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Etymologie

Die Etymologie, auch Wortherkunft und zudem kurz Herkunft genannt, befasst sich mit der Herkunft, Geschichte und Bedeutung der Wörter. Etymologie ist die historische Untersuchung der Herkunft von Wörtern. Im Verständnis der Sprachwissenschaft ist die Wortherkunft die Erklärung der Entstehung eines Wortes oder Morphems in einer gegebenen Gestalt und Bedeutung. Als sprachgeschichtlich (diachron) ausgerichtete Erklärungsweise ist sie Bestandteil der historischen Sprachwissenschaft, ihre Ergebnisse werden in etymologischen Wörterbüchern gesammelt und als Zusatzinformation auch in Wörterbüchern und Lexika anderer Art aufgenommen.
Früheren Epochen diente die Etymologie als „Ableitung eines Wortes aus seiner Wurzel und Nachweisung seiner eigentlichen, wahren Bedeutung“ zur Erklärung einer im Wort angelegten „Wahrheit“ (τὸ ἔτυμον to étymon), die mithilfe von Ähnlichkeiten der Wortgestalt zu anderen Wörtern erschlossen und als Aussage über die vom Wort bezeichnete Sache oder als eigentliche, ursprüngliche Wortbedeutung verstanden wurde. Als rhetorisches Argument (argumentum a nomine) dient die Etymologie in Form eines Hinweises oder einer Berufung auf die angenommene Herkunft und ursprüngliche Bedeutung eines Worts traditionell dem Zweck, die eigene Argumentation durch einen objektiven sprachlichen Sachverhalt zu stützen und ihr so besondere Überzeugungskraft zu verleihen.
Herkunft des Wortes
Etymologie ist ein griechisches Fremdwort und leitet sich von dem altgriechischen Wort ἐτυμολογία etymología her. Dieses enthält seinerseits die Bestandteile ἔτυμος étymos („wahr, wahrhaft, echt, wirklich“; siehe auch Etymon) und λόγος lógos (hier „Wort“) und bedeutet in einem umfassenderen Sinn so viel wie „Erklärung der einem Wort innewohnenden Wahrheit“. Im Deutschen wird dafür auch das Synonym Wortherkunft verwendet.
Die Verbindung der Bestandteile ist im Griechischen seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. belegt (Dionysios von Halikarnassos), ebenso schon die Entlehnung etymologus ins Lateinische (Varro), doch soll nach dem späteren Zeugnis von Diogenes Laertius (VII.7) auch schon Chrysippos im 3. Jahrhundert v. Chr. Werke mit dem Titel Περὶ τῶν ἐτυμολογικῶν Perì tôn etymologikôn („Über etymologische Themen“) und ἐτυμολογικόν etymologikón („Etymologisches“) verfasst haben.
