Die Toponomastik auch Toponymie oder Toponymik von altgriechisch τόπος tópos Ort und attisch ὄνομα ónoma bzw äolisch dor
Toponomastik

Die Toponomastik, auch Toponymie oder Toponymik (von altgriechisch τόπος tópos ‚Ort‘ und attisch ὄνομα ónoma bzw. äolisch-dorisch ὄνυμα ónyma ‚Name‘), deutsch Ortsnamenkunde oder Ortsnamenforschung, beschäftigt sich als Teilgebiet der allgemeinen Namenforschung und der Sprachgeographie mit allen Toponymen, also Örtlichkeitsnamen oder auch Ortsnamen im allgemeinen Sinne des Wortes.
Toponyme sind zentrale Datentypen in der Geoinformatik und Bestandteile der Kartographie und Topographie. Sie sind die Basiskategorie der Geographie und der Topographie anderer Himmelskörper.
Klassifikation der Toponyme
Unter den Oberbegriff Toponym fallen die im Folgenden erläuterten Termini.
Choronyme
Choronyme (von altgriechisch χώρᾱ chṓrā, deutsch ‚Land, Raum‘) oder Raumnamen benennen bestimmte Regionen und Gebiete, insbesondere der politischen Gebilde, die im Hinblick auf Siedlungsgeographie, Kulturgeschichte und andere Humanwissenschaften dargestellt werden können. Insbesondere sind das:
- Landschaftsnamen für Kontinente, Inseln und Halbinseln, Regionen, Landstriche, Gaue;
- Ländernamen für Staaten, Gliedstaaten und deren Verwaltungseinheiten wie Provinzen, Bezirke, Gemeinden;
- Flurnamen im engeren Sinne (von Flur ‚offenes Gelände‘) für Flurstücke in der Größe von Gemarkungen bis hin zu einzelnen Parzellen (Spezialformen sind Gewanne, Gefilde u. a. m., Untergruppen etwa die Ried- und die Rodungsnamen).
Flurnamen (im weiteren Sinne)
Zum Namensgut der unbewohnten Landschaftselemente (aus Sicht der physischen Geographie und Geomorphologie) zählen:
- Oronyme (von griechisch ὄρος óros ‚Berg‘) für größere Landformen wie Gebirge, Berg- und Hügellandschaften, einzelne Berge und Bergspitzen (teils auch für Ebenen, Talungen);
- Oronyme für Geländeformationen wie kleinere isolierte Berge (z. B. Zeugenberge und Klippen) und Hügel sowie deren Teile, etwa Gipfel, Felsen und Steine und andere Landschaftselemente mehr, die naturgemäß weitgehend mit der Gruppe der Flurnamen im engeren Sinne zusammenfallen;
- Namen für Wälder (Kamianets gibt den Begriff Drymonyme, von griechisch δρῡμός drӯmós ‚Wald, Hain‘, als „separaten Typ der Propria“ neben den Oronymika),Auen, Wiesen und Äcker, Parks, und andere biogene wie land- und forstwirtschaftlich überprägte Formen (Primär- und Sekundärnatur).
Hydronyme
Hydronyme (von griechisch ὕδωρ hýdōr ‚Wasser‘) oder Gewässernamen bezeichnen Gewässer. Dazu zählen:
- im engeren Sinne Namen für Ozeane (Okeanonyme), Meere und Meeresteile (Pelagonyme), Flüsse, Bäche (Potamonyme) und Kanäle, Seen, Teiche, Weiher und Tümpel (Limnonyme) sowie Sümpfe (Helonyme);
- im weiteren Sinne auch die Übergangszonen zwischen Land und Meer wie Litorale, Gestade und Ufer, fluviale Landschaftsformen und Ähnliches sowie auch die Namen der rezenten Hydrologie wie Bezeichnungen für Trockentäler und glazialmorphologische Formen (Inseln und Halbinseln werden allgemein zu den Choronymen gerechnet).
Oikonym
Oikonyme (von griechisch οἶκος oĩkos ‚Unterkunft‘), Siedlungsnamen oder Ortsnamen im engeren Sinne bezeichnen Siedlungen. Zu ihnen zählen:
- Urbanonyme (von lateinisch urbs ‚Stadt‘, urbānus ‚städtisch‘) für Städte, Agglomerationen, Dörfer, Ortsteile, Siedlungs- und Wohnplätze, Einzelgehöfte, Gewerbegebiete und anderes mehr;
- Gebäudenamen, Hausnamen oder Oikodomonyme (von griechisch οἰκοδομή oikodomé ‚Gebäude‘) bezeichnen Burgen und Schlösser, Herrenhäuser, Gaststätten und einzelne Wohn- und Arbeitsgebäude (wie Bürogebäude, Fabriken u. a. m.).
