantinopel mit gut 500.000 Einwohnern (vor dem Pestausbruch) die bedeutendste Stadt des Mittelmeerraums. Einige Gebiete des Reiches – etwa Ägypten oder Palästina – erlebten noch im 6. Jahrhundert eine ökonomische Blüte. Der Niedergang der curiales und die Erosion der lokalen Selbstverwaltung darf daher nicht einfach mit einer allgemeinen Krise der Städte gleichgesetzt werden. In vielen Städten des Ostens lassen sich noch unter Justinian private Stifter großer Gebäude nachweisen. Offenbar war die lokale Elite in den Städten nicht verschwunden, sondern sie übte ihren Einfluss nun in einer Form aus, die in den Quellen weniger Spuren hinterließ als früher.
In der Alltagskultur der größeren Städte, vor allem aber in Konstantinopel selbst, spielten die Zirkusparteien eine nicht unwichtige Rolle. Sie waren allerdings teils auch an städtischen Unruhen beteiligt. In den Städten wurden Gewerbetreibende in Kooperationen (collegia) zwangsweise zusammengefasst, die unentgeltlich öffentliche Aufgaben (munera) übernehmen mussten. Neben den Verpflichtungen der curiales (siehe oben) waren diese Aufgaben eine wichtige Grundlage der Sicherstellung der Infrastruktur im Imperium.
Wie die Rolle der Sklaverei einzustufen ist, bleibt in der Forschung umstritten, allerdings ist davon auszugehen, dass es keinen wirklichen Bruch gegenüber der vorherigen Praxis gegeben hat. Die Sklaverei scheint auch weiterhin eine nicht unbedeutende Rolle gespielt zu haben, die nach Ansicht der neueren Forschung aber auch nicht überschätzt werden darf (siehe den Abschnitt Wirtschaft).
Wirtschaft
In kaum einem Punkt ist der Paradigmenwechsel, der sich seit etwa 1980 bei der Einschätzung der Spätantike vollzogen hat, so evident greifbar wie im Hinblick auf die Wirtschaftsgeschichte dieser Jahrhunderte. Ging man früher von einem allgemeinen Niedergang aus, so betonen die meisten Forscher, gestützt auf archäologische Feldforschungen, heute im Gegenteil die Prosperität vieler Gebiete. Neben der dominierenden landwirtschaftlichen Produktion entstanden höherwertige Waren (wie Metallarbeiten, Kleidung, Keramikwaren und andere spezialisierte Produkte) in den urbanen Zentren. Das Mittelmeer war auch in der Spätantike ein wichtiger politischer und wirtschaftlicher Verbindungsraum, wobei das Handelsnetzwerk den gesamten Mittelmeerraum umfasste und weitere Handelsrouten über Persien bis nach Zentralasien, China und Indien reichten. In der neueren Forschung wird der Aspekt der Vernetzung dieser unterschiedlichen Räume verstärkt betont.
Dem Osten erging es wirtschaftlich lange Zeit wesentlich besser als dem Westen, auch aufgrund der Tatsache, dass die wichtigen Industrien und Handelszentren im Osten lagen. Dort endete die sogenannte Seidenstraße und es gab einen regen Handelsaustausch mit Persien und weiter bis nach Zentralasien und indirekt nach China, wobei sogdische Händler eine wichtige Rolle spielten (siehe oben). Die römischen Handelskontakte reichten über das Rote Meer bis in das (im 4. Jahrhundert christianisierte) Reich von Aksum im heutigen Äthiopien, nach Südarabien und Indien (siehe oben), während die Handelsverbindungen über Persien nach Zentralasien und weiter nach China von den Sassaniden kontrolliert wurden. In der neueren Forschung wird neben dem Warenhandel (aus dem Osten kamen vor allem Luxuswaren nach Westen, so Seide und Gewürze wie Pfeffer) auch der damit verbundene Ideenaustausch über die spätantiken Handelsnetzwerke Eurasiens betont. Römische Versuche, am Horn von Afrika den persischen Einfluss zurückzudrängen bzw. neue, von den Sassaniden unabhängige Handelsrouten einzurichten (siehe dazu Theophilos der Inder und Ella Asbeha), scheiterten jedoch. Persische Händler beherrschten den Indienhandel im Indischen Ozean, wofür Ceylon ein wichtiger Umschlagplatz war. Die spätrömische Goldwährung, der Solidus, blieb im Mittelmeerraum bis ins Hochmittelalter der Standard und spielte auch im Fernhandel eine wichtige Rolle. Im spätantiken Imperium kursierten nach modernen Schätzungen mehrere Millionen dieser Münzen; ärmere Römer konnten von etwa 3 Solidi pro Jahr leben. Im Orient war daneben die sassanidische weit verbreitet; sie wurde im 7. Jahrhundert von den Arabern übernommen.

Im Westen des Imperiums war zwar ein gewisser Bevölkerungsrückgang festzustellen, aber dieser setzte erst im 5. und 6. Jahrhundert in voller Stärke ein, während die Verhältnisse im 4. Jahrhundert vermutlich sogar günstiger waren als in der Soldatenkaiserzeit. Die großen Städte, vor allem Rom, Karthago, Trier, Konstantinopel, Antiochia und Alexandria, standen noch lange in Blüte und verfielen im Westen erst nach wiederholten Plünderungen durch germanische Krieger, im Osten noch später. Westrom erlebte allerdings, bedingt oder verstärkt durch die endlosen inneren und äußeren Kriege, im 5. Jahrhundert einen (regional sehr unterschiedlich ausgeprägten) wirtschaftlichen Niedergang. Hinzu kam, dass die reichsten Gebiete (vor allem Nordafrika) nun dem Zugriff der kaiserlichen Regierung in Ravenna entzogen waren. Für Italien markiert daneben der zweite Gotenkrieg (541–552) einen Einschnitt. Die langwierigen, gnadenlosen Kämpfe ruinierten das einstige Kernland des Imperiums. So entging etwa die Stadt Rom, die um 530 noch immerhin etwa 100.000 Einwohner gehabt haben dürfte, nur knapp der vollständigen Zerstörung. Allerdings erschien Italien trotz allem den Langobarden noch 568 als lohnendes Ziel. Dass dort nach über 30 Jahren voller Krieg und Plünderung noch immer Beute winkte, belegt vor allem, wie reich die Halbinsel zuvor gewesen sein muss.
Der Osten des Reiches prosperierte zwar stärker als der Westen (wo einige Regionen auch im 6. Jahrhundert noch florierten), im 7. Jahrhundert ist jedoch ein deutlicher Niedergang des spätantiken Wirtschaftsraums festzustellen. Die Entwicklung verlief in den jeweiligen Regionen unterschiedlich schnell, war keineswegs gradlinig und ist auf verschiedenen Faktoren zurückzuführen (militärische Konflikte, Seuchen und interne Ursachen). Die Situation im späten 7. Jahrhundert unterschied sich radikal von der um 500. Das von Chris Wickham als „mediterranes Weltsystem“ (Mediterranean world-system) beschriebene komplexe Warenaustauschsystem und das auf den wirtschaftlichen Erträgen basierende Steueraufkommen brach im Westen bereits im 5. Jahrhundert weitgehend zusammen. Der Verlust der Provinz Africa war für Westrom nicht mehr zu kompensieren.
Im Osten verlief dieser Prozess langsamer. Letztlich war die Wirtschaft am Ende der Spätantike aber anscheinend nicht mehr ausreichend, den (ost)römischen Staat nachhaltig zu stützen. Handelsrouten, die im 5. und 6. Jahrhundert den Mittelmeerraum über Land verbanden, waren Mitte des 7. Jahrhunderts gekappt; hinzu kam ein feststellbarer Rückgang des Seehandels. Die Zeit, in der große Warenmengen im Rahmen funktionierender und staatlich gesicherter Seerouten vom einen Ende des Mittelmeers zum anderen verschifft werden konnten, war vorbei, was zudem den kommunikativen Austausch einschränkte. Stattdessen dominierte nun vorerst ein kleinerer und lokaler ausgerichteter Seehandel. Nach 700 bildeten sich aber auch neue Handelsrouten heraus. Die einzelnen Regionen waren nicht vollkommen isoliert, sondern standen weiterhin in einem (zunächst allerdings beschränkteren) Handelskontakt zueinander. Entgegen der älteren Lehrmeinung kam es bereits im späten 8. Jahrhundert zu einem nicht unerheblichen wirtschaftlichen Aufschwung. Auch im Mittelmeerraum ist in dieser Zeit ein reger Warenaustausch zwischen den lateinisch-christlichen Reichen, Byzanz und dem Kalifat nachweisbar, von Luxuswaren (wie Pelzen und Seide) bis hin zu Salz, Honig und nicht zuletzt Sklaven. In diesem Sinne bildete sich nun ein neues vernetztes und weitgespanntes Handelssystem heraus. Im Westen kam es in der Merowingerzeit außerdem zu einer Handelsverschiebung in den Norden, wobei fränkische Händler schon im 7. Jahrhundert bis in das Slawenland im Osten vorstießen. Die nördlichen Regionen waren nach der arabischen Expansion also keineswegs vollständig vom Kulturraum des Mittelmeers abgeschnitten, denn es fand ein wechselseitiger Austauschprozess und eine entsprechende Kommunikation statt.
Von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die ökonomische und demografische Entwicklung im späten 6. und im 7. Jahrhundert war die sogenannte Justinianische Pest, eine Seuche, die seit 541/42 den gesamten Mittelmeerraum heimsuchte und zahllose Opfer forderte. Es handelte sich dabei, wie erst seit jüngster Zeit feststeht, um die Beulenpest. 2019 gelang einem internationalen Forscherteam der endgültige Nachweis von Yersinia pestis in einem auf das 6. Jahrhundert datierten Grab im englischen Edix Hill, womit zugleich erstmals ein Auftreten der spätantiken Seuche in Britannien dokumentiert wurde. Die Folgen der Pest sind allerdings im Einzelnen teils nur schwer einzuschätzen, da der feststellbare Bevölkerungsrückgang aufgrund der uneinheitlichen Quellenbefunde nicht zwingend ausschließlich auf die Seuche zurückzuführen ist; es kann sich auch um Folgen politischer Krisen handeln.
In der neueren Forschung wird dank Fortschritten in der naturwissenschaftlichen Forschung auf die teils dramatischen Veränderungen in dieser Phase der Spätantike hingewiesen. Umweltgeschichtlich war bereits die Zeit von etwa 150 bis 400 von einer Klimaverschlechterung geprägt, was in der eurasischen Steppe zu verstärkter Trockenheit und Dürren führte und damit einen weiteren Grund für das Ausgreifen nomadischer Gruppen (wie der Hunnen) darstellte. Es folgte für die Zeit von ca. 536 (Klimaanomalie 536–550) bis Ende des 7. Jahrhunderts eine weitere Klimaverschlechterung (Spätantike Kleine Eiszeit bzw. Late Antique Little Ice Age) mit all den damit verbundenen Folgen (fallende Temperaturen und verschlechterte Lebensbedingungen). Daran hatten Pestwellen und Vulkanausbrüche (mit den entsprechenden Umweltfolgen) ihren Anteil, was erhebliche Folgen für die Bevölkerung und die Wirtschaft hatte.
Die in der älteren Forschung (A. H. M. Jones) teils vertretene Ansicht, die spätantike Wirtschaft habe zu wenig Produzenten und zu viele Konsumenten gehabt, ist inzwischen in Frage gestellt worden. Auch die Annahme, dass die Menschen unter einer stetig zunehmenden fiskalischen Belastung gelitten hätten, wie vor allem die Klagen in den Quellen nahelegen, scheint durch Papyrusfunde und archäologische Grabungen widerlegt zu werden. Von einer allgemeinen Wirtschaftskrise während der gesamten Spätantike kann jedenfalls nicht ausgegangen werden. Die Verhältnisse waren je nach Zeit und Ort zum Teil grundverschieden und besonders im Osten noch lange viel günstiger als im Westen. Dies lag nicht zuletzt daran, dass es hier weitaus besser gelang, den inneren Frieden zu bewahren und Angreifer abzuwehren. In vielen ländlichen Regionen Ostroms, etwa Nordsyrien, bildete das 6. Jahrhundert daher sogar einen bis heute nicht wieder erreichten Höhepunkt in Hinsicht auf Bevölkerungsdichte und Wohlstand. Die besonders wohlhabende und einflussreiche Familie der Apionen in Ägypten, deren Geschichte recht gut belegt ist, konnte offenbar sehr lukrative Geschäfte betreiben.
Das private Vermögen verteilte sich auf eine relativ kleine und wohlhabende Oberschicht (siehe oben), die sich zwar gerne auf prächtige Landgüter zurückzog, was früher fälschlich teils als ein Indiz für eine beginnende Feudalisierung gedeutet wurde, zugleich aber auch in den Städten präsent blieb. Dem gegenüber galt der Großteil der Bevölkerung als „arm“, was aber nur grundsätzlich bedeutete, dass man nicht von seinen Pfründen oder seinem Grundbesitz leben konnte, sondern für seinen Broterwerb selbst arbeiten musste. Daher wird diese Vorstellung von einer simplen Unterteilung in „Arm“ und „Reich“ der komplexen Realität kaum gerecht, wenngleich in den Quellen teils – wie zu allen Zeiten – gegenüber den sozialen Eliten der Vorwurf der Verschwendungssucht erhoben wird.
Auf dem Land galt für die Pächter der Großgrundbesitzer in der Regel die Bindung an das zu bearbeitende Stück Land, die sogenannte Schollenbindung (siehe Kolonat). Diese Maßnahme sollte die Bearbeitung des Bodens sichern und damit dem Staat stabile Einnahmen garantieren. Eine generelle, reichsweite Verarmung der Kleinbauern und ihre grundsätzliche Verdrängung durch die Kolonen lässt sich dabei nicht konstatieren. Auf dem Land, vor allem in Gallien, kam es jedoch vereinzelt zu Aufständen der Bagauden, deren Ursachen umstritten sind, ähnlich wie die Hintergründe der Circumcelliones in Africa. Insgesamt kennen wir für die Spätantike auch unter Einrechnung städtischer Revolten weniger Fälle von sozialen Unruhen als für die früheren Phasen der römischen Geschichte.
Sklaven waren weiterhin allgegenwärtig und ihr Besitz war wohl kein Privileg reicher Personen; bereits Familien mit einem mittelgroßen Einkommen setzten durchaus Sklaven ein, teils verfügten sogar Kolonen über sie. Die Bedeutung der Sklaven variierte aber stark in den unterschiedlichen Provinzen. Während in Italien, Sizilien und Hispanien Sklaven seit der frühen Kaiserzeit in großem Umfang in der Landwirtschaft eingesetzt wurden, war ihre Bedeutung etwa in Ägypten sehr viel geringer, da dort stärker freie Arbeiter beschäftigt wurden. In Africa und Kleinasien bestand die überwiegende Mehrheit der Arbeiter ebenfalls aus Freien. Insgesamt scheinen Sklaven auf großen Gütern weniger eingesetzt worden zu sein.
Kaisertum und Verwaltung
Der Kaiser beanspruchte im spätrömischen Reich spätestens seit Diokletian eine sakrale Stellung, nicht unähnlich der eines Vizekönigs Gottes auf Erden (Näheres dazu im Artikel Kaiser). Konstantin der Große schraubte die paganen Elemente im Kaiserkult soweit zurück, so dass zwar Kultfeierlichkeiten, nicht aber Blutopfer erlaubt waren und der Zwang zur Kultausübung entfiel. Insgesamt fand eine Transformation des Kaiserkults hin zu einer christlich fundierten Kaiservorstellung statt. Seit Konstantin spielten daher christliche Elemente in der Kaiseridee eine zunehmend wichtige Rolle. Diese gezielte Verflechtung von Herrschaft und christlicher Religion wird auch als „imperialer Monotheismus“ bezeichnet.
Auf Porträts und Münzen verloren sich bereits seit Diokletian die individuellen Züge der Herrscher vielfach gegenüber der Betonung der Entrückung und Sakralität ihres Amtes. Zwischen Konstantin und Phokas waren fast alle Kaiser (mit einigen Ausnahmen wie Julian und Johannes) glattrasiert. Das zunehmend übersteigerte Hofzeremoniell erreichte seine Vollendung dann unter Justinian; dabei sind die Parallelen zum sassanidischen Hof auffällig, werden aber in der Forschung unterschiedlich interpretiert. Dennoch kann nicht von einer „orientalischen Zwangsherrschaft“ gesprochen werden, denn faktisch hatten die spätantiken Kaiser nicht mehr Befugnisse als ihre Vorgänger – eher weniger. Außerdem sollte die Beeinflussung mehrerer Kaiser durch Heermeister, einflussreiches Hofpersonal und Verwaltungspersonen sowie durch kirchliche Würdenträger speziell im Westen nicht unterschätzt werden. Manche Kaiser waren zudem in sehr jungen Jahren auf den Thron gelangt und standen somit unter dem Einfluss ihrer Berater.

Der spätantike Herrscher war immer noch an das altrömische Prinzip der Fürsorgepflicht gebunden, und neue Kaiser wurden weiterhin durch Akklamation erhoben. Auch wenn die Bedeutung des dynastischen Denkens wuchs und zumindest Kaisersöhne, sofern vorhanden, kaum übergangen werden konnten, war das Kaisertum formal nach wie vor nicht erblich. Um die Nachfolge von Verwandten zu sichern, wurde meist versucht, diese im Vorfeld bereits als Mitkaiser an der Macht zu beteiligen (zum Beispiel Justinian durch Justin I.). Zudem war die Gesetzesherrschaft keineswegs suspendiert, wie oft mit dem Begriff des Dominats in der älteren Forschung suggeriert wurde. Vielmehr zeigen zahlreiche Erlasse in den Kodizes, dass die Kaiser weiterhin an das Recht als solches gebunden waren (siehe beispielsweise die Äußerung im Codex Iustinianus, 1,14,4), da sie durch offen unrechtmäßiges Vorgehen ihre Legitimität eingebüßt und Usurpationen riskiert hätten – so wie Kaiser Phokas, der zahlreiche Aristokraten hinrichten ließ und schließlich 610 gestürzt wurde. Auffällig ist überdies, dass die Herrscher nach Theodosius I. für über zwei Jahrhunderte zu Palastkaisern (principes clausi) wurden, die – mit Ausnahme von Majorian – nicht mehr selbst Heere in die Schlacht führten. Im Osten verließen die Augusti Konstantinopel und die nähere Umgebung nun nur noch selten; so bereiste Theodosius II. im Jahr 443 Kleinasien.
Eine übliche Praxis in der Spätantike war die Ernennung eines Mitkaisers (Caesar) neben dem Hauptkaiser (Augustus) oder die Trennung des Herrschaftsbereiches zwischen zwei Augusti, wie etwa zwischen Valentinian I. und Valens. Die Einheit des Reiches blieb davon jedoch unberührt, da die Gesetze eines Kaisers auch für die andere Reichshälfte Gültigkeit besaßen. Nach zeitgenössischer Vorstellung blieb das Imperium zudem trotz des Mehrkaisertums grundsätzlich eine Monarchie, in der der höchstrangige Herrscher, der senior Augustus, die anderen lediglich an seinem Kaisertum teilhaben ließ. Nach dem Tode Theodosius’ I. im Jahr 395 wurde aus der verwaltungstechnischen Teilung zwar zunehmend eine faktische. Allerdings blieb die Vorstellung von einer Reichseinheit bis weit über das Ende des westlichen Kaisertums hinaus lebendig und wirksam, und noch bis ins 7. Jahrhundert wurde immer wieder die Erhebung eines neuen Augustus des Westens und somit eine Erneuerung des Mehrkaisertums diskutiert.

Zentrum des herrschaftlichen Handelns war der Kaiserhof, wie auch Verwaltung und Hof kaum voneinander zu trennen sind. Der spätrömische Hof (comitatus) umfasste eine Vielzahl von Beamten (militia palatina), von denen die wichtigsten zum consistorium gehörten, dem Staatsrat. Zu den wichtigsten Hofbeamten zählten neben dem magister officiorum, dem Leiter der Verwaltung (dem auch die agentes in rebus unterstanden), der comes sacrarum largitionum, der für die Reichsfinanzen zuständig war, der comes rerum privatarum, der die kaiserlichen Güter verwaltete, und der praepositus sacri cubiculi. Letzterer war meist ein Eunuch und leitete den kaiserlichen Haushalt, wodurch er oftmals den Zugang zum Kaiser kontrollieren konnte. Der quaestor sacri palatii war der Leiter der kaiserlichen Kanzlei. Er war in der Regel ein Jurist, da er auch mit der Abfassung kaiserlicher Gesetze beauftragt war. Außerdem publizierte er kaiserliche Edikte und bewahrte die Kopien auf. Tribuni et notarii führten das Protokoll im consistorium, während referendarii zunächst für den Briefverkehr verantwortlich waren, später aber auch als Beauftragte agierten. Personen, die sich auf wichtigen Posten besonders hervorgetan hatten, wurden teils mit dem hohen Ehrentitel eines patricius ausgezeichnet.
Seit dem 5. Jahrhundert ist zudem der als einer der Kommandeure der Leibwache am Hof belegt, wobei es sich nicht zwingend um einen Militär handelte, wie das Beispiel des Chrysaphios zeigt, dem einflussreichen Eunuchen am Hof von Theodosius II. Im Sinne eines „Schwertträgers“ existierte dieses Amt in abgewandelter und aufgewerteter Form (etwa als Befehlshaber oder Statthalter) an den germanisch-romanischen Königshöfen der Völkerwanderungszeit.
Wie bereits im Prinzipat war der Kaiser dabei stets durch die Gefahr möglicher Usurpationen bedroht. Durch die Verleihung von Posten und Ehrentiteln konnten die Kaiser versuchen, verschiedene Aristokraten gegeneinander auszuspielen, um selbst an Handlungsfreiheit zu gewinnen. In der Spätantike wurden Usurpatoren in den Quellen oft als „Tyrannen“ (lateinisch tyranni) bezeichnet.
Im Inneren zeichnete sich ein Trend zur stärkeren Zentralisierung der Verwaltung ab. Vor allem Konstantin der Große schuf zahlreiche neue Hofämter. Bereits ab Diokletian galt dabei grundsätzlich jeder, der im Dienst des Kaisers stand, formal als Soldat (miles); auch die Tätigkeit im zivilen Bereich war nun eine militia, weshalb die Amtsträger meist Militärumhang (chlamys) und Soldatengürtel (cingulum) trugen. Zudem wurden sie pro forma bei ihrer Einstellung einer militärischen Einheit zugewiesen; so wurden zum Beispiel noch unter Kaiser Justinian die Schreiber des praefectus praetorio Orientis offiziell der Legio I Adiutrix zugerechnet. Nur die Konsuln und Stadtpräfekten von Rom und Konstantinopel trugen noch im 6. Jahrhundert bei öffentlichen Auftritten grundsätzlich die Toga. Das altehrwürdige Konsulat, das schon seit Augustus kaum noch wirkliche Macht beinhaltet hatte, blieb zwar bis 542 erhalten, hatte aber keinerlei politischen Einfluss mehr.
Die faktische Teilung von ziviler und militärischer Gewalt, die in Rom zuvor unbekannt gewesen war, ist ein typisches Phänomen der Spätantike und wurde erst ab dem 6. Jahrhundert schrittweise wieder aufgegeben. Dabei war die zivile Hierarchie der militia officialis seit Diokletian und Konstantin im Wesentlichen die folgende: Direkt dem Kaiser unterstellt waren die Prätorianerpräfekten (Singular: praefectus praetorio). Es handelte sich bei ihnen seit der Zeit Konstantins um die höchsten zivilen Verwaltungsbeamten des Reiches; vor 395 existierten drei, danach vier Präfekturen (nun je zwei für das West- und das Ostreich). Die Präfekturen zerfielen wiederum in Diözesen, denen Vikare vorstanden, und die ihrerseits aus Provinzen bestanden, mit Provinzstatthaltern an der Spitze. In Italien blieb dieses System bis in die Zeit des Ostgotenreiches bestehen, im Osten sogar bis ins frühe 7. Jahrhundert. Die Basiseinheit der Verwaltung blieb bis ins 6. Jahrhundert die Stadt (polis bzw. civitas), wobei die traditionellen urbanen Ämter seit dem 4. Jahrhundert an Bedeutung verloren und die städtische Autonomie im Verlauf der Epoche zunehmend eingeschränkt wurde (siehe oben).
Die Bürokratie gewann in der Spätantike insgesamt an Umfang, ebenso (wenngleich nur vergleichsweise zur vorherigen Zeit) der Steuerdruck (im Kern die kombinierte Kopf- und Grundsteuer Capitatio-Iugatio). Dieser Faktor wurde aber von der älteren Forschung überschätzt, denn verglichen mit modernen Vorstellungen kann auch der spätrömische Staat als eindeutig unteradministriert gelten. Die Probleme entstanden öfter aus einem Zuwenig als aus einem Zuviel an Verwaltung. Zwar umfasste die Reichsadministration um 400 etwa drei- bis viermal so viele Mitarbeiter wie während des Prinzipats, doch kamen auf diese gut 30.000 „Beamten“ gut 60 Millionen Einwohner; eine nach modernen Maßstäben personell schwach ausgeprägte Verwaltung. Jedes Mitglied der Verwaltung war also im Schnitt für über 2000 Menschen zuständig. Zudem war die Verwaltung faktisch weitaus weniger hierarchisch gegliedert, als es bei oberflächlicher Betrachtung den Anschein hat, zumal nicht nur lokale Strukturen bestehen blieben, sondern auch das alte Recht jedes freien Bürgers, sich unter Umgehung aller Instanzen direkt an den Kaiser zu wenden, bis zuletzt nicht angetastet wurde. Des Weiteren wirkte die kaiserliche Verwaltung hauptsächlich in den Städten (auf die die Regierung bei der Erledigung zentraler Aufgaben wie Steuereintreibung und Polizeigewalt angewiesen war), auf dem Land hingegen war sie kaum präsent. In der Zivilverwaltung der ausgehenden Spätantike war der comes civitatis der Spitzenbeamte auf städtischer Ebene. Hinzu kamen überschneidende Kompetenzen, die eine effektive Verwaltungsarbeit behinderten, aber auch eine gewisse wechselseitige Kontrolle sicherstellen sollten.
Ziel der neuen Steuerpolitik war vor allem die Sicherstellung fließender Einnahmen zur Finanzierung von Heer, Verwaltung und Kaiserhof. In dieser Hinsicht „funktionierte“ der spätrömische Staat längere Zeit recht gut. Selbst nach 476 konnten sich im Westen die neuen germanischen Herrscher noch auf Teile der römische Verwaltungsstrukturen stützen. So griffen die Merowinger beispielsweise auf das spätrömische Besteuerungssystem zurück und nutzten die Verwaltungsstrukturen der civitates in Gallien; auch die Fernwirkung der spätrömischen Münz- und Währungsreform bis ins Mittelalter ist nicht zu unterschätzen.
Die Gesetzgebung war weiterhin exklusives Vorrecht des Kaisers, der aber von gelehrten Juristen beraten wurde (zur Entwicklung siehe auch Römisches Verfassungsrecht). Die niedere Rechtsprechung wurde von den Städten und den Statthaltern der Provinzen ausgeübt. Seit Konstantin dem Großen existierten zudem Bischofsgerichte, gegen deren Urteile keine weitere Appellation an weltliche Gerichte möglich war, doch beschnitten seine Nachfolger die Kompetenzen der Bischofsgerichte stark. Im 5. Jahrhundert entstand die historisch bis heute bedeutsame Rechtssammlung des Codex Theodosianus. Im 6. Jahrhundert folgte das später sogenannte Corpus iuris civilis. Dessen Zusammenstellung war von zentraler Bedeutung, denn Justinian ließ durch seine Palastbeamten alles verfügbare Recht einer knapp tausendjährigen Geschichte (markant sind insbesondere das Zwölftafelgesetz der frührepublikanischen Zeit und die klassische Rechtswissenschaft des Prinzipats) kodifizieren, soweit er es noch für zeitgemäß hielt. Zukunftsweisend war die Zusammenstellung zudem, weil das Gesetzeswerk Ausgangspunkt für die rezeptorische Aufarbeitung im Mittelalter und in der Neuzeit war (vornehmlich die fachlich glänzenden Bestandteile, die Institutionen und Digesten).
Einem erhaltenen Gesetz Justinians verdankt man Kenntnisse um die Kosten der zivilen Verwaltung: Der 534 vom Kaiser neu eingesetzte praefectus praetorio von Africa verfügte demnach über insgesamt 396 Mitarbeiter, die jährlich zusammen 4172 solidi erhielten, während der Präfekt selbst alleine fast doppelt so viel bekam, nämlich 7200 solidi, was einem Viertel des Gesamtetats seiner Präfektur entsprach. Demselben Gesetz lässt sich entnehmen, dass das Jahresgehalt eines nordafrikanischen Provinzstatthalters unter Justinian bei 448 solidi lag; er verfügte über jeweils 50 Mitarbeiter, die insgesamt nur 160 solidi verdienten. Zum regulären Gehalt kamen allerdings teils sehr große Summen hinzu, die Bittsteller als Schmiermittel zu zahlen hatten. Solange diese Art der Korruption ein bestimmtes Maß nicht überschritt, wurde sie nicht als anstößig empfunden, sondern galt als selbstverständlich.
Im Westen verlor Rom bald nach 300 endgültig seine zentrale Stellung als Kaiserresidenz, nicht jedoch die Stellung als symbolische Hauptstadt des Imperiums. Schon längst residierten die Kaiser näher an den gefährdeten Grenzen, etwa in Trier oder in Sirmium. Im Westen wurde zunächst Mailand, schließlich das aufgrund seiner geografischen Lage lange als uneinnehmbar geltende Ravenna Hauptstadt des Westreiches (zeitweilig residierten Kaiser wie Valentinian III. und Anthemius aber auch wieder in Rom). Im Ostreich hingegen residierten die Kaiser seit Theodosius I. nunmehr dauerhaft in Konstantinopel, nachdem dort zunächst auch Antiochia am Orontes Herrschersitz gewesen war. Sowohl Rom als auch Konstantinopel waren dabei auf externe Versorgung der Bevölkerung angewiesen; besondere Bedeutung kam in diesem Zusammenhang der Getreideversorgung zu: Rom wurde von Africa, Konstantinopel von Ägypten aus mit Korn versorgt.
Die spätrömische Armee

Auch die spätrömische Armee wandelte sich. Noch unter den Severern (193–235) hatten Organisation und Ausrüstung der römischen Truppen im Wesentlichen dem spätestens seit Augustus gängigen Muster entsprochen. Die Funde auf dem 2008 entdeckten Harzhornschlachtfeld, das in die Zeit nach 228 datiert werden kann, beinhalten pila, caligae und Teile typisch kaiserzeitlicher Helme. Doch in den Niederlagen, die die römische Armee in den Jahren zwischen 244 und 260 gegen Goten und Sassaniden erlitt, sowie im Rahmen einer langen Kette von Bürgerkriegen (siehe Reichskrise des 3. Jahrhunderts), verloren viele Legionäre ihr Leben; ganze Einheiten wurden aufgerieben und nicht wieder aufgestellt. Um 260 führte darum insbesondere Kaiser Gallienus weitreichende Reformen durch: Das Kommando über die Legionen wurde nun den Senatoren entzogen, die durch Berufssoldaten ersetzt wurden, der Anteil an Kavallerie wurde deutlich erhöht und die taktischen Einheiten, in denen die Infanterie operierte, verkleinert.
Die Rüstung der Fußsoldaten wurde im Verlauf des 3. und 4. Jahrhunderts schrittweise immer leichter, um die Truppen beweglicher zu machen. Das pilum verschwand, der gladius wurde durch ein Langschwert ersetzt. Dass diese neuen Legionen den veränderten Anforderungen gewachsen waren, belegt der Umstand, dass die römische Armee ab 268 jahrzehntelang fast keine wichtige Schlacht gegen äußere Feinde verlor: Die Goten, Franken und Alamannen wurden zurückgeschlagen, abtrünnige Reichsteile gewaltsam wieder in das Imperium integriert; und schließlich gelang es 282 sogar, die sassanidische Hauptstadt Ktesiphon zu plündern. Eine Niederlage, die Galerius 297 gegen die Perser erlitt, konnte bereits im Folgejahr durch den Sieg in der Schlacht bei Satala wettgemacht werden. Gerade im Osten mussten die Römer angesichts der starken persischen Festungen dabei weitaus häufiger als zuvor Belagerungen durchführen; wie auch ihre sassanidischen Kontrahenten wurden die kaiserlichen Truppen daher zu Experten für Belagerungstechnik (Poliorketik).
Die Maßnahmen, die die Soldatenkaiser ergriffen hatten, wurden von Diokletian systematisiert und weitergeführt. Das Heer wurde um 300 endgültig in ein Marsch- (comitatenses) und ein Grenzheer (limitanei) unterteilt. Die ältere Auffassung, wonach es sich bei letzteren um militärisch fast wertlose Milizionäre gehandelt habe, wird mittlerweile zunehmend in Frage gestellt; der Unterschied zwischen Bewegungs- und Grenzheer dürfte in der Praxis geringer gewesen sein, als es die ältere Forschung annahm. Vor allem im Westen wurde das römische Heer durch die stetige Aufnahme von Germanen zunehmend „barbarisiert“ (zumindest ist dies die traditionelle Sichtweise, die inzwischen aber bestritten wird). Allerdings geben die Quellen praktisch keine Hinweise darauf, dass die Barbaren im regulären Heer illoyal gewesen wären, solange sie ihren Sold erhielten. Insgesamt kam es nun sogar seltener zu Rebellionen als während des Prinzipats, und auch die militärische Leistungsfähigkeit blieb grundsätzlich erhalten: Eine entschlossen geführte oströmische Armee konnte noch im 6. Jahrhundert auch zahlenmäßig überlegene barbarische Heere schlagen. Die zentrale Schwierigkeit bestand eher darin, die immensen Kosten, die mit dem Unterhalt der regulären kaiserlichen Truppen verbunden waren, auf Dauer zu decken. Dies gelang in Ostrom weitaus besser als im Westen. Rekrutierungsprobleme scheinen dabei die Ausnahme, nicht die Regel gewesen zu sein; die entsprechenden Gesetze wurden zumeist während plötzlicher Engpässe nach hohen Verlusten erlassen. Prinzipiell war der Soldatenberuf nun (wie viele andere auch) erblich, aber noch Justinian stellte fest, dass in der Regel genügend Freiwillige zur Verfügung stünden.
Ein Problem stellten die unter eigenen Anführern kämpfenden Foederaten dar, die vor allem im Westen immer mehr an Bedeutung gewannen, da sie weitaus billiger waren als reguläre Einheiten, aber zugleich vom Kaiser immer schlechter kontrolliert werden konnten. Vermutlich wurde schon den Westgoten bei ihrer Ansiedlung in Aquitanien zugestanden, „ihren“ Anteil am Steueraufkommen selbst einzutreiben. In Westrom mündete dieser Prozess schließlich im 5. Jahrhundert in der faktischen Selbstauflösung des regulären Heeres, da im Westen zuletzt die finanziellen Mittel zum Unterhalt regulärer Truppen fehlten, die die Foederaten hätten kontrollieren sollen. Die germanischen Truppen traten nun an die Stelle des weströmischen Heeres, und ihre Anführer übernahmen schließlich die Rolle des Staates, der aus ihrer Sicht am Ende überflüssig geworden war. Gleichzeitig entstanden ab etwa 400 in Ost und West private Haustruppen, die Feldherren oder sogar reiche Privatleute unterhielten, die sogenannten bucellarii.
Einige Forscher vermuten, dass in diesem Zusammenhang die blutige Schlacht am Frigidus 394, in der Theodosius I. den Usurpator Eugenius besiegte, einen Wendepunkt markiert habe. Damals starben nicht nur zahllose germanische Hilfstruppen beider Seiten, sondern es fanden auch die besten Einheiten des regulären weströmischen Heeres den Tod, wobei auch der Verlust erfahrener Offiziere eine Lücke riss. Diese konnten offenbar nicht mehr ersetzt werden, wenngleich die Heeresstärke zum Zeitpunkt des Todes Theodosius’ I. noch relativ hoch lag. Allerdings mussten in der darauffolgenden Zeit mehrere Einheiten im Westen neu aufgestellt werden, was wohl zu Lasten der Qualität dieser neuen Einheiten ging. Danach waren die Kaiser in Westrom viel stärker auf den Einsatz barbarischer Foederaten angewiesen als die Kaiser im Osten, was ihren Einfluss schmälerte. Spätestens seit der Mitte des 5. Jahrhunderts lag die Macht im Westen dann in den Händen von Militärs römischer wie nichtrömischer Herkunft, und aus den Anführern der verbündeten Foederaten wurden angesichts der Agonie der Zentralgewalt schrittweise faktisch unabhängige Warlords. Die alte weströmische Armee löste sich Schritt für Schritt auf.

Während die Besoldung der Truppen den zivilen Beamten oblag, sah die militärische Hierarchie (militia armata) des spätantiken Reiches grob aus wie folgt: Nur dem Kaiser (bzw. den Kaisern) unterstellt war der Heermeister, der magister militum (bzw. die magistri militum, denn es gab zumindest in Ostrom meist mehrere). Dieser konnte durchaus über beachtliche politische Macht verfügen, wie die Endzeit des Westreiches zeigt, wo die Heermeister schließlich die Kaiser weitgehend kontrollierten, während es im Ostreich gelang, die politische Rolle des Heermeisteramts zu beschneiden.
Dann folgten die comites (Einzahl: comes) und die lokalen Kommandeure in den Provinzen, die duces (Einzahl: dux). Die Kaiser verfügten zudem über eine Leibwache; als die protectores und scholae zu einer reinen Paradetruppe herabgesunken waren, gründete man in Ostrom um 460 die excubitores als schlagkräftige Eliteeinheit. Die strikte Trennung des militärischen vom zivilen Bereich wurde erst um 600 wieder aufgegeben. In den Exarchaten, die die oströmischen Kaiser im späten sechsten Jahrhundert in Karthago und Italien einrichteten, waren beide Bereiche wieder vereint. Im Heer selbst nahm die Bedeutung der Reiterei, besonders der Panzerreiterei (kataphraktoi), immer mehr zu; dies erhöhte zwar Kosten und Aufwand für den einzelnen Soldaten, erhöhte aber die Mobilität erheblich. Panzerreiter und berittene Bogenschützen spielten daher ab dem 5. Jahrhundert sogar eine größere Rolle als die Infanterie.
Die Truppenstärke der spätrömischen Armee ist in der Forschung umstritten, da die Quellen auch nicht eindeutig sind. Insgesamt wurde die Anzahl der Legionen unter Diokletian erhöht (auf etwa 60), wobei jedoch gleichzeitig ihre Truppenstärke abnahm. Statt der alten Sollstärke von 6000 Mann dienten nun nur noch 1000 in einer Legion, und auch diese Zahl wurde faktisch selten erreicht. In der Folge verlor die Legion immer weiter an Größe und verschwand zuletzt wohl ganz, auch wenn vereinzelt noch unter Kaiser Maurikios so bezeichnete Einheiten erwähnt werden.
Lactantius schreibt, Diokletian habe die Stärke der Armee vervierfacht (De mortibus persecutorum, 7,2). Diese Darstellung ist jedoch nicht sehr glaubhaft, da Lactantius wohl einfach das Schema der Tetrarchie auf die Armee überträgt. Im 4. Jahrhundert dürfte die Heeresstärke jedenfalls in etwa bei 400.000 Mann gelegen haben, womit sie etwas höher lag als in der frühen und hohen Kaiserzeit. Nach den Angaben der Notitia dignitatum lag die Sollstärke um 400 bei etwa 600.000 Mann. Agathias errechnete dann um 570 eine Sollstärke von 645.000 (5,13,7). Wie er zu dieser Schätzung kam, ist unklar, doch dürfte er das nicht mehr existierende Westheer miteingerechnet haben. Zur Zeit Justinians dienten seinen Angaben nach jedenfalls nur noch 150.000 Mann (5,15) in der oströmischen Armee. Diese Zahl ist jedoch vermutlich deutlich zu niedrig angesetzt (wahrscheinlich zählte Agathias nur die comitatenses). In der Forschung wird eher von der doppelten Stärke ausgegangen. Damit wäre Justinians Armee in etwa ebenso groß gewesen wie die des Augustus.
Insgesamt wurde die Heeresstärke der spätrömischen Armee zwar erhöht, sie war jedoch angesichts der vielfältigen Aufgaben kaum ausreichend, zumal sie oft an den Grenzen gebunden war. Daher mutet es auch wenig verwunderlich an, wenn die meisten spätantiken Militäroperationen mit vergleichsweise wenig Männern durchgeführt wurden. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass ab dem späteren 4. Jahrhundert die Bedeutung der Infanterie innerhalb der comitatenses abnahm: Reiterheere waren aus logistischen Gründen grundsätzlich kleiner als vornehmlich aus Fußtruppen bestehende Aufgebote. Kaiser Julians Feldzug gegen das Sassanidenreich war mit ca. 65.000 Mann (die teils deutlich höheren Zahlenangaben in den Quellen sind weniger wahrscheinlich) eine der größten Militäroperationen der Spätantike.
Im Rahmen der Eroberungen im Westen unter Justinian ist die Armee an die Grenzen ihrer Kapazitäten gelangt. In diesen Jahren, in denen oströmische Truppen sowohl in Italien (von 535 bis in die frühen 550er Jahre) als auch ab 540 (nachdem die Perser wieder ins Imperium eingefallen waren) an der Ostgrenze in schwere Kämpfe verwickelt waren, scheint die Hofarmee (palatini) die meisten ihrer Einheiten abgetreten zu haben, denn nach 551 sind ihre Truppen nicht mehr nachweisbar. Als 559 die Kutriguren vor Konstantinopel auftauchten, musste hastig eine Verteidigung improvisiert werden.
Insgesamt wurden die größten römischen Armeen meist an der Ostgrenze eingesetzt. Stilicho operierte 40 Jahre nach Julian im Westen mit nur etwa 20.000 Mann, während Belisar 533 mit wohl etwas mehr als 15.000 Elitesoldaten gegen die Vandalen zog, nachdem er drei Jahre zuvor noch deutlich über 30.000 Kämpfer gegen die Sassaniden ins Feld geführt hatte. Kaiser Anastasios I. mobilisierte noch 503 über 50.000 Mann zur Abwehr eines persischen Angriffs, und in den 550er Jahren operierten sowohl in Italien als auch im Kaukasus römische Armeen mit jeweils gut 30.000 Soldaten. Mitunter konnten im Orient noch weitaus größere Verbände aufgestellt werden, deren Schlagkraft dann allerdings meist begrenzt war. Noch das kaiserliche Heer, das sich 636 den Arabern stellte und vernichtet wurde, dürfte mehrere zehntausend Mann umfasst haben. Erst um diese Zeit wurde in Ostrom angesichts der militärischen Krisen die Organisation der Armee grundlegend verändert, und aus dem spätrömischen wurde in der Folge das ganz anders aufgebaute byzantinische Heer.
Die Kirche
Die über effiziente Verwaltungsstrukturen verfügende Kirche (siehe auch Alte Kirche) festigte in der Spätantike ihre Stellung. Bereits Konstantin der Große hatte die Kirche gefördert, sodass diese nun auch über wirtschaftliche Macht verfügte, die sie unter anderem auch für die Armenversorgung nutzte. Durch staatliche Privilegien wurde sie auch für die Oberschicht des Reiches interessant, und indem sich seit dem 4. Jahrhundert die Kindstaufe durchsetzte, während Apostasie (Abfall vom Glauben) bald mit dem Tod bedroht wurde, war es schließlich kaum noch möglich, sich frei für oder gegen das Christentum zu entscheiden. Es kam jedoch trotz oder wegen der steigenden Macht der neuen Religion bald zu mehreren Kontroversen innerhalb der Kirche: Weniger das Heidentum, das aber noch im 5. und 6. Jahrhundert (allerdings in immer schwächerer Form) aktiv war, als vielmehr theologische Differenzen (besonders bzgl. der Natur Christi) innerhalb der Kirche erschwerten die innere Festigung (siehe Erstes Konzil von Nicäa, Arianismus, Nestorianismus, Monophysitismus). Auch die fünf ökumenischen Konzile der Spätantike konnten hier keine Einigung herstellen.


Die Rolle des Kaisers als Schutzherr des Christentums wurde seit Konstantin betont, ebenso die sakrale christliche Aura des Kaisertums. In diesem Sinne spielte der Kaiser im spätantiken Christentum eine wichtige, aber auch nicht unproblematische Rolle. Dabei muss beachtet werden, dass in jener Zeit Religionsfragen nicht nur von einem kleinen Zirkel von Theologen besprochen wurden, sondern dass diese Diskussion mit Leidenschaft auch in den unteren Bevölkerungsschichten geführt wurde. Schließlich ging es um das persönliche Heil des Einzelnen. Wer einer falschen Lehre anhing, dessen Seele war verloren. Die Feststellung des „orthodoxen“ Standpunktes war also für alle Gläubigen von entscheidender Bedeutung. Hinzu kamen verunsichernde Ereignisse wie die kurzfristige „pagane Renaissance“ unter Kaiser Julian oder der Schock der Plünderung Roms 410, auf den Augustinus von Hippo, Orosius und andere literarisch reagierten. Bis zum Ende der Epoche (und vor allem im Osten darüber hinaus) bestimmten theologische Auseinandersetzungen, die meist untrennbar mit Machtfragen verknüpft waren, die Geschichte in entscheidendem Maße mit.

Indem das Christentum zur Religion von Kaiser und Reich (dem Imperium sanctum) wurde und Christus zum Kosmokrator, der als eine Art himmlischer Kaiser gedacht wurde, musste es sich der Welt anpassen und erfuhr eine massive Transformation. Unter anderem wurde es notwendig, Gewalt theologisch zu begründen, da auch das nunmehr christliche Imperium weiterhin militärische Konflikte ausfocht. Besonders Augustinus entwickelte daher, aufbauend auf der alten römischen Vorstellung des bellum iustum, eine theologische Rechtfertigung des Krieges. Neben dieser Entfernung vom altchristlichen Gebot der Nächstenliebe erregte vor allem die zunehmende Verweltlichung der Kleriker und der rasant wachsende Reichtum der Kirche vielfach Befremden und Widerspruch. Erst in den letzten Jahren wird in der Forschung zudem verstärkt darauf hingewiesen, dass es im 4. Jahrhundert durchaus noch keine klaren Vorstellungen davon gab, was genau „Christsein“ eigentlich ausmache – so sei jene Richtung, die den strikten Ausschließlichkeitsanspruch des Christentums vertrat, zunächst nur eine unter vielen Strömungen gewesen, während es in der Praxis anfangs viele Menschen gab, die lediglich unter anderem Christ waren.
In der Spätantike entwickelte sich auch das Amt des Bischofs von Rom hin zum Papsttum. Den entscheidenden Schritt in diese Richtung tat Gregor der Große, der aus einer vornehmen Familie stammte und zugleich als der letzte spätantike Kirchenlehrer und der erste mittelalterliche Papst gelten kann.
Das „Heidentum“ verschwand nicht plötzlich mit der konstantinischen Wende, wenngleich es seitdem zunehmend an Einfluss verlor. Es hielt sich aber trotz der anti-pagane Gesetzgebung der Kaiser Gratian und Theodosius I. noch lange Zeit auf dem flachen Land (beide Kaiser gingen aber auch nicht ernsthaft gegen Anhänger der alten paganen Götterkulte vor), vor allem im Westen, und ihm hingen auch noch große Teile der gebildeten Aristokratie an, wenngleich jüngst Alan Cameron manch ältere Annahme in Frage gestellt hat. Um 400 dürfte es aber wohl noch ungefähr so viele Christen wie Heiden gegeben haben, wobei die Christianisierung regional unterschiedlich verlief. Die Städte waren stärker christianisiert, während auf dem Land die Entwicklung langsamer voranschritt: Mehrfach wurden in Gallien und Italien Missionare erschlagen, wenn sie Bauern an Opfern für die Erntegötter hindern wollten, und noch im frühen 6. Jahrhundert konnte der pagane Autor Zosimos ein Geschichtswerk schreiben, in dem er den Christen die Schuld am Niedergang Roms gab. Den letzten offiziell geduldeten paganen Tempel, das berühmte Isis-Heiligtum von Philae, ließ erst Justinian um 537 schließen. Unter Kaiser Tiberios I. kam es 579 zu einem Heidenaufstand in Syrien, und erst 599 ließ Papst Gregor der Große die zahlreichen Altgläubigen Sardiniens durch Folter und Kerkerhaft zur Taufe zwingen. Sogar die arabischen Eroberer im 7. Jahrhundert trafen noch auf oströmische Regionen und Städte, die weiterhin vom alten Polytheismus geprägt waren. Die überall im Reich entstehenden spätantiken Taufpiscinen für die Ganzkörpertaufe gingen ihrerseits auf die Thermen der griechisch-römischen Badekultur zurück, welche anfangs bisweilen noch umgenutzt und dann zum Vorbild für die Anlage der Baptisterien wurden.
Zugleich hingen nicht wenige Menschen sowohl dem Christentum als auch den alten Kulten an und missachteten damit den Absolutheitsanspruch der Kirche. Oft wird angenommen, dass damals Marienkult und Heiligenverehrung christliche Zugeständnisse an die polytheistischen Neigungen der Mehrheit darstellten, die nach Entsprechungen für die antiken Muttergottheiten (Isis, Kybele) und nach eigenen Göttern für bestimmte Probleme und Bereiche verlangte. Nicht wenige ehemalige Nichtchristen dürften zudem bewusst oder unbewusst Elemente und Denkweisen der alten Kulte auch nach ihrer Konversion beibehalten haben. So stellten die Heiden spätestens ab etwa 400 eine immer kleiner werdende Minderheit dar, aber die alten Religionen hinterließen deutliche Spuren im Christentum.
Im Osten, genauer gesagt in Ägypten, nahm mit Antonius dem Großen gegen Ende des 3. Jahrhunderts das Mönchtum seinen Anfang, das sich gegen Ende des 4. Jahrhunderts langsam im Reich ausbreitete. Für die Entwicklung des Klosterwesens war daneben insbesondere Pachomios bedeutsam. Die Jahre zwischen etwa 300 und 600 waren durch das Auftreten der „Holy Men“ (Peter Brown) geprägt, charismatischer Einzelner, die besonders in Ostrom als Säulenheilige und Eremiten hohes Ansehen genossen. Vermutlich stellte dieses Phänomen eine Reaktion auf die zunehmende Verweltlichung des Christentums dar, die der Preis für die Allianz mit dem römischen Staat war (siehe oben). Anders als im Westen gelang es einzelnen Heiligen Männern im Osten, die Autorität der Bischöfe zeitweise empfindlich in Frage zu stellen.
Die erstarkte Stellung der Kirche kam auch dadurch zum Ausdruck, dass sich verstärkt befähigte Personen gegen den Staatsdienst und für den Dienst in der Kirche entschieden, zumal Kleriker seit dem 4. Jahrhundert bedeutende Privilegien wie etwa Steuerfreiheit genossen. Dazu gehörten der ehrgeizige und energische Ambrosius, dem es gelang, auf die Kaiser Gratian und Theodosius I. Einfluss zu nehmen, sowie am Ende der Epoche Gregor der Große.
Außerhalb des Imperiums waren Christen im persischen Mesopotamien relativ zahlreich vertreten, ebenso im Kaukasus. Das Reich von Aksum wurde im 4. Jahrhundert christianisiert (siehe Ezana) und bildete seitdem einen der Drehpunkte der römischen Diplomatie in diesem Raum. Des Weiteren existierten christliche Gemeinden in Südarabien. Die Christianisierung der Germanen erfolgte jedoch zumeist durch deren Übernahme des arianischen Bekenntnisses (siehe etwa Wulfila), wenn auch in vielen Fällen später der Übertritt zum Katholizismus erfolgte; eine Ausnahme waren die Franken, die offenbar direkt zum katholischen Glauben konvertierten.
Dem Mittelalter rettete die Kirche, die sich im 4. Jahrhundert langsam zur Reichskirche entwickelte, wenigstens Teile des antiken Wissens (wenngleich sie zugleich auch Mitschuld am Verschwinden missliebiger Schriften trug, siehe Bücherverluste in der Spätantike). Als die römische Armee und das römische Beamtenwesen im Westen nach und nach verschwanden, blieb die Kirche bestehen und im 5./6. Jahrhundert trat sie zunehmend an die Stelle des dort nicht mehr funktionsfähigen Staates.
Religiöse Entwicklungen außerhalb des Christentums
In der Spätantike gelang nicht nur dem Christentum der Durchbruch zur dominierenden Religion im römischen Reich, sondern auch neue Glaubensrichtungen kamen auf und bereits etablierte entwickelten sich weiter.


Das „Heidentum“ (der Begriff ist problematisch, da polemisch und pauschal, in der Forschung spricht man daher oft von „paganen“ oder „traditionellen“ Kulten) blieb wenigstens bis ins späte 4. Jahrhundert eine lebendige Kraft, die noch Widerstand gegen die Christianisierung leistete. Im Streit um den Victoriaaltar, den der römische Stadtpräfekt Quintus Aurelius Symmachus und Bischof Ambrosius von Mailand im Jahr 384 austrugen, kamen die gegensätzlichen Positionen von Christen und Heiden noch einmal symptomatisch zum Ausdruck. Für die christlichen Gelehrten waren die paganen Gottheiten Dämonen, die durch das Christentum entlarvt und überwunden worden waren und keine Toleranz verdienten. 391 wurde die Ausübung paganer Praktiken endgültig verboten, und um 400 war der Sieg des Christentums dann zwar unabwendbar, doch noch im 5. Jahrhundert hofften wohl manche pagane Intellektuelle auf eine Renaissance der vorchristlichen Religion.
