Die Graphentheorie seltener auch Grafentheorie ist ein Teilgebiet der diskreten Mathematik und der theoretischen Informa
Graphentheorie

Die Graphentheorie (seltener auch Grafentheorie) ist ein Teilgebiet der diskreten Mathematik und der theoretischen Informatik. Betrachtungsgegenstand der Graphentheorie sind Graphen (Mengen von Knoten und Kanten), deren Eigenschaften und ihre Beziehungen zueinander.

Graphen sind mathematische Modelle für netzartige Strukturen in Natur und Technik (wie soziale Strukturen, Straßennetze, Verwandtschaftsbeziehungen, Computernetze, elektrische Schaltungen, Versorgungsnetze oder Moleküle). In der Graphentheorie untersucht man lediglich die abstrakte Netzstruktur an sich. Die Art, Lage und Beschaffenheit der Knoten und Kanten bleibt unberücksichtigt. Es verbleiben jedoch viele allgemeingültige Graphen-Eigenschaften, die bereits auf dieser Abstraktionsstufe untersucht werden können und sich in allgemeingültigen Aussagen (Sätze der Graphentheorie) wiederfinden. Ein Beispiel hierfür ist das Handschlaglemma, wonach die Summe der Knotengrade in einem Graphen stets gerade ist (in der nebenstehenden Abbildung: 14).
Dadurch, dass einerseits viele algorithmische Probleme auf Graphen zurückgeführt werden können und andererseits die Lösung graphentheoretischer Probleme oft auf Algorithmen basiert, ist die Graphentheorie auch in der Informatik, insbesondere der Komplexitätstheorie, von großer Bedeutung. Insbesondere lassen sich viele Aufgaben der kombinatorischen Optimierung in der Sprache der Graphentheorie formulieren und umgekehrt graphentheoretische Probleme als lineare ganzzahlige Optimierungsprobleme modellieren. Die Untersuchung von Graphen ist auch Inhalt der Netzwerktheorie. Graphen werden insbesondere durch die Datenstrukturen Adjazenzmatrix, Inzidenzmatrix oder Adjazenzliste repräsentiert.
Geschichte


Ein von der Graphentheorie unabhängiger Vorläufer in der Antike war die Methode Dihairesis, mit deren Hilfe man (nur teilweise grafisch) zoologische, musikwissenschaftliche und andere Begriffe hierarchisierte. Es entstanden so frühe Systematiken innerhalb verschiedener Wissensgebiete.
Die Anfänge der Graphentheorie gehen bis in das Jahr 1736 zurück. Damals publizierte Leonhard Euler eine Lösung für das Königsberger Brückenproblem. Die Frage war, ob es einen Rundgang durch die Stadt Königsberg (Preußen) gibt, der jede der sieben Brücken über den Fluss Pregel genau einmal benutzt. Euler konnte eine für dieses Problem nicht erfüllbare notwendige Bedingung angeben und so die Existenz eines solchen Rundganges verneinen.
1852 bemerkte der Mathematiker und Botaniker Francis Guthrie, dass vier Farben reichen, um eine Landkarte so zu färben, dass zwei aneinander grenzende Länder stets unterschiedlich gefärbt sind. Viele Mathematiker beschäftigten sich mit diesem Färbungsproblem. Es dauerte jedoch bis 1976, bis der Vier-Farben-Satz mittels Computer bewiesen werden konnte. Erst 1997 stellten Neil Robertson, Daniel Sanders, Paul Seymour, Robin Thomas einen neuen Beweis vor.
Der Begriff Graph wurde in Anlehnung an graphischen Notationen chemischer Strukturen erstmals 1878 von dem Mathematiker James Joseph Sylvester verwendet. Als weiterer Begründer der frühen Graphentheorie gilt Arthur Cayley. Eine der ersten Anwendungen waren chemische Konstitutionsformeln. (Siehe auch Chemische Graphentheorie und Literatur: Bonchev/Rouvray, 1990). Das erste Lehrbuch zur Graphentheorie erschien 1936 von Dénes Kőnig.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat William Thomas Tutte maßgeblich an der Weiterentwicklung der Graphentheorie gearbeitet und dieses Teilgebiet der Mathematik stark geprägt.
Teilgebiete der Graphentheorie
Teilgebiete der Graphentheorie sind:
- : Dieses Teilgebiet beschäftigt sich mit auf Graphen anwendbaren Algorithmen (Liste der Graphalgorithmen).
- Chemische Graphentheorie: Die chemische Graphentheorie gehörte zu den ersten Anwendungen der Strukturerkenntnisse und wendet diese auf chemische Molekülstrukturen an.