Kunze und Kamianets haben daneben noch verschiedene Untertypen vorgeschlagen:
- Ekklesionyme (von griechisch ἐκκλησία ekklēsía ‚Versammlungsstätte, Kirche‘) für Klöster, Kirchen und andere Sakralbauten sowie
- Nekronyme (von griechisch νεκρός nekrós ‚Toter‘) für Begräbnisstätten.
Hodonyme oder Dromonyme
Auch die beiden Sondertypen der Dromonyme (von griechisch δρόμος drómos ‚Weg‘) sowie der Hodonyme (griechisch ὁδός hodós ‚Straße‘) für Verkehrswege und Orte im urbanen Freiraum sind neue Vorschläge von Kunze und Kamianets und beziehen sich im Besonderen auf:
- Straßennamen (auch mit einem Kunstwort als Prodonyme nach griechisch πρόοδος próodos ‚Fortschritt‘ benannt), daneben Namen für Eisenbahnstrecken, Verkehrsbauwerke usf.;
- Agoronyme (von griechisch ἀγορά agorá ‚Platz‘) oder Platznamen für Plätze.
Diese Gruppe wird vielfach unter den Begriff der Siedlungsname (Oikonyme) im allgemeineren Sinne gestellt.
Astrotoponym
Astrotoponyme (von altgriechisch ἄστρον ástron, deutsch ‚Stern‘) sind Namen für die Topographie der Objekte außerhalb der Erde, bezieht sich also auf die extraterrestrische Toponymie, d. h. Oberflächengestalten von Himmelskörpern, etwa anderer Planeten, darunter solche, die sich auch auf der Erde finden (wie Berge, Täler, Krater usf.), aber auch autochthone Formen. Nicht zu dieser Kategorie gehören allerdings die Astronyme (Namen der Himmelskörper selbst) und (Namen für Weltallzonen, Himmelssphären).
Geschichtliche und soziologische Bedeutung
Die Toponomastik ist eine wichtige Hilfswissenschaft der Geschichtswissenschaften und der Historischen Geografie. Toponyme sind zeitbezogen oft sehr stabil und hohen Alters und dokumentieren insofern die Siedlungsgeschichte. Hier sind die Endonyme (Eigenbezeichnungen) genauso aufschlussreich wie die Exonyme (Fremdbezeichnungen). Gewässernamen (Hydronyme) spielen eine zentrale Rolle für die Sprach- und Geschichtswissenschaft, weil sie in vielen Fällen die ältesten überlieferten Toponyme sind.
Auch für die Migrationsbewegungen der Individuen sind die Herkunftsnamen – die auf Toponyme bezogenen Anthroponyme – besonders aufschlussreich. Hier sind insbesondere die Wohnstättennamen zu erwähnen, die den Bezug der allgemeinen Toponyme zu den Ortsnamen im engeren Sinne darstellen.
Politische Bedeutung
Die Toponomastik kann unter Umständen auch eine bedeutende politische Rolle spielen, insbesondere bei nationalen oder ethnischen Konflikten. Häufig wird die Toponomastik instrumentalisiert, um den Beweis zu führen, dass ein gewisser Landstrich einer bestimmten nationalen oder ethnischen Gruppe zustehe. Beispiele im deutschen Sprachraum sind die Toponomastik während der deutschen Besetzung Polens 1939–1945, der ehemaligen deutschen Ostgebiete nach 1945, die Toponomastik Elsass-Lothringens und die Toponomastik Südtirols (Prontuario dei nomi locali dell’Alto Adige von Ettore Tolomei). Gerade der Streit um letztere ist auch heute noch von großer Aktualität.
Siehe auch
- Liste der Listen deutschsprachiger Bezeichnungen nicht deutschsprachiger Orte
- Liste der Listen fremdsprachlicher Bezeichnungen für deutsche Orte
- Liste der Gemeinden mit Doppelnamen in Deutschland
- Expertengruppe der Vereinten Nationen für geographische Namen
- Atlas der wahren Namen, kuriose Etymologie
Literatur
Deutsches Sprachgebiet
- Diana Ascher: Die Ortsnamen des Landkreises Fulda. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte. Band 70, 2018, S. 29–49.
