Die Prädikatenlogiken auch Quantorenlogiken bilden eine Familie logischer Systeme die es erlauben in der Praxis und in d
Prädikatenlogik

Die Prädikatenlogiken (auch Quantorenlogiken) bilden eine Familie logischer Systeme, die es erlauben, in der Praxis und in der Theorie vieler Wissenschaften wichtige Bereiche durch Argumente zu formalisieren und sie auf ihre Gültigkeit zu überprüfen. Auf Grund dieser Eigenschaft spielt die Prädikatenlogik eine große Rolle in der Logik sowie in Mathematik, Informatik, Linguistik und Philosophie.
Gottlob Frege und Charles Sanders Peirce entwickelten unabhängig voneinander die Prädikatenlogik. Frege entwickelte und formalisierte sein System in der 1879 erschienenen Begriffsschrift. Ältere logische Systeme, zum Beispiel die traditionelle Begriffslogik, sind hinsichtlich ihrer Ausdrucksstärke echte Teilmengen der Prädikatenlogik. Sie lassen sich vollständig in diese übersetzen.
Zentrale Begriffe
Die Prädikatenlogik ist eine Erweiterung der Aussagenlogik. In der Aussagenlogik werden zusammengesetzte Aussagen daraufhin untersucht, aus welchen einfacheren Aussagen sie zusammengesetzt sind. Zum Beispiel besteht die Aussage „Es regnet oder die Erde ist eine Scheibe“ aus den beiden Aussagen „Es regnet“ und „Die Erde ist eine Scheibe“. Diese beiden Aussagen lassen sich ihrerseits nicht in weitere Teilaussagen zerlegen – sie werden deshalb atomar oder elementar genannt. In der Prädikatenlogik werden atomare Aussagen hinsichtlich ihrer inneren Struktur untersucht.
Ein zentrales Konzept der Prädikatenlogik ist das Prädikat. In umgangssprachlicher Annäherung ist ein Prädikat eine Folge von Wörtern, die Leerstellen eröffnen; diese Folge wird zu einer wahren oder falschen Aussage, wenn in jede Leerstelle ein Eigenname eingesetzt wird. Zum Beispiel ist die Wortfolge „… ist ein Mensch“ ein Prädikat, weil durch Einsetzen eines Eigennamens – etwa „Sokrates“ – ein Aussagesatz, im Beispiel „Sokrates ist ein Mensch“, entsteht. Die Aussage „Die Erde ist eine Scheibe“ lässt sich prädikatenlogisch in den Eigennamen „die Erde“ und das Prädikat „… ist eine Scheibe“ zerlegen. Anhand der Definition und der Beispiele wird klar, dass der Begriff „Prädikat“ in der Logik, speziell in der Prädikatenlogik, nicht dieselbe Bedeutung hat wie in der Grammatik, auch wenn historisch und philosophisch ein Zusammenhang besteht. Statt eines Eigennamens kann in das Prädikat auch eine Variable eingesetzt werden, wodurch das Prädikat zu einer Satzfunktion wird: φ(x) := „x ist ein Mensch“ ist eine Funktion, die in der klassischen Prädikatenlogik für die Eigennamen derjenigen Individuen, die Menschen sind, den Wahrheitswert wahr ausgibt und für alle anderen den Wahrheitswert falsch.
Das zweite charakteristische Konzept der Prädikatenlogik ist der Quantor. Quantoren geben an, von wie vielen Individuen des Diskursuniversums eine Satzfunktion erfüllt wird. Ein Quantor bindet die Variable einer Satzfunktion, so dass wieder ein Satz entsteht. Der Allquantor sagt aus, dass ein Prädikat auf alle Individuen zutreffen soll. Der Existenzquantor besagt, dass ein Prädikat auf mindestens ein Individuum zutrifft. Die Quantoren ermöglichen Aussagen wie „Alle Menschen sind sterblich“ oder „Es gibt mindestens einen rosa Elefanten“.
Gelegentlich werden zusätzlich numerische Quantoren verwendet, mit denen ausgesagt werden kann, dass ein Prädikat auf eine bestimmte Anzahl von Individuen zutrifft. Diese sind jedoch nicht unbedingt nötig, denn sie lassen sich auf den All- und den Existenzquantor sowie auf das Identitätsprädikat zurückführen.
Prädikate
Die oben gegebene Definition eines Prädikats als Folge von Wörtern mit klar definierten Leerstellen, die zu einer Aussage wird, wenn in jede Leerstelle ein Eigenname eingesetzt wird, ist eine rein formale, inhaltsfreie Definition. Inhaltlich betrachtet können Prädikate ganz unterschiedliche Arten von Begriffen ausdrücken:
- Sorten von Individuen (Sortalbegriffe): „_ ist ein Mensch“
- Eigenschaften: „_ ist rosa“
- relationale Begriffe, d. h. Beziehungen zwischen Individuen:z. B. „_1 ist größer als _2“ oder „_1 liegt zwischen _2 und _3“.
Da die genaue Natur und der ontologische Status von Begriffen, Eigenschaften und Relationen von unterschiedlichen philosophischen Richtungen unterschiedlich betrachtet werden und da auch die genaue Abgrenzung von Begriffen, Eigenschaften und Relationen untereinander unterschiedlich gesehen wird, ist die eingangs genannte formale Definition die anwendungspraktisch günstigste, weil sie es erlaubt, Prädikatenlogik zu verwenden, ohne bestimmte ontologische bzw. metaphysische Voraussetzungen akzeptieren zu müssen.
Die Zahl der unterschiedlichen Leerstellen eines Prädikats wird seine Stelligkeit genannt. So ist ein Prädikat mit einer Leerstelle einstellig, eines mit zwei Leerstellen zweistellig usw. Gelegentlich werden Aussagen als nullstellige Prädikate, d. h. als Prädikate ohne Leerstellen betrachtet. Bei der Zählung der Leerstellen werden nur unterschiedliche Leerstellen berücksichtigt.
In formaler Prädikatenlogik werden Prädikate durch Prädikatbuchstaben ausgedrückt, meist Großbuchstaben vom Anfang des lateinischen Alphabets, zum Beispiel F_1_2 für ein zweistelliges Prädikat, G_1 für ein einstelliges Prädikat oder H_1_2_3 für ein dreistelliges Prädikat. Oft werden die Argumente eines Prädikats in Klammern gesetzt und durch Kommata getrennt, sodass die genannten Beispiele als F(_1,_2) bzw. G(_1) und H(_1,_2,_3) geschrieben würden.
Eigennamen und Individuenkonstanten
In Sprachphilosophie und Sprachwissenschaft ist das Thema der Eigennamen ein durchaus komplexes. Für die Behandlung im Rahmen einer einleitenden Darstellung der Prädikatenlogik soll es ausreichen, solche Sprachausdrücke als Eigennamen zu bezeichnen, die genau ein Individuum bezeichnen; das Wort „Individuum“ wird hier in einem ganz allgemeinen Sinn verstanden und meint jedes „Ding“ (physikalischer Gegenstand, Zahl, Person …), das in irgendeiner erdenklichen Weise von anderen Dingen unterschieden werden kann. Eigennamen im genannten Sinn werden meistens eigentliche Eigennamen (z. B. „Gottlob Frege“) oder Kennzeichnungen (z. B. „der gegenwärtige Bundeskanzler von Österreich“) sein.
Das Gegenstück zu den Eigennamen der natürlichen Sprache sind die Individuenkonstanten der Prädikatenlogik; meist wählt man Kleinbuchstaben vom Anfang des lateinischen Alphabets, zum Beispiel a, b, c. Im Gegensatz zu natürlichsprachlichen Eigennamen bezeichnet jede Individuenkonstante tatsächlich genau ein Individuum. Dies bedeutet keine impliziten metaphysischen Voraussetzungen, sondern legt lediglich fest, dass nur solche natürlichsprachlichen Eigennamen mit Individuenkonstanten ausgedrückt werden, die tatsächlich genau ein Individuum benennen.