- Extremale Graphentheorie: Die extremale Graphentheorie untersucht, welche Graphen einer gegebenen Klasse einen bestimmten Graphenparameter maximieren oder minimieren.
- Geometrische Graphentheorie und Topologische Graphentheorie: Diese Teilgebiete betten Graphen in Ebenen und anderen geometrischen Objekten ein.
- Netzwerkforschung: In der Netzwerkforschung werden komplexe Netzwerke empirisch untersucht. Sie findet Anwendungen in Disziplinen wie Biologie, Wirtschaftswissenschaften und Soziologie.
- Probabilistische Graphentheorie: Mittels Zufallsgraph können Eigenschaften für beliebig große Graphen nachgewiesen werden.
- Spektrale Graphentheorie (auch algebraische Graphentheorie): Die spektrale Graphentheorie untersucht Graphen anhand ihrer Adjazenzmatrizen und Laplace-Matrizen durch die Analyse von Eigenwerten, Eigenvektoren und charakteristischen Polynomen. Ungerichtete Graphen besitzen symmetrische Adjazenzmatrizen und deshalb reelle Eigenwerte. Alle Eigenwerte zusammengenommen werden als Spektrum des Graphen bezeichnet. Während die Adjazenzmatrix von der Knotensortierung abhängig ist, ist das Spektrum davon unabhängig.
Betrachteter Gegenstand
In der Graphentheorie bezeichnet ein Graph eine Menge von Knoten (auch Ecken oder Punkte genannt) zusammen mit einer Menge von Kanten. Eine Kante ist hierbei eine Menge von genau zwei Knoten. Sie gibt an, ob zwei Knoten miteinander in Beziehung stehen, bzw. ob sie in der bildlichen Darstellung des Graphen verbunden sind. Zwei Knoten, die durch eine Kante verbunden sind, heißen benachbart oder adjazent. Wenn die Kanten statt durch Mengen durch geordnete Paare von Knoten angegeben sind, spricht man von gerichteten Graphen. In diesem Falle unterscheidet man zwischen der Kante (a,b) – als Kante von Knoten a zu Knoten b – und der Kante (b,a) – als Kante von Knoten b zu Knoten a. Knoten und Kanten können auch mit Farben (formal mit natürlichen Zahlen) oder Gewichten (d. h. rationalen oder reellen Zahlen) versehen werden. Man spricht dann von knoten- bzw. kantengefärbten oder -gewichteten Graphen.
Komplexere Graphentypen sind:
- Multigraphen, bei denen die Kantenmenge eine Multimenge ist
- Hypergraphen, bei denen eine Kante eine beliebig große Menge von Knoten darstellt (man spricht in diesem Falle auch von Hyperkanten)
- Petri-Netze mit zwei Arten von Knoten
Ist die Menge der Knoten endlich, spricht man von endlichen Graphen, ansonsten von unendlichen Graphen.
Grapheigenschaften

Graphen können verschiedene Eigenschaften haben. So kann ein Graph
- zusammenhängend (im Allgemeinen k-zusammenhängend),
- bipartit (im Allgemeinen k-partit),
- planar,
- eulersch oder hamiltonisch sein.
Es kann nach der Existenz spezieller Teilgraphen oder Minoren gefragt werden oder bestimmte Parameter untersucht werden, wie zum Beispiel Knotenzahl, Kantenzahl, Minimalgrad, Maximalgrad, Taillenweite, Durchmesser, Knotenzusammenhangszahl, Kantenzusammenhangszahl, Bogenzusammenhangszahl, chromatische Zahl, Knotenüberdeckungszahl (Faktor), Unabhängigkeitszahl (Stabilitätszahl) oder Cliquenzahl. Zwei Graphen können isomorph (strukturell gleich) oder automorph zueinander sein.
Die verschiedenen Eigenschaften können zueinander in Beziehung stehen. Die Beziehungen zu untersuchen ist eine Aufgabe der Graphentheorie. Beispielsweise ist die Knotenzusammenhangszahl nie größer als die Kantenzusammenhangszahl, welche wiederum nie größer als der Minimalgrad des betrachteten Graphen ist. In ebenen Graphen ist die Färbungszahl immer kleiner als fünf. Diese Aussage ist auch als der Vier-Farben-Satz bekannt.