- Adolf Bach: Deutsche Namenkunde. Band II, Teilbände 1 und 2: Die deutschen Ortsnamen. Heidelberg 1953/54.
- Dieter Berger: Duden. Geographische Namen in Deutschland. Herkunft und Bedeutung der Namen von Ländern, Städten, Bergen und Gewässern. Zweite Auflage. Mannheim 1999. ISBN 3-411-06252-5.
- Wilhelm Bruckner: Schweizerische Ortsnamenkunde. Basel 1945.
- Friedhelm Debus: Namenkunde und Namengeschichte (= Grundlagen der Germanistik. Band 51). Erich Schmidt, Berlin 2012, ISBN 978-3-503-13718-3.
- Ernst Förstemann, Hermann Jellinghaus (Hrsg.): Altdeutsches Namenbuch. Band II, Teilbände 1 und 2: Ortsnamen. 3. Auflage. Bonn 1913/1916, Reprint Hildesheim 1967/83. ISBN 3-487-01733-4.
- Lino Franceschini: Toponomastik. Eine Einführung in die Ortsnamenforschung. Epubli, Berlin 2016, ISBN 978-3-7375-8720-4.
- Henning Kaufmann: Bildungsweise und Betonung der deutschen Ortsnamen (= Grundfragen der Namenkunde, Band 1). Zweite Auflage. Fink, München 1977 (Erstausgabe Winter, Heidelberg 1959), ISBN 3-7705-1523-4.
- Egon Kühebacher: Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte. Drei Bände. Bozen 1995–2000. ISBN 88-7014-634-0, ISBN 88-7014-827-0 und ISBN 88-8266-018-4.
- Corinna Scheungraber, Friedrich E. Grünzweig: Die altgermanischen Toponyme sowie die ungermanischen Toponyme Germaniens. Fassbaender, Wien 2014, ISBN 978-3-902575-62-3.
- Thomas Franz Schneider: Orts- und Flurnamen. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Ernst Schwarz: Deutsche Namenforschung. Band 2: Orts- und Flurnamen. Göttingen 1950.
- Paul Zinsli: Ortsnamen. Strukturen und Schichten in den Siedlungs- und Flurnamen der deutschen Schweiz (= Schriften des deutschschweizerischen Sprachvereins. Band 7). Huber, Frauenfeld 1971, 2. Auflage 1975.
Nachschlagewerke, international
- Maurits Gysseling: Toponymisch Woordenboek van België, Nederland, Luxemburg, Noord-Frankrijk en West-Duitsland (vóór 1226). Brüssel 1960.
Weblinks
- Portal zur Namenforschung in Mainz (namenforschung.net)
- Schweizer Toponomastik (ortsnamen.ch)
- Namenforschung Universität Zürich
- Toponomastik in Südtirol (toponomastik.com)
Einzelnachweise
- Die Zusammenstellung folgt
- Ernst Eichler u. a. (Hrsg.): Namenforschung: Ein internationales Handbuch zur Onomastik. / Name Studies: An International Handbook of Onomastics. / Les noms propres: Manuel international d’onomastique. Erste Auflage. Teilband 2 (= S. 980–1890). de Gruyter, Berlin und New York 1996, ISBN 3-11-014879-X (Beiträge teilweise deutsch, englisch und französisch; gebundene Ausgabe). – Darin vor allem: Frederic G. Cassidy: Place Name Study: Getting Started. Kap. 219, S. 1426–1429 (englisch).
- Wolodymyr Kamianets: Zur Einteilung der deutschen Eigennamen. In: Institut für Sprachwissenschaft der Universität Graz (Hrsg.): Grazer Linguistische Studien. Band 54 (Herbst), 2000, ISSN 1015-0498, S. 41–58, besonders S. 47 f. (uni-graz.at [PDF; 124 kB; abgerufen am 29. Juni 2015]).
- Konrad Kunze: dtv-Atlas Namenkunde: Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet. dtv, München 1998, ISBN 3-423-03234-0, S. 88–105.
- Rosa Kohlheim, Volker Kohlheim: Duden Lexikon der Familiennamen. Herkunft und Bedeutung von 20.000 Nachnamen. Dudenverlag, Mannheim 2008, ISBN 978-3-411-73111-4, Kap. Die 200 häufigsten deutschen Familiennamen und deren Herkunft., S. 48 f.