Mit dem Vokabular von Prädikatbuchstaben und Individuenkonstanten lassen sich aussagenlogisch atomare Sätze wie „Sokrates ist ein Mensch“ oder „Gottlob Frege ist Autor der Begriffsschrift“ bereits in ihrer inneren Struktur analysieren: Übersetzt man den Eigennamen „Sokrates“ mit der Individuenkonstante a, den Eigennamen „Gottlob Frege“ mit der Individuenkonstante b, den Eigennamen bzw. Buchtitel „Begriffsschrift“ mit der Individuenkonstante c und die Prädikate „_ ist ein Mensch“ und „_1 ist der Autor von _2“ mit den Prädikatbuchstaben F_ bzw. G_1_2, dann lässt sich „Sokrates ist ein Mensch“ als Fa und „Gottlob Frege ist der Autor der ‚Begriffsschrift‘“ mit Gbc ausdrücken.
Quantoren
Mit Quantoren können Aussagen darüber gemacht werden, ob eine Satzfunktion auf keines, einige oder alle Individuen des Diskursuniversums zutrifft. Im einfachsten Fall ist die Satzfunktion ein einstelliges Prädikat. Setzt man in das Prädikat eine Individuenvariable ein und stellt den Existenzquantor und dieselbe Variable davor, so wird damit behauptet, dass es mindestens ein Individuum gibt, auf das das Prädikat zutrifft. Es muss also mindestens einen Satz der Form geben, dass in das Prädikat eine Individuenkonstante eingesetzt wird, der im betreffenden Diskursuniversum wahr ist. Der Allquantor sagt aus, dass ein Prädikat auf alle Individuen aus dem Diskursuniversum zutrifft. In der klassischen Prädikatenlogik sind daher alle atomaren, allquantifizierten Aussagen wahr, wenn das Diskursuniversum leer ist.
Der Existenzquantor wird in halbformaler Sprache als „es gibt mindestens ein Ding, sodass …“ oder „es gibt mindestens ein (Variablenname), für das gilt …“ ausgedrückt. In formaler Sprache werden die Zeichen oder
verwendet. Der Allquantor wird in halbformaler Sprache als „Für alle (Variablenname) gilt: …“ ausgedrückt, in formaler Sprache durch eines der Zeichen
oder
.
Unmittelbar einsichtig ist die Verwendung von Quantoren bei einstelligen Prädikaten, zum Beispiel „_ ist ein Mensch.“ Die existenzquantifizierte Aussage würde lauten „Es gibt mindestens ein Ding, für das gilt: es ist ein Mensch,“ in formaler Sprache: . Dabei ist M_ die Übersetzung des einstelligen Prädikats „_ ist ein Mensch“ und
ist der Existenzquantor. Der Buchstabe x ist keine Individuenkonstante, sondern erfüllt dieselbe Funktion, die in der halbformalen Formulierung das Wort „es“ erfüllt: Beide kennzeichnen die Leerstelle, auf die sich der Quantor bezieht. Im gewählten Beispiel erscheint das als redundant, weil es nur einen Quantor und nur eine Leerstelle enthält und daher keine Mehrdeutigkeit möglich ist. Im allgemeinen Fall, in dem ein Prädikat mehr als eine Leerstelle und ein Satz mehr als einen Quantor und mehr als ein Prädikat enthalten kann, wäre ohne die Verwendung geeigneter „Querverweiszeichen“ keine eindeutige Lesart vorgegeben.
Zum Herstellen der Beziehung zwischen einem Quantor und der Leerstelle, auf die er sich bezieht, werden meist Kleinbuchstaben vom Ende des lateinischen Alphabets verwendet, zum Beispiel die Buchstaben x, y und z; sie werden als Individuenvariablen bezeichnet. Die Leerstelle, auf die sich ein Quantor bezieht, bzw. die Variable, die zum Herstellen dieser Verbindung verwendet wird, bezeichnet man als durch den Quantor gebunden.
Bindet man in einem mehrstelligen Prädikat eine Leerstelle durch einen Quantor, dann entsteht ein Prädikat von um eins niedrigerer Stelligkeit. Das zweistellige Prädikat L_1_2, „_1 liebt _2“, das die Relation des Liebens ausdrückt, wird durch Binden der ersten Leerstelle durch den Allquantor zum einstelligen Prädikat , sozusagen zur Eigenschaft, von jedem geliebt zu werden (der Allquantor bezieht sich auf die erste Leerstelle, in der das Individuum steht, von dem die Liebe ausgeht). Durch Binden der zweiten Leerstelle wird daraus hingegen das einstellige Prädikat
, sozusagen die Eigenschaft, alles und jeden zu lieben (der Allquantor bindet die zweite Leerstelle, also jene, in der das Individuum steht, das die Rolle des oder der Geliebten innehat).
Interessant sind Sätze mit Prädikaten, in denen mehr als eine Leerstelle durch einen Quantor gebunden wird. Die Möglichkeit der Behandlung solcher Sätze macht die große Leistungsfähigkeit der Prädikatenlogik aus, ist aber zugleich der Punkt, an dem das System für den Neueinsteiger etwas kompliziert wird und intensiverer Auseinandersetzung und Übung bedarf. Als kleiner Einblick in die Möglichkeiten der Prädikatenlogik sollen für das einfache zweistellige Prädikat L_1_2, das zum Beispiel wie oben gelesen werden kann als „_1 liebt _2“, alle Möglichkeiten aufgezählt werden, die Leerstellen durch Quantoren zu binden (in den folgenden Diagrammen sind _1 die „vertikalen“ a,b,c,d,e und _2 die „horizontalen“ a,b,c,d,e):
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Die Matrizen veranschaulichen die Formeln für den Fall, dass fünf Individuen als Liebende und Geliebte in Frage kommen. Abgesehen von den Sätzen 6 und 9/10 handelt es sich um Beispiele. Die Matrix zu Satz 5 steht z. B. für „b liebt sich selbst“; die zu Satz 7/8 für „c liebt b“.
Wichtig und instruktiv ist es, zwischen den Sätzen 1, , und 3,
, zu unterscheiden: In beiden Fällen wird jeder geliebt; im ersten Fall jedoch wird jeder von irgendjemandem geliebt, im zweiten Fall wird jeder von ein und demselben Individuum geliebt.
Zwischen einigen dieser Sätze bestehen Folgerungszusammenhänge – so folgt etwa Satz 1 aus Satz 3, aber nicht umgekehrt (Siehe Hasse-Diagramm).
Mit dreistelligen Prädikaten können Formeln wie gebildet werden. Mit dem Prädikat „x will, dass y z liebt“ bedeutet diese Formel „Jemand wünscht allen jemanden zu lieben“.
In natürlicher Sprache treten Quantoren in sehr unterschiedlichen Formulierungen auf. Oft werden Wörter wie „alle“, „keine“, „einige“ oder „manche“ verwendet, manchmal ist die Quantifizierung nur aus dem Zusammenhang erkennbar – zum Beispiel meint der Satz „Menschen sind sterblich“ in der Regel die Allaussage, dass alle Menschen sterblich sind.
Beispiele (Prädikatenlogik – Deutsch)
Prädikatenlogik – Deutsch | Erklärung | ||||||||||||
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„Alle Katzen sind Säugetiere“ (Es kann auch Säugetiere geben, die keine Katzen sind, |
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„Alles ist eine Katze und ein Säugetier“ |
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„Es gibt mindestens eine Stadt nördlich von München“ |
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„Keine Stadt liegt nördlich ihrer selbst“ |
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„Es existiert mindestens eine gemeinsame Tochter von Tom und Jenny“ |
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„Jede Katze ist eine Katze“ |
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„Nicht alle Autos sind grün“ (Es gibt mindestens ein Auto, das nicht-grün ist. Das heißt auch, dass es mindestens ein Auto im Diskursuniversum gibt. Falls es überhaupt keine Autos gäbe, dann wäre die All-Aussage „Alle Autos sind grün“ wahr, die vorliegende Verneinung dieser Aussage somit falsch. Es folgt also wiederum, dass es ein Auto geben muss.) |
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Einige prädikatenlogische Äquivalenzen
Die Logische Äquivalenz zwischen zwei prädikatenlogischen Aussagen ergibt sich durch den schematischen Austausch von Allquantor und Existenzquantor. Im Folgenden exemplarisch einige häufiger gebrauchte prädikatenlogische Äquivalenzen.