Allerdings hat Alan Cameron in einer umfassenden und vielbeachteten Studie mehrere ältere Thesen bezüglich der paganen Eliten im 4. Jahrhundert in Frage gestellt und die Vorstellung, es habe eine geschlossene Gruppe in dieser Elite gegeben, die sich als Vorkämpfer für die „traditionellen Werte“ (die oft genug auch für Christen von Bedeutung waren) betätigt habe, als „Mythos“ bezeichnet. Es habe, so Cameron, kein vielbeschworenes „pagan revival“ im späten 4. Jahrhundert gegeben und viele für Christen gleichermaßen wichtige kulturelle Werte hätten die Konversion der paganen Elite erleichtert. Umgekehrt haben Forscher wie Anthony Kaldellis in den letzten Jahren die These formuliert, dass sogar noch im 6. Jahrhundert viele Angehörige der oströmischen Elite, darunter auch bedeutende Intellektuelle wie Prokopios von Caesarea, in Wahrheit keine Christen gewesen seien, womit sich Kaldellis aber nicht durchsetzen konnte.
Jedenfalls waren sogar im 6. Jahrhundert die alten Kulte keineswegs überall verschwunden (s. o.), wenngleich sie nun faktisch ohne politische Bedeutung waren und nur von einer kleinen Minderheit praktiziert wurden. All diesen Religionen war gemein, dass ihnen der Ausschließlichkeitsanspruch des Monotheismus fehlte; ein Verehrer von Mithras oder Isis leugnete also nicht die Existenz anderer Götter, selbst wenn er sie nicht verehrte. Diese Religionen waren anders als die christliche Kirche nicht zentral organisiert, sondern stellten vielmehr eine synkretistische Vielfalt verschiedener Glaubensvorstellungen dar. Neben den Kulten, die man zur traditionellen römischen Religion zählen kann, waren vor allem die aus dem Osten stammenden Mysterienkulte von Bedeutung (näheres siehe dort). Ebenso erfreute sich der Sonnengottkult beträchtlicher Beliebtheit; so war auch Konstantin der Große lange Zeit ein Anhänger Sols. Daneben hatte besonders im römischen Heer Mithras eine größere Anzahl von Anhängern; Mithras und Sol wurden dabei oft miteinander verbunden: Der Haupttempel des Sol Invictus Mithras in Baalbek wurde erst unter Justinian I. durch ein Feuer zerstört. Auch der Synkretismus sowie der Neuplatonismus hatten eine besondere Bedeutung für das spätantike Heidentum, wobei oft zwischen Philosophie und Religion nicht streng unterschieden wurde.
Das „Heidentum“ hielt sich noch lange Zeit, besonders bei der Landbevölkerung. Bereits in der Antike war deshalb die (falsche) Herleitung des Ausdrucks paganus (Nichtchrist) von „Landbewohner“ üblich. Aber auch Teile der Senatsaristokratie und verschiedene philosophische Kreise blieben noch längere Zeit pagan; die Zahl der Heiden nahm ab dem 4. Jahrhundert jedoch deutlich ab (siehe den Abschnitt zur Kirche). Allerdings gab es durchaus viele Kontakte zwischen der pagenen und der christlichen Gedankenwelt, die sich auch gegenseitig beeinflussten; ein Grund hierfür war, dass neu bekehrte Christen Vorstellungen und Denkmuster aus ihrer früheren Religion in die neue einbrachten. So verwundert es nicht, dass die Christen, beeinflusst durch die sich im Sonnenkult ausdrückenden Vorstellungen, in Jesus bald die „Sonne der Gerechtigkeit“ sahen. Auch die Marienverehrung, die dem frühen Christentum noch unbekannt gewesen war, entwickelte sich in der Spätantike offenbar insbesondere unter dem Einfluss des römischen Isis- und Kybele-Kultes.
Vor Beginn der Spätantike war die Gnosis eine nicht unwichtige religiöse Strömung mit vielschichtigem Ursprung, die sich in ihrem Zenit im 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr. über den gesamten Mittelmeerraum verbreitet hatte.Frühchristentum und Gnosis entwickelten sich zunächst weitgehend unabhängig voneinander, bis es dann im ersten Viertel des 1. Jahrhunderts zu den ersten Berührungen kam. Es kam dann im 2. Jahrhundert zu einer partiellen Synthese zwischen dem Christentum und gnostischen Positionen.

Ein besonderes Phänomen der Spätantike stellt der Manichäismus dar. Begründet wurde er im 3. Jahrhundert vom Perser Mani, der sich Aspekte verschiedener Religionen (wie des Christentums, aber auch des Zoroastrismus (s. u.) und des Buddhismus) bediente. Beim Manichäismus handelte es sich um eine dualistische Buchreligion (Gut und Böse, Licht und Dunkelheit gelten als in einen ewigen Kampf verwickelt), die sich bald zu einer einflussreichen Glaubensrichtung entwickelte und in Persien anfangs gefördert wurde. Der neue Glaube fand von Spanien bis Zentralasien Anhänger, die aber im Römischen Reich und in Persien teils Verfolgungen ausgesetzt waren. Augustinus von Hippo hing dieser Religion an, bevor er zum Christentum konvertierte. Bald darauf wurde „Manichäer“ für christliche Theologen ein Synonym für „Ketzer“ und behielt diese Bedeutung bis ins Mittelalter.
Im persischen Sassanidenreich, wo Christen (die eine nicht unbedeutende Minderheit darstellten) ebenso wie Juden und Manichäer lebten, war die vorherrschende und von den Großkönigen bevorzugt geförderte Religion der Zoroastrismus. Allerdings sind viele Aspekte dieser Religion in der Forschung umstritten, da die meisten Zeugnisse aus nachantiker Zeit stammen. Es ist auch nicht restlos geklärt, ob man den Zoroastrismus als regelrechte „Staatsreligion“ bezeichnen kann, wie dies in der älteren Forschung oft getan wurde. In der neueren Forschung tendiert man zu einer vorsichtigeren Einschätzung, da andere Kulte von den Sassaniden in der Regel geduldet wurden. Dennoch war der Zoroastrismus (bzw. Mazdaismus) bis zum Einbruch des Islam die einflussreichste Religion im Iran. Daran änderte die Existenz zahlreicher christlicher Gemeinden im Westen des Reiches ebenso wenig wie die religiös-sozialrevolutionäre Bewegung der Mazdakiten, die das Reich in den Jahrzehnten um 500 erschütterte.
Das Judentum litt in der Spätantike weiter unter den Bedingungen der Diaspora. Die meisten römischen Kaiser waren den Juden (trotz diverser abfälliger Bemerkungen in der Gesetzgebung) nicht wirklich feindlich gesinnt, jedenfalls solange die öffentliche Ordnung nicht tangiert wurde. Es bestanden allerdings erhebliche Spannungen zwischen Juden und Nichtjuden. Mehrere christliche Kaiser beschränkten die jüdische Religionspraxis oder verboten den Neubau von Synagogen. Dennoch blieb das Judentum nach 391/92 die einzige erlaubte nichtchristliche Religion im Imperium Romanum. Auch die christlichen Kaiser stellten sich hier in die Tradition von Caesar und Augustus und bestanden auf gewissen Schutzvorschriften für Juden; diese waren aber trotzdem vereinzelten Übergriffen ausgesetzt. Bereits 429 wurde die Institution des „Patriarchen der Juden“ aufgehoben und Palästina in vier Provinzen unterteilt. Die Kirche lehnte jedoch die Aufnahme von zwangsbekehrten Juden (theoretisch) strikt ab. Ein spezielles Problem stellten die Samaritaner dar, eine jüdische Splittergruppe, die wiederholt Konflikte mit der römischen Zentralgewalt austrug und besonders unter Justinian in blutige Kämpfe mit kaiserlichen Truppen verwickelt war (siehe Julian ben Sabar).
Auch der Islam, der sich im spätantiken kulturgeschichtlichen Kontext entwickelte, hat seine Wurzeln im religiösen Denken dieser Zeit und war stark von Christen- und Judentum sowie wahrscheinlich auch vom Zoroastrismus beeinflusst. Die extreme Position einiger Gelehrter (u. a. Karl-Heinz Ohlig; Christoph Luxenberg), die den Koran im Kern für die Übersetzung eines spätantiken syrischen Lektionars und den Islam in seinen Ursprüngen daher für eine antitrinitarische christliche Häresie halten, die sich erst um 800 zu einer eigenständigen Religion entwickelt habe und auch nicht von einem Propheten namens Mohammed gegründet worden sei, wird seit einigen Jahren kontrovers diskutiert, hat sich aber nicht durchgesetzt.
Insgesamt war der allgemeine religiöse Trend in der frühen Spätantike hin zum Henotheismus bzw. Monotheismus unverkennbar, wovon das Christentum beträchtlich profitierte. Dieses bot mit seiner Erlösungsbotschaft auch eine verlockende Alternative, zumal die Kirche karitativ tätig war. Selbst der letzte pagane Kaiser des Gesamtreichs, Julian, bewunderte diesen Aspekt und versuchte vergeblich, dies auch innerhalb seiner (vielleicht) geplanten „paganen Staatskirche“ einzubauen. Dem missionarischen Impetus waren die traditionellen Kulte seit der massiven staatlichen Förderung des Christentums seit Konstantin letztendlich nicht gewachsen. Ihr langer Fortbestand als Minderheitenreligion warnt allerdings davor, den alten Kulten jede Lebenskraft abzusprechen – dies entspricht vielleicht eher der Sicht der christlichen Sieger als der Realität. Allerdings hat zuletzt Alan Cameron ausführlich die Ansicht begründet, dass das Heidentum nach Konstantin immer stärker an Einfluss verloren habe und bereits Ende des 4. Jahrhunderts, noch vor der theodosianischen Gesetzgebung, keine vitale Kraft mehr gewesen sei.
Quellen
- Quellenüberblick
Die Quellenlage für die Spätantike ist wohl die beste des gesamten Altertums, vor allem aufgrund der recht reichhaltigen „monumentalen“ Quellen. Allerdings verfügen wir über keine durchgehende Historiografie; vor allem für das 5. Jahrhundert lassen uns die literarischen Quellen recht oft im Stich, so dass die politische Geschichte ganzer Regionen wie Britannien oder Hispanien in dieser Zeit weitgehend im Dunkeln liegt. Auch für die Ereignisse des 7. Jahrhunderts ist die Überlieferungslage schlecht, was etwa eine historische Rekonstruktion der Islamischen Expansion sehr erschwert, während sie für das 4. und 6. Jahrhundert günstiger ist.
Im Folgenden werden nur einige bekanntere Beispiele genannt; für Details bezüglich der spätantiken Geschichtsschreibung sei vor allem auf den Abschnitt Soziokultureller Grundriss sowie auf die Artikel zur spätantiken Geschichtsschreibung und byzantinischen Geschichtsschreibung hingewiesen.
Die griechischsprachigen Profanhistoriker waren – wie bereits in der hohen Kaiserzeit – zumeist klassizistisch orientiert. Literarische Vorbilder waren oft Herodot und Thukydides, um deren Nachahmung (Mimesis) sich die entsprechenden Geschichtsschreiber bemühten. Durch diesen Ansatz, der dem Leser die klassische Bildung (paideia) der Autoren demonstrieren sollte, wurde aufgrund gespreizter Ausdrücke und teilweiser Anachronismen aber bisweilen der Blick auf das tatsächliche Geschehen versperrt.
Die wichtigste lateinische erzählende Quelle ist Ammianus Marcellinus (4. Jahrhundert), ebenso stellen die in griechischer Sprache abgefassten Werke des Prokopios von Caesarea (6. Jahrhundert) eine hervorragende Quelle für die ausgehende Antike dar. Beide können sich durchaus mit den „klassischen“ Autoren messen. Profangeschichtliche Werke sind daneben unter anderem von Jordanes, Agathias und Theophylaktos Simokates erhalten; zu nennen ist auch die christliche Universalgeschichte des Gregor von Tours (der sich auch auf heute verlorene Werke stützte, siehe Sulpicius Alexander und Renatus Profuturus Frigeridus). Nützlich, aber problematisch sind auch die überlieferten Bücher der Neuen Geschichte des Zosimos. Daneben sind die Fragmente anderer Historiker von Bedeutung, unter denen Priskos der wichtigste ist; daneben sind unter anderem Eunapios von Sardes, Olympiodoros von Theben, Malchus von Philadelphia, Candidus und Menander Protektor zu beachten.
Beliebt war in der Spätantike auch die sogenannte Epitome, also die Kurzfassung eines Geschichtswerks (siehe etwa Aurelius Victor, Epitome de Caesaribus und Eutropius; vgl. auch Enmannsche Kaisergeschichte). Der Anonymus Valesianus ist, trotz der Kürze des Textes, eine wichtige Quelle. Auch spätere mittelbyzantinische Geschichtsschreiber (zum Beispiel Theophanes und Johannes Zonaras) bieten teilweise wichtige Informationen, zumal sie auf teils verlorene spätantike Werke zurückgegriffen haben.
Hinzu kommen in der Spätantike mehrere Kirchengeschichten, die von unterschiedlichem Wert sind und teils auch ausführlich über die politische Geschichte Auskunft geben. Die wohl bedeutendste ist die des Eusebius von Caesarea, der der „Vater der Kirchengeschichte“ ist. Daneben sind noch die Kirchengeschichten des Theodoret, des Sokrates Scholastikos, des Sozomenos, des Euagrios Scholastikos, des Johannes von Ephesos sowie die (nur in Exzerpten erhaltene) des Philostorgios zu nennen. Ebenso sind die theologischen Schriften von Bedeutung, beispielsweise die Werke des Ambrosius von Mailand und des Augustinus von Hippo.
In der Spätantike entstanden auch mehrere christliche Chroniken, die in literarisch schlichter Form zum Teil wichtige Informationen liefern. Begründet wurde dieses Genre von Eusebius von Caesarea und Hieronymus, die zahlreiche Nachahmer und Fortsetzer fanden; so beispielsweise Hydatius von Aquae Flaviae, Marcellinus Comes, Johannes Malalas, das Chronicon Paschale, die (nur fragmentarisch erhaltene) Chronik des Johannes von Antiochia, die Chronik des Victor von Tunnuna und von dessen Fortsetzer Johannes von Biclaro oder die Chronica Gallica. Hinzu kommt der Chronograph von 354. Daneben sind unter anderem syrische – wie beispielsweise die Kirchengeschichte des Johannes von Ephesos oder die Chronik des Josua Stylites – und armenische Werke zu nennen, wie das Geschichtswerk des (Pseudo-)Sebeos.
Ebenso beinhalten manche Gedichte oder Epen wertvolle Informationen (siehe etwa Gorippus für die justinianische Zeit oder die Werke Georgs von Pisidien für die Zeit des Herakleios). Des Weiteren sind Reden wie die des Libanios, des Synesios von Kyrene, des Symmachus, des Themistios und die Panegyrici Latini sowie eine Fülle von Urkunden (der beste Bestand aus der Antike) zu nennen. Für die ausgehende Spätantike in Gallien stellen die Briefe und Lobreden des Sidonius Apollinaris eine wichtige Quelle dar; dasselbe gilt für Cassiodors erhaltene Werke bezüglich Italien (speziell die Variae (epistulae)).
Die Notitia dignitatum (eine Art Staatshandbuch) bietet zahlreiche Informationen über die spätantike (zivile wie militärische) Administration. Auch das Werk De Magistratibus des Johannes Lydos liefert wichtige Details zur spätrömischen Verwaltung. Dazu kommen der Codex Theodosianus von 438 und das berühmte Corpus iuris civilis (der Name ist allerdings nicht zeitgenössisch) aus dem sechsten Jahrhundert. Obwohl die Zahl der gesetzten Inschriften im Verlauf des späteren 3. Jahrhunderts rapide eingebrochen war, stammt dennoch etwa ein Fünftel (ca. 50.000) der heute bekannten lateinischen epigraphischen Zeugnisse aus der Spätantike. Nach 380 nehmen allerdings die Zahl und die Qualität der weltlichen Inschriften im lateinischen Westen noch einmal massiv ab, ohne dass der Grund hierfür klar wäre; im griechischen Osten lässt sich Vergleichbares hingegen erst nach 565 beobachten.
Wichtig sind des Weiteren Münzfunde (vor allem im Rahmen der sassanidischen Geschichte und der Geschichte des spätantiken Zentralasiens) und zahlreiche Papyri sowie nicht zuletzt, gerade in den letzten Jahrzehnten, die Befunde der Archäologie. Gerade in diesem Punkt ist es problematisch, dass Historiker und Archäologen aufgrund der von ihnen jeweils vornehmlich analysierten Quellen derzeit oft geradezu fundamental unterschiedliche Ansichten von der Spätantike haben. Denn während viele Historiker in den letzten Jahren, gestützt auf Textquellen, ein zunehmend günstigeres, von Kontinuitäten gekennzeichnetes Bild der Epoche zeichnen und weniger von scharfen Brüchen und Dekadenz als vielmehr von Transformation sprechen (siehe unten), weisen viele Archäologen, ausgehend von den materiellen Quellen, stattdessen auf Verfallsphänomene hin, die zwar Kleinasien, Syrien und Ägypten erst spät betroffen hätten, den Westen des Mittelmeerraumes dafür aber umso früher und umso heftiger. Aus archäologischer Perspektive ist es daher nach wie vor nicht unüblich, die Spätantike als eine ökonomische und technische Niedergangszeit zu verstehen. Bislang ist es nicht gelungen, diesen Gegensatz zwischen materiellen und schriftlichen Quellen befriedigend aufzulösen, eine alternative Interpretation anzubieten und ein möglichst widerspruchsfreies Bild der Epoche zu entwerfen, das sowohl dem historischen als auch dem archäologischen Befund gerecht wird. Dies ist daher von Gelehrten wie Chris Wickham als eine zentrale Herausforderung an die aktuelle Forschung zur Spätantike bezeichnet worden.
- Hinweise zu Editionen und Übersetzungen
Die meisten der oben erwähnten erhaltenen Geschichtswerke (speziell Ammianus und Prokopios) liegen in einschlägigen Editionen und Übersetzungen vor, die in den jeweiligen Artikeln aufgeführt sind (siehe auch die Sammlung Tusculum und die Loeb Classical Library). Die zur Zeit beiden wichtigsten Reihen von Übersetzungen zur Spätantike stellen Kleine und fragmentarische Historiker der Spätantike (Edition des Originaltexts mit deutscher Übersetzung und Kommentar) und Translated Texts for Historians (englische Übersetzungen und Kommentar) dar.
Die Fragmente der wichtigsten nur fragmentarisch überlieferten griechischen Geschichtswerke liegen in zwei Editionen mit englischer Übersetzung von Roger C. Blockley vor. Andere fragmentarisch erhaltene griechische Geschichtswerke werden auch in Brill’s New Jacoby berücksichtigt (dort mit englischer Übersetzung und Kommentar). Die deutlich wenigeren Fragmente der spätantiken lateinischen Geschichtswerke liegen nun in einer von Lieve Van Hoof und Peter Van Nuffelen besorgten Edition mit englischer Übersetzung vor.
Einen Überblick über alle bekannten spätantiken Geschichtswerke bietet neuerdings die Online-Datenbank Clavis Historicorum Antiquitatis Posterioris (CHAP), wo sich Angaben zu Editionen, Übersetzungen und Sekundärliteratur finden.
Zahlreiche spätantike Inschriften sind in der Datenbank (LSA) der Universität Oxford erfasst, teils mit englischer Übersetzung und einem wissenschaftlichen Kommentar.
Eine recht breite Sammlung von Quellenauszügen bietet Maas:
- Michael Maas: Readings in Late Antiquity. A Sourcebook. 2. Auflage. Routledge, London/New York 2010.
Forschungsstand

Als problematisch galt die Erforschung der Spätantike lange, wie bereits angesprochen, schon aufgrund der relativ fließenden Grenze zum Mittelalter hin. In der älteren Forschung wurde die Auffassung vertreten, dass die Spätantike ein Zeitalter des moralischen und kulturellen Verfalls gewesen sei (Dekadenztheorie nach Edward Gibbon: The History of the Decline and Fall of the Roman Empire; auch Voltaire: Essai sur les mœurs et l’esprit des nations; Assoziation von spät mit Dahinwelken, Verfall). Diese Lehrmeinung war auch im 19. Jahrhundert vorherrschend. Noch Otto Seeck vertrat diesen Standpunkt in seinem berühmten Hauptwerk Geschichte des Untergangs der antiken Welt zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Diese sehr negative Bewertung der Spätantike, die nicht zuletzt einer Idealisierung der „klassischen“ Antike geschuldet war, ist jedoch nach Ansicht der meisten Forscher inzwischen obsolet geworden und wird in neueren Darstellungen seit Jahren nicht mehr angeführt; sie ist in populärwissenschaftlichen Darstellungen und im Film aber immer noch verbreitet. Dass der spätantike Staat ein „Zwangsstaat“ gewesen sei, wird in der neueren Forschung weitgehend abgelehnt. Die Studien von John B. Bury (siehe unter anderem sein Standardwerk History of the Later Roman Empire, 2 Bände, 1923), Edward A. Thompson und anderen bereiteten den Boden für eine Neubewertung dieser Epoche, die nun nicht mehr als Verfallszeit begriffen wurde. Eine wichtige Vorarbeit stellt auch A. H. M. Jones’ Later Roman Empire dar, das bis heute ein wichtiger Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit der Epoche ist.
So wird die Ansicht, die Spätantike sei von Dekadenz und vom Untergang des Römischen Reiches geprägt gewesen, in der neueren Forschung weitgehend abgelehnt und kommt selbst in Entwürfen, die das Ende des Westreiches betonen (Heather, Ward-Perkins), nicht mehr als Faktor vor. Vielmehr wird oft die Vitalität der Epoche – vor allem, doch nicht nur im oströmischen Bereich – betont. Klagen in verschiedenen Quellen über angeblichen Sittenverfall, besonders in der Oberschicht, können hingegen kaum verallgemeinert werden, zumal es derlei zu allen Zeiten gab. Allerdings veränderten sich gegenüber der sogenannten klassischen Antike in der Spätantike viele Interessen bzw. verlagerten sich Aktivitäten in Bereiche, die eher für das Mittelalter typisch waren, was mit ein Grund für das abwertende Urteil der älteren Forschung war.
Der entscheidende Paradigmenwechsel in der Forschung zur Spätantike vollzog sich dann in den 1970er Jahren. Damals hat besonders Peter Brown in sehr einflussreichen Arbeiten auf die „Metamorphose“ bzw. „Transformation“ der antiken Welt in dieser Zeit aufmerksam gemacht, wobei er sich vor allem den kulturellen und religiösen Veränderungen sowie dem östlichen Mittelmeerraum widmete; bald folgten diesem Ansatz auch Averil Cameron und andere (siehe auch Transformation of the Roman World). Seit den späten 1980er Jahren dominiert diese Richtung weltweit die Forschungen zur Spätantike. Statt des Later Roman Empire stand nun allgemeiner die Late Antiquity im Vordergrund. Insgesamt hat das Interesse der althistorischen Forschung an der Spätantike in den letzten Jahrzehnten enorm zugenommen. Drei internationale Spezialzeitschriften – (seit 1993), Journal of Late Antiquity (seit 2008) und (seit 2017) – widmen sich nur der Zeit zwischen 300 und 700. Vor allem im angelsächsischen Raum sind viele früher selbstverständliche Annahmen und Urteile in Frage gestellt worden. Zentren der aktuellen Spätantike-Forschung sind daneben Frankreich und Deutschland, wobei der internationale Austausch in diesem Bereich ungewöhnlich hoch ist. Das Bild der Epoche, das sich noch immer in den meisten Schulbüchern findet („spätrömische Dekadenz“), hat nur noch sehr wenig mit dem gemein, was derzeit an den Hochschulen vertreten wird.
Allerdings darf über die berechtigte Betonung der Kontinuitäten und des kulturellen Aspekts durch die „Brown-Schule“ nicht vergessen werden, dass die Transformationen der „Völkerwanderungszeit“ in vielerlei Hinsicht eben auch mit Gewalt, Zerstörung und ökonomischem Niedergang verbunden war; dies betonten etwa Bryan Ward-Perkins und Peter J. Heather in ihren Darstellungen, die sich teils wie ein Gegenentwurf zu den Vertretern der Neuinterpretation um Peter Brown und Averil Cameron lesen. Man dürfe sich, so Ward-Perkins, nicht allein auf geistesgeschichtliche Phänomene konzentrieren, sondern müsse auch der ökonomischen Entwicklung und der materiellen Kultur Aufmerksamkeit schenken; der Wandel während des 5. und 6. Jahrhunderts sei aus archäologischer Sicht alles in allem sehr wohl eine Veränderung zum Schlechteren und ein „Verschwinden des Komforts“ gewesen (siehe oben). Beide – Ward-Perkins und Heather – räumen aber ein, dass die Antike im römischen Osten, der erst nach 600 einen ökonomischen Verfall erlebte, deutlich länger gedauert habe als im Westen, wo es im fünften Jahrhundert durch äußere Angreifer zu einem „Ende der Zivilisation“ (Ward-Perkins) gekommen sei. In neuester Zeit wird auch die Umweltgeschichte berücksichtigt, da die naturwissenschaftliche Forschung teils dramatische Veränderungen in der Spätantike feststellen konnte (wie Klimaverschlechterungen im Zeitraum von 150 bis 700 und damit einhergehend fallende Temperaturen, Dürren und schlechtere Lebensbedingungen).
In vielen Punkten konnte in der Forschung bislang keine Einigkeit erzielt werden. Zu den besonders heftig diskutierten Fragen zählt unter anderem die nach den Prozessen, die im Westen zum Erlöschen des Kaisertums führten. Auch die Pirenne-These findet inzwischen wieder Anhänger, allerdings mit neuen Argumenten. Viele der alten Erklärungen sind inzwischen unhaltbar geworden, doch ist es oft noch nicht gelungen, sie durch überzeugende Alternativen zu ersetzen. Je näher man sich mit der Spätantike befasst, desto offensichtlicher wird die Unmöglichkeit von einfachen Antworten und allgemeingültigen Aussagen.
In der Forschung werden in neuerer Zeit oft die Entwicklungen im Großzeitraum von ca. 300 bis 800 betrachtet, ohne dass dieser Zeitraum als Periodisierung für die Spätantike als solche gebraucht wird. Vielmehr soll damit der enge Zusammenhang vom Übergang am Ende der Antike zum formierenden Frühmittelalter deutlich werden, so schon Franz Georg Maier (Die Verwandlung der Mittelmeerwelt, 1968) sowie beispielsweise Peter Brown (der sogar die Zeit von 200 bis 800 betrachtet, wobei dieses Modell auch als „long Late Antiquity“ bezeichnet wurde) und nun Chris Wickham (Framing the early Middle Ages und The Inheritance of Rome).
In diesem Kontext wird in der neueren Forschung das Geschehen im eurasischen Raum im ersten Jahrtausend – die Entstehung des spätrömischen Reiches mit all den damit verbundenen Umbrüchen, die „Völkerwanderung“, die Auseinandersetzungen mit Persien, die Entstehung der islamischen Welt und der germanisch-romanischen Welt im Westen des ehemaligen Imperiums – zunehmend im zeitlichen und räumlichen Zusammenhang betrachtet.
Zwar hatte bereits Peter Brown nicht ausschließlich die Mittelmeerwelt als Bezugspunkt gehabt, sondern ebenso Persien und teils Zentralasien. Dieser Trend wurde aber erst in neuerer Zeit verstärkt. So erhalten neben dem Mittelmeerraum und dem Vorderen Orient (vor allem im Hinblick auf das neupersische Sassanidenreich) auch Zentralasien und der arabische Raum (speziell Südarabien) in der Forschung mehr Aufmerksamkeit und werden nicht mehr als bloße Randgebiete der spätantiken Welt betrachtet. Konsequent in diese Richtung geht das Überblickswerk von Johannes Preiser-Kapeller, der die Verknüpfungen im eurasisch-afrikanischen Raum im Rahmen einer langen Spätantike (300 bis 800) in den Blick nimmt. Für eine solch „globale Perspektive“ im Hinblick auf eine Betrachtung und Bewertung der Spätantike wird in der neueren Forschung verstärkt plädiert.Mischa Meiers umfassendes Überblickswerk Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert aus dem Jahr 2019 zeigt die diversen direkten und indirekten Verbindungen eindrucksvoll auf. Der Trend hin zu einer „eurasischen Perspektive“ in der neueren Forschung ist zunehmend erkennbar.
Die Forschungsliteratur hat inzwischen einen kaum noch zu bewältigenden Umfang erreicht, wobei die Menge an neuen Publikationen in den letzten Jahr(zehnt)en die älteren Überblicke recht schnell veralten lässt. Einen knappen Überblick bieten die Beiträge in dem von Rousseau herausgegebenen Companion, im Oxford Handbook of Late Antiquity und der Forschungsüberblick im Handbuch von Ian N. Wood. Das im März 2018 erschienene Oxford Dictionary of Late Antiquity stellt eine Bündelung des aktuellen Forschungsstands dar.
Literatur
Fachlexika und Fachzeitschriften
Das im März 2018 erschienene Oxford Dictionary of Late Antiquity bietet zahlreiche relativ knappe, aber auf dem neueren Forschungsstand basierende Artikel zu allen Aspekten der Spätantike. Das Oxford Classical Dictionary in der 5. Auflage (Oxford Classical Dictionary Online) berücksichtigt nun stärker die Spätantike als in den vorherigen Auflagen.
Weitere wichtige Fachlexika sind vor allem das Reallexikon für Antike und Christentum, das Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (2. Auflage) und das Oxford Dictionary of Byzantium, die entsprechenden Artikel in Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (wenngleich nicht mehr den modernen Forschungsstand reflektierend, sind viele Artikel – speziell in den neueren Bänden und Supplementbänden – nach wie vor hilfreich) und in Der Neue Pauly. Hinsichtlich weltlicher Personen ist The Prosopography of the Later Roman Empire grundlegend, ergänzend für die folgende Zeit ist die Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit wichtig.
An Fachzeitschriften sind speziell Antiquité tardive (1993ff.), Journal of Late Antiquity (2008ff.), Studies in Late Antiquity (2017ff.) und Journal of Late Antique, Islamic and Byzantine Studies (2022ff.) zu nennen, ebenso ist auf die Fachzeitschrift Millennium (2004ff.) hinzuweisen. Seit 2022 erscheint zudem mit Sasanian Studies: Late Antique Iranian World. / Sasanidische Studien: Spätantike iranische Welt die erste, nur dem Sassanidenreich und seiner Umwelt gewidmete Fachzeitschrift.
Ältere Darstellungen
Lesenswert ist noch immer Edward Gibbons The History of the Decline and Fall of the Roman Empire, wenngleich dieses klassische Werk aus dem späten 18. Jahrhundert natürlich in keiner Weise den heutigen Forschungsstand wiedergibt und eher von wissenschaftsgeschichtlichem Interesse ist.
Die umfassendste deutschsprachige Darstellung stammt aus der Feder des Historikers Otto Seeck (1850–1921). Sie ist jedoch stark von dessen sozialdarwinistischer Grundanschauung geprägt und zudem in Teilen völlig veraltet.
- Otto Seeck: Geschichte des Untergangs der antiken Welt. Verbesserte Auflage. 6 Bände, Stuttgart 1921, Nachdrucke Darmstadt 1966 und 2000.
Zwei weitere, auch heute noch nützliche Werke älteren Datums, die ebenfalls ganz aus den Quellen gearbeitet wurden und, wenn auch in Teilen überholt, immer noch als Referenzwerke betrachtet werden, wurden von Ernst Stein und John B. Bury verfasst.
- Ernst Stein: Geschichte des spätrömischen Reiches. Band 1, Wien 1928.
Stein, der nach den Nürnberger Gesetzen als Jude galt und vor den Nazis fliehen musste, weigerte sich dann, sein Werk nochmals in deutscher Sprache erscheinen zu lassen. Es existiert jedoch eine französische Übersetzung, die auch einen zweiten, posthum erschienenen Teil umfasst: Histoire du Bas-Empire. Bearbeitet von Jean-Rémy Palanque. 2 Bände, Paris/Brüssel/Amsterdam 1949 (Band 2) und 1959 (Band 1), Nachdruck 1968. Eine Sonderausgabe der WBG erschien 2023, wobei es sich beim ersten Band um einen Nachdruck des deutschen Originals von 1928 handelt (mit den französischen Anmerkungen der Fassung von 1959) und der zweite Band die französische Ausgabe von 1949 darstellt. - John Bagnell Bury: History of the Later Roman Empire. From the death of Theodosius I. to the death of Justinian. 2 Bände, New York 1958 (Nachdruck der Ausgabe von 1923). Burys Werk stellt die ausführlichste englische Darstellung der politischen Geschichte zwischen 395 und 565 dar und ist auch heute noch sehr nützlich, besonders aufgrund der Nähe zu den Quellen.
Moderne Darstellungen
Die Sekundärliteratur bezüglich der Spätantike ist äußerst umfangreich, weshalb im Folgenden auch nur eine Auswahl genannt werden kann. Es sei nachdrücklich auf die Bibliographien der entsprechenden Werke hingewiesen und auf die Literaturangaben in den Artikeln, auf die im Text verwiesen wird.
- Überblicksdarstellungen
- Douglas Boin: A Social and Cultural History of Late Antiquity. Wiley, Hoboken (NJ) 2018, ISBN 978-1-119-07681-0.
- Glen W. Bowersock, Peter Brown, Oleg Grabar (Hrsg.): Late Antiquity. A Guide to the Postclassical World. Harvard University Press, Cambridge, Mass. 1999, ISBN 0-674-51173-5.
(Ausgezeichneter, gut lesbarer Überblick über den damaligen Forschungsstand zur Spätantike [aus der Sicht der „Peter-Brown-Schule“] mit einem sehr nützlichen Lexikonteil.) - Peter Brown: The World of Late Antiquity AD 150–750. New York 1971, mehrere Nachdrucke, ISBN 0-393-95803-5.
(Einflussreiche und gut geschriebene Darstellung, die vor allem die kulturelle Metamorphose der spätantiken Welt betont und sich besonders an interessierte Laien richtet.) - Averil Cameron u. a. (Hrsg.): The Cambridge Ancient History. 2., neugestaltete Auflage. Bd. 12, 13 und 14, Cambridge University Press, Cambridge 1998ff.
(Wichtige moderne Übersichtsdarstellung. Dort findet sich auch weiterführende Literatur.) - Averil Cameron: The Mediterranean World in Late Antiquity AD 395–700. 2. Auflage. Routledge, London/New York 2011, ISBN 978-0-415-57961-2.
(Verständlicher und informativer thematischer Überblick, der aber erst mit dem Tod Theodosius’ I. einsetzt.) - Nicola Di Cosmo, Michael Maas (Hrsg.): Empires and Exchanges in Eurasian Late Antiquity. Rome, China, Iran, and the Steppe, ca. 250–750. Cambridge University Press, Cambridge 2018, ISBN 978-1-107-09434-5.
- Alexander Demandt: Die Spätantike (= Handbuch der Altertumswissenschaft. Band III.6). 2. Auflage. C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-55993-8.
(Neu überarbeitete, relativ umfangreiche Übersichtsdarstellung, in der allerdings keineswegs immer die aktuelle Forschung mit einbezogen wird. Darauf basiert eine inhaltlich gekürzte und leicht veränderte Sonderauflage, allerdings ohne Anmerkungen: Geschichte der Spätantike. München 2008; kritische Rezension in Sehepunkte; positive Rezension bei H-Soz-Kult). - Sylvain Destephen: L’Empire romain tardif. 235–641 après J.-C. Arnand Colin, Malakoff 2021, ISBN 978-2-200-62873-4.
- Peter Dinzelbacher, Werner Heinz: Europa in der Spätantike. WBG/Primus, Darmstadt 2007, ISBN 978-3-89678-624-1.
(Schön bebilderte Darstellung zur Geistes- und Kulturgeschichte.) - Hugh Elton: The Roman Empire in Late Antiquity. A Political and Military History. Cambridge University Press, Cambridge 2018, ISBN 978-1-108-45631-9.
(aktueller Überblick zur politischen Geschichte) - Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford University Press, Oxford u. a. 2012, ISBN 978-0-19-533693-1.
(Aktuelles und recht umfassendes Handbuch mit umfangreicher Bibliographie.) - Arnold Hugh Martin Jones: The Later Roman Empire 284–602. A Social, Economic and Administrative Survey. 3 Bände durchgehend nummeriert, Oxford 1964 (Nachdruck in zwei Bänden, Baltimore 1986).
(Die beste moderne, ganz aus den Quellen gearbeitete Darstellung. Ein moderner Klassiker, wenn auch nur schwer lesbar und nicht chronologisch gegliedert.) - Reinhold Kaiser: Die Mittelmeerwelt und Europa in Spätantike und Frühmittelalter (= Neue Fischer Weltgeschichte. Band 3). S. Fischer, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-10-010823-4.
- Jens-Uwe Krause: Geschichte der Spätantike. Eine Einführung. UTB, Tübingen 2018, ISBN 978-3-8252-4761-4.
- Jens-Uwe Krause: Die Spätantike (284 bis 565 n. Chr.). In: Hans-Joachim Gehrke, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Antike. Ein Studienbuch. 4., erweiterte und aktualisierte Auflage. Metzler, Stuttgart u. a. 2013, S. 429ff., ISBN 978-3-476-02494-7.
(Knappe, ausgezeichnete Zusammenfassung der jüngeren Forschung.) - Michael Kulikowski: Imperial Tragedy. From Constantine’s Empire to the Destruction of Roman Italy. AD 363–568. Profile, London 2019, ISBN 978-1-78125-632-9.
- A. D. Lee: From Rome to Byzantium Ad 363 to 565. The Transformation of Ancient Rome. Edinburgh University Press, Edinburgh 2013, ISBN 978-0-7486-2791-2.
- Scott McGill, Edward Watts (Hrsg.): A Companion to Late Antique Literature. Wiley-Blackwell, Hoboken (NJ) 2018, ISBN 978-1-118-83039-0.
- Mischa Meier: Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert. C. H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-73959-0.
(Die derzeit aktuelle und umfassendste Darstellung zur Völkerwanderungszeit; Besprechung bei Plekos; bei H-Soz-Kult.) - Stephen Mitchell, Geoffrey Greatrex: A History of the Later Roman Empire. AD 284–700. 3. Auflage. Wiley-Blackwell, Hoboken (NJ) 2023, ISBN 978-1-119-76855-5. (Aktuelle und ausgewogene Gesamtdarstellung.)
- John Moorhead: The Roman Empire divided. 2. Auflage. Routledge, London/New York 2013, ISBN 978-1-138-14216-9.
- Rene Pfeilschifter: Die Spätantike. Der eine Gott und die vielen Herrscher. C. H. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66014-6.
- Johannes Preiser-Kapeller: Jenseits von Rom und Karl dem Großen. Aspekte der globalen Verflechtung in der langen Spätantike, 300–800 n. Chr. Mandelbaum Verlag, Wien 2018, ISBN 978-3-85476-554-7.
(Globalgeschichtlicher Überblick der Verflechtungen im eurasischen und ostafrikanischen Raum im Rahmen einer „langen Spätantike“. Besprechungen bei H-Soz-Kult von Lutz Berger, Stefan Esders und Marcus Bingenheimer.) - Friedrich Prinz: Von Konstantin zu Karl dem Großen. Entfaltung und Wandel Europas. Artemis & Winkler, Düsseldorf u. a. 2000, ISBN 3-538-07112-8.
(Gut geschriebene Darstellung eines Mediävisten, die vor allem die Kontinuitäten und Brüche der Spätantike zum Mittelalter hin herausarbeitet und sich auf den Westen konzentriert.) - Philip Rousseau (Hrsg.): A Companion to Late Antiquity. Blackwell, Malden (Massachusetts) u. a. 2009, ISBN 978-1-4051-1980-1.
(Guter Überblick zu zahlreichen Bereichen; der Band enthält 39 relativ knappe Beiträge von zumeist jüngeren Wissenschaftlern sowie eine umfangreiche Bibliographie, die auch die nicht-englischsprachige Forschungsliteratur berücksichtigt.) - Peter Sarris: Empires of Faith. The Fall of Rome to the Rise of Islam, 500–700. Oxford University Press, Oxford 2011, ISBN 978-0-19-926126-0.
(Einführung zur Transformation der spätrömischen und frühmittelalterlichen Welt.) - Dieter Vieweger: Spätantike. IV. Band: Geschichte der biblischen Welt. Gütersloher Verlag, Gütersloh 2022, ISBN 978-3-579-07177-0.
- Chris Wickham: The Inheritance of Rome. A History of Europe from 400 to 1000. Allen Lane, London u. a. 2009, ISBN 0-7139-9429-0.
(Darstellung zum Wandel der Mittelmeerwelt im Übergang zum Frühmittelalter.) - Ian Nicholas Wood: Europe in Late Antiquity. De Gruyter, Berlin/Boston 2025, ISBN 978-3-11-035265-8.
- Literatur zu speziellen Aspekten
- Henning Börm: Westrom. Von Honorius bis Justinian. 2. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-17-033216-4.
(Aktueller Überblick zum Westen des spätantiken Imperium Romanum. Rezension der 1. Auflage bei H-Soz-Kult.) - Glen W. Bowersock: Die Wiege des Islam. Mohammed, der Koran und die antiken Kulturen. C.H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-73401-4.
- Glen W. Bowersock: Empires in collision in Late Antiquity. Brandeis University Press, Waltham (MA) 2012, ISBN 978-1-61168-321-9.
- Peter Brown: Die Entstehung des christlichen Europa. C. H. Beck, München 1999, ISBN 3-406-44023-1 (Originalausgabe The Rise of western Christendom, Oxford 1995; 2., verbesserte und erweiterte Auflage, Oxford 2003).
(Ein gut lesbares Standardwerk zur Kulturgeschichte; die zweite englische Auflage verfügt auch über einen wissenschaftlichen Apparat.) - Peter Brown: Through the Eye of a Needle. Wealth, the Fall of Rome, and the Making of Christianity in the West, 350-550 AD. Princeton University Press, Princeton 2012, ISBN 978-0-691-15290-5.
- Alan Cameron: The Last Pagans of Rome. Oxford University Press, Oxford/New York 2011, ISBN 978-0-19-974727-6.
(Umfassende und aktuelle Studie zur Wandlung der paganen Eliten bzw. des diesbezüglichen Milieus im christlichen Imperium im 4. Jahrhundert, mit einigen neuen Interpretationen.) - Kamil Cyprian Choda, Maurits Sterk de Leeuw, Fabian Schulz (Hrsg.): Gaining and Losing Imperial Favour in Late Antiquity. Brill, Leiden 2020.
- Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Der Untergang des Römischen Reiches. WBG, Darmstadt 2022, ISBN 978-3-8062-4425-0.
- Klaus Martin Girardet: Kaisertum, Religionspolitik und das Recht von Staat und Kirche in der Spätantike. Habelt, Bonn 2009, ISBN 978-3-7749-3469-6.
- John Haldon: Byzantium in the Seventh Century. The Transformation of a Culture. 2. Auflage. Cambridge 1997, ISBN 0-521-31917-X.
(Standardwerk zu den Veränderungen, die aus dem spätantiken Oströmischen Reich das Byzanz des Mittelalters machten.) - Geoffrey B. Greatrex: Procopius of Caesarea: The Persian Wars. A Historical Commentary. Cambridge University Press, Cambridge 2022, ISBN 978-1-107-28202-5 (ausführliche Fachbesprechung bei Plekos).
- Guy Halsall: Barbarian Migrations and the Roman West, 376–568. Cambridge University Press, Cambridge 2007, ISBN 978-0-521-43543-7.
(Ausgezeichnete Gesamtdarstellung zur Völkerwanderungszeit, die aber fast ausschließlich die Geschichte des Westens in den Blick nimmt und primär innere Faktoren für das Ende dieses Reichsteils verantwortlich macht. Besprechung in Sehepunkte.) - Kyle Harper: The Fate of Rome. Climate, Disease, and the End of an Empire. Princeton University Press, Princeton 2017, ISBN 978-0-691-16683-4.
(umweltgeschichtliche Darstellung; Rezension in Sehepunkte) - Douglas Haug: The Eastern Frontier. Limits of Empire in Late Antique and Early Medieval Central Asia. I.B. Tauris, London/New York 2019.
- Peter J. Heather: The Fall of the Roman Empire. A New History. London 2005, ISBN 0-333-98914-7.
(Heather führt als Hauptgrund für den Untergang Westroms das Einbrechen der Barbaren (ähnlich wie Ward-Perkins) und vor allem der Hunnen an; auch betont er wieder die Bedeutung des Jahres 476 als Epochenjahr für Westrom (nicht für Ostrom). Besprechung der Bücher von Heather und Ward-Perkins (BMCR 7/2005); Besprechung bei H-Soz-Kult) - Peter Heather: Rome Resurgent. War and Empire in the Age of Justinian. Oxford University Press, Oxford 2018, ISBN 978-0-19-936274-5.
- James Howard-Johnston: The Last Great War of Antiquity. Oxford University Press, Oxford 2021, ISBN 978-0-19-883019-1.
(Aktuelle Darstellung des letzten römisch-persischen Kriegs und dessen Folgen.) - James Howard-Johnston: Witnesses to a World Crisis. Historians and Histories of the Middle East in the Seventh Century. Oxford 2010, ISBN 978-0-19-920859-3.
(Umfassende und wichtige Studie zu den Ereignissen im 7. Jahrhundert und den diesbezüglichen Quellen.) - Robert G. Hoyland: In God’s Path. The Arab Conquests and the Creation of an Islamic Empire. Oxford University Press, Oxford 2015, ISBN 978-0-19-991636-8.
(Überblick zur islamischen Expansion im 7./8. Jahrhundert.) - Arnold Hugh Martin Jones, John R. Martindale, John Morris: The Prosopography of the Later Roman Empire. 3 Bände (Band 3 in zwei Teilbänden), Cambridge 1971–1992.
(Wichtiges, die Zeit von ca. 260 bis 641 n. Chr. abdeckendes prosopografisches Nachschlagewerk.) - Jens-Uwe Krause, Christian Witschel (Hrsg.): Die Stadt in der Spätantike – Niedergang oder Wandel? Akten des internationalen Kolloquiums in München am 30. und 31. Mai 2003 (= Historia. Einzelschriften. Heft 190). Steiner, Stuttgart 2006, ISBN 3-515-08810-5.
- Luke Lavan, William Bowden (Hrsg.): Theory and Practice in Late Antique Archaeology. Brill, Leiden u. a. 2003, ISBN 90-04-12567-1.
- A. Doug Lee Lee: War in Late Antiquity. A Social History. London 2007, ISBN 978-0-631-22926-1.
- Josef Lössl, Nicholas J. Baker-Brian (Hrsg.): A Companion to Religion in Late Antiquity. John Wiley & Sons, Hoboken (NJ) 2018, ISBN 978-1-118-96810-9.
- Gabriele Marasco (Hrsg.): Greek and Roman Historiography in Late Antiquity. Fourth to Sixth Century A.D. Brill, Leiden u. a. 2003, ISBN 90-04-11275-8.
(Umfassender Überblick zur spätantiken Geschichtsschreibung, wenngleich teils etwas problematisch.) - Jochen Martin: Spätantike und Völkerwanderung (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte. Band 4). 4. Auflage. Unveränderter Nachdruck der 3., überarbeiteten und erweiterten Auflage 1995. Oldenbourg, München 2001, ISBN 3-486-49684-0.
(Knappe Darstellung der Zeit bis Justinian, mit Forschungsteil und umfassender Bibliografie, inzwischen aber in vielen Teilen veraltet.) - Jean-Marie Mayeur, Luce Pietri, Andre Vauchez u. a.: Die Geschichte des Christentums, Altertum. Bd. 2 und 3, Sonderausgabe, Freiburg i. B. 2005, ISBN 3-451-29100-2.
(Sehr detaillierte Darstellung der Geschichte und der Kultur des Christentums; die deutsche Übersetzung dieses ursprünglich in französischer Sprache erschienenen Werks wurde teils grundlegend neu bearbeitet und aktualisiert.) - Mischa Meier: Die Hunnen. Geschichte der geheimnisvollen Reiterkrieger. Beck, München 2025 (aktuelles Überblickswerk zu den Hunnen).
- Michele Renee Salzman, Marianne Sághy, Rita Lizzi Testa (Hrsg.): Pagans and Christians in Late Antique Rome. Conflict, Competition, and Coexistence in the Fourth Century. Cambridge University Press, Cambridge 2016.
- Paul Stephenson: New Rome. The Roman Empire in the East, AD 395–700. Profile Books, London 2021, ISBN 978-1-78125-007-5.
- Roland Steinacher: Rom und die Barbaren. Völker im Alpen- und Donauraum (300–600). Kohlhammer, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-17-025168-7.
- Bryan Ward-Perkins: The Fall of Rome and the End of Civilization. Oxford University Press, Oxford 2005, ISBN 0-19-280564-9.
(Lesenswerte Darstellung des Endes des Weströmischen Reiches, die im Gegensatz zu W. Goffart und P. Brown diesen Prozess wieder als brutalen Einschnitt, ausgelöst durch germanische Invasionen, versteht und dabei insbesondere mit dem archäologischen Befund argumentiert.) - Michael Whitby: Rome at War. A.D. 293–696. Osprey, Oxford 2002, ISBN 1-84176-359-4.
(Eine kurze, aber informative und reich illustrierte Darstellung zum spätrömischen Kriegswesen.) - Chris Wickham: Framing the Early Middle Ages. Europe and the Mediterranean, 400–800. Oxford University Press, Oxford 2005, ISBN 0-19-926449-X.
(Umfassende und mehrfach ausgezeichnete wirtschafts- und sozialgeschichtliche Darstellung.) - Jeroen W. P. Wijnendaele (Hrsg.): Late Roman Italy. Imperium to Regnum. Edinburgh University Press, Edinburgh 2023, ISBN 978-1-399-51802-4.
- Herwig Wolfram: Das Römerreich und seine Germanen. Eine Erzählung von Herkunft und Ankunft. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2018, ISBN 978-3-412-50767-1.
Weblinks
- Literatur von und über Spätantike im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ausschnitte aus verschiedenen Quellen (englisch)
- Plekos: Periodicum Online zur Erforschung der Kommunikationsstrukturen in der Spätantike
- Oxford Centre for Late Antiquity
Anmerkungen
- Vgl. etwa die Definition in The Oxford Dictionary of Late Antiquity. Band 1. Oxford 2018, S. VI–VIII und die Beiträge in Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford u. a. 2012.
- Vgl. einführend Scott Fitzgerald Johnson: Preface: On the Uniqueness of Late Antiquity. In: Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford u. a. 2012, S. XI ff.
- Max Weber: Soziologie – Weltgeschichtliche Analysen – Politik. Stuttgart 1968, S. 58 (zuerst erschienen 1909); Jacob Burckhardt: Die Zeit Konstantins des Großen. Leipzig 1853, S. 313. Vgl. Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Auflage. München 2007, S. XVII und 587f.
- Vgl. dazu auch Mischa Meier: Ostrom–Byzanz, Spätantike–Mittelalter. Überlegungen zum „Ende“ der Antike im Osten des Römischen Reiches. In: Millennium 9, 2012, S. 187–253.
- Vgl. Arnaldo Marcone: A long late antiquity? Considerations on a controversial periodization. In: Journal of Late Antiquity 1, 2008, S. 4–19.
- Zur Einordnung der persischen Geschichte im spätantiken Rahmen siehe etwa Touraj Daryaee: The Sasanians and the Late Antique World. In: MIZAN 3 (2018).
- Mischa Meier: Die Spätantike: Perspektiven auf eine junge Epoche der Alten Welt. In: Geschichte für heute 5, 2012, S. 5–17.
- Zur Geschichte von Byzanz vgl. einführend unter anderem Falko Daim (Hrsg.): Byzanz. Historisch-kulturwissenschaftliches Handbuch (Der Neue Pauly, Supplemente, Bd. 11). Stuttgart 2016; Ralph-Johannes Lilie: Byzanz – Das zweite Rom. Berlin 2003.
- Vgl. zum Übergang des spätrömischen ins byzantinische Reich das grundlegende Werk von John F. Haldon: Byzantium in the Seventh Century. The Transformation of a Culture. Cambridge 1997. Vgl. nun auch John F. Haldon: The Empire That Would Not Die. The Paradox of Eastern Roman Survival, 640–740. Cambridge (Massachusetts) 2016.