- Otto Back: Name Studies / Namenforschung / Les noms propres. 1996, 205. Typologie der Ländernamen: Staaten-, Länder-, Landschaftsnamen, S. 1348–1356.
- Kamianets, S. 47, merkt an: „Hier sei betont, dass die Choronyme eine Zwischenstelle zwischen den EN [Eigennamen] der natürlichen und künstlich geschaffenen Objekte einnehmen.“
- Flurnamen haben mit das reichste Namensgut sowohl an Toponymen wie an Personennamen hervorgebracht, da sie sowohl toponymisch wie anthroponymisch ausstrahlen: So bezeichnet Schönwieskogel den ‚Berg mit den schönen Wiesen‘, Schönwiesmahd die Wiese selbst, Schönwiesen die Ortslage, nach welcher der zugehörige Bauer Schönwieser heißt. Nach dem Berg heißt dann auch der Bach, der von ihm kommt, Schönwiesbach usf.
- Hans Tyroller: Name Studies / Namenforschung / Les noms propres. 1996, 221. Typologie der Flurnamen (Mikrotoponomastik): Germanisch, S. 1434–1441.
- Diese können auch zu den Flurnamen im weiteren Sinne gerechnet werden.
- Kunze 1998, nach Kamianets 2000, S. 46 ff.
- Hans Ramge: Name Studies / Namenforschung / Les noms propres. 1996, 176. Flurnamengeographie, S. 1169–1175.
- Analog dem Begriff Orographie, der ursprünglich auf reine Bergformen beschränkt war, heute aber die Lehre von den Höhenstrukturen allgemein bezeichnet: vgl. Kamianets 2000, S. 47.
- Diese Landschaftselemente fallen auch unter den Begriff Oronym, Kamianets 2000, S. 47, bzw. Riednamen, Fuhrmann/BEV 2008
- Kamianets 2000, S. 47.
- Albrecht Greule: Name Studies / Namenforschung / Les noms propres. 1996, 234. Gewässernamen: Morphologie, Benennungsmotive, Schichten, S. 1534–1539.
- „Mikroobjekte innerhalb der Siedlungen“ bei Kamianets 2000, S. 48.
- Kunze 1998 und Kamianets 2000.
- Kamianets 2000, S. 45 f., stellt diese Kategorie als „Objekte des außerirdischen Raums“ explizit eigenständig neben die „Objekte des irdischen Raums“ im Sinne der Geographie (d. i. ‚Lehre von der Erde‘): „Der ganze Bestand der EN [Eigennamen] im Deutschen lässt sich in drei große Gruppen einteilen“ (S. 45). Die dritte Großgruppe wären die Eigennamen der Lebewesen (Anthroponyme, Zoonyme und ).
Autor: www.NiNa.Az
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Die Toponomastik auch Toponymie oder Toponymik von altgriechisch topos topos Ort und attisch ὄnoma onoma bzw aolisch dorisch ὄnyma onyma Name deutsch Ortsnamenkunde oder Ortsnamenforschung beschaftigt sich als Teilgebiet der allgemeinen Namenforschung und der Sprachgeographie mit allen Toponymen also Ortlichkeitsnamen oder auch Ortsnamen im allgemeinen Sinne des Wortes Toponyme sind zentrale Datentypen in der Geoinformatik und Bestandteile der Kartographie und Topographie Sie sind die Basiskategorie der Geographie und der Topographie anderer Himmelskorper Klassifikation der ToponymeUnter den Oberbegriff Toponym fallen die im Folgenden erlauterten Termini Choronyme Choronyme von altgriechisch xwrᾱ chṓra deutsch Land Raum oder Raumnamen benennen bestimmte Regionen und Gebiete insbesondere der politischen Gebilde die im Hinblick auf Siedlungsgeographie Kulturgeschichte und andere Humanwissenschaften dargestellt werden konnen Insbesondere sind das Landschaftsnamen fur Kontinente Inseln und Halbinseln Regionen Landstriche Gaue Landernamen fur Staaten Gliedstaaten und deren Verwaltungseinheiten wie Provinzen Bezirke Gemeinden Flurnamen im engeren Sinne von Flur offenes Gelande fur Flurstucke in der Grosse von Gemarkungen bis hin zu einzelnen Parzellen Spezialformen sind Gewanne Gefilde u a m Untergruppen etwa die Ried und die Rodungsnamen