Einige der aufgezählten Grapheneigenschaften sind relativ schnell algorithmisch bestimmbar, etwa wenn der Aufwand höchstens mit dem Quadrat der Größe der Graphen wächst. Andere Eigenschaften praktisch angewandter Graphen sind innerhalb der Lebensdauer heutiger Computer nicht exakt zu bestimmen. Allerdings kann in diesen Fällen der Einsatz von heuristischen Verfahren zu sinnvollen Näherungslösungen führen.
Graphenklassen

Grundsätzlich werden Graphen in gerichtete und ungerichtete Graphen unterteilt.
Aufgrund des Zusammenhangs unterscheidet man:
- azyklische Graphen: Weg (oder Pfad), Wald, Baum, DAG (directed acyclic graph)
- zyklische Graphen, beispielsweise: Zyklus, Kreis, Vollständige Graphen.
Aufgrund des Vorhandenseins bestimmter Eigenschaften lassen sich weitere Graphenklassen unterscheiden wie
- Bipartite Graphen,
- Graziöse Graphen,
- Planare Graphen,
- Reguläre Graphen,
- Chordale Graphen,
- Perfekte Graphen,
- Magische Graphen.
Wenn ein Knoten besonders ausgezeichnet ist, spricht man von einer Wurzel bzw. einem gewurzeltem Graphen. Besondere Bedeutung haben gewurzelte Bäume unter anderem auch als Baumstruktur.
Probleme
Die wichtigsten Probleme und Ergebnisse der Graphentheorie werden im Folgenden dargestellt:

Färbung
Ein bekanntes Problem fragt, wie viele Farben man braucht, um die Länder einer Landkarte einzufärben, sodass keine zwei benachbarten Länder die gleiche Farbe zugewiesen bekommen. Die Nachbarschaftsbeziehung der Länder kann man als planaren Graph repräsentieren. Das Problem kann nun als Knoten-Färbungsproblem modelliert werden. Nach dem Vier-Farben-Satz braucht man maximal vier verschiedene Farben. Ob sich im Allgemeinen ein Graph mit weniger Farben einfärben lässt, kann man nach heutigem Wissensstand nicht effizient entscheiden. Das Problem gilt als eines der schwierigsten Probleme in der Klasse der NP-vollständigen Probleme. Unter der Voraussetzung, dass P≠ NP, ist selbst eine bis auf einen konstanten Faktor angenäherte Lösung nicht effizient möglich.
Suchprobleme
Eine wichtige Anwendung der algorithmischen Graphentheorie ist die Suche nach einer kürzesten Route zwischen zwei Orten in einem Straßennetz. Dieses Problem kann man als Graphenproblem modellieren. Hierzu abstrahiert man das Straßennetz, in dem man alle Orte als Knoten aufnimmt, und eine Kante hinzufügt, wenn es eine Verbindung zwischen diesen Orten gibt. Die Kanten dieses Graphen werden je nach Anwendung gewichtet, zum Beispiel mit der Länge der assoziierten Verbindung. Mit Hilfe eines Algorithmus zum Finden von kürzesten Pfaden (beispielsweise mit dem Algorithmus von Dijkstra) kann eine kürzeste Verbindung effizient gefunden werden (siehe auch: Kategorie:Graphsuchalgorithmen).

Durchlaufbarkeit von Graphen
Algorithmisch deutlich schwieriger ist die Bestimmung einer kürzesten Rundreise (siehe Problem des Handlungsreisenden), bei der alle Orte eines Straßennetzes genau einmal besucht werden müssen. Da die Zahl der möglichen Rundreisen faktoriell mit der Zahl der Orte wächst, ist der naive Algorithmus, alle Rundreisen auszuprobieren und die kürzeste auszuwählen, für praktische Anwendungen nur für sehr kleine Netzwerke praktikabel. Es existieren für dieses Problem eine Reihe von Approximationsalgorithmen, die eine gute aber nicht eine optimale Rundreise finden. So liefert die Christofides-Heuristik eine Rundreise die maximal 1,5-mal so lang ist wie die bestmögliche. Unter der Annahme, dass P ≠ NP (siehe P-NP-Problem), existiert kein effizienter Algorithmus für die Bestimmung einer optimalen Lösung, da dieses Problem NP-schwer ist.
Das Königsberger Brückenproblem fragt nach der Existenz eines Eulerkreises. Während sich das Eulerkreisproblem mittels Hierholzer-Verfahren in linearer Zeit lösen lässt, ist das Finden eines Hamiltonkreises (ein geschlossener Pfad in einem Graphen, der jeden Knoten genau einmal enthält) NP-schwierig. Beim Briefträgerproblem wird nach einem kürzesten Zyklus gefragt, der alle Kanten mindestens einmal durchläuft.