- Zur Reichskrise siehe vor allem die Beiträge in Klaus-Peter Johne (Hrsg.): Die Zeit der Soldatenkaiser. 2 Bde. Berlin 2008. Ob man tatsächlich von einer Reichskrise sprechen kann, ist seit den 1990er Jahren umstritten. Allgemein
Autor: www.NiNa.Az
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Spatantike ist eine moderne Bezeichnung fur das Zeitalter des Ubergangs von der Antike zum Fruhmittelalter im Mittelmeerraum und dem Vorderen Orient In der neueren Forschung werden auch die an das Romische Reich angrenzenden Kulturraume besonders der sassanidische Iran als Teil der spatantiken Welt betrachtet Sogenanntes Barberini Diptychon aus dem 6 Jahrhundert mit der Darstellung von entweder Anastasios I oder wahrscheinlicher Justinian I als triumphator omnium gentium Wenngleich die genaue zeitliche Abgrenzung der Spatantike in der Forschung umstritten ist gilt als Beginn dieser Ubergangsepoche meist der Regierungsantritt des romischen Kaisers Diokletian 284 n Chr Als grober Rahmen fur das Ende der Epoche kann gelten dass die Spatantike im Westen des Romischen Reiches mindestens bis zur Absetzung des letzten Kaisers in Italien im Jahre 476 dauerte in der heutigen Forschung wird aber eher der Einfall der Langobarden in Italien im Jahr 568 als Einschnitt betrachtet Der romische Westen zerfiel dabei bereits im 5 Jahrhundert in eine Reihe faktisch unabhangiger germanisch romanischer Reiche regna die die kaiserliche Oberhoheit zumindest formal noch langere Zeit anerkannten Im Osten des Reiches reicht die Epoche entweder bis zum Tod des ostromischen Kaisers Justinian 565 oder bis zur arabischen Expansion im 7 Jahrhundert Neben politikgeschichtlichen und militargeschichtlichen werden hierbei kulturelle wirtschaftliche religiose soziale und neuerdings auch okologische Aspekte betrachtet Teilweise wird der zeitliche Rahmen im kulturgeschichtlichen Kontext und im Hinblick auf den ostlichen Mittelmeerraum und den Vorderen Orient bis ins spate 8 Jahrhundert ausgedehnt long Late Antiquity lange Spatantike In diesem Sinne hat sich die aktuelle Forschung davon gelost Beginn und Ende der Spatantike als starres chronologisches Gebilde zu begreifen um stattdessen vielmehr unterschiedlich lange regional verschiedene Ubergangszeitraume zu betrachten Die Spatantike weist ein eigenstandiges kulturhistorisches Profil mit einer Vielzahl von wechselseitigen Einflussen auf In diesem Sinne war die spatantike Welt die vom Mittelmeerraum bis nach Zentralasien reichte von vielfaltigen und dynamischen Entwicklungen gepragt Uberlappende Handelsnetzwerke verbanden die spatantiken Grossreiche Rom und Persien direkt oder indirekt mit Zentralasien Indien und dem chinesischen Kulturraum wobei neben Waren auch technische kulturelle und religiose Ideen ausgetauscht wurden In der neueren Forschung wird entsprechend den Entwicklungen jenseits des Mittelmeerraums im Vorderen Orient vor allem Persien und in Zentralasien aber auch im sudarabischen Raum Beachtung geschenkt Der Begriff Spatantike hat sich seit Max Weber in der Forschung durchgesetzt Der Kulturhistoriker Jacob Burckhardt hatte bereits 1853 die Wendung spatantike Zeit gebraucht die am Ende des 19 Jahrhunderts vom osterreichischen Kunsthistoriker Alois Riegl ubernommen wurde Die Bezeichnung hat den Vorteil auf den gesamten Mittelmeerraum anwendbar zu sein wahrend der ebenfalls gebrauchliche Terminus fruhbyzantinisch nur den Osten treffend charakterisiert Im Verlauf der ausgehenden Spatantike durchlief Ostrom Byzanz einen Transformationsprozess und musste zuletzt im 7 Jahrhundert grosse territoriale Verluste hinnehmen Die zweite spatantike Grossmacht das neupersische Sassanidenreich das vier Jahrhunderte lang Roms grosser Rivale gewesen war Romisch Persische Kriege ging mit dem Tod des letzten persischen Grosskonigs im Jahr 651 sogar ganz unter Ein herausragendes Ereignis dieser Epoche stellt der Siegeszug des Christentums dar und damit verbunden das langsame Verschwinden vorchristlicher Kulte und Traditionen In der Kunst und der Literatur entsteht durch die Ablosung bzw Uberformung klassischer griechisch romischer durch christlich gepragte Formen und Themen ein eigener charakteristischer Stil der auch orientalische Einflusse aufweist Die Spatantike steht ausserdem unter den Zeichen der Reformierung von Heer und Verwaltung durch Diokletian und Konstantin der Zementierung der sakralen Stellung des Kaisers vollendet unter Justinian der sogenannten Volkerwanderung und in deren Folge schliesslich der Transformation des westlichen Teils des Romischen Reiches in jene germanisch romanische Welt die das europaische Mittelalter pragen sollte Sowohl der Westen als auch der Osten waren ab Mitte des 6 Jahrhunderts von den Folgen der sogenannten Justinianischen Pest betroffen Die Spatantike bildet den letzten Abschnitt des Altertums der zwar nicht mehr der klassischen Antike angehort aber auch noch nicht dem Mittelalter zugerechnet werden kann Sie ist durch ein Neben und oft Ineinander von antiken Traditionen und christlich germanischer Uberformung gekennzeichnet Statt wie fruher von einem Niedergang spricht man dabei heute fur die Jahre von etwa 300 bis 600 von einer Transformation des antiken Erbes und betont die Kontinuitatslinien Kontinuitatstheorie Zeitliche AbgrenzungAllgemeines Die zeitliche Abgrenzung der Spatantike ist wie Epocheneinschnitte allgemein Gegenstand der geschichtswissenschaftlichen Diskussion und bis zu einem gewissen Grad willkurlich da sie nicht zuletzt von den definierten Kriterien abhangt Die Jahrhunderte zwischen Diokletian und Mohammed stellen eine Ubergangsepoche dar bei der es schwerfallt eindeutige Schnitte zu setzen Nicht alle Forschungsrichtungen gewichten die verschiedenen politik kunst kultur und religionshistorischen Faktoren des allmahlichen Wandels gleich Zudem gibt es erhebliche regionale Unterschiede im ostlichen Mittelmeerraum hielten sich antike Strukturen fraglos langer als etwa am Rhein oder in Britannien Fur den Beginn wird meist das Jahr 284 n Chr Herrschaftsantritt Diokletians angegeben aber auch die Zeit Konstantins mit ihrer religiosen Neuorientierung kann als entscheidender Einschnitt gelten Hingegen ist das Ende der Spatantike weitgehend offen da je nach Lehrmeinung und Forschungsinteresse verschiedene Ansatze moglich sind die meisten diskutierten Daten liegen zwischen 476 und 641 n Chr es wurden aber auch noch spatere Zeitpunkte vorgeschlagen Insgesamt hat es sich als sinnvoller erwiesen von Ubergangszeitraumen in den unterschiedlichen Regionen auszugehen statt von starren Jahreszahlen Die Frage nach dem Ende der Antike In der alteren Forschung wurde das Ende der Antike oft mit der Absetzung des Romulus Augustulus und dem faktischen Ende des Romischen Reiches im Westen 476 n Chr gleichgesetzt so beispielsweise von Otto Seeck der eine einflussreiche Darstellung der Spatantike verfasste fur einen deutlich spateren Zeitpunkt pladierten dagegen bereits fruh Wilhelm Ensslin und Ernst Kornemann Diese Vorstellung lasst sich in den Quellen etwa bei Marcellinus Comes aber erst gut 40 Jahre spater fassen Es erscheint heute als mehr als fraglich ob die Menschen des Jahres 476 dieses ebenfalls als Zasur begriffen haben Es gab zwar fortan in Ravenna keinen Kaiser mehr aber das bedeutete nur dass die Herrschaftsrechte im Westen nun auf den zweiten romischen Kaiser in Konstantinopel ubergingen Noch Justinian hat diese Anspruche auch tatsachlich verwirklichen wollen In der heutigen Forschung wird dem Jahr 476 daher in der Regel nicht mehr so viel Gewicht beigemessen wie fruher siehe im deutschsprachigen Raum etwa Alexander Demandt Heinz Bellen Jochen Martin Mischa Meier Hartmut Leppin Roland Steinacher Henning Borm Rene Pfeilschifter oder Hartwin Brandt Justinian Mosaikbild aus San Vitale in Ravenna Der Kaiser gilt als einer der bedeutendsten Herrscher der Spatantike In der deutschsprachigen althistorischen Forschung wird heute vielmehr in der Regel erst das Ende der Herrschaft Justinians im Jahre 565 als entscheidende Zasur gewahlt Justinian stand noch klar in der Tradition der antiken romischen Kaiser was unter anderem in seiner universalen Herrschaftsauffassung deutlich wird Er war uberdies der letzte Kaiser dessen Muttersprache Latein war und betrieb zudem eine Politik die wohl auf die Wiederherstellung des Reiches in seinen alten Grenzen abzielte Restauratio imperii was in Teilen sogar gelang Der letzte grosse Zug der spatantiken Volkerwanderung der Einfall der Langobarden in Italien erfolgte 568 nur drei Jahre nach Justinians Tod so dass die 560er Jahre fur den ganzen Mittelmeerraum einen deutlichen Einschnitt markieren Damit ergeben sich also die Jahre von 284 bis 565 als die derzeit in der deutschsprachigen Forschung gangigste Begrenzung der Epoche Sie waren bereits im Humanismus vorgeschlagen worden so insbesondere von Carlo Sigonio in seinen 1579 erschienenen Historiae de occidentali imperio a Diocletiano ad Iustiniani mortem Nicht wenige Historiker insbesondere im anglo amerikanischen Raum setzen das Ende der Epoche aber deutlich spater an und zwar haufig mit dem Einbruch der Araber in den Mittelmeerraum sogenannte Pirenne These Diese Einschatzung der Bedeutung des arabischen Vormarsches ist fur den Osten zweifellos berechtigt kaum aber fur das Frankische Reich denn Pirennes Annahme islamische Seerauber hatten die antike Einheit der Mittelmeerwelt als Kultur und Wirtschaftsraum zerstort ist spekulativ und gilt heute allgemein als widerlegt Andererseits Dass die Kontakte zwischen Ost und West noch zu Beginn des siebten Jahrhunderts recht eng waren wird heute kaum mehr bestritten und da Ostrom sich nach den persischen und arabischen Invasionen ab etwa 610 weitgehend aus dem Westen zuruckziehen musste waren diese zumindest indirekt auch fur den Westen bedeutsam Das letzte antike Monument auf dem Forum Romanum ist die Saule des ostromischen Kaisers Phokas 602 610 Fur das Ostromische Reich stellt die arabische Expansion einen massiven Einschnitt dar da das Imperium nun im Wesentlichen auf Kleinasien und den Balkan beschrankt war und sich unter dem ausseren Druck auch im Innern vieler romisch antiker Traditionen entledigte Die spatromische Phase des Ostreiches endete somit unter Kaiser Herakleios 610 641 Dementsprechend betrachten viele Forscher 284 und 641 als die Epochengrenzen der Spatantike Zu den anglo amerikanischen Forschern die in ihrer Behandlung der Spatantike uber die Herrschaft Justinians hinausgreifen gehoren etwa John Bagnell Bury und mit einer etwas eigenwilligen Epochengrenze beim Tod des Kaisers Maurikios 602 Arnold Hugh Martin Jones Die letzten beiden Bande der neuen Cambridge Ancient History behandeln die Jahre von 337 bis 600 die Prosopography of the Later Roman Empire die Zeit von etwa 260 bis 641 Averil Cameron behandelt in der 2011 erschienenen Neuauflage ihres Standardwerkes The Mediterranean World in Late Antiquity sogar die Zeit bis 700 die Erstauflage von 1993 hatte noch 600 als Endpunkt gewahlt Vertreter dieser Ansatze die zumeist kulturgeschichtliche Fragen in den Mittelpunkt rucken sprechen oft von einer Long Late Antiquity die ungefahr von 200 bis 800 gedauert habe In Hinblick auf die politische Geschichte ist dieser Ansatz hingegen kaum haltbar Eine Ausweitung der Epoche bis 632 641 erscheint fur Ostrom aber in der Tat sinnvoll und setzt sich zunehmend durch da wie gesagt erst der Einfall der Araber siehe dazu Islamische Expansion den entscheidenden Einschnitt markierte Die arabischen Truppen eroberten damals nicht nur den romischen Orient sondern vernichteten auch das Neupersische Reich der Sassaniden Das Sassanidenreich war die gesamte Spatantike hindurch als zweite Grossmacht neben Rom ein bedeutender Machtfaktor und wird von einer wachsenden Zahl von Althistorikern so etwa Josef Wiesehofer Erich Kettenhofen Udo Hartmann Andreas Luther Henning Borm Geoffrey B Greatrex Zeev Rubin oder Michael Whitby in die Erforschung der Epoche mit einbezogen vgl auch Romisch Persische Kriege Betrachtet man nur den romischen Westen so stellt 476 480 zwar nach wie vor eine wichtige Zasur dar unabhangig davon ob die Zeitgenossen das Ende des westlichen Kaisertums nun als Einschnitt empfanden oder nicht dennoch muss man die Zeit Theoderichs des Grossen eher zur Antike als zum Mittelalter zahlen so dass es fast unmoglich ist ein exaktes Datum festzulegen Mindestens bis zum Langobardeneinfall 568 lasst sich antike Kultur in Italien nachweisen Der Hof in Ravenna wurde erst 554 abgeschafft und der westromische Senat verschwindet sogar erst Anfang des siebten Jahrhunderts aus den Quellen In ahnlicher Weise knupften auch die fruhen Merowinger an das antike Erbe an Chlodwig 482 511 legte grossen Wert auf romische Ehrentitel und die Anerkennung durch den Kaiser Man muss so von einer Ubergangsphase sprechen die je nach Region unterschiedlich lange andauerte In Gallien markierte der Ubergang der Franken zum Christentum unter Chlodwig und seinen Nachfolgern in Italien der Einfall der Langobarden insgesamt betrachtet die Anfange des Mittelalters in diesen Regionen Das Problem lasst sich auch umkehren So greifen auch viele Mediavisten die sich mit dem Fruhmittelalter beschaftigen etwa Friedrich Prinz Hans Werner Goetz Walter A Goffart Patrick J Geary Chris Wickham Peter J Heather Herwig Wolfram Ian N Wood Roger Collins und andere ruckwarts auf die Spatantike zuruck um die Veranderungen im fruhen Mittelalter zu erklaren So gehort die Spatantike zwar vornehmlich in den Zustandigkeitsbereich der Althistoriker doch wahrend diese eher am Fortbestand und langsamen Auslaufen antiker Strukturen interessiert sind achten Mediavisten und Byzantinisten naturgemass eher auf jene Entwicklungen die in dieser Zeit ihren Anfang nahmen Blickrichtung und Fragestellungen unterscheiden sich dementsprechend Die Problematik liegt letztlich darin begrundet dass die Spatantike eine Epoche des Um und Aufbruchs und der beschleunigten Transformation in diversen regionalen Raumen war Einerseits war noch eine starke Kontinuitat zur Antike gegeben andererseits zeichnete sich bereits die Welt des Mittelalters ab Diese war mit der Spatantike vor allem durch die Verklammerung der Gesellschaft mit der christlichen Kirche verbunden Kulturell kann als wichtiger Unterschied zur spateren Zeit der in der Spatantike noch vorhandene Zugriff auf die meisten klassischen Traditionen gelten Noch im 6 Jahrhundert bluhte die spatantike an klassischen Vorbildern orientierte Literatur Boethius Cassiodor Gorippus Prokopios von Caesarea Agathias Die mittelalterliche Welt mit ihrer weitaus geringeren Arbeitsteilung verfugte nicht mehr uber die Kapazitat die gesamte klassische Bildung zu bewahren so dass viele Werke im lateinischen Westen verlorengingen Bucherverluste in der Spatantike und auch die Bildungsinstitutionen ab dem 7 Jahrhundert verfielen Die besagte geringere Arbeitsteilung fuhrte zudem zu einem gesunkenen Lebensstandard und dem Verlust vieler Spezialfahigkeiten uber die die spat antike Gesellschaft noch verfugt hatte und uber die Byzanz weiterhin prinzipiell verfugte Allerdings hat die neuere Forschung gezeigt dass man die einzelnen Regionen separat betrachten muss und das Fruhmittelalter keineswegs eine reine Niedergangszeit war Die Existenz von Byzanz in einer intakten Spatantike Das Ostromische bzw Byzantinische Reich existierte in einer relativ intakten Spatantike bis zum Fall Konstantinopels 1453 da es im Osten zu einem weniger radikalen Abreissen der antiken Tradition kam als im Westen Die Bewohner des Reiches sahen sich selbst weiterhin als Romer dagegen ist Byzantiner ein moderner Begriff Die Byzantinistik und viele Archaologen dieses Kulturraumes bezeichnen daher in etwa den gleichen Zeitraum der auf dem Boden des Westromischen Reichs als Spatantike gilt in Ostrom zugleich auch als fruhbyzantinisch Fur den Osten des Imperiums sind beide Begriffe mithin praktisch gleichbedeutend Allerdings waren auch in Ostrom trotz grosserer Kontinuitat die Unterschiede zwischen den Zustanden im vierten bis sechsten Jahrhundert und der dann folgenden mittel und spatbyzantinischen Zeit sehr erheblich Das 7 Jahrhundert war eine entscheidende Umbruchszeit Im Ostreich ist dabei neben der arabischen Expansion auch die endgultige Verdrangung der lateinischen Amtssprache durch das Griechische unter Kaiser Herakleios als signifikanter Einschnitt zu betrachten Die Angriffe der Araber fuhrten in Ostrom zudem zum Untergang der spatantiken Senatsaristokratie und zu einem erheblichen Ruckgang an antiker Bildung Zudem brachte der weitgehende militarische und okonomische Zusammenbruch des Reiches nach 636 auch das endgultige Ende der klassischen Stadte Poleis mit sich die seit der Archaik den Mittelmeerraum gepragt hatten Die Entwicklung der byzantinischen Themenordnung schliesslich bedeutete auch im administrativen Bereich einen deutlichen Bruch mit der spatromischen Tradition All dies fuhrt viele Forscher dazu erst ab dieser Zeit des beschleunigten Wandels als die Spatantike ihr Ende fand vom Byzantinischen Reich des Mittelalters zu sprechen Zeitleiste284 Regierungsantritt Diokletians Reichsreform und erfolgreiche Stabilisierung der Grenzen 285 Ernennung Maximians zum Caesar 286 Maximian wird zum Augustus im Westen ernannt 293 Constantius Chlorus wird im Westen Galerius im Osten zum Caesar erhoben Romische Tetrarchie 298 Galerius gelingt ein wichtiger Sieg uber die Sassaniden der im Frieden von Nisibis zu erheblichen Gebietsgewinnen fur die Romer fuhrt 1 Mai 305 Rucktritt Diokletians der auch Maximian zu diesem Schritt zwingt 306 Tod des Constantius Chlorus Konstantin der Grosse wird in York zum Kaiser ausgerufen Zusammenbruch der tetrarchischen Ordnung 308 Kaiserkonferenz von Carnuntum die jedoch keine dauerhafte Losung bringt 311 Galerius toleriert im Osten des Reiches offiziell die Christen Toleranzedikt des Galerius 28 Oktober 312 Schlacht an der Milvischen Brucke Sieg Konstantins uber Maxentius und Bekehrungserlebnis 313 Mailander Vereinbarung Die Christen werden durch Licinius und Konstantin offiziell toleriert 324 Alleinherrschaft Konstantins nach dem Sieg uber Licinius in der Schlacht von Chrysopolis 325 Erstes Konzil von Nicaa 337 Taufe und Tod Konstantins in Achyrona einer Vorstadt von Nikomedia Im Anschluss daran kommt es zu einer Reihe von Morden die die konstantinische Dynastie dezimieren Constantius II erhalt 338 den Ostteil des Reiches seine Bruder Constans und Konstantin II den Westen 337 38 Zwischen Rom und Persien brechen erneut Kampfhandlungen aus die sich uber Jahre hinziehen 350 kommt es zu einer Waffenpause die von den Persern 359 gebrochen wird 340 Constans ist im Westen Alleinherrscher wird aber 350 von Magnentius umgebracht um 350 Auftauchen der Chioniten im Nordosten des Perserreichs die Bedrohung durch nomadische Angreifer nimmt wieder zu 351 Sieg Constantius II bei Mursa uber den Usurpator Magnentius Nach dem Selbstmord des Magnentius 353 ist Constantius II Alleinherrscher 361 Kaiser Julian zieht gegen Constantius der jedoch vor dem Zusammenstoss stirbt und Julian angeblich zu seinem Nachfolger ernannt hat Letzte Renaissance des Heidentums 363 Tod Julians wahrend seines Persienfeldzugs Jovian folgt ihm nach und schliesst einen Friedensvertrag mit den Sassaniden durch den die unter Galerius eroberten Gebiete wieder an Persien fallen 364 Valentinian I wird Kaiser Er fuhrt erfolgreich Feldzuge gegen die Germanen am Rhein und setzt seinen Bruder Valens als Kaiser im Osten ein Ab 375 Beginn der Volkerwanderung im engeren Sinne Die Hunnen vernichten das Reich der Ostgoten in Sudrussland Gratian wird Kaiser im Westen 376 Donauubergang der Goten und Aufnahme ins Romische Reich 9 August 378 Schlacht von Adrianopel Strategische Fehler fuhren zur Vernichtung des Grossteils des ostromischen Heeres und zum Tod des Valens 379 Gratian setzt Theodosius I als Kaiser im Osten ein 382 Gotenvertrag Theodosius siedelt die Donaugoten als Foederaten auf romischem Boden an 384 Streit um den Victoriaaltar in Rom 388 Theodosius lasst den Usurpator Magnus Maximus der sich nach der Ermordung Gratians 383 im Westen behaupten konnte hinrichten und ubertragt Valentinian II den Westen 392 Valentinian II stirbt unter unklaren Umstanden Eugenius wird von Arbogast zum Kaiser im Westen erhoben 394 Theodosius marschiert in den Westen und wirft die Erhebung des Eugenius in der blutigen Schlacht am Frigidus nieder Dies bedeutet zugleich den endgultigen Triumph des Christentums Ein letztes Mal wird die Reichseinheit auch faktisch verwirklicht 17 Januar 395 Tod Theodosius des Grossen und anschliessende Reichsteilung Sein Sohn Arcadius erhalt den Osten sein anderer Sohn Honorius den Westen Es kommt in der Folgezeit zu latenten Spannungen zwischen den beiden Reichsteilen da die Hofe um den Vorrang streiten Raubzuge meuternder Goten unter Alarich I auf der Balkanhalbinsel Neujahrsnacht 406 407 Rheinubergang von 406 und Zusammenbruch der Rheingrenze Germanische Gruppen ziehen in grosser Zahl nach Gallien und Spanien nach Ansicht einiger Forscher geschah dies bereits ein Jahr fruher 408 Ermordung Stilichos Die Konflikte im Westreich eskalieren 24 August 410 Plunderung Roms durch Alarichs Krieger Endzeitstimmung im Westreich 418 Ansiedlung der Westgoten als romische Foederaten in Aquitanien um 420 zunehmende Angriffe nomadischer Gruppen auf die Nordostgrenze des Sassanidenreichs Iranische Hunnen 439 Einnahme Karthagos durch die Vandalen unter Geiserich und damit fur fast 100 Jahre Verlust der Provinz Africa 451 Einbruch der Hunnen in den Westen des Romischen Reiches Der Heermeister des Westens Aetius stoppt Attila in Gallien 453 Tod Attilas Zusammenbruch des Hunnenreichs an der Donau 454 55 454 Valentinian III versucht sich vom Einfluss seines machtigen Heermeisters Aetius zu befreien und ermordet ihn Der Kaiser fallt nur wenige Monate spater einem Attentat zum Opfer Ende der theodosianischen Dynastie 455 Plunderung Roms durch die Vandalen Westrom wird in den folgenden Jahren von eher schwachen Schattenkaisern regiert und verliert endgultig die Kontrolle uber die verbliebenen Provinzen ausserhalb Italiens 468 Eine gemeinsame Aktion west und ostromischer Truppen gegen das Vandalenreich scheitert katastrophal Anfang September 476 Absetzung des Romulus Augustulus durch meuternde Truppen unter Odoaker Ende des westromischen Kaisertums 480 Tod des letzten von Ostrom anerkannten Westkaisers Julius Nepos 481 82 511 Chlodwig I begrundet das merowingische Frankenreich 493 526 Der Ostgote Theoderich der Grosse herrscht uber Italien 502 Beginn erneuter Kampfhandlungen mit Persien unter Kavadh I unterbrochen von kurzen Pausen bis zum sogenannten ewigen Frieden im Jahr 532 527 565 Kaiser Justinian herrscht uber Ostrom 529 Schliessung der athenischen Akademie und Grundung des Benediktinerordens Kloster Monte Cassino 533 Ruckeroberung Nordafrikas durch ostromische Truppen 535 552 Ruckeroberung Italiens durch kaiserliche Armeen im verlustreichen Gotenkrieg die einstige Kernprovinz Westroms ist ausgeblutet 540 Chosrau I bricht den Frieden mit Ostrom Beginn eines jahrzehntelangen Ringens zwischen Ostrom und Persien unterbrochen von kurzen Friedenszeiten 541 Ausbruch der Pest im Mittelmeerraum Die folgenden verheerenden Krankheitswellen dauern bis ins 7 Jahrhundert an 552 Ruckeroberung Sudspaniens durch ostromische Truppen 554 Abschaffung des westromischen Hofes durch Justinian 568 Einfall der Langobarden in Italien Ende der Volkerwanderungszeit 572 Erneuter Ausbruchs des Kriegs zwischen Ostrom und Persien die Romer nehmen Kontakt zu den Turken in Zentralasien auf Sizabulos der Krieg dauert bis 591 an Um 580 Beginn der slawischen Landnahme auf dem Balkan 602 3 628 Letzter und grosster Krieg zwischen Ostrom und den Sassaniden Der Perserkonig Chosrau II leitet die Eroberung der orientalischen Provinzen Ostroms ein Kaiser Herakleios gelingt es schliesslich mit grosster Muhe die Perser zu schlagen die die besetzten Territorien um 630 raumen Um 625 In Ostrom lost Griechisch endgultig Latein als Amtssprache ab ab 628 Persien versinkt fur Jahre in innenpolitischen Wirren Die Folgen sind rasche Thronwechsel und eine Destabilisierung der staatlichen Ordnung 632 Tod Mohammeds und Beginn der islamischen Expansion die durch die Erschopfung Ostroms und Persiens erheblich begunstigt wird 636 Die Schlacht am Jarmuk fuhrt in der Folge zum Verlust des romischen Orients Syrien und 642 Agypten an die Araber 651 Ermordung des letzten sassanidischen Grosskonigs Yazdegerd III und Ende des Perserreiches 662 63 Kaiser Konstans II verlegt die ostromische Residenz vorubergehend nach Sizilien nach seiner Ermordung 668 wird dies ruckgangig gemacht 693 In den fur den Islam eroberten Gebieten werden erstmals neue Munzen gepragt nun mit islamischen Motiven Bald darauf wird Griechisch als Amtssprache offiziell durch Arabisch ersetzt 698 Karthago fallt an die Araber um 700 Die Araber beginnen nach der Eroberung Irans mit dem Angriff auf Zentralasien wo ihnen aber jahrzehntelang erbittert Widerstand geleistet wird 711 Untergang des Westgotenreichs in Spanien Ende der Herakleischen Dynastie in Byzanz 750 Die Abbasiden sturzen im Kalifat die Umayyaden 751 Absetzung des letzten Merowingers Childerich III im Frankenreich Im selben Jahr ereignet sich die Schlacht am Talas Ende der chinesischen Expansion nach Zentralasien und die Langobarden erobern das Exarchat von Ravenna 800 Karl der Grosse wird zum Kaiser gekront Politische GeschichteVoraussetzungen Die Zeit der Reichskrise im 3 Jahrhundert Die sogenannte Reichskrise des 3 Jahrhunderts 235 284 85 hatte das Romische Reich destabilisiert Im Inneren flackerten immer wieder Burgerkriege auf denn die auf Augustus zuruckgehende romische Monarchie das Prinzipat erwies sich bereits seit dem Tod des Commodus 192 als zunehmend instabil Von aussen war das Imperium seit den 220er Jahren zudem verstarkt der Gefahr eines Mehrfrontenkrieges ausgesetzt Durch die fast zeitgleich stattfindende Errichtung des persischen Sassanidenreichs des grossen Gegners Roms im Osten siehe Romisch Persische Kriege sowie die Formierung tribaler germanischer Grossverbande in der Rheinregion gentes wie die Alamannen und Franken verkomplizierte sich die aussenpolitische Lage Roms Die Romer verloren seit etwa 240 erstmals seit Jahrhunderten wohl zeitweilig die militarische Initiative Das Sassanidenreich gilt gemeinhin als schlagkraftiger und aggressiver als das Partherreich das es abloste allerdings ist diese herkommliche Ansicht in der neueren Forschung teils auch bezweifelt worden Dem Perserkonig Schapur I gelangen im Rahmen seiner Feldzuge mehrere Erfolge der grosste war sicherlich der Sieg uber Kaiser Valerian im Jahr 260 der sogar in persische Gefangenschaft geriet in der er auch starb Fest steht dass vor allem die militarische Sicherung des von Septimius Severus annektierten Nordmesopotamien in den folgenden vier Jahrhunderten dauerhaft ein Problem fur die Romer darstellen sollte Die daher notwendige Verlegung von Einheiten von Rhein und Donau in den Orient verschlechterte zugleich die Lage an der Nordgrenze des Imperiums Denn auch die Schlagkraft der neuen germanischen Grossverbande lag hoher als die der kleineren Stammesgruppen fruherer Zeit zudem scheint es hier bereits im spaten 2 Jahrhundert zur Zuwanderung aggressiver kaum romanisierter Gruppen aus dem Inneren Germaniens gekommen zu sein An der Donau bedrohten unter anderem die Goten und Sarmaten den romischen Balkanraum In den 250er und 260er Jahren unternahmen Goten Heruler und Boraner Plunderungszuge bis nach Griechenland und per Schiff in das nordliche Kleinasien Eine wichtige Quelle fur diese Geschehnisse stellen die fragmentarisch erhaltenen Schilderungen des Dexippos dar Der aussere Druck hinterliess deutliche Spuren denn ganze Legionen wurden an den Fronten im Norden und Osten formlich aufgerieben Die verschlechterte geopolitische Lage des Imperium Romanum verlangte nach einer Vergrosserung der kaiserlichen Armee die Finanzierung dieser Massnahme machte wiederum eine intensivere Nutzung der Ressourcen vor allem also Steuererhohungen notwendig Bereits die Severer 193 235 hatten den Sold der Armee massiv erhoht um sich der Loyalitat der Truppen zu versichern und damit den Finanzbedarf des Staates stark vergrossert Zugleich sank das Ansehen des Kaisertums Die Soldatenkaiser hatten seit 235 notgedrungen Wege suchen mussen diese Probleme zu meistern Im Inneren war es unter ihnen teilweise zu einer Handlungsunfahigkeit der zentralen Verwaltung gekommen sowie zur zeitweiligen Loslosung von Teilgebieten des Imperiums siehe Gallisches Sonderreich und Palmyra Speziell der zeitweise Verlust der orientalischen Provinzen erwies sich als problematisch zumal Persien weiterhin eine potentielle Bedrohung darstellte Munze mit dem Bildnis Kaiser Aurelians Immer wieder hatten zudem einzelne Heeresabteilungen eigene Kaiser ausgerufen diese Usurpatoren hatten dann Burgerkriege mit dem jeweils amtierenden princeps gefuhrt die die Verteidigungskraft des Reiches gegen die ausseren Feinde noch weiter schwachten Insgesamt ist umstritten ob die inneren Konflikte und Burgerkriege eine militarische Schwache hervorriefen die die zeitweiligen Erfolge der ausseren Feinde Roms uberhaupt erst moglich machte oder ob umgekehrt die Bedrohungen von aussen die inneren Probleme des Reiches verursachten da beides untrennbar miteinander verknupft war lasst sich kaum eine eindeutige Antwort geben Allerdings war es den Kaisern seit 268 langsam gelungen der Krise die keineswegs alle Bereiche des Imperiums gleichermassen betroffen hatte Herr zu werden Ab 270 konnte die Herrschaft der Zentralregierung uber das Gesamtreich gewaltsam wiederhergestellt werden anschliessend stabilisierten sich auch die Aussengrenzen wieder da die romischen Truppen nicht mehr durch standige Burgerkriege gebunden waren Als schwieriger erwies es sich die schwer erschutterte Autoritat des Kaisertums wieder dauerhaft zu festigen In den drei Jahrhunderten seit der Begrundung der romischen Monarchie durch Augustus 27 v Chr war die staatliche Organisation des Imperiums im Wesentlichen stets dieselbe geblieben erst seit den spaten 250er Jahren hatten die Soldatenkaiser hier notgedrungen nach neuen Ansatzen gesucht und dabei vielfach improvisiert Wesentliche Weichenstellungen nahmen dabei die Kaiser Gallienus Aurelian und Probus vor die das Imperium Romanum schrittweise wieder konsolidierten die Legitimitatskrise der Monarchie aber noch nicht uberwinden konnten Trotz aller aussen und innenpolitischen Probleme in der Zeit der sogenannten Reichskrise sollten die Krisensymptome aber auch nicht ubertrieben herausgestellt werden Denn wahrend manche Teile des Reiches von den folgenden Ereignissen hart getroffen wurden prosperierten andere weiterhin In diesem Sinne durfen einzelne Krisensymptome nicht verallgemeinert und uberbewertet werden zumal fraglich ist ob selbst auf dem Hohepunkt der Krise um 260 von einer wirklich existentiellen Bedrohung gesprochen werden kann Diokletian Stabilisierung und Reform Mit dem Regierungsantritt Diokletians im Jahr 284 trat das Romische Reich in seine Spatphase ein Diokletian im Grunde selbst ein Soldatenkaiser bemuhte sich nun den romischen Staat weiter zu stabilisieren und systematisch zu reformieren Dabei griff er zahlreiche Ansatze auf die bereits von seinen Vorgangern als Antwort auf die Krise entwickelt worden waren Mit seinen Reformen lasst die Forschung traditionell und mit gutem Grund den Prinzipat enden da sie in vielerlei Hinsicht einen Neuanfang bedeuteten obwohl sie zugleich keineswegs einen vollstandigen Bruch mit der Vergangenheit darstellten Die Massnahmen waren fur die folgenden drei Jahrhunderte pragend die von Diokletian und Konstantin s u geschaffenen Strukturen wurden erst am Ende der Antike wieder aufgegeben Karte des Romischen Reichs zur Zeit der ersten Tetrarchie ab 293 n Chr So kam es unter Diokletian zu einer grundlegenden Reform der Verwaltung zu einer starkeren Zentralisierung und Burokratisierung Die Provinzen wurden verkleinert Der zivile Sektor wurde grundsatzlich vom militarischen getrennt an diesem Prinzip wurde dann bis zum Ende der Epoche festgehalten Das Reich wurde in Diozesen eingeteilt um so eine bessere Verwaltung zu garantieren gleichzeitig wurden die Provinzen verkleinert Um dem Staat stetig fliessende Steuereinnahmen zu sichern wurde das Capitatio Iugatio System im Wesentlichen handelt es sich um eine Kombination von Kopf und Grundsteuer die regelmassig geschatzt wurde geschaffen das die Berechnung der Abgaben erleichterte Es wurde eine Wahrungsreform in Angriff genommen um der grassierenden Inflation noch entgegenzutreten hatte Diokletian auf einschneidende Massnahmen zur Preiskontrolle gesetzt der jedoch wohl kein durchschlagender Erfolg beschieden war Zentrales Element der Heeresreform war die Aufteilung in ein Feldheer Comitatenses und ein Grenzheer Limitanei mit dem Ziel dass Durchbruche an der Grenze leichter mit dem Bewegungsheer abgefangen werden konnten die Trennung zwischen ihnen war allerdings wohl nicht so strikt wie die Forschung lange annahm Diese Reformen sollten sich insgesamt bewahren und dem Chaos das teils noch in der Zeit der Soldatenkaiser geherrscht hatte ein Ende bereiten sowie die Grenzverteidigung an Rhein und Donau starken Im Osten behauptete sich Rom nun auch gegen die Sassaniden die 297 98 von Diokletians Caesar Galerius geschlagen und 298 99 zu einem fur sie unvorteilhaften Frieden gezwungen wurden der bis 337 hielt Weniger Erfolg hatte Diokletian allerdings mit dem von ihm erdachten Regierungssystem der Tetrarchie Viererherrschaft das je zwei Seniorkaiser Augusti und zwei Juniorkaiser Caesares vorsah und zudem religios durch die kunstliche Adoption durch die Gotter zementiert wurde So nahm etwa Diokletian selbst der als senior Augustus auch in diesem System weiterhin die bestimmende Figur war den Beinamen Iovius an etwa Schutzling und Abkommling des Gottes Jupiter Die Uberhohung und sakrale Legitimation des Kaisertums sollte offensichtlich dazu dienen den Verlust an Ansehen und Autoritat den es wahrend der Reichskrise erlitten hatte zu kompensieren Dieser Ansatz sollte spater von Konstantin unter ganz anderen christlichen Vorzeichen aufgegriffen werden Vermutet wird dass die demonstrative Bindung der Kaiser an die traditionellen Kulte ein Grund fur die Durchfuhrung der letzten grossen Christenverfolgung war die 303 begann Nach uber vier Jahrzehnten der faktischen Duldung traf diese Attacke die Gemeinden hart und uberraschend Allerdings erwies sich die kirchliche Struktur bereits als derart gefestigt dass sie durch eine Verfolgung nicht mehr zu zerstoren war Zudem scheinen die Massnahmen nur im Osten des Reiches in aller Harte umgesetzt worden zu sein 311 beendete Galerius in einem Toleranzedikt endgultig die Christenverfolgung und sanktionierte die Ausubung der christlichen Religion Die Auflosung der Tetrarchie nach Diokletians freiwilligem Rucktritt im Jahr 305 zeigte dass sich deren System letztlich nicht gegen die dynastische Idee durchsetzen konnte die vor allem Konstantin der Grosse wieder intensiv propagierte Das diokletianische Konzept eines Mehrkaisertums hingegen sollte sich bewahren ausser zwischen 361 und 364 gab es fortan bis 476 80 immer mehr als einen Kaiser Augustus oder Caesar im Romischen Reich zwei Kaiserhofe sogar noch bis 554 Konstantin der Grosse und der Durchbruch des Christentums Kopf der Kolossalstatue Konstantins des Grossen Kapitolinische Museen Rom Konstantin der Grosse der Sohn des Tetrarchen Constantius Chlorus setzte sich in dem blutigen Machtkampf durch der kurz nach dem Rucktritt Diokletians 305 entbrannt war 306 war er nach dem Tod seines Vaters von dessen Soldaten in York zum Kaiser ausgerufen worden wurde von den anderen Tetrarchen aber nicht akzeptiert Zuerst bekampfte Konstantin Maxentius den Sohn des Tetrarchen Maximian der sich ebenfalls gegen die diokletianische Ordnung gestellt hatte und Italien kontrollierte Im Zuge des Machtkampfes zwischen Konstantin und Maxentius kam es schliesslich 312 zur Schlacht an der Milvischen Brucke die ersterer fur sich entschied Damit hatte Konstantin den Westen des Imperiums fur sich gewonnen Ab 324 war Konstantin dann Alleinherrscher des Romischen Reiches mit seinen Sohnen als Caesares nachdem er auch seinen letzten Konkurrenten Licinius mit dem er sich 313 noch verstandigt hatte Mailander Vereinbarung in der die ungestorte Ausubung des Christentums reichsweit legalisiert wurde in zwei Kriegen ausgeschaltet hatte Konstantin baute anschliessend die Reformen Diokletians weiter aus In der Verwaltung schuf er neue Hofamter wandelte den praefectus praetorio in den hochsten Zivilbeamten um und fuhrte zusatzliche Steuern ein wobei er den Solidus als neue Leitwahrung etablierte Im militarischen Bereich gehen das Amt des magister militum Heermeister und die endgultige Teilung des Heeres in ein Bewegungs und ein Grenzheer auf ihn zuruck Unter seiner Herrschaft erfolgte auch der am weitesten reichende Schritt eines romischen Kaisers seit der Begrundung des Prinzipats durch Augustus die Forderung des nur Jahre zuvor noch verfolgten Christentums als staatlich anerkannte und sogar privilegierte Religion Konstantinische Wende Es hiess ihm sei bereits vor der Schlacht an der Milvischen Brucke das Zeichen des Kreuzes erschienen und er habe seinen anschliessenden Sieg unter diesem Zeichen errungen Ab 324 setzte er diese neue Religionspolitik reichsweit um Konstantins Verhaltnis zum Christentum das er keineswegs schon zur Staatsreligion erhob ist in der Forschung weiterhin umstritten Am ehesten kann man ihn vielleicht als Anhanger des Christengottes und Forderer des Christentums bezeichnen ohne dass dies etwas uber seine Beziehung zu den anderen Kulten aussagen muss allerdings betonen manche Forscher durchaus die personliche Religiositat des Kaisers Heiden konnten jedoch weiterhin ihre Kulte ausuben und hatten Zugang zu hohen und hochsten Staatsamtern wenngleich Christen nun oft bevorzugt wurden Uneins ist sich die Forschung vor allem in Hinblick auf die Motive hinter der veranderten Religionspolitik Mehrere Historiker nehmen an dass das Bekenntnis des Kaisers zum neuen Glauben religios personlichen nicht politischen Motiven entsprang und daher ernst zu nehmen sei Andere dagegen sehen in Konstantins Wendung zum Monotheismus christlicher Pragung eine eher rationale Entscheidung namlich eine flankierende Massnahme die sein Streben nach der alleinigen Macht legitimieren und die prekare romische Monarchie auf eine solidere Grundlage habe stellen sollen So wie es nur einen Gott gebe so solle es auch auf Erden nur einen Kaiser geben Diese gezielte Verflechtung von Herrschaft und Religion wird teils als imperialer Monotheismus bezeichnet Ebenso ist es moglich dass beide Aspekte eine Rolle gespielt haben Fest steht jedenfalls dass Konstantin seine Sohne im christlichen Glauben erziehen liess der Kirche reiche Geschenke machte und die Macht der Bischofe starkte Er sicherte ausserdem die Rhein und Donaugrenze konnte die Goten in die Schranken weisen und schloss 332 einen Vertrag mit ihnen ab Aussenpolitisch stand das Reich unter ihm zuletzt so gut da wie seit dem fruhen 3 Jahrhundert nicht mehr Ein weiteres in die Zukunft weisendes Ereignis in seiner Regierungszeit war die Errichtung einer neuen Residenz Konstantinopel die Stadt des Konstantin das Neue Rom das 330 eingeweiht wurde entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zur Hauptstadt des ostlichen Reichsteils Damit verlagerte sich der Schwerpunkt nach Osten in die okonomisch starkere Halfte des Imperiums Kurz vor dem Beginn eines geplanten Feldzugs gegen das Sassanidenreich verstarb Konstantin im Mai 337 in der Nahe von Nikomedia Er liess sich wie zur damaligen Zeit keineswegs unublich erst kurz vor seinem Tod taufen Das Ende der konstantinischen Dynastie Der Sassanidenfeldzug Julians Nach dem Tod Konstantins 337 entbrannte ein blutiger Machtkampf der die konstantinische Dynastie dezimierte siehe Morde nach dem Tod Konstantins des Grossen Konstantins Sohn Constantius II seit 337 Kaiser im Osten setzte sich schliesslich 353 als Alleinherrscher durch nachdem er den Usurpator Magnentius in einem sehr verlustreichen Burgerkrieg geschlagen hatte Magnentius hatte zuvor 350 den Bruder des Constantius Constans ermordet Der dritte uberlebende Sohn Konstantins des Grossen Konstantin II war bereits 340 im Kampf gegen Constans gefallen Constantius II setzte nach seinem Sieg zunachst seinen Vetter Gallus als Caesar ein nach dessen Hinrichtung dann 355 dessen Bruder Julian siehe unten Der Kaiser forderte im sogenannten arianischen Streit die Homousianer Die durch den christologischen Streit entstandene Kluft innerhalb der Reichskirche konnte er aber nicht uberbrucken Constantius II war bei der Stabilisierung der Grenzen recht erfolgreich wenngleich die seit 338 andauernden Kampfe gegen die Perser unter Schapur II fur beide Seiten wechselhaft verliefen Sieg der Romer bei Singara 344 persische Grossoffensive 359 und Fall der romischen Festung Amida wobei Schapur zwischenzeitlich einige Jahre an seiner Nordostgrenze im Kampf gegen die Chioniten gebunden war Fur die Zeit von 353 bis 378 steht uns das letzte grosse in Latein abgefasste Geschichtswerk der Antike zur Verfugung die Kaisergeschichte des romischen Offiziers Ammianus Marcellinus Sein Werk ist aber nicht vollig frei von Parteinahme vor allem fur Julian den Vetter und Caesar des Constantius Dieser war auch bei dem von ihm gefuhrten gallischen Heer sehr beliebt sodass es bald zu Spannungen zwischen ihm und Constantius kam Julian der die Rheingrenze wenigstens vorlaufig wieder gesichert hatte wurde 360 von den Truppen in Paris zum Augustus ausgerufen und nur der naturliche Tod des Constantius im November 361 bewahrte das Reich vor einem neuen Burgerkrieg Den neuen Alleinherrscher Julian 361 bis 363 der hochgebildet und auch literarisch aktiv war nannten spater christliche Polemiker Julian Apostata Julian den Abtrunnigen da er kurz nach seinem Herrschaftsantritt im Jahre 361 eine Renaissance des Heidentums einleitete Diese hatte jedoch keinen nachhaltigen Erfolg zumal Julians Versuch aus den vielen Kulten eine vereinheitlichte pagane heidnische Staatskirche zu schaffen um so das Christentum zuruckzudrangen misslang Nach dem Tod Kaiser Julians auf einem Feldzug gegen die Sassaniden im Jahr 363 der gleichzeitig eine der grossten Militaroperationen der Spatantike darstellte und in einem Fiasko fur die Romer endete blieb das Christentum die beherrschende Religion Alle nachfolgenden Kaiser waren Christen auch Julians direkter Nachfolger der nur kurze Zeit regierende Jovian Dieser konnte mit den Persern nach dem missgluckten Feldzug seines Vorgangers Frieden schliessen Die unter Galerius eroberten Gebiete um Nisibis fielen im Frieden von 363 wieder an die Sassaniden damit wurde in Mesopotamien eine Grenze festgelegt die fur beide Seiten grundsatzlich akzeptabel war und bis 591 Bestand hatte Der Osten wurde nun immer starker christianisiert aber auch der Westen vor Konstantin weitgehend von den alten Gotterkulten gepragt offnete sich mehr und mehr dem Christentum wenngleich es in der Folgezeit zu einer ganzen Reihe von schweren innerkirchlichen Krisen kam Bereits zur Zeit Konstantins kam es zum Streit bezuglich der Donatisten und der Arianer spater kam im Osten noch das Problem des Monophysitismus hinzu Allerdings hielten sich pagane Kulte noch bis zum Ende der Spatantike befanden sich aber seit dem 4 Jahrhundert freilich auf dem Ruckzug siehe unten Religiose Entwicklungen ausserhalb des Christentums Aussenpolitisch kam das Reich nicht mehr zur Ruhe Am Rhein und entlang der Donau wurde es von Germanen und spater von den Hunnen bedrangt wahrend im Osten die Gefahr durch die Sassaniden weiter bestand Trotz des Ruckschlags von 363 verloren die Romer allerdings zunachst noch nicht die militarische Initiative hier sollte erst 378 ein Paradigmenwechsel eintreten Von Valentinian I bis zum Tod Theodosius des Grossen der Beginn der Volkerwanderung Europa mit den wesentlichen Bewegungen der Volkerwanderung Diese herkommliche Rekonstruktion ist allerdings in vielen Punkten umstritten zum Beispiel gilt die skandinavische Herkunft der Goten heute gemeinhin als Fiktion Das Reich wurde seit Kaiser Valentinian I 364 bis 375 der Jovian 364 nachfolgte wieder von je zwei Kaisern regiert Offenbar sah man sich ansonsten nicht in der Lage der ausseren Bedrohung Herr zu werden Valentinian setzte seinen Bruder Valens 364 bis 378 im Osten ein und widmete sich selbst intensiv der Grenzverteidigung Es gelang ihm denn auch die Rhein und Donaugrenze nachhaltig zu stabilisieren und mehrere militarische Erfolge zu verbuchen Wahrenddessen ereigneten sich im Osten umwalzende Veranderungen In den 70er Jahren des 4 Jahrhunderts setzte die sogenannte Volkerwanderung in Europa ein In diesem Zusammenhang ist zu beachten dass im Gegensatz zur alteren Forschung heute auf die Problematik des Begriffs Volkerwanderung und des damit verbundenen Geschichtsbildes hingewiesen wird Nicht ganze Volker wanderten es waren vielmehr unterschiedlich grosse heterogen zusammengesetzte Kriegergruppen mit Anhang die im Laufe der Zeit zu Verbanden zusammenwuchsen und schliesslich eine gewisse eigene Identitat beanspruchten siehe Ethnogenese in der neueren Forschung wird der Identitatsbegriff betont Diese Verbande waren in erster Linie an einer Teilhabe am Reichtum des Imperiums interessiert und zielten keineswegs auf dessen Zerstorung ab Vielfach wurden die Krieger angeheuert um in den romischen Burgerkriegen zu kampfen Der Begriff Volkerwanderung gilt einer wachsenden Zahl von Forschern daher als ungeeignet und uberholt Die Hunnen eine heterogen zusammengesetzte Kriegergruppe aus Zentralasien Hunne war wahrscheinlich ein Prestigename fur Gruppen aus der eurasischen Steppenregion und wurde so auch von einigen ostromischen Geschichtsschreibern spater noch als ethnographischer Gattungsbegriff fur ganz verschiedene Reitervolker aus dem Steppenraum benutzt uberrannten zunachst das Reich der Alanen am Kaspischen Meer und vernichteten um 375 das Gotenreich Greutungen Ermanarichs in der heutigen Ukraine Anschliessend drangten sie andere Gruppen darunter auch die Donaugoten Terwingen nach Westen ab Die vor den Hunnen uber die Donau gefluchteten Goten unter Fritigern wurden zunachst vom Imperium aufgenommen revoltierten dann aber aufgrund unzureichender Versorgung Sie fugten dem Ostkaiser Valens am 9 August 378 in der Schlacht von Adrianopel eine vernichtende Niederlage zu in der auch Valens fiel und mit ihm einige der besten Offiziere und Einheiten der ostlichen Feldarmee Von manchen Zeitgenossen wurde diese Niederlage bereits als Zeichen des Niedergangs Roms interpretiert und bis heute ist diese Sicht weit verbreitet Auch wenn dem inzwischen mehrere Forscher widersprechen ist zu konstatieren dass die Niederlage von 378 wohl mittelfristig eine militarische Wende einleitete Fortan versuchte das Imperium kaum noch die Barbaren durch verlustreiche Praventiv und Vergeltungskriege unter Kontrolle zu halten sondern die Kaiser setzten jetzt immer ofter auf die Zahlung von als Hilfsgelder geschonten Tributen an Germanen Hunnen und Perser Unmittelbar nach der Katastrophe von Adrianopel war die Lage Roms im Osten dramatisch aber keineswegs unrettbar Gratian 375 bis 383 der alteste Sohn Valentinians I und seit dessen Tod 375 Kaiser im Westen setzte 379 den aus Hispanien stammenden Theodosius dessen Vater ein erfolgreicher General gewesen war als Kaiser im Ostteil des Imperiums ein Theodosius ubernahm dann die schwierige Aufgabe den Osten des Reiches wenigstens vorlaufig wieder zu stabilisieren 380 erklarte dieser im Edikt Cunctos Populus das katholische Christentum zur offiziellen Konfession des Reiches und liess dies im folgenden Jahr durch ein Okumenisches Konzil bestatigen 382 schloss er einen Vertrag mit den Goten Sie konnten im Reich bleiben und sollten dem Kaiser als vertraglich gebundene Soldaten foederati dienen durften aber autonom bleiben und wurden keine romischen Burger Dieser in Inhalt und Bedeutung umstrittene Gotenvertrag ebnete nach Ansicht einiger Forscher den Weg fur die Reichsbildungen der Germanen innerhalb des Imperiums stabilisierte aber zunachst vor allem die sehr heikle Lage im Osten da Theodosius nun wieder uber ausreichend Truppen verfugen konnte 387 folgte ein Vertrag mit Persien in Bezug auf den alten Zankapfel Armenien das seit Jahrhunderten zwischen den beiden Grossmachten umstritten war Rom erhielt etwa ein Funftel Romisches Armenien Persien den Rest des Landes das sogenannte Persarmenien Mit dieser Losung waren beide Seiten offensichtlich zufrieden denn abgesehen von zwei kurzen Konflikten 421 22 und 441 herrschte bis 502 Frieden zwischen Romern und Sassaniden Auch die Perser waren an anderen Fronten durch Attacken hunnischer Gruppen gebunden Die Ruhe an der Euphratfront sollte ein wesentlicher Grund dafur sein dass die ostliche Reichshalfte das funfte Jahrhundert uberstehen konnte Daruber hinaus betrieb Theodosius eine formal anti pagane Politik die in der Umsetzung