Die Verneinung der Aussage „Alles ist grün“ lässt sich wahlweise als „Nicht alles ist grün“ und als „Es gibt etwas, das nicht grün ist“ formulieren. | |
Wenn die Aussage „Es gibt etwas, das grün ist.“ verneint wird, so sind „Es gibt nicht ein Ding im Diskursuniversum, das grün ist.“ oder „Alles im Diskursuniversum ist nicht grün.“ wahr und umgekehrt. | |
Distributivität des Existenzquantors über ODER. | |
Distributivität des Allquantors über UND. | |
Wenn es ein Beispiel gibt, das einen Satz impliziert, so würde jedes Beispiel diesen Satz implizieren. | |
Wenn ein Satz eine Allaussage impliziert, so gilt die Implikation für jedes einzelne Beispiel. |
Wenn ausgeschlossen wird, dass das Diskursuniversum leer ist, gelten zudem:
Arten von Prädikatenlogik
Wenn – wie bisher skizziert – Quantoren die Leerstellen von Prädikaten binden, dann spricht man von Prädikatenlogik erster Stufe oder Ordnung, englisch: first order logic, abgekürzt FOL; sie ist sozusagen das Standardsystem der Prädikatenlogik.
Eine naheliegende Variation der Prädikatenlogik besteht darin, nicht nur die Leerstellen von Prädikaten zu binden, also nicht nur über Individuen zu quantifizieren, sondern auch Existenz- und Allaussagen über Prädikate zu machen. Auf diese Weise kann man Aussagen wie „Es gibt ein Prädikat, für das gilt: es trifft auf Sokrates zu“ und „Für jedes Prädikat gilt: es trifft auf Sokrates zu, oder es trifft nicht auf Sokrates zu“ formalisieren. Zusätzlich zu den individuellen Leerstellen der Prädikate erster Stufe hätte man auf diese Weise Prädikatsleerstellen eingeführt, die zu Prädikaten zweiter Stufe führen, zum Beispiel eben zu „_ trifft auf Sokrates zu“. Von hier ist es nur ein kleiner Schritt zu Prädikaten dritter Stufe, in deren Leerstellen Prädikate zweiter Stufe eingesetzt werden können, und allgemein zu Prädikaten höherer Stufe. Man spricht in diesem Fall daher von Prädikatenlogik höherer Stufe, englisch higher order logic, abgekürzt HOL.
Die formal einfachste Erweiterung der Prädikatenlogik erster Stufe besteht jedoch in der Ergänzung um Mittel zur Behandlung von Identität. Das entstehende System heißt Prädikatenlogik der ersten Stufe mit Identität. Zwar lässt sich Identität in der Prädikatenlogik höherer Stufe definieren, d. h. ohne Spracherweiterung behandeln, doch ist man bestrebt, möglichst lange und möglichst viel auf der ersten Stufe zu arbeiten, weil es für diese einfachere und vor allem vollständige Kalküle gibt, d. h. Kalküle, in denen alle in diesem System gültigen Formeln und Argumente hergeleitet werden können. Für die Prädikatenlogik höherer Stufe gilt das nicht mehr, d. h., es ist für die höhere Stufe nicht möglich, mit einem einzigen Kalkül alle gültigen Argumente herzuleiten.
Umgekehrt kann man Prädikatenlogik der ersten Stufe einschränken, indem man sich zum Beispiel auf einstellige Prädikate beschränkt. Das aus dieser Einschränkung entstehende logische System, die monadische Prädikatenlogik, hat den Vorteil, entscheidbar zu sein; das bedeutet, dass es mechanische Verfahren (Algorithmen) gibt, die für jede Formel bzw. für jedes Argument der monadischen Prädikatenlogik in endlicher Zeit feststellen können, ob sie bzw. ob es gültig ist oder nicht. Für einige Anwendungszwecke ist monadische Prädikatenlogik ausreichend; zudem lässt sich die gesamte traditionelle Begriffslogik, namentlich die Syllogistik, in monadischer Prädikatenlogik ausdrücken.
Parallel zur bereits thematisierten Unterscheidung prädikatenlogischer Systeme nach ihrer Stufe bzw. Ordnung gibt es klassische und nichtklassische Ausprägungen. Von klassischer Prädikatenlogik bzw. allgemein von klassischer Logik spricht man genau dann, wenn die beiden folgenden Bedingungen erfüllt sind:
- das behandelte System ist zweiwertig, d. h., jede Aussage nimmt genau einen von genau zwei Wahrheitswerten, meist wahr und falsch an (Prinzip der Zweiwertigkeit); und
- der Wahrheitswert von Aussagen, die durch aussagenlogische Junktoren zusammengesetzt sind, ist durch die Wahrheitswerte der zusammengesetzten Aussagen eindeutig bestimmt (Extensionalitätsprinzip).
Weicht man von mindestens einem dieser Prinzipien ab, dann entsteht nichtklassische Prädikatenlogik. Selbstverständlich ist es auch innerhalb der nichtklassischen Prädikatenlogik möglich, sich auf einstellige Prädikate zu beschränken (nichtklassische monadische Prädikatenlogik), über Individuen zu quantifizieren (nichtklassische Prädikatenlogik der ersten Stufe), das System um Identität zu erweitern (nichtklassische Prädikatenlogik der ersten Stufe mit Identität) oder die Quantifikation auf Prädikate auszudehnen (nichtklassische Prädikatenlogik höherer Stufe). Ein häufig verwendetes nichtklassisches prädikatenlogisches System ist die modale Prädikatenlogik (siehe Modallogik).
Semantik der Prädikatenlogik
Für jedes prädikatenlogische System kann eine formale Semantik aufgestellt werden. Dazu wird eine Interpretationsfunktion definiert, eine Funktion im mathematischen Sinn, die den Prädikaten der formalen prädikatenlogischen Sprache einen Umfang und den atomaren Sätzen einen Wahrheitswert zuordnet. Zunächst wird ein Diskursuniversum festgelegt, das ist die Gesamtheit der unterscheidbaren Gegenstände („Individuen“), auf die sich die zu interpretierenden prädikatenlogischen Aussagen beziehen sollen. Für die klassische Prädikatenlogik werden dann die einzelnen Sprachelemente folgendermaßen interpretiert:
- Individuenkonstanten
- Jeder Individuenkonstante wird genau ein Element aus dem Diskursuniversum zugeordnet, das heißt, jede Individuenkonstante benennt genau ein Individuum.
- Einstellige Prädikate
- Jedem einstelligen Prädikat wird eine Menge von Individuen aus dem Diskursuniversum zugeordnet. Auf diese Weise wird festgelegt, auf welche Individuen das betroffene Prädikat zutrifft. Wird zum Beispiel dem einstelligen Prädikat
die Menge
zugeordnet, dann ist damit festgelegt, dass
auf
, auf
und auf
zutrifft.
- Mehrstellige Prädikate
- Jedem
-stelligen Prädikat wird eine Menge von
-Tupeln von Individuen aus dem Diskursuniversum zugeordnet.
- Aussagen
- Um den Wahrheitswert von Aussagen bestimmen zu können, muss die Bewertungsfunktion die Menge aller wohlgeformten Aussagen in die Menge der Wahrheitswerte abbilden, also für jede Aussage der prädikatenlogischen Sprache festlegen, ob sie wahr oder falsch ist. Dies geschieht in der Regel rekursiv nach folgendem Muster (die Bewertungsfunktion wird hier mit B bezeichnet):
- B(
) = wahr (
ist hier eine prädikatenlogische Aussage), wenn B(
) = falsch; andernfalls ist B(
) = falsch. Mit anderen Worten: Die Verneinung einer falschen Aussage ist wahr, die Verneinung einer wahren Aussage ist falsch.
- B(
) = wahr (
sind hier prädikatenlogische Aussagen), wenn B(
) = B(
) = wahr; andernfalls ist B(
) = falsch. Mit anderen Worten: Eine Konjunktion ist genau dann wahr, wenn beide Konjunkte wahr sind; andernfalls ist sie falsch.
- Analoge Definitionen werden für alle anderen Junktoren aufgestellt.
- B(
), wobei
ein einstelliger Prädikatbuchstabe und
eine Individuenkonstante ist, liefert den Wahrheitswert „wahr“, wenn die Interpretation von
ein Element der Interpretation von
ist, mit anderen Worten: wenn das von
benannte Individuum unter das Prädikat
fällt. Andernfalls liefert B(
) den Wahrheitswert „falsch“.
- B(
), wobei
ein
-stelliger Prädikatbuchstabe ist und
bis
Individuenkonstanten sind, liefert den Wahrheitswert „wahr“, wenn das
-Tupel
Element der Interpretation des Prädikatbuchstaben
ist. Andernfalls liefert B(
) den Wahrheitswert „falsch“.