Geschichte der Etymologie
Altertum
Bereits im griechischen Altertum gab es philosophische Strömungen, die der Richtigkeit der Namen nachgingen. Für diese Tätigkeit wurde in der Regel nicht der Begriff Etymologie verwendet. So fragte sich bereits Heraklit von Ephesos (um 500 v. Chr.), inwiefern der Name eines Dinges die Wahrheit einer Sache widerspiegele und damit, inwiefern der Name tatsächlich dem durch ihn bezeichneten Gegenstand entspreche. Später beschäftigte sich Platon in seinem Dialog Kratylos eingehend mit der Richtigkeit der Namen. In diesem Dialog lässt Platon einen Vertreter der mystisch-religiösen These, laut derer alle Wörter ihre Bedeutung von Natur aus haben und keiner Definition bedürfen, gegen einen Vertreter der eher modernen, im Kratylos erstmals bezeugten Gegenthese antreten, laut derer der Zusammenhang von Wörtern und ihrer Bedeutung auf der willkürlichen Festlegung durch den Menschen beruht. (Zur Diskussion um die Sprachrichtigkeit in der Antike vgl. Siebenborn 1976.) Die Etymologie war Teil der antiken Grammatik und wurde neben den Philosophen vornehmlich von den sogenannten Grammatikern betrieben, allerdings aus heutiger Sicht ohne verlässliche Methodik, so dass die auf bloßer Spekulation aufgrund vager Analogien in Klang oder Schriftbild beruhenden Herleitungen einer kritischen Prüfung durch die moderne Sprachwissenschaft meist nicht standgehalten haben. Man spricht daher von Pseudetymologien (auch Pseudo-Etymologien), die sich nicht wesentlich von sogenannten Vulgäretymologien oder Volksetymologien unterscheiden, einem Phänomen, das auch heute noch im außerwissenschaftlichen Bereich eine nicht unerhebliche Rolle spielt und nicht selten sogar argumentative Verwendung findet, z. B. die fälschliche Herleitung des Wortes „Dichten“ von „dicht“ statt vom lateinischen dictare. Die Etymologie eines Worts wurde in der Antike als so bedeutender Teil der Bedeutungserklärung angesehen, dass sogar Enzyklopädien, wie die des spätantiken Grammatikers Isidor von Sevilla den Titel Etymologiarum sive originum libri ‚Etymologien oder Ursprünge [der Wörter]‘ (kurz: Etymologiae, „Etymologien“) tragen konnten.
Auch andere Kulturen, insbesondere solche mit langer Schrifttradition wie Indien und China, haben sich früh mit Etymologie beschäftigt, die ihnen unter anderem ein tieferes Verständnis überlieferter Texte ermöglichen sollte.
Mittelalter
Den Höhepunkt der „wahrheitssuchenden Etymologie“ finden wir bei Isidor von Sevilla Anfang des 7. Jahrhunderts n. Chr., also im Frühmittelalter. In seinem Hauptwerk Etymologiae libri viginti gibt er zahlreiche Beispiele von Etymologien, deren Wahrheitsgehalt jedoch im Zweifel steht. Auch Isidor von Sevilla benannte viele Etymologien, um Dinge verständlich zu erklären, die historisch gesehen zu bezweifeln sind. Zum Beispiel: „persona est Exegese, Physiologus“ (der Tiernamen aus der Wortgestalt zu erklären sucht), oder die Legenda aurea, die vor der Vita eines Heiligen zunächst seinem Namen breite Aufmerksamkeit widmet. Auch Petrus Helie versteht die etymologische Bedeutung von Wörtern als Synonym für einen „Wahrspruch“ an sich (veriloquium): „denn wer etymologisiert, zeigt den wahren, d. h. den ersten Ursprung des Worts an.“ (Übersetzung in: Arens 1969, 39)
Gegenwart
Heute ist Etymologie innerhalb der historisch vergleichenden Sprachwissenschaft die Disziplin, welche Entstehung und geschichtliche Veränderung einzelner Wörter aufspürt und in etymologischen Wörterbüchern festhält. Historische Linguistik sucht nach wiederkehrenden Erscheinungen des Sprachwandels und leitet aus ihnen Lautgesetze ab, die es ihrerseits erleichtern, Veränderungen eines Worts im Verlaufe der Geschichte zu beobachten. Zusätzlich zur rein linguistischen Beschäftigung mit Etymologie bringt die sprachgeschichtliche Forschung außerdem Nutzen für das genauere Verständnis von Texten und einzelnen Begriffen. Ein weiteres Anwendungsgebiet besteht in der Übertragung der Ergebnisse auf die Archäologie. Hier können sprachgeschichtliche Verhältnisse Anhaltspunkte für verschiedene archäologische Fragestellungen liefern, so etwa im Fall der Rekonstruktion von frühzeitlichen Wanderungsbewegungen. Auch soziolinguistische Rückschlüsse auf Sozial- und Kulturgeschichte stehen dabei im Blickfeld.