jedoch sehr massvoll war fur die ihm von den Christen spater der Beiname der Grosse gegeben wurde Darstellung Theodosius I auf einer romischen Munze Im Westen hatten sich wahrenddessen die Ereignisse uberschlagen Gratian der einige erfolgreiche Feldzuge etwa gegen die Alamannen gefuhrt hatte wurde 383 infolge eines Soldatenaufstandes in Britannien der sich rasch auf das Festland ausgebreitet hatte in Lyon ermordet Theodosius konnte sich mit dem Usurpator Magnus Maximus zunachst noch einigen hat ihn aber schliesslich 388 in der Schlacht bei Poetovio besiegt und hingerichtet Daraufhin ubergab er dem 17 jahrigen Valentinian II dem jungeren Bruder Gratians die Herrschaft im Westen Der faktischen Macht des Heermeisters des Westens des Franken Arbogast hatte der junge Kaiser aber wenig entgegenzusetzen Er fand 392 ein gewaltsames Ende durch Mord oder wahrscheinlicher Selbstmord Nach mehreren Wochen ohne westlichen Augustus liess der pagane Heermeister Arbogast schliesslich den Hofbeamten und Rhetor Eugenius zum Kaiser erheben dieser verfolgte obwohl selbst Christ gegenuber den Anhangern paganer Kulte eine relativ tolerante Politik Dies ist auch im Zusammenhang mit dem sogenannten Streit um den Victoriaaltar zu sehen Die Usurpation des Eugenius wollte Theodosius allerdings nicht akzeptieren so dass er wieder nach Westen marschierte wo er das Heer des Eugenius Anfang September 394 in der blutigen Schlacht am Frigidus vernichtend schlagen konnte in der mehrere der besten Einheiten des Westreichs vernichtet wurden die wohl nie wieder ersetzt werden konnten Eugenius wurde hingerichtet woraufhin Arbogast sich das Leben nahm Erst im Nachhinein wurde dieser Burgerkrieg zu einem religiosen Konflikt umgedeutet Dennoch Die pagane Kultausubung die Theodosius bereits 380 81 in mehreren Gesetzen empfindlich beeintrachtigt und durch weitergehende Gesetz in Jahren 391 und 392 verboten hatte erhielt damit den endgultigen politischen Todesstoss bzw verlor im Grunde alle Hoffnung auf offizielle Duldung Es sollte aber noch mindestens 200 Jahre lang eine recht beachtliche allerdings stetig abnehmende Zahl von Anhangern der alten Gotterkulte im Romischen Reich geben Theodosius einte das Reich faktisch noch einmal fur kurze Zeit bevor es nach seinem uberraschenden Tod unter seinen Sohnen Honorius im Westen und Arcadius im Osten 395 zur faktisch endgultigen Reichsteilung kam Die Zeitgenossen nahmen diese Teilung der Herrschaft die nur zufallig die letzte in einer ganzen Reihe war allerdings nicht als besondere Zasur wahr war man doch langst an ein Nebeneinander mehrerer Kaiser gewohnt Und tatsachlich wurde die prinzipielle Reichseinheit auch weiterhin betont Nicht das Imperium Romanum war geteilt worden sondern die Herrschaft uber das unteilbare Reich war wieder wie unter Valentinian I auf zwei Bruder verteilt worden Arcadius agierte dabei als der senior Augustus Die prinzipielle Reichseinheit sollte offiziell nie aufgegeben werden Die Gesetze der Kaiser galten jeweils im ganzen Reich und der Westkonsul wurde bis zum Erloschen des Konsulats unter Justinian 541 ebenso in Ostrom anerkannt wie umgekehrt der ostliche im Westreich Dennoch kam es seit 395 faktisch zu einer langsamen kulturellen und administrativen Auseinanderentwicklung der beiden Halften Der Westen stand dabei offenbar bereits bald nach 400 okonomisch schlechter da als der Osten Von der Reichsteilung von 395 bis zur Eroberung Roms 410 Das romische Reich zum Zeitpunkt des Todes Theodosius I 395 n Chr Im Osten begann eine Periode relativen Friedens der nur von gelegentlichen Kampfen an der Donaufront Hunnen und Germanen sowie 420 422 und 441 durch zwei kurze Kriege gegen das Sassanidenreich gestort wurde Erst in der zweiten Halfte des 5 Jahrhunderts musste sich auch das Ostreich wieder verstarkt der Verteidigung seiner Grenzen zuwenden Der Osten war wirtschaftlich weiterhin der starkere Reichsteil und konnte noch immer grosse Summen Geldes mobilisieren Der ostromischen Diplomatie gelang es offenbar auch mehrere Angriffswellen nach Westen umzuleiten Allerdings ist sehr fraglich ob Ostrom bewusst den Westen geopfert hat eher gehoren die Vorgange in den Zusammenhang zeitweiliger Konflikte zwischen den beiden Kaiserhofen Herrschte hingegen Frieden zwischen den Reichshalften half der Osten dem Westen wiederholt Vor allem konnte im Osten der Einfluss der Heermeister die oft barbarischer Abstammung waren teils eingedammt und schliesslich zuruckgedrangt werden Arcadius 395 bis 408 und sein Sohn Theodosius II gelten zwar traditionell nicht als besonders fahige Herrscher doch funktionierte die Verwaltung des Reiches weiterhin relativ reibungslos Der zu Beginn der Regierungszeit des Arcadius mit dem Westreich aufgebrochene Konflikt um den Besitz des Illyricum konnte beigelegt werden und die lange Dauer der Herrschaft des Theodosius der den Osten von 408 bis 450 regierte sorgte fur Stabilitat Dagegen kam das Westreich nicht mehr zur Ruhe Der Westkaiser Honorius 395 bis 423 hatte eine Zeit lang vom machtigen Heermeister Stilicho gedrangt erwogen gegen das Ostreich militarisch vorzugehen um Anspruche auf eine Oberhoheit im Gesamtreich durchzusetzen Der zivilen Reichsadministration im Westen entglitt vor allem in der Folgezeit immer mehr die Kontrolle uber den ranghochsten westlichen magister militum so dass spatestens seit den 430er Jahren die Heermeister die wahre Macht im Westen waren gestutzt auf ihre militarische Verfugungsgewalt Die Reichsgrenze am Rhein kollabierte zum Jahreswechsel 406 7 siehe Rheinubergang von 406 und sich ganze Stammesverbande Zutritt zum Westreich verschafften so etwa Vandalen Sueben und Alanen spater auch Burgunden Ob die fremden Krieger vor den Hunnen flohen oder wie einige Quellen behaupten von den Romern selbst ins Land gerufen worden waren ist unklar und umstritten Fest steht dass seit 406 die inneren Konflikte im Westreich zu neuen Burgerkriegen fuhrten 408 wurde Stilicho der einerseits ein fahiger Militar war und sich zudem durchaus loyal gegenuber dem Kaiser verhielt andererseits aber die politische Rolle des Heermeisteramts im Westen weiter aufgewertet hatte mit dem Wissen seines Schwiegersohnes Honorius gesturzt und umgebracht Doch da der Kaiser unfahig war selbst tatkraftig die Regierung zu ubernehmen eskalierte die Krise immer weiter Zum einen kampfte man am Kaiserhof um Einfluss auf den schwachen Herrscher zum anderen versuchten Militarfuhrer romischer und nichtromischer Herkunft sich gewaltsam Einfluss im Reich zu verschaffen In Britannien erhoben sich 406 7 kurz nacheinander mehrere Usurpatoren siehe Marcus und Gratian zuletzt Konstantin III 411 folgte die Usurpation des Jovinus in Gallien Nicht ganz zu Unrecht bezeichnete der Kirchenvater Hieronymus Britannien denn auch als eine an Tyrannen Usurpatoren fruchtbare Provinz Konstantin fuhrte 407 den grossten Teil des noch bestehenden britannischen Feldheeres nach Gallien wo er in Kampfen mit den dort eingefallenen Germanen und loyalen westromischen Truppen aufgerieben wurde Die wenigen in Britannien zuruckgebliebenen Verbande durften sich im Laufe der Zeit aufgelost haben als die Insel faktisch sich selbst uberlassen wurde weshalb es dort 409 zum Aufstand gegen die romische Autoritat kam Es bildete sich lokale romano britische Herrschaften Sub Roman Britain doch sind kaum Details bekannt Die im Laufe des 5 Jahrhunderts eingewanderten Angelsachsen drangten die Romano Briten bis ins 7 Jahrhunderts immer weiter zuruck Es bildeten sich nun angelsachsische Herrschaften einzelne romano britische Gebiete konnten jedoch ihre Unabhangigkeit bewahren so Wales und das heutige Cornwall Da eigene Truppen immer schlechter finanziert werden konnten musste man in Westrom verstarkt auf weitaus billigere Foederaten zuruckgreifen also reichsfremde Krieger die als Verbundete galten und nur indirekt romischem Befehl unterstanden Dies war eine Folge des zunehmenden Verlusts von Ansehen und Mittel der kaiserlichen Regierung im Westen Einer dieser Befehlshaber von foederati war der Gote Alarich der schon zuvor im Ostreich aktiv gewesen teils auf eigene Faust teils als Verbundeter Stilichos Alarich wollte fur seine Manner vor allem die Zuweisung von Land erkampfen um dem Kriegerverband eine dauerhafte Versorgung annona zu sichern Als die Verhandlungen mit dem westromischen Kaiser Honorius scheiterten sah sich Alarich zu einem radikalen Schritt gezwungen Ende August 410 kam es zur Plunderung Roms durch Alarichs westgotische Truppen Die Stadt war zwar langst nicht mehr hauptsachlicher Regierungssitz des Westreiches aber immer noch wichtiges Symbol des Gesamtreichs Diese dreitagige systematische Plunderung war ein Fanal fur die Altglaubigen war dies ein untrugliches Zeichen dafur dass die Gotter das Reich fur die Abkehr vom alten Glauben bestrafen wollten Augustinus von Hippo schrieb daraufhin sein grosses Werk De civitate Dei Uber den Gottesstaat als direkte Antwort auf diesen Vorwurf und auch Orosius versuchte zu beweisen dass die Katastrophe nichts mit der neuen Religion zu tun habe sondern dass es den Romern unter den christlichen Kaisern im Gegenteil sogar besser gehe als fruher Sicher ist dass das Ansehen der westromischen Regierung durch die Vorgange schweren Schaden nahm Die neuere Forschung betont dabei vermehrt dass es sich bei der Plunderung nicht um eine Eroberung Roms durch fremde Barbaren handelte sondern um Ereignisse die eher in den Kontext eines Burgerkrieges gehoren an dem Alarich und seine foederati beteiligt waren Das funfte Jahrhundert im West und Ostreich Der Zusammenbruch des Westreichs Der Zusammenbruch der Rheingrenze 406 hatte das Westreich fur mehrere Jahre gelahmt auch wenn die germanischen Kriegergruppen die nun vor allem unter der Fuhrung von Heerkonigen bzw reges auftraten in der Regel nach wie vor primar an einer Integration in das Imperium und an verlasslichen Einkunften interessiert waren Ihre Absicht bestand nie darin das Imperium zu zerstoren vielmehr wollten sie an der romischen Zivilisation teilhaben In diesem Zusammenhang kam es jedoch wiederholt zum Konflikt mit der immer schwacher werdenden westromischen Zentralregierung Der Westen erlebte im 5 Jahrhundert einen Kreislauf von finanziell okonomischem und politischem Niedergang der die Wehrkraft des Reiches verringerte und daraus folgenden Plunderungszugen die zu okonomischen Einbussen fuhrten die es den Kaisern noch schwerer machten Soldaten zu bezahlen Von Germanen und Hunnen bedroht oft von Burgerkriegen zerrissen zudem immer der Gefahr eines Putsches durch einen ehrgeizigen Heermeister ausgesetzt die durch ihre Kontrolle der Armee die wahre Macht hinter dem westlichen Kaiserthron waren und durch ihren Einfluss auf die Kaiser herrschten und teils von unfahigen Kaisern regiert verlor die westromische Regierung nach und nach die Kontrolle uber ihre wichtigsten Provinzen Zeitweilig konkurrierten im Westen bis zu sechs Kaiser gleichzeitig um die Macht Die Kontrolle uber einige der wichtigsten Provinzen des Reiches ging dem seit Ende 402 in Ravenna residierenden westromischen Kaiser Honorius verloren aber zunachst mit Ausnahme Britanniens noch nicht dauerhaft Denn ab 411 gelang unter dem Heermeister und kurzzeitigen spateren Kaiser Constantius III eine vorlaufige Stabilisierung Dieser setzte sich nacheinander skrupellos gegen seine Rivalen durch und brachte Honorius und die Zentralregierung unter seine Kontrolle 421 erzwang er seine eigene Kaisererhebung und rustete anschliessend zum Burgerkrieg gegen Theodosius II der ihn als Usurpator ansah Die Westgoten waren besiegt und 418 in Aquitanien angesiedelt worden sie kampften als Soldner im Auftrag des Kaisers gegen Bagauden brachten spater auch den Sueben eine schwere Niederlage bei und standen noch 451 auf romischer Seite Erst 469 sollten sie das foedus mit Rom brechen Solidus gepragt 437 zur Feier der Hochzeit Valentinians III mit Licinia Eudoxia der Tochter des ostromischen Kaisers Theodosius II Auf der Ruckseite werden sie zu dritt in Hochzeitskleidung dargestellt Theodosius hinter dem Brautpaar und grosser was seine uberlegene Stellung illustrieren soll Auf der Vorderseite Valentinian III im Profil Nach dem uberraschenden Tod von Constantius III 421 und Honorius kam es 423 erneut zu inneren Wirren und einer Usurpation bis der Ostkaiser Theodosius II seinen jungen Vetter Valentinian III mit Truppen nach Italien schickte und Ende 425 als neuen Kaiser des Westens installierte Sowohl Honorius als auch Valentinian III waren Kindkaiser die bei der Regierung von anderen vor allem dem obersten Heermeister im Westen abhangig waren Mitten in diese scheinbare Erholungsphase fiel aber die nachste Katastrophe Der Verband der Vandalen setzte unter ihrem rex Geiserich 429 von Spanien nach Africa uber und eroberte 439 unter Bruch eines foedus Karthago Geiserich entriss damit unter Ausnutzung erneuter innerromischer Machtkampfe die reichste Provinz des Westreiches dem Zugriff der westromischen Zentralregierung die danach effektiv nur noch uber Italien Dalmatien und Noricum sowie Teile Galliens Hispaniens und Mauretaniens herrschte Alle Versuche das fur den Westen uberlebensnotwendige Africa zuruckzugewinnen waren vergebens Damit verlor Westrom den Grossteil seiner Einnahmen und den Hauptlieferanten seines Getreides und Geiserich besass mit Kartago zudem eine Machtbasis die ihm Eingriffe in die Innenpolitik des Reiches ermoglichte 442 musste man seine Stellung durch ein neues foedus anerkennen Ungefahre Ausdehnung des Hunnenreichs unter Attila bzw die von den Hunnen abhangigen Stamme Der neue starke Mann in Ravenna war der magister militum und patricius Aetius der sich 433 dank hunnischer Militarhilfe in einem blutigen Machtkampf durchgesetzt hatte und der nun die Regierungsgeschafte leitete so dass Valentinian III weiterhin ohne reale Macht war Aetius war durchaus fahig doch konnte er den Verfall der Zentralgewalt nur sehr bedingt und vorlaufig aufhalten aber nicht umkehren zu gross waren die militarischen und vor allem nach dem Verlust der reichen Provinz Africa die wirtschaftlich fiskalischen Probleme Der westromische Herrschaftsbereich schmolz im Wesentlichen auf Italien Teile Galliens und Hispaniens zusammen doch selbst diese Gebiete konnte nicht dauerhaft gehalten werden wobei das westromische Heer zunehmend barbarisiert wurde Aetius stutze sich sowohl bei internen Machtkampfen als auch bei der Abwehr ausserer Angriffe teils auf angeworbene hunnische Kontingente Die Bedrohung durch den machtigen Hunnenkonig Attila der an der mittleren Donau ein Steppenreich errichtet hatte betraf grundsatzlich West und Ostrom von denen sich Attila dringend benotigte Geldmittel erpresste In den 440er Jahren gelang es Attila dem Ostreich mehrmals empfindlichen Schaden zuzufugen als Konstantinopel die Geldzahlungen an die Hunnen vorubergehend einstellte Die Folge waren hunnische Angriffe auf ostromisches Gebiet 441 42 und 447 bevor der Ostkaiser Theodosius II einlenkte und im sogenannten Anatoliusfrieden erheblichen Zahlungen zustimmen musste Die Hunnen waren aber nicht nur Gegner sondern agierten auch als Partner Roms Die Kaiserhofe im West und Ostreich waren grundsatzlich bestrebt moglichst gute Beziehungen zu den Hunnen zu unterhalten um so die Gefahr von Angriffen der Hunnen oder ihnen untergebenen gentes aus dem Barbaricum zu reduzieren Attilas Vorganger Rua agierte mehrmals als Gegner und Partner Roms und erhielt dafur offenbar Zahlungen Die Hunnen konnten ihr Ziel am Wohlstand des Imperiums zu partizipieren im Grunde als angeworbene Soldner als plundernde Kriegergruppen oder durch indirekten Druck und Erpressung von Tributen erreichen Die materielle Abhangigkeit der Hunnen ist durchaus typisch fur das Beziehungsgeflecht zwischen Reitervolkern und den an sie grenzenden sesshaften und staatlich organisierten Gemeinwesen Infolge einer oft prekaren Existenzgrundlage waren Reitervolker auf die Ressourcen sesshafter Gesellschaften angewiesen wodurch sich eine Spannungssituation ergab die die Forschung als endemischen Konflikt bezeichnet Die Hunnen waren okonomisch stets auf erzwungene romische Tributleistungen bzw auf Beute angewiesen um mit diesen Mitteln die eigene Gefolgschaft an den Herrscher zu binden und so den nur locker aufgebauten Herrschaftsverband zusammenzuhalten Diese Gefolgschaft umfasste neben hunnischen Gruppen auch mehrere germanische Verbande die unter hunnischer Herrschaft ihre eigene Identitat behielten Bis 450 attackierte Attila vor allem Ostrom und hatte durch seine Hegemonie uber viele barbarische gentes Westrom eine kleine Ruhepause verschafft Fur die Zeit Attilas ist die wichtigste erzahlende Quelle das nur fragmentarisch erhaltene Werk des Priskos der als Mitglied einer ostromischen Gesandtschaft im Jahr 449 selbst an den Hunnenhof reiste wo ein vom ostromischen Hof dilettantisch geplanter Mordversuch an Attila scheiterte Bis zu diesem Zeitpunkt war das Verhaltnis zwischen Attila und dem machtigen Heermeister Aetius im Westreich nicht frei von Spannungen aber insgesamt besser als das Verhaltnis Attilas zum Ostreich 451 jedoch griff Attila wohl auf Bitten der Augusta Honoria in westromische Machtkampfe ein und attackierte Aetius in Gallien dort konnte der Heermeister ihn im Juni 451 in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern abwehren Aetius musste dabei aber bezeichnenderweise massiv auf zumeist westgotische foederati zuruckgreifen Die regulare westromische Armee die wegen fehlender Mittel kaum noch finanziert werden konnte war bereits im Verschwinden begriffen sie erlitt in der Schlacht hohe Verluste die sich nicht mehr ausgleichen liessen Attila fuhrte 452 einen wenig erfolgreichen Feldzug in Italien doch die Macht der Hunnen befand sich bereits im Niedergang Mit Attilas Tod endete 453 der Machtkampf zwischen ihm und Aetius um die Kontrolle des Westens Der patricius schien auf dem Hohepunkt seiner Macht zu sein doch hatte er sich wohl uberschatzt als er dem Kaiser eine Heiratsverbindung zwischen seinem Sohn Gaudentius und einer Tochter Valentinians vorschlug Ende 454 erschlug Valentinian III der letzte Kaiser der theodosianischen Dynastie eigenhandig den ubermachtigen Heermeister um sich von seinem Einfluss zu befreien und wieder selbst die Regierung zu ubernehmen Diesen Mord musste der Kaiser bald darauf selbst mit seinem Leben bezahlen Er wurde im Marz 455 von fruheren Gefolgsleuten des Aetius ermordet Anschliessend brach ein neuer Burgerkrieg aus in den auch Geiserich eingriff der herbeigerufen von den Feinden des neuen Kaisers Petronius Maximus im Mai 455 Rom plunderte Das nur locker aufgebaute Hunnenreich loste sich derweil nach der Schlacht am Nedao 454 55 auf wobei verschiedene gentes die Gunst der Stunde nutzten und eigene Reiche auf vormals westromischen Boden errichteten Der Zerfall des Attilareichs das grosse Teile des Barbaricums kontrolliert hatte hatte das Eingreifen der Romer als Ordnungsmacht erfordert was aber Ostrom nur bedingt und Westrom uberhaupt nicht mehr leisten konnte Nach dem Tod des uberaus ehrgeizigen Aetius der seine Stellung als Heermeister durch eine offene Konfrontation mit dem westromischen Hof erlangt hatte beschleunigte sich der staatliche Erosionsprozess im Westreich Die nachfolgenden Kaiser im Westen waren durchweg glucklos und eher Schattenkaiser wenngleich einige tatkraftige Herrscher wie Majorian oder Anthemius durchaus bemuht waren wieder die Initiative zu gewinnen Doch die eigentliche Macht im Westreich lag nun endgultig bei den Anfuhrern der Armeen statt bei der Zivilverwaltung Das Verhaltnis zwischen den Heermeistern und den Kaisern war seit der Reichsteilung von einer zunehmenden Interaktion gepragt womit der Einfluss der Heermeister stieg Die hohen Militars im Westen erlagen schliesslich der Versuchung der Macht Im Ostreich sollte es den Kaisern hingegen gelingen das Militar wieder unter kaiserliche Kontrolle zu bringen siehe unten Von 456 bis 472 fuhrte in Westrom der magister militum Ricimer faktisch die Regierungsgeschafte Er war fur den Tod mindestens zweier Kaiser verantwortlich die sich ihm widersetzten 472 kam es zwischen ihm und Anthemius zu einem regelrechten Burgerkrieg in dem der Kaiser dem Heermeister unterlag In der neueren Forschung wird allerdings auf den eingeengten Handlungsspielraums des Heermeisters hingewiesen da ihm nach dem Verlust der reichen Provinz Africa dem faktischen Verlust Hispaniens und mit der fragilen Situation in Gallien kaum militarische und finanzielle Ressourcen zur Verfugung standen Die Sicherung Italiens war der zentrale Punkt in Ricimers Reichspolitik womit er aber die gallischen Eliten verlor da Gallien faktisch aufgegeben wurde Ricimer konnte zwar durchaus einige kleinere Erfolge im Abwehrkampf Westroms verbuchen Eine grosse gemeinsame Operation des West und Ostreiches gegen Geiserich scheiterte jedoch 468 was 474 zur faktischen Anerkennung des nordafrikanischen Vandalenreiches durch Ostrom fuhrte Um 469 losten dann die Westgoten das formale Abhangigkeitsverhaltnis zum Kaiser endgultig auf nachdem sie schon zuvor im weitgehenden Einvernehmen mit der galloromischen Aristokratie einen Staat im Staate errichtet hatten Festzuhalten bleibt dass sich alle Westkaiser nach 455 in einer prekaren Situation befanden mit einem immer weiter zusammenschmelzenden Herrschaftsbereich mit instabilen politischen Verhaltnissen sowie immer geringer werdenden finanziellen und militarischen Ressourcen Ihr Handlungsspielraum wurde zunehmend kleiner woran der Einfluss des obersten Heermeisters magister utriusque militiae einen nicht geringen Anteil hatte Westrom fiel letztlich einem politischen Desintegrationsprozess zum Opfer Spatestens seit dem fruhen 5 Jahrhundert nahm der politische Einfluss der hohen Militars im Westreich derart zu dass die Heermeister die wahre Macht ausubten Neben dem Militar entglitten aber auch zusehends wichtige Provinzen vor allem Africa bald darauf aber auch grosse Teile Hispaniens und Galliens der kaiserlichen Kontrolle Die Westkaiser die von sehr unterschiedlicher Qualitat waren waren bei schwindenden Ressourcen mit erheblichen strukturellen Problemen konfrontiert die sich schliesslich als nicht mehr losbar erwiesen Andere Militarfuhrer oder auch Anfuhrer diverser gentes agierten wahrenddessen als Warlords auf eigene Rechnung und profitierten so von der politischen Erosion im Westreich Die gentes traten schrittweise an die Stelle der zerfallenden westromischen Zentralgewalt ohne dass dies so zumindest die Ansicht von Forschern wie Walter Goffart zunachst spurbare Folgen fur die Bevolkerung der Gebiete gehabt zu haben scheint Die exakten Modalitaten der Ansiedlung erhielten die foederati Land oder nur einen Anteil an den Steuereinnahmen werden noch in der Forschung diskutiert Die Westgoten nahmen in den Jahrzehnten ab 450 schrittweise auch den grosseren Teil Hispaniens in Besitz wahrend sich die Franken in der Belgica im Norden Galliens einrichteten Die romischen Verwaltungsstrukturen wurden dabei zunachst ubernommen da die Generale der foderierten Truppen auf sie angewiesen waren um die annona militaris fur ihre Krieger eintreiben zu konnen Sie wollten den romischen Staat nicht zerstoren sondern mit ihren Truppen an die Stelle der romischen Armee treten Mit der Absetzung des Usurpators Romulus Augustulus am 4 September 476 durch Odoaker den Anfuhrer der foderierten Truppen in Italien regulare westromische Truppen existierten zu diesem Zeitpunkt kaum noch nachdem 471 der letzte westromische Verband in Gallien unter dem Kommando des Anthemiolus von den Westgoten vernichtet worden war erlosch de facto das westromische Kaisertum Der letzte legitime Kaiser des Westens war allerdings Julius Nepos der 475 zur Flucht aus Italien gezwungen war und erst 480 in Dalmatien verstarb Das Westreich war jedoch bereits seit dem Verlust von Africa okonomisch kaum noch lebensfahig gewesen wenn man auch die Bedeutung des Zusammenbruchs der kaiserlichen Herrschaft in Italien vielleicht nicht unterschatzen sollte Die Zeit des Mehrkaisertums war voruber da der Westen keines eigenen Augustus mehr bedurfte Die machtlosen Kaiser in Ravenna hatten zuletzt eher destabilisierend gewirkt die wahre Macht lag im 5 Jahrhundert bei den westromischen Militarbefehlshabern die untereinander um das oberste Heermeisteramt konkurrierten Dass es im 6 Jahrhundert noch einmal kurzzeitig gelingen sollte Italien Nordafrika und Sudspanien mit dem Ostreich zu vereinen war um 480 kaum abzusehen Es ist denn auch bezeichnend dass bereits vor 476 mit dem Dahinschwinden der staatlichen Autoritaten die Kirche im Westen eine zunehmende gesellschaftliche Rolle spielte In Nordgallien hielt sich zunachst noch ein vom ehemaligen westromischen Feldherrn Aegidius 461 vielleicht im Bundnis mit dem Frankenkonig Childerich I gegrundetes galloromisches Restreich unter Syagrius bevor dieses 486 87 von den Franken erobert wurde siehe unten Im Moselraum konnte sich der gebildete Arbogast der Jungere noch bis etwa 480 in Trier halten wo er Reste der romischen Verwaltungsordnung bewahrte bevor die Stadt an die Franken fiel Im Alpenraum wie in Noricum siehe Severin von Noricum und Limes Noricus brach die romische Herrschaft etwa zeitgleich mit der Herrschaftsubernahme Odoakers zusammen Um nicht selbst als Usurpator zu gelten erkannte Odoaker den Kaiser des Ostens offiziell als seinen Herren an Auch die Konige der ubrigen barbarischen Foderatenreiche auf westromischem Boden sahen nun den ostromischen Kaiser als ihren nominellen Oberherren an Und in der Tat verlor Konstantinopel den Westen in den folgenden Jahrzehnten keineswegs aus den Augen Ostrom Stabilitat in schwieriger Zeit Der Osten des Imperiums okonomisch reicher und stabiler als der Westen erwehrte sich weitaus erfolgreicher der ausseren Bedrohung Vor allem gelang es der Zentralregierung trotz einiger Probleme im Unterschied zum Westen die Kontrolle uber das Reich und die Armee zu behalten Der Einfluss der Heermeister konnte eingedammt werden zumal in Konstantinopel der Senat der Patriarch und die Zirkusparteien politisch relevante Faktoren blieben Anders als Westrom wurde der Osten nicht durch endlose Burgerkriege geschwacht erst nach 470 kam es zu einer Krisenphase die aber uberwunden werden konnte In seiner langen Regierungszeit hat Kaiser Theodosius II 408 bis 450 seit 424 verstarkt den Gedanken der Einheit des Imperium Romanum vertreten und auch dafur gesorgt dass der Codex Theodosianus von 438 im Gesamtreich Gultigkeit erlangte Als senior Augustus beanspruchte er grundsatzlich das letzte Wort auch in Fragen die den Westen betrafen 425 liess er beispielsweise Truppen in den Westen verlegen um gegen den Usurpator Johannes den Anspruch Valentinians III durchzusetzen Im Inneren konnte Theodosius den die neuere Forschung positiver bewertet als die altere die Vorrangstellung des Kaisers gegenuber den hohen Militars bewahren Zwei kurze Kriege mit den Sassaniden 421 22 gegen Bahram V und 441 gegen Yazdegerd II sowie Konflikte mit dem Hunnenherrscher Attila an der Donaugrenze stellten keine existentielle Gefahr fur das Ostreich dar Kaiser Markian 450 bis 457 der 450 ohne Zustimmung Valentinians III die Nachfolge von Theodosius II angetreten hatte verweigerte Attila den Tribut den man seit 447 zu zahlen hatte Markian sicherte sowohl die Donaugrenze als auch die Wustengrenze in Syrien und dem sudlichen Agypten gegen feindliche Stamme Des Weiteren betrieb er eine recht erfolgreiche Finanzpolitik Eine von ihm in der Religionspolitik angestrebte dogmatische Einigkeit gelang allerdings nicht Im Gegenteil Das Konzil von Chalcedon im Jahr 451 vertiefte vielmehr die Graben zwischen der monophysitischen Kirche in den orientalischen Provinzen und der orthodoxen Kirche in Rom und Konstantinopel Aussen wie innenpolitisch stand das Ostreich in der zweiten Halfte des 5 Jahrhunderts trotz mancher Probleme relativ gut da Attila richtete seine Angriffe 451 wie gesagt gegen das Westreich wohl auch deshalb weil der Hunne wusste dass die ostromischen Balkanprovinzen bereits verwustet und ausgeblutet waren Die ubrigen Provinzen des Ostens befanden sich aber nicht in Reichweite von Hunnen oder Germanen da die starke Festung Konstantinopel den Hellespont kontrollierte und ein Ubersetzen von Europa nach Asien verhinderte um seine auf Erfolg beruhende Herrschaft zu wahren musste Attila daher fast zwangslaufig nach Westen ausweichen Den traditionellen Vorwurf Ostrom habe den Westen bewusst den Barbaren ausgeliefert hat die moderne Forschung angesichts der wiederholten Hilfsversuche Konstantinopels das auf dem Balkan und insbesondere an der Perserfront selbst militarisch gebunden war inzwischen aber in der Regel fallen gelassen Mindestens in den Jahren 410 425 441 452 456 468 und 472 schickten die Ostkaiser Heere nach Westen um dort einzugreifen bzw ihren Mitherrschern zu helfen doch all diese Versuche scheiterten An der romischen Ostgrenze konnte mit den Sassaniden die selbst an ihrer Nordostgrenze gegen nomadische Invasoren kampften Iranische Hunnen von 441 bis 502 weiter Frieden gehalten werden was eine grosse Entlastung darstellte da die Regierung in Konstantinopel daher ungestort auf die Einkunfte der reichen Orientprovinzen zuruckgreifen konnte Das im Inneren ebenso wie nach aussen befriedete deshalb okonomisch leistungsfahigere und dichter bevolkerte Ostreich konnte sich darum im Gegensatz zum Westromischen Reich behaupten Offenbar gelang es dem Staat hier zudem bereits fruh weitaus besser auf seine Ressourcen zuruckzugreifen Im funften Jahrhundert betrugen die ostlichen Staatseinnahmen ein Vielfaches der westlichen Medaillon aus Senigallia mit dem Bildnis des Ostgotenkonigs Theoderich des Grossen Kaiser Leo I 457 bis 474 schaltete zudem 471 den machtigen Heermeister Aspar aus der versucht hatte eine ahnlich dominante Stellung zu erlangen wie Aetius oder Ricimer im Westen Durch diesen Befreiungsschlag gelang es Leo die Handlungsspielraume des Ostkaisers gegenuber dem Militar wieder entscheidend zu erweitern Nicht wenige barbarische Soldaten in ostromischen Diensten wurden in der Folge erschlagen und die Kaiser griffen bei der Rekrutierung fortan wieder starker auf Reichsangehorige zuruck Diese stammten zwar meist aus jenen Gebieten die am wenigsten romanisiert waren waren aber insgesamt loyal Zeno 474 bis 491 der selbst Isaurier war konnte dann nicht zuletzt mit Hilfe von Soldaten aus diesem als halbbarbarisch geltenden Volk die Lage des Ostromischen Reiches verbessern Er legte damit den Grundstein fur die Vormachtstellung die die Kaiser des folgenden Jahrhunderts im Mittelmeerraum einnehmen sollten Andererseits war die Legitimitat seiner Herrschaft bis zuletzt umstritten weshalb seine Regierungszeit von Burgerkriegen und Usurpationsversuchen siehe Basiliskos und Illus gepragt war und sich erst gegen Ende stabilisierte Kirchenpolitisch brachte das 482 erlassene Edikt Henotikon nicht das erhoffte Ende der theologischen Streitigkeiten im Ostreich Auf dem Balkan sah sich der Kaiser zudem mit der Gefahr durch gotische Kriegergruppen konfrontiert Zeno schloss 488 einen Vertrag mit dem rex der Ostgoten Theoderich und schickte ihn im Jahre 489 mitsamt seinen gotischen foederati nach Italien Die Hintergrunde sind allerdings trotz scheinbar eindeutiger Aussagen der Quellen umstritten Der Kaiser profitierte jedenfalls insofern als er eine potentielle Gefahr umleitete wahrend Theoderich Zugriff auf neues und reiches Siedlungsland erlangte Theoderich den man spater aufgrund seiner Leistungen den Grossen nannte gelang es binnen vier Jahren das gesamte Land unter seine Kontrolle zu bringen 493 ermordete er Odoaker und regierte fortan formal als Statthalter des Kaisers in Italien wobei er jedoch eine sehr eigenstandige Politik betrieb Im Ostgotenreich hielt man allerdings an der romischen Verwaltungspraxis fest und hielt auch den Senat weiterhin in Ehren wahrend das Land kulturell eine spate Blutezeit erlebte siehe auch Boethius Die Mittelmeerwelt im sechsten Jahrhundert Ostromische Hegemonie Anastasios I 491 bis 518 befreite den ostromischen Staat kurz vor 500 vom Einfluss der Isaurier und erwies sich auch ansonsten als tatkraftiger Kaiser Anastasios hinterliess aufgrund einer klugen Wirtschaftspolitik und der konsolidierten Finanzen seinen Nachfolgern den gewaltigsten Staatsschatz in der romischen Geschichte angeblich 320 000 Goldpfund Er bekampfte erfolgreich Usurpationsversuche so den Staurotheis Aufstand der ohnehin oft unruhigen Zirkusparteien in Konstantinopel im Jahr 512 und die Revolte Vitalians im Jahr 513 In der Religionspolitik betonte er die Unterschiede zur papstlichen Position Der Kaiser hatte anders als seine Vorganger und Nachfolger Sympathien fur die Monophysiten ging aber nicht aktiv gegen chalcedonensische Christen vor Im Osten befand sich Ostrom seit 502 wieder im Krieg mit Persien wo schwere Kampfe um Amida ausbrachen 506 konnte ein befristeter Waffenstillstand mit Kavadh I geschlossen werden der sogar 20 Jahre hielt Im Westen scheinen die germanischen Herrscher die zumindest formale Oberhoheit Konstantinopels weitgehend akzeptiert zu haben wenngleich weiterhin gewisse Spannungen bestehen blieben dies gilt vor allem fur die Beziehungen zum Ostgotenreich in Italien Kaiser Justin I 518 bis 527 beendete 519 das Akakianische Schisma das die Kirchen von Konstantinopel und Rom etwa 30 Jahre lang getrennt hatte Er verscharfte durch diese Wiederannaherung an den Westen aber den Konflikt mit den Monophysiten Des Weiteren nahmen die Spannungen mit dem Ostgotenreich zu zumal die Goten arianische Christen waren Justin unterstutzte das Vorgehen Ella Asbehas des Negus von Aksum im sudarabischen Raum was den ostromischen Handelsinteressen diente und gleichzeitig den Einfluss der Perser fur einige Jahre zumindest zuruckdrangte Im Osten brach jedoch 526 erneut ein Krieg mit Persien aus nachdem der iberische Konig Gurgenes Justin um Hilfe gebeten hatte und Justin bereits zuvor den ostromischen Einfluss im kleinen Reich Lasika verstarkt hatte Der Krieg dauerte noch nach dem Tod Justins bis 532 an Die spatantike Welt um 560 n Chr Ostrom auf dem Hohepunkt seiner Macht Justins Neffe und Nachfolger Justinian 527 bis 565 der als eine der grossen Herrschergestalten der Spatantike angesehen wird gelangte 527 an die Macht Seine Regierungszeit ist aufgrund der recht reichhaltigen Quellenlage Geschichtswerke Gesetzestexte und archaologische Funde etc besonders gut dokumentiert wobei vor allem die Werke des Prokopios von Caesarea hervorzuheben sind speziell dessen Historien in acht Buchern Der 532 ausgebrochene Nika Aufstand wurde blutig unterdruckt anschliessend kam es nicht mehr zu einer innenpolitisch bedrohlichen Machtprobe Justinian betrieb seit 533 34 eine offenbar grossangelegte Restaurationspolitik die auf Ruckgewinnung ehemals westromischer Gebiete abzielte Diesem Versuch der Wiederherstellung des Imperiums war ein zwar nur beschrankter aber dennoch zunachst erstaunlicher Erfolg beschieden Mit Nordafrika Vernichtung des Vandalenreichs siehe auch ostromische Herrschaft im Maghreb Italien Eroberung des Ostgotenreichs und Sudspanien Eroberung einiger westgotischer Gebiete siehe Spania wurden zwischen 533 und 552 die Kerngebiete des Reiches wieder der romischen Herrschaft unterworfen Dies war vor allem den Leistungen von Justinians fahigen Generalen Belisar Sittas und Narses zu verdanken Allerdings gingen wichtige Teile Italiens das erst nach harten Kampfen im Gotenkrieg erobert worden war an die Langobarden verloren als diese 568 in Italien einfielen Zudem wurde das Reich seit 541 von einer verheerenden Pestepidemie heimgesucht was offenbar zu einer demografischen und daraus folgend okonomischen Krise fuhrte Hinzu traten seit 536 schwere klimatische Probleme Im Osten musste sich Justinian ausserdem nachdem es 532 zu einem Friedensvertrag gekommen war seit 540 wieder gegen die Perser zur Wehr setzen deren Konig Chosrau I sich zum grossen Gegenspieler des Kaisers entwickelte und ab 540 mehrmals auf ostromisches Gebiet vorstiess Der Perserkrieg fur den Prokopios die wichtigste Quelle ist band erhebliche Krafte und sollte bis 562 andauern und schon zehn Jahre spater wieder aufflammen Mosaik mit der Darstellung Kaiser Justinians Dennoch erlebte die spatantike Kultur unter Justinian einen letzten Hohepunkt Innenpolitisch stutzte sich der Kaiser zu Beginn seiner Regierungszeit unter anderem auf Tribonianus der 542 an Folgen einer Pesterkrankung verstarb und Johannes den Kappadokier der 541 in Ungnade fiel Bis zu ihrem Tod im Jahr 548 gehorte auch seine Ehefrau Theodora I zum engeren Beraterkreis des Kaisers wogegen Prokopios in seiner Geheimgeschichte polemisierte Justinian kummerte sich personlich intensiv um die Religionspolitik dennoch konnten mehrere der schwierigen theologischen Probleme nicht gelost werden so dass die Durchsetzung eines einheitlichen christlichen Glaubensbekenntnisses fur das gesamte Reich nicht gelang Der Kaiser betrieb des Weiteren eine energische Bau und Rechtspolitik siehe Corpus iuris civilis Die auf seinen Befehl hin vorgenommene Kodifikation des romischen Rechts erwies sich als dauerhafte Errungenschaft und der kaiserliche Machtanspruch wurde auch von den meisten verbliebenen Germanenreichen moglicherweise mit Ausnahme des Frankenkonigs Theudebert I akzeptiert Als Justinian 565 nach 38 jahriger Herrschaft starb war Ostrom ungeachtet aller Krisensymptome die Vormacht der Mittelmeerwelt Allerdings hatte die Restaurationspolitik Justinians letztlich auch die Ressourcen Ostroms bis an die Grenze strapaziert zumal das Reich nun einen wesentlich grosseren Herrschaftsbereich sichern musste was sich militarisch und fiskalisch bemerkbar machte Die romisch persische Grenze zum Zeitpunkt des Todes Justinians im Jahr 565 Justinians Nachfolge trat sein Neffe Justin II an 565 bis 574 78 der leere Kassen und ein von den Kriegen und Pestwellen erschopftes Reich ubernahm Das kulturelle Leben im Osten erfuhr in dieser Zeit einen zunehmenden Wandel und das Reich ging schon recht bald nach Justinian der als letzter romischer Kaiser Latein zur Muttersprache hatte eigene Wege als der Westen Eine Reihe innerer Reformen liessen das Reich langsam seinen romischen Charakter verlieren Hinzu kam der stetig zunehmende aussere Druck Zwischen 540 und 630 befand sich Ostrom die meiste Zeit in einem immer verbissener gefuhrten Krieg mit dem Sassanidenreich der nur von zwei kurzen Friedensperioden 562 bis 572 und 591 bis 602 unterbrochen wurde siehe Romisch Persische Kriege 572 brach der Krieg erneut aus nachdem Justin fallige Tributzahlungen verweigert hatte und es generell zu weiteren Spannungen kam Bereits zuvor hatten die Ostromer Kontakt zu Sizabulos einem Herrscher der Kok Turken aufgenommen wobei es zu einem zeitweiligen Bundnis kam das aber nicht die erhoffte Wirkung hatte und nach 576 zerbrach Der Krieg mit Persien verlief zah kostete erhebliche Ressourcen und war mit Ruckschlagen verbunden Justin II erwies sich dem nicht gewachsen so dass Tiberios I 574 78 bis 582 Ende 574 in seiner Rolle als Caesar faktisch die Regierungsgeschafte ubernahm wenngleich Justin formal bis 578 weiterhin als ubergeordneter Kaiser fungierte In seiner Regierungszeit konnten die Romer zwar in der Schlacht bei Melitene 575 76 einen Sieg uber die Perser verbuchen bei dem Chosrau I fast in Gefangenschaft geraten ware doch blieb die Kriegslage ansonsten unverandert Friedensgesprache des Kaisers mit Chosraus Sohn und Nachfolger Hormizd IV brachten kein Ergebnis Am Nordrand des Schwarzen Meeres war Ostrom zudem in einen kurzen militarischen Randkonflikt mit den Kok Turken unter Turxanthos verwickelt Aufgrund der kritischen Lage an der Ostgrenze war Tiberios auf dem Balkan bestrebt Konflikte mit den machtigen Awaren durch Diplomatie und Zahlungen zu verhindern Die Awaren waren vor den Kok Turken nach Westen geflohen und hatten ein Reich mit dem Schwerpunkt im heutigen Ungarn gegrundet Wahrenddessen drangen Gruppen von Slawen die um die Mitte des 6 Jahrhunderts erstmals in spatantiken Quellen belegt sind und weitgehend unter awarischer Oberherrschaft lebten bereits nach Griechenland vor Im Inneren verfolge Tiberios wie Justin II vor ihm die Gegner der Beschlusse des Konzils von Chalcedon doch blieb die religiose Spaltung im Reich bestehen Tremissis des Maurikios Die Nachfolge des Tiberios trat 582 Maurikios 582 bis 602 an der zuvor als General recht erfolgreich an der Perserfront gekampft hatte Fur seine Regierungszeit steht das letzte erhaltene spatantike Geschichtswerk zur Verfugung die Historien des Theophylaktos Simokates Der Perserkrieg dauerte zu diesem Zeitpunkt immer noch an und keiner Seite gelang ein entscheidender Erfolg Maurikios konnte jedoch 591 einen gunstigen Frieden mit Persien schliessen nachdem er dem gefluchteten Perserkonig Chosrau II gegen den Usurpator Bahram Tschobin auf den Thron verhalf ein einmaliger Vorgang in der romisch persischen Geschichte Maurikios agierte auch gegen Awaren und Slawen auf dem Balkan nachdem diese zu einer stetigen Gefahr fur Ostrom geworden waren 582 war das strategisch wichtige Sirmium an die Awaren gefallen doch nach dem Ende des Perserkriegs konnten die nun frei gestellten romischen Truppen auf dem Balkan eingesetzt werden wo den Romern einige Siege gelangen Allerdings gingen die Balkanprovinzen dennoch nur wenige Jahre spater weitgehend verloren siehe Landnahme der Slawen auf dem Balkan Zur Sicherung der ostromischen Besitzungen im Westen wurden die Exarchate eingerichtet in denen im Gegensatz zur bisherigen spatantiken Praxis seit Konstantin die militarischen und zivilen Befugnisse zusammengefasst wurden Innenpolitisch verhielt sich Maurikios in religiosen Fragen gegenuber den Monophysiten ebenso ablehnend wie seine Vorganger Aufgrund weitgehend leerer Kassen betrieb er zudem eine rigorose und recht unbeliebte Finanzpolitik Die ostliche Mittelmeerwelt im siebten Jahrhundert Der Untergang der Alten Welt Der romisch persische Grenzraum zur Zeit Chosraus II Der 591 abgeschlossene Frieden zwischen Ostrom und Persien hielt nur ein gutes Jahrzehnt 602 wurde Kaiser Maurikios im Rahmen eines Putsches ermordet und der Offizier Phokas gelangte an die Macht der in den meisten Quellen als unbeliebter Herrscher geschildert wird Der persische Grosskonig Chosrau II einer der schillerndsten Sassanidenherrscher nahm die Ermordung seines Gonners Maurikios zum Vorwand um in romisches Gebiet einzufallen Von 603 bis 628 tobte der letzte grosse Krieg der Antike James Howard Johnston der Ostrom im Gegensatz zu allen vorherigen romisch persischen Kriegen an den Rand des Untergangs brachte Die Sassaniden eroberten von 603 bis 619 Syrien Agypten die Kornkammer Ostroms und die Provinz mit dem hochsten Steueraufkommen und Teile Kleinasiens Das Ostreich schien kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen zumal die Perser nun offenbar entschlossen waren die eroberten Territorien dauerhaft in ihr Reich einzubinden Nur unter grossten Anstrengungen gelang es schliesslich Herakleios reg 610 641 der Phokas im Jahr 610 gesturzt hatte und als einer der bedeutendsten ostromisch byzantinischen Kaiser gilt ab dem Jahr 622 eine erfolgreiche Gegenwehr einzuleiten In einer Reihe von Feldzugen im Osten drang der Kaiser mit seinen Truppen tief in persisch besetztes Gebiet vor Es gelang ihm zudem ein Bundnis mit den Kok Turken zu schliessen die die Sassaniden nun in ihren iranischen Kerngebieten bedrohten Die Perser deren awarische Verbundete noch 626 erfolglos Konstantinopel belagert hatten wurden Ende 627 in der Schlacht bei Ninive geschlagen Der Sieg hatte wohl weniger militarische als politische Folgen denn Chosrau II verfiel nun in Panik Er wurde im Februar 628 von seinem Sohn Kavadh II entthront und kurz darauf ermordet der auch alle seine Bruder toten liess darunter den potentiellen Thronfolger Chosraus von seiner Lieblingsfrau Schirin Mardanschah Chosraus Nachfolger traten nun mit Herakleios in sich langere Zeit hinziehende Friedensverhandlungen ein Die Sassaniden raumten bis 630 die besetzten Gebiete und stellten damit den status quo ante von 602 wieder her wahrend Persien bis 632 in inneren Wirren versank Solidus des Herakleios mit seinen Sohnen Konstantin III und Heraklonas Herakleios feierte den Sieg dessen Dimensionen er wohl ubertrieb er hatte lediglich unter grossen Muhen die Grenzen des Reiches wiederhergestellt den Persern aber keine zusatzliche Territorien abnehmen konnen Doch sogar im fernen Frankenreich wurde sein Triumph positiv wahrgenommen Dieser Erfolg war aber nicht von Dauer zumal die Kampfhandlungen offenbar unerbittlich gefuhrt worden waren Im Inneren misslang der Versuch des Kaisers mit der von ihm favorisierten Formel des Monotheletismus die theologischen Streitigkeiten im Reich zwischen Monophysiten und den Anhangern der orthodoxen Kirche beizulegen Des Weiteren waren die Finanz und Wirtschaftslage am Ende des Krieges kritisch Staat und Kultur des sich verstarkt grazisierten Reiches wandelten sich derweil immer mehr zum mittelalterlichen Byzanz Das von jahrzehntelangen Kampfen militarisch und okonomisch erschopfte Ostromische Reich konnte der in den 30er Jahren des 7 Jahrhunderts beginnenden Expansion der Araber nur noch wenig entgegensetzen Die Fruhgeschichte des Islams fur die die Quellenlage sehr komplex ist wird in der neueren Forschung verstarkt diskutiert In diesem Zusammenhang ist festzuhalten dass sich die Entwicklung der neuen von Mohammed gestifteten Religion im geschichtlichen Kontext der ausgehenden Spatantike vollzog und diese von diversen zeitgenossischen intellektuellen Stromungen beeinflusst wurde Die Ostromer unterlagen 636 den Muslimen in der Schlacht am Jarmuk und verloren in den folgenden Jahren wiederum ihre Ost und Sudprovinzen diesmal aber endgultig Ein zeitgenossischer Text fasst die damalige Stimmung in der viele das Weltende nahen sahen eindrucksvoll zusammen Vom Ozean von Britannien Hispanien Francia und Italien bis Hellas Thrakien Agypten und Afrika waren bis in unsere Tage romische Grenzsteine und die Standbilder der Kaiser zu sehen denn auf Gottes Geheiss waren ihnen all diese Volker untertan Doch nun sehen wir das Romerreich geschrumpft und erniedrigt Syrien und Agypten wurden bis 642 von den Arabern erobert zuletzt fiel 698 auch das ostromische Karthago womit die ostromische Herrschaft im Maghreb endgultig endete Damit waren die reichsten ostromischen Provinzen dem Zugriff Konstantinopels dauerhaft entzogen Besonders kritisch war der Verlust Agyptens der Kornkammer des Reiches und die Provinz mit dem hochsten Steueraufkommen Allein die Einkunfte Agyptens betrugen im spaten 5 und im 6 Jahrhundert etwa zwischen 1 4 und 2 6 Millionen Solidi womit die Provinz mindestens zu 35 40 der Gesamteinkunfte der ostlichen Prafektur beitrug Es wurde geschatzt dass die jahrlichen Gesamteinkunfte Ostroms um die Mitte des 7 Jahrhunderts nur etwa 1 5 Millionen Solidi betrugen wahrend Justinian auf dem Hohepunkt seiner Macht uber etwa 5 bis 6 Millionen Solidi verfugte Einen derartigen finanziellen Einbruch konnte Ostrom nicht kompensieren Bei den arabischen Eroberungen haben wiederum wirtschaftliche Faktoren durchaus eine Rolle gespielt Das Ostromische Reich befand sich zudem in den folgenden Jahrzehnten in einem verzweifelten Abwehrkampf so dass die Kaiser den Westen weitgehend sich selbst uberlassen mussten Um die Mitte des 7 Jahrhunderts nicht jedoch unter Herakleios wie noch die altere Forschung annahm entstand aufgrund der unablassigen Abwehrkampfe die Themenordnung in der militarische und zivile Aufgaben gebundelt wurden Auch das kulturelle Leben veranderte sich So gingen viele Stadte unter andere wandelten sich zu wesentlich kleineren befestigten Siedlungen das kastron stellte nun in vielen Teilen des Reiches den einzigen urbanen Lebensmittelpunkt dar Die islamische Expansion eingezeichnet sind die heutigen Staatsgrenzen Konstans II 641 bis 668 fuhrte die unter seinem Grossvater Herakleios begonnenen Abwehrkampfe gegen das Kalifenreich fort 655 unterlag die romische Flotte in der Schlacht von Phoinix den Arabern die nun den maritimen Lebensnerv von Byzanz bedrohten Konstans konnte den weiteren Vormarsch der Araber nicht stoppen aber die Front im Osten Kleinasiens halten wenngleich Armenien verlorenging Der Kaiser schloss 657 58 einen Waffenstillstand mit Muʿawiya I als im Kalifat ein Burgerkrieg herrschte Nachdem Muʿawiya allerdings 661 im Burgerkrieg gesiegt hatte nahm dieser die Angriffe gegen Byzanz wieder auf Konstans der auch gegen die Slawen in Griechenland vorgegangen war verlegte 662 63 den Sitz der Regierung nach Syrakus auf Sizilien doch blieb dies eine Episode die mit seinem Tod 668 endete Er war der letzte ostromische Kaiser der Rom besuchte 663 Die ersten Angriffe auf Konstantinopel werden traditionell auf 674 bis 678 datiert doch handelte es sich hierbei der neueren Forschung zufolge um keine regelrechte Belagerung da in der betreffenden Hauptquelle der Chronik des Theophanes unterschiedliche Aussagen vermischt wurden Den Romern Byzantinern gelang es diese ersten Angriffe und vor allem die Belagerung der Hauptstadt 717 718 abzuwehren diese war der letzte ernsthafte