Zusammenhang
Beim Zusammenhang wird gefragt, ob bzw. über wie viele Wege zwei Knoten untereinander erreichbar sind. Dies spielt beispielsweise bei der Beurteilung der Versorgungsnetze hinsichtlich der kritischen (ausfallbedrohten Teile) eine Rolle.

Cliquenproblem
Die Frage nach dem Vorhandensein (ggf. maximaler) Cliquen sucht die Teile eines Graphen, die untereinander vollständig mit Kanten verbunden sind.
Knotenüberdeckung
Das Knotenüberdeckungsproblem sucht nach einer Teilmenge von Knoten eines Graphen, die von jeder Kante mindestens einen Endknoten enthält.
Flüsse und Schnitte in Netzwerken
Mit der Frage nach dem maximalen Fluss lassen sich Versorgungsnetze hinsichtlich ihrer Kapazität beurteilen.
Matching
Matchingprobleme, die sich auf Flussprobleme zurückführen lassen, fragen nach der optimalen Auswahl von Kanten, so dass keine zwei Kanten inzident zu einem Knoten sind. Damit lassen sich Zuordnungsprobleme, beispielsweise der Ressourcennutzung wie Raum- oder Maschinenbelegung lösen.
Weitere Graphenprobleme
Zu den weiteren Graphenproblemen zählen
- das Finden einer stabilen Menge,
- das Graphzeichnen (hierfür existiert Software zur Visualisierung von Graphen: yEd, Graphviz) und
- die Transformation von Graphen anhand von regelbasierten Graphersetzungssystemen. Graphersetzungssysteme, die dem Aufzählen aller Graphen einer Graphsprache dienen, werden auch Graphgrammatik genannt
Siehe auch
Literatur
- Martin Aigner: Graphentheorie: eine Entwicklung aus dem 4-Farben-Problem. 1984 (269 Seiten).
- Daniel Bonchev, D. H. Rouvray: Chemical Graph Theory: Introduction and Fundamentals. Abacus, New York NY 1990/1991, ISBN 0-85626-454-7.
- J. Sedlacek: Einführung in die Graphentheorie. B. G. Teubner, Leipzig 1968, 1972.
- M. Nitzsche: Graphen für Einsteiger (Rund um das Haus vom Nikolaus). Vieweg, Wiesbaden 2004, ISBN 3-528-03215-4.
- R. Diestel: Graphentheorie. 3. Auflage. Springer, Heidelberg 2005, ISBN 3-540-67656-2 (online-download).
- Peter Gritzmann, René Brandenberg: Das Geheimnis des kürzesten Weges. Ein mathematisches Abenteuer. 2. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 2003, ISBN 3-540-00045-3.
- Peter Tittmann: Graphentheorie. Eine anwendungsorientierte Einführung. 3. Auflage. Hanser, München 2019, ISBN 978-3-446-46052-2.
Weblinks
- Linkkatalog zum Thema Graphentheorie bei curlie.org (ehemals DMOZ)
Einzelnachweise
- Peter Tittmann: Graphentheorie. Eine anwendungsorientierte Einführung. 3., aktualisierte Auflage. München, ISBN 978-3-446-46052-2, S. 1.
- Bernhard Korte, Jens Vygen: Combinatorial Optimization. In: Algorithms and Combinatorics. 2002, ISSN 0937-5511, doi:10.1007/978-3-662-21711-5 (uni-muenchen.de [PDF; abgerufen am 16. Januar 2024]).
- Peter Tittmann: Graphentheorie. Eine anwendungsorientierte Einführung. 3., aktualisierte Auflage. München, ISBN 978-3-446-46052-2, S. 76.
- Neil Robertson, Daniel Sanders, Paul Seymour, Robin Thomas: The Four-Colour Theorem. In: Journal of Combinatorial Theory, Series B. Band 70, Nr. 1, 1997, ISSN 0095-8956, S. 2–44.
- James Joseph Sylvester: Chemistry and Algebra. In: Nature. Band 17, 1878, S. 284.
- Norman L. Biggs, E. Keith Lloyd, Robin J. Wilson: Graph Theory 1736–1936. Oxford University Press, 1999, ISBN 0-19-853916-9.
- Arthur Cayley: Chemical Graphs. In: Philosophical Magazine. Band 47, 1874, S. 444–446.
- Dénes Kőnig: Theorie der Endlichen und Unendlichen Graphen: Kombinatorische Topologie der Streckenkomplexe. Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig 1936.