Die von 1996 bis 2015 publizierte Zeitschrift Studia Etymologica Cracoviensia befasst sich ausschließlich mit etymologischen Themen.
Etymologie in Wissenschaft und Gesellschaft
Im Rahmen der Sprachwissenschaft will Etymologie mehr über die einzelnen Phänomene der geschichtlichen Veränderung einer Sprache herausfinden. Aus dem so gewonnenen Wissen soll ein erweitertes Verständnis über die Entwicklungsgeschichte einer Einzelsprache sowie der Umstände des Sprachwandels im Allgemeinen folgen. Das klassische Verständnis der Etymologie und praktische Anwendungen wie oben erwähnt steht dabei zumeist im Hintergrund. In der alltäglichen, nicht-wissenschaftlichen Beschäftigung mit Etymologie hat sich hingegen der normative Charakter der frühen Etymologie mehr oder weniger ausgeprägt erhalten. So wird etwa anhand der Geschichte eines Worts demonstriert, dass eine bestimmte, moderne Verwendungsweise falsch ist, da sie nicht der historischen entspricht bzw. sich nicht an der in der Wortgeschichte offenbar werdenden eigentlichen Wortbedeutung orientiert.
Vertreter einer abgeschwächten Variante dieses Arguments lehnen diese moderne Auffassung nicht grundsätzlich ab, erhoffen sich jedoch aus der Beschäftigung mit der Entwicklungsgeschichte eines Worts neue und weitere, vertiefende Aspekte für ein Verständnis seiner Bedeutung. Hier wird davon ausgegangen, dass diese Aspekte im Lauf der Zeit gleichsam verlorengegangen sind und durch sprachgeschichtliche Untersuchungen wieder bewusst gemacht werden können. Begründet wird dies damit, dass das Denken nur in den Bildern der Wahrnehmung als Abbild der Wirklichkeit erfolgen könne und somit allein schon die Wahrnehmung und in der Folge auch das Denken sowohl vom bewussten wie auch vom unbewussten Inhalt eines Begriffs wie auch dessen Gestalt geprägt sei. Die Etymologie wird hier als Weg gesehen, diese unbewussten Teile wahrnehmbar zu machen und so der Wahrnehmung und dem Denken diese verloren gegangenen Inhalte erneut erschließen zu können. So soll – ganz in der Tradition antiker Denker – ein Beitrag zum Reichtum der Sprache und des Denkens geleistet werden.
Unabhängig von der Frage, ob die jeweils angeführte wortgeschichtliche Herleitung inhaltlich korrekt ist oder nicht, geraten Vertreter beider Auffassungen in Widerspruch zu modernen sprachwissenschaftlichen Grundannahmen, wenn sie auf einer engen und unmittelbaren Beziehung zwischen einem gedanklichen Konzept und der Gestalt des Worts, mit dem es ausgedrückt wird, bestehen. Dieser Auffassung steht die funktionale Ansicht der Sprachwissenschaft entgegen, dass eine konkrete Wortform ihre Bedeutung ausschließlich per Arbitrarität und Konvention erhalte. Arbitrarität und Konvention sind Schlüsselbegriffe des Verständnisses von Zeichen in der Linguistik seit Beginn des 20. Jahrhunderts; man beruft sich dazu auf Ferdinand de Saussure (frz. 1916; dt. Übers. 1931/1967). Sie besagen, dass das Verhältnis zwischen der Form und der Bedeutung von Zeichen, d. h. auch von Wörtern, arbiträr (willkürlich) und durch gesellschaftliche Konvention bedingt sei. Für sich genommen habe ein Wort somit keine Bedeutung und Wirkung außer der, die sich in der jeweiligen Gegenwart aus der üblichen Verwendung ergibt. Die Existenz einer darüber hinaus dem Wort in irgendeiner Weise noch zusätzlich anhängenden Bedeutung, die in irgendeiner Form herausgefunden werden könnte oder sollte, wird hier bezweifelt. Unter einer solchen Annahme können die von den „normativen“ Etymologen vorgebrachten Interpretationen der Wortbedeutung nicht mehr Gültigkeit für sich beanspruchen als jede alternativ vorgeschlagene Neuinterpretation auch.