Versuch der Araber den byzantinischen Staat zu vernichten Im 8 Jahrhundert sollte Byzanz unter den Kaisern der syrischen Dynastie wieder erfolgreich in die Offensive gehen wenngleich fast zeitgleich der sogenannte Bilderstreit ausbrach Als sich die Lage im spaten achten Jahrhundert wieder stabilisiert hatte war aus dem spatantiken Ostrom endgultig das mittelalterliche griechische Byzanz geworden das sich noch Jahrhunderte behaupten konnte Das von dem langen Krieg gegen Ostrom und zusatzlich von Burgerkriegen geschwachte Sassanidenreich erlitt zwei schwere Niederlagen gegen die Araber 638 in der Schlacht von al Qadisiya und 642 in der Schlacht bei Nehawand Zwar leisteten die Perser teils sehr erbittert Widerstand doch brach ihr Reich schliesslich zusammen Der letzte Grosskonig Yazdegerd III wurde 651 ermordet seine Sohne flohen an den chinesischen Kaiserhof der Tang Dynastie Die Araber drangen anschliessend bis an die Grenzen Indiens und nach Zentralasien vor Persien konnte seine kulturelle Identitat unter der islamischen Herrschaft aber weitgehend bewahren und wurde relativ langsam islamisiert ahnlich wie die christlichen Gebiete in Agypten und Syrien Die alte Weltordnung im Mittelmeerraum und Vorderen Orient die die gesamte Spatantike zwischen Ostrom und Persien bestanden hatte war damit zerstort Diese wurde infolge der arabischen Eroberungen durch eine neue Ordnung ersetzt in der das Kalifat den Platz des Sassanidenreichs einnahm und gegen das Ostrom Byzanz um die reine Existenz kampfen musste Elemente der spatantiken Kultur blieben jedoch sowohl im Westen wie vor allem im Osten lebendig In der Umayyadenzeit entstanden sogar prachtige Jagdschlosser im spatantiken Baustil so Chirbat al Mafdschar nordlich von Jericho und Qasr al Heir asch Scharqi in Syrien In der Verwaltung des Kalifenreichs waren noch lange Zeit Christen tatig die mit der effektiven spatromischen Verwaltungspraxis vertraut waren Sie bekleideten auch hochrangige Posten wie etwa der einflussreiche Sarjun ibn Mansur und sein Sohn der spater als Johannes von Damaskus bekannt wurde Erst um 700 wurden Christen aus der Verwaltung weitgehend verdrangt Der Westen in der ausgehenden Spatantike Von der antiken Welt ins Mittelalter Hauptartikel Fruhmittelalter Die globale territoriale Situation 500 n Chr Im Verlauf des sechsten und siebten Jahrhunderts kam es im Westen zu einer langsamen Transformation hin zu einer germanisch romanischen Welt Dieser Prozess verlief nicht geradlinig oder zwangslaufig sondern war vielmehr gepragt von Kontingenzerfahrungen fur die damalig handelnden Personen In Britannien ging die romische Kultur allerdings wohl schon bald nach der Eroberung durch die Angeln Sachsen und Juten unter die ursprunglich nach dem Abzug der kaiserlichen Truppen um 407 von der romischen Bevolkerung als Foderaten ins Land gerufen worden waren Nur in Wales wurden noch im 6 Jahrhundert lateinische Inschriften gesetzt Das nach der Hauptstadt Tolosa Toulouse benannte Tolosanische Reich der Westgoten das sich seit dem spaten 5 Jahrhundert auch auf ganz Hispanien ausbreitete ist hingegen in vielerlei Hinsicht ein Beispiel fur die Symbiose von spatromischer Gesellschaft und germanischer Herrschaft Die Westgoten verloren den grossten Teil Galliens bereits 507 an die Franken und zogen sich weitgehend auf die Iberische Halbinsel zuruck Hauptstadt wurde nun Toledo Toledanisches Reich Ihr Reich wurde indes im fruhen 8 Jahrhundert von den nach Norden drangenden Muslimen uberrannt und ausgeloscht Das von Geiserich in Nordafrika begrundete Reich der Vandalen erlebte im 5 Jahrhundert eine Blute geriet dann aber unter immer starkeren Druck durch maurische Stamme und fiel 533 dem Angriff einer ostromischen Armee unter Belisar zum Opfer In Italien hatte der Ostgote Theoderich der Grosse sein Reich weiterhin nach romischem Muster fuhren lassen doch verschwand das Ostgotenreich um die Mitte des 6 Jahrhunderts im Zuge der von Justinian I eingeleiteten Restauratio imperii siehe Gotenkrieg Als die Langobarden dann 568 grosse Teile Italiens eroberten war dies die letzte postimperiale Reichsgrundung auf westromischem Boden und zugleich das Ende der grossen Volkerwanderung Der westromische Senat verschwand um das Jahr 600 aus den Quellen Nur eine einzige der germanischen Reichsgrundungen der ersten Stunde hatte letztlich dauerhaften Bestand das Frankenreich der Merowinger das sich Ende des 5 Jahrhunderts herausbildete und zunachst durchaus auf spatantike Strukturen aufbaute Um 500 hatte sich der Frankenkonig Chlodwig I taufen lassen und damit das romische Erbe in Gallien angetreten Die Geschichte des Frankenreiches geht bereits fliessend ins Mittelalter uber sodass es schwerfallt hier einen klaren Schnitt zu setzen siehe auch Galloromische Kultur Denar mit dem Abbild des Merowingers Chlothar I der als der letzte spatantike Frankenkonig gilt Noch lange akzeptierten die germanischen reges in der Regel die ostromische Oberhoheit Sie bemuhten sich um kaiserliche Anerkennung und die Verleihung romischer Titel Ein Symbol dafur dass nur der Kaiser und der sassanidische Grosskonig wahrhaft souverane Monarchen waren war unter anderem das Privileg das Herrscherbild auf Goldmunzen zu pragen Im sechsten Jahrhundert wurde dies auch noch von den meisten Germanenkonigen akzeptiert Sie setzten ihr eigenes Portrat nur auf die Silbermunzen Nur der Merowingerkonig Theudebert I liess Goldmunzen mit seinem Bildnis pragen und distanzierte sich vom kaiserlichen Vorrangsanspruch All dies anderte sich erst grundlegend als die Kaiser seit etwa 600 durch die Angriffe der Perser und Araber zu sehr geschwacht waren um weiter im Westen aktiv zu werden Der Fernhandel im Mittelmeerraum nahm dann im 7 Jahrhundert an Bedeutung rapide ab ob dies direkt oder indirekt eine Folge der islamischen Expansion war ist in der Forschung nach wie vor umstritten Die arabischen Invasionen zerstorten jedenfalls endgultig die freilich nur noch bedingt gegebene Einheit der Mittelmeerwelt siehe auch Islamische Expansion und vgl Pirenne These Auch die Kontakte zwischen Konstantinopel und dem Westen lockerten sich nun zusehends Um 700 bildeten sich aber auch neue Handelsrouten heraus und entgegen der alteren Lehrmeinung kam es bereits im spaten 8 Jahrhundert zu einem nicht unerheblichen wirtschaftlichen Aufschwung Auch im Mittelmeerraum ist in dieser Zeit ein reger Warenaustausch zwischen den lateinisch christlichen Reichen Byzanz und dem Kalifat nachweisbar Das Fruhmittelalter nahm in den folgenden Jahrzehnten langsam Gestalt an Im Westen kam es parallel zu einem schleichenden kulturellen Niedergang wie unter anderem am Ruckgang der Schriftlichkeit oder dem Verfall mehrerer Stadte ersichtlich Oft wurde antikes Schriftgut nur in Klostern wie Cassiodors Vivarium gerettet wobei der Schwerpunkt in der Regel auf dem Erhalt christlicher Werke lag wenngleich auch antike pagane Werke weiterhin kopiert und benutzt wurden Mehrere Regionen des ehemaligen Reichs fielen dennoch zunachst in fast vollige Uberlieferungslosigkeit zuruck wenngleich es grosse regionale Unterschiede gab In der neueren Forschung wird zudem verstarkt betont dass durchaus Kontinuitatslinien vorhanden waren In der aktuellen Forschung spielt das Konzept von Romanness im Hinblick auf den Ubergang von der Spatantike ins Fruhmittelalter eine zunehmend wichtige Rolle Mit diesem Begriff der sich vielleicht am ehesten als Romertum ubersetzen lasst soll verdeutlicht werden dass die soziale Identitat von Angehorigen des Imperiums sehr vielschichtig sein konnte keineswegs nur ethnisch definiert und auch nicht unveranderlich war Nicht zu unterschatzen ist die soziale Integrationskraft des romischen Imperiums das einerseits einen politisch uberregionalen Bezugsrahmen bot und andererseits soziokulturelle Vielfalt akzeptierte wobei der Prozess der Romanisierung integrativ wirkte Auf einer Grabinschrift aus der Region Aquincum heisst es denn auch Ich bin ein Franke romischer Burger Soldat in Waffen Francus ego cives Romanus miles in armis Dieser Aspekt ist speziell fur den Ubergang ins beginnende Fruhmittelalter von Bedeutung als im Westen die zentralen Strukturen des Imperiums zusammenbrachen und durch neue germanisch romanische Herrschaftsbildungen ersetzt wurden Innerhalb relativ kurzer Zeit brach der politisch wirtschaftliche Bezugsrahmen weg der fur Jahrhunderte den westlichen Mittelmeerraum gepragt hatte auch wenn dies in verschiedenen Regionen in unterschiedlichen Zeiten und Intensitaten passierte Im Kontext der Erosion des Westreichs agierten einige ehemalige romische Befehlshaber nun auf eigene Rechnung als Warlords Wahrenddessen orientierten sich die germanischen reges in den romischen Nachfolgereichen im Westen einerseits noch langere Zeit am Ostkaiser in Konstantinopel und emanzipierten sich andererseits politisch zunehmend vom Imperium sie wurden nun als postimperiale Konige zum neuen Bezugspunkt der Eliten und Gemeinschaften in ihren jeweiligen Reichen In diesen post romischen Kontext gehort der Aufstieg der Merowinger in Gallien unter Childerich I und Chlodwig I die in Kooperation mit der galloromischen Elite ihre Herrschaft etablieren und ausbauen konnten wobei sie die noch vorhandenen spatantiken Strukturen nutzten Romanness als dominierender kultureller Faktor erlosch damit nicht sondern bestand in den uberschaubareren politischen Gemeinschaften weiterhin langere Zeit fort bevor der Wegfall des Imperiums von den Zeitgenossen mehr und mehr als Einschnitt verstanden wurde und sich so der Bezugsrahmen verschob Von nun an war im Westen das Verstandnis sich als romisch zu verstehen nicht mehr primar politisch definiert wenngleich dies nicht fur den Osten gilt wo weiterhin der Kaiser in Konstantinopel uber das fortbestehende Imperium herrschte Um 600 gewann neben der kulturellen romischen Identitat das korrekte christliche Bekenntnis d h die Zugehorigkeit zur Reichskirche und nicht etwa zum Arianismus an Bedeutung Dies war eine Zeit in der die alten und einflussreichen senatorischen Eliten langsam aber erkennbar verschwanden also die Gruppe die ein wichtiger Trager der Romanitas gewesen ist In Gallien etwa war der galloromische Senatsadel noch bis ins 7 Jahrhundert einflussreich gewesen speziell im Hinblick auf hohe Kirchenposten Gregor von Tours Bischof und bedeutender Geschichtsschreiber stammte aus solch einer Familie und war erkennbar stolz auf seine romische Abstammung er mochte im Frankenreich leben sich selbst verstand er jedoch als Romer Diese Identitat beruhte auf verschiedenen Aspekten so seiner Abstammung seinem religiosen Bekenntnis und seiner kulturellen Pragung als literarisch Gebildeter Eine romische Identitat in der spatantiken fruhmittelalterlichen Umbruchsphase konnte denn auch auf multiplen Faktoren basieren etwa ethnische religiose kulturelle und politisch militarische und war zudem wandlungsfahig Vollig entschwunden waren die Antike und die klassische Zivilisation dem Mittelalter nie wenngleich es schliesslich unbestreitbar zu einem teilweise dramatischen Verlust an Kulturgutern und einem Niedergang der materiellen Kultur kam der jedoch regional unterschiedlich ausgepragt war und im Westen fruher auftrat als in Ostrom In Italien im sudlichen Gallien und in Hispanien waren antike Elemente zudem noch langere Zeit starker prasent so war die Laienschriftlichkeit in mehreren italienischen Stadten relativ verbreitet Ein deutlicher Niedergang setzte nicht vor dem 7 Jahrhundert ein Im spaten 8 und im fruhen 9 Jahrhundert wandte man sich aber im Westen wieder starker dem antiken Erbe zu Die sogenannte Karolingische Renaissance die Karl der Grosse aktiv forderte fuhrte dann um 800 wieder zu einer verstarkten Beschaftigung und Bewahrung antiker Werke worunter mehrere Schriften paganer Autoren waren Vor allem die Kirche fungierte als Ubermittler des freilich nun christlich tradierten und oft gefilterten antiken Bildungsguts wobei man sich vor allem auf Isidor von Sevilla und Martianus Capella stutzte Es kam zwar zu einer deutlichen Umorientierung der Bildung weg von der klassischen Paideia und hin zu biblischen Inhalten doch bewirkte dies gleichzeitig eine relative kulturelle Einheitlichkeit der fruhmittelalterlichen Welt Diese Einheitlichkeit erstreckt sich freilich fast nur auf jene Zeugnisse der spatantiken christlich monchischen Hochkultur die spatere Jahrhunderte der Uberlieferung wurdig fanden Andererseits ist fur die nachfolgende Zeit oft nicht einmal das Fortbestehen der wichtigen Bistumer gesichert Koln weist etwa eine Lucke in seiner Bischofsliste zwischen etwa 400 bis in die Mitte des 6 Jahrhunderts auf Dennoch scheint die materielle und wirtschaftliche antike Kultur mancherorts auch im Norden zum Beispiel in Trier langer weitergelebt zu haben als dieses Dunkel der Geschichte erwarten lasst Schon der Umstand dass viele romische Ortsnamen gebrauchlich blieben ist ein Zeichen fur Kontinuitat Das Mittelalter erhob sich nicht uberall zur gleichen Zeit aus diesem relativen Dunkel Das frankische Mittelalter mit der merowingischen Reichsgrundung und dynastischen Konsolidierung auf den Fundamenten der spatromischen Verwaltungsstrukturen setzte bereits sehr fruh ein Romische Stadte weiter im Norden und Nordosten hatten dagegen oft ein anderes Schicksal So wird Wien spatantik Vindomina oder Vindomana zuletzt bei Jordanes in seiner Gotengeschichte genannt und erst 881 ist von der Stadt nun Wenia wieder die Rede Im Zusammenhang neuerer Untersuchungen wird deutlich wie verhaltnismassig eingeschrankt die Gestaltungskraft der Nachfolgereiche im lateinischen Westen verglichen mit anderen Grossreichen dieser Zeit war Das gilt auch fur das Karolingerreich das immerhin das machtigste Herrschaftsgebilde im Westen seit dem Fall Westroms war was schon an einem einfachen Beispiel deutlich wird 792 ordnete Karl der Grosse den Bau eines 3 km langen Kanals in Mittelfranken an der die Flusssysteme Rhein und Donau verbunden hatte Die Bauarbeiten blieben jedoch bald stecken so dass 793 der Bau abgebrochen wurde 767 waren demgegenuber weitaus umfangreichere Bauvorhaben in Byzanz wo Wasserleitungen uber eine Distanz von mehr als 300 km instand gesetzt wurden und im Kalifat Runde Stadt Bagdad an deren Bau uber 100 000 Arbeiter beteiligt waren ohne grossere Probleme gelungen Im China der Tang Dynastie wiederum war 742 43 ein Kanal von rund 150 km Lange planmassig gebaut worden All diese Reiche hatten universale Herrschaftsanspruche ahnlich wie das Karolingerreich nach der Kaiserkronung Karls im Jahr 800 die Ressourcen und die darauf basierenden Gestaltungsspielraume waren jedoch im Fall der Karolinger wesentlich eingeschrankter Den neuen Reichen im Westen standen schlicht nicht mehr die Ressourcen zur Verfugung die der spatantike romische Staat noch recht muhelos mobilisieren konnte Siehe auch Ende der AntikeDie spatantike Welt ausserhalb des Orbis RomanusRom und die Barbaren Die Germanen und die post romischen Reichsbildungen im Westen Hauptartikel Volkerwanderung Vom Imperium zu Regna Die germanischen Reichsbildungen im Westen Gold Solidus des Frankenkonigs Theudebert nach ostromischem Vorbild Eine nicht zu unterschatzende Leistung der romischen Staatlichkeit war das Entstehen post romischer Nachfolgereiche an der Peripherie und auf dem Boden des Imperiums im 5 Jahrhundert Die Reiche der Ostgoten in Italien wobei 568 auch die Langobarden in Italien einfielen und der Westgoten in Hispanien der Vandalen in Nordafrika sowie der Franken und Burgunden in Gallien Die Kleinreiche der Angelsachsen in Britannien nehmen dabei in gewisser Weise eine Sonderrolle ein Die Herrschaftsbildungen der Heruler Rugier und Gepiden hatten nur kurzfristig Bestand In diesem Zusammenhang ist zu beachten dass die neuere Forschung auf die Problematik des Begriffs Volkerwanderung und dem damit verbundenen Geschichtsbild verstarkt hinweist Nicht einheitliche Volker wanderten aus ihrer alten Heimat aus und siedelten sich woanders geschlossen an es waren vielmehr unterschiedlich grosse heterogen zusammengesetzte Kriegergruppen mit ihrem Anhang die erst im Laufe der Zeit zu Verbanden zusammenwuchsen und eine eigene Identitat beanspruchten Dieser Vorgang kann nicht anhand von biologischen Kategorien erfasst werden Die moderne Forschung hat zudem nachgewiesen dass Gleichartigkeiten der Sprache der Kleidung oder der Waffen allein fur eine ethnische Zuordnung kaum aussagekraftig sind Die Entstehung von ethnischen Identitaten Ethnizitat in der Spatantike bzw dem beginnenden Fruhmittelalter wird heute nicht mehr als biologische Kategorie verstanden wobei die neuere Forschung begrifflich statt der Ethnogenese den Identitatsbegriff betont Identitaten entstehen in einem wechselhaften sozialen Prozess bei dem mehrere Faktoren eine Rolle spielen In der Volkerwanderungszeit konnten sich so durchaus verschiedene Gruppen unter einem neuen Anfuhrer den man als Heerkonig oder Warlord bezeichnen kann zusammenschliessen wobei es in der Regel ausreichte dem Verband loyal zu dienen Auf diese Weise hatten sich tribale Verbande wie die Franken uberhaupt erst bilden konnen Es handelte sich hierbei um Identitatsbildungsprozesse Die Mitglieder dieser Gruppen einte nicht zuletzt das Bemuhen am Wohlstand des Imperiums das sie keineswegs zerstoren oder erobern wollten teilzuhaben Lange Zeit versuchten sie dieses Ziel zu erreichen indem sie in die Dienste der Romer traten und fur diese gegen aussere und innere Feinde kampften Spatantike Autoren bedienten sich oft ethnographischer Bilder Muster und Stereotypen um die ursprunglich von ausserhalb des romisch griechischen Kulturraums stammenden gentes zu beschreiben und in einen ethnographischen Ordnungsrahmen einzuordnen siehe auch Origo gentis Die zuvor von den Romern im Westen praktizierte Strategie sich ruhige Verhaltnisse an den Grenzen des Barbaricums mit Zahlungen zu erkaufen so speziell gegenuber den Hunnen die diverse germanische Gruppen unterworfen hatten die allerdings ihre Identitat bewahrten und nicht in den Hunnen aufgingen deren locker aufgebautes Reich nach dem Tod Attilas 453 rasch zerfiel und Gruppen gegeneinander auszuspielen war im 5 Jahrhundert nicht mehr effektiv Vielmehr scheinen die vielfaltigen Kontakte der Romer zu den Germanen wobei dieser Begriff in der neuen Forschung zunehmend kritischer betrachtet wird den sozialen Prozess der Bildung gentiler Verbande die seit dem 3 Jahrhundert zunehmend Druck auf die romischen Grenzen ausubten gefordert zu haben Wer uber Kontakte ins Imperium verfugte gewann bei den eigenen Leuten an Ansehen und konnte so seine Gefolgschaften vergrossern In der Regel scheinen die germanisch romanischen Reiche im Westen entstanden zu sein als der schrittweise Zusammenbruch der westromischen Zentralregierung vielerorts ein Machtvakuum entstehen liess das die Anfuhrer bzw reges reichsfremder Kriegergruppen fullten Diese trugen ganz wesentlich zum Werden Europas im Mittelalter bei Ohne das Vorbild und den Einfluss des spatantiken Romerreiches waren diese Reichsbildungen im Westen die in vielerlei Weise unmittelbar an das spatantike Imperium Romanum anknupften undenkbar gewesen wenngleich der Entstehungsprozess der neuen Reiche auch mit militarischen Konflikten verbunden war Nach Ansicht der jungeren Forschung traten die germanischen Kriegerverbande nach und nach an die Stelle der kaiserlichen Regierung Dies war allerdings kein von Beginn an geplanter Prozess so entwickelten sich die meisten der neuen Herrschaftsgebiete erst im Verlauf der Auflosung des Westreichs beschleunigt von internen romischen Machtkampfen und begunstigt durch aussere Faktoren wie der Bedrohung durch das Hunnenreich unter Attila Damit handelte es sich in erster Linie um eine Herrschaftsubernahme wobei die neuen Herren oft bestrebt waren die vorhandenen romischen Strukturen zu nutzen und die einheimische romische Elite nicht selten kooperierte Andererseits wurde die Integration der Germanen oft durch das unterschiedliche christliche Bekenntnis erschwert Die in das Imperium eingedrungenen reichsfremden Krieger nahmen sofern vorher Heiden recht rasch den christlichen Glauben an oft aber in Form des Arianismus Dieser galt zunehmend als das wichtigste Merkmal um einen barbarischen Krieger von einem romischen Soldaten zu unterscheiden Die verhaltnismassig kleinen germanischen Kriegerverbande keiner durfte wesentlich grosser als 20 000 Krieger gewesen sein mit ihrem familiaren Anhang bildeten eine verschwindend geringe Minderheit gegenuber der romischen Provinzbevolkerung fullten aber die Leerstelle die das Verschwinden der westromischen Armee hinterlassen hatte Ein Beispiel fur den gleitenden gesellschaftlichen Wandel von der romischen in die post romische Zeit ist die Darstellung in der erhaltenen Vita des Severin von Noricum die das Ende der romischen Herrschaft in Noricum Ende des 5 Jahrhunderts beschreibt Romische Bildung und kulturelle Traditionen die eng mit der spatantiken urbanen Gesellschaft zusammenhingen gingen im Westen wahrend des 6 Jahrhunderts allerdings zunehmend zuruck Wahrenddessen fullte auf gesellschaftlicher Ebene vor allem die Kirche die Lucke der sich in Auflosung befindlichen romischen staatlichen Strukturen aus und bildete in diesem Zusammenhang uber Grenzen hinweg eine ideelle Einheit Politisch prasentierten sich viele der germanischen Herrscher in der Nachfolge der romischen Staatsgewalt und akzeptierten bis ins 6 Jahrhundert die Oberherrschaft des Kaisers im fernen Konstantinopel zumindest formal weitgehend Sie liessen die jeweiligen Stammesrechte lateinisch kodifizieren und gingen zu einer wenigstens bedingten Kooperationspolitik mit den zivilen Eliten uber da es ihr Ziel war das uberlegene spatromische Staats und Steuerwesen zu nutzen Die wichtigsten Verwaltungsposten wurden deshalb auch unter germanischer Herrschaft uberwiegend von Romern bekleidet wie das Amt des referendarius der als Leiter der koniglichen Kanzlei fungierte Die Vorstellung es habe sich bei den neuen Herren nur um gewalttatige Barbaren ohne Bezug zur romischen Kultur gehandelt hat sich langst als falsch erwiesen trotz manch topisch gepragter Barbarenkritik in den Quellen allerdings stellt Britannien in diesem Kontext einen Sonderfall dar Romisch und barbarisch sind in diesem Prozess unzureichend klare Begriffe Die germanisch romanischen Reiche waren ebenso wie Ostrom ein fester Bestandteil der post romischen Welt um 500 die trotz mancher Bruche immer noch starke Kontinuitatslinien aufwies Kopie eines verschollenen Siegelrings mit dem Bildnis Childerichs I und Aufschrift CHILDIRICI REGIS Besitz des rex Childerich Die wohl erfolgreichste Reichsbildung im Westen stellte das Frankenreich der Merowinger dar Die frankischen foederati nutzten die instabilen Verhaltnisse in Gallien und agierten seit Mitte des 5 Jahrhunderts weitgehend selbststandig Nach dem Fall Westroms hatte sich in Nordgallien gestutzt auf die Reste der Rheinarmee und vielleicht zunachst noch im Bundnis mit dem Frankenkonig Childerich I bis 486 87 ein nordgallische Sonderreich gehalten Dieses war 461 vom romischen Feldherrn Aegidius gegrundet worden nachdem dieser sich mit der westromischen Regierung uberworfen hatte Im Kern handelte Aegidius nun als ein Warlord der von den zeitgenossischen Umstanden profitierte und aus dem zerfallenen westromischen Reich einen Teil nun fur sich beanspruchte Nach seinem Tod 464 herrschte wohl kurzzeitig ein gewisser Paulus der aber vielleicht auch eigenstandig agierte und anschliessend Aegidius Sohn Syagrius Letzterer scheint wiewohl Romer ahnlich wie Odoaker und andere Heerfuhrer von seiner Armee angesichts der Erosion der Macht der westromischen Zentralregierung zum rex zum faktisch unabhangigen Territorialherren erhoben worden zu sein Er wurde nach seiner Niederlage 486 87 gegen Chlodwig I gest 511 den frankischen administrator der romischen Provinz Belgica secunda und Sohn Childerichs von diesem in dieser Rolle beerbt Nacheinander schaltete Chlodwig seine frankischen Konkurrenten aus und liess sich zu einem nicht genau datierbaren Zeitpunkt gegen Ende seiner Regierungszeit katholisch taufen Die Franken vermieden mit der Annahme des katholischen Bekenntnisses die innenpolitischen Probleme die die arianischen Herrscher plagten Chlodwig zog die galloromische Oberschicht und hierbei speziell die Bischofe wie Gregor von Tours dessen Geschichtswerk die wichtigste Quelle zur frankischen Geschichte des 6 Jahrhunderts ist heran Nicht zufallig hat Gregor den Frankenherrscher im Rahmen der Schilderung seiner Taufe als neuen Konstantin stilisiert Chlodwig konnte sich ausserdem auf das System der vor allem in Sudgallien verbreiteten romischen civitates stutzen wo der galloromisch senatorische Adel deren Vorfahren einst romische Staatsamter bekleidet hatten und nun als lokale und vor allem kirchliche Wurdentrager fungierten noch langere Zeit nachweisbar ist Die Verwaltung orientierte sich zunachst noch weitgehend an spatromischen Institutionen bevor diese langsam verschwanden In diesem Zusammenhang ist festzuhalten dass Mitglieder des senatorischen Adels Galliens nach dem Ende Westroms im 5 und 6 Jahrhundert versuchten ihre soziale Stellung nun durch die Ausubung hoher lokaler vor allem kirchlicher Posten zu bewahren Auch in anderen Teilen der post romischen Welt spielte die Kirche als ein Erbe des romischen Imperiums im Westen eine wichtige gesellschaftliche und politische Rolle Nach dem Sieg uber die Westgoten 507 war Chlodwig neben dem Ostgotenherrscher Theoderich der machtigste Herrscher im Westen Seine Nachfolger sollten das Reich 531 32 noch um die Gebiete der Thuringer und Burgunden erweitern doch waren die inneren Verhaltnisse recht instabil so wurde das Frankenreich auch durch Bruderkriege zerrissen Dennoch zerbrach es nicht und sollte unter den Karolingern im spaten 8 fruhen 9 Jahrhundert eine neue Blutezeit erleben Die Geschichte der Goten vom spaten 4 Jahrhundert nachdem die Hunnen das Reich Ermanarichs in der heutigen Ukraine vernichtet hatten und diverse germanische Gruppen unterworfen hatten bis ins spate 5 Jahrhundert war davon gepragt sich Siedlungsland und damit verbunden eine ausreichende Existenzgrundlage zu sichern Die Westgoten die teils als Gegner teils als Verbundete Roms agiert hatten wurden 418 im sudwestlichen Gallien angesiedelt bevor sie 466 den Vertrag mit Westrom brachen siehe oben Das neue Westgotenreich umfasste neben Sudgallien auch Teile Hispaniens Nach der schweren Niederlage in der Schlacht von Vouille gegen die Franken 507 mussten die Westgoten Gallien bis auf die Region um Narbonne raumen Toledo wurde die neue Hauptstadt der Westgoten Toledanisches Reich und im Laufe des 6 Jahrhunderts entwickelte sich eine westgotische Reichsidee Das Verhaltnis zwischen Konig und einflussreichen Adeligen war nicht selten angespannt und es kam wiederholt zu Auseinandersetzungen Die Westgoten waren zudem Arianer was zu Konflikten mit der katholischen Mehrheitsbevolkerung fuhrte Leovigild eroberte 585 das Suebenreich im Nordwesten Hispaniens scheiterte jedoch bei seinem Versuch die kirchliche Einheit des Reiches durch einen gemassigten Arianismus herzustellen Das Problem loste sein Sohn Rekkared I der 587 zum katholischen Glauben ubergetreten war indem er 589 auf dem 3 Konzil von Toledo den Ubertritt der Westgoten erreichte Dies begunstigte den ohnehin recht grossen Einfluss der Westgotenkonige auf ihre Reichskirche Das Reich profitierte von der Anknupfung an spatromische Traditionen und erwies sich insgesamt als gefestigt um 600 erlebte es eine kulturelle Blutezeit deren wichtigster Reprasentant Isidor von Sevilla war Im fruhen 8 Jahrhundert wurde das Reich von den Arabern erobert die 711 Konig Roderich in der Schlacht am Rio Guadalete schlugen Munze mit dem Bildnis Theoderichs Die Ostgoten hatten sich Ende des 5 Jahrhunderts nachdem sie die zuvor herrschende Oberherrschaft der Hunnen abgeschuttelt hatten zunachst vergeblich um neues sicheres Siedlungsland bemuht und das ostromische Reich unter Druck gesetzt Kaiser Zenon entledigte sich dieses Problems indem er die Ostgoten nach Italien verwies das sie fur ihn erobern sollten 489 fielen sie in Italien ein Odoaker wurde 493 getotet Uber das italische Ostgotenreich herrschte nun Theoderich der sich als fahiger Herrscher erwies Obwohl selbst arianischer Christ respektierte er den Besitz und die Privilegien der katholischen Kirche in seinem Reich das galt auch fur die senatorische Elite Unter ihm erlebte das Land ein letztes Mal ein Aufbluhen der spatantiken Kultur wie an den Philosophen Boethius und Symmachus oder den Werken Cassiodors u erkennen ist Theoderich zollte auch der senatorischen Elite Respekt und bemuhte sich im Einvernehmen mit den Romern zu herrschen Er nutzte die Kenntnisse der senatorischen Fuhrungsschicht in Italien und zog Romer fur die Zivilverwaltung heran so dass die spatromische Verwaltung und Kanzlei weiterarbeiten konnte trennte aber zivile und militarische Gewalt nach ethnischen Prinzipien auf Die effiziente romische Steuerverwaltung wurde im Wesentlichen ubernommen und bescherte dem Gotenkonig fliessende Einnahmen Seine Goten ubten die Militarverwaltung aus und erhielten ausserdem Land zugewiesen Es scheint als habe die Privilegierung der Ostgoten das Verschmelzen des romischen Adels mit der gotischen Fuhrungsgruppe behindert zumal die Ostgoten Arianer blieben Aussenpolitisch kam es durchaus zu Spannungen mit Konstantinopel die aber nicht zum offenen Konflikt fuhrten 508 kam er den Westgoten gegen die Franken zur Hilfe und regierte bis zu seinem Tod das westgotische Hispanien Nach Theoderichs Tod 526 kam es bald zu Thronwirren wobei Ostrom die gunstige Gelegenheit nutzte und in der Regierungszeit Justinians in Italien intervenierte Der anschliessende Gotenkrieg 535 552 verwustete die Halbinsel Diese wurde nun vorlaufig wieder eine ostromische Provinz doch schon bald darauf fielen 568 die Langobarden unter Alboin in Italien ein eroberten weite Teile das Landes und beendeten damit endgultig die Spatantike in diesem Raum Die Vandalen waren durch den Rheinubergang von 406 in Gallien eingefallen bald darauf aber weiter nach Hispanien gezogen Sie setzte unter Geiserich im Jahr 429 von Sudspanien nach Nordafrika uber wo die Krieger bis 439 ganz Africa die reichste westromische Provinz und die Kornkammer Westroms eroberten Vollkommen uberraschend erwiesen sich die Vandalen als recht geschickt darin mit einer Kriegsflotte zu operieren womit sie zu einer ernsten Bedrohung fur die westromische Regierung wurden Geiserich griff in der Folgezeit denn auch immer wieder in die westromischen Machtkampfe ein Im Jahr 455 plunderte er Rom 468 wehrte er eine gesamtromische Flottenexpedition ab Neben dem Vandalenreich existierten im ehemaligen westromischen Nordafrika aber auch maurische Kleinreiche siehe Masuna und Masties Im Inneren erwiesen sich die Vandalen ahnlich wie viele andere foederati nicht als Barbaren sondern durchaus als Anhanger der romischen Kultur die weiter in Africa gepflegt wurde Allerdings kam es zwischen den arianischen Vandalen und den katholischen Romanen zu erheblichen religiosen Spannungen die nicht uberwunden wurden bis in den Jahren 533 534 ostromische Truppen das Vandalenreich nach einem nur kurzen Feldzug eroberten und die Provinz bis zum Einbruch der Araber um 670 zu Ostrom gehorte Rekonstruierter Helm eines Fursten vermutlich Konig Raedwald aus Sutton Hoo British Museum In Britannien ging die romische Ordnung bereits in der ersten Halfte des 5 Jahrhunderts unter Um 440 rebellierten hier Sachsen spater auch Juten und Angeln die als foederati gedient hatten und grundeten eigene Kleinreiche nachdem Westrom die Insel zu Beginn des 5 Jahrhunderts praktisch sich selbst uberlassen hatte Nur vereinzelt gelang es romisch britannischen Truppen den Invasoren Widerstand zu leisten doch ist uber die Details wenig bekannt Die lokale Verwaltung scheint anschliessend zumindest teilweise noch einige Zeit funktioniert zu haben es entstanden schliesslich mehrere romano britische Kleinreiche Sub Roman Britain wobei sich die Romano Briten in Wales und im heutige Cornwall halten konnten Britannien wurde von allen westromischen Provinzen am schlimmsten von den Folgen des Zerfalls Westroms getroffen Die antike urbane Kultur die in Britannien ohnehin weniger stark ausgepragt war als etwa in Gallien oder in Africa ging bald schon unter die schriftlichen Quellen sind ausserst rar Das Christentum befand sich auf dem Ruckzug wohingegen die Christianisierung in Irland das nie Teil des Imperiums war und uber keine urbanen Zentren verfugte erfolgreich verlief siehe auch Iroschottische Mission Der spateren Christianisierung der Angelsachsen gelang im 7 Jahrhundert der Durchbruch In dieser Zeit bildete sich die sogenannte Heptarchie aus die sieben bis ins 9 Jahrhundert dominierenden angelsachsischen Konigreiche Essex Sussex Wessex Kent East Anglia Mercia und Northumbria Das spatantike Persien Roms Rivale im Osten Hauptartikel Sassanidenreich Triumphrelief Schapurs bei Naqsch e Rostam Vor dem Perserkonig zu Pferd kniet Kaiser Philippus Arabs Kaiser Valerian steht neben Schapur der ihn zum Zeichen der Gefangenschaft am Arm gepackt hat Neben Rom war die zweite spatantike Grossmacht das neupersische Sassanidenreich benannt nach der herrschenden Dynastie der Sasaniden Es erstreckte sich uber weite Teile der heutigen Staaten Iran Irak und Afghanistan sowie mehrere angrenzende Randgebiete Persien war Roms grosser Rivale im Osten militarisch und kulturell hochentwickelt Nachdem der erste Sassanidenkonig Ardaschir I 224 26 das Partherreich gesturzt und sich bei ersten Kampfen gegen die Romer im Westen behauptet hatte wurde die Konigsgewalt vergleichsweise gestarkt wenngleich die machtigen Adelsfamilien aus parthischer Zeit weiterhin sehr einflussreich waren Es fand eine Ruckbesinnung auf altere iranische Traditionen statt wobei in diesem Zusammenhang die Religion des Zoroastrismus eine wichtige Rolle spielte und geschickt Propaganda betrieben wurde Seit Schapur I propagierten die spatantiken Perserkonige einen zumindest formal universalen Herrschaftsanspruch sahan sah Konig der Konige von Eran und Aneran der wohl nicht zuletzt stabilisierend nach innen wirken sollte Vor allem aber agierten die Sassaniden starker als die Parther offensiv gegenuber Rom Es gelang den Persern vor allem in der Regierungszeit von Schapur I 240 42 270 der 260 sogar Kaiser Valerian gefangen nahm Schapur II 309 379 Chosrau I 531 579 und Chosrau II 590 628 sich militarisch erfolgreich gegen Rom zu behaupten siehe Romisch Persische Kriege wobei Aggressionen durchaus von beiden Seiten ausgingen und die Romer unter Herakleios im letzten grossen Krieg der Antike 603 bis 628 am Ende die Oberhand behielten Ausser kriegerischen Auseinandersetzungen diese dominierten die wechselseitigen Beziehungen ausser im vergleichsweise friedlichen 5 Jahrhundert in dem es nur zu kleineren Konflikten kam gab es aber auch zahlreiche friedliche Kontakte zwischen Romern und Persern die sich in vielerlei Hinsicht gegenseitig beeinflussten Darstellung einer Jagdszene mit Chosrau II sassanidische Darstellung des 7 Jahrhunderts Cabinet des Medailles Paris Das spatantike Persien war kein barbarischer Nachbar Roms sondern ein durchaus ebenburtiges Reich Im diplomatischen Verkehr wurde die Metapher von den zwei Brudern hinsichtlich dem Kaiser und dem persischen sahan sah bzw von den beiden Augen der Welt verwendet um die politische und militarische Gleichrangigkeit beider Reiche zu betonen Persien war uber vier Jahrhunderte hinweg ein wichtiges Bindeglied zwischen Ost und West uber das wichtige Handelsrouten insbesondere die Grosse Chorasan Strasse verliefen die den Westen mit Zentralasien China und Indien verbanden siehe auch Indienhandel In der neueren Forschung eroffnet denn auch eine ubergreifende Betrachtung des damaligen Verbindungsgeflechts zwischen der Mittelmeerwelt Persien und Zentralasien neue Perspektiven Erschwerend zum Konflikt mit Ostrom kam fur Persien die Bedrohungslage durch die Steppenvolker Zentralasiens hinzu wie den iranischen Hunnen und spater den Kok Turken die die persische Nordostgrenze bedrohten siehe dazu das folgende Kapitel Eran stand in diesem Zusammenhang gegen Hrōm Rum Rom und Turan Steppenraum in Zentralasien Neben dem iranischen Hochland war vor allem das reiche untere Mesopotamien von Bedeutung fur das Sassanidenreich wo die meisten Steuereinkunfte eingetrieben wurden und dessen landwirtschaftliche Produktion ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor war Die Perserkonige residierten prunkvoll in Seleukeia Ktesiphon wo sich eine prachtige Hofkultur entfaltete Mehrere von ihnen traten als Kulturforderer auf In der orientalischen Uberlieferung at Tabari Firdausi Nezami u a sind Herrscher wie Bahram V der als grosser Krieger Jager und Liebhaber galt und Chosrau I der den Beinamen Anuschirwan mit der unsterblichen Seele trug und von dessen Name die arabische Bezeichnung Kisra fur Konig abgeleitet ist beruhmt und bis in die Moderne bekannt Das Reich verfugte uber eine effektive Verwaltung an deren Spitze der Wuzurg Framadar stand Wenngleich von der mittelpersischen Literatur fast nichts erhalten ist zeigt die darauf beruhende spatere perso arabische Uberlieferung wie reichhaltig diese gewesen sein muss In Berichten wird geschildert wie im Thronsaal Chosraus I neben dem Thron des Konigs auch drei zeremonielle Thronsessel fur den Kaiser von Rom den Kaiser von China und den Khagan der Turken standen wenn sie als Vasallen zum Konig der Konige kommen sollten Neben dem damit formulierten zumindest formalen Vorherrschaftsanspruch verdeutlicht dies auch auf den politischen kulturellen und wirtschaftlichen Horizont des Sassanidenreichs in dieser Zeit Religionspolitisch war der Zoroastrismus die vorherrschende Religion jedoch nicht Staatsreligion doch auch grosse christliche Minderheiten existierten und in spatsassanidischer Zeit sind Christen im engsten Hofkreis belegt zumal sich die Assyrische Kirche des Ostens nicht illoyal gegenuber dem Konigtum verhielt Der Untergang des Sassanidenreichs im Verlauf der arabischen Eroberungen von 636 bis 642 51 war vor allem eine Folge der geschwachten Konigsgewalt nach dem Ende eines langen Krieges gegen Ostrom im Jahr 628 Chosrau II hatte die Romer zuvor an den Rand der Niederlage gebracht als ab 603 persische Truppen Syrien Agypten und weite Teile Kleinasiens erobert hatten und 626 sogar Konstantinopel bedrohten bevor der Gegenschlag unter Kaiser Herakleios und Angriffe der Turken an der Steppengrenze zum Sturz und der Ermordung Chosraus fuhrten Persien musste die eroberten Gebiete raumen und war durch folgende interne Machtkampfe erheblich geschwacht Nach 628 brachen mehrjahrige Thronwirren aus der letzte Grosskonig Yazdegerd III hatte keine Zeit mehr seine Stellung ausreichend zu festigen als die Angriffe der Araber gegen Persien 636 einsetzten Er wurde 651 ermordet seine Sohne flohen an den Hof der Tang Kaiser siehe Peroz von Persien Persien bewahrte jedoch viel von seinem kulturellen Erbe wobei sich die Islamisierung wie im christlichen Syrien und Agypten uber lange Zeit hinzog Die Perser behielten auch im Gegensatz zu den meisten anderen von den Arabern eroberten Volkern ihre Sprache bei und mehrere machtige Adelsgeschlechter die sich rechtzeitig und notgedrungen mit den Arabern arrangiert hatten behielten ihre Stellung noch uber Jahrhunderte Sassanidische Traditionen im Bereich der Kultur und der Verwaltungspraxis die wiederum oft von alteren altorientalischen Elementen gepragt waren hatten spater noch grossen Einfluss auf die Umayyaden die Samaniden und vor allem die Abbasiden Zentralasien und der fernere Osten Reitervolker und die chinesische Grossmacht Zentralasien mit Tarimbecken rechts und dem Verlauf der Seidenstrasse gelb Zentralasien war nicht erst oder nur in der Spatantike ein Raum der was besonders betont werden muss politisch wirtschaftlich kulturell und religios ausserst vielfaltig gestaltet war Neben halb nomadischen Gruppen verschiedener Reitervolker die ihre teils weitraumigen Steppenreiche zumindest oberflachlich beherrschten wenngleich die sehr heterogen zusammengesetzten Verbande aufgrund ihres sehr lockeren Aufbaus nur eine begrenzte Lebensdauer hatten existierten Stadtstaaten und andere eher regionale Herrschaftsgebilde sesshafter Kulturen Die verschiedenen Landschaften reichten von fruchtbaren Zonen uber Steppen und Wustenregionen mit Oasen bis zu gewaltigen Gebirgszugen wie dem Hindukusch Ein grundlegendes Problem bei der Rekonstruktion der Geschichte Zentralasiens in der Spatantike ist der Mangel an erzahlenden Quellen Ganz im Gegensatz zur reichhaltigen Geschichtsschreibung uber Ereignisse im Westen berichten spatantike Geschichtsschreiber uber Zentralasien nur sehr selten und oft sind selbst die knappen Bemerkungen eher aus zweiter Hand wenngleich neben den Schilderungen westlicher Geschichtsschreiber auch umfassendere chinesische Berichte vorliegen Eine eigenstandige Geschichtsschreibung aus dem zentralasiatischen Raum existiert nicht wahrend von der mittelpersischen Literatur kaum etwas erhalten ist nur bei einigen spateren perso arabischen Autoren finden sich vereinzelte Informationen die auf alteren Vorlagen zu basieren scheinen Munzen archaologische sowie epigraphische Befunde und Fragmente von Texten bieten zwar Einblick in die Geschichte Ostirans und Zentralasiens wo es im Laufe der Spatantike zu dramatischen Veranderungen kam doch sind viele dieser Ereignisse nur in Grundzugen erkennbar Munze mit Abbildung des letzten kuschano sassanidischen Herrschers Bahram Kuschanschah Mitte 4 Jahrhundert Die Perser mussten sich nicht nur mit dem Romerreich im Westen auseinandersetzen sondern des Weiteren an der Nordostgrenze des Sassanidenreichs nach Transoxanien Sakastan immer wieder aggressive Nomadengruppen abwehren die oft ebenfalls eine grosse Bedrohung darstellten Das einst machtige Kuschanareich stellte im 3 Jahrhundert zwar keine ernsthafte Gefahr mehr dar weshalb die Sassaniden im Osten ihres Reiches zum Schutz der Grenze eine Art Vizekonigreich errichten konnten Kuschano Sassaniden Dann jedoch erschienen seit Mitte des 4 Jahrhunderts in mehreren Wellen neue Angreifer in Transoxanien Es handelte sich zunachst um die Chioniten die Schapur II in einem langeren Konflikt mit erheblichen Kraften banden siehe Grumbates im Anschluss daran erschienen verschiedene andere Gruppen in Transoxanien Die den Chioniten nachfolgende Gruppen halb nomadischer Reitervolker werden in der Forschung als Iranische Hunnen bezeichnet die aber nicht mit den um 375 im Westen auftauchenden Hunnen gleichgesetzt werden konnen der Name Hunnen diente wohl als Prestige und Ubertragungsname fur verschiedene Gruppen und stellte keine genaue ethnische Bezeichnung dar Es handelte sich dabei um die Kidariten die wohl in enger Verbindung zu den Chioniten stehen und deren Erbe antraten sowie die Alchon die im fruhen 6 Jahrhundert nach Nordindien expandierten und das Gupta Reich empfindlich destabilisierten die nur regional in Kabulistan herrschenden Nezak und vor allem die machtigen Hephthaliten Es war die Zeit der grossen Invasion unter der die Region teils erheblich zu leiden hatte Sie kann durchaus als Parallele zur Bedrohung Roms durch Invasoren wie im Rahmen der sogenannten Volkerwanderung oder der fast permanenten Gefahrdung der chinesischen Nordgrenze durch Steppenvolker wie den sudlichen Xiongnu die als Soldner angesiedelt worden waren aber unter Liu Cong in den Jahren 311 und 316 beide chinesische Hauptstadte der Jin Dynastie plunderten betrachtet werden Allerdings liegen nur verstreut schriftliche Quellen vor so gefundene Textfragmente oder knappe Schilderungen bei westlichen Geschichtsschreibern etwa bei Ammianus Marcellinus zu den Chioniten Priskos zu den Kidariten und Prokopios von Caesarea uber die Hephthaliten Wahrend die Alchon und die Nezak wohl nicht in engeren Kontakt mit den Persern traten zwangen Chioniten Kidariten und besonders die Hephthaliten die Perserkonige wiederholt zu Feldzugen im Osten die fur die Sassaniden nicht immer siegreich ausgingen und teils erhebliche Krafte banden Bahram V konnte sich in den 420er Jahren behaupten doch bereits sein Nachfolger Yazdegerd II hatte Muhe die Grenze zu stabilisieren Peroz I wiederum konnte zwar die Kidariten endgultig niederzwingen wurde aber von den neu auftauchenden Hephthaliten geschlagen und fiel 484 sogar im Kampf gegen sie Wahrend die Chioniten und Kidariten eine standige aber noch uberschaubare Bedrohung dargestellt hatten waren die Hephthaliten ein wesentlich ernsthafterer und besser organisierter Gegner Sie fugten den Persern nicht nur militarische Niederlagen zu sondern mischten sich sogar in die persische Innenpolitik im Rahmen interner Thronkampfe ein Prokopios von Caesarea zufolge verfugten die Hephthaliten zudem uber eine recht effektive Herrschaftsstruktur mit einem Konig an der Spitze und waren nach Abschluss ihrer Eroberungen in Baktrien und Transoxanien offenbar keine Nomaden mehr Nezakmunze Die Perser sahen sich gezwungen fur die Verteidigung der Nordostgrenze ein spezielles Militarkommando einzurichten dessen Befehlshaber marzban den Titel kanarang trug und seinen Sitz in Nischapur hatte Ein grundlegendes Problem fur die Perser stellte in diesem Zusammenhang die konstante Bedrohungslage durch die Halbnomaden dar Unterschiedliche Gruppen wechselten sich ab war ein Gegner ausgeschaltet erschien oftmals bald ein neuer auf der Bildflache So wie die Chioniten von den Kidariten und diese von den Hephthaliten abgelost wurden traten nach Vernichtung des Hephthalitenreichs um 560 durch Perser und Kok Turken letztere als neue und gefahrliche Gegenspieler der Perser in Erscheinung All diese Gruppen waren wie andere Reitervolker auf Beute bzw Tributleistungen angewiesen um ihre Lebensgrundlage zu decken und die eigene Herrschaft zu stabilisieren Dieses Spannungsfeld in den Beziehungen zwischen Reitervolkern und den angrenzenden wohlhabenderen sesshaften Gesellschaften wird auch als endemischer Konflikt bezeichnet Die Perser mussten unter allen Umstanden einen Zweifrontenkrieg vermeiden im Westen gegen Rom und im Nordosten gegen die Steppenvolker und schenkten daher der Entwicklung an ihrer Nordostgrenze aber auch der Sicherung des Zugangs im Kaukasusraum durch Grenzfestungen stets eine hohe Beachtung Dennoch sah sich Persien im spaten 6 und dann wieder im fruhen 7 Jahrhundert mit dem Dilemma eines Zweifrontenkriegs konfrontiert als die Turken in den 570er Jahren zeitweise romische Bundnispartner wurden und dann wahrend des Perserkriegs des Herakleios mit ihren mit dem Kaiser abgestimmten Angriffen entscheidend zur persischen Niederlage 627 28 beitrugen Durch Zentralasien verliefen wichtige Handelsrouten wenngleich die sogenannte Seidenstrasse inzwischen nicht mehr ihre alte Bedeutung hatte Grossen Anteil daran hatten die Invasionen der iranischen Hunnen was den wirtschaftlichen Niedergang Baktriens und eine wirtschaftliche Verschiebung herbeifuhrte So belegen archaologische Befunde den wirtschaftlichen teils auch kulturellen Verfall Baktriens aber ebenso die wirtschaftliche und kulturelle Prosperitat Sogdiens das unter neuen Herrschern zunehmend an Bedeutung gewann Die neuen Uberlandrouten zwischen China Zentralasien Persien und dann weiter nach Ostrom vermieden viele der alten inzwischen verfallenen Regionen so auch Baktrien Wahrenddessen wurde ein Grossteil des Indienhandels vor allem uber die Seeroute abgewickelt siehe folgenden Abschnitt wobei die Perser sehr aktiv waren Dennoch war der Uberlandhandel nie ganz zum Erliegen gekommen und gewann auch wieder an Bedeutung In diesem Zusammenhang kam dem Sassanidenreich eine wichtige Rolle als Transitland zu so wachten die Perser streng auf die Kontrolle des lukrativen Zwischenhandels mit chinesischer Seide und verweigerten sogdischen Handlern den direkten Zugang zum persischen und letztlich dem ostromischen Markt siehe auch Maniakh Die sogdischen Handler vertraten dabei die Interessen der Kok Turken die Ende des 6 Jahrhunderts einige Zeit jahrlich 100 000 Ballen Seide als chinesische Tributleistungen erhielten Seide diente nicht nur entlang der Seidenstrasse sondern auch in China als leicht transportables Zahlungsmittel Konstantinopel war sich uber die Bedeutung Zentralasiens vollkommen im Klaren Dies gilt sowohl in politischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht Die romische Diplomatie die keineswegs immer erfolgreich agierte war seit Justinian darum bestrebt im Steppenbereich nordlich des Schwarzen Meeres und weiter nach Zentralasien Verbundete zu gewinnen zunachst die Awaren anschliessend die Kok Turken deren Delegation unter Fuhrung des einflussreichen Sogdiers Maniakh hatte zuerst Kontakt zu Kaiser Justin II aufgenommen was aber nicht zuletzt aufgrund der unterschiedlichen Interessen langfristig nicht gelang Ein wichtiges Zeugnis dafur ist der ausfuhrliche und zuverlassige Bericht des Menander Protektor uber die ostromischen Gesandtschaften zu den Turken in Sogdien die erste unternahm Zemarchos im Sommer 569 Die Kok Turken spielten eine wichtige Rolle