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Die Graphentheorie seltener auch Grafentheorie ist ein Teilgebiet der diskreten Mathematik und der theoretischen Informatik Betrachtungsgegenstand der Graphentheorie sind Graphen Mengen von Knoten und Kanten deren Eigenschaften und ihre Beziehungen zueinander Ungerichteter Graph mit sechs Knoten Graphen sind mathematische Modelle fur netzartige Strukturen in Natur und Technik wie soziale Strukturen Strassennetze Verwandtschaftsbeziehungen Computernetze elektrische Schaltungen Versorgungsnetze oder Molekule In der Graphentheorie untersucht man lediglich die abstrakte Netzstruktur an sich Die Art Lage und Beschaffenheit der Knoten und Kanten bleibt unberucksichtigt Es verbleiben jedoch viele allgemeingultige Graphen Eigenschaften die bereits auf dieser Abstraktionsstufe untersucht werden konnen und sich in allgemeingultigen Aussagen Satze der Graphentheorie wiederfinden Ein Beispiel hierfur ist das Handschlaglemma wonach die Summe der Knotengrade in einem Graphen stets gerade ist in der nebenstehenden Abbildung 14 Dadurch dass einerseits viele algorithmische Probleme auf Graphen zuruckgefuhrt werden konnen und andererseits die Losung graphentheoretischer Probleme oft auf Algorithmen basiert ist die Graphentheorie auch in der Informatik insbesondere der Komplexitatstheorie von grosser Bedeutung Insbesondere lassen sich viele Aufgaben der kombinatorischen Optimierung in der Sprache der Graphentheorie formulieren und umgekehrt graphentheoretische Probleme als lineare ganzzahlige Optimierungsprobleme modellieren Die Untersuchung von Graphen ist auch Inhalt der Netzwerktheorie Graphen werden insbesondere durch die Datenstrukturen Adjazenzmatrix Inzidenzmatrix oder Adjazenzliste reprasentiert GeschichteDas Konigsberger Bruckenproblem im Stadtplan und abstrakt als Graph Orte durch Knoten Brucken durch Kanten reprasentiert Ein von der Graphentheorie unabhangiger Vorlaufer in der Antike war die Methode Dihairesis mit deren Hilfe man nur teilweise grafisch zoologische musikwissenschaftliche und andere Begriffe hierarchisierte Es entstanden so fruhe Systematiken innerhalb verschiedener Wissensgebiete Die Anfange der Graphentheorie gehen bis in das Jahr 1736 zuruck Damals publizierte Leonhard Euler eine Losung fur das Konigsberger Bruckenproblem Die Frage war ob es einen Rundgang durch die Stadt Konigsberg Preussen gibt der jede der sieben Brucken uber den Fluss Pregel genau einmal benutzt Euler konnte eine fur dieses Problem nicht erfullbare notwendige Bedingung angeben und so die Existenz eines solchen Rundganges verneinen 1852 bemerkte der Mathematiker und Botaniker Francis Guthrie dass vier Farben reichen um eine Landkarte so zu farben dass zwei aneinander grenzende Lander stets unterschiedlich gefarbt sind Viele Mathematiker beschaftigten sich mit diesem Farbungsproblem Es dauerte jedoch bis 1976 bis der Vier Farben Satz mittels Computer bewiesen werden konnte Erst 1997 stellten Neil Robertson Daniel Sanders Paul Seymour Robin Thomas einen neuen Beweis vor Der Begriff Graph wurde in Anlehnung an graphischen Notationen chemischer Strukturen erstmals 1878 von dem Mathematiker James Joseph Sylvester verwendet Als weiterer Begrunder der fruhen Graphentheorie gilt Arthur Cayley Eine der ersten Anwendungen waren chemische Konstitutionsformeln Siehe auch Chemische Graphentheorie und Literatur Bonchev Rouvray 1990 Das erste Lehrbuch zur Graphentheorie erschien 1936 von Denes Konig In der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts hat William Thomas Tutte massgeblich an der Weiterentwicklung der Graphentheorie gearbeitet und dieses Teilgebiet der Mathematik stark gepragt Teilgebiete der GraphentheorieTeilgebiete der Graphentheorie sind Dieses Teilgebiet beschaftigt sich mit auf Graphen anwendbaren Algorithmen Liste der Graphalgorithmen Chemische Graphentheorie Die