Die Auffassung von der Arbitrarität der Zeichen wird durch die Natürlichkeitstheorie in der modernen Linguistik durch die Entdeckung ergänzt, dass viele Aspekte der Sprache ikonisch (abbildend) sind, also gar nicht ausschließlich arbiträr (willkürlich).
Etymologische Erklärungen werden darüber hinaus auch häufig zur Untermauerung von Ideologien jedweder Couleur herangezogen, z. B. Esoterik, politischer Religionen, u. v. a. m. So versuchen beispielsweise Nationalisten die vermeintliche Überlegenheit der eigenen Kultur anhand ihrer Wirkung auf den Wortschatz einer anderen Sprache zu beweisen oder erwünschte verwandtschaftliche Beziehungen zweier Kulturen aus einer vermuteten Sprachverwandtschaft zu rekonstruieren. Der etymologischen Erklärung scheint eine besondere, unmittelbar einleuchtende Beweiskraft zu eigen zu sein, indem schon Bekanntes (ein Wort) von bislang unbekannter Seite dargestellt wird.
Siehe auch
- Kindesetymologie
- Volksetymologie
- Etymologisches Spektrum
- Phono-semantische Angleichung
Literatur
Für etymologische Wörterbücher siehe den Artikel Etymologisches Wörterbuch.
- Hans Arens: Sprachwissenschaft. Der Gang ihrer Entwicklung von der Antike bis zur Gegenwart. 2., durchgesehene und stark erweiterte Auflage. Alber, Freiburg/München 1969.
- Helmut Birkhan: Etymologie des Deutschen. Peter Lang, Bern u. a. 1985, ISBN 3-261-03206-5. (= Germanistische Lehrbuchsammlung, 15)
- Harri Meier: Prinzipien der etymologischen Forschung. Carl Winter-Universitätsverlag, Heidelberg 1986, ISBN 3-533-03645-6.
- Heike Olschansky: Volksetymologie. Niemeyer, Tübingen 1996, ISBN 3-484-31175-4. (= Germanistische Linguistik, 175)
- Heike Olschansky: Täuschende Wörter – Kleines Lexikon der Volksetymologien, Philipp Reclam jun., Stuttgart 2004, ISBN 3-15-010549-8.
- Vittore Pisani: Die Etymologie. Geschichte – Fragen – Methode. Fink, München 1975.
- Rüdiger Schmidt (Hrsg.): Etymologie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1977 (= Wege der Forschung, 373), ISBN 3-534-06946-3.
- Wiard Raveling: Knetet die Lady das Brot – Eine Einführung in die Etymologie für interessierte Laien. res publica Wissenschaftsverlag, Eberswalde 2024, ISBN 3-95968-113-5.
- Wolfgang Schweickard: «Etymologia est origo vocabulorum...». Zum Verständnis der Etymologiedefinition Isidors von Sevilla. In: Historiographia linguistica, 12, 1985, S. 1–25.
- Elmar Seebold: Etymologie. Eine Einführung am Beispiel der deutschen Sprache. Beck, München 1981, ISBN 3-406-08037-5.
- Jost Trier: Etymologie. In: Joachim Ritter (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 2, Basel 1972, Sp. 816–818.
- Jost Trier, Hans Schwarz: Wege der Etymologie. E. Schmidt, Berlin 1981.