in Zentralasien nachdem sie 552 die Macht der machtigen Stammesfoderation der Rouran gebrochen hatten Ihr Reich erstreckte sich uber ein gewaltiges Territorium vom Aralsee bis in die Mandschurei und umfasste ganz unterschiedliche Bevolkerungsgruppen Es war seit etwa 582 in zwei Khaganate ein westliches und ein ostliches aufgeteilt Im Westen kam es oft zu Auseinandersetzungen mit den Sassaniden wahrend die Turken im Osten die chinesische Reichsgrenze bedrohten Herrscher wie Sizabulos und Tardu tauchen sowohl in westlichen als auch in spater entstandenen orientalischen und in chinesischen Quellen auf wenngleich viele Fragen aufgrund der dunnen Quellenlage offen sind Offenbar war das Khaganat deren beide Oberherrscher zur Sicherung ihrer Herrschaft auf Beute und Prestige angewiesen waren wie viele andere Steppenreiche nicht besonders stabil 630 wurde das ostliche Khaganat von den Chinesen erobert Mitte des 7 Jahrhunderts loste sich das westliche Khaganat faktisch auf Im Jahr 682 erhoben sich die Turken jedoch gegen ihre chinesischen Oberherren und eroberten weite Teile ihres ersten Reiches in Zentralasien und der Mongolei zuruck Im folgenden Kampf gegen die Araber brach das zuvor neu etablierte westliche Khaganat jedoch erneut zusammen wobei die turkischen Turgesch fur einige Jahre zu einem wichtigen Machtfaktor wurden Das ostliche Khaganat das sowohl von den Kampfen gegen Araber und Chinesen als auch durch interne Konflikte geschwacht war ging in den 740er Jahren unter nachdem die Turken von den Uiguren besiegt wurden Szene eines Herrenbanketts auf einer Wandmalerei im sogdischen Pandschakent Sogdien war eine Region mit mehreren wirtschaftlich bedeutenden Stadtstaaten in den Oasen und ein kultureller Schmelztiegel Die Region stand politisch lange unter Kontrolle der verschiedenen eingebrochenen Nomadengruppen seit der 2 Halfte des 6 Jahrhunderts dann unter Herrschaft der Kok Turken Im Gegensatz zu Baktrien war die Fremdherrschaft fur die Sogdier nicht druckend und behinderte nicht ihr wirtschaftliches und kulturelles Handeln Vielmehr interagierten Turken und Sogdier recht intensiv und offenbar sogar weitgehend harmonisch miteinander Sogdier spielten in der Verwaltung des Kok Turkenreichs eine wichtige Rolle und wurden auch mit wichtigen diplomatischen Missionen betraut wie das Beispiel des bereits erwahnten Maniakh belegt Die turkische Militarmacht sicherte auch die weitere Entfaltung des sogdischen Handels und das Aufbluhen der sogdischen Kultur wie unter anderem archaologische Untersuchungen belegen Von der bereits erwahnten neuen Uberlandroute zwischen China und dem Westen profitierte Sogdien erheblich zumal nun regionale Handler vor Ort den Handel weitgehend in eigenen Handen hatten Nachdem das Kok Turkenreich erlosch behielten die Sogdier im Reich der Uiguren weiterhin eine fuhrende Stellung In den angrenzenden Regionen Kabulistan und Zabulistan herrschte nach dem Ende der Nezak Mitte des 7 Jahrhunderts die Dynastie der Turk Schahi die wiederum im 9 Jahrhundert von den Hindu Shahi abgelost wurde die den Buddhismus bzw Hinduismus forderten Akshobhya in seinem ostlichen Paradies mit Lichtkreuz ein Symbol des Manichaismus Religiose und kulturelle Vielfalt war ohnehin ein Kennzeichen des spatantiken Zentralasiens wo Buddhisten Hindus Zoroastrier Christen Manichaer und Polytheisten lebten Wahrend das Romerreich seit dem 4 Jahrhundert vom Christentum und Persien stark von Zoroastrismus gepragt wurden war die religiose Orientierung in vielen Teilen Transoxaniens anscheinend offen Christliche Gemeinden der assyrischen und der nestorianischen Kirche entstanden in Zentralasien Indien und im spaten 8 Jahrhundert sogar in China siehe Nestorianische Stele Ebenfalls rasch verbreitete sich der Manichaismus entlang der Seidenstrasse in der zweiten Halfte des 8 Jahrhunderts wurde er sogar dominierende Religion im Uigurenreich Sowohl Christen als auch Manichaer setzten dabei auf eine rege Missionstatigkeit Sogdier wiederum haben in Zentralasien eine wichtige Vermittlerrolle hinsichtlich des Buddhismus gespielt Als die muslimischen Araber ihre Expansion nach Zentralasien ausweiteten trafen sie dabei auf die erbitterte Gegenwehr sogdischer Regionalherrscher siehe Dewastic und Ghurak turkischer Stammesgruppen sowie der Turk und spater Hindu Schahi Dieser Widerstand wurde erst nach einiger Zeit gebrochen in der Region um Kabul leisteten die dortigen Herrscher sogar noch bis weit ins 9 Jahrhundert Widerstand Einer der Herrscher in Kabul ging um 740 sogar so weit seine Abwehrbemuhungen gegen das Kalifat besonders hervorzuheben indem er sich als Phrom Gesar als romischer Kaiser bezeichnete wahrend er gleichzeitig die Hilfe Chinas ersuchte Die Islamisierung Irans und Zentralasiens war denn auch keineswegs ein schneller Prozess Chinesische Feldzuge gegen die Westturken im 7 Jahrhundert Vom 7 bis Mitte des 8 Jahrhunderts war mit dem chinesischen Kaiserreich der Tang Dynastie eine weitere Grossmacht in Zentralasien aktiv Die Tang Kaiser hatten nicht nur die staatliche Einheit Chinas nach einer langen Zeit politischer Wirren infolge des Untergangs der Jin Dynastie gesichert nachdem die vorausgegangene kurzlebige Sui Dynastie sie wiederhergestellt hatte die Tang Zeit stellte auch politisch wirtschaftlich und kulturell eine neue Hochphase der chinesischen Geschichte dar Die wirtschaftlichen Verbindungen mit Zentralasien waren fur China durchaus von Bedeutung im Westen waren die Chinesen in der romischen Kaiserzeit als Seres zumindest vage bekannt Seidenleute nach dem teuren chinesischen Luxusprodukt Hinzu kam dass die politischen Entwicklungen in Zentralasien oft auch chinesische Interessen tangierten Dies hatte zu diplomatischen Kontakten mit Persien gefuhrt spatestens ab dem 5 Jahrhundert sind sassanidische Gesandtschaften zunachst an die Nordliche Wei Dynastie und dann an die Sui und schliesslich die Tang Dynastie bezeugt Die chinesischen Quellen bezeichnen Persien als Bosi bzw Po ssu die Verbindungen scheinen insgesamt gut gewesen zu sein Mit dem Fall des Sassanidenreichs und dem Vordringen der Araber anderten sich die politischen Bedingungen grundlegend China unterhielt vielfaltige wirtschaftliche und politische Kontakte nach Zentralasien und fungierte als zweite Ordnungsmacht an die verschiedene Seiten Hilferufe sendeten Kurzzeitig unterstutzten die Chinesen den persischen Prinzen Peroz der sich an den chinesischen Kaiserhof gerettet hatte womoglich bestand am sudlichen Hindukusch fur einige Zeit sogar ein sassanidisches Restreich fort Die Chinesen expandierten nun verstarkt direkt nach Zentralasien um ihre eigenen Interessen zu schutzen nicht nur vor den Arabern sondern auch vor ihrem alteren Feind dem turkischen Khaganat das China an der West und Nordgrenze bedrohte Bereits um die Mitte des 7 Jahrhunderts hatten die Chinesen ihre Position im Tarimbecken gefestigt und das Generalprotektorat des befriedeten Westens geschaffen Chinas Machteinfluss reichte bald bis nach Sogdien hinein Tang China um 700 In den chinesischen Quellen wird berichtet wie das turkische Khaganat faktisch in sich zusammenbrach geschwacht von arabischen Angriffen und internen Konflikten wovon die Chinesen erheblich profitierten Mitte des 8 Jahrhunderts kollidierte jedoch die chinesische Machtsphare unmittelbar mit dem weiter rasch expandierenden Kalifat 751 erlitten die Chinesen in der Schlacht am Talas eine Niederlage die eine Umorientierung zur Folge hatte Nunmehr konsolidierten die Chinesen ihre weiter vorhandenen westlichen Stutzpunkte griffen aber nicht mehr aktiv in Zentralasien ein Das Kalifat wiederum war ebenfalls um Konsolidierung des neuen Weltreichs bemuht das inzwischen vom Umsturz der herrschenden Umayyaden durch die Abbasiden erschuttert wurde wobei die Rebellion im Osten des Iran ihren Anfang nahm wahrend fast zeitgleich in China die An Lushan Rebellion ausbrach die beinahe zum Fall der Tang Dynastie gefuhrt hatte Neben dem Kalifat und China verfolgte das machtige Konigreich Tibet ebenfalls Interessen in Zentralasien und fungierte dabei als chinesischer Rivale Dies fuhrte in der 2 Halfte des 7 Jahrhunderts zu militarischen Zusammenstossen zwischen Chinesen und Tibetern was einen zeitweisen Ruckzug der Chinesen aus dem Tarimbecken zur Folge hatte Die militarischen Konflikte zwischen Tibet und China denen es beide auch um die Kontrolle von Handelsrouten ging setzten sich im spaten 7 Jahrhundert fort wobei die Chinesen teils empfindliche Niederlagen erlitten Allerdings fuhrten interne Machtkampfe in den 690er Jahren in Tibet zu einem Niedergang der errungenen Machtstellung was die Tang Kaiser nutzen konnten Im fruhen 8 Jahrhundert wurden die Tibeter wieder aktiv und verbundeten sich zeitweise mit den Turgesch Mit dem Ruckzug Chinas aus Zentralasien konnte Tibet seine Machtstellung wieder einige Zeit erneut ausbauen Der westliche Indische Ozean in der Spatantike Maritimer Handel und regionale Machtpolitik Der Bereich des Indischen Ozeans stellte bereits in der Antike einen durch maritime Handelsrouten verbundenen Handelsraum dar dessen Verbindungen weiter uber das Rote Meer bis in die Mittelmeerwelt reichten Seit dem Hellenismus bestanden recht intensive Handelskontakte zwischen dem Westen und dem Raum des Indischen Ozeans die sich in der romischen Kaiserzeit intensivierten Fur diese romisch indischen Beziehungen ist der Periplus Maris Erythraei von besonderer Bedeutung Handelswege nach dem Periplus Maris Erythraei aus dem 1 Jahrhundert n Chr Die Handelsroute fur griechisch romische Handler uber den Seeweg verlief in der fruhen und hohen Kaiserzeit von den Hafen Myos Hormos und Berenike am Roten Meer ausgehend weiter uber Adulis es ging dann die Sudkuste der arabischen Halbinsel entlang bis zu den Hafen am Indus und weiter die indische Malabarkuste hinab spater sogar bis nach Sri Lanka Abzweigungen der Seehandelsrouten verliefen zudem in den Persischen Golf dessen Bedeutung fur den antiken Handel oft unterschatzt wird sowie die ostafrikanische Kuste hinunter so wird im Periplus der Hafen Rhapta in Azania erwahnt Von entscheidender Bedeutung fur den romischen Indienhandel war somit die freie Passage durch das Rote Meer in den Indischen Ozean In einigen spatantiken Quellen wird der gesamte Raum sudlich bzw ostlich des Roten Meeres als Indien bezeichnet bzw als ausseres Indien im Gegensatz zum eigentlichen Subkontinent dem inneren Indien Bei den importierten Handelsgutern aus dem Raum des Indischen Ozeans neben Indien ist auch der sudarabische Raum zu nennen handelte es sich uberwiegend um Luxuswaren vor allem Gewurze darunter schwarzer Pfeffer Seide aus dem Land der Serer China siehe vorherigen Abschnitt Pflanzen Edelsteine Perlen und Elfenbein nach Indien exportiert wurden unter anderem Keramikprodukte Glaswaren und Textilprodukte Romische Handler mussten Unsummen fur die im Reich gewunschten Luxusprodukte aufbringen Der Indienhandel war fur die romischen Handler trotz aller Unkosten und Risiken offenbar ein lukratives Geschaft Umfang und Bedeutung des Handels sollten nicht unterschatzt werden wenngleich die Produkte freilich in erster Linie fur eine entsprechend kaufkraftige Kundschaft bestimmt waren Trotz der grossen Entfernungen stellte der antike Indienhandel mit seiner zunehmenden Vernetzung verschiedener Raume durchaus eine Fruhform der Globalisierung im Rahmen der damaligen Verhaltnisse dar wie die neuere Forschung betont Die antike Welt war in diesem Sinne starker multizentrisch ausgepragt als dies in der alteren Forschung zum Ausdruck kommt Der recht intensive Handelsverkehr zwischen Rom und Indien war im Zusammenhang mit der Reichskrise des 3 Jahrhunderts und dem Aufstieg des neupersischen Sassanidenreichs im 3 Jahrhundert zunachst rucklaufig wobei Handler aus Palmyra im 3 Jahrhundert eine zunehmende grossere Rolle spielten Der Hafen von Berenike wurde weiter benutzt wenngleich archaologisch auch dort ein Ruckgang feststellbar ist Myos Hormos scheint seine Bedeutung weitgehend verloren zu haben dazu passend sind romische Munzfunde in Indien aus dem spateren 3 Jahrhundert im Gegensatz zu fruheren Munzpragungen faktisch nicht vorhanden Spatantike Handelswege im westlichen Indischen Ozean In der Spatantike erholte sich der romische Indienhandel wieder Allerdings sahen sich romische Handler nun mit neuer Konkurrenz konfrontiert da persische und aksumitische Handler im westlichen Indischen Ozean aktiv waren wie entsprechende Munzfunde belegen Das Sassanidenreich kontrollierte nicht nur die iranische Seite des Persischen Golfs persische Truppen hatten bereits relativ fruh Vorstosse nach Bahrain und bis nach Mazun unternommen so dass sich der persische Einfluss bis nach Sudarabien erstreckte An der Wustengrenze zwischen Rom und Persien verliessen sich beide Seiten teils auf arabische Verbundete Ostrom auf die Ghassaniden Persien auf die Lachmiden Es war persischen Zwischenhandlern durch Vereinbarungen mit lokalen Handlern in Indien und Sri Lanka gelungen den Indienhandel faktisch zu monopolisieren Dies galt nicht nur fur Gewurze auch der Seidenhandel lag weitgehend in ihren Handen und verschaffte ihnen einen Vorteil weshalb sich die Sassaniden weigerten ihren Markt fur sogdische Seidenhandler zu offnen siehe vorherigen Abschnitt Die persische Vorrangstellung im spatantiken Indienhandel wurden sicherlich durch die geographische Nahe begunstigt zumal die Perser gegebenenfalls in der Lage waren die Seeroute zum Persischen Golf spater auch zum Roten Meer siehe unten sowie teils die Landrouten zu sperren Die Perser unterhielten anscheinend auch Handelsstutzpunkte im indischen Raum wobei persische Christen besonders aktiv gewesen zu sein scheinen Persische Handler waren aber nicht nur in Sudarabien und Indien aktiv sondern bereisten auch die ostafrikanische Kuste und erreichten eventuell sogar Sudostasien die spatantike Welt vom Mittelmeerraum bis nach Indien und Ostasien war im 6 Jahrhundert somit miteinander verflochten Die handelspolitischen Interessen Ostroms und Persiens wirkten sich konkret machtpolitisch aus denn diese befeuerten die latent ohnehin immer vorhandenen Konfliktpunkte zwischen den beiden spatantiken Grossmachten siehe Romisch Persische Kriege In diesem Kontext ist das ostromische Eingreifen zugunsten des christlichen Reichs von Aksum in Sudarabien um 525 zu sehen siehe unten da hier wichtige Handelsrouten zwischen Ost und West verliefen Die Bedeutung des Roten Meeres wurde in diesem Zusammenhang von der Forschung lange Zeit unterschatzt da man es oft unzureichend nur als Anhangsel des antiken Mittelmeerraums wahrgenommen hat was sich in den letzten Jahrzehnten jedoch grundlegend geandert hat Politisch bedeutsam waren im westlichen Indischen Ozean um 500 neben dem Sassanidenreich drei Machtzentren das Reich von Aksum am Horn von Afrika Himyar in Sudarabien und das Gupta Reich auf dem indischen Subkontinent Ungefahre Ausdehnung des aksumitischen Reiches im 4 Jahrhundert Das Reich von Aksum im heutigen Athiopien und Eritrea war aufgrund der Missionsarbeit des Frumentius seit der Zeit Konig Ezanas Mitte des 4 Jahrhunderts christlich Die Konige Aksums liessen Munzen pragen und Inschriften als Tatenberichte aufstellen Aksum profitierte sehr vom Indienhandel und exportierte ebenfalls Guter so Elfenbein und Sklaven Der Hafen von Adulis nicht weit von der Hauptstadt Aksum entfernt war dafur ein wichtiger Umschlagplatz und das Tor Aksums zum spatantiken Handelsnetzwerk Dies geht etwa aus dem Bericht des Kosmas Indikopleustes hervor der im 6 Jahrhundert in diesen Raum und eventuell sogar weiter bis nach Indien gereist war Die aksumitischen Herrscher die den Titel Negus trugen waren recht expansiv tatig und erweiterten ihren Herrschaftsbereich nicht nur in Ostafrika sondern waren auch in Sudarabien prasent zumal beide Kulturraume in enger Beziehung zueinander standen In Sudwestarabien hatte sich im 4 Jahrhundert das Konigreich Himyar mit der Hauptstadt Zafar im heutigen Jemen die Vormachtstellung gesichert nachdem es die konkurrierenden Reiche Saba und Hadramaut erobert hatte Aksum war bestrebt stets politischen Einfluss im Jemen auszuuben Hintergrund dafur waren die dort ebenfalls verlaufenen Handelsrouten die sowohl fur Aksum als auch fur Himyar uberaus profitabel waren In diesem Zusammenhang kam es immer wieder zu Spannungen zwischen den beiden konkurrierenden Reichen Hinzu kam dass sich die Herrscher Himyars seit Ende des 4 Jahrhunderts zum Judentum bekannten und die aksumitischen Konige sich als Schutzherren der christlichen Gemeinden dort verstanden Munze Konig Kalebs Der schwelende Konflikt brach 525 in einen offenen Krieg zwischen Aksum und Himyar aus Der himyarische Konig Yusuf Asʾar Yathʾar war hart gegen Christen vorgegangen und hatte 518 oder wahrscheinlicher 523 in Najran ein Massaker unter Christen angerichtet Zur Vergeltung bereitete der Negus Ella Asbeha Kaleb eine Strafexpedition vor wobei im Hintergrund auch die oben erwahnten handelspolitischen Fragen eine Rolle gespielt haben durften Ella Asbeha sicherte sich auch die Unterstutzung Justins I zu des damaligen ostromischen Kaisers Die Ostromer stellten Transportschiffe mit denen aksumitische Truppen im Jahr 525 in den Jemen ubersetzten und die Himyaren schlugen Ella Asbeha liess in Himyar eine aksumitische Garnison zuruck doch deren Befehlshaber Abraha erhob sich gegen den Negus selbst zum Konig in Himyar Abraha konnte sich gegen seinen alten Herren behaupten und unternahm einige erfolgreiche Feldzuge sein Vorstoss gegen Mekka im Jahr des Elefanten 547 oder 552 scheiterte jedoch Er starb nach 558 woraufhin ihm zwei seiner Sohne fur kurze Zeit als Herrscher nachfolgten Um 570 besetzten jedoch die Perser den Jemen und konnten sich dort in den nachsten Jahrzehnten behaupten Dies bedeutete eine entscheidende Machtverschiebung im sudarabischen Raum der nun unter persischer Hegemonie stand Persien war somit in der Lage nicht nur den Zugang zum Golf sondern auch zum Roten Meer zu sperren Ostrom erlitt damit einen empfindlichen Ruckschlag Um 630 fielen die persischen Besitzungen in Arabien jedoch an die muslimischen Araber Das Reich von Aksum konnte seine Machtstellung am Horn von Afrika vorerst bewahren allerdings wurden seine Seeverbindungen unterbrochen und das christliche Konigreich weitgehend isoliert Das Gupta Reich auf dem Hohepunkt seiner Macht In Indien existierten in der Spatantike mehrere Reiche das grosste und bedeutendste unter diesen war das Gupta Reich das auf dem Hohepunkt seiner Macht den Grossteil des Subkontinents ausser den Suden beherrschte Die Guptazeit gilt vielen Historikern als eine goldene Zeit Indiens in der klassische Literaturwerke in Sanskrit geschrieben wurden und sich die Kunst entfaltete Es gibt aber auch skeptischere Einschatzungen da etwa archaologische Untersuchungen darauf hindeuten dass mehrere Stadte in der Guptazeit verodeten bzw kaum Anzeichen von Bauaktivitaten aufweisen was gegen eine allgemeine wirtschaftliche und kulturelle Blutezeit spricht Zumindest war das Gupta Reich fur langere Zeit das letzte indische Grossreich mit einem Zentrum in Nordindien denn in der Folgezeit begann der politische Aufstieg Zentral und Sudindiens Die Herkunft der Guptas liegt im Dunkeln Um 300 gelang es ihnen jedenfalls in Magadha eine Herrschaft zu etablieren Der erste bedeutende Herrscher war der um 330 regierte Ihm gelang es eine Licchavi Prinzessin zu heiraten was den Guptas Legitimation verschaffte und half ihre politische Stellung zu stabilisieren er nahm selbstbewusst den Titel Maharajaadhiraja Oberkonig der Grosskonige an Sein Sohn und Nachfolger Samudragupta gilt als einer der grossen Eroberer der indischen Geschichte und erweiterte in seiner 40 jahrigen Regierungszeit das Herrschaftsgebiet der Guptas in mehreren Feldzugen ganz erheblich Pataliputra wurde erobert und die Guptas stiessen auch nach Suden vor Samudragupta ahmte den imperialen Herrschaftsanspruch seines Vaters nach So betonte er den Anspruch auf Oberherrschaft uber weite Teile des Subkontinents durch die Annahme des Titels Chakravartin womit er sich nach hinduistischer Tradition als Weltherrscher inszenierte Ende des 4 Jahrhunderts gelang es den Guptas des Weiteren ein Bundnis mit den konkurrierenden Vakataka Dynastie zu schliessen Die Guptas beherrschten das Gangestal und Teile des Dekkan direkt in anderen Teilen Nordindiens befanden sich aber noch Stamme und Kleinreiche die teils Vasallen waren teils aber nur die Oberherrschaft der Guptas anerkannten wahrend Nordwestindien mit den Resten der Kuschanaherrschaft und Sudindien ausserhalb ihres Herrschaftsbereichs lagen Alchonmunze mit der Darstellung Konig Khingilas Ebenso wie Rom und Persien sah sich auch das spatantike Guptareich mit einer verscharften Bedrohungslage an seinen Grenzen konfrontiert Mitte des 5 Jahrhunderts tauchten Invasoren im Nordwesten auf die in indischen Quellen als Huna s Hunnen bezeichnet werden Es handelte sich dabei um Teile der iranischen Hunnen siehe vorherigen Abschnitt die sich von ihren neuen Herrschaftszentren im heutigen Afghanistan nun nach Suden bzw Sudosten wandten Kumaragupta I fiel 455 im Kampf gegen die Invasoren sein Nachfolger Skandagupta war in seiner Regierungszeit ebenfalls in Abwehrkampfe verwickelt Die Hunas konnten sich Ende des 5 Jahrhunderts dennoch in Gujarat festsetzen Bei dieser Gruppe der Hunas handelte es sich um die Alchon Deren Konig Toramana unternahm zu Beginn des 6 Jahrhunderts eine erneute Invasion des Gupta Reichs wobei die Alchon zeitweise bis nach Magadha vorstiessen aber schliesslich zuruckgeschlagen wurden Toramanas Sohn Mihirakula soll besonders brutal agiert haben und wird in indischen Quellen sehr negativ geschildert zumal er eine Buddhistenverfolgung initiierte In der Forschung wurde er sogar als der Attila Indiens bezeichnet Die Hauptlast der Angriffe traf die Aulikaras ursprunglich Vasallen der Guptas die in Malwa herrschten Diese nutzten wie andere Lokalherrscher den zunehmenden Machtverlust der Guptas aus und erweiterten den eigenen Herrschaftsbereich Es gelang dem Aulikaras Fursten Yasodharman Mihirakula im Jahr 528 zu schlagen und zum Ruckzug in den Punjab zu zwingen Von diesem Ruckschlag sollten sich die Alchon letztlich nicht mehr erholen doch auch die Guptas konnten ihre Herrschaft nicht mehr festigen Der Einfall der Hunas war ein Faktor fur den Zusammenbruch des Gupta Reichs Mitte des 6 Jahrhunderts dessen Wirtschaft die vom Handel mit Ostrom profitierte schwer getroffen wurde Das Reich war aber schon zuvor durch strukturelle Mangel geschwacht und hatte seine Krafte uberdehnt Soziokultureller GrundrissKulturelles Leben Rat der Gotter Illustration zu Vergils Aeneis in einem Codex des 5 Jahrhunderts Vergilius Romanus Anders als eine an klassizistischen Idealen orientierte Forschung fruher oft annahm zeigte die spatantike Literatur lange Zeit kaum Anzeichen eines qualitativen Niedergangs Mit der weitgehenden Umstellung der Buchproduktion von Papyrus auf Pergament um 400 ganz verdrangt wurde die Schriftrolle erst im spaten 6 Jahrhundert wurden zwar bestimmte Autoren deren Werke nicht kopiert wurden von der weiteren Uberlieferung ausgeschlossen Im Osten der seit dem Hellenismus besonders stark von der griechischen Kultur gepragt war brach die Kontinuitat der klassischen Bildung aber auch im Fruhmittelalter nie vollstandig ab siehe Bucherverluste in der Spatantike In der spatantiken lateinischen und griechischen Literatur entstanden noch bis weit ins 6 Jahrhundert hinein bedeutende Werke Deren Verfasser waren die Trager einer Elitenkultur deren klassische Bildung paideia als Zeichen der Standeszugehorigkeit gepflegt wurde Dies galt speziell fur das griechisch gepragte Ostreich Neben Christen schrieben in dieser Zeit auch noch pagane Autoren Bis etwa 600 rissen antike literarische Traditionen kaum ab und zugleich wurden neue begrundet Geschichtsschreibung Im Bereich der lateinischen Geschichtsschreibung ragen die Res gestae des Ammianus Marcellinus um 395 heraus obwohl er aus dem hauptsachlich griechischsprachigen Osten stammte Ammianus verfasste eine Kaisergeschichte in 31 Buchern die die Zeit von 96 bis 378 abdeckten und von denen die letzten 18 Bucher erhalten sind Es handelt sich um das letzte grosse und erhaltene lateinische Geschichtswerk der Antike das sich qualitativ absolut mit den klassischen Hauptwerken der Republik und fruhen Kaiserzeit messen kann Im Bereich der lateinischen Geschichtsschreibung hat man sich in der Zeit zwischen Tacitus und Ammianus allerdings vornehmlich auf Kaiserbiographien im Anschluss an Sueton sind hier Marius Maximus und die wohl um 400 entstandene und sehr umstrittene Historia Augusta zu nennen und kurze Geschichtsabrisse sogenannten Breviarien beschrankt Neben und nach Ammianus verfassten aber im spaten 4 und fruhen 5 Jahrhundert auch Virius Nicomachus Flavianus Sulpicius Alexander Renatus Profuturus Frigeridus sowie noch im fruhen 6 Jahrhundert Quintus Aurelius Memmius Symmachus lateinische Geschichtswerke in der klassischen Tradition die allerdings verloren gegangen sind Ausser aus dem Werk des Flavianus sind aber zumindest kurze Fragmente erhalten Zu erwahnen sind ausserdem einige weitere lokale lateinische Geschichtswerke die nicht ohne Bedeutung waren so die historiola des Maximus von Saragossa und die historiola des Secundus von Trient Des Weiteren entstanden weitere knappere lateinische Geschichtswerke und Chroniken Im Hinblick auf die bereits erwahnten Breviarien die als eine wichtige Hauptquelle die sogenannte Enmannsche Kaisergeschichte benutzten sind vor allem Aurelius Victor Eutropius und die Epitome de Caesaribus zu nennen Jordanes schrieb Mitte des 6 Jahrhunderts in Konstantinopel eine Historia Romana und seine bekannte Gotengeschichte Getica auf Grundlage der verlorenen Gotengeschichte Cassiodors Ebenso entstanden zahlreiche Chroniken wie die des Hydatius von Aquae Flaviae des Prosper Tiro von Aquitanien die Chronica Gallica des Victor von Tunnuna und des Johannes von Biclaro sowie das griechischsprachige Chronicon Paschale Die griechische Geschichtsschreibung florierte wahrend der gesamten Kaiserzeit und auch in der Spatantike Selbst in der Zeit der sogenannten Reichskrise im 3 Jahrhundert sind offenbar griechischsprachige Geschichtswerke entstanden wenngleich von diesen nur Fragmente erhalten sind Die griechischsprachigen Profanhistoriker waren wie bereits in der hohen Kaiserzeit zumeist klassizistisch orientiert das heisst sie vermieden Begriffe die nicht bei ihren Vorbildern vor allem Herodot und Thukydides zu finden waren so wurden beispielsweise Goten in Anlehnung an die klassische Ethnografie als Skythen bezeichnet oder die Sassaniden oft als Meder Dies fuhrte auch dazu dass selbst christliche Profanhistoriker moglichst auf christliche Termini verzichteten Noch Prokopios siehe unten gab daher vor seinen Lesern auch langst alltagliche Termini wie Presbyter oder Monch eigens erklaren zu mussen Das Bemuhen der griechischen Geschichtsschreiber sich weitgehend an den antiken Vorbildern zu orientieren und diese sprachlich auch nachzuahmen Mimesis fuhrte nicht selten zu Anachronismen und gespreizten Ausdrucken Stilistisch bewegte sich diese Historiographie zumeist auf einem hohen Niveau wenngleich die gewahlte klassizistische Kunstprosa bisweilen den Blick auf das eigentliche Geschehen versperrte etwa durch die gewollte Anlehnung der Beschreibung an bekannte Szenen aus Herodot oder Thukydides Von den Historien des Eunapios von Sardes der auch eine Biographiesammlung von Philosophen verfasste sowie von den als weitaus zuverlassiger eingestuften Geschichtswerken des Olympiodoros von Theben des Priskos und des Malchus von Philadelphia sind nur teils recht ausfuhrliche Fragmente erhalten geblieben Sie und andere Autoren schrieben im 5 Jahrhundert bedeutende Geschichtswerke in der klassischen Tradition Zosimos verfasste um 500 seine Historia Nea unter Ruckgriff auf Eunapios und Olympiodoros er kam qualitativ aber nicht an seine Vorlaufer heran Im fruhen 6 Jahrhundert schrieb Eustathios von Epiphaneia eine heute verlorene Weltchronik Der bedeutendste griechische Historiker der Spatantike war sicherlich Prokopios von Caesarea der grosse Chronist der Zeit Justinians Er verfasste 8 Bucher Historien uber die Kriege Justinians sowie eine Geschichte seiner Bauten und eine polemische Geheimgeschichte In Ostrom wurde die antike Geschichtsschreibung von Agathias Menander Protektor und schliesslich von Theophylaktos Simokates noch bis ins fruhe 7 Jahrhundert gepflegt bevor sie schliesslich im Zuge des Niedergangs der antiken Kultur infolge der Abwehrkampfe Ostroms gegen die Araber erlosch siehe Byzantinische Geschichtsschreibung Hinzu kommen noch die Fragmente weiterer griechischsprachiger Werke deren Verfasser in der klassizistischen Tradition standen so beispielsweise von Praxagoras von Athen Helikonios von Byzanz Kandidos Theophanes von Byzanz Johannes von Epiphaneia und Johannes von Antiochia In der Spatantike entstanden des Weiteren mehrere Kirchengeschichten die sich in der Schilderung teils auf wertvolle profane Quellen stutzten Neben dem Vater der Kirchengeschichtsschreibung Eusebios von Kaisareia der in der Zeit Konstantins schrieb und zudem eine Chronik verfasste die von Hieronymus fortgesetzt wurde sind die daran anschliessenden Fortsetzungen von Sokrates Scholastikos Sozomenos und Theodoret zu nennen Die Kirchengeschichtsschreibung im griechischen Osten florierte noch bis ins spate 6 Jahrhundert So verfassten etwa Philostorgios dessen Werk nur fragmentarisch erhalten ist Pseudo Gelasios von Kyzikos sowie Euagrios Scholastikos entsprechende Werke Dichtung Der bedeutendste spatantike Dichter in lateinischer Sprache war der wie Ammianus Marcellinus aus dem Osten des Reichs stammende Claudian der um 400 in Italien wirkte Der letzte antike lateinische Epiker von Rang war dann Gorippus der im 6 Jahrhundert das stilistisch eng an Vergil orientierte Werk Johannis verfasste In Gallien und Spanien bluhte noch lange eine stark rhetorisch gepragte Dichtkunst etwa die des Ausonius Der aus einer vornehmen gallischen senatorischen Familie stammende Sidonius Apollinaris schrieb Lobreden und Briefe die einen detaillierten Einblick in die Endphase der galloromischen Kultur ermoglichen Etwa hundert Jahre spater markiert das Werk des Venantius Fortunatus dann den Ubergang von der spatantiken zur fruhmittelalterlichen lateinischen Dichtung Mittelalterliche Illustration des Anicius Manlius Severinus BoethiusProsa und Philosophie In der spatantiken lateinischen Literatur entstanden eine Vielzahl bedeutender Werke sowohl von christlichen als auch von paganen Autoren Es ist in diesem Zusammenhang falsch davon auszugehen dass alle christlichen Autoren die klassische Bildung die auf den Werken paganer Autoren ruhte verachteten oder sie diese zu unterdrucken versuchten Vielmehr weist die Spatantike zahlreiche klassisch gebildete christliche Autoren auf denen das alte Bildungsideal weiterhin wichtig war Der christliche Rhetoriker und Apologet Lactantius stand mit seinen lateinischen Werken am Beginn der Spatantike Ihm sollten mit Hieronymus Ambrosius von Mailand Augustinus von Hippo und Gregor dem Grossen noch vier weitere beruhmte lateinischen Kirchenvater folgen Die christliche Philosophie brachte vor allem mit den Schriften des Augustinus und dem Trost der Philosophie des Boethius Werke von weltliterarischem Rang hervor Zu nennen sind auch die Werke des Orosius Der beruhmte und hochgebildete Rhetor Gaius Marius Victorinus konvertierte 355 unter grossem Aufsehen zum Christentum und widmete sich anschliessend etwa der Kommentierung des Neuen Testaments Die Literatur setzte sich vielfach auch zum Ziel die klassischen romischen Texte durch gleichwertige christliche Gegenentwurfe zu ersetzen wie Prudentius mit seinem Werk Psychomachia Man schuf aber auch neue Formen etwa die Hymnen des Ambrosius und die Werke des Arator Im Gegenzug versuchten Vertreter der alten Bildung diese in philologischer Arbeit zu bewahren und zu sammeln wobei aber auch Christen daran beteiligt waren Um 600 sammelte Isidor von Sevilla der letzte grosse lateinische Gelehrte der Spatantike das ihm noch erreichbare Wissen des Altertums und vermittelte es damit in Grundzugen der mittelalterlichen Welt Zu den Vertretern der alten Bildung gehorte beispielsweise Quintus Aurelius Symmachus und der Symmachuskreis zu dem unter anderem Virius Nicomachus Flavianus siehe aus dessen Sohn Nicomachus Flavianus der Jungere und Vettius Agorius Praetextatus zu rechnen sind Aelius Donatus Maurus Servius Honoratus und Macrobius Ambrosius Theodosius Der Nordafrikaner Martianus Capella unternahm nach 470 einen letzten Versuch das pagane romische Wissen in einer grossen Gotterallegorie zusammenzufassen Der absolute Wahrheitsanspruch des Christentums hatte jedoch einen nachhaltigen Einfluss auf die Uberlieferung Im Osten des Reiches sind daneben besonders die Redner Libanios und Themistios hervorzuheben Im Bereich des Neuplatonismus entstanden bis weit ins 6 Jahrhundert hinein eine Fulle von philosophischen meist griechischsprachigen Werken Neben Plotin der zeitlich gesehen strenggenommen noch nicht zur Spatantike zahlt seien hier Porphyrios Proklos Iamblichos von Chalkis Olympiodoros der Jungere Isidoros und Damaskios genannt Der grosse Aristoteleskommentar des Simplikios um 550 gilt als die letzte bedeutende Leistung der antiken Philosophie Nach der Schliessung der platonischen Akademie durch Justinian I im Jahre 529 ging auch die pagane Philosophie langsam ihrem Ende entgegen In Harran hielt sich jedoch noch uber langere Zeit eine pagan philosophische Schule und die Alexandrinische Schule bestand bis ins fruhe 7 Jahrhundert Als letzter spatantiker Philosoph gilt der Christ Stephanos von Alexandria Syrische Literatur Gerade die syrische Literatur brachte in der Spatantike mehrere bedeutende Werke hervor siehe beispielsweise Aphrahat Ephram der Syrer Isaak von Ninive Sergios von Resaina und Jakob von Edessa wobei sich syrische Gelehrte auch als Ubersetzer und Vermittler antiken Wissens unter den spateren arabischen Herren verdient machten Im Hinblick auf die recht zahlreichen geschichtlichen Werken sind unter anderem die Kirchengeschichte des Johannes von Ephesos die wertvolles Material beinhaltende Chronik des Pseudo Josua Stylites und der Anonymus Guidi zu erwahnen eine besondere Nachwirkung scheint die verlorene Chronik des Theophilos von Edessa gehabt zu haben Kunst und Kultur im spatantiken TransformationsprozessBeispiel fur spatantike Portratplastik Buste des Eutropios Ephesos 5 Jahrhundert Das Buch Kodex setzte sich zunehmend gegenuber der Schriftrolle durch und es entstanden neue Bautypen wie etwa die christliche Basilika die altere Formen aufnahm und weiterfuhrte Wahrend die Zahl der offentlichen Neubauten insgesamt langsam zuruckging auch aufgrund des Verschwindens der lokalen Eliten die sich fruher durch Stiftungen von Nutzbauten verewigt hatten stieg die Zahl der Kirchenbauten seit der Christianisierung des Reiches naturgemass an Neben lokalen Aristokraten Statthaltern und Bischofen traten dabei auch die Kaiser als Bauherren auf Hohepunkt war dabei zweifellos die Hagia Sophia deren von Justinian veranlasster Neubau mit seiner gewaltigen Kuppel die letzte grosse Leistung der antiken Architektur war Von Bedeutung war auch in der Spatantike die Mosaikkunst Auf diversen Landgutern gab die reiche Oberschicht kunstlerische Arbeiten wie Mosaiken zur Verschonerung der Villen in Auftrag Auch wenn in der Kunst insgesamt im Vergleich zur klassischen Antike einfachere Formen dominierten herrscht unter den meisten Forschern derzeit Konsens dass man bei diesen Veranderungen auf keinen Fall von einem grundsatzlichen Verfall der kunstlerischen Leistung sprechen durfe Fur die fruher in der Forschung teilweise als hasslich verschmahte spatantike Portratplastik etwa ist heute eher von einem Stilpluralismus die Rede Der in der bildenden Kunst seit etwa 300 dominierende entindividualisierte frontale Darstellungsstil man vergleiche etwa die Kaiserportrats Caracallas mit denen Valentinians II oder Leos I wird dabei oft mit orientalischem Einfluss erklart Wahrend sich das handwerkliche Niveau der Werke in den Kaiserresidenzen und oft auch in den Provinzhauptstadten noch bis ins 6 Jahrhundert weitgehend halten liess ist ansonsten aus archaologischer Perspektive ein Niedergang der materiellen Kultur ab etwa 400 kaum zu leugnen Oft war man nicht mehr in der Lage verfallene oder zerstorte Bauwerke aus alterer Zeit in alter Schonheit zu erneuern offenbar fehlte es auf dem flachen Land hierfur nun vielfach an den entsprechenden Kenntnissen Und obwohl auch im 5 und 6 Jahrhunderten durchaus noch Inschriften gesetzt wurden waren diese vor allem im Westen ausserhalb der Metropolen in der Regel weit entfernt vom Standard fruherer Jahrhunderte Augenscheinlich war die gebildete wohlhabende Elite der Spatantike im Vergleich zu fruheren Jahrhunderten geschrumpft Dieses Mosaik aus dem Kaiserpalast in Konstantinopel 5 6 Jahrhundert illustriert das hohe Niveau das die bildende Kunst in den Metropolen noch lange halten konnte Im Westen setzte bereits im 5 Jahrhundert ein Transformations und Verschmelzungsprozess ein der langsam durch die Entstehung barbarischer Reiche auf dem Boden des Imperiums zum Ubergang ins Fruhmittelalter fuhrte Dieser Prozess fand spatestens im fruhen 7 Jahrhundert seinen Abschluss Die Germanen versuchten aber keineswegs die romische Kultur zu beseitigen wie die romische Verwaltungspraxis Theoderichs des Grossen oder die Rechtspraxis der Westgoten zeigt Dies gilt auch fur andere Bereiche Forscher wie Philipp von Rummel Guy Halsall oder Michael Kulikowski vertreten mittlerweile zudem die These viele scheinbar barbarische Elemente der materiellen Kultur und Kleidung seien in Wahrheit Neuentwicklungen die aus dem Imperium Romanum selbst stammten und eine neue militarische Elite kennzeichneten die sehr wohl auch Romer umfasste Auf der anderen Seite gab es auch gebildete Personen die sich im Westen mit den neuen Herren arrangierten wie unter anderem die Beispiele des Bischofs Avitus von Vienne des Arztes Anthimus oder des Dichters Venantius Fortunatus zeigen Die Grenzen waren fliessend Im Osten wurden deutlich mehr Elemente der antiken Kultur bewahrt als im Westen Noch unter Justinian war es selbst in kleineren Stadten moglich eine fundierte rhetorische und literarische Ausbildung zu geniessen Das spatantike Bildungssystem war in der Regel dreistufig Elementarunterricht Grammatik und Rhetorik wobei das Bildungsideal stark konservativ gepragt war In diesem Zusammenhang ist auch auf die Rolle der kaiserlichen Hochschule siehe Universitat von Konstantinopel hinzuweisen Insgesamt waren die regionalen Unterschiede erheblich Fur Italien etwa waren besonders der zweite Gotenkrieg seit 541 und der Einfall der Langobarden 568 von Bedeutung fur Britannien hingegen schon die angelsachsische Invasion um 440 und fur das lange Zeit sehr wohlhabende Syrien erst das 7 Jahrhundert Spatestens der Einbruch der Perser und Araber in den romischen Orient zu Beginn des 7 Jahrhunderts zerstorte dann die kulturelle Einheit der Mittelmeerwelt siehe Islamische Expansion die das Altertum uber die Jahrhunderte seit der Errichtung des romischen Weltreiches gepragt hatte Antike Kultur floss aber auch in die arabisch muslimische Welt ein und pragte diese nachhaltig Sprachen in Ost und West Im Westen hatte sich das Lateinische fast vollig durchgesetzt Die griechischsprachigen Gebiete in Italien und auf Sizilien verschwanden die Kenntnis des Griechischen liess auch in der Oberschicht ab etwa 400 spurbar nach Erst nach den Eroberungen Justinians I kam es zu einer erneuten Grazisierung einiger Regionen In einigen Gebieten des Westens hatten neben der lateinischen Amtssprache andere Sprachen uberlebt zum Beispiel Britannisch und Baskisch Ob aber der Kirchenvater Augustinus von Hippo um 400 wirklich die alte semitische Sprache der Karthager meinte wenn er davon sprach dass in Nordafrika noch immer Punisch gesprochen werde ist umstritten Die lateinische Sprache des Westens begann sich wahrend der Spatantike zu verandern Wahrend in der Literatur noch im sechsten Jahrhundert hochsprachliche Werke in klassischem Latein entstanden entwickelte das einfache Volk Dialekte die zur Grundlage der spateren romanischen Sprachen werden sollten Im Osten wo daneben in weiten Gebieten Syrisch und Koptisch gesprochen wurde war Griechisch schon seit dem Hellenismus die vorherrschende lingua franca Im Heer am Hof in der Verwaltung sowie in Moesien und Illyrien sprach man aber hier daneben noch lange Latein umstritten ist dagegen ob es in Dakien eine Kontinuitat der lateinischen Sprache gab Im 4 Jahrhundert klagte Libanios sogar uber die Tendenz vieler Ostromer sich in lateinischer statt in griechischer Rhetorik ausbilden zu lassen da dies damals bessere Aufstiegschancen verhiess Allgemein ging allerdings ab etwa 400 die Verbreitung der jeweils zweiten Bildungssprache im Westen Griechisch im Osten Latein in den Oberschichten zuruck wenngleich man im Osten nachweislich noch unter Justinian in vielen Stadten eine fundierte Ausbildung in lateinischer Literatur und Sprache erfahren konnte Unter den Einwohnern Konstantinopels gab es zudem um 550 noch eine bedeutende lateinische Minderheit wie insbesondere Grabinschriften belegen Durch die Eroberungen Justinians wurden damals uberdies mit Italien Nordafrika und Sudspanien lateinischsprachige Gebiete zeitweilig wieder ins Imperium integriert Damals entstanden im Osten auch noch wichtige lateinische Werke Priscian Gorippus Jordanes Maximianus Doch als der spatere Papst Gregor der Grosse im spaten 6 Jahrhundert als Gesandter in Konstantinopel weilte hatte er bereits mit Verstandigungsproblemen zu kampfen Er beklagte in seinen Briefen dass viele seiner Gesprachspartner nur unvollkommen Latein beherrscht hatten In der Spatantike verschwammen nicht selten die Grenzen zwischen den beiden herrschenden Sprachen Theophylaktos Simokates berichtet dennoch davon dass noch um 595 unter Maurikios ostromische Generale ihre Ansprachen vor den Truppen auf Latein hielten Erst unter Herakleios wurde Griechisch im Osten zur alleinigen Amts und Kommandosprache erhoben Seit dieser Zeit vertiefte sich aufgrund der Sprachbarriere auch die Kluft zwischen Byzanz und dem Westen zumal die Kaiser wenig spater die Herrschaft uber fast alle lateinischen Territorien mit Ausnahme von Teilen Italiens verloren hatten Dabei unterschied sich das Griechisch der mittelbyzantinischen Zeit bereits in vielem Aussprache wie Grammatik stark vom Altgriechischen Gesellschaftsstruktur Seitdem Kaiser Caracalla im Jahr 212 allen freien Reichsbewohnern das romische Burgerrecht verliehen hatte Constitutio Antoniniana fiel die einstmals wichtige Unterscheidung zwischen Burgern und Nicht Burgern weg Die spatantike Gesellschaft war nun grundsatzlich unterteilt in die kleine Gruppe der honestiores oder potentes der Machtigen und den Rest der Bevolkerung die Insbesondere juristisch war diese Unterscheidung von Bedeutung da die potentes weitaus mildere Strafen zu erwarten hatten Unter den potentes stellten die Senatoren eine besonders privilegierte Gruppe dar Seit Constantius II genoss der Senat Konstantinopels dabei dieselben Vorrechte wie jener Roms Ging man dabei fruher oft davon aus dass sich die Aristokraten auf ihre Landsitze zuruckgezogen hatten so konnte inzwischen die Existenz palastartiger Stadthauser nachgewiesen werden Die Senatoren unterteilten sich wiederum in verschiedene Rangstufen clarissimi spectabiles und illustres die noch unter Justinian von Bedeutung waren Ihr Sozialprestige war nach wie vor enorm und sie sahen sich selbst als besseren Teil der Menschheit pars melior humani generis Die Auffacherung des Senatorenstands trug nicht zuletzt dem Umstand Rechnung dass im 4 Jahrhundert mehr Personen in die senatorische Elite aufstiegen Gleichzeitig etablierte sich etwa in Gallien ein neuer regionaler Senatsadel siehe Galloromischer Senatsadel der noch bis ins 6 fruhe 7 Jahrhundert lokalen Einfluss ausubte Auch die uralten republikanischen Amter des cursus honorum Volkstribunat Praetur Konsulat behielten trotz ihrer realen Machtlosigkeit noch lange eine gewisse Anziehungskraft und blieben bis ins 6 Jahrhundert bestehen Anders als fruher war die Bekleidung dieser Ehrenstellen allerdings nicht mehr der Schlussel zur Aufnahme in den Senat In der Spatantike war die Zugehorigkeit zum Senatorenstand erblich geworden Als die Zahl der Senatoren daher um 450 zu gross geworden war nahm man den clarissimi und spectabiles das Recht zur Teilnahme an Senatssitzungen Damit wurde der Senat faktisch zu einer Versammlung der hochsten aktiven und ehemaligen kaiserlichen Beamten er zahlte fortan kaum mehr als 100 tatsachliche Mitglieder und reprasentierte die weltliche Reichselite Diese Buste aus dem fruhen 6 Jahrhundert zeigt eine ostromische Aristokratin vielleicht Anicia Iuliana mit einer Schriftrolle als Symbol ihrer paideia Ein entscheidender Schub in der Christianisierung der Amts und Bildungstrager erfolgte bereits nach dem Tod des letzten nichtchristlichen Kaisers Julian Apostata in der Zeit zwischen den 60er und 90er Jahren des 4 Jahrhunderts Der Senat in Rom wurde im Verlauf des spateren 4 Jahrhunderts immer mehr christianisiert auch wenn Heiden in ihm wenigstens bis zum Beginn des 5 Jahrhunderts noch eine nicht unbedeutende Gruppe stellten In durchaus spannungsreichen Beziehungen zwischen Antike und Christentum vollzog sich Aneignung und Wandel des paganen Kulturguts durch christliche Gebildete Offenbar wurden Grundbesitzer und stadtische Oberschicht recht gezielt missioniert Christen sind als viri clarissimi vor allem unter Aufsteigern aus den Provinzen oder unter anderen Nutzniessern kaiserlicher Protektion auszumachen wahrscheinlich sahen sich die gesellschaftlichen Aufsteiger den paganen Traditionen kaum verpflichtet Umgekehrt gab es noch im 5 Jahrhundert in Ost und West einige hohe Wurdentrager die sich offen als Anhanger der alten Religion geben konnten so zum Beispiel der praefectus urbi des Jahres 402 oder Messius Phoebus Severus der consul ordinarius des Jahres 470 Dies wurde erst im 6 Jahrhundert unmoglich als der Vorwurf des Heidentums zu einem politischen Kampfinstrument geworden war Im 4 Jahrhundert verschwand die Bezeichnung Ritterstand und wurde durch neue gesellschaftliche Kategorien wie perfectissimi etc ersetzt Die lokale Aristokratie die Kurialen curiales erlebte nach Ansicht der alteren Forschung seit dem 3 Jahrhundert einen langsamen Niedergang Der Hauptgrund sei zunehmender staatlicher Druck und dadurch bedingt die hohe finanzielle Belastung dieser stadtischen Eliten gewesen die ehrenamtlich Verwaltungsposten bekleideten und fur die Steuererhebung in ihren Gemeinden verantwortlich waren Viele Kurialen versuchten sich demnach ihren Verpflichtungen zu entziehen indem sie Kleriker wurden in kaiserliche Dienste traten oder sich auf Landguter zuruckzogen Kurialenflucht Der kleine Kreis der wirklich Machtigen und Reichen dominierte nun die Politik der jeweiligen Heimatstadte wahrend die curiales auf dieser Ebene immer mehr an Bedeutung verloren Jungst wird in der Forschung allerdings auch eine andere Erklarung fur die sogenannte Kurialenflucht angenommen Es sei gerade der Aufstieg der wohlhabendsten curiales in die Reichsaristokratie gewesen der andere armere Grundbesitzer an ihre Stelle treten liess Demnach versuchten Kuriale sich nicht zunehmenden Aufgaben zu entziehen sondern sie nutzten die Moglichkeiten eines sozialen Aufstiegs etwa in kaiserlichen oder kirchlichen Diensten Die zunehmende Schwache der lokalen Curien ware dann ein Nebeneffekt des sozialen Aufstiegs ihrer reichsten Mitglieder gewesen Das Ausmass des in der Hand weniger Aristokraten vereinigten Privatvermogens scheint im Westen sehr viel grosser gewesen zu sein als im Osten Das mag ein Grund fur die hoheren Steuereinnahmen im Ostreich gewesen sein da die Machtigen sich ihren finanziellen Verpflichtungen recht leicht entziehen konnten Wahrend das westliche Kaisertum nicht zuletzt aus Geldmangel unterging arrangierte sich der reiche italische Senatsadel auch mit den Goten und verlor erst um die Mitte des sechsten Jahrhunderts seine okonomische Grundlage Die Oberschicht war stolz auf ihren Status und ihre klassische Bildung paideia die weiterhin als Zeichen der Standeszugehorigkeit galt und zuletzt zusammen mit ihr verschwand im Westen im sechsten im Osten erst im siebten Jahrhundert Von mehreren Autoren Christen wie Heiden wird der Sittenverfall der Oberschicht und deren Verschwendungssucht beklagt wobei ahnliche Vorwurfe bereits seit der spatrepublikanischen Zeit erhoben wurden Nicht unterschatzt werden sollte zudem die zunehmende Bedeutung der Militararistokratie d h einer aus dem Militar hervorgegangenen neuen Elite die besonders im Westen einflussreich war Gerade der hohe Posten des Heermeisters bot die Moglichkeit selbst aktiv den Kaiser und somit die Reichspolitik zu beeinflussen siehe Magister militum Der Militaradel Man versuchte in der Spatantike die gesellschaftliche