chemische Graphentheorie gehorte zu den ersten Anwendungen der Strukturerkenntnisse und wendet diese auf chemische Molekulstrukturen an Extremale Graphentheorie Die extremale Graphentheorie untersucht welche Graphen einer gegebenen Klasse einen bestimmten Graphenparameter maximieren oder minimieren Geometrische Graphentheorie und Topologische Graphentheorie Diese Teilgebiete betten Graphen in Ebenen und anderen geometrischen Objekten ein Netzwerkforschung In der Netzwerkforschung werden komplexe Netzwerke empirisch untersucht Sie findet Anwendungen in Disziplinen wie Biologie Wirtschaftswissenschaften und Soziologie Probabilistische Graphentheorie Mittels Zufallsgraph konnen Eigenschaften fur beliebig grosse Graphen nachgewiesen werden Spektrale Graphentheorie auch algebraische Graphentheorie Die spektrale Graphentheorie untersucht Graphen anhand ihrer Adjazenzmatrizen und Laplace Matrizen durch die Analyse von Eigenwerten Eigenvektoren und charakteristischen Polynomen Ungerichtete Graphen besitzen symmetrische Adjazenzmatrizen und deshalb reelle Eigenwerte Alle Eigenwerte zusammengenommen werden als Spektrum des Graphen bezeichnet Wahrend die Adjazenzmatrix von der Knotensortierung abhangig ist ist das Spektrum davon unabhangig Betrachteter Gegenstand Hauptartikel Graph Graphentheorie Graph mit Artikulation und Brucke In der Graphentheorie bezeichnet ein Graph eine Menge von Knoten auch Ecken oder Punkte genannt zusammen mit einer Menge von Kanten Eine Kante ist hierbei eine Menge von genau zwei Knoten Sie gibt an ob zwei Knoten miteinander in Beziehung stehen bzw ob sie in der bildlichen Darstellung des Graphen verbunden sind Zwei Knoten die durch eine Kante verbunden sind heissen benachbart oder adjazent Wenn die Kanten statt durch Mengen durch geordnete Paare von Knoten angegeben sind spricht man von gerichteten Graphen In diesem Falle unterscheidet man zwischen der Kante a b als Kante von Knoten a zu Knoten b und der Kante b a als Kante von Knoten b zu Knoten a Knoten und Kanten konnen auch mit Farben formal mit naturlichen Zahlen oder Gewichten d h rationalen oder reellen Zahlen versehen werden Man spricht dann von knoten bzw kantengefarbten oder gewichteten Graphen Komplexere Graphentypen sind Multigraphen bei denen die Kantenmenge eine Multimenge ist Hypergraphen bei denen eine Kante eine beliebig grosse Menge von Knoten darstellt man spricht in diesem Falle auch von Hyperkanten Petri Netze mit zwei Arten von Knoten Ist die Menge der Knoten endlich spricht man von endlichen Graphen ansonsten von unendlichen Graphen Grapheigenschaften Zusammenhangskomponenten Graphen konnen verschiedene Eigenschaften haben So kann ein Graph zusammenhangend im Allgemeinen k zusammenhangend bipartit im Allgemeinen k partit planar eulersch oder hamiltonisch sein Es kann nach der Existenz spezieller Teilgraphen oder Minoren gefragt werden oder bestimmte Parameter untersucht werden wie zum Beispiel Knotenzahl Kantenzahl Minimalgrad Maximalgrad Taillenweite Durchmesser Knotenzusammenhangszahl Kantenzusammenhangszahl Bogenzusammenhangszahl chromatische Zahl Knotenuberdeckungszahl Faktor Unabhangigkeitszahl Stabilitatszahl oder Cliquenzahl Zwei Graphen konnen isomorph strukturell gleich oder automorph zueinander sein Die verschiedenen Eigenschaften konnen zueinander in Beziehung stehen Die Beziehungen zu untersuchen ist eine Aufgabe der Graphentheorie Beispielsweise ist die Knotenzusammenhangszahl nie grosser als die Kantenzusammenhangszahl welche wiederum nie grosser als der Minimalgrad des betrachteten Graphen ist In ebenen Graphen ist die Farbungszahl immer kleiner als funf Diese Aussage ist auch als der Vier Farben Satz bekannt Gerichteter zyklischer Graph Einige der aufgezahlten Grapheneigenschaften sind relativ schnell algorithmisch bestimmbar etwa wenn der Aufwand hochstens mit dem Quadrat der Grosse der Graphen wachst