- B(
), wobei
eine Individuenvariable ist und
ein einstelliges Prädikat, in dessen (ein- oder mehrfach vorkommender) Leerstelle
eingetragen ist, liefert den Wahrheitswert „wahr“, wenn B(
) den Wahrheitswert „wahr“ liefert – unabhängig davon, für welches Individuum
steht. Dabei ist
eine Individuenkonstante, die nicht in
vorkommt und
ist der Ausdruck, der entsteht, wenn man in
jedes Vorkommnis der Individuenvariable
durch die Individuenkonstante
ersetzt. Andernfalls ist B(
) = falsch. Mit anderen Worten: B(
) ist genau dann wahr, wenn
tatsächlich auf alle Individuen des Diskursuniversums zutrifft.
- B(
), wobei
eine Individuenvariable ist und
ein einstelliges Prädikat, in dessen (ein- oder mehrfach vorkommender) Leerstelle
eingetragen ist, liefert den Wahrheitswert „wahr“, wenn
auf mindestens ein Individuum aus dem Diskursuniversum zutrifft, das heißt, wenn es möglich ist, einer in
nicht vorkommenden Individuenkonstante
ein Individuum aus dem Diskursuniversum derart zuzuordnen, dass B(
) den Wahrheitswert „wahr“ liefert.
- B(
Alternativen
Vor dem Aufblühen von Aussagenlogik und Prädikatenlogik dominierte die Begriffslogik in Gestalt der von Aristoteles entwickelten Syllogistik und darauf aufbauender relativ moderater Erweiterungen. Zwei in den 1960er-Jahren in der Tradition der Begriffslogik entwickelte Systeme werden von ihren Vertretern als der Prädikatenlogik gleichmächtig (Freytag) bzw. sogar überlegen (Sommers) bezeichnet, haben aber in der Fachwelt wenig Resonanz gefunden.
Die Gesetze der Prädikatenlogik gelten nur dann, wenn der Bereich der untersuchten Individuen nicht leer ist, d. h. wenn es überhaupt mindestens ein Individuum (welcher Art auch immer) gibt. Eine Modifikation der Prädikatenlogik, die dieser Existenzvoraussetzung nicht unterliegt, ist die .
Anwendung
Prädikatenlogiken sind von zentraler Bedeutung für verschiedene Grundlegungen der Mathematik.
Daneben gibt es einige konkrete Anwendungen in der Informatik: Sie spielt in der Konzeption und Programmierung von Expertensystemen und in der künstlichen Intelligenz eine Rolle. Logische Programmiersprachen basieren zu Teilen auf – oft eingeschränkten – Formen der Prädikatenlogik. Eine Form der Wissensrepräsentation kann mit einer Sammlung von Ausdrücken in Prädikatenlogik erfolgen.
Der Relationenkalkül, eine der theoretischen Grundlagen von Datenbankabfragesprachen wie etwa SQL, bedient sich ebenfalls der Prädikatenlogik als Ausdrucksmittel.
In der Linguistik, speziell der formalen Semantik, werden Formen der Prädikatenlogik zur Repräsentation von Bedeutung angewendet.
Spezielle Arten, Erweiterungen und Systeme
Arten und Erweiterungen
Arten und Erweiterungen der Prädikatenlogik sind in folgenden vertiefenden Einzelartikeln beschrieben:
- Klassische Prädikatenlogik und ihre Erweiterungen
- Prädikatenlogik erster Stufe
- Prädikatenlogik zweiter Stufe
- Prädikatenlogik höherer Stufe
- Nichtklassische Erweiterungen der Prädikatenlogik
- Modallogik (modale Prädikatenlogik)
- Temporale Logik
Kalküle für prädikatenlogische Systeme
Kalküle für prädikatenlogische Systeme werden in folgenden weiterführenden Einzelartikeln angegeben:
- Hilbertkalküle (axiomatischer Kalkül)
- Systeme natürlichen Schließens, zum Beispiel der Fitch-Kalkül, Sequenzenkalküle
- Baumkalküle
- Resolution (Logik)
- Existential Graphs
- Dialogische Logik
Siehe auch
- Konjunktive Anfrage
Literatur
Einführungen
- Jon Barwise, John Etchemendy: Sprache, Beweis und Logik. Band 1: Aussagen- und Prädikatenlogik. Mentis, Paderborn 2005, ISBN 3-89785-440-6.
- Jon Barwise, John Etchemendy: Sprache, Beweis und Logik. Band 2: Anwendungen und Metatheorie. Mentis, Paderborn 2006, ISBN 3-89785-441-4.
- Benson Mates: Elementare Logik – Prädikatenlogik der ersten Stufe. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1997, ISBN 3-525-40541-3.
- Wesley C. Salmon: Logik. Reclam (=Universal-Bibliothek), Stuttgart 1983, ISBN 3-15-007996-9.
Zur Geschichte
- Karel Berka, Lothar Kreiser: Logik-Texte. Kommentierte Auswahl zur Geschichte der modernen Logik. 4. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1986.
- William Kneale, Martha Kneale: The Development of Logic. Clarendon Press, 1962, ISBN 0-19-824773-7. Standardwerk zur Geschichte der Logik (englisch)
Weblinks
- Uschi Robers: Formale Darstellung der Prädikatenlogik. Technische Universität Dortmund.
- Klaus Dethloff, Christian Gottschall: Einführung in die Prädikatenlogik. Universität Wien.
- Video: Prädikatenlogik. Pädagogische Hochschule Heidelberg (PHHD) 2012, zur Verfügung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek (TIB), doi:10.5446/19823.
Einzelnachweise
- Eric M. Hammer: Semantics for Existential Graphs. In: Journal of Philosophical Logic, Volume 27, Issue 5 (Oktober 1998), S. 489: „Development of first-order logic independently of Frege, anticipating prenex and Skolem normal forms“
- Es gibt Erweiterungen der klassischen Prädikatenlogik, die Definitionslücken für Satzfunktionen vorsehen, oder zusätzliche Wahrheitswerte, um beispielsweise vagen Begriffen der natürlichen Sprache gerecht zu werden
- Liste aller Formeln mit dreistelligen Prädikaten auf Wikiversity.