Hierarchie durch offizielle Massnahmen zu zementieren Zahlreiche kaiserliche Gesetze bestimmten dass die Sohne an den Beruf und an den Stand des Vaters gebunden sein sollten Im Prinzipat war es noch fast selbstverstandlich gewesen den Beruf der Vorfahren zu erben Die in Wahrheit gesteigerte soziale Mobilitat scheint durch diese Massnahmen die offenbar das Rad der Zeit zuruckdrehen sollten nicht wesentlich verringert worden zu sein im Gegenteil Die gesellschaftliche Mobilitat war in der Spatantike sehr hoch in der neueren Forschung wird sie sogar als die hochste in der gesamten romischen Geschichte angesehen So war Kaiser Justin I ein einfacher Bauernsohn der es bis an die Spitze des Staates schaffte Durch eine Gesetzesanderung ermoglichte er es uberdies seinem Neffen Justinian die ehemalige Schauspielerin Theodora zu heiraten Schauspieler galten als ehrlos und wurden mit Prostituierten gleichgesetzt die ihrerseits als Justinians Gattin 527 zur Augusta aufstieg Trotz gesetzlicher Beschrankungen waren die reellen in den Quellen fassbaren Auswirkungen dieser Veranderungen auf die Gesellschaft wohl weniger dramatisch als in der alteren Forschung oft angenommen So kannte die gesamte Antike keine individuellen Freiheiten vom Staat sondern nur Privilegien einzelner Gruppen im Staat Die Rolle der Frauen in der spatantiken Gesellschaft war stark von ihrer Herkunft abhangig Bis zur Heirat war diese an den sozialen Rang ihres Vaters anschliessend an den ihres Ehemanns gekoppelt Allerdings waren Frauen den Mannern zivilrechtlich gleichgestellt sie behielten auch Eigentum und Vermogen wenn sie eine Ehe schlossen Das altromisch gepragte Frauenbild hatte sich nicht zuletzt unter hellenistischem Einfluss gewandelt wodurch Frauen starker in der Offentlichkeit wirken konnten Zwar blieben staatliche Amter und Wurden selbst hochrangigen Frauen verwehrt besonders auf kommunaler Ebene in den Stadten konnten unverheiratete Frauen aber eine vergleichsweise wichtige und finanziell lukrative Stellung einnehmen Nicht nur aufgrund des christlichen Einflusses wurde das Eherecht verscharft und Untreue je nach sozialer Stellung hart bestraft Zwangsheiraten waren untersagt wahrend Scheidungen rechtlich erschwert wurden Auch in der Spatantike glich das Imperium Romanum einer Ansammlung von Stadten in ihrem Umland wobei die urbane Kultur wie zuvor ein zentrales Kennzeichen der romisch griechischen Zivilisation darstellte Civitates mit ihrem urbanen Zentrum und lokaler Autonomie umfassten den grossten Teil des Romischen Reiches Die Notitia Galliarum listet um 400 insgesamt 122 Verwaltungseinheiten in Gallien auf von denen nur 8 keine civitates sind und fur Ostrom sind noch unter Justinian etwa 900 poleis bezeugt Fur die Stadte im ganzen Reich stellte dennoch bereits das 4 Jahrhundert einen Einschnitt dar Constantius II enteignete die meisten civitates und poleis um direkten Zugriff auf die zu entrichtenden Steuern zu gewinnen die kaiserliche Kasse res privata verwaltete nunmehr den einstigen Besitz der Stadte die ihr Umland bis dahin selbst fiskalisch verwaltet hatten 374 legte Valentinian I fest dass ein Drittel der jeweiligen Einnahmen wieder den civitates zur freien Verfugung gestellt werden sollten die im Gegenzug erneut die Administration der Landereien ubernahmen Einem Teil der Stadte wurde in der Folgezeit auch wieder die Erhebung der Steuern ubertragen 536 versuchte Justinian die Stadte und ihre Rate wieder zu starken doch am Ende des 6 Jahrhunderts war der Prozess in dem die allermeisten poleis und civitates ihre administrative und okonomische Unabhangigkeit weitgehend verloren hatten abgeschlossen Dort wo es noch curiales gab standen sie meist unter der Aufsicht kaiserlicher Amtstrager Die griechisch romische Okumene setzte zivilisiertes Leben mehr oder weniger mit dem Leben in der Stadt gleich Zur Zeit Justinians war Konstantinopel mit gut 500 000 Einwohnern vor dem Pestausbruch die bedeutendste Stadt des Mittelmeerraums Einige Gebiete des Reiches etwa Agypten oder Palastina erlebten noch im 6 Jahrhundert eine okonomische Blute Der Niedergang der curiales und die Erosion der lokalen Selbstverwaltung darf daher nicht einfach mit einer allgemeinen Krise der Stadte gleichgesetzt werden In vielen Stadten des Ostens lassen sich noch unter Justinian private Stifter grosser Gebaude nachweisen Offenbar war die lokale Elite in den Stadten nicht verschwunden sondern sie ubte ihren Einfluss nun in einer Form aus die in den Quellen weniger Spuren hinterliess als fruher In der Alltagskultur der grosseren Stadte vor allem aber in Konstantinopel selbst spielten die Zirkusparteien eine nicht unwichtige Rolle Sie waren allerdings teils auch an stadtischen Unruhen beteiligt In den Stadten wurden Gewerbetreibende in Kooperationen collegia zwangsweise zusammengefasst die unentgeltlich offentliche Aufgaben munera ubernehmen mussten Neben den Verpflichtungen der curiales siehe oben waren diese Aufgaben eine wichtige Grundlage der Sicherstellung der Infrastruktur im Imperium Wie die Rolle der Sklaverei einzustufen ist bleibt in der Forschung umstritten allerdings ist davon auszugehen dass es keinen wirklichen Bruch gegenuber der vorherigen Praxis gegeben hat Die Sklaverei scheint auch weiterhin eine nicht unbedeutende Rolle gespielt zu haben die nach Ansicht der neueren Forschung aber auch nicht uberschatzt werden darf siehe den Abschnitt Wirtschaft Wirtschaft In kaum einem Punkt ist der Paradigmenwechsel der sich seit etwa 1980 bei der Einschatzung der Spatantike vollzogen hat so evident greifbar wie im Hinblick auf die Wirtschaftsgeschichte dieser Jahrhunderte Ging man fruher von einem allgemeinen Niedergang aus so betonen die meisten Forscher gestutzt auf archaologische Feldforschungen heute im Gegenteil die Prosperitat vieler Gebiete Neben der dominierenden landwirtschaftlichen Produktion entstanden hoherwertige Waren wie Metallarbeiten Kleidung Keramikwaren und andere spezialisierte Produkte in den urbanen Zentren Das Mittelmeer war auch in der Spatantike ein wichtiger politischer und wirtschaftlicher Verbindungsraum wobei das Handelsnetzwerk den gesamten Mittelmeerraum umfasste und weitere Handelsrouten uber Persien bis nach Zentralasien China und Indien reichten In der neueren Forschung wird der Aspekt der Vernetzung dieser unterschiedlichen Raume verstarkt betont Dem Osten erging es wirtschaftlich lange Zeit wesentlich besser als dem Westen auch aufgrund der Tatsache dass die wichtigen Industrien und Handelszentren im Osten lagen Dort endete die sogenannte Seidenstrasse und es gab einen regen Handelsaustausch mit Persien und weiter bis nach Zentralasien und indirekt nach China wobei sogdische Handler eine wichtige Rolle spielten siehe oben Die romischen Handelskontakte reichten uber das Rote Meer bis in das im 4 Jahrhundert christianisierte Reich von Aksum im heutigen Athiopien nach Sudarabien und Indien siehe oben wahrend die Handelsverbindungen uber Persien nach Zentralasien und weiter nach China von den Sassaniden kontrolliert wurden In der neueren Forschung wird neben dem Warenhandel aus dem Osten kamen vor allem Luxuswaren nach Westen so Seide und Gewurze wie Pfeffer auch der damit verbundene Ideenaustausch uber die spatantiken Handelsnetzwerke Eurasiens betont Romische Versuche am Horn von Afrika den persischen Einfluss zuruckzudrangen bzw neue von den Sassaniden unabhangige Handelsrouten einzurichten siehe dazu Theophilos der Inder und Ella Asbeha scheiterten jedoch Persische Handler beherrschten den Indienhandel im Indischen Ozean wofur Ceylon ein wichtiger Umschlagplatz war Die spatromische Goldwahrung der Solidus blieb im Mittelmeerraum bis ins Hochmittelalter der Standard und spielte auch im Fernhandel eine wichtige Rolle Im spatantiken Imperium kursierten nach modernen Schatzungen mehrere Millionen dieser Munzen armere Romer konnten von etwa 3 Solidi pro Jahr leben Im Orient war daneben die sassanidische weit verbreitet sie wurde im 7 Jahrhundert von den Arabern ubernommen Mosaiken wie dieses aus dem 6 Jahrhundert Lin am Ohridsee Albanien zeugen vom Wohlstand auch in den damaligen Provinzen Im Westen des Imperiums war zwar ein gewisser Bevolkerungsruckgang festzustellen aber dieser setzte erst im 5 und 6 Jahrhundert in voller Starke ein wahrend die Verhaltnisse im 4 Jahrhundert vermutlich sogar gunstiger waren als in der Soldatenkaiserzeit Die grossen Stadte vor allem Rom Karthago Trier Konstantinopel Antiochia und Alexandria standen noch lange in Blute und verfielen im Westen erst nach wiederholten Plunderungen durch germanische Krieger im Osten noch spater Westrom erlebte allerdings bedingt oder verstarkt durch die endlosen inneren und ausseren Kriege im 5 Jahrhundert einen regional sehr unterschiedlich ausgepragten wirtschaftlichen Niedergang Hinzu kam dass die reichsten Gebiete vor allem Nordafrika nun dem Zugriff der kaiserlichen Regierung in Ravenna entzogen waren Fur Italien markiert daneben der zweite Gotenkrieg 541 552 einen Einschnitt Die langwierigen gnadenlosen Kampfe ruinierten das einstige Kernland des Imperiums So entging etwa die Stadt Rom die um 530 noch immerhin etwa 100 000 Einwohner gehabt haben durfte nur knapp der vollstandigen Zerstorung Allerdings erschien Italien trotz allem den Langobarden noch 568 als lohnendes Ziel Dass dort nach uber 30 Jahren voller Krieg und Plunderung noch immer Beute winkte belegt vor allem wie reich die Halbinsel zuvor gewesen sein muss Der Osten des Reiches prosperierte zwar starker als der Westen wo einige Regionen auch im 6 Jahrhundert noch florierten im 7 Jahrhundert ist jedoch ein deutlicher Niedergang des spatantiken Wirtschaftsraums festzustellen Die Entwicklung verlief in den jeweiligen Regionen unterschiedlich schnell war keineswegs gradlinig und ist auf verschiedenen Faktoren zuruckzufuhren militarische Konflikte Seuchen und interne Ursachen Die Situation im spaten 7 Jahrhundert unterschied sich radikal von der um 500 Das von Chris Wickham als mediterranes Weltsystem Mediterranean world system beschriebene komplexe Warenaustauschsystem und das auf den wirtschaftlichen Ertragen basierende Steueraufkommen brach im Westen bereits im 5 Jahrhundert weitgehend zusammen Der Verlust der Provinz Africa war fur Westrom nicht mehr zu kompensieren Im Osten verlief dieser Prozess langsamer Letztlich war die Wirtschaft am Ende der Spatantike aber anscheinend nicht mehr ausreichend den ost romischen Staat nachhaltig zu stutzen Handelsrouten die im 5 und 6 Jahrhundert den Mittelmeerraum uber Land verbanden waren Mitte des 7 Jahrhunderts gekappt hinzu kam ein feststellbarer Ruckgang des Seehandels Die Zeit in der grosse Warenmengen im Rahmen funktionierender und staatlich gesicherter Seerouten vom einen Ende des Mittelmeers zum anderen verschifft werden konnten war vorbei was zudem den kommunikativen Austausch einschrankte Stattdessen dominierte nun vorerst ein kleinerer und lokaler ausgerichteter Seehandel Nach 700 bildeten sich aber auch neue Handelsrouten heraus Die einzelnen Regionen waren nicht vollkommen isoliert sondern standen weiterhin in einem zunachst allerdings beschrankteren Handelskontakt zueinander Entgegen der alteren Lehrmeinung kam es bereits im spaten 8 Jahrhundert zu einem nicht unerheblichen wirtschaftlichen Aufschwung Auch im Mittelmeerraum ist in dieser Zeit ein reger Warenaustausch zwischen den lateinisch christlichen Reichen Byzanz und dem Kalifat nachweisbar von Luxuswaren wie Pelzen und Seide bis hin zu Salz Honig und nicht zuletzt Sklaven In diesem Sinne bildete sich nun ein neues vernetztes und weitgespanntes Handelssystem heraus Im Westen kam es in der Merowingerzeit ausserdem zu einer Handelsverschiebung in den Norden wobei frankische Handler schon im 7 Jahrhundert bis in das Slawenland im Osten vorstiessen Die nordlichen Regionen waren nach der arabischen Expansion also keineswegs vollstandig vom Kulturraum des Mittelmeers abgeschnitten denn es fand ein wechselseitiger Austauschprozess und eine entsprechende Kommunikation statt Von nicht zu unterschatzender Bedeutung fur die okonomische und demografische Entwicklung im spaten 6 und im 7 Jahrhundert war die sogenannte Justinianische Pest eine Seuche die seit 541 42 den gesamten Mittelmeerraum heimsuchte und zahllose Opfer forderte Es handelte sich dabei wie erst seit jungster Zeit feststeht um die Beulenpest 2019 gelang einem internationalen Forscherteam der endgultige Nachweis von Yersinia pestis in einem auf das 6 Jahrhundert datierten Grab im englischen Edix Hill womit zugleich erstmals ein Auftreten der spatantiken Seuche in Britannien dokumentiert wurde Die Folgen der Pest sind allerdings im Einzelnen teils nur schwer einzuschatzen da der feststellbare Bevolkerungsruckgang aufgrund der uneinheitlichen Quellenbefunde nicht zwingend ausschliesslich auf die Seuche zuruckzufuhren ist es kann sich auch um Folgen politischer Krisen handeln In der neueren Forschung wird dank Fortschritten in der naturwissenschaftlichen Forschung auf die teils dramatischen Veranderungen in dieser Phase der Spatantike hingewiesen Umweltgeschichtlich war bereits die Zeit von etwa 150 bis 400 von einer Klimaverschlechterung gepragt was in der eurasischen Steppe zu verstarkter Trockenheit und Durren fuhrte und damit einen weiteren Grund fur das Ausgreifen nomadischer Gruppen wie der Hunnen darstellte Es folgte fur die Zeit von ca 536 Klimaanomalie 536 550 bis Ende des 7 Jahrhunderts eine weitere Klimaverschlechterung Spatantike Kleine Eiszeit bzw Late Antique Little Ice Age mit all den damit verbundenen Folgen fallende Temperaturen und verschlechterte Lebensbedingungen Daran hatten Pestwellen und Vulkanausbruche mit den entsprechenden Umweltfolgen ihren Anteil was erhebliche Folgen fur die Bevolkerung und die Wirtschaft hatte Die in der alteren Forschung A H M Jones teils vertretene Ansicht die spatantike Wirtschaft habe zu wenig Produzenten und zu viele Konsumenten gehabt ist inzwischen in Frage gestellt worden Auch die Annahme dass die Menschen unter einer stetig zunehmenden fiskalischen Belastung gelitten hatten wie vor allem die Klagen in den Quellen nahelegen scheint durch Papyrusfunde und archaologische Grabungen widerlegt zu werden Von einer allgemeinen Wirtschaftskrise wahrend der gesamten Spatantike kann jedenfalls nicht ausgegangen werden Die Verhaltnisse waren je nach Zeit und Ort zum Teil grundverschieden und besonders im Osten noch lange viel gunstiger als im Westen Dies lag nicht zuletzt daran dass es hier weitaus besser gelang den inneren Frieden zu bewahren und Angreifer abzuwehren In vielen landlichen Regionen Ostroms etwa Nordsyrien bildete das 6 Jahrhundert daher sogar einen bis heute nicht wieder erreichten Hohepunkt in Hinsicht auf Bevolkerungsdichte und Wohlstand Die besonders wohlhabende und einflussreiche Familie der Apionen in Agypten deren Geschichte recht gut belegt ist konnte offenbar sehr lukrative Geschafte betreiben Das private Vermogen verteilte sich auf eine relativ kleine und wohlhabende Oberschicht siehe oben die sich zwar gerne auf prachtige Landguter zuruckzog was fruher falschlich teils als ein Indiz fur eine beginnende Feudalisierung gedeutet wurde zugleich aber auch in den Stadten prasent blieb Dem gegenuber galt der Grossteil der Bevolkerung als arm was aber nur grundsatzlich bedeutete dass man nicht von seinen Pfrunden oder seinem Grundbesitz leben konnte sondern fur seinen Broterwerb selbst arbeiten musste Daher wird diese Vorstellung von einer simplen Unterteilung in Arm und Reich der komplexen Realitat kaum gerecht wenngleich in den Quellen teils wie zu allen Zeiten gegenuber den sozialen Eliten der Vorwurf der Verschwendungssucht erhoben wird Auf dem Land galt fur die Pachter der Grossgrundbesitzer in der Regel die Bindung an das zu bearbeitende Stuck Land die sogenannte Schollenbindung siehe Kolonat Diese Massnahme sollte die Bearbeitung des Bodens sichern und damit dem Staat stabile Einnahmen garantieren Eine generelle reichsweite Verarmung der Kleinbauern und ihre grundsatzliche Verdrangung durch die Kolonen lasst sich dabei nicht konstatieren Auf dem Land vor allem in Gallien kam es jedoch vereinzelt zu Aufstanden der Bagauden deren Ursachen umstritten sind ahnlich wie die Hintergrunde der Circumcelliones in Africa Insgesamt kennen wir fur die Spatantike auch unter Einrechnung stadtischer Revolten weniger Falle von sozialen Unruhen als fur die fruheren Phasen der romischen Geschichte Sklaven waren weiterhin allgegenwartig und ihr Besitz war wohl kein Privileg reicher Personen bereits Familien mit einem mittelgrossen Einkommen setzten durchaus Sklaven ein teils verfugten sogar Kolonen uber sie Die Bedeutung der Sklaven variierte aber stark in den unterschiedlichen Provinzen Wahrend in Italien Sizilien und Hispanien Sklaven seit der fruhen Kaiserzeit in grossem Umfang in der Landwirtschaft eingesetzt wurden war ihre Bedeutung etwa in Agypten sehr viel geringer da dort starker freie Arbeiter beschaftigt wurden In Africa und Kleinasien bestand die uberwiegende Mehrheit der Arbeiter ebenfalls aus Freien Insgesamt scheinen Sklaven auf grossen Gutern weniger eingesetzt worden zu sein Kaisertum und Verwaltung Der Kaiser beanspruchte im spatromischen Reich spatestens seit Diokletian eine sakrale Stellung nicht unahnlich der eines Vizekonigs Gottes auf Erden Naheres dazu im Artikel Kaiser Konstantin der Grosse schraubte die paganen Elemente im Kaiserkult soweit zuruck so dass zwar Kultfeierlichkeiten nicht aber Blutopfer erlaubt waren und der Zwang zur Kultausubung entfiel Insgesamt fand eine Transformation des Kaiserkults hin zu einer christlich fundierten Kaiservorstellung statt Seit Konstantin spielten daher christliche Elemente in der Kaiseridee eine zunehmend wichtige Rolle Diese gezielte Verflechtung von Herrschaft und christlicher Religion wird auch als imperialer Monotheismus bezeichnet Auf Portrats und Munzen verloren sich bereits seit Diokletian die individuellen Zuge der Herrscher vielfach gegenuber der Betonung der Entruckung und Sakralitat ihres Amtes Zwischen Konstantin und Phokas waren fast alle Kaiser mit einigen Ausnahmen wie Julian und Johannes glattrasiert Das zunehmend ubersteigerte Hofzeremoniell erreichte seine Vollendung dann unter Justinian dabei sind die Parallelen zum sassanidischen Hof auffallig werden aber in der Forschung unterschiedlich interpretiert Dennoch kann nicht von einer orientalischen Zwangsherrschaft gesprochen werden denn faktisch hatten die spatantiken Kaiser nicht mehr Befugnisse als ihre Vorganger eher weniger Ausserdem sollte die Beeinflussung mehrerer Kaiser durch Heermeister einflussreiches Hofpersonal und Verwaltungspersonen sowie durch kirchliche Wurdentrager speziell im Westen nicht unterschatzt werden Manche Kaiser waren zudem in sehr jungen Jahren auf den Thron gelangt und standen somit unter dem Einfluss ihrer Berater Portratbuste des ostromischen Kaisers Leo heute im Louvre Der spatantike Herrscher war immer noch an das altromische Prinzip der Fursorgepflicht gebunden und neue Kaiser wurden weiterhin durch Akklamation erhoben Auch wenn die Bedeutung des dynastischen Denkens wuchs und zumindest Kaisersohne sofern vorhanden kaum ubergangen werden konnten war das Kaisertum formal nach wie vor nicht erblich Um die Nachfolge von Verwandten zu sichern wurde meist versucht diese im Vorfeld bereits als Mitkaiser an der Macht zu beteiligen zum Beispiel Justinian durch Justin I Zudem war die Gesetzesherrschaft keineswegs suspendiert wie oft mit dem Begriff des Dominats in der alteren Forschung suggeriert wurde Vielmehr zeigen zahlreiche Erlasse in den Kodizes dass die Kaiser weiterhin an das Recht als solches gebunden waren siehe beispielsweise die Ausserung im Codex Iustinianus 1 14 4 da sie durch offen unrechtmassiges Vorgehen ihre Legitimitat eingebusst und Usurpationen riskiert hatten so wie Kaiser Phokas der zahlreiche Aristokraten hinrichten liess und schliesslich 610 gesturzt wurde Auffallig ist uberdies dass die Herrscher nach Theodosius I fur uber zwei Jahrhunderte zu Palastkaisern principes clausi wurden die mit Ausnahme von Majorian nicht mehr selbst Heere in die Schlacht fuhrten Im Osten verliessen die Augusti Konstantinopel und die nahere Umgebung nun nur noch selten so bereiste Theodosius II im Jahr 443 Kleinasien Eine ubliche Praxis in der Spatantike war die Ernennung eines Mitkaisers Caesar neben dem Hauptkaiser Augustus oder die Trennung des Herrschaftsbereiches zwischen zwei Augusti wie etwa zwischen Valentinian I und Valens Die Einheit des Reiches blieb davon jedoch unberuhrt da die Gesetze eines Kaisers auch fur die andere Reichshalfte Gultigkeit besassen Nach zeitgenossischer Vorstellung blieb das Imperium zudem trotz des Mehrkaisertums grundsatzlich eine Monarchie in der der hochstrangige Herrscher der senior Augustus die anderen lediglich an seinem Kaisertum teilhaben liess Nach dem Tode Theodosius I im Jahr 395 wurde aus der verwaltungstechnischen Teilung zwar zunehmend eine faktische Allerdings blieb die Vorstellung von einer Reichseinheit bis weit uber das Ende des westlichen Kaisertums hinaus lebendig und wirksam und noch bis ins 7 Jahrhundert wurde immer wieder die Erhebung eines neuen Augustus des Westens und somit eine Erneuerung des Mehrkaisertums diskutiert Die administrative Gliederung des Imperium Romanum nach 395 Zentrum des herrschaftlichen Handelns war der Kaiserhof wie auch Verwaltung und Hof kaum voneinander zu trennen sind Der spatromische Hof comitatus umfasste eine Vielzahl von Beamten militia palatina von denen die wichtigsten zum consistorium gehorten dem Staatsrat Zu den wichtigsten Hofbeamten zahlten neben dem magister officiorum dem Leiter der Verwaltung dem auch die agentes in rebus unterstanden der comes sacrarum largitionum der fur die Reichsfinanzen zustandig war der comes rerum privatarum der die kaiserlichen Guter verwaltete und der praepositus sacri cubiculi Letzterer war meist ein Eunuch und leitete den kaiserlichen Haushalt wodurch er oftmals den Zugang zum Kaiser kontrollieren konnte Der quaestor sacri palatii war der Leiter der kaiserlichen Kanzlei Er war in der Regel ein Jurist da er auch mit der Abfassung kaiserlicher Gesetze beauftragt war Ausserdem publizierte er kaiserliche Edikte und bewahrte die Kopien auf Tribuni et notarii fuhrten das Protokoll im consistorium wahrend referendarii zunachst fur den Briefverkehr verantwortlich waren spater aber auch als Beauftragte agierten Personen die sich auf wichtigen Posten besonders hervorgetan hatten wurden teils mit dem hohen Ehrentitel eines patricius ausgezeichnet Seit dem 5 Jahrhundert ist zudem der als einer der Kommandeure der Leibwache am Hof belegt wobei es sich nicht zwingend um einen Militar handelte wie das Beispiel des Chrysaphios zeigt dem einflussreichen Eunuchen am Hof von Theodosius II Im Sinne eines Schwerttragers existierte dieses Amt in abgewandelter und aufgewerteter Form etwa als Befehlshaber oder Statthalter an den germanisch romanischen Konigshofen der Volkerwanderungszeit Wie bereits im Prinzipat war der Kaiser dabei stets durch die Gefahr moglicher Usurpationen bedroht Durch die Verleihung von Posten und Ehrentiteln konnten die Kaiser versuchen verschiedene Aristokraten gegeneinander auszuspielen um selbst an Handlungsfreiheit zu gewinnen In der Spatantike wurden Usurpatoren in den Quellen oft als Tyrannen lateinisch tyranni bezeichnet Im Inneren zeichnete sich ein Trend zur starkeren Zentralisierung der Verwaltung ab Vor allem Konstantin der Grosse schuf zahlreiche neue Hofamter Bereits ab Diokletian galt dabei grundsatzlich jeder der im Dienst des Kaisers stand formal als Soldat miles auch die Tatigkeit im zivilen Bereich war nun eine militia weshalb die Amtstrager meist Militarumhang chlamys und Soldatengurtel cingulum trugen Zudem wurden sie pro forma bei ihrer Einstellung einer militarischen Einheit zugewiesen so wurden zum Beispiel noch unter Kaiser Justinian die Schreiber des praefectus praetorio Orientis offiziell der Legio I Adiutrix zugerechnet Nur die Konsuln und Stadtprafekten von Rom und Konstantinopel trugen noch im 6 Jahrhundert bei offentlichen Auftritten grundsatzlich die Toga Das altehrwurdige Konsulat das schon seit Augustus kaum noch wirkliche Macht beinhaltet hatte blieb zwar bis 542 erhalten hatte aber keinerlei politischen Einfluss mehr Die faktische Teilung von ziviler und militarischer Gewalt die in Rom zuvor unbekannt gewesen war ist ein typisches Phanomen der Spatantike und wurde erst ab dem 6 Jahrhundert schrittweise wieder aufgegeben Dabei war die zivile Hierarchie der militia officialis seit Diokletian und Konstantin im Wesentlichen die folgende Direkt dem Kaiser unterstellt waren die Pratorianerprafekten Singular praefectus praetorio Es handelte sich bei ihnen seit der Zeit Konstantins um die hochsten zivilen Verwaltungsbeamten des Reiches vor 395 existierten drei danach vier Prafekturen nun je zwei fur das West und das Ostreich Die Prafekturen zerfielen wiederum in Diozesen denen Vikare vorstanden und die ihrerseits aus Provinzen bestanden mit Provinzstatthaltern an der Spitze In Italien blieb dieses System bis in die Zeit des Ostgotenreiches bestehen im Osten sogar bis ins fruhe 7 Jahrhundert Die Basiseinheit der Verwaltung blieb bis ins 6 Jahrhundert die Stadt polis bzw civitas wobei die traditionellen urbanen Amter seit dem 4 Jahrhundert an Bedeutung verloren und die stadtische Autonomie im Verlauf der Epoche zunehmend eingeschrankt wurde siehe oben Die Burokratie gewann in der Spatantike insgesamt an Umfang ebenso wenngleich nur vergleichsweise zur vorherigen Zeit der Steuerdruck im Kern die kombinierte Kopf und Grundsteuer Capitatio Iugatio Dieser Faktor wurde aber von der alteren Forschung uberschatzt denn verglichen mit modernen Vorstellungen kann auch der spatromische Staat als eindeutig unteradministriert gelten Die Probleme entstanden ofter aus einem Zuwenig als aus einem Zuviel an Verwaltung Zwar umfasste die Reichsadministration um 400 etwa drei bis viermal so viele Mitarbeiter wie wahrend des Prinzipats doch kamen auf diese gut 30 000 Beamten gut 60 Millionen Einwohner eine nach modernen Massstaben personell schwach ausgepragte Verwaltung Jedes Mitglied der Verwaltung war also im Schnitt fur uber 2000 Menschen zustandig Zudem war die Verwaltung faktisch weitaus weniger hierarchisch gegliedert als es bei oberflachlicher Betrachtung den Anschein hat zumal nicht nur lokale Strukturen bestehen blieben sondern auch das alte Recht jedes freien Burgers sich unter Umgehung aller Instanzen direkt an den Kaiser zu wenden bis zuletzt nicht angetastet wurde Des Weiteren wirkte die kaiserliche Verwaltung hauptsachlich in den Stadten auf die die Regierung bei der Erledigung zentraler Aufgaben wie Steuereintreibung und Polizeigewalt angewiesen war auf dem Land hingegen war sie kaum prasent In der Zivilverwaltung der ausgehenden Spatantike war der comes civitatis der Spitzenbeamte auf stadtischer Ebene Hinzu kamen uberschneidende Kompetenzen die eine effektive Verwaltungsarbeit behinderten aber auch eine gewisse wechselseitige Kontrolle sicherstellen sollten Ziel der neuen Steuerpolitik war vor allem die Sicherstellung fliessender Einnahmen zur Finanzierung von Heer Verwaltung und Kaiserhof In dieser Hinsicht funktionierte der spatromische Staat langere Zeit recht gut Selbst nach 476 konnten sich im Westen die neuen germanischen Herrscher noch auf Teile der romische Verwaltungsstrukturen stutzen So griffen die Merowinger beispielsweise auf das spatromische Besteuerungssystem zuruck und nutzten die Verwaltungsstrukturen der civitates in Gallien auch die Fernwirkung der spatromischen Munz und Wahrungsreform bis ins Mittelalter ist nicht zu unterschatzen Die Gesetzgebung war weiterhin exklusives Vorrecht des Kaisers der aber von gelehrten Juristen beraten wurde zur Entwicklung siehe auch Romisches Verfassungsrecht Die niedere Rechtsprechung wurde von den Stadten und den Statthaltern der Provinzen ausgeubt Seit Konstantin dem Grossen existierten zudem Bischofsgerichte gegen deren Urteile keine weitere Appellation an weltliche Gerichte moglich war doch beschnitten seine Nachfolger die Kompetenzen der Bischofsgerichte stark Im 5 Jahrhundert entstand die historisch bis heute bedeutsame Rechtssammlung des Codex Theodosianus Im 6 Jahrhundert folgte das spater sogenannte Corpus iuris civilis Dessen Zusammenstellung war von zentraler Bedeutung denn Justinian liess durch seine Palastbeamten alles verfugbare Recht einer knapp tausendjahrigen Geschichte markant sind insbesondere das Zwolftafelgesetz der fruhrepublikanischen Zeit und die klassische Rechtswissenschaft des Prinzipats kodifizieren soweit er es noch fur zeitgemass hielt Zukunftsweisend war die Zusammenstellung zudem weil das Gesetzeswerk Ausgangspunkt fur die rezeptorische Aufarbeitung im Mittelalter und in der Neuzeit war vornehmlich die fachlich glanzenden Bestandteile die Institutionen und Digesten Einem erhaltenen Gesetz Justinians verdankt man Kenntnisse um die Kosten der zivilen Verwaltung Der 534 vom Kaiser neu eingesetzte praefectus praetorio von Africa verfugte demnach uber insgesamt 396 Mitarbeiter die jahrlich zusammen 4172 solidi erhielten wahrend der Prafekt selbst alleine fast doppelt so viel bekam namlich 7200 solidi was einem Viertel des Gesamtetats seiner Prafektur entsprach Demselben Gesetz lasst sich entnehmen dass das Jahresgehalt eines nordafrikanischen Provinzstatthalters unter Justinian bei 448 solidi lag er verfugte uber jeweils 50 Mitarbeiter die insgesamt nur 160 solidi verdienten Zum regularen Gehalt kamen allerdings teils sehr grosse Summen hinzu die Bittsteller als Schmiermittel zu zahlen hatten Solange diese Art der Korruption ein bestimmtes Mass nicht uberschritt wurde sie nicht als anstossig empfunden sondern galt als selbstverstandlich Im Westen verlor Rom bald nach 300 endgultig seine zentrale Stellung als Kaiserresidenz nicht jedoch die Stellung als symbolische Hauptstadt des Imperiums Schon langst residierten die Kaiser naher an den gefahrdeten Grenzen etwa in Trier oder in Sirmium Im Westen wurde zunachst Mailand schliesslich das aufgrund seiner geografischen Lage lange als uneinnehmbar geltende Ravenna Hauptstadt des Westreiches zeitweilig residierten Kaiser wie Valentinian III und Anthemius aber auch wieder in Rom Im Ostreich hingegen residierten die Kaiser seit Theodosius I nunmehr dauerhaft in Konstantinopel nachdem dort zunachst auch Antiochia am Orontes Herrschersitz gewesen war Sowohl Rom als auch Konstantinopel waren dabei auf externe Versorgung der Bevolkerung angewiesen besondere Bedeutung kam in diesem Zusammenhang der Getreideversorgung zu Rom wurde von Africa Konstantinopel von Agypten aus mit Korn versorgt Die spatromische Armee Kaiser Honorius mit dem Labarum in der Tracht eines spatromischen Offiziers Elfenbeindyptichon von 406 n Chr Auch die spatromische Armee wandelte sich Noch unter den Severern 193 235 hatten Organisation und Ausrustung der romischen Truppen im Wesentlichen dem spatestens seit Augustus gangigen Muster entsprochen Die Funde auf dem 2008 entdeckten Harzhornschlachtfeld das in die Zeit nach 228 datiert werden kann beinhalten pila caligae und Teile typisch kaiserzeitlicher Helme Doch in den Niederlagen die die romische Armee in den Jahren zwischen 244 und 260 gegen Goten und Sassaniden erlitt sowie im Rahmen einer langen Kette von Burgerkriegen siehe Reichskrise des 3 Jahrhunderts verloren viele Legionare ihr Leben ganze Einheiten wurden aufgerieben und nicht wieder aufgestellt Um 260 fuhrte darum insbesondere Kaiser Gallienus weitreichende Reformen durch Das Kommando uber die Legionen wurde nun den Senatoren entzogen die durch Berufssoldaten ersetzt wurden der Anteil an Kavallerie wurde deutlich erhoht und die taktischen Einheiten in denen die Infanterie operierte verkleinert Die Rustung der Fusssoldaten wurde im Verlauf des 3 und 4 Jahrhunderts schrittweise immer leichter um die Truppen beweglicher zu machen Das pilum verschwand der gladius wurde durch ein Langschwert ersetzt Dass diese neuen Legionen den veranderten Anforderungen gewachsen waren belegt der Umstand dass die romische Armee ab 268 jahrzehntelang fast keine wichtige Schlacht gegen aussere Feinde verlor Die Goten Franken und Alamannen wurden zuruckgeschlagen abtrunnige Reichsteile gewaltsam wieder in das Imperium integriert und schliesslich gelang es 282 sogar die sassanidische Hauptstadt Ktesiphon zu plundern Eine Niederlage die Galerius 297 gegen die Perser erlitt konnte bereits im Folgejahr durch den Sieg in der Schlacht bei Satala wettgemacht werden Gerade im Osten mussten die Romer angesichts der starken persischen Festungen dabei weitaus haufiger als zuvor Belagerungen durchfuhren wie auch ihre sassanidischen Kontrahenten wurden die kaiserlichen Truppen daher zu Experten fur Belagerungstechnik Poliorketik Die Massnahmen die die Soldatenkaiser ergriffen hatten wurden von Diokletian systematisiert und weitergefuhrt Das Heer wurde um 300 endgultig in ein Marsch comitatenses und ein Grenzheer limitanei unterteilt Die altere Auffassung wonach es sich bei letzteren um militarisch fast wertlose Milizionare gehandelt habe wird mittlerweile zunehmend in Frage gestellt der Unterschied zwischen Bewegungs und Grenzheer durfte in der Praxis geringer gewesen sein als es die altere Forschung annahm Vor allem im Westen wurde das romische Heer durch die stetige Aufnahme von Germanen zunehmend barbarisiert zumindest ist dies die traditionelle Sichtweise die inzwischen aber bestritten wird Allerdings geben die Quellen praktisch keine Hinweise darauf dass die Barbaren im regularen Heer illoyal gewesen waren solange sie ihren Sold erhielten Insgesamt kam es nun sogar seltener zu Rebellionen als wahrend des Prinzipats und auch die militarische Leistungsfahigkeit blieb grundsatzlich erhalten Eine entschlossen gefuhrte ostromische Armee konnte noch im 6 Jahrhundert auch zahlenmassig uberlegene barbarische Heere schlagen Die zentrale Schwierigkeit bestand eher darin die immensen Kosten die mit dem Unterhalt der regularen kaiserlichen Truppen verbunden waren auf Dauer zu decken Dies gelang in Ostrom weitaus besser als im Westen Rekrutierungsprobleme scheinen dabei die Ausnahme nicht die Regel gewesen zu sein die entsprechenden Gesetze wurden zumeist wahrend plotzlicher Engpasse nach hohen Verlusten erlassen Prinzipiell war der Soldatenberuf nun wie viele andere auch erblich aber noch Justinian stellte fest dass in der Regel genugend Freiwillige zur Verfugung stunden Ein Problem stellten die unter eigenen Anfuhrern kampfenden Foederaten dar die vor allem im Westen immer mehr an Bedeutung gewannen da sie weitaus billiger waren als regulare Einheiten aber zugleich vom Kaiser immer schlechter kontrolliert werden konnten Vermutlich wurde schon den Westgoten bei ihrer Ansiedlung in Aquitanien zugestanden ihren Anteil am Steueraufkommen selbst einzutreiben In Westrom mundete dieser Prozess schliesslich im 5 Jahrhundert in der faktischen Selbstauflosung des regularen Heeres da im Westen zuletzt die finanziellen Mittel zum Unterhalt regularer Truppen fehlten die die Foederaten hatten kontrollieren sollen Die germanischen Truppen traten nun an die Stelle des westromischen Heeres und ihre Anfuhrer ubernahmen schliesslich die Rolle des Staates der aus ihrer Sicht am Ende uberflussig geworden war Gleichzeitig entstanden ab etwa 400 in Ost und West private Haustruppen die Feldherren oder sogar reiche Privatleute unterhielten die sogenannten bucellarii Einige Forscher vermuten dass in diesem Zusammenhang die blutige Schlacht am Frigidus 394 in der Theodosius I den Usurpator Eugenius besiegte einen Wendepunkt markiert habe Damals starben nicht nur zahllose germanische Hilfstruppen beider Seiten sondern es fanden auch die besten Einheiten des regularen westromischen Heeres den Tod wobei auch der Verlust erfahrener Offiziere eine Lucke riss Diese konnten offenbar nicht mehr ersetzt werden wenngleich die Heeresstarke zum Zeitpunkt des Todes Theodosius I noch relativ hoch lag Allerdings mussten in der darauffolgenden Zeit mehrere Einheiten im Westen neu aufgestellt werden was wohl zu Lasten der Qualitat dieser neuen Einheiten ging Danach waren die Kaiser in Westrom viel starker auf den Einsatz barbarischer Foederaten angewiesen als die Kaiser im Osten was ihren Einfluss schmalerte Spatestens seit der Mitte des 5 Jahrhunderts lag die Macht im Westen dann in den Handen von Militars romischer wie nichtromischer Herkunft und aus den Anfuhrern der verbundeten Foederaten wurden angesichts der Agonie der Zentralgewalt schrittweise faktisch unabhangige Warlords Die alte westromische Armee loste sich Schritt fur Schritt auf Eine Seite aus einer mittelalterlichen Kopie der Notitia dignitatum Wahrend die Besoldung der Truppen den zivilen Beamten oblag sah die militarische Hierarchie militia armata des spatantiken Reiches grob aus wie folgt Nur dem Kaiser bzw den Kaisern unterstellt war der Heermeister der magister militum bzw die magistri militum denn es gab zumindest in Ostrom meist mehrere Dieser konnte durchaus uber beachtliche politische Macht verfugen wie die Endzeit des Westreiches zeigt wo die Heermeister schliesslich die Kaiser weitgehend kontrollierten wahrend es im Ostreich gelang die politische Rolle des Heermeisteramts zu beschneiden Dann folgten die comites Einzahl comes und die lokalen Kommandeure in den Provinzen die duces Einzahl dux Die Kaiser verfugten zudem uber eine Leibwache als die protectores und scholae zu einer reinen Paradetruppe herabgesunken waren grundete man in Ostrom um 460 die excubitores als schlagkraftige Eliteeinheit Die strikte Trennung des militarischen vom zivilen Bereich wurde erst um 600 wieder aufgegeben In den Exarchaten die die ostromischen Kaiser im spaten sechsten Jahrhundert in Karthago und Italien einrichteten waren beide Bereiche wieder vereint Im Heer selbst nahm die Bedeutung der Reiterei besonders der Panzerreiterei kataphraktoi immer mehr zu dies erhohte zwar Kosten und Aufwand fur den einzelnen Soldaten erhohte aber die Mobilitat erheblich Panzerreiter und berittene Bogenschutzen spielten daher ab dem 5 Jahrhundert sogar eine grossere Rolle als die Infanterie Die Truppenstarke der spatromischen Armee ist in der Forschung umstritten da die Quellen auch nicht eindeutig sind Insgesamt wurde die Anzahl der Legionen unter Diokletian erhoht auf etwa 60 wobei jedoch gleichzeitig ihre Truppenstarke abnahm Statt der alten Sollstarke von 6000 Mann dienten nun nur noch 1000 in einer Legion und auch diese Zahl wurde faktisch selten erreicht In der Folge verlor die Legion immer weiter an Grosse und verschwand zuletzt wohl ganz auch wenn vereinzelt noch unter Kaiser Maurikios so bezeichnete Einheiten erwahnt werden Lactantius schreibt Diokletian habe die Starke der Armee vervierfacht De mortibus persecutorum 7 2 Diese Darstellung ist jedoch nicht sehr glaubhaft da Lactantius wohl einfach das Schema der Tetrarchie auf die Armee ubertragt Im 4 Jahrhundert durfte die Heeresstarke jedenfalls in etwa bei 400 000 Mann gelegen haben womit sie etwas hoher lag als in der fruhen und hohen Kaiserzeit Nach den Angaben der Notitia dignitatum lag die Sollstarke um 400 bei etwa 600 000 Mann Agathias errechnete dann um 570 eine Sollstarke von 645 000 5 13 7 Wie er zu dieser Schatzung kam ist unklar doch durfte er das nicht mehr existierende Westheer miteingerechnet haben Zur Zeit Justinians dienten seinen Angaben nach jedenfalls nur noch 150 000 Mann 5 15 in der ostromischen Armee Diese Zahl ist jedoch vermutlich deutlich zu niedrig angesetzt wahrscheinlich zahlte Agathias nur die comitatenses In der Forschung wird eher von der doppelten Starke ausgegangen Damit ware Justinians Armee in etwa ebenso gross gewesen wie die des Augustus Insgesamt wurde die Heeresstarke der spatromischen Armee zwar erhoht sie war jedoch angesichts der vielfaltigen Aufgaben kaum ausreichend zumal sie oft an den Grenzen gebunden war Daher mutet es auch wenig verwunderlich an wenn die meisten spatantiken Militaroperationen mit vergleichsweise wenig Mannern durchgefuhrt wurden Dies ist auch darauf zuruckzufuhren dass ab dem spateren 4 Jahrhundert die Bedeutung der Infanterie innerhalb der comitatenses abnahm Reiterheere waren aus logistischen Grunden grundsatzlich kleiner als vornehmlich aus Fusstruppen bestehende Aufgebote Kaiser Julians Feldzug gegen das Sassanidenreich war mit ca 65 000 Mann die teils deutlich hoheren Zahlenangaben in den Quellen sind weniger wahrscheinlich eine der grossten Militaroperationen der Spatantike Im Rahmen der Eroberungen im Westen unter Justinian ist die Armee an die Grenzen ihrer Kapazitaten gelangt In diesen Jahren in denen ostromische Truppen sowohl in Italien von 535 bis in die fruhen 550er Jahre als auch ab 540 nachdem die Perser wieder ins Imperium eingefallen waren an der Ostgrenze in schwere Kampfe verwickelt waren scheint die Hofarmee palatini die meisten ihrer Einheiten abgetreten zu haben denn nach 551 sind ihre Truppen nicht mehr nachweisbar Als 559 die Kutriguren vor Konstantinopel auftauchten musste hastig eine Verteidigung improvisiert werden Insgesamt wurden die grossten romischen Armeen meist an der Ostgrenze eingesetzt Stilicho operierte 40 Jahre nach Julian im Westen mit nur etwa 20 000 Mann wahrend Belisar 533 mit wohl etwas mehr als 15 000 Elitesoldaten gegen die Vandalen zog nachdem er drei Jahre zuvor noch deutlich uber 30 000 Kampfer gegen die Sassaniden ins Feld gefuhrt hatte Kaiser Anastasios I mobilisierte noch 503 uber 50 000 Mann zur Abwehr eines persischen Angriffs und in den 550er Jahren operierten sowohl in Italien als auch im Kaukasus romische Armeen mit jeweils gut 30 000 Soldaten Mitunter konnten im Orient noch weitaus grossere Verbande aufgestellt werden deren Schlagkraft dann allerdings meist begrenzt war Noch das kaiserliche Heer das sich 636 den Arabern stellte und vernichtet wurde durfte mehrere zehntausend Mann umfasst haben Erst um diese Zeit wurde in Ostrom angesichts der militarischen Krisen die Organisation der Armee grundlegend verandert und aus dem spatromischen wurde in der Folge das ganz anders aufgebaute byzantinische Heer Die Kirche Die uber effiziente Verwaltungsstrukturen verfugende Kirche siehe auch Alte Kirche festigte in der Spatantike ihre Stellung Bereits Konstantin der Grosse hatte die Kirche gefordert sodass diese nun auch uber wirtschaftliche Macht verfugte die sie unter anderem auch fur die Armenversorgung nutzte Durch staatliche Privilegien wurde sie auch fur die Oberschicht des Reiches interessant und indem sich seit dem 4 Jahrhundert die Kindstaufe durchsetzte wahrend Apostasie Abfall vom Glauben bald mit dem Tod bedroht wurde war es schliesslich kaum noch moglich sich frei fur oder gegen das Christentum zu entscheiden Es kam jedoch trotz oder wegen der steigenden Macht der neuen Religion bald zu mehreren Kontroversen innerhalb der Kirche Weniger das Heidentum das aber noch im 5 und 6 Jahrhundert allerdings in immer schwacherer Form aktiv war als vielmehr theologische Differenzen besonders bzgl der Natur Christi innerhalb der Kirche erschwerten die innere Festigung siehe Erstes Konzil von Nicaa Arianismus Nestorianismus Monophysitismus Auch die funf okumenischen Konzile der Spatantike konnten hier keine Einigung herstellen Gebiete mit starken christlichen Gemeinden um das Jahr 325 n Chr Die Ausbreitung des Christentums um 600 n Chr Die Rolle des Kaisers als Schutzherr des Christentums wurde seit Konstantin betont ebenso die sakrale christliche Aura des Kaisertums In diesem Sinne spielte der Kaiser im spatantiken Christentum eine wichtige aber auch nicht unproblematische Rolle Dabei muss beachtet werden dass in jener Zeit Religionsfragen nicht nur von einem kleinen Zirkel von Theologen besprochen wurden sondern dass diese Diskussion mit Leidenschaft auch in den unteren Bevolkerungsschichten gefuhrt wurde Schliesslich ging es um das personliche Heil des Einzelnen Wer einer falschen Lehre anhing dessen Seele war verloren Die Feststellung des orthodoxen Standpunktes war also fur alle Glaubigen von entscheidender Bedeutung Hinzu kamen verunsichernde Ereignisse wie die kurzfristige pagane Renaissance unter Kaiser Julian oder der Schock der Plunderung Roms 410 auf den Augustinus von Hippo Orosius und andere literarisch reagierten Bis zum Ende der Epoche und vor allem im Osten daruber hinaus bestimmten theologische Auseinandersetzungen die meist untrennbar mit Machtfragen verknupft waren die Geschichte in entscheidendem Masse mit Alteste bekannte Darstellung des Augustinus in der Tradition des Autorenbildes Laterankirche 6 Jahrhundert Indem das Christentum zur Religion von Kaiser und Reich dem Imperium sanctum wurde und Christus zum Kosmokrator der als eine Art himmlischer Kaiser gedacht wurde musste es sich der Welt anpassen und erfuhr eine massive Transformation Unter anderem wurde es notwendig Gewalt theologisch zu begrunden da auch das nunmehr christliche Imperium weiterhin militarische Konflikte ausfocht Besonders Augustinus entwickelte daher aufbauend auf der alten romischen Vorstellung des bellum iustum eine theologische Rechtfertigung des Krieges Neben dieser Entfernung vom altchristlichen Gebot der Nachstenliebe erregte vor allem die zunehmende Verweltlichung der Kleriker und der rasant wachsende Reichtum der Kirche vielfach Befremden und Widerspruch Erst in den letzten Jahren wird in der Forschung zudem verstarkt darauf hingewiesen dass es im 4 Jahrhundert durchaus noch keine klaren Vorstellungen davon gab was genau Christsein eigentlich ausmache so sei jene Richtung die den strikten Ausschliesslichkeitsanspruch des Christentums vertrat zunachst nur eine unter vielen Stromungen gewesen wahrend es in der Praxis anfangs viele Menschen gab die lediglich unter anderem Christ waren In der Spatantike entwickelte sich auch das Amt des Bischofs von Rom hin zum Papsttum Den entscheidenden Schritt in diese Richtung tat Gregor der Grosse der aus einer vornehmen Familie stammte und zugleich als der letzte spatantike Kirchenlehrer und der erste mittelalterliche Papst gelten kann Das Heidentum verschwand nicht plotzlich mit der konstantinischen Wende wenngleich es seitdem zunehmend an Einfluss verlor Es hielt sich aber trotz der anti pagane Gesetzgebung der Kaiser Gratian und Theodosius I noch lange Zeit auf dem flachen Land beide Kaiser gingen aber auch nicht ernsthaft gegen Anhanger der alten paganen Gotterkulte vor vor allem im Westen und ihm hingen auch noch grosse Teile der gebildeten Aristokratie an wenngleich jungst Alan Cameron manch altere Annahme in Frage gestellt hat Um 400 durfte es aber wohl noch ungefahr so viele Christen wie Heiden gegeben haben wobei die Christianisierung regional unterschiedlich verlief Die Stadte waren starker christianisiert wahrend auf dem Land die Entwicklung langsamer voranschritt Mehrfach wurden in Gallien und Italien Missionare erschlagen wenn sie Bauern an Opfern fur die Erntegotter hindern wollten und noch im fruhen 6 Jahrhundert konnte der pagane Autor Zosimos ein Geschichtswerk schreiben in dem er den Christen die Schuld am Niedergang Roms gab Den letzten offiziell geduldeten paganen Tempel das beruhmte Isis Heiligtum von Philae liess erst Justinian um 537 schliessen Unter Kaiser Tiberios I kam es 579 zu einem Heidenaufstand in Syrien und erst 599 liess Papst Gregor der Grosse die zahlreichen Altglaubigen Sardiniens durch Folter und Kerkerhaft zur Taufe zwingen Sogar die arabischen Eroberer im 7 Jahrhundert trafen noch auf ostromische Regionen und Stadte die weiterhin vom alten Polytheismus gepragt waren Die uberall im Reich entstehenden spatantiken Taufpiscinen fur die Ganzkorpertaufe gingen ihrerseits auf die Thermen der griechisch romischen Badekultur zuruck welche anfangs bisweilen noch umgenutzt und dann zum Vorbild fur die Anlage der Baptisterien wurden Zugleich hingen nicht wenige Menschen sowohl dem Christentum als auch den alten Kulten an und missachteten damit den Absolutheitsanspruch der Kirche Oft wird angenommen dass damals Marienkult und Heiligenverehrung christliche Zugestandnisse an die polytheistischen Neigungen der Mehrheit darstellten die nach Entsprechungen fur die antiken Muttergottheiten Isis Kybele und nach eigenen Gottern fur bestimmte Probleme und Bereiche verlangte Nicht wenige ehemalige Nichtchristen durften zudem bewusst oder unbewusst Elemente und Denkweisen der alten Kulte auch nach ihrer Konversion beibehalten haben So stellten die Heiden spatestens ab etwa 400 eine immer kleiner werdende Minderheit dar aber die alten Religionen hinterliessen deutliche Spuren im Christentum Im Osten genauer gesagt in Agypten nahm mit Antonius dem Grossen gegen Ende des 3 Jahrhunderts das Monchtum seinen Anfang das sich gegen Ende des 4 Jahrhunderts langsam im Reich ausbreitete Fur die Entwicklung des Klosterwesens war daneben insbesondere Pachomios bedeutsam Die Jahre zwischen etwa 300 und 600 waren durch das Auftreten der Holy Men Peter Brown gepragt charismatischer Einzelner die besonders in Ostrom als Saulenheilige und Eremiten hohes Ansehen genossen Vermutlich stellte dieses Phanomen eine