Andere Eigenschaften praktisch angewandter Graphen sind innerhalb der Lebensdauer heutiger Computer nicht exakt zu bestimmen Allerdings kann in diesen Fallen der Einsatz von heuristischen Verfahren zu sinnvollen Naherungslosungen fuhren Graphenklassen Bipartiter Graph Grundsatzlich werden Graphen in gerichtete und ungerichtete Graphen unterteilt Aufgrund des Zusammenhangs unterscheidet man azyklische Graphen Weg oder Pfad Wald Baum DAG directed acyclic graph zyklische Graphen beispielsweise Zyklus Kreis Vollstandige Graphen Aufgrund des Vorhandenseins bestimmter Eigenschaften lassen sich weitere Graphenklassen unterscheiden wie Bipartite Graphen Graziose Graphen Planare Graphen Regulare Graphen Chordale Graphen Perfekte Graphen Magische Graphen Wenn ein Knoten besonders ausgezeichnet ist spricht man von einer Wurzel bzw einem gewurzeltem Graphen Besondere Bedeutung haben gewurzelte Baume unter anderem auch als Baumstruktur ProblemeDie wichtigsten Probleme und Ergebnisse der Graphentheorie werden im Folgenden dargestellt GraphfarbungFarbung Hauptartikel Farbung Graphentheorie Ein bekanntes Problem fragt wie viele Farben man braucht um die Lander einer Landkarte einzufarben sodass keine zwei benachbarten Lander die gleiche Farbe zugewiesen bekommen Die Nachbarschaftsbeziehung der Lander kann man als planaren Graph reprasentieren Das Problem kann nun als Knoten Farbungsproblem modelliert werden Nach dem Vier Farben Satz braucht man maximal vier verschiedene Farben Ob sich im Allgemeinen ein Graph mit weniger Farben einfarben lasst kann man nach heutigem Wissensstand nicht effizient entscheiden Das Problem gilt als eines der schwierigsten Probleme in der Klasse der NP vollstandigen Probleme Unter der Voraussetzung dass P NP ist selbst eine bis auf einen konstanten Faktor angenaherte Losung nicht effizient moglich Suchprobleme Hauptartikel Suchalgorithmen Eine wichtige Anwendung der algorithmischen Graphentheorie ist die Suche nach einer kurzesten Route zwischen zwei Orten in einem Strassennetz Dieses Problem kann man als Graphenproblem modellieren Hierzu abstrahiert man das Strassennetz in dem man alle Orte als Knoten aufnimmt und eine Kante hinzufugt wenn es eine Verbindung zwischen diesen Orten gibt Die Kanten dieses Graphen werden je nach Anwendung gewichtet zum Beispiel mit der Lange der assoziierten Verbindung Mit Hilfe eines Algorithmus zum Finden von kurzesten Pfaden beispielsweise mit dem Algorithmus von Dijkstra kann eine kurzeste Verbindung effizient gefunden werden siehe auch Kategorie Graphsuchalgorithmen HandlungsreisendenproblemDurchlaufbarkeit von Graphen Hauptartikel Durchlaufbarkeit von Graphen Algorithmisch deutlich schwieriger ist die Bestimmung einer kurzesten Rundreise siehe Problem des Handlungsreisenden bei der alle Orte eines Strassennetzes genau einmal besucht werden mussen Da die Zahl der moglichen Rundreisen faktoriell mit der Zahl der Orte wachst ist der naive Algorithmus alle Rundreisen auszuprobieren und die kurzeste auszuwahlen fur praktische Anwendungen nur fur sehr kleine Netzwerke praktikabel Es existieren fur dieses Problem eine Reihe von Approximationsalgorithmen die eine gute aber nicht eine optimale Rundreise finden So liefert die Christofides Heuristik eine Rundreise die maximal 1 5 mal so lang ist wie die bestmogliche Unter der Annahme dass P NP siehe P NP Problem existiert kein effizienter Algorithmus fur die Bestimmung einer optimalen Losung da dieses Problem NP schwer ist Das Konigsberger Bruckenproblem fragt nach der Existenz eines Eulerkreises Wahrend sich das Eulerkreisproblem mittels Hierholzer Verfahren in linearer Zeit losen lasst ist das Finden eines Hamiltonkreises ein geschlossener Pfad in einem Graphen der jeden Knoten genau einmal enthalt NP schwierig Beim Brieftragerproblem wird nach einem kurzesten Zyklus gefragt der alle Kanten mindestens einmal durchlauft