- S. 4 in http://www2.informatik.uni-hamburg.de/wsv/teaching/vorlesungen/FGI1SoSe14/PL-Syntax-Semantik.pdf
- S. 4 in http://www2.informatik.uni-hamburg.de/wsv/teaching/vorlesungen/FGI1SoSe14/PL-Syntax-Semantik.pdf
- free logic in der englischsprachigen Wikipedia
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Die Pradikatenlogiken auch Quantorenlogiken bilden eine Familie logischer Systeme die es erlauben in der Praxis und in der Theorie vieler Wissenschaften wichtige Bereiche durch Argumente zu formalisieren und sie auf ihre Gultigkeit zu uberprufen Auf Grund dieser Eigenschaft spielt die Pradikatenlogik eine grosse Rolle in der Logik sowie in Mathematik Informatik Linguistik und Philosophie Gottlob Frege und Charles Sanders Peirce entwickelten unabhangig voneinander die Pradikatenlogik Frege entwickelte und formalisierte sein System in der 1879 erschienenen Begriffsschrift Altere logische Systeme zum Beispiel die traditionelle Begriffslogik sind hinsichtlich ihrer Ausdrucksstarke echte Teilmengen der Pradikatenlogik Sie lassen sich vollstandig in diese ubersetzen Zentrale BegriffeDie Pradikatenlogik ist eine Erweiterung der Aussagenlogik In der Aussagenlogik werden zusammengesetzte Aussagen daraufhin untersucht aus welchen einfacheren Aussagen sie zusammengesetzt sind Zum Beispiel besteht die Aussage Es regnet oder die Erde ist eine Scheibe aus den beiden Aussagen Es regnet und Die Erde ist eine Scheibe Diese beiden Aussagen lassen sich ihrerseits nicht in weitere Teilaussagen zerlegen sie werden deshalb atomar oder elementar genannt In der Pradikatenlogik werden atomare Aussagen hinsichtlich ihrer inneren Struktur untersucht Ein zentrales Konzept der Pradikatenlogik ist das Pradikat In umgangssprachlicher Annaherung ist ein Pradikat eine Folge von Wortern die Leerstellen eroffnen diese Folge wird zu einer wahren oder falschen Aussage wenn in jede Leerstelle ein Eigenname eingesetzt wird Zum Beispiel ist die Wortfolge ist ein Mensch ein Pradikat weil durch Einsetzen eines Eigennamens etwa Sokrates ein Aussagesatz im Beispiel Sokrates ist ein Mensch entsteht Die Aussage Die Erde ist eine Scheibe lasst sich pradikatenlogisch in den Eigennamen die Erde und das Pradikat ist eine Scheibe zerlegen Anhand der Definition und der Beispiele wird klar dass der Begriff Pradikat in der Logik speziell in der Pradikatenlogik nicht dieselbe Bedeutung hat wie in der Grammatik auch wenn historisch und philosophisch ein Zusammenhang besteht Statt eines Eigennamens kann in das Pradikat auch eine Variable eingesetzt werden wodurch das Pradikat zu einer Satzfunktion wird f x x ist ein Mensch ist eine Funktion die in der klassischen Pradikatenlogik fur die Eigennamen derjenigen Individuen die Menschen sind den Wahrheitswert wahr ausgibt und fur alle anderen den Wahrheitswert falsch Das zweite charakteristische Konzept der Pradikatenlogik ist der Quantor Quantoren geben an von wie vielen Individuen des Diskursuniversums eine Satzfunktion erfullt wird Ein Quantor bindet die Variable einer Satzfunktion so dass wieder ein Satz entsteht Der Allquantor sagt aus dass ein Pradikat auf alle Individuen zutreffen soll Der Existenzquantor besagt dass ein Pradikat auf mindestens ein Individuum zutrifft Die Quantoren ermoglichen Aussagen wie Alle Menschen sind sterblich oder Es gibt mindestens einen rosa Elefanten Gelegentlich werden zusatzlich numerische Quantoren verwendet mit denen ausgesagt werden kann dass ein Pradikat auf eine bestimmte Anzahl von Individuen zutrifft Diese sind jedoch nicht unbedingt notig denn sie lassen sich auf den All und den Existenzquantor sowie auf das Identitatspradikat zuruckfuhren Pradikate Die oben gegebene Definition eines Pradikats als Folge von Wortern mit klar definierten Leerstellen die zu einer Aussage wird wenn in jede Leerstelle ein Eigenname eingesetzt wird ist eine rein formale inhaltsfreie Definition Inhaltlich betrachtet konnen Pradikate ganz unterschiedliche Arten von Begriffen ausdrucken Sorten von Individuen Sortalbegriffe ist ein Mensch Eigenschaften ist rosa relationale Begriffe d h Beziehungen zwischen Individuen z B 1 ist grosser als 2 oder 1 liegt zwischen 2 und 3 Da die genaue Natur und der ontologische Status von Begriffen Eigenschaften und Relationen von unterschiedlichen philosophischen Richtungen unterschiedlich betrachtet werden und da auch die genaue Abgrenzung von Begriffen Eigenschaften und Relationen untereinander unterschiedlich gesehen wird ist die eingangs genannte formale Definition die anwendungspraktisch gunstigste weil sie es erlaubt Pradikatenlogik zu verwenden ohne bestimmte ontologische bzw metaphysische Voraussetzungen akzeptieren zu mussen Die Zahl der unterschiedlichen Leerstellen eines Pradikats wird seine Stelligkeit genannt So ist ein Pradikat mit einer Leerstelle einstellig eines mit zwei Leerstellen zweistellig usw Gelegentlich werden Aussagen als nullstellige Pradikate d h als Pradikate ohne Leerstellen betrachtet Bei der Zahlung der Leerstellen werden nur unterschiedliche Leerstellen berucksichtigt In formaler Pradikatenlogik werden Pradikate durch Pradikatbuchstaben ausgedruckt meist Grossbuchstaben vom Anfang des lateinischen Alphabets zum Beispiel F 1 2 fur ein zweistelliges Pradikat G 1 fur ein einstelliges Pradikat oder H 1 2 3 fur ein dreistelliges Pradikat Oft werden die Argumente eines Pradikats in Klammern gesetzt und durch Kommata getrennt sodass die genannten Beispiele als F 1 2 bzw G 1 und H 1 2 3 geschrieben wurden Eigennamen und Individuenkonstanten In Sprachphilosophie und Sprachwissenschaft ist das Thema der Eigennamen ein durchaus komplexes Fur die Behandlung im Rahmen einer einleitenden Darstellung der Pradikatenlogik soll es ausreichen solche Sprachausdrucke als Eigennamen zu bezeichnen die genau ein Individuum bezeichnen das Wort Individuum wird hier in einem ganz allgemeinen Sinn verstanden und meint jedes Ding physikalischer Gegenstand Zahl Person das in irgendeiner erdenklichen Weise von anderen Dingen unterschieden werden kann Eigennamen im genannten Sinn werden meistens eigentliche Eigennamen z B Gottlob Frege oder Kennzeichnungen z B der gegenwartige Bundeskanzler von Osterreich sein Das Gegenstuck zu den Eigennamen der naturlichen Sprache sind die Individuenkonstanten der Pradikatenlogik meist wahlt man Kleinbuchstaben vom Anfang des lateinischen Alphabets zum Beispiel a b c Im Gegensatz zu naturlichsprachlichen Eigennamen bezeichnet jede Individuenkonstante tatsachlich genau ein Individuum Dies bedeutet keine impliziten metaphysischen Voraussetzungen sondern legt lediglich fest dass nur solche naturlichsprachlichen Eigennamen mit Individuenkonstanten ausgedruckt werden die tatsachlich genau ein Individuum benennen Mit dem Vokabular von Pradikatbuchstaben und Individuenkonstanten lassen sich aussagenlogisch atomare Satze wie Sokrates ist ein Mensch oder Gottlob Frege ist Autor der Begriffsschrift bereits in ihrer inneren Struktur analysieren Ubersetzt man den Eigennamen Sokrates mit der Individuenkonstante a den Eigennamen Gottlob Frege mit der Individuenkonstante b den Eigennamen bzw Buchtitel Begriffsschrift mit der Individuenkonstante c und die Pradikate ist ein Mensch und 1 ist der Autor von 2 mit den Pradikatbuchstaben F bzw G 1 2 dann lasst sich Sokrates ist ein Mensch als Fa und Gottlob Frege ist der Autor der Begriffsschrift mit Gbc ausdrucken Quantoren Hauptartikel Quantor Mit Quantoren konnen Aussagen daruber gemacht werden ob eine Satzfunktion auf keines einige oder alle Individuen des Diskursuniversums zutrifft Im einfachsten Fall ist die Satzfunktion ein einstelliges Pradikat Setzt man in das Pradikat eine Individuenvariable ein und stellt den Existenzquantor und dieselbe Variable davor so wird damit behauptet dass es mindestens ein Individuum gibt auf das das Pradikat zutrifft Es muss also mindestens einen Satz der