Weblinks
- Studia Etymologica Cracoviensia ( vom 12. Februar 2023 im Internet Archive) (ehemaliges mehrsprachiges Fachblatt)
Einzelnachweise
- Wortherkunft – Duden, 2018; u. a. mit „Herkunft und Geschichte eines Wortes und seiner Bedeutung.“
- George A. Miller: Wörter. Streifzüge durch die Psycholinguistik. Herausgegeben und aus dem Amerikanischen übersetzt von Joachim Grabowski und Christiane Fellbaum. Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg 1993; Lizenzausgabe: Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1995; 2. Auflage ebenda 1996, ISBN 3-86150-115-5, S. 142–143.
- Formuliert in Anlehnung an Max Pfister, Einführung in die romanische Etymologie, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, S. 9: „Gr. ἐτυμολογία ist eine Zusammensetzung aus ἔτυμος ‚wahr‘ und λόγος ‚Wort‘ und bezeichnet das Suchen nach dem jedem Wort innewohnenden Wahren“.
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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eigentlichen wahren Bedeutung zur Erklarung einer im Wort angelegten Wahrheit tὸ ἔtymon to etymon die mithilfe von Ahnlichkeiten der Wortgestalt zu anderen Wortern erschlossen und als Aussage uber die vom Wort bezeichnete Sache oder als eigentliche ursprungliche Wortbedeutung verstanden wurde Als rhetorisches Argument argumentum a nomine dient die Etymologie in Form eines Hinweises oder einer Berufung auf die angenommene Herkunft und ursprungliche Bedeutung eines Worts traditionell dem Zweck die eigene Argumentation durch einen objektiven sprachlichen Sachverhalt zu stutzen und ihr so besondere Uberzeugungskraft zu verleihen Herkunft des WortesEtymologie ist ein griechisches Fremdwort und leitet sich von dem altgriechischen Wort ἐtymologia etymologia her Dieses enthalt seinerseits die Bestandteile ἔtymos etymos wahr wahrhaft echt wirklich siehe auch Etymon und logos logos hier Wort und bedeutet in einem umfassenderen Sinn so viel wie Erklarung der einem Wort innewohnenden Wahrheit Im Deutschen wird dafur auch das Synonym Wortherkunft verwendet Die Verbindung der Bestandteile ist im Griechischen seit dem 1 Jahrhundert v Chr belegt Dionysios von Halikarnassos ebenso schon die Entlehnung etymologus ins Lateinische Varro doch soll nach dem spateren Zeugnis von Diogenes Laertius VII 7 auch schon Chrysippos im 3 Jahrhundert v Chr Werke mit dem Titel Perὶ tῶn ἐtymologikῶn Peri ton etymologikon Uber etymologische Themen und ἐtymologikon etymologikon Etymologisches verfasst haben Geschichte der EtymologieAltertum Bereits im griechischen Altertum gab es philosophische Stromungen die der Richtigkeit der Namen nachgingen Fur diese Tatigkeit wurde in der Regel nicht der Begriff Etymologie verwendet So fragte sich bereits Heraklit von Ephesos um 500 v Chr inwiefern der Name eines Dinges die Wahrheit einer Sache widerspiegele und damit inwiefern der Name tatsachlich dem durch ihn bezeichneten Gegenstand entspreche Spater beschaftigte sich Platon in seinem Dialog Kratylos eingehend mit der Richtigkeit der Namen In diesem Dialog lasst Platon einen Vertreter der mystisch religiosen These laut derer alle Worter ihre Bedeutung von Natur aus haben und keiner Definition bedurfen gegen einen Vertreter der eher modernen im Kratylos erstmals bezeugten Gegenthese antreten laut derer der Zusammenhang von Wortern und ihrer Bedeutung auf der willkurlichen Festlegung durch den Menschen beruht Zur Diskussion um die Sprachrichtigkeit in der Antike