Zusammenhang Hauptartikel Zusammenhang Graphentheorie Beim Zusammenhang wird gefragt ob bzw uber wie viele Wege zwei Knoten untereinander erreichbar sind Dies spielt beispielsweise bei der Beurteilung der Versorgungsnetze hinsichtlich der kritischen ausfallbedrohten Teile eine Rolle Graph mit CliquenCliquenproblem Hauptartikel Cliquenproblem Die Frage nach dem Vorhandensein ggf maximaler Cliquen sucht die Teile eines Graphen die untereinander vollstandig mit Kanten verbunden sind Knotenuberdeckung Hauptartikel Knotenuberdeckungsproblem Das Knotenuberdeckungsproblem sucht nach einer Teilmenge von Knoten eines Graphen die von jeder Kante mindestens einen Endknoten enthalt Flusse und Schnitte in Netzwerken Hauptartikel Flusse und Schnitte in Netzwerken Mit der Frage nach dem maximalen Fluss lassen sich Versorgungsnetze hinsichtlich ihrer Kapazitat beurteilen Matching im bipartiten GraphenMatching Hauptartikel Matching Graphentheorie Matchingprobleme die sich auf Flussprobleme zuruckfuhren lassen fragen nach der optimalen Auswahl von Kanten so dass keine zwei Kanten inzident zu einem Knoten sind Damit lassen sich Zuordnungsprobleme beispielsweise der Ressourcennutzung wie Raum oder Maschinenbelegung losen Weitere Graphenprobleme Zu den weiteren Graphenproblemen zahlen das Finden einer stabilen Menge das Graphzeichnen hierfur existiert Software zur Visualisierung von Graphen yEd Graphviz und die Transformation von Graphen anhand von regelbasierten Graphersetzungssystemen Graphersetzungssysteme die dem Aufzahlen aller Graphen einer Graphsprache dienen werden auch Graphgrammatik genanntSiehe auchPortal Graphentheorie Ubersicht zu Wikipedia Inhalten zum Thema GraphentheorieLiteraturMartin Aigner Graphentheorie eine Entwicklung aus dem 4 Farben Problem 1984 269 Seiten Daniel Bonchev D H Rouvray Chemical Graph Theory Introduction and Fundamentals Abacus New York NY 1990 1991 ISBN 0 85626 454 7 J Sedlacek Einfuhrung in die Graphentheorie B G Teubner Leipzig 1968 1972 M Nitzsche Graphen fur Einsteiger Rund um das Haus vom Nikolaus Vieweg Wiesbaden 2004 ISBN 3 528 03215 4 R Diestel Graphentheorie 3 Auflage Springer Heidelberg 2005 ISBN 3 540 67656 2 online download Peter Gritzmann Rene Brandenberg Das Geheimnis des kurzesten Weges Ein mathematisches Abenteuer 2 Auflage Springer Berlin Heidelberg 2003 ISBN 3 540 00045 3 Peter Tittmann Graphentheorie Eine anwendungsorientierte Einfuhrung 3 Auflage Hanser Munchen 2019 ISBN 978 3 446 46052 2 WeblinksWikiversity Graphentheorie im Rahmen einer Vorlesung uber Diskrete Mathematik Kursmaterialien Wikibooks Mathematik Glossar Graphentheorie Lern und Lehrmaterialien Wiktionary Graphentheorie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Linkkatalog zum Thema Graphentheorie bei curlie org ehemals DMOZ EinzelnachweisePeter Tittmann Graphentheorie Eine anwendungsorientierte Einfuhrung 3 aktualisierte Auflage Munchen ISBN 978 3 446 46052 2 S 1 Bernhard Korte Jens Vygen Combinatorial Optimization In Algorithms and Combinatorics 2002 ISSN 0937 5511 doi 10 1007 978 3 662 21711 5 uni muenchen de PDF abgerufen am 16 Januar 2024 Peter Tittmann Graphentheorie Eine anwendungsorientierte Einfuhrung 3 aktualisierte Auflage Munchen ISBN 978 3 446 46052 2 S 76 Neil Robertson Daniel Sanders Paul Seymour Robin Thomas The Four Colour Theorem In Journal of Combinatorial Theory Series B Band 70 Nr 1 1997 ISSN 0095 8956 S 2 44 James Joseph Sylvester Chemistry and Algebra In Nature Band 17 1878 S 284 Norman L Biggs E Keith Lloyd Robin J Wilson Graph Theory 1736 1936 Oxford University Press 1999 ISBN 0 19 853916 9 Arthur Cayley Chemical Graphs In Philosophical Magazine Band 47 1874 S 444 446 Denes Konig Theorie der Endlichen und Unendlichen Graphen Kombinatorische Topologie der Streckenkomplexe Akademische Verlagsgesellschaft Leipzig 1936 Normdaten Sachbegriff GND 4113782 6 GND Explorer lobid OGND AKS