Form geben dass in das Pradikat eine Individuenkonstante eingesetzt wird der im betreffenden Diskursuniversum wahr ist Der Allquantor sagt aus dass ein Pradikat auf alle Individuen aus dem Diskursuniversum zutrifft In der klassischen Pradikatenlogik sind daher alle atomaren allquantifizierten Aussagen wahr wenn das Diskursuniversum leer ist Der Existenzquantor wird in halbformaler Sprache als es gibt mindestens ein Ding sodass oder es gibt mindestens ein Variablenname fur das gilt ausgedruckt In formaler Sprache werden die Zeichen displaystyle exists oder displaystyle textstyle bigvee verwendet Der Allquantor wird in halbformaler Sprache als Fur alle Variablenname gilt ausgedruckt in formaler Sprache durch eines der Zeichen displaystyle forall oder displaystyle textstyle bigwedge Unmittelbar einsichtig ist die Verwendung von Quantoren bei einstelligen Pradikaten zum Beispiel ist ein Mensch Die existenzquantifizierte Aussage wurde lauten Es gibt mindestens ein Ding fur das gilt es ist ein Mensch in formaler Sprache x Mx displaystyle exists x Mx Dabei ist M die Ubersetzung des einstelligen Pradikats ist ein Mensch und displaystyle exists ist der Existenzquantor Der Buchstabe x ist keine Individuenkonstante sondern erfullt dieselbe Funktion die in der halbformalen Formulierung das Wort es erfullt Beide kennzeichnen die Leerstelle auf die sich der Quantor bezieht Im gewahlten Beispiel erscheint das als redundant weil es nur einen Quantor und nur eine Leerstelle enthalt und daher keine Mehrdeutigkeit moglich ist Im allgemeinen Fall in dem ein Pradikat mehr als eine Leerstelle und ein Satz mehr als einen Quantor und mehr als ein Pradikat enthalten kann ware ohne die Verwendung geeigneter Querverweiszeichen keine eindeutige Lesart vorgegeben Zum Herstellen der Beziehung zwischen einem Quantor und der Leerstelle auf die er sich bezieht werden meist Kleinbuchstaben vom Ende des lateinischen Alphabets verwendet zum Beispiel die Buchstaben x y und z sie werden als Individuenvariablen bezeichnet Die Leerstelle auf die sich ein Quantor bezieht bzw die Variable die zum Herstellen dieser Verbindung verwendet wird bezeichnet man als durch den Quantor gebunden Bindet man in einem mehrstelligen Pradikat eine Leerstelle durch einen Quantor dann entsteht ein Pradikat von um eins niedrigerer Stelligkeit Das zweistellige Pradikat L 1 2 1 liebt 2 das die Relation des Liebens ausdruckt wird durch Binden der ersten Leerstelle durch den Allquantor zum einstelligen Pradikat xLx displaystyle forall xLx sozusagen zur Eigenschaft von jedem geliebt zu werden der Allquantor bezieht sich auf die erste Leerstelle in der das Individuum steht von dem die Liebe ausgeht Durch Binden der zweiten Leerstelle wird daraus hingegen das einstellige Pradikat xL x displaystyle forall xL x sozusagen die Eigenschaft alles und jeden zu lieben der Allquantor bindet die zweite Leerstelle also jene in der das Individuum steht das die Rolle des oder der Geliebten innehat Interessant sind Satze mit Pradikaten in denen mehr als eine Leerstelle durch einen Quantor gebunden wird Die Moglichkeit der Behandlung solcher Satze macht die grosse Leistungsfahigkeit der Pradikatenlogik aus ist aber zugleich der Punkt an dem das System fur den Neueinsteiger etwas kompliziert wird und intensiverer Auseinandersetzung und Ubung bedarf Als kleiner Einblick in die Moglichkeiten der Pradikatenlogik sollen fur das einfache zweistellige Pradikat L 1 2 das zum Beispiel wie oben gelesen werden kann als 1 liebt 2 alle Moglichkeiten aufgezahlt werden die Leerstellen durch Quantoren zu binden in den folgenden Diagrammen sind 1 die vertikalen a b c d e und 2 die horizontalen a b c d e Keine Spalte Zeile ist leer 1 x yLyx displaystyle forall x exists yLyx Jeder wird von jemandem geliebt 2 x yLxy displaystyle forall x exists yLxy Jeder liebt jemanden Die Diagonale ist nichtleer voll 5 xLxx displaystyle exists xLxx Jemand liebt sich selbst 6 xLxx displaystyle forall xLxx Alle lieben sich selbst Die Matrix ist nichtleer voll 7 x yLxy displaystyle exists x exists yLxy Einer liebt einen 8 x yLyx displaystyle exists x exists yLyx Einer wird von einem geliebt 9 x yLxy displaystyle forall x forall yLxy Jeder liebt jeden 10 x yLyx displaystyle forall x forall yLyx Jeder wird von jedem geliebt Hasse Diagramm der ImplikationenEine Zeile Spalte ist voll 3 x yLxy displaystyle exists x forall yLxy Jemand liebt alle 4 x yLyx displaystyle exists x forall yLyx Jemand wird von allen geliebt Die Matrizen veranschaulichen die Formeln fur den Fall dass funf Individuen als Liebende und Geliebte in Frage kommen Abgesehen von den Satzen 6 und 9 10 handelt es sich um Beispiele Die Matrix zu Satz 5 steht z B fur b liebt sich selbst die zu Satz 7 8 fur c liebt b Wichtig und instruktiv ist es zwischen den Satzen 1 x yLyx displaystyle forall x exists yLyx und 3 x yLxy displaystyle exists x forall yLxy zu unterscheiden In beiden Fallen wird jeder geliebt im ersten Fall jedoch wird jeder von irgendjemandem geliebt im zweiten Fall wird jeder von ein und demselben Individuum geliebt Zwischen einigen dieser Satze bestehen Folgerungszusammenhange so folgt etwa Satz 1 aus Satz 3 aber nicht umgekehrt Siehe Hasse Diagramm Mit dreistelligen Pradikaten konnen Formeln wie x y z Pxyz displaystyle exists x forall y exists z Pxyz gebildet werden Mit dem Pradikat x will dass y z liebt bedeutet diese Formel Jemand wunscht allen jemanden zu lieben In naturlicher Sprache treten Quantoren in sehr unterschiedlichen Formulierungen auf Oft werden Worter wie alle keine einige oder manche verwendet manchmal ist die Quantifizierung nur aus dem Zusammenhang erkennbar zum Beispiel meint der Satz Menschen sind sterblich in der Regel die Allaussage dass alle Menschen sterblich sind Beispiele Pradikatenlogik Deutsch Pradikatenlogik Deutsch Erklarung x Katze x Saugetier x displaystyle forall x text Katze x Rightarrow text Saugetier x Alle Katzen sind Saugetiere Es kann auch Saugetiere geben die keine Katzen sind aber keine Katzen die keine Saugetiere sind x displaystyle forall x Katze x displaystyle text Katze x displaystyle Rightarrow Saugetier x displaystyle text Saugetier x Fur alle x Gilt x sei eine Katze dann sei x ein Saugetier x Katze x Saugetier x displaystyle forall x text Katze x land text Saugetier x Alles ist eine Katze und ein Saugetier x displaystyle forall x Katze x displaystyle text Katze x displaystyle land Saugetier x displaystyle text Saugetier x Fur alle x gilt x sei eine Katze und x sei ein Saugetier x Stadt x nordlich x Munchen displaystyle exists x text Stadt x land text nordlich x text Munchen Es gibt mindestens eine Stadt nordlich von Munchen x displaystyle exists x Stadt x displaystyle text Stadt x displaystyle land nordlich x Munchen displaystyle text nordlich x text Munchen Es gibt mindestens ein x das ist eine Stadt und nordlich von Munchen liegt x Stadt x nordlich x x displaystyle neg exists x text Stadt x land text nordlich x x Keine Stadt liegt nordlich ihrer selbst x displaystyle neg exists x Stadt x displaystyle text Stadt x displaystyle land nordlich x x displaystyle text nordlich x x Es gibt kein x das eine Stadt ist und nordlich von x liegt x weiblich x vater Tom x mutter Jenny x displaystyle exists x text weiblich x land text vater text Tom x land text mutter text Jenny x Es existiert mindestens eine gemeinsame Tochter von Tom und Jenny x displaystyle exists x weiblich x displaystyle text weiblich x displaystyle land vater Tom x displaystyle text vater text Tom x displaystyle land mutter Jenny x displaystyle text mutter text Jenny x Es gibt mindestens ein x das weiblich ist und Tom als Vater hat und Jenny als Mutter hat x Katzen Katze x displaystyle forall x mathbb Katzen text Katze x Jede Katze ist eine Katze x Katzen displaystyle forall x mathbb Katzen Katze x displaystyle text Katze x Fur Jedes x aus der Menge