vgl Siebenborn 1976 Die Etymologie war Teil der antiken Grammatik und wurde neben den Philosophen vornehmlich von den sogenannten Grammatikern betrieben allerdings aus heutiger Sicht ohne verlassliche Methodik so dass die auf blosser Spekulation aufgrund vager Analogien in Klang oder Schriftbild beruhenden Herleitungen einer kritischen Prufung durch die moderne Sprachwissenschaft meist nicht standgehalten haben Man spricht daher von Pseudetymologien auch Pseudo Etymologien die sich nicht wesentlich von sogenannten Vulgaretymologien oder Volksetymologien unterscheiden einem Phanomen das auch heute noch im ausserwissenschaftlichen Bereich eine nicht unerhebliche Rolle spielt und nicht selten sogar argumentative Verwendung findet z B die falschliche Herleitung des Wortes Dichten von dicht statt vom lateinischen dictare Die Etymologie eines Worts wurde in der Antike als so bedeutender Teil der Bedeutungserklarung angesehen dass sogar Enzyklopadien wie die des spatantiken Grammatikers Isidor von Sevilla den Titel Etymologiarum sive originum libri Etymologien oder Ursprunge der Worter kurz Etymologiae Etymologien tragen konnten Auch andere Kulturen insbesondere solche mit langer Schrifttradition wie Indien und China haben sich fruh mit Etymologie beschaftigt die ihnen unter anderem ein tieferes Verstandnis uberlieferter Texte ermoglichen sollte Mittelalter Den Hohepunkt der wahrheitssuchenden Etymologie finden wir bei Isidor von Sevilla Anfang des 7 Jahrhunderts n Chr also im Fruhmittelalter In seinem Hauptwerk Etymologiae libri viginti gibt er zahlreiche Beispiele von Etymologien deren Wahrheitsgehalt jedoch im Zweifel steht Auch Isidor von Sevilla benannte viele Etymologien um Dinge verstandlich zu erklaren die historisch gesehen zu bezweifeln sind Zum Beispiel persona est Exegese Physiologus der Tiernamen aus der Wortgestalt zu erklaren sucht oder die Legenda aurea die vor der Vita eines Heiligen zunachst seinem Namen breite Aufmerksamkeit widmet Auch Petrus Helie versteht die etymologische Bedeutung von Wortern als Synonym fur einen Wahrspruch an sich veriloquium denn wer etymologisiert zeigt den wahren d h den ersten Ursprung des Worts an Ubersetzung in Arens 1969 39 Gegenwart Heute ist Etymologie innerhalb der historisch vergleichenden Sprachwissenschaft die Disziplin welche Entstehung und geschichtliche Veranderung einzelner Worter aufspurt und in etymologischen Worterbuchern festhalt Historische Linguistik sucht nach wiederkehrenden Erscheinungen des Sprachwandels und leitet aus ihnen Lautgesetze ab die es ihrerseits erleichtern Veranderungen eines Worts im Verlaufe der Geschichte zu beobachten Zusatzlich zur rein linguistischen Beschaftigung mit Etymologie bringt die sprachgeschichtliche Forschung ausserdem Nutzen fur das genauere Verstandnis von Texten und einzelnen Begriffen Ein weiteres Anwendungsgebiet besteht in der Ubertragung der Ergebnisse auf die Archaologie Hier konnen sprachgeschichtliche Verhaltnisse Anhaltspunkte fur verschiedene archaologische Fragestellungen liefern so etwa im Fall der Rekonstruktion von fruhzeitlichen Wanderungsbewegungen Auch soziolinguistische Ruckschlusse auf Sozial und Kulturgeschichte stehen dabei im Blickfeld Die von 1996 bis 2015 publizierte Zeitschrift Studia Etymologica Cracoviensia befasst sich ausschliesslich mit etymologischen Themen Etymologie in Wissenschaft und GesellschaftIm Rahmen der Sprachwissenschaft will Etymologie mehr uber die