Flurnamen im weiteren Sinne Zum Namensgut der unbewohnten Landschaftselemente aus Sicht der physischen Geographie und Geomorphologie zahlen Oronyme von griechisch ὄros oros Berg fur grossere Landformen wie Gebirge Berg und Hugellandschaften einzelne Berge und Bergspitzen teils auch fur Ebenen Talungen Oronyme fur Gelandeformationen wie kleinere isolierte Berge z B Zeugenberge und Klippen und Hugel sowie deren Teile etwa Gipfel Felsen und Steine und andere Landschaftselemente mehr die naturgemass weitgehend mit der Gruppe der Flurnamen im engeren Sinne zusammenfallen Namen fur Walder Kamianets gibt den Begriff Drymonyme von griechisch drῡmos drӯmos Wald Hain als separaten Typ der Propria neben den Oronymika Auen Wiesen und Acker Parks und andere biogene wie land und forstwirtschaftlich uberpragte Formen Primar und Sekundarnatur Hydronyme Hauptartikel Hydronym Hydronyme von griechisch ὕdwr hydōr Wasser oder Gewassernamen bezeichnen Gewasser Dazu zahlen im engeren Sinne Namen fur Ozeane Okeanonyme Meere und Meeresteile Pelagonyme Flusse Bache Potamonyme und Kanale Seen Teiche Weiher und Tumpel Limnonyme sowie Sumpfe Helonyme im weiteren Sinne auch die Ubergangszonen zwischen Land und Meer wie Litorale Gestade und Ufer fluviale Landschaftsformen und Ahnliches sowie auch die Namen der rezenten Hydrologie wie Bezeichnungen fur Trockentaler und glazialmorphologische Formen Inseln und Halbinseln werden allgemein zu den Choronymen gerechnet Oikonym Hauptartikel Ortsname Oikonyme von griechisch oἶkos oĩkos Unterkunft Siedlungsnamen oder Ortsnamen im engeren Sinne bezeichnen Siedlungen Zu ihnen zahlen Urbanonyme von lateinisch urbs Stadt urbanus stadtisch fur Stadte Agglomerationen Dorfer Ortsteile Siedlungs und Wohnplatze Einzelgehofte Gewerbegebiete und anderes mehr Gebaudenamen Hausnamen oder Oikodomonyme von griechisch oἰkodomh oikodome Gebaude bezeichnen Burgen und Schlosser Herrenhauser Gaststatten und einzelne Wohn und Arbeitsgebaude wie Burogebaude Fabriken u a m Kunze und Kamianets haben daneben noch verschiedene Untertypen vorgeschlagen Ekklesionyme von griechisch ἐkklhsia ekklesia Versammlungsstatte Kirche fur Kloster Kirchen und andere Sakralbauten sowie Nekronyme von griechisch nekros nekros Toter fur Begrabnisstatten Hodonyme oder Dromonyme Hauptartikel Strassenname Auch die beiden Sondertypen der Dromonyme von griechisch dromos dromos Weg sowie der Hodonyme griechisch ὁdos hodos Strasse fur Verkehrswege und Orte im urbanen Freiraum sind neue Vorschlage von Kunze und Kamianets und beziehen sich im Besonderen auf Strassennamen auch mit einem Kunstwort als Prodonyme nach griechisch proodos proodos Fortschritt benannt daneben Namen fur Eisenbahnstrecken Verkehrsbauwerke usf Agoronyme von griechisch ἀgora agora Platz oder Platznamen fur Platze Diese Gruppe wird vielfach unter den Begriff der Siedlungsname Oikonyme im allgemeineren Sinne gestellt Siehe auch Strassennamen Hodonyme im Artikel Name Astrotoponym Astrotoponyme von altgriechisch ἄstron astron deutsch Stern sind Namen fur die Topographie der Objekte ausserhalb der Erde bezieht sich also auf die extraterrestrische Toponymie d h Oberflachengestalten von Himmelskorpern etwa anderer Planeten darunter solche die sich auch auf der Erde finden wie Berge Taler Krater usf aber auch autochthone Formen Nicht zu dieser Kategorie gehoren allerdings die Astronyme Namen der Himmelskorper selbst und Namen fur Weltallzonen Himmelsspharen Geschichtliche und soziologische BedeutungDie Toponomastik ist eine wichtige Hilfswissenschaft