Katzen displaystyle mathbb Katzen gilt x ist eine Katze x Autos grun x displaystyle neg forall x mathbb Autos text grun x Nicht alle Autos sind grun Es gibt mindestens ein Auto das nicht grun ist Das heisst auch dass es mindestens ein Auto im Diskursuniversum gibt Falls es uberhaupt keine Autos gabe dann ware die All Aussage Alle Autos sind grun wahr die vorliegende Verneinung dieser Aussage somit falsch Es folgt also wiederum dass es ein Auto geben muss displaystyle neg x Autos displaystyle forall x mathbb Autos grun x displaystyle text grun x Nicht fur jedes Auto gilt es sei grun Einige pradikatenlogische AquivalenzenDie Logische Aquivalenz zwischen zwei pradikatenlogischen Aussagen ergibt sich durch den schematischen Austausch von Allquantor und Existenzquantor Im Folgenden exemplarisch einige haufiger gebrauchte pradikatenlogische Aquivalenzen xPx x Px displaystyle neg forall xPx leftrightarrow exists x neg Px Die Verneinung der Aussage Alles ist grun lasst sich wahlweise als Nicht alles ist grun und als Es gibt etwas das nicht grun ist formulieren xPx x Px displaystyle neg exists xPx leftrightarrow forall x neg Px Wenn die Aussage Es gibt etwas das grun ist verneint wird so sind Es gibt nicht ein Ding im Diskursuniversum das grun ist oder Alles im Diskursuniversum ist nicht grun wahr und umgekehrt x Px Qx xPx xQx displaystyle exists x Px lor Qx leftrightarrow exists xPx lor exists xQx Distributivitat des Existenzquantors uber ODER x Px Qx xPx xQx displaystyle forall x Px wedge Qx leftrightarrow forall xPx wedge forall xQx Distributivitat des Allquantors uber UND x P Qx P xQx displaystyle forall x P land Qx leftrightarrow P land forall xQx x P Qx P xQx displaystyle exists x P wedge Qx leftrightarrow P wedge exists xQx xPx Q x Px Q displaystyle exists xPx rightarrow Q leftrightarrow forall x Px rightarrow Q Wenn es ein Beispiel gibt das einen Satz impliziert so wurde jedes Beispiel diesen Satz implizieren P xQx x P Qx displaystyle P rightarrow forall xQx leftrightarrow forall x P rightarrow Qx Wenn ein Satz eine Allaussage impliziert so gilt die Implikation fur jedes einzelne Beispiel Wenn ausgeschlossen wird dass das Diskursuniversum leer ist gelten zudem xPx Q x Px Q displaystyle forall xPx rightarrow Q leftrightarrow exists x Px rightarrow Q P xQx x P Qx displaystyle P rightarrow exists xQx leftrightarrow exists x P rightarrow Qx Arten von PradikatenlogikWenn wie bisher skizziert Quantoren die Leerstellen von Pradikaten binden dann spricht man von Pradikatenlogik erster Stufe oder Ordnung englisch first order logic abgekurzt FOL sie ist sozusagen das Standardsystem der Pradikatenlogik Eine naheliegende Variation der Pradikatenlogik besteht darin nicht nur die Leerstellen von Pradikaten zu binden also nicht nur uber Individuen zu quantifizieren sondern auch Existenz und Allaussagen uber Pradikate zu machen Auf diese Weise kann man Aussagen wie Es gibt ein Pradikat fur das gilt es trifft auf Sokrates zu und Fur jedes Pradikat gilt es trifft auf Sokrates zu oder es trifft nicht auf Sokrates zu formalisieren Zusatzlich zu den individuellen Leerstellen der Pradikate erster Stufe hatte man auf diese Weise Pradikatsleerstellen eingefuhrt die zu Pradikaten zweiter Stufe fuhren zum Beispiel eben zu trifft auf Sokrates zu Von hier ist es nur ein kleiner Schritt zu Pradikaten dritter Stufe in deren Leerstellen Pradikate zweiter Stufe eingesetzt werden konnen und allgemein zu Pradikaten hoherer Stufe Man spricht in diesem Fall daher von Pradikatenlogik hoherer Stufe englisch higher order logic abgekurzt HOL Die formal einfachste Erweiterung der Pradikatenlogik erster Stufe besteht jedoch in der Erganzung um Mittel zur Behandlung von Identitat Das entstehende System heisst Pradikatenlogik der ersten Stufe mit Identitat Zwar lasst sich Identitat in der Pradikatenlogik hoherer Stufe definieren d h ohne Spracherweiterung behandeln doch ist man bestrebt moglichst lange und moglichst viel auf der ersten Stufe zu arbeiten weil es fur diese einfachere und vor allem vollstandige Kalkule gibt d h Kalkule in denen alle in diesem System gultigen Formeln und Argumente hergeleitet werden konnen Fur die Pradikatenlogik hoherer Stufe gilt das nicht mehr d h es ist fur die hohere Stufe nicht moglich mit einem einzigen Kalkul alle gultigen Argumente herzuleiten Umgekehrt kann man Pradikatenlogik der ersten Stufe einschranken indem man sich zum Beispiel auf einstellige Pradikate beschrankt Das aus dieser Einschrankung entstehende logische System die monadische Pradikatenlogik hat den Vorteil entscheidbar zu sein das bedeutet dass es mechanische Verfahren Algorithmen gibt die fur jede Formel bzw fur jedes Argument der monadischen Pradikatenlogik in endlicher Zeit feststellen konnen ob sie bzw ob es gultig ist oder nicht Fur einige Anwendungszwecke ist monadische Pradikatenlogik ausreichend zudem lasst sich die gesamte traditionelle Begriffslogik namentlich die Syllogistik in monadischer Pradikatenlogik ausdrucken Parallel zur bereits thematisierten Unterscheidung pradikatenlogischer Systeme nach ihrer Stufe bzw Ordnung gibt es klassische und nichtklassische Auspragungen Von klassischer Pradikatenlogik bzw allgemein von klassischer Logik spricht man genau dann wenn die beiden folgenden Bedingungen erfullt sind das behandelte System ist zweiwertig d h jede Aussage nimmt genau einen von genau zwei Wahrheitswerten meist wahr und falsch an Prinzip der Zweiwertigkeit und der Wahrheitswert von Aussagen die durch aussagenlogische Junktoren zusammengesetzt sind ist durch die Wahrheitswerte der zusammengesetzten Aussagen eindeutig bestimmt Extensionalitatsprinzip Weicht man von mindestens einem dieser Prinzipien ab dann entsteht nichtklassische Pradikatenlogik Selbstverstandlich ist es auch innerhalb der nichtklassischen Pradikatenlogik moglich sich auf einstellige Pradikate zu beschranken nichtklassische monadische Pradikatenlogik uber Individuen zu quantifizieren nichtklassische Pradikatenlogik der ersten Stufe das System um Identitat zu erweitern nichtklassische Pradikatenlogik der ersten Stufe mit Identitat oder die Quantifikation auf Pradikate auszudehnen nichtklassische Pradikatenlogik hoherer Stufe Ein haufig verwendetes nichtklassisches pradikatenlogisches System ist die modale Pradikatenlogik siehe Modallogik Semantik der Pradikatenlogik Hauptartikel Interpretation Logik Fur jedes pradikatenlogische System kann eine formale Semantik aufgestellt werden Dazu wird eine Interpretationsfunktion definiert eine Funktion im mathematischen Sinn die den Pradikaten der formalen pradikatenlogischen Sprache einen Umfang und den atomaren Satzen einen Wahrheitswert zuordnet Zunachst wird ein Diskursuniversum festgelegt das ist die Gesamtheit der unterscheidbaren Gegenstande Individuen auf die sich die zu interpretierenden pradikatenlogischen Aussagen beziehen sollen Fur die klassische Pradikatenlogik werden dann die einzelnen Sprachelemente folgendermassen interpretiert Individuenkonstanten Jeder Individuenkonstante wird genau ein Element aus dem Diskursuniversum zugeordnet das heisst jede Individuenkonstante benennt genau ein Individuum Einstellige Pradikate Jedem einstelligen Pradikat wird eine Menge von Individuen aus dem Diskursuniversum zugeordnet Auf diese Weise wird festgelegt auf welche Individuen das betroffene Pradikat zutrifft Wird zum Beispiel dem einstelligen Pradikat F displaystyle F die Menge a b c displaystyle a b c zugeordnet dann ist damit festgelegt dass F displaystyle F auf a displaystyle a auf b displaystyle b und auf c displaystyle c zutrifft Mehrstellige Pradikate Jedem n displaystyle n stelligen Pradikat wird eine Menge von n displaystyle n Tupeln von Individuen aus dem Diskursuniversum zugeordnet Aussagen Um den Wahrheitswert von Aussagen bestimmen zu konnen muss die Bewertungsfunktion die Menge aller wohlgeformten Aussagen