einzelnen Phanomene der geschichtlichen Veranderung einer Sprache herausfinden Aus dem so gewonnenen Wissen soll ein erweitertes Verstandnis uber die Entwicklungsgeschichte einer Einzelsprache sowie der Umstande des Sprachwandels im Allgemeinen folgen Das klassische Verstandnis der Etymologie und praktische Anwendungen wie oben erwahnt steht dabei zumeist im Hintergrund In der alltaglichen nicht wissenschaftlichen Beschaftigung mit Etymologie hat sich hingegen der normative Charakter der fruhen Etymologie mehr oder weniger ausgepragt erhalten So wird etwa anhand der Geschichte eines Worts demonstriert dass eine bestimmte moderne Verwendungsweise falsch ist da sie nicht der historischen entspricht bzw sich nicht an der in der Wortgeschichte offenbar werdenden eigentlichen Wortbedeutung orientiert Vertreter einer abgeschwachten Variante dieses Arguments lehnen diese moderne Auffassung nicht grundsatzlich ab erhoffen sich jedoch aus der Beschaftigung mit der Entwicklungsgeschichte eines Worts neue und weitere vertiefende Aspekte fur ein Verstandnis seiner Bedeutung Hier wird davon ausgegangen dass diese Aspekte im Lauf der Zeit gleichsam verlorengegangen sind und durch sprachgeschichtliche Untersuchungen wieder bewusst gemacht werden konnen Begrundet wird dies damit dass das Denken nur in den Bildern der Wahrnehmung als Abbild der Wirklichkeit erfolgen konne und somit allein schon die Wahrnehmung und in der Folge auch das Denken sowohl vom bewussten wie auch vom unbewussten Inhalt eines Begriffs wie auch dessen Gestalt gepragt sei Die Etymologie wird hier als Weg gesehen diese unbewussten Teile wahrnehmbar zu machen und so der Wahrnehmung und dem Denken diese verloren gegangenen Inhalte erneut erschliessen zu konnen So soll ganz in der Tradition antiker Denker ein Beitrag zum Reichtum der Sprache und des Denkens geleistet werden Unabhangig von der Frage ob die jeweils angefuhrte wortgeschichtliche Herleitung inhaltlich korrekt ist oder nicht geraten Vertreter beider Auffassungen in Widerspruch zu modernen sprachwissenschaftlichen Grundannahmen wenn sie auf einer engen und unmittelbaren Beziehung zwischen einem gedanklichen Konzept und der Gestalt des Worts mit dem es ausgedruckt wird bestehen Dieser Auffassung steht die funktionale Ansicht der Sprachwissenschaft entgegen dass eine konkrete Wortform ihre Bedeutung ausschliesslich per Arbitraritat und Konvention erhalte Arbitraritat und Konvention sind Schlusselbegriffe des Verstandnisses von Zeichen in der Linguistik seit Beginn des 20 Jahrhunderts man beruft sich dazu auf Ferdinand de Saussure frz 1916 dt Ubers 1931 1967 Sie besagen dass das Verhaltnis zwischen der Form und der Bedeutung von Zeichen d h auch von Wortern arbitrar willkurlich und durch gesellschaftliche Konvention bedingt sei Fur sich genommen habe ein Wort somit keine Bedeutung und Wirkung ausser der die sich in der jeweiligen Gegenwart aus der ublichen Verwendung ergibt Die Existenz einer daruber hinaus dem Wort in irgendeiner Weise noch zusatzlich anhangenden Bedeutung die in irgendeiner Form herausgefunden werden konnte oder sollte wird hier bezweifelt Unter einer solchen Annahme konnen die von den normativen Etymologen vorgebrachten Interpretationen der Wortbedeutung nicht mehr Gultigkeit fur sich beanspruchen als jede alternativ vorgeschlagene Neuinterpretation auch Die Auffassung von der Arbitraritat der Zeichen wird durch die Naturlichkeitstheorie in der modernen