Reaktion auf die zunehmende Verweltlichung des Christentums dar die der Preis fur die Allianz mit dem romischen Staat war siehe oben Anders als im Westen gelang es einzelnen Heiligen Mannern im Osten die Autoritat der Bischofe zeitweise empfindlich in Frage zu stellen Die erstarkte Stellung der Kirche kam auch dadurch zum Ausdruck dass sich verstarkt befahigte Personen gegen den Staatsdienst und fur den Dienst in der Kirche entschieden zumal Kleriker seit dem 4 Jahrhundert bedeutende Privilegien wie etwa Steuerfreiheit genossen Dazu gehorten der ehrgeizige und energische Ambrosius dem es gelang auf die Kaiser Gratian und Theodosius I Einfluss zu nehmen sowie am Ende der Epoche Gregor der Grosse Ausserhalb des Imperiums waren Christen im persischen Mesopotamien relativ zahlreich vertreten ebenso im Kaukasus Das Reich von Aksum wurde im 4 Jahrhundert christianisiert siehe Ezana und bildete seitdem einen der Drehpunkte der romischen Diplomatie in diesem Raum Des Weiteren existierten christliche Gemeinden in Sudarabien Die Christianisierung der Germanen erfolgte jedoch zumeist durch deren Ubernahme des arianischen Bekenntnisses siehe etwa Wulfila wenn auch in vielen Fallen spater der Ubertritt zum Katholizismus erfolgte eine Ausnahme waren die Franken die offenbar direkt zum katholischen Glauben konvertierten Dem Mittelalter rettete die Kirche die sich im 4 Jahrhundert langsam zur Reichskirche entwickelte wenigstens Teile des antiken Wissens wenngleich sie zugleich auch Mitschuld am Verschwinden missliebiger Schriften trug siehe Bucherverluste in der Spatantike Als die romische Armee und das romische Beamtenwesen im Westen nach und nach verschwanden blieb die Kirche bestehen und im 5 6 Jahrhundert trat sie zunehmend an die Stelle des dort nicht mehr funktionsfahigen Staates Religiose Entwicklungen ausserhalb des Christentums Hauptartikel Religionen der Spatantike In der Spatantike gelang nicht nur dem Christentum der Durchbruch zur dominierenden Religion im romischen Reich sondern auch neue Glaubensrichtungen kamen auf und bereits etablierte entwickelten sich weiter Munze des Kaisers Probus 276 282 mit Sol Invictus auf der QuadrigaDieses Elfenbeindiptychon mit der Inschrift SYMMACHORVM stellt um 390 n Chr eine Priesterin des Bacchus beim unblutigen Opfer dar Das Heidentum der Begriff ist problematisch da polemisch und pauschal in der Forschung spricht man daher oft von paganen oder traditionellen Kulten blieb wenigstens bis ins spate 4 Jahrhundert eine lebendige Kraft die noch Widerstand gegen die Christianisierung leistete Im Streit um den Victoriaaltar den der romische Stadtprafekt Quintus Aurelius Symmachus und Bischof Ambrosius von Mailand im Jahr 384 austrugen kamen die gegensatzlichen Positionen von Christen und Heiden noch einmal symptomatisch zum Ausdruck Fur die christlichen Gelehrten waren die paganen Gottheiten Damonen die durch das Christentum entlarvt und uberwunden worden waren und keine Toleranz verdienten 391 wurde die Ausubung paganer Praktiken endgultig verboten und um 400 war der Sieg des Christentums dann zwar unabwendbar doch noch im 5 Jahrhundert hofften wohl manche pagane Intellektuelle auf eine Renaissance der vorchristlichen Religion Allerdings hat Alan Cameron in einer umfassenden und vielbeachteten Studie mehrere altere Thesen bezuglich der paganen Eliten im 4 Jahrhundert in Frage gestellt und die Vorstellung es habe eine geschlossene Gruppe in dieser Elite gegeben die sich als Vorkampfer fur die traditionellen Werte die oft genug auch fur Christen von Bedeutung waren betatigt habe als Mythos bezeichnet Es habe so Cameron kein vielbeschworenes pagan revival im spaten 4 Jahrhundert gegeben und viele fur Christen gleichermassen wichtige kulturelle Werte hatten die Konversion der paganen Elite erleichtert Umgekehrt haben Forscher wie Anthony Kaldellis in den letzten Jahren die These formuliert dass sogar noch im 6 Jahrhundert viele Angehorige der ostromischen Elite darunter auch bedeutende Intellektuelle wie Prokopios von Caesarea in Wahrheit keine Christen gewesen seien womit sich Kaldellis aber nicht durchsetzen konnte Jedenfalls waren sogar im 6 Jahrhundert die alten Kulte keineswegs uberall verschwunden s o wenngleich sie nun faktisch ohne politische Bedeutung waren und nur von einer kleinen Minderheit praktiziert wurden All diesen Religionen war gemein dass ihnen der Ausschliesslichkeitsanspruch des Monotheismus fehlte ein Verehrer von Mithras oder Isis leugnete also nicht die Existenz anderer Gotter selbst wenn er sie nicht verehrte Diese Religionen waren anders als die christliche Kirche nicht zentral organisiert sondern stellten vielmehr eine synkretistische Vielfalt verschiedener Glaubensvorstellungen dar Neben den Kulten die man zur traditionellen romischen Religion zahlen kann waren vor allem die aus dem Osten stammenden Mysterienkulte von Bedeutung naheres siehe dort Ebenso erfreute sich der Sonnengottkult betrachtlicher Beliebtheit so war auch Konstantin der Grosse lange Zeit ein Anhanger Sols Daneben hatte besonders im romischen Heer Mithras eine grossere Anzahl von Anhangern Mithras und Sol wurden dabei oft miteinander verbunden Der Haupttempel des Sol Invictus Mithras in Baalbek wurde erst unter Justinian I durch ein Feuer zerstort Auch der Synkretismus sowie der Neuplatonismus hatten eine besondere Bedeutung fur das spatantike Heidentum wobei oft zwischen Philosophie und Religion nicht streng unterschieden wurde Das Heidentum hielt sich noch lange Zeit besonders bei der Landbevolkerung Bereits in der Antike war deshalb die falsche Herleitung des Ausdrucks paganus Nichtchrist von Landbewohner ublich Aber auch Teile der Senatsaristokratie und verschiedene philosophische Kreise blieben noch langere Zeit pagan die Zahl der Heiden nahm ab dem 4 Jahrhundert jedoch deutlich ab siehe den Abschnitt zur Kirche Allerdings gab es durchaus viele Kontakte zwischen der pagenen und der christlichen Gedankenwelt die sich auch gegenseitig beeinflussten ein Grund hierfur war dass neu bekehrte Christen Vorstellungen und Denkmuster aus ihrer fruheren Religion in die neue einbrachten So verwundert es nicht dass die Christen beeinflusst durch die sich im Sonnenkult ausdruckenden Vorstellungen in Jesus bald die Sonne der Gerechtigkeit sahen Auch die Marienverehrung die dem fruhen Christentum noch unbekannt gewesen war entwickelte sich in der Spatantike offenbar insbesondere unter dem Einfluss des romischen Isis und Kybele Kultes Vor Beginn der Spatantike war die Gnosis eine nicht unwichtige religiose Stromung mit vielschichtigem Ursprung die sich in ihrem Zenit im 2 bis 3 Jahrhundert n Chr uber den gesamten Mittelmeerraum verbreitet hatte Fruhchristentum und Gnosis entwickelten sich zunachst weitgehend unabhangig voneinander bis es dann im ersten Viertel des 1 Jahrhunderts zu den ersten Beruhrungen kam Es kam dann im 2 Jahrhundert zu einer partiellen Synthese zwischen dem Christentum und gnostischen Positionen Manichaer aus einem Manuskript von Khocho Tarimbecken Ein besonderes Phanomen der Spatantike stellt der Manichaismus dar Begrundet wurde er im 3 Jahrhundert vom Perser Mani der sich Aspekte verschiedener Religionen wie des Christentums aber auch des Zoroastrismus s u und des Buddhismus bediente Beim Manichaismus handelte es sich um eine dualistische Buchreligion Gut und Bose Licht und Dunkelheit gelten als in einen ewigen Kampf verwickelt die sich bald zu einer einflussreichen Glaubensrichtung entwickelte und in Persien anfangs gefordert wurde Der neue Glaube fand von Spanien bis Zentralasien Anhanger die aber im Romischen Reich und in Persien teils Verfolgungen ausgesetzt waren Augustinus von Hippo hing dieser Religion an bevor er zum Christentum konvertierte Bald darauf wurde Manichaer fur christliche Theologen ein Synonym fur Ketzer und behielt diese Bedeutung bis ins Mittelalter Im persischen Sassanidenreich wo Christen die eine nicht unbedeutende Minderheit darstellten ebenso wie Juden und Manichaer lebten war die vorherrschende und von den Grosskonigen bevorzugt geforderte Religion der Zoroastrismus Allerdings sind viele Aspekte dieser Religion in der Forschung umstritten da die meisten Zeugnisse aus nachantiker Zeit stammen Es ist auch nicht restlos geklart ob man den Zoroastrismus als regelrechte Staatsreligion bezeichnen kann wie dies in der alteren Forschung oft getan wurde In der neueren Forschung tendiert man zu einer vorsichtigeren Einschatzung da andere Kulte von den Sassaniden in der Regel geduldet wurden Dennoch war der Zoroastrismus bzw Mazdaismus bis zum Einbruch des Islam die einflussreichste Religion im Iran Daran anderte die Existenz zahlreicher christlicher Gemeinden im Westen des Reiches ebenso wenig wie die religios sozialrevolutionare Bewegung der Mazdakiten die das Reich in den Jahrzehnten um 500 erschutterte Das Judentum litt in der Spatantike weiter unter den Bedingungen der Diaspora Die meisten romischen Kaiser waren den Juden trotz diverser abfalliger Bemerkungen in der Gesetzgebung nicht wirklich feindlich gesinnt jedenfalls solange die offentliche Ordnung nicht tangiert wurde Es bestanden allerdings erhebliche Spannungen zwischen Juden und Nichtjuden Mehrere christliche Kaiser beschrankten die judische Religionspraxis oder verboten den Neubau von Synagogen Dennoch blieb das Judentum nach 391 92 die einzige erlaubte nichtchristliche Religion im Imperium Romanum Auch die christlichen Kaiser stellten sich hier in die Tradition von Caesar und Augustus und bestanden auf gewissen Schutzvorschriften fur Juden diese waren aber trotzdem vereinzelten Ubergriffen ausgesetzt Bereits 429 wurde die Institution des Patriarchen der Juden aufgehoben und Palastina in vier Provinzen unterteilt Die Kirche lehnte jedoch die Aufnahme von zwangsbekehrten Juden theoretisch strikt ab Ein spezielles Problem stellten die Samaritaner dar eine judische Splittergruppe die wiederholt Konflikte mit der romischen Zentralgewalt austrug und besonders unter Justinian in blutige Kampfe mit kaiserlichen Truppen verwickelt war siehe Julian ben Sabar Auch der Islam der sich im spatantiken kulturgeschichtlichen Kontext entwickelte hat seine Wurzeln im religiosen Denken dieser Zeit und war stark von Christen und Judentum sowie wahrscheinlich auch vom Zoroastrismus beeinflusst Die extreme Position einiger Gelehrter u a Karl Heinz Ohlig Christoph Luxenberg die den Koran im Kern fur die Ubersetzung eines spatantiken syrischen Lektionars und den Islam in seinen Ursprungen daher fur eine antitrinitarische christliche Haresie halten die sich erst um 800 zu einer eigenstandigen Religion entwickelt habe und auch nicht von einem Propheten namens Mohammed gegrundet worden sei wird seit einigen Jahren kontrovers diskutiert hat sich aber nicht durchgesetzt Insgesamt war der allgemeine religiose Trend in der fruhen Spatantike hin zum Henotheismus bzw Monotheismus unverkennbar wovon das Christentum betrachtlich profitierte Dieses bot mit seiner Erlosungsbotschaft auch eine verlockende Alternative zumal die Kirche karitativ tatig war Selbst der letzte pagane Kaiser des Gesamtreichs Julian bewunderte diesen Aspekt und versuchte vergeblich dies auch innerhalb seiner vielleicht geplanten paganen Staatskirche einzubauen Dem missionarischen Impetus waren die traditionellen Kulte seit der massiven staatlichen Forderung des Christentums seit Konstantin letztendlich nicht gewachsen Ihr langer Fortbestand als Minderheitenreligion warnt allerdings davor den alten Kulten jede Lebenskraft abzusprechen dies entspricht vielleicht eher der Sicht der christlichen Sieger als der Realitat Allerdings hat zuletzt Alan Cameron ausfuhrlich die Ansicht begrundet dass das Heidentum nach Konstantin immer starker an Einfluss verloren habe und bereits Ende des 4 Jahrhunderts noch vor der theodosianischen Gesetzgebung keine vitale Kraft mehr gewesen sei QuellenQuellenuberblick Die Quellenlage fur die Spatantike ist wohl die beste des gesamten Altertums vor allem aufgrund der recht reichhaltigen monumentalen Quellen Allerdings verfugen wir uber keine durchgehende Historiografie vor allem fur das 5 Jahrhundert lassen uns die literarischen Quellen recht oft im Stich so dass die politische Geschichte ganzer Regionen wie Britannien oder Hispanien in dieser Zeit weitgehend im Dunkeln liegt Auch fur die Ereignisse des 7 Jahrhunderts ist die Uberlieferungslage schlecht was etwa eine historische Rekonstruktion der Islamischen Expansion sehr erschwert wahrend sie fur das 4 und 6 Jahrhundert gunstiger ist Im Folgenden werden nur einige bekanntere Beispiele genannt fur Details bezuglich der spatantiken Geschichtsschreibung sei vor allem auf den Abschnitt Soziokultureller Grundriss sowie auf die Artikel zur spatantiken Geschichtsschreibung und byzantinischen Geschichtsschreibung hingewiesen Die griechischsprachigen Profanhistoriker waren wie bereits in der hohen Kaiserzeit zumeist klassizistisch orientiert Literarische Vorbilder waren oft Herodot und Thukydides um deren Nachahmung Mimesis sich die entsprechenden Geschichtsschreiber bemuhten Durch diesen Ansatz der dem Leser die klassische Bildung paideia der Autoren demonstrieren sollte wurde aufgrund gespreizter Ausdrucke und teilweiser Anachronismen aber bisweilen der Blick auf das tatsachliche Geschehen versperrt Die wichtigste lateinische erzahlende Quelle ist Ammianus Marcellinus 4 Jahrhundert ebenso stellen die in griechischer Sprache abgefassten Werke des Prokopios von Caesarea 6 Jahrhundert eine hervorragende Quelle fur die ausgehende Antike dar Beide konnen sich durchaus mit den klassischen Autoren messen Profangeschichtliche Werke sind daneben unter anderem von Jordanes Agathias und Theophylaktos Simokates erhalten zu nennen ist auch die christliche Universalgeschichte des Gregor von Tours der sich auch auf heute verlorene Werke stutzte siehe Sulpicius Alexander und Renatus Profuturus Frigeridus Nutzlich aber problematisch sind auch die uberlieferten Bucher der Neuen Geschichte des Zosimos Daneben sind die Fragmente anderer Historiker von Bedeutung unter denen Priskos der wichtigste ist daneben sind unter anderem Eunapios von Sardes Olympiodoros von Theben Malchus von Philadelphia Candidus und Menander Protektor zu beachten Beliebt war in der Spatantike auch die sogenannte Epitome also die Kurzfassung eines Geschichtswerks siehe etwa Aurelius Victor Epitome de Caesaribus und Eutropius vgl auch Enmannsche Kaisergeschichte Der Anonymus Valesianus ist trotz der Kurze des Textes eine wichtige Quelle Auch spatere mittelbyzantinische Geschichtsschreiber zum Beispiel Theophanes und Johannes Zonaras bieten teilweise wichtige Informationen zumal sie auf teils verlorene spatantike Werke zuruckgegriffen haben Hinzu kommen in der Spatantike mehrere Kirchengeschichten die von unterschiedlichem Wert sind und teils auch ausfuhrlich uber die politische Geschichte Auskunft geben Die wohl bedeutendste ist die des Eusebius von Caesarea der der Vater der Kirchengeschichte ist Daneben sind noch die Kirchengeschichten des Theodoret des Sokrates Scholastikos des Sozomenos des Euagrios Scholastikos des Johannes von Ephesos sowie die nur in Exzerpten erhaltene des Philostorgios zu nennen Ebenso sind die theologischen Schriften von Bedeutung beispielsweise die Werke des Ambrosius von Mailand und des Augustinus von Hippo In der Spatantike entstanden auch mehrere christliche Chroniken die in literarisch schlichter Form zum Teil wichtige Informationen liefern Begrundet wurde dieses Genre von Eusebius von Caesarea und Hieronymus die zahlreiche Nachahmer und Fortsetzer fanden so beispielsweise Hydatius von Aquae Flaviae Marcellinus Comes Johannes Malalas das Chronicon Paschale die nur fragmentarisch erhaltene Chronik des Johannes von Antiochia die Chronik des Victor von Tunnuna und von dessen Fortsetzer Johannes von Biclaro oder die Chronica Gallica Hinzu kommt der Chronograph von 354 Daneben sind unter anderem syrische wie beispielsweise die Kirchengeschichte des Johannes von Ephesos oder die Chronik des Josua Stylites und armenische Werke zu nennen wie das Geschichtswerk des Pseudo Sebeos Ebenso beinhalten manche Gedichte oder Epen wertvolle Informationen siehe etwa Gorippus fur die justinianische Zeit oder die Werke Georgs von Pisidien fur die Zeit des Herakleios Des Weiteren sind Reden wie die des Libanios des Synesios von Kyrene des Symmachus des Themistios und die Panegyrici Latini sowie eine Fulle von Urkunden der beste Bestand aus der Antike zu nennen Fur die ausgehende Spatantike in Gallien stellen die Briefe und Lobreden des Sidonius Apollinaris eine wichtige Quelle dar dasselbe gilt fur Cassiodors erhaltene Werke bezuglich Italien speziell die Variae epistulae Die Notitia dignitatum eine Art Staatshandbuch bietet zahlreiche Informationen uber die spatantike zivile wie militarische Administration Auch das Werk De Magistratibus des Johannes Lydos liefert wichtige Details zur spatromischen Verwaltung Dazu kommen der Codex Theodosianus von 438 und das beruhmte Corpus iuris civilis der Name ist allerdings nicht zeitgenossisch aus dem sechsten Jahrhundert Obwohl die Zahl der gesetzten Inschriften im Verlauf des spateren 3 Jahrhunderts rapide eingebrochen war stammt dennoch etwa ein Funftel ca 50 000 der heute bekannten lateinischen epigraphischen Zeugnisse aus der Spatantike Nach 380 nehmen allerdings die Zahl und die Qualitat der weltlichen Inschriften im lateinischen Westen noch einmal massiv ab ohne dass der Grund hierfur klar ware im griechischen Osten lasst sich Vergleichbares hingegen erst nach 565 beobachten Wichtig sind des Weiteren Munzfunde vor allem im Rahmen der sassanidischen Geschichte und der Geschichte des spatantiken Zentralasiens und zahlreiche Papyri sowie nicht zuletzt gerade in den letzten Jahrzehnten die Befunde der Archaologie Gerade in diesem Punkt ist es problematisch dass Historiker und Archaologen aufgrund der von ihnen jeweils vornehmlich analysierten Quellen derzeit oft geradezu fundamental unterschiedliche Ansichten von der Spatantike haben Denn wahrend viele Historiker in den letzten Jahren gestutzt auf Textquellen ein zunehmend gunstigeres von Kontinuitaten gekennzeichnetes Bild der Epoche zeichnen und weniger von scharfen Bruchen und Dekadenz als vielmehr von Transformation sprechen siehe unten weisen viele Archaologen ausgehend von den materiellen Quellen stattdessen auf Verfallsphanomene hin die zwar Kleinasien Syrien und Agypten erst spat betroffen hatten den Westen des Mittelmeerraumes dafur aber umso fruher und umso heftiger Aus archaologischer Perspektive ist es daher nach wie vor nicht unublich die Spatantike als eine okonomische und technische Niedergangszeit zu verstehen Bislang ist es nicht gelungen diesen Gegensatz zwischen materiellen und schriftlichen Quellen befriedigend aufzulosen eine alternative Interpretation anzubieten und ein moglichst widerspruchsfreies Bild der Epoche zu entwerfen das sowohl dem historischen als auch dem archaologischen Befund gerecht wird Dies ist daher von Gelehrten wie Chris Wickham als eine zentrale Herausforderung an die aktuelle Forschung zur Spatantike bezeichnet worden Hinweise zu Editionen und Ubersetzungen Die meisten der oben erwahnten erhaltenen Geschichtswerke speziell Ammianus und Prokopios liegen in einschlagigen Editionen und Ubersetzungen vor die in den jeweiligen Artikeln aufgefuhrt sind siehe auch die Sammlung Tusculum und die Loeb Classical Library Die zur Zeit beiden wichtigsten Reihen von Ubersetzungen zur Spatantike stellen Kleine und fragmentarische Historiker der Spatantike Edition des Originaltexts mit deutscher Ubersetzung und Kommentar und Translated Texts for Historians englische Ubersetzungen und Kommentar dar Die Fragmente der wichtigsten nur fragmentarisch uberlieferten griechischen Geschichtswerke liegen in zwei Editionen mit englischer Ubersetzung von Roger C Blockley vor Andere fragmentarisch erhaltene griechische Geschichtswerke werden auch in Brill s New Jacoby berucksichtigt dort mit englischer Ubersetzung und Kommentar Die deutlich wenigeren Fragmente der spatantiken lateinischen Geschichtswerke liegen nun in einer von Lieve Van Hoof und Peter Van Nuffelen besorgten Edition mit englischer Ubersetzung vor Einen Uberblick uber alle bekannten spatantiken Geschichtswerke bietet neuerdings die Online Datenbank Clavis Historicorum Antiquitatis Posterioris CHAP wo sich Angaben zu Editionen Ubersetzungen und Sekundarliteratur finden Zahlreiche spatantike Inschriften sind in der Datenbank LSA der Universitat Oxford erfasst teils mit englischer Ubersetzung und einem wissenschaftlichen Kommentar Eine recht breite Sammlung von Quellenauszugen bietet Maas Michael Maas Readings in Late Antiquity A Sourcebook 2 Auflage Routledge London New York 2010 ForschungsstandEines der bekanntesten Bauwerke der Spatantike die Hagia Sophia im heutigen Istanbul errichtet ab 532 unter Justinian Die Minarette wurden erst nach der Eroberung Konstantinopels durch die Turken 1453 hinzugefugt Als problematisch galt die Erforschung der Spatantike lange wie bereits angesprochen schon aufgrund der relativ fliessenden Grenze zum Mittelalter hin In der alteren Forschung wurde die Auffassung vertreten dass die Spatantike ein Zeitalter des moralischen und kulturellen Verfalls gewesen sei Dekadenztheorie nach Edward Gibbon The History of the Decline and Fall of the Roman Empire auch Voltaire Essai sur les mœurs et l esprit des nations Assoziation von spat mit Dahinwelken Verfall Diese Lehrmeinung war auch im 19 Jahrhundert vorherrschend Noch Otto Seeck vertrat diesen Standpunkt in seinem beruhmten Hauptwerk Geschichte des Untergangs der antiken Welt zu Beginn des 20 Jahrhunderts Diese sehr negative Bewertung der Spatantike die nicht zuletzt einer Idealisierung der klassischen Antike geschuldet war ist jedoch nach Ansicht der meisten Forscher inzwischen obsolet geworden und wird in neueren Darstellungen seit Jahren nicht mehr angefuhrt sie ist in popularwissenschaftlichen Darstellungen und im Film aber immer noch verbreitet Dass der spatantike Staat ein Zwangsstaat gewesen sei wird in der neueren Forschung weitgehend abgelehnt Die Studien von John B Bury siehe unter anderem sein Standardwerk History of the Later Roman Empire 2 Bande 1923 Edward A Thompson und anderen bereiteten den Boden fur eine Neubewertung dieser Epoche die nun nicht mehr als Verfallszeit begriffen wurde Eine wichtige Vorarbeit stellt auch A H M Jones Later Roman Empire dar das bis heute ein wichtiger Ausgangspunkt fur die Beschaftigung mit der Epoche ist So wird die Ansicht die Spatantike sei von Dekadenz und vom Untergang des Romischen Reiches gepragt gewesen in der neueren Forschung weitgehend abgelehnt und kommt selbst in Entwurfen die das Ende des Westreiches betonen Heather Ward Perkins nicht mehr als Faktor vor Vielmehr wird oft die Vitalitat der Epoche vor allem doch nicht nur im ostromischen Bereich betont Klagen in verschiedenen Quellen uber angeblichen Sittenverfall besonders in der Oberschicht konnen hingegen kaum verallgemeinert werden zumal es derlei zu allen Zeiten gab Allerdings veranderten sich gegenuber der sogenannten klassischen Antike in der Spatantike viele Interessen bzw verlagerten sich Aktivitaten in Bereiche die eher fur das Mittelalter typisch waren was mit ein Grund fur das abwertende Urteil der alteren Forschung war Der entscheidende Paradigmenwechsel in der Forschung zur Spatantike vollzog sich dann in den 1970er Jahren Damals hat besonders Peter Brown in sehr einflussreichen Arbeiten auf die Metamorphose bzw Transformation der antiken Welt in dieser Zeit aufmerksam gemacht wobei er sich vor allem den kulturellen und religiosen Veranderungen sowie dem ostlichen Mittelmeerraum widmete bald folgten diesem Ansatz auch Averil Cameron und andere siehe auch Transformation of the Roman World Seit den spaten 1980er Jahren dominiert diese Richtung weltweit die Forschungen zur Spatantike Statt des Later Roman Empire stand nun allgemeiner die Late Antiquity im Vordergrund Insgesamt hat das Interesse der althistorischen Forschung an der Spatantike in den letzten Jahrzehnten enorm zugenommen Drei internationale Spezialzeitschriften seit 1993 Journal of Late Antiquity seit 2008 und seit 2017 widmen sich nur der Zeit zwischen 300 und 700 Vor allem im angelsachsischen Raum sind viele fruher selbstverstandliche Annahmen und Urteile in Frage gestellt worden Zentren der aktuellen Spatantike Forschung sind daneben Frankreich und Deutschland wobei der internationale Austausch in diesem Bereich ungewohnlich hoch ist Das Bild der Epoche das sich noch immer in den meisten Schulbuchern findet spatromische Dekadenz hat nur noch sehr wenig mit dem gemein was derzeit an den Hochschulen vertreten wird Allerdings darf uber die berechtigte Betonung der Kontinuitaten und des kulturellen Aspekts durch die Brown Schule nicht vergessen werden dass die Transformationen der Volkerwanderungszeit in vielerlei Hinsicht eben auch mit Gewalt Zerstorung und okonomischem Niedergang verbunden war dies betonten etwa Bryan Ward Perkins und Peter J Heather in ihren Darstellungen die sich teils wie ein Gegenentwurf zu den Vertretern der Neuinterpretation um Peter Brown und Averil Cameron lesen Man durfe sich so Ward Perkins nicht allein auf geistesgeschichtliche Phanomene konzentrieren sondern musse auch der okonomischen Entwicklung und der materiellen Kultur Aufmerksamkeit schenken der Wandel wahrend des 5 und 6 Jahrhunderts sei aus archaologischer Sicht alles in allem sehr wohl eine Veranderung zum Schlechteren und ein Verschwinden des Komforts gewesen siehe oben Beide Ward Perkins und Heather raumen aber ein dass die Antike im romischen Osten der erst nach 600 einen okonomischen Verfall erlebte deutlich langer gedauert habe als im Westen wo es im funften Jahrhundert durch aussere Angreifer zu einem Ende der Zivilisation Ward Perkins gekommen sei In neuester Zeit wird auch die Umweltgeschichte berucksichtigt da die naturwissenschaftliche Forschung teils dramatische Veranderungen in der Spatantike feststellen konnte wie Klimaverschlechterungen im Zeitraum von 150 bis 700 und damit einhergehend fallende Temperaturen Durren und schlechtere Lebensbedingungen In vielen Punkten konnte in der Forschung bislang keine Einigkeit erzielt werden Zu den besonders heftig diskutierten Fragen zahlt unter anderem die nach den Prozessen die im Westen zum Erloschen des Kaisertums fuhrten Auch die Pirenne These findet inzwischen wieder Anhanger allerdings mit neuen Argumenten Viele der alten Erklarungen sind inzwischen unhaltbar geworden doch ist es oft noch nicht gelungen sie durch uberzeugende Alternativen zu ersetzen Je naher man sich mit der Spatantike befasst desto offensichtlicher wird die Unmoglichkeit von einfachen Antworten und allgemeingultigen Aussagen In der Forschung werden in neuerer Zeit oft die Entwicklungen im Grosszeitraum von ca 300 bis 800 betrachtet ohne dass dieser Zeitraum als Periodisierung fur die Spatantike als solche gebraucht wird Vielmehr soll damit der enge Zusammenhang vom Ubergang am Ende der Antike zum formierenden Fruhmittelalter deutlich werden so schon Franz Georg Maier Die Verwandlung der Mittelmeerwelt 1968 sowie beispielsweise Peter Brown der sogar die Zeit von 200 bis 800 betrachtet wobei dieses Modell auch als long Late Antiquity bezeichnet wurde und nun Chris Wickham Framing the early Middle Ages und The Inheritance of Rome In diesem Kontext wird in der neueren Forschung das Geschehen im eurasischen Raum im ersten Jahrtausend die Entstehung des spatromischen Reiches mit all den damit verbundenen Umbruchen die Volkerwanderung die Auseinandersetzungen mit Persien die Entstehung der islamischen Welt und der germanisch romanischen Welt im Westen des ehemaligen Imperiums zunehmend im zeitlichen und raumlichen Zusammenhang betrachtet Zwar hatte bereits Peter Brown nicht ausschliesslich die Mittelmeerwelt als Bezugspunkt gehabt sondern ebenso Persien und teils Zentralasien Dieser Trend wurde aber erst in neuerer Zeit verstarkt So erhalten neben dem Mittelmeerraum und dem Vorderen Orient vor allem im Hinblick auf das neupersische Sassanidenreich auch Zentralasien und der arabische Raum speziell Sudarabien in der Forschung mehr Aufmerksamkeit und werden nicht mehr als blosse Randgebiete der spatantiken Welt betrachtet Konsequent in diese Richtung geht das Uberblickswerk von Johannes Preiser Kapeller der die Verknupfungen im eurasisch afrikanischen Raum im Rahmen einer langen Spatantike 300 bis 800 in den Blick nimmt Fur eine solch globale Perspektive im Hinblick auf eine Betrachtung und Bewertung der Spatantike wird in der neueren Forschung verstarkt pladiert Mischa Meiers umfassendes Uberblickswerk Geschichte der Volkerwanderung Europa Asien und Afrika vom 3 bis zum 8 Jahrhundert aus dem Jahr 2019 zeigt die diversen direkten und indirekten Verbindungen eindrucksvoll auf Der Trend hin zu einer eurasischen Perspektive in der neueren Forschung ist zunehmend erkennbar Die Forschungsliteratur hat inzwischen einen kaum noch zu bewaltigenden Umfang erreicht wobei die Menge an neuen Publikationen in den letzten Jahr zehnt en die alteren Uberblicke recht schnell veralten lasst Einen knappen Uberblick bieten die Beitrage in dem von Rousseau herausgegebenen Companion im Oxford Handbook of Late Antiquity und der Forschungsuberblick im Handbuch von Ian N Wood Das im Marz 2018 erschienene Oxford Dictionary of Late Antiquity stellt eine Bundelung des aktuellen Forschungsstands dar LiteraturFachlexika und Fachzeitschriften Das im Marz 2018 erschienene Oxford Dictionary of Late Antiquity bietet zahlreiche relativ knappe aber auf dem neueren Forschungsstand basierende Artikel zu allen Aspekten der Spatantike Das Oxford Classical Dictionary in der 5 Auflage Oxford Classical Dictionary Online berucksichtigt nun starker die Spatantike als in den vorherigen Auflagen Weitere wichtige Fachlexika sind vor allem das Reallexikon fur Antike und Christentum das Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 2 Auflage und das Oxford Dictionary of Byzantium die entsprechenden Artikel in Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft wenngleich nicht mehr den modernen Forschungsstand reflektierend sind viele Artikel speziell in den neueren Banden und Supplementbanden nach wie vor hilfreich und in Der Neue Pauly Hinsichtlich weltlicher Personen ist The Prosopography of the Later Roman Empire grundlegend erganzend fur die folgende Zeit ist die Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit wichtig An Fachzeitschriften sind speziell Antiquite tardive 1993ff Journal of Late Antiquity 2008ff Studies in Late Antiquity 2017ff und Journal of Late Antique Islamic and Byzantine Studies 2022ff zu nennen ebenso ist auf die Fachzeitschrift Millennium 2004ff hinzuweisen Seit 2022 erscheint zudem mit Sasanian Studies Late Antique Iranian World Sasanidische Studien Spatantike iranische Welt die erste nur dem Sassanidenreich und seiner Umwelt gewidmete Fachzeitschrift Altere Darstellungen Lesenswert ist noch immer Edward Gibbons The History of the Decline and Fall of the Roman Empire wenngleich dieses klassische Werk aus dem spaten 18 Jahrhundert naturlich in keiner Weise den heutigen Forschungsstand wiedergibt und eher von wissenschaftsgeschichtlichem Interesse ist Die umfassendste deutschsprachige Darstellung stammt aus der Feder des Historikers Otto Seeck 1850 1921 Sie ist jedoch stark von dessen sozialdarwinistischer Grundanschauung gepragt und zudem in Teilen vollig veraltet Otto Seeck Geschichte des Untergangs der antiken Welt Verbesserte Auflage 6 Bande Stuttgart 1921 Nachdrucke Darmstadt 1966 und 2000 Zwei weitere auch heute noch nutzliche Werke alteren Datums die ebenfalls ganz aus den Quellen gearbeitet wurden und wenn auch in Teilen uberholt immer noch als Referenzwerke betrachtet werden wurden von Ernst Stein und John B Bury verfasst Ernst Stein Geschichte des spatromischen Reiches Band 1 Wien 1928 Stein der nach den Nurnberger Gesetzen als Jude galt und vor den Nazis fliehen musste weigerte sich dann sein Werk nochmals in deutscher Sprache erscheinen zu lassen Es existiert jedoch eine franzosische Ubersetzung die auch einen zweiten posthum erschienenen Teil umfasst Histoire du Bas Empire Bearbeitet von Jean Remy Palanque 2 Bande Paris Brussel Amsterdam 1949 Band 2 und 1959 Band 1 Nachdruck 1968 Eine Sonderausgabe der WBG erschien 2023 wobei es sich beim ersten Band um einen Nachdruck des deutschen Originals von 1928 handelt mit den franzosischen Anmerkungen der Fassung von 1959 und der zweite Band die franzosische Ausgabe von 1949 darstellt John Bagnell Bury History of the Later Roman Empire From the death of Theodosius I to the death of Justinian 2 Bande New York 1958 Nachdruck der Ausgabe von 1923 Burys Werk stellt die ausfuhrlichste englische Darstellung der politischen Geschichte zwischen 395 und 565 dar und ist auch heute noch sehr nutzlich besonders aufgrund der Nahe zu den Quellen Moderne Darstellungen Die Sekundarliteratur bezuglich der Spatantike ist ausserst umfangreich weshalb im Folgenden auch nur eine Auswahl genannt werden kann Es sei nachdrucklich auf die Bibliographien der entsprechenden Werke hingewiesen und auf die Literaturangaben in den Artikeln auf die im Text verwiesen wird UberblicksdarstellungenDouglas Boin A Social and Cultural History of Late Antiquity Wiley Hoboken NJ 2018 ISBN 978 1 119 07681 0 Glen W Bowersock Peter Brown Oleg Grabar Hrsg Late Antiquity A Guide to the Postclassical World Harvard University Press Cambridge Mass 1999 ISBN 0 674 51173 5 Ausgezeichneter gut lesbarer Uberblick uber den damaligen Forschungsstand zur Spatantike aus der Sicht der Peter Brown Schule mit einem sehr nutzlichen Lexikonteil Peter Brown The World of Late Antiquity AD 150 750 New York 1971 mehrere Nachdrucke ISBN 0 393 95803 5 Einflussreiche und gut geschriebene Darstellung die vor allem die kulturelle Metamorphose der spatantiken Welt betont und sich besonders an interessierte Laien richtet Averil Cameron u a Hrsg The Cambridge Ancient History 2 neugestaltete Auflage Bd 12 13 und 14 Cambridge University Press Cambridge 1998ff Wichtige moderne Ubersichtsdarstellung Dort findet sich auch weiterfuhrende Literatur Averil Cameron The Mediterranean World in Late Antiquity AD 395 700 2 Auflage Routledge London New York 2011 ISBN 978 0 415 57961 2 Verstandlicher und informativer thematischer Uberblick der aber erst mit dem Tod Theodosius I einsetzt Nicola Di Cosmo Michael Maas Hrsg Empires and Exchanges in Eurasian Late Antiquity Rome China Iran and the Steppe ca 250 750 Cambridge University Press Cambridge 2018 ISBN 978 1 107 09434 5 Alexander Demandt Die Spatantike Handbuch der Altertumswissenschaft Band III 6 2 Auflage C H Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 55993 8 Neu uberarbeitete relativ umfangreiche Ubersichtsdarstellung in der allerdings keineswegs immer die aktuelle Forschung mit einbezogen wird Darauf basiert eine inhaltlich gekurzte und leicht veranderte Sonderauflage allerdings ohne Anmerkungen Geschichte der Spatantike Munchen 2008 kritische Rezension in Sehepunkte positive Rezension bei H Soz Kult Sylvain Destephen L Empire romain tardif 235 641 apres J C Arnand Colin Malakoff 2021 ISBN 978 2 200 62873 4 Peter Dinzelbacher Werner Heinz Europa in der Spatantike WBG Primus Darmstadt 2007 ISBN 978 3 89678 624 1 Schon bebilderte Darstellung zur Geistes und Kulturgeschichte Hugh Elton The Roman Empire in Late Antiquity A Political and Military History Cambridge University Press Cambridge 2018 ISBN 978 1 108 45631 9 aktueller Uberblick zur politischen Geschichte Scott Fitzgerald Johnson Hrsg The Oxford Handbook of Late Antiquity Oxford University Press Oxford u a 2012 ISBN 978 0 19 533693 1 Aktuelles und recht umfassendes Handbuch mit umfangreicher Bibliographie Arnold Hugh Martin Jones The Later Roman Empire 284 602 A Social Economic and Administrative Survey 3 Bande durchgehend nummeriert Oxford 1964 Nachdruck in zwei Banden Baltimore 1986 Die beste moderne ganz aus den Quellen gearbeitete Darstellung Ein moderner Klassiker wenn auch nur schwer lesbar und nicht chronologisch gegliedert Reinhold Kaiser Die Mittelmeerwelt und Europa in Spatantike und Fruhmittelalter Neue Fischer Weltgeschichte Band 3 S Fischer Frankfurt am Main 2014 ISBN 978 3 10 010823 4 Jens Uwe Krause Geschichte der Spatantike Eine Einfuhrung UTB Tubingen 2018 ISBN 978 3 8252 4761 4 Jens Uwe Krause Die Spatantike 284 bis 565 n Chr In Hans Joachim Gehrke Helmuth Schneider Hrsg Geschichte der Antike Ein Studienbuch 4 erweiterte und aktualisierte Auflage Metzler Stuttgart u a 2013 S 429ff ISBN 978 3 476 02494 7 Knappe ausgezeichnete Zusammenfassung der jungeren Forschung Michael Kulikowski Imperial Tragedy From Constantine s Empire to the Destruction of Roman Italy AD 363 568 Profile London 2019 ISBN 978 1 78125 632 9 A D Lee From Rome to Byzantium Ad 363 to 565 The Transformation of Ancient Rome Edinburgh University Press Edinburgh 2013 ISBN 978 0 7486 2791 2 Scott McGill Edward Watts Hrsg A Companion to Late Antique Literature Wiley Blackwell Hoboken NJ 2018 ISBN 978 1 118 83039 0 Mischa Meier Geschichte der Volkerwanderung Europa Asien und Afrika vom 3 bis zum 8 Jahrhundert C H Beck Munchen 2019 ISBN 978 3 406 73959 0 Die derzeit aktuelle und umfassendste Darstellung zur Volkerwanderungszeit Besprechung bei Plekos bei H Soz Kult Stephen Mitchell Geoffrey Greatrex A History of the Later Roman Empire AD 284 700 3 Auflage Wiley Blackwell Hoboken NJ 2023 ISBN 978 1 119 76855 5 Aktuelle und ausgewogene Gesamtdarstellung John Moorhead The Roman Empire divided 2 Auflage Routledge London New York 2013 ISBN 978 1 138 14216 9 Rene Pfeilschifter Die Spatantike Der eine Gott und die vielen Herrscher C H Beck Munchen 2014 ISBN 978 3 406 66014 6 Johannes Preiser Kapeller Jenseits von Rom und Karl dem Grossen Aspekte der globalen Verflechtung in der langen Spatantike 300 800 n Chr Mandelbaum Verlag Wien 2018 ISBN 978 3 85476 554 7 Globalgeschichtlicher Uberblick der Verflechtungen im eurasischen und ostafrikanischen Raum im Rahmen einer langen Spatantike Besprechungen bei H Soz Kult von Lutz Berger Stefan Esders und Marcus Bingenheimer Friedrich Prinz Von Konstantin zu Karl dem Grossen Entfaltung und Wandel Europas Artemis amp Winkler Dusseldorf u a 2000 ISBN 3 538 07112 8 Gut geschriebene Darstellung eines Mediavisten die vor allem die Kontinuitaten und Bruche der Spatantike zum Mittelalter hin herausarbeitet und sich auf den Westen konzentriert Philip Rousseau Hrsg A Companion to Late Antiquity Blackwell Malden Massachusetts u a 2009 ISBN 978 1 4051 1980 1 Guter Uberblick zu zahlreichen Bereichen der Band enthalt 39 relativ knappe Beitrage von zumeist jungeren Wissenschaftlern sowie eine umfangreiche Bibliographie die auch die nicht englischsprachige Forschungsliteratur berucksichtigt Peter Sarris Empires of Faith The Fall of Rome to the Rise of Islam 500 700 Oxford University Press Oxford 2011 ISBN 978 0 19 926126 0 Einfuhrung zur Transformation der spatromischen und fruhmittelalterlichen Welt Dieter Vieweger Spatantike IV Band Geschichte der biblischen Welt Gutersloher Verlag Gutersloh 2022 ISBN 978 3 579 07177 0 Chris Wickham The Inheritance of Rome A History of Europe from 400 to 1000 Allen Lane London u a 2009 ISBN 0 7139 9429 0 Darstellung zum Wandel der Mittelmeerwelt im Ubergang zum Fruhmittelalter Ian Nicholas Wood Europe in Late Antiquity De Gruyter Berlin Boston 2025 ISBN 978 3 11 035265 8 Literatur zu speziellen AspektenHenning Borm Westrom Von Honorius bis Justinian 2 Auflage Kohlhammer Stuttgart 2018 ISBN 978 3 17 033216 4 Aktueller Uberblick zum Westen des spatantiken Imperium Romanum Rezension der 1 Auflage bei H Soz Kult Glen W Bowersock Die Wiege des Islam Mohammed der Koran und die antiken Kulturen C H Beck Munchen 2019 ISBN 978 3 406 73401 4 Glen W Bowersock Empires in collision in Late Antiquity Brandeis University Press Waltham MA 2012 ISBN 978 1 61168 321 9 Peter Brown Die Entstehung des christlichen Europa C H Beck Munchen 1999 ISBN 3 406 44023 1 Originalausgabe The Rise of western Christendom Oxford 1995 2 verbesserte und erweiterte Auflage Oxford 2003 Ein gut lesbares Standardwerk zur Kulturgeschichte die zweite englische Auflage verfugt auch uber einen wissenschaftlichen Apparat Peter Brown Through the Eye of a Needle Wealth the Fall of Rome and the Making of Christianity in the West 350 550 AD Princeton University Press Princeton 2012 ISBN 978 0 691 15290 5 Alan Cameron The Last Pagans of Rome Oxford University Press Oxford New York 2011 ISBN 978 0 19 974727 6 Umfassende und aktuelle Studie zur Wandlung der paganen Eliten bzw des diesbezuglichen Milieus im christlichen Imperium im 4 Jahrhundert mit einigen neuen Interpretationen Kamil Cyprian Choda Maurits Sterk de Leeuw Fabian Schulz Hrsg Gaining and Losing Imperial Favour in Late Antiquity Brill Leiden 2020 Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland Pfalz Hrsg Der Untergang des Romischen Reiches WBG Darmstadt 2022 ISBN 978 3 8062 4425 0 Klaus Martin Girardet Kaisertum Religionspolitik und das Recht von Staat und Kirche in der Spatantike Habelt Bonn 2009 ISBN 978 3 7749 3469 6 John Haldon Byzantium in the Seventh Century The Transformation of a Culture 2 Auflage Cambridge 1997 ISBN 0 521 31917 X Standardwerk zu den Veranderungen die aus dem spatantiken Ostromischen Reich das Byzanz des Mittelalters machten Geoffrey B Greatrex Procopius of Caesarea The Persian Wars A Historical Commentary Cambridge University Press Cambridge 2022 ISBN 978 1 107 28202 5 ausfuhrliche Fachbesprechung bei Plekos Guy Halsall Barbarian Migrations and the Roman West 376 568 Cambridge University Press Cambridge 2007 ISBN 978 0 521 43543 7 Ausgezeichnete Gesamtdarstellung zur Volkerwanderungszeit die aber fast ausschliesslich die Geschichte des Westens in den Blick nimmt und primar innere Faktoren fur das Ende dieses Reichsteils verantwortlich macht Besprechung in Sehepunkte Kyle Harper The Fate of Rome Climate Disease and the End of an Empire Princeton University Press Princeton 2017 ISBN 978 0 691 16683 4 umweltgeschichtliche Darstellung Rezension in Sehepunkte Douglas Haug The Eastern Frontier Limits of Empire in Late Antique and Early Medieval Central Asia I B Tauris London New York 2019 Peter J Heather The Fall of the Roman Empire A New History London 2005 ISBN 0 333 98914 7 Heather fuhrt als Hauptgrund fur den Untergang Westroms das Einbrechen der Barbaren ahnlich wie Ward Perkins und vor allem der Hunnen an auch betont er wieder die Bedeutung des Jahres 476 als Epochenjahr fur Westrom nicht fur Ostrom Besprechung der Bucher von Heather und Ward Perkins BMCR 7 2005 Besprechung bei H Soz Kult Peter Heather Rome Resurgent War and Empire in the Age of Justinian Oxford University Press Oxford 2018 ISBN 978 0 19 936274 5 James Howard Johnston The Last Great War of Antiquity Oxford University Press Oxford 2021 ISBN 978 0 19 883019 1 Aktuelle Darstellung des letzten romisch persischen Kriegs und dessen Folgen James Howard Johnston Witnesses to a World Crisis Historians and Histories of the Middle East in the Seventh Century Oxford 2010 ISBN 978 0 19 920859 3 Umfassende und wichtige Studie zu den Ereignissen im 7 Jahrhundert und den diesbezuglichen Quellen Robert G Hoyland In God s Path The Arab Conquests and the Creation of an Islamic Empire Oxford University Press Oxford 2015 ISBN 978 0 19 991636 8 Uberblick zur islamischen Expansion im 7 8 Jahrhundert Arnold Hugh Martin Jones John R Martindale John Morris The Prosopography of the Later Roman Empire 3 Bande Band 3 in zwei Teilbanden Cambridge 1971 1992 Wichtiges die Zeit von ca 260 bis 641 n Chr abdeckendes prosopografisches Nachschlagewerk Jens Uwe Krause Christian Witschel Hrsg Die Stadt in der Spatantike Niedergang oder Wandel Akten des internationalen Kolloquiums in Munchen am 30 und 31 Mai 2003 Historia Einzelschriften Heft 190 Steiner Stuttgart 2006 ISBN 3 515 08810 5 Luke Lavan William Bowden Hrsg Theory and Practice in Late Antique Archaeology Brill Leiden u a 2003 ISBN 90 04 12567 1 A Doug Lee Lee War in Late Antiquity A Social History London 2007 ISBN 978 0 631 22926 1 Josef Lossl Nicholas J Baker Brian Hrsg A Companion to Religion in Late Antiquity John Wiley amp Sons Hoboken NJ 2018 ISBN 978 1 118 96810 9 Gabriele Marasco Hrsg Greek and Roman Historiography in Late Antiquity Fourth to Sixth Century A D Brill Leiden u a 2003 ISBN 90 04 11275 8 Umfassender Uberblick zur spatantiken Geschichtsschreibung wenngleich teils etwas problematisch Jochen Martin Spatantike und Volkerwanderung Oldenbourg Grundriss der Geschichte Band 4 4 Auflage Unveranderter Nachdruck der 3 uberarbeiteten und erweiterten Auflage 1995 Oldenbourg Munchen 2001 ISBN 3 486 49684 0 Knappe Darstellung der Zeit bis Justinian mit Forschungsteil und umfassender Bibliografie inzwischen aber in vielen Teilen veraltet Jean Marie Mayeur Luce Pietri Andre Vauchez u a Die Geschichte des Christentums Altertum Bd 2 und 3 Sonderausgabe Freiburg i B 2005 ISBN 3 451 29100 2 Sehr detaillierte Darstellung der Geschichte und der Kultur des Christentums die deutsche Ubersetzung dieses ursprunglich in franzosischer Sprache erschienenen Werks wurde teils grundlegend neu bearbeitet und aktualisiert Mischa Meier Die Hunnen Geschichte der geheimnisvollen Reiterkrieger Beck Munchen 2025 aktuelles Uberblickswerk zu den Hunnen Michele Renee Salzman Marianne Saghy Rita Lizzi Testa Hrsg Pagans and Christians in Late Antique Rome Conflict Competition and Coexistence in the Fourth Century Cambridge University Press Cambridge 2016 Paul Stephenson New Rome The Roman Empire in the East AD 395 700 Profile Books London 2021 ISBN 978 1 78125 007 5 Roland Steinacher Rom und die Barbaren Volker im Alpen und Donauraum 300 600 Kohlhammer Stuttgart 2017 ISBN 978 3 17 025168 7 Bryan Ward Perkins The Fall of Rome and the End of Civilization Oxford University Press Oxford 2005 ISBN 0 19 280564 9 Lesenswerte Darstellung des Endes des Westromischen Reiches die im Gegensatz zu W Goffart und P Brown diesen Prozess wieder als brutalen Einschnitt ausgelost durch germanische Invasionen versteht und dabei insbesondere mit dem archaologischen Befund argumentiert Michael Whitby Rome at War A D 293 696 Osprey Oxford 2002 ISBN 1 84176 359 4 Eine kurze aber informative und reich illustrierte Darstellung zum spatromischen Kriegswesen Chris Wickham Framing the Early Middle Ages Europe and the Mediterranean 400 800 Oxford University Press Oxford 2005 ISBN 0 19 926449 X Umfassende und mehrfach ausgezeichnete wirtschafts und sozialgeschichtliche Darstellung Jeroen W P Wijnendaele Hrsg Late Roman Italy Imperium to Regnum Edinburgh University Press Edinburgh 2023 ISBN 978 1 399 51802 4 Herwig Wolfram Das Romerreich und seine Germanen Eine Erzahlung von Herkunft und Ankunft Bohlau Wien Koln Weimar 2018 ISBN 978 3 412 50767 1 WeblinksWiktionary Spatantike Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur von und uber Spatantike im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Ausschnitte aus verschiedenen Quellen englisch Plekos Periodicum Online zur Erforschung der Kommunikationsstrukturen in der Spatantike Oxford Centre for Late AntiquityAnmerkungenVgl etwa die Definition in The Oxford Dictionary of Late Antiquity Band 1 Oxford 2018 S VI VIII und die Beitrage in Scott Fitzgerald Johnson Hrsg The Oxford Handbook of Late Antiquity Oxford u a 2012 Vgl einfuhrend Scott Fitzgerald Johnson Preface On the Uniqueness of Late Antiquity In Scott Fitzgerald Johnson Hrsg The Oxford Handbook of Late Antiquity Oxford u a 2012 S XI ff Max Weber Soziologie Weltgeschichtliche Analysen Politik Stuttgart 1968 S 58 zuerst erschienen 1909 Jacob Burckhardt Die Zeit Konstantins des Grossen Leipzig 1853 S 313 Vgl Alexander Demandt Die Spatantike 2 Auflage Munchen 2007 S XVII und 587f Vgl dazu auch Mischa Meier Ostrom Byzanz Spatantike Mittelalter Uberlegungen zum Ende der Antike im Osten des Romischen Reiches In Millennium 9 2012 S 187 253 Vgl Arnaldo Marcone A long late antiquity Considerations on a controversial periodization In Journal of Late Antiquity 1 2008 S 4 19 Zur Einordnung der persischen Geschichte im spatantiken Rahmen siehe etwa Touraj Daryaee The Sasanians and the Late Antique World In MIZAN 3 2018 Mischa Meier Die Spatantike Perspektiven auf eine junge Epoche der Alten Welt In Geschichte fur heute 5 2012 S 5 17 Zur Geschichte von Byzanz vgl einfuhrend unter anderem Falko Daim Hrsg Byzanz Historisch kulturwissenschaftliches Handbuch Der Neue Pauly Supplemente Bd 11 Stuttgart 2016 Ralph Johannes Lilie Byzanz Das zweite Rom Berlin 2003 Vgl zum Ubergang des spatromischen ins byzantinische Reich das grundlegende Werk von John F Haldon Byzantium in the Seventh Century The Transformation of a Culture Cambridge 1997 Vgl nun auch John F Haldon The Empire That Would Not Die The Paradox of Eastern Roman Survival 640 740 Cambridge Massachusetts 2016 Zur Reichskrise siehe vor allem die Beitrage in Klaus Peter Johne Hrsg Die Zeit der Soldatenkaiser 2 Bde Berlin 2008 Ob man tatsachlich von einer Reichskrise sprechen kann ist seit den 1990er Jahren umstritten Allgemein