in die Menge der Wahrheitswerte abbilden also fur jede Aussage der pradikatenlogischen Sprache festlegen ob sie wahr oder falsch ist Dies geschieht in der Regel rekursiv nach folgendem Muster die Bewertungsfunktion wird hier mit B bezeichnet B f displaystyle neg varphi wahr f displaystyle varphi ist hier eine pradikatenlogische Aussage wenn B f displaystyle varphi falsch andernfalls ist B f displaystyle neg varphi falsch Mit anderen Worten Die Verneinung einer falschen Aussage ist wahr die Verneinung einer wahren Aussage ist falsch B f ps displaystyle varphi land psi wahr f ps displaystyle varphi psi sind hier pradikatenlogische Aussagen wenn B f displaystyle varphi B ps displaystyle psi wahr andernfalls ist B f ps displaystyle varphi land psi falsch Mit anderen Worten Eine Konjunktion ist genau dann wahr wenn beide Konjunkte wahr sind andernfalls ist sie falsch Analoge Definitionen werden fur alle anderen Junktoren aufgestellt B f a displaystyle varphi alpha wobei f displaystyle varphi ein einstelliger Pradikatbuchstabe und a displaystyle alpha eine Individuenkonstante ist liefert den Wahrheitswert wahr wenn die Interpretation von a displaystyle alpha ein Element der Interpretation von f displaystyle varphi ist mit anderen Worten wenn das von a displaystyle alpha benannte Individuum unter das Pradikat f displaystyle varphi fallt Andernfalls liefert B f a displaystyle varphi alpha den Wahrheitswert falsch B f a1 an displaystyle varphi alpha 1 dotsc alpha n wobei f displaystyle varphi ein n displaystyle n stelliger Pradikatbuchstabe ist und a1 displaystyle alpha 1 bis an displaystyle alpha n Individuenkonstanten sind liefert den Wahrheitswert wahr wenn das n displaystyle n Tupel a1 an displaystyle langle alpha 1 dotsc alpha n rangle Element der Interpretation des Pradikatbuchstaben f displaystyle varphi ist Andernfalls liefert B f a1 an displaystyle varphi alpha 1 dotsc alpha n den Wahrheitswert falsch B xf x displaystyle forall chi varphi chi wobei x displaystyle chi eine Individuenvariable ist und f x displaystyle varphi chi ein einstelliges Pradikat in dessen ein oder mehrfach vorkommender Leerstelle x displaystyle chi eingetragen ist liefert den Wahrheitswert wahr wenn B f bx displaystyle varphi left beta over chi right den Wahrheitswert wahr liefert unabhangig davon fur welches Individuum b displaystyle beta steht Dabei ist b displaystyle beta eine Individuenkonstante die nicht in f x displaystyle varphi chi vorkommt und f bx displaystyle varphi left beta over chi right ist der Ausdruck der entsteht wenn man in f x displaystyle varphi chi jedes Vorkommnis der Individuenvariable x displaystyle chi durch die Individuenkonstante b displaystyle beta ersetzt Andernfalls ist B xf x displaystyle forall chi varphi chi falsch Mit anderen Worten B xf x displaystyle forall chi varphi chi ist genau dann wahr wenn f displaystyle varphi tatsachlich auf alle Individuen des Diskursuniversums zutrifft B xf x displaystyle exists chi varphi chi wobei x displaystyle chi eine Individuenvariable ist und f x displaystyle varphi chi ein einstelliges Pradikat in dessen ein oder mehrfach vorkommender Leerstelle x displaystyle chi eingetragen ist liefert den Wahrheitswert wahr wenn f displaystyle varphi auf mindestens ein Individuum aus dem Diskursuniversum zutrifft das heisst wenn es moglich ist einer in f displaystyle varphi nicht vorkommenden Individuenkonstante b displaystyle beta ein Individuum aus dem Diskursuniversum derart zuzuordnen dass B f bx displaystyle varphi left beta over chi right den Wahrheitswert wahr liefert AlternativenVor dem Aufbluhen von Aussagenlogik und Pradikatenlogik dominierte die Begriffslogik in Gestalt der von Aristoteles entwickelten Syllogistik und darauf aufbauender relativ moderater Erweiterungen Zwei in den 1960er Jahren in der Tradition der Begriffslogik entwickelte Systeme werden von ihren Vertretern als der Pradikatenlogik gleichmachtig Freytag bzw sogar uberlegen Sommers bezeichnet haben aber in der Fachwelt wenig Resonanz gefunden Die Gesetze der Pradikatenlogik gelten nur dann wenn der Bereich der untersuchten Individuen nicht leer ist d h wenn es uberhaupt mindestens ein Individuum welcher Art auch immer gibt Eine Modifikation der Pradikatenlogik die dieser Existenzvoraussetzung nicht unterliegt ist die AnwendungPradikatenlogiken sind von zentraler Bedeutung fur verschiedene Grundlegungen der Mathematik Daneben gibt es einige konkrete Anwendungen in der Informatik Sie spielt in der Konzeption und Programmierung von Expertensystemen und in der kunstlichen Intelligenz eine Rolle Logische Programmiersprachen basieren zu Teilen auf oft eingeschrankten Formen der Pradikatenlogik Eine Form der Wissensreprasentation kann mit einer Sammlung von Ausdrucken in Pradikatenlogik erfolgen Der Relationenkalkul eine der theoretischen Grundlagen von Datenbankabfragesprachen wie etwa SQL bedient sich ebenfalls der Pradikatenlogik als Ausdrucksmittel In der Linguistik speziell der formalen Semantik werden Formen der Pradikatenlogik zur Reprasentation von Bedeutung angewendet Spezielle Arten Erweiterungen und SystemeArten und Erweiterungen Arten und Erweiterungen der Pradikatenlogik sind in folgenden vertiefenden Einzelartikeln beschrieben Klassische Pradikatenlogik und ihre Erweiterungen Pradikatenlogik erster Stufe Pradikatenlogik zweiter Stufe Pradikatenlogik hoherer StufeNichtklassische Erweiterungen der Pradikatenlogik Modallogik modale Pradikatenlogik Temporale LogikKalkule fur pradikatenlogische Systeme Kalkule fur pradikatenlogische Systeme werden in folgenden weiterfuhrenden Einzelartikeln angegeben Hilbertkalkule axiomatischer Kalkul Systeme naturlichen Schliessens zum Beispiel der Fitch Kalkul Sequenzenkalkule Baumkalkule Resolution Logik Existential Graphs Dialogische LogikSiehe auchKonjunktive AnfrageLiteraturEinfuhrungen Jon Barwise John Etchemendy Sprache Beweis und Logik Band 1 Aussagen und Pradikatenlogik Mentis Paderborn 2005 ISBN 3 89785 440 6 Jon Barwise John Etchemendy Sprache Beweis und Logik Band 2 Anwendungen und Metatheorie Mentis Paderborn 2006 ISBN 3 89785 441 4 Benson Mates Elementare Logik Pradikatenlogik der ersten Stufe Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1997 ISBN 3 525 40541 3 Wesley C Salmon Logik Reclam Universal Bibliothek Stuttgart 1983 ISBN 3 15 007996 9 Zur Geschichte Karel Berka Lothar Kreiser Logik Texte Kommentierte Auswahl zur Geschichte der modernen Logik 4 Auflage Akademie Verlag Berlin 1986 William Kneale Martha Kneale The Development of Logic Clarendon Press 1962 ISBN 0 19 824773 7 Standardwerk zur Geschichte der Logik englisch WeblinksWiktionary Pradikatenlogik Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Uschi Robers Formale Darstellung der Pradikatenlogik Technische Universitat Dortmund Klaus Dethloff Christian Gottschall Einfuhrung in die Pradikatenlogik Universitat Wien Video Pradikatenlogik Padagogische Hochschule Heidelberg PHHD 2012 zur Verfugung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek TIB doi 10 5446 19823 EinzelnachweiseEric M Hammer Semantics for Existential Graphs In Journal of Philosophical Logic Volume 27 Issue 5 Oktober 1998 S 489 Development of first order logic independently of Frege anticipating prenex and Skolem normal forms Es gibt Erweiterungen der klassischen Pradikatenlogik die Definitionslucken fur Satzfunktionen vorsehen oder zusatzliche Wahrheitswerte um beispielsweise vagen Begriffen der naturlichen Sprache gerecht zu werden Liste aller Formeln mit dreistelligen Pradikaten auf Wikiversity S 4 in http www2 informatik uni hamburg de wsv teaching vorlesungen FGI1SoSe14 PL Syntax Semantik pdf S 4 in http www2 informatik uni hamburg de wsv teaching vorlesungen FGI1SoSe14 PL Syntax Semantik pdf free logic in der englischsprachigen WikipediaNormdaten Sachbegriff GND 4046974 8 GND Explorer lobid OGND AKS