der Geschichtswissenschaften und der Historischen Geografie Toponyme sind zeitbezogen oft sehr stabil und hohen Alters und dokumentieren insofern die Siedlungsgeschichte Hier sind die Endonyme Eigenbezeichnungen genauso aufschlussreich wie die Exonyme Fremdbezeichnungen Gewassernamen Hydronyme spielen eine zentrale Rolle fur die Sprach und Geschichtswissenschaft weil sie in vielen Fallen die altesten uberlieferten Toponyme sind Auch fur die Migrationsbewegungen der Individuen sind die Herkunftsnamen die auf Toponyme bezogenen Anthroponyme besonders aufschlussreich Hier sind insbesondere die Wohnstattennamen zu erwahnen die den Bezug der allgemeinen Toponyme zu den Ortsnamen im engeren Sinne darstellen Politische BedeutungDie Toponomastik kann unter Umstanden auch eine bedeutende politische Rolle spielen insbesondere bei nationalen oder ethnischen Konflikten Haufig wird die Toponomastik instrumentalisiert um den Beweis zu fuhren dass ein gewisser Landstrich einer bestimmten nationalen oder ethnischen Gruppe zustehe Beispiele im deutschen Sprachraum sind die Toponomastik wahrend der deutschen Besetzung Polens 1939 1945 der ehemaligen deutschen Ostgebiete nach 1945 die Toponomastik Elsass Lothringens und die Toponomastik Sudtirols Prontuario dei nomi locali dell Alto Adige von Ettore Tolomei Gerade der Streit um letztere ist auch heute noch von grosser Aktualitat Siehe auchListe der Listen deutschsprachiger Bezeichnungen nicht deutschsprachiger Orte Liste der Listen fremdsprachlicher Bezeichnungen fur deutsche Orte Liste der Gemeinden mit Doppelnamen in Deutschland Expertengruppe der Vereinten Nationen fur geographische Namen Atlas der wahren Namen kuriose EtymologieLiteraturDeutsches Sprachgebiet Diana Ascher Die Ortsnamen des Landkreises Fulda In Archiv fur mittelrheinische Kirchengeschichte Band 70 2018 S 29 49 Adolf Bach Deutsche Namenkunde Band II Teilbande 1 und 2 Die deutschen Ortsnamen Heidelberg 1953 54 Dieter Berger Duden Geographische Namen in Deutschland Herkunft und Bedeutung der Namen von Landern Stadten Bergen und Gewassern Zweite Auflage Mannheim 1999 ISBN 3 411 06252 5 Wilhelm Bruckner Schweizerische Ortsnamenkunde Basel 1945 Friedhelm Debus Namenkunde und Namengeschichte Grundlagen der Germanistik Band 51 Erich Schmidt Berlin 2012 ISBN 978 3 503 13718 3 Ernst Forstemann Hermann Jellinghaus Hrsg Altdeutsches Namenbuch Band II Teilbande 1 und 2 Ortsnamen 3 Auflage Bonn 1913 1916 Reprint Hildesheim 1967 83 ISBN 3 487 01733 4 Lino Franceschini Toponomastik Eine Einfuhrung in die Ortsnamenforschung Epubli Berlin 2016 ISBN 978 3 7375 8720 4 Henning Kaufmann Bildungsweise und Betonung der deutschen Ortsnamen Grundfragen der Namenkunde Band 1 Zweite Auflage Fink Munchen 1977 Erstausgabe Winter Heidelberg 1959 ISBN 3 7705 1523 4 Egon Kuhebacher Die Ortsnamen Sudtirols und ihre Geschichte Drei Bande Bozen 1995 2000 ISBN 88 7014 634 0 ISBN 88 7014 827 0 und ISBN 88 8266 018 4 Corinna Scheungraber Friedrich E Grunzweig Die altgermanischen Toponyme sowie die ungermanischen Toponyme Germaniens Fassbaender Wien 2014 ISBN 978 3 902575 62 3 Thomas Franz Schneider Orts und Flurnamen In Historisches Lexikon der Schweiz Ernst Schwarz Deutsche Namenforschung Band 2 Orts und Flurnamen Gottingen 1950 Paul Zinsli Ortsnamen Strukturen und Schichten in den Siedlungs und Flurnamen der deutschen Schweiz Schriften des deutschschweizerischen Sprachvereins Band 7 Huber Frauenfeld 1971 2 Auflage 1975 Nachschlagewerke international Maurits Gysseling Toponymisch Woordenboek van