Linguistik durch die Entdeckung erganzt dass viele Aspekte der Sprache ikonisch abbildend sind also gar nicht ausschliesslich arbitrar willkurlich Etymologische Erklarungen werden daruber hinaus auch haufig zur Untermauerung von Ideologien jedweder Couleur herangezogen z B Esoterik politischer Religionen u v a m So versuchen beispielsweise Nationalisten die vermeintliche Uberlegenheit der eigenen Kultur anhand ihrer Wirkung auf den Wortschatz einer anderen Sprache zu beweisen oder erwunschte verwandtschaftliche Beziehungen zweier Kulturen aus einer vermuteten Sprachverwandtschaft zu rekonstruieren Der etymologischen Erklarung scheint eine besondere unmittelbar einleuchtende Beweiskraft zu eigen zu sein indem schon Bekanntes ein Wort von bislang unbekannter Seite dargestellt wird Siehe auchKindesetymologie Volksetymologie Etymologisches Spektrum Phono semantische AngleichungLiteraturFur etymologische Worterbucher siehe den Artikel Etymologisches Worterbuch Hans Arens Sprachwissenschaft Der Gang ihrer Entwicklung von der Antike bis zur Gegenwart 2 durchgesehene und stark erweiterte Auflage Alber Freiburg Munchen 1969 Helmut Birkhan Etymologie des Deutschen Peter Lang Bern u a 1985 ISBN 3 261 03206 5 Germanistische Lehrbuchsammlung 15 Harri Meier Prinzipien der etymologischen Forschung Carl Winter Universitatsverlag Heidelberg 1986 ISBN 3 533 03645 6 Heike Olschansky Volksetymologie Niemeyer Tubingen 1996 ISBN 3 484 31175 4 Germanistische Linguistik 175 Heike Olschansky Tauschende Worter Kleines Lexikon der Volksetymologien Philipp Reclam jun Stuttgart 2004 ISBN 3 15 010549 8 Vittore Pisani Die Etymologie Geschichte Fragen Methode Fink Munchen 1975 Rudiger Schmidt Hrsg Etymologie Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Wege der Forschung 373 ISBN 3 534 06946 3 Wiard Raveling Knetet die Lady das Brot Eine Einfuhrung in die Etymologie fur interessierte Laien res publica Wissenschaftsverlag Eberswalde 2024 ISBN 3 95968 113 5 Wolfgang Schweickard Etymologia est origo vocabulorum Zum Verstandnis der Etymologiedefinition Isidors von Sevilla In Historiographia linguistica 12 1985 S 1 25 Elmar Seebold Etymologie Eine Einfuhrung am Beispiel der deutschen Sprache Beck Munchen 1981 ISBN 3 406 08037 5 Jost Trier Etymologie In Joachim Ritter Hrsg Historisches Worterbuch der Philosophie Band 2 Basel 1972 Sp 816 818 Jost Trier Hans Schwarz Wege der Etymologie E Schmidt Berlin 1981 WeblinksWiktionary Etymologie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wiktionary etymologisches Spektrum Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Studia Etymologica Cracoviensia Memento vom 12 Februar 2023 im Internet Archive ehemaliges mehrsprachiges Fachblatt EinzelnachweiseWortherkunft Duden 2018 u a mit Herkunft und Geschichte eines Wortes und seiner Bedeutung George A Miller Worter Streifzuge durch die Psycholinguistik Herausgegeben und aus dem Amerikanischen ubersetzt von Joachim Grabowski und Christiane Fellbaum Spektrum der Wissenschaft Heidelberg 1993 Lizenzausgabe Zweitausendeins Frankfurt am Main 1995 2 Auflage ebenda 1996 ISBN 3 86150 115 5 S 142 143 Formuliert in Anlehnung an Max Pfister Einfuhrung in die romanische Etymologie Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1980 S 9 Gr ἐtymologia ist eine Zusammensetzung aus ἔtymos wahr und logos Wort und bezeichnet das Suchen nach dem jedem Wort innewohnenden Wahren Normdaten Sachbegriff GND 4015640 0 GND Explorer lobid OGND AKS