Belgie Nederland Luxemburg Noord Frankrijk en West Duitsland voor 1226 Brussel 1960 WeblinksWiktionary Toponomastik Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wiktionary Toponym Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Portal zur Namenforschung in Mainz namenforschung net Schweizer Toponomastik ortsnamen ch Namenforschung Universitat Zurich Toponomastik in Sudtirol toponomastik com EinzelnachweiseDie Zusammenstellung folgt Ernst Eichler u a Hrsg Namenforschung Ein internationales Handbuch zur Onomastik Name Studies An International Handbook of Onomastics Les noms propres Manuel international d onomastique Erste Auflage Teilband 2 S 980 1890 de Gruyter Berlin und New York 1996 ISBN 3 11 014879 X Beitrage teilweise deutsch englisch und franzosisch gebundene Ausgabe Darin vor allem Frederic G Cassidy Place Name Study Getting Started Kap 219 S 1426 1429 englisch Wolodymyr Kamianets Zur Einteilung der deutschen Eigennamen In Institut fur Sprachwissenschaft der Universitat Graz Hrsg Grazer Linguistische Studien Band 54 Herbst 2000 ISSN 1015 0498 S 41 58 besonders S 47 f uni graz at PDF 124 kB abgerufen am 29 Juni 2015 Konrad Kunze dtv Atlas Namenkunde Vor und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet dtv Munchen 1998 ISBN 3 423 03234 0 S 88 105 Rosa Kohlheim Volker Kohlheim Duden Lexikon der Familiennamen Herkunft und Bedeutung von 20 000 Nachnamen Dudenverlag Mannheim 2008 ISBN 978 3 411 73111 4 Kap Die 200 haufigsten deutschen Familiennamen und deren Herkunft S 48 f Otto Back Name Studies Namenforschung Les noms propres 1996 205 Typologie der Landernamen Staaten Lander Landschaftsnamen S 1348 1356 Kamianets S 47 merkt an Hier sei betont dass die Choronyme eine Zwischenstelle zwischen den EN Eigennamen der naturlichen und kunstlich geschaffenen Objekte einnehmen Flurnamen haben mit das reichste Namensgut sowohl an Toponymen wie an Personennamen hervorgebracht da sie sowohl toponymisch wie anthroponymisch ausstrahlen So bezeichnet Schonwieskogel den Berg mit den schonen Wiesen Schonwiesmahd die Wiese selbst Schonwiesen die Ortslage nach welcher der zugehorige Bauer Schonwieser heisst Nach dem Berg heisst dann auch der Bach der von ihm kommt Schonwiesbach usf Hans Tyroller Name Studies Namenforschung Les noms propres 1996 221 Typologie der Flurnamen Mikrotoponomastik Germanisch S 1434 1441 Diese konnen auch zu den Flurnamen im weiteren Sinne gerechnet werden Kunze 1998 nach Kamianets 2000 S 46 ff Hans Ramge Name Studies Namenforschung Les noms propres 1996 176 Flurnamengeographie S 1169 1175 Analog dem Begriff Orographie der ursprunglich auf reine Bergformen beschrankt war heute aber die Lehre von den Hohenstrukturen allgemein bezeichnet vgl Kamianets 2000 S 47 Diese Landschaftselemente fallen auch unter den Begriff Oronym Kamianets 2000 S 47 bzw Riednamen Fuhrmann BEV 2008 Kamianets 2000 S 47 Albrecht Greule Name Studies Namenforschung Les noms propres 1996 234 Gewassernamen Morphologie Benennungsmotive Schichten S 1534 1539 Mikroobjekte innerhalb der Siedlungen bei Kamianets 2000 S 48 Kunze 1998 und Kamianets 2000 Kamianets 2000 S 45 f stellt diese Kategorie als Objekte des ausserirdischen Raums explizit eigenstandig neben die Objekte des irdischen Raums im Sinne der Geographie d i Lehre von der Erde Der ganze Bestand der EN Eigennamen im Deutschen lasst sich in drei grosse Gruppen einteilen S 45 Die dritte Grossgruppe waren die Eigennamen der Lebewesen Anthroponyme Zoonyme und Normdaten Sachbegriff GND 